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Dieser Artikel behandelt das Neutron in der Physik Zum gleichnamigen Hauptcharakter einer Zeichentrickserie siehe Jimmy Neutron zur gleichnamigen Tragerrakete siehe Rocket Lab Neutron Das Neutron ˈnɔɪ trɔn Plural Neutronen nɔɪ ˈtroːnen ist ein elektrisch neutrales Baryon mit dem Formelzeichen n displaystyle mathrm n Es ist neben dem Proton Bestandteil fast aller Atomkerne und somit der uns vertrauten Materie Neutron und Proton gemeinsam Nukleonen genannt gehoren als Baryonen zu den Fermionen und den Hadronen Neutron n KlassifikationFermionHadronBaryonNukleonEigenschaften 1 elektrische Ladung neutralMasse 1 008 664 915 95 49 u1 674 927 498 04 95 10 27 kg1838 683 661 73 89 meRuheenergie 939 565 420 52 54 MeVquadratischerLadungsradius 0 1155 17 fm2Compton Wellenlange 1 319 590 905 81 75 10 15 mmagnetisches Moment 9 662 3651 23 10 27 J T 1 913 042 73 45 mNg Faktor 3 826 085 45 90 gyromagnetischesVerhaltnis 1 832 471 71 43 108 s 1 T 1SpinParitat Isospin Iz mittlere Lebensdauer 878 4 5 s 2 Wechselwirkungen starkschwachelektromagnetischGravitationValenzquarks 1 Up 2 DownWenn ein Neutron nicht in einem Atomkern gebunden ist man nennt es dann auch frei ist es instabil allerdings mit vergleichsweise langer mittlerer Lebensdauer von 878 s dies entspricht einer Halbwertszeit von ca 610 Sekunden Es wandelt sich durch Betazerfall um in ein Proton ein Elektron und ein Elektron Antineutrino Freie Neutronen finden in Form von Neutronenstrahlung Verwendung Sie sind entscheidend wichtig in Kernreaktoren Inhaltsverzeichnis 1 Physikalische Beschreibung 1 1 Elementare Eigenschaften 1 2 Elementare Wechselwirkungen 1 3 Zerfall und Lebensdauer 2 Neutronen als Bestandteile von Atomkernen 2 1 b und b Zerfall von Atomkernen 3 Freie Neutronen 3 1 Erzeugung 3 2 Nachweis 3 3 Klassifizierung 3 3 1 Kalte und heisse Neutronen 3 3 2 Monochromatische Neutronen 3 4 Wirkung von Neutronenstrahlen 3 4 1 Typische von Neutronen ausgeloste Prozesse 3 4 2 Wirkungen auf Materie 3 5 Anwendungen 4 Entdeckung und Erforschung 5 Literatur 5 1 Fachartikel 5 2 Sachartikel und Andere 5 3 Monographien 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePhysikalische Beschreibung BearbeitenElementare Eigenschaften Bearbeiten Das Neutron tragt keine elektrische Ladung daher der Name aber ein magnetisches Moment von 1 91 Kernmagnetonen Seine Masse betragt rund 1 675 10 27 kg 1 008 665 u Es ist als Baryon aus drei Quarks zusammengesetzt einem up Quark und zwei down Quarks Formel udd Das Neutron hat den Spin 1 2 und ist damit ein Fermion Als zusammengesetztes Teilchen ist es raumlich ausgedehnt mit einem Durchmesser von ca 1 7 10 15 m Der mittlere quadratische Ladungsradius betragt r2 0 1155 17 fm2 2 Diesen von null verschiedenen negativen Wert kann man so interpretieren dass die negativ geladenen down Quarks im Mittel etwas weiter vom Zentrum entfernt sind als das up Quark Das Antiteilchen des Neutrons ist das Antineutron das erstmals 1956 von Bruce Cork am Bevatron bei Proton Proton Stossen nachgewiesen wurde Ein kurzlebiges beobachtbares aber nicht gebundenes System aus zwei Neutronen ist das Dineutron Elementare Wechselwirkungen Bearbeiten Das Neutron unterliegt allen in der Physik bekannten vier Wechselwirkungen der Gravitationskraft der starken der elektromagnetischen und der schwachen Wechselwirkung Die starke Wechselwirkung genauer die Kernkraft eine Art Restwechselwirkung der zwischen den Quarks wirkenden starken Wechselwirkung ist dafur verantwortlich dass Neutronen in Kernen gebunden sind und bestimmt auch das Verhalten von Neutronen bei Stossen mit Atomkernen