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Bindungsenergie muss aufgebracht werden um ein gebundenes System aus zwei oder mehr Bestandteilen beispielsweise ein Molekul ein Atom einen Atomkern oder auch einen ganzen Himmelskorper oder Galaxienhaufen die durch Anziehungskrafte zusammengehalten werden in seine Bestandteile zu zerlegen Eine ebenso grosse Energie wird freigesetzt wenn sich das gebundene System aus den Einzelteilen bildet Manchmal wird unter Bindungsenergie nicht diese Energiemenge selbst sondern die Anderung des Energieinhalts des Systems verstanden wenn seine Teile sich miteinander verbinden dann hat sie den gleichen Betrag ist aber negativ So ist z B die in der Chemie gebrauchliche Reaktionsenthalpie D H displaystyle Delta H negativ wenn bei der Reaktion Energie frei wird Die Bezeichnung Bindungsenergie ist ein gangiger Fachausdruck aber sprachlich etwas unglucklich gewahlt Sie fuhrt besonders mit einem nachfolgenden Genitiv wie z B Bindungsenergie des Uran Atomkerns oder des ATP Molekuls leicht zu dem Missverstandnis es handele sich um einen Energiebetrag der in dem gebundenen System vorhanden ist und aus ihm freigesetzt werden kann Richtig ist wie oben gesagt das Gegenteil Die Bindungsenergie ist bereits bei der Bildung des gebundenen Systems freigesetzt und abgegeben worden ist also nun nicht mehr verfugbar Inhaltsverzeichnis 1 Veranschaulichung 2 Chemie 3 Atomphysik 4 Kernphysik 5 Gravitation 5 1 Bindungsenergie einer homogenen Kugel 5 2 Allgemeine Relativitatstheorie 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVeranschaulichung BearbeitenWenn beispielsweise der Abstand zweier Dauermagnete hinreichend gering ist ziehen sie einander an und bewegen sich aufeinander zu Augenblicke vor dem Zusammenstoss besitzen beide Magnete ihre hochste kinetische Energie welche dann in Schallenergie und Warme umgewandelt wird Um die Magnete wieder voneinander zu trennen muss die Bindungsenergie aufgebracht werden Sie stimmt vom Betrag her mit der insgesamt vorher freigesetzten Energie uberein Chemie Bearbeiten Hauptartikel Bindungsenergie Chemie Die chemische Bindungsenergie ist das Mass fur die Starke einer kovalenten Bindung Die molare Bindungsenergie von Ionenkristallen wird unter Gitterenergie und Gitterenthalpie beschrieben Bindungsenergien zwischen Atomen liegen bei Molekulen zwischen 200 und 700 kJ mol 1 2 bis 7 eV pro Bindung Besonders geringe Bindungsenergien beobachtet man bei Wasserstoffbruckenbindungen Sie sind mit nur 17 bis 167 kJ mol 1 0 18 bis 1 7 eV pro Bindung deutlich schwacher als die Bindungskraft innerhalb eines Molekuls Atomphysik BearbeitenIn der Atomphysik wird als Bindungsenergie die Energie bezeichnet die zum Zerlegen eines Atoms Ions in ein anderes Ion und ein Elektron notig ist Sie kommt durch die elektrische Anziehung zwischen Elektron und Atomkern zustande Beim Einfangen eines Elektrons wird der gleiche Energiebetrag frei Chemiker bevorzugen anstelle von Bindungsenergie oft den Terminus Ionisierungsenergie Besonders geringe Bindungsenergien besitzen die Valenzelektronen der ersten Hauptgruppe von 13 6 eV beim Wasserstoffatom uber 5 14 eV fur Natrium bis 3 9 eV fur Caesium Je hoher geladen ein Ion wird desto hoher