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Ein Compoundkern engl compound nucleus zusammengesetzter Kern oder Zwischenkern ist ein instabiler kurzlebiger Atomkern der bei manchen Kernreaktionen entsteht Zwischenkernreaktion Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 2 Auftreten 3 Geschichtliches 4 EinzelnachweisEigenschaften BearbeitenDer Compoundkern entsteht durch vollstandige Vereinigung des Projektilteilchens z B Proton Neutron Alphateilchen mit dem getroffenen Kern Targetkern Durch den Gewinn an Bindungsenergie befindet er sich in einem angeregten Zustand hoher Energie und kann einen hohen Gesamtdrehimpuls haben Nach einer Lebensdauer von etwa 10 19 bis 10 15 s zerfallt er dann in zwei oder mehr Kerne oder Teilchen oder es bleibt beim Einfang des Projektilteilchens und die hinzugewonnene Bindungsenergie wird als Gammaquant abgestrahlt 1 Der Zerfall ist nicht davon abhangig auf welchem Wege der Zwischenkern entstanden ist Beispielsweise sind wenn es mehrere Zerfallskanale gibt deren Haufigkeitsanteile Verzweigungsverhaltnisse stets gleich Dies konnte experimentell an Fallen bestatigt werden wo gleiche Zwischenkerne auf verschiedenen Reaktionswegen erzeugt wurden Anschaulich gesagt hat der Zwischenkern bei seinem Zerfall abgesehen von Erhaltungsgrossen wie Energie Drehimpuls und Paritat schon vergessen wie er entstanden ist Dem entspricht es dass selbst eine Lebensdauer von 10 19 s noch viel langer ist als die Zeit die das Projektil zum Durchqueren des Targetkerns brauchte 1 Im einfachsten Fall im Endzustand nur zwei Kerne Teilchen kann die Kernreaktion also wie folgt geschrieben werden a X Y Z b displaystyle a X rightarrow Y rightarrow Z b nbsp Dabei bedeuten a displaystyle a nbsp einfallendes Teilchen Projektil X displaystyle X nbsp Targetkern Y displaystyle Y nbsp Compoundkern der Stern deutet den hohen Anregungszustand an Z displaystyle Z nbsp Restkern b displaystyle b nbsp emittiertes TeilchenDie Winkelverteilungen der Produkte im Schwerpunktsystem sind als Folge der Drehimpulserhaltung immer spiegelsymmetrisch zur 90 Richtung Findet man eine solche Winkelverteilung ist dies daher ein Hinweis auf diesen Reaktionsmechanismus Der Zwischenkern kann auch in denselben Kanal zuruck zerfallen aus dem er gebildet wurde alsoa X Y X a displaystyle a X rightarrow Y rightarrow X a nbsp Dieser Vorgang ist im Endeffekt eine einfache elastische Streuung Da er aber hier durch den Zwischenkern vermittelt wurde spricht man von compoundelastischer Streuung Auftreten BearbeitenDas Zwischenkern Reaktionsmodell ist vor allem bei Projektilenergien anwendbar die deutlich unter der Bindungsenergie eines Nukleons im Targetkern im Mittel ca 9 MeV liegen Ausserdem findet die Absorption a X Y bevorzugt dann statt ihr Wirkungsquerschnitt ist also besonders gross wenn die Projektilenergie so gewahlt wird dass in dem moglichen Zwischenkern Y gerade eines seiner Energieniveaus im Kontinuum erreicht wird wenn es also zu einer Resonanz kommt Erkennbar ist dies an einem Maximum der Anregungsfunktion mit einer Form nach der Breit Wigner Formel Ein Hinweis auf Zwischenkernbildung ist es daher wenn relativ schmale Resonanzen beobachtet werden denn schmale Resonanzen entsprechen nach der Heisenbergschen Unscharferelation einer langen mittleren Lebensdauer siehe auch Zerfallsbreite Reaktionen wie die induzierte Kernspaltung die zweite Phase Kernverdampfung einer Spallation und Teilcheneinfang Reaktionen mit Gamma Emission konnen ebenfalls nach dem Zwischenkernmodell verstanden werden 1 Auch die als Quelle schneller Neutronen und als Energiequelle genutzte Deuterium Tritium Fusionsreaktion verlauft uber einen Helium 5 Zwischenkernzustand Geschichtliches BearbeitenDas Compoundkern Reaktionsmodell wurde von Niels Bohr 1936 vorgeschlagen Die weitere Entwicklung der Kernphysik hat spater andere Reaktionsmodelle hervorgebracht die besonders bei hoheren Projektilenergien zur Erklarung der Beobachtungen notig sind Einzelnachweis Bearbeiten a b c K Bethge G Walter B Wiedemann Kernphysik 2 Auflage Springer 2001 S 196 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Compoundkern amp oldid 216109203