Das Neutron ist zwar elektrisch neutral und unterliegt damit nicht der elektrostatischen Anziehung oder Abstossung aber aufgrund seines magnetischen Moments trotzdem der elektromagnetischen Wechselwirkung Diese Tatsache sowie die raumliche Ausdehnung sind klare Indizien dafur dass das Neutron ein zusammengesetztes Teilchen ist Die schwache Wechselwirkung ist verantwortlich fur den Betazerfall des freien s unten Neutrons in ein Proton ein Elektron und ein Elektron Antineutrino Zerfall und Lebensdauer Bearbeiten Das Neutron hat mit 939 6 MeV eine um 1 3 MeV 0 14 grossere Ruheenergie als das Proton Es zerfallt falls es nicht in einem Atomkern gebunden ist als Beta Minus Strahler b Strahler in ein Proton ein Elektron und ein Elektron Antineutrino n p e n e 0 78 M e V displaystyle mathrm n rightarrow mathrm p mathrm e bar nu e 0 78 mathrm MeV nbsp Die mittlere Lebensdauer des Neutrons betragt etwa 878 Sekunden 2 knapp 15 Minuten dies entspricht einer Halbwertszeit von etwa 610 Sekunden Das ist die mit Abstand grosste Halbwertszeit aller instabilen Hadronen Sie ist schwierig zu messen denn ein in normaler materieller Umgebung auch in Luft freigesetztes Neutron wird meist in Sekundenbruchteilen wieder von einem Atomkern absorbiert erlebt seinen Zerfall also nicht Dementsprechend ist der Zerfall bei praktischen Anwendungen bedeutungslos und das Neutron kann dafur als stabiles Teilchen angesehen werden 3 Grundlagenphysikalisch ist der Zerfall jedoch interessant In einer fruhen Phase des Universums machten freie Neutronen einen bedeutenden Teil der Materie aus man kann die Entstehung besonders der leichten Elemente und deren Isotopenverteilung besser nachvollziehen wenn die Lebensdauer des Neutrons genau bekannt ist Ausserdem erhofft man sich ein besseres Verstandnis der schwachen Wechselwirkung Die Lebensdauer des Neutrons kann mit Hilfe zweier verschiedener Methoden bestimmt werden mit der Strahl Methode die 888 0 2 0 s ergibt und der Flaschen Methode die 879 6 0 6 s nach neueren Messungen 877 7 0 8 s 2018 4 bzw 877 75 0 38 s 2021 5 ergibt Mit Verbesserung der Messmethoden ist dieser Unterschied von ca 1 den man anfangs fur einen Messfehler hielt immer signifikanter geworden und liegt mittlerweile bei etwas mehr als 4 s 6 7 Die Ursache ist unbekannt Neutronen als Bestandteile von Atomkernen BearbeitenMit Ausnahme des haufigsten Wasserstoffisotops Protium 1H dessen Atomkern nur aus einem einzelnen Proton besteht enthalten alle Atomkerne sowohl Protonen als auch Neutronen Atome mit gleicher Protonenanzahl aber unterschiedlicher Neutronenanzahl heissen Isotope Die Teilchenarten Proton und Neutron werden zusammenfassend Nukleonen von lateinisch nucleus Kern genannt b und b Zerfall von Atomkernen Bearbeiten Hauptartikel Betastrahlung Wie stark ein Atomkern gebunden ist hangt von der Zahl der Protonen Z und Neutronen N vor allem aber vom Verhaltnis dieser Zahlen ab Bei leichteren Kernen ist die Bindung bei etwa gleicher Anzahl N Z 1 am starksten z B ist bei der Massenzahl 40 der stabilste Kern 40Ca mit je 20 Protonen und Neutronen bei grossen Massenzahlen verschiebt sich das Verhaltnis bis hin zu N Z 1 5 z B in 208Pb da mit wachsendem Z die elektrische Abstossung der Protonen zunehmend destabilisierend wirkt Dieser Unterschied in der Bindungsenergie wirkt sich starker als der eher geringe Massenunterschied von Proton und Neutron aus so dass von Kernen gleicher Massenzahl diese jeweils am stabilsten sind Ein zu neutronenreicher Kern kann sich wie das freie Neutron durch b Zerfall unter Beibehaltung der Massenzahl in einen Kern umwandeln der ein Neutron weniger und ein Proton