wird auch die Bindungsenergie der verbliebenen Elektronen So betragen die zweite und dritte Ionisierungsenergie bei Natrium schon 47 beziehungsweise 72 eV 2 Um ein Elektron aus einem ungeladenen Festkorper zu entfernen muss Energie aufgewendet werden die als Austrittsarbeit bezeichnet wird Sie ist oft erheblich geringer als die Bindungsenergie im isolierten Atom und betragt z B beim Caesium nur 2 14 eV Ihr Wert lasst sich durch den Schottky Effekt verringern Die Austrittsarbeit ist z B beim Edison Richardson Effekt Sekundarelektronenvervielfacher Sekundarelektronenmikroskop und photoelektrischen Effekt von Bedeutung Auch bei einem gleichrichtenden Metall Halbleiter Ubergang wie in der Schottky Diode mussen Elektronen die Schottky Barriere uberwinden diese liegt meist zwischen 0 5 und 0 9 eV Die Bandlucke im Bandermodell eines Halbleiters entspricht der Bindungsenergie eines Elektrons im Valenzband Manchmal ist mit Bindungsenergie diejenige des gesamten Atoms also nicht nur die eines einzelnen Elektrons gemeint Wir bezeichnen mit E b displaystyle E mathrm b nbsp die Bindungsenergie aller Elektronen der Hulle eines Atoms Sie ist gleich der Differenz der Energieaquivalente der Summe aller Massen ohne Bindung und des Energieaquivalents der Masse des neutralen Atoms E b m K Z m e m A c 2 displaystyle E mathrm b m mathrm K Z cdot m e m mathrm A cdot c 2 nbsp Dabei bedeuten m K displaystyle m mathrm K nbsp die Kernmasse des Atoms Z displaystyle Z nbsp seine Ordnungszahl m e displaystyle m text e nbsp die Masse eines Elektrons m A displaystyle m mathrm A nbsp die Masse des neutralen Atoms c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit Die gesamte Bindungsenergie E b displaystyle E mathrm b nbsp der Elektronenhulle kann nicht leicht im Experiment gemessen werden Man ist stattdessen weitgehend auf theoretische Abschatzungen 3 angewiesen Fur Uran Isotope 92U also Z 92 displaystyle Z 92 nbsp zum Beispiel ergibt sich aus Rechnungen eine totale elektronische Bindungsenergie von etwa 760 keV 4 Zum Vergleich sei daran erinnert dass das Energieaquivalent der Masse eines Elektrons 511 keV betragt Kernphysik Bearbeiten nbsp Mittlere Atomkernbindungsenergie pro Nukleon in Abhangigkeit von der Anzahl der Nukleonen im Atomkern fur alle bekannten Nuklide nach AME2016In der Kernphysik bedeutet Bindungsenergie meist die gesamte Bindungsenergie Das ist die Energiemenge die aufgewandt werden muss um den Atomkern vollstandig in seine Nukleonen zu zerlegen 5 Die Bindungsenergie kann sich auch auf ein einzelnes Nukleon beziehen und wird dann genauer als Ablose oder Abtrennarbeit des betreffenden Teilchens bezeichnet Umgekehrt wird eine ebenso grosse Energie frei wenn das Teilchen wieder gebunden wird bzw samtliche Nukleonen sich zu einem Kern vereinigen Die Bindung kommt durch die anziehende Kraft der starken Wechselwirkung zwischen benachbarten Nukleonen zustande Diese uberwiegt die gegenseitige Coulomb Abstossung der elektrisch positiv geladenen Protonen im Kern Die maximale Bindungsenergie pro Nukleon wird bei Nickel 62 6 erreicht Die geringere Bindungsenergie pro Nukleon ausserhalb dieses Maximums ist anschaulich verstandlich Leichtere Kerne haben einen grosseren Bruchteil ihrer