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Das Tropfchenmodell beschreibt auf halb empirische makroskopische Art einen Atomkern wie einen Flussigkeitstropfen Die Grundidee entwickelte George Gamow 1 1935 stellte Carl Friedrich von Weizsacker seine darauf beruhende Bethe Weizsacker Massenformel 1936 vorgestellt und weiterentwickelt von Hans Bethe 2 fur Atomkerne vor die mit den beobachteten Massen gut ubereinstimmt 3 1936 entwickelte Niels Bohr das Tropfchenmodell weiter Compoundkernreaktion als moglicher Mechanismus von Kernreaktionen 4 Lise Meitner und Otto Frisch nutzten das Tropfchenmodell 1939 zur ersten Erklarung der Kernspaltung und der dabei frei werdenden Kernenergie 5 Wichtige theoretische Ergebnisse erzielte die Arbeit von Niels Bohr und John Archibald Wheeler 6 Ebenfalls lieferte Enrico Fermi weitere Beitrage 7 Das Tropfchenmodell beschreibt in guter Ubereinstimmung mit den gemessenen Werten die Bindungsenergien der Kerne Die Grundannahme dabei ist dass es zwischen den Bestandteilen eines Kerns Nukleonen also Protonen und Neutronen eine starke anziehende Kernkraft gibt die aber eine so kurze Reichweite hat dass sie nur zwischen jeweils direkt benachbarten Nukleonen wirkt Daraus ergibt sich dass die Massendichte in allen Atomkernen weitgehend gleich ist man kann sie also wie eine inkompressible Flussigkeit betrachten nur dass die Dichte der Kerne 1014 mal so gross ist wie die von Wasser Die kurze Reichweite der Kernkraft fuhrt auch dazu dass Nukleonen an der Kernoberflache schwacher gebunden sind als im Kerninnern Dies fuhrt zu einer Oberflachenspannung Diese beiden Aspekte der Kernmaterie Inkompressibilitat und Oberflachenspannung bedingen die Ahnlichkeit mit einem Flussigkeitstropfen Die gegenseitige elektrische Abstossung der Protonen die Coulombkraft ist selbst zwischen benachbarten Protonen schwacher als die anziehende Kernkraft hat aber eine lange Reichweite und erfasst daher von einem Proton aus alle anderen Protonen eines Kerns Daher sind grosse Kerne umso weniger stabil je mehr Protonen sie enthalten So sind Kerne die mehr als 82 Protonen enthalten instabil also radioaktiv Da aufgrund der genauen Gegebenheiten auch Kerne mit 43 und 61 Protonen instabil sind existieren genau 80 verschiedene stabile chemische Elemente Weitere 13 radioaktive Elemente kommen wegen ihrer langen Halbwertzeit auf der Erde naturlich vor wobei die maximale Protonenzahl 94 ist Das Modell berucksichtigt nicht die Schalenstruktur des Atomkerns und zeigt Schwachen bei den magischen Zahlen 8 Als eine Weiterentwicklung des klassischen Modells ist z B das Finite range droplet model FRDM zu erwahnen 9 10 Das Tropfchenmodell gibt auch Anlass zur mathematischen Forschung 11 Literatur BearbeitenSiehe auch Kernphysik G Gamow C L Critchfield Theory of Atomic Nucleus and Nuclear Energy Sources The International Series of Monographs on Physics Oxford University Press Clarendon Press 1949 englisch archive org C F von Weizsacker Die Atomkerne Physik und Chemie und ihre Anwendungen in 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