mehr hat Dabei hat sich ein Neutron in ein Proton umgewandelt Dagegen kann sich ein zu neutronenarmer Kern durch b Zerfall in einen Kern umwandeln der ein Neutron mehr und ein Proton weniger hat Dabei wandelt sich ein Proton in ein Neutron um ein Vorgang der bei freien Protonen nicht moglich ist p 1 80 M e V n e n e displaystyle mathrm p 1 80 mathrm MeV rightarrow mathrm n mathrm e nu e nbsp Die Umkehrung des Neutronenzerfalls tritt auf wenn ein protonenreicher Atomkern mit einem Elektron der Atomhulle reagiert Elektroneneinfang sowie unter den extremen Bedingungen bei der Entstehung eines Neutronensterns p e 0 78 M e V n n e displaystyle mathrm p mathrm e 0 78 mathrm MeV rightarrow mathrm n nu e nbsp Freie Neutronen BearbeitenErzeugung Bearbeiten Es gibt viele verschiedene Arten von Neutronenquellen in denen Neutronen aus Atomkernen freigesetzt werden Zur Untersuchung von kondensierter Materie durch elastische und inelastische Neutronenstreuung werden vor allem Neutronen aus Forschungsreaktoren genutzt Dort werden die Neutronen bei der Kernspaltung frei Diese schnellen Neutronen haben Energien im Bereich von einigen MeV und mussen fur Materialuntersuchungen erst auf rund ein Millionstel ihrer Bewegungsenergie abgebremst werden Eine neuere Alternative zu Forschungsreaktoren sind Spallationsquellen Nachweis Bearbeiten Da Neutronen keine elektrische Ladung tragen konnen sie nicht direkt mit auf Ionisierung beruhenden Detektoren nachgewiesen werden Der Nachweis von Neutronen geschieht mittels Neutronendetektoren Bei niedrigen Neutronenenergien unter etwa hundert keV beruhen diese stets auf einer geeigneten Kernreaktion z B Neutronenabsorption mit anschliessendem Zerfall n 3 H e 3 H 1 H 0 764 M e V displaystyle mathrm n 3 mathrm He rightarrow 3 mathrm H 1 mathrm H 0 764 mathrm MeV nbsp siehe Neutronendetektion mit Helium 3Bei hoheren Energien kann auch der Ruckstoss ausgenutzt werden den ein geladenes Teilchen meist Proton bei der Streuung des Neutrons erfahrt Klassifizierung Bearbeiten Die Wechselwirkung freier Neutronen mit Materie ist je nach ihrer kinetischen Energie sehr verschieden Deswegen werden Neutronen nach ihrer Energie klassifiziert Die Bezeichnungen werden nicht ganz einheitlich verwendet Folgende Tabelle ist angelehnt an 8 Klassifizierung kinetische Energie Geschwindigkeit TemperaturLangsame Neutronen bis 100 eV bis 150 km s bis 800 000 K Ultrakalte Neutronen UCN unter 0 05 bis 0 23 µeV unter 3 2 bis 6 8 m s unter 0 4 bis 1 8 mK Sehr kalte Neutronen VCN 10 4 eV 150 m s 1 K Kalte Neutronen unter 0 025 eV unter 2 2 km s bis 200 K Thermische Neutronen etwa 0 025 eV etwa 2 2 km s etwa 200 K Epithermische Neutronen 0 025 bis 1 eV 2 2 bis 15 km s 200 bis 8 000 K Resonanzneutronen 1 bis 100 eV 15 bis 150 km s 8 000 bis 800 000 KMittelschnelle Neutronen 100 eV bis 500 keV 150 bis 10 000 km s 800 000 K bis 4 Mrd KSchnelle Neutronen ab 500 keV ab 10 000 km s uber 4 Mrd KNeutronenquellen egal welcher Art erzeugen schnelle Neutronen mit 2 bis 5 MeV Durch Moderatoren konnen diese auf Temperaturen bis zu der des Moderators abgebremst werden Je nach Starke der Moderation sind so mittelschnelle bis hin zu thermischen Neutronen erzeugbar Mit Hilfe tiefgekuhlter Moderatoren sind kalte bis sehr kalte Neutronen VCN erzeugbar Noch weiter konnen Neutronen mit Hilfe von Neutronenzentrifugen gekuhlt werden Kalte und heisse Neutronen Bearbeiten Mit zusatzlichen Moderatoren hoher oder niedriger Temperatur kann das Energiespektrum der Neutronen verschoben werden Diese zusatzlichen Moderatoren an Forschungsreaktoren bezeichnet man auch als sekundare Neutronenquellen Zur Gewinnung