Nukleonen an der Oberflache wo sie weniger bindende Nachbarn haben Bei schwereren Kernen beginnt die abstossende Coulombkraft aller Protonen mit ihrer langen Reichweite die starke aber kurzreichweitige anziehende Kraft der nachsten Nachbarn zu uberwiegen Daher kann im Gebiet der leichten Kerne durch Kernverschmelzung Kernfusion im Gebiet der schweren Kerne aber durch Kernspaltung technisch nutzbare Energie gewonnen werden Der generelle Verlauf der Bindungsenergie von Atomkernen kann im Tropfchenmodell mit der Bethe Weizsacker Formel modelliert werden Zur Erklarung der kleinen Abweichungen Zacken in der Graphik ist das Schalenmodell heranzuziehen Die Bindung ist wegen der Aquivalenz von Masse und Energie mit einem Massendefekt verbunden Der gebundene Kern hat zwischen 0 1 Deuteron und 0 9 Ni 62 weniger Masse als alle seine Nukleonen zusammengenommen Aus einer genauen Bestimmung der Masse M displaystyle M nbsp eines Atoms lasst sich daher die Bindungsenergie E B displaystyle E text B nbsp des Kerns ableiten E B Z A Z m p Z m e A Z m n m A Z c 2 displaystyle E text B Z A left Z cdot m text p Z cdot m text e A Z cdot m text n m A Z right cdot c 2 nbsp Dabei ist m A Z displaystyle m A Z nbsp die Masse des Atoms A displaystyle A nbsp seine Massenzahl Z displaystyle Z nbsp seine Ordnungszahl m p displaystyle m text p nbsp die Masse eines freien Protons m e displaystyle m text e nbsp die Masse eines Elektrons m n displaystyle m text n nbsp die Masse eines freien Neutrons c displaystyle c nbsp die Lichtgeschwindigkeit Die Bindungsenergie kurzlebiger Kerne lasst sich beispielsweise durch Messung der Energien ihrer Zerfallsprodukte bestimmen Gravitation BearbeitenDie gravitative Bindungsenergie ist diejenige Energie die benotigt wird um einen durch Gravitation zusammengehaltenen Korper z B die Erde in sehr viele winzige Bestandteile zu zerlegen und diese unendlich weit voneinander zu entfernen Umgekehrt wird die gleiche Energiemenge freigesetzt wenn sich diese Bestandteile zu einem gravitativ gebundenen Korper zusammenfugen Dies geschieht beim Kollaps einer Gaswolke zu einem kompakteren Himmelskorper etwa einem Stern s auch Jeans Kriterium und fuhrt zu einer Erwarmung der Wolke Bindungsenergie einer homogenen Kugel Bearbeiten Die Bindungsenergie E displaystyle E nbsp ergibt sich aus der Uberlegung die Kugel schichtweise aufzubauen indem aus dem Unendlichen kommende Materie angefugt wird Hat die Kugel einen Radius r displaystyle r nbsp erreicht ist ihr Volumen V r 4 p 3 r 3 displaystyle V r frac 4 pi 3 r 3 nbsp und bei konstanter Dichte r displaystyle rho nbsp ihre Masse M r r V r 4 p 3 r r 3 displaystyle M r rho V r frac 4 pi 3 rho r 3 nbsp Sie erzeugt im Aussenraum r gt r displaystyle r gt r nbsp das Gravitationspotential F r r G M r r displaystyle Phi r r frac G M r r nbsp Die nachste Schicht der Dicke d r displaystyle mathrm d r nbsp bedeckt die Oberflache A r 4 p r 2 displaystyle A r 4 pi r 2 nbsp und hat bei gleicher Dichte die Masse d m r A r d r 4 p r r 2 d r displaystyle mathrm d m rho A r mathrm d r 4 pi rho r 2 mathrm d r nbsp Die dabei freiwerdende Energie ist d E F r r d m G r 4 p 3 r r 3 4 p r r 2 d r 16 p 2 3 G r 2 r 4 d r displaystyle mathrm d E Phi r r mathrm d m frac G r cdot frac 4 pi 3 rho r 3 cdot 4 pi rho r 2 mathrm d r frac 16 pi 2 3 G rho 2 r 4 mathrm d r nbsp Baut man so Schicht fur Schicht eine Kugel mit Radius R displaystyle R nbsp und Masse M M R displaystyle M M R nbsp zusammen so wird insgesamt die folgende Bindungsenergie frei E 0 R d E d r d r 16 p 2 3 G r 2 0 R r 4 d r 16 p 2 3 G r 2 1 5 R 5 3 5 G R 4 p R 3 3 r 2 3 5 G M 2 R displaystyle E int 0 R frac mathrm d E mathrm d r mathrm d r frac 16 pi 2 3 G rho 2 int 0 R r 4 mathrm d r frac 16 pi 2 3 G rho 2 frac 1 5 R 5 frac 3 5 frac G R left frac 4 pi R 3 3 rho right 2 frac 3 5 frac GM 2 R nbsp Die Bindungsenergie betragt also E 3 G M 2 5 R displaystyle E frac 3 G M 2 5 R nbsp Eine homogene Kugel mit Masse und Radius der Erde besasse nach dieser Formel eine gravitative Bindungsenergie von etwa 2 24 1032 J Die Erde ist allerdings keine Kugel homogener Dichte der Erdkern hat eine fast doppelt so hohe Dichte wie der Erdmantel Aus der Dichteverteilung im Erdinnern nach dem Preliminary Reference Earth Model PREM errechnet sich die Bindungsenergie der Erde daher etwas grosser namlich zu 2 489 1032 J Allgemeine Relativitatstheorie Bearbeiten Nach der Allgemeinen Relativitatstheorie berechnet sich die Bindungsenergie im Gravitationspotential mit dem Shapirofaktor s aus der Ruheenergie m im Nullpotential s 1 r s r 1 2 M G c 2 r displaystyle sigma sqrt 1 rs r sqrt 1 frac 2MG c 2 r nbsp E B c 2 m c 2 M 1 s c 2 m displaystyle E text B c 2 m c 2 M 1 sigma c 2 m nbsp Fur eine Hohlkugel mit Radius r ergibt sich dann die Eigenbindungsenergie aus der gemessenen Masse M E B c 2 m c 2 M c 2 M 1 1 2 G M c 2 r 1 displaystyle E text B c 2 m c 2 M c 2 M left frac 1 sqrt 1 tfrac 2GM c 2 r 1 right nbsp Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bindungsenergie Kernphysik Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikibooks Tabellensammlung Chemie Enthalpie und Bindungsenergie Lern und Lehrmaterialien Was ist Bindungsenergie aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 12 Mai 2004 Einzelnachweise Bearbeiten George A Jeffrey An Introduction to Hydrogen Bonding Oxford University Press 1997 ISBN 0 19 509549 9 Eigenschaften von Natriumatomen bei webelements com Keh Ning Huang et al Neutral atom electron binding energies from relaxed orbital relativistic Hartree Fock Slater calculations 2 Z 106 In Atomic Data and Nuclear Data Tables Band 18 Nr 3 1976 S 243 291 doi 10 1016 0092 640X 76 90027 9 Georges Audi A Lecture on the Evaluation of Atomic Masses 2004 S 11 31 S in2p3 fr PDF abgerufen am 11 Januar 2017 Wolfgang Demtroder Experimentalphysik 4 Kern Teilchen und Astrophysik Springer DE 2009 ISBN 3 642 01597 2 S 26 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche M P Fewell The atomic nuclide with the highest mean binding energy In American Journal of Physics Band 63 Nr 7 1995 S 653 658 doi 10 1119 1 17828 bibcode 1995AmJPh 63 653F englisch Darin wird auch dargestellt wie die falsche aber immer noch verbreitete Zuschreibung der festesten Bindung zu Eisen 56 entstanden sein konnte Tatsachlich ist Ni 62 pro Nukleon um 0 04 fester gebunden Normdaten Sachbegriff GND 4145565 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bindungsenergie amp oldid 237089826