kalter Neutronen dient haufig flussiges Deuterium mit einer Temperatur von etwa 20 K Heisse Neutronen werden in der Regel mit Graphit Moderatoren bei etwa 3000 K erzeugt Kalte thermische und heisse Neutronen weisen jeweils eine bestimmte mehr oder weniger breite Energieverteilung und damit Wellenlangenverteilung auf Die Neutronen aus einem Forschungsreaktor werden durch Strahlrohre Neutronenleiter aus dem Moderatortank oder den sekundaren Neutronenquellen zu den Experimenten geleitet Allerdings mussen noch genugend viele Neutronen im Reaktorkern verbleiben oder dorthin zuruck reflektiert werden um die Kettenreaktion aufrechtzuerhalten Ultrakalte Neutronen UCN haben nur sehr geringe kinetische Energie und bewegen sich mit weniger als 5 m s so dass sie sich magnetisch mechanisch oder gravitativ speichern lassen Von Gefasswanden aus Beryllium Berylliumoxid Magnesium Aluminium oder Nickel werden sie unterhalb einer materialabhangigen Grenzenergie reflektiert Speicherexperimente ermoglichen minutenlange Beobachtungsdauern viel langer als bei Experimenten an Neutronenstrahlen 9 Monochromatische Neutronen Bearbeiten Fur viele Experimente werden monoenergetische Neutronen also Neutronen einheitlicher Energie benotigt Diese erhalt man an Reaktoren z B durch den Einsatz eines Monochromators Dies ist ein Einkristall oder Mosaik Kristall aus beispielsweise Silizium Germanium Kupfer oder Graphit durch Nutzung bestimmter Bragg Reflexe und Monochromatorwinkel konnen verschiedene Wellenlangen Energien aus der Wellenlangenverteilung ausgewahlt werden siehe auch Neutronensuperspiegel Monochromatische Neutronen hoherer Energien konnen an Beschleunigern aus geeigneten Kernreaktionen gewonnen werden Wirkung von Neutronenstrahlen Bearbeiten Typische von Neutronen ausgeloste Prozesse Bearbeiten Neutronen konnen an Atomkernen gestreut werden oder sonstige Kernreaktionen mit ihnen eingehen Die Streuung kann elastisch oder inelastisch sein Bei inelastischer Streuung verbleibt der Atomkern in einem angeregten Zustand der dann meist durch Emission von Gammastrahlung zum Grundzustand zuruckkehrt Die elastische Streuung schneller Neutronen an leichten Atomkernen Moderatoren bewirkt ihre Abbremsung bis sie zu thermischen Neutronen werden Insbesondere thermische Neutronen werden von vielen Atomkernen absorbiert Wird danach nur Gammastrahlung aber kein Teilchen mit Masse emittiert heisst diese Reaktion Neutroneneinfang Der entstandene neue Atomkern ist das um eine Masseneinheit schwerere Isotop des ursprunglichen Kerns und kann radioaktiv sein Neutronenaktivierung Nuklide mit besonders grossem Wirkungsquerschnitt fur die Absorption thermischer Neutronen werden als Neutronenabsorber bezeichnet Technisch verwendet werden meist 113Cd und 10B etwa in Neutronenabschirmungen und zur Steuerung von Kernreaktoren Einige sehr schwere Nuklide konnen durch Neutronenabsorption gespalten werden Setzt die Spaltung eines Atomkerns mehrere neue Neutronen frei kann sich eine Kettenreaktion mit Freisetzung grosser Energiemengen ergeben Dies wird sowohl kontrolliert in Kernreaktoren wie auch unkontrolliert in Kernwaffen genutzt Wirkungen auf Materie Bearbeiten Siehe auch Strahlenschaden Die Materialeigenschaften von Metallen und anderen Werkstoffen werden durch Neutronenbestrahlung verschlechtert Dies begrenzt die Lebensdauer von Komponenten in z B Kernreaktoren In eventuellen Kernfusionsreaktoren mit ihrer hoheren Energie der Neutronen trate dieses Problem verstarkt auf Die Wirkung auf lebendes Gewebe ist ebenfalls schadlich Sie beruht bei schnellen Neutronen grosstenteils auf von diesen angestossenen Protonen die einer stark ionisierenden Strahlung entsprechen Diese Schadwirkung ist gelegentlich als Strahlentherapie zur Bekampfung von Krebszellen erprobt worden Thermische Neutronen erzeugen durch Neutroneneinfang in Wasserstoff Gammastrahlung die ihrerseits ionisiert Anwendungen Bearbeiten In Kernreaktoren Kernfusionsreaktoren und Kernwaffen spielen freie thermische bis schnelle Neutronen eine entscheidende Rolle Die wichtigste physikalische Grosse ist dabei der orts und zeitabhangige Neutronenfluss Er wird rechnerisch numerisch mit der Theorie der Neutronendiffusion oder auf Grundlage der Boltzmann Gleichung oder auch der Monte Carlo Simulation behandelt Entdeckung und Erforschung BearbeitenErnest Rutherford sagte im Jahr 1920 einen neutralen Kernbaustein voraus bei dem es sich moglicherweise um eine Proton Elektron Kombination handele er sprach von einem kollabierten Wasserstoffatom 10 William Draper Harkins bezeichnete dieses Teilchen 1921 als Neutron 11 Die ersten Schritte zur Entdeckung des Neutrons wurden von Walther Bothe und seinem Studenten Herbert Becker getan Sie beschrieben im Jahr 1930 einen ungewohnlichen Typ von Strahlung der entstand wenn sie Beryllium mit Alphastrahlung aus dem radioaktiven Zerfall von Polonium beschossen Ziel war es Beobachtungen Ernest Rutherfords zu bestatigen wonach bei diesem Vorgang eine sehr energiereiche Strahlung emittiert wurde Dementsprechend hielten sie die durchdringende Strahlung die sie bei diesen Versuchen mit Hilfe von elektrischen Zahlmethoden feststellen konnten anfanglich falschlicherweise fur Gammastrahlung Die gleichen Versuche machten sie auch mit Lithium und Bor und kamen schlussendlich zum Ergebnis dass die beobachteten Gammastrahlen mehr Energie besassen als die Alphateilchen mit denen sie die Atome beschossen hatten Bei der Bestrahlung von Beryllium mit Alphateilchen entstand nicht wie zuvor erwartet Bor sondern Kohlenstoff In heutiger Schreibweise lautet die beobachtete Kernreaktion 4 9 B e 2 4 a 6 12 C 0 1 n displaystyle 4 9 mathrm Be 2 4 alpha to 6 12 mathrm C 0 1 mathrm n nbsp oder in Kurzform 9 B e a n 12 C displaystyle 9 mathrm Be alpha text n 12 mathrm C nbsp Die beobachtete sehr energiereiche Strahlung hatte ein grosses Durchdringungsvermogen durch Materie zeigte jedoch sonst ein fur Gammastrahlung ungewohnliches Verhalten Sie vermochte zum Beispiel leichte Atome in schnelle Bewegung zu versetzen Eine genauere Analyse zeigte dass die Energie dieser Gammastrahlung so gross hatte sein mussen dass sie alles bis dahin Bekannte weit ubertroffen hatte So kamen mehr und mehr Zweifel auf ob es sich wirklich um Gammastrahlen handelte Entsprechend dem durchgefuhrten Versuch nannte man die Strahlung inzwischen Beryllium Strahlung 1931 stellten Irene Joliot Curie und ihr Ehemann Frederic Joliot Curie bei Experimenten mit der Beryllium Strahlung folgende Tatsache fest Lasst man die Beryllium Strahlung in eine Ionisationskammer treffen so zeigt diese keinen nennenswerten Strom an Bringt man jedoch vor die Ionisationskammer eine wasserstoffhaltige Materialschicht zum Beispiel Paraffin dann steigt der Strom in der Kammer stark an Als Ursache vermutete das Ehepaar Joliot Curie dass die Beryllium Strahlung aus dem wasserstoffhaltigen Paraffin Protonen herauslost welche dann in der Ionisationskammer Ionisierung bewirken Sie konnten ihre Vermutung durch den Nachweis solcher Ruckstoss Protonen in der Wilsonschen Nebelkammer belegen Als Mechanismus vermuteten sie einen dem Compton Effekt verwandten Vorgang Die harte Gammastrahlung sollte den Protonen den notwendigen Impuls ubertragen Abschatzungen zeigten jedoch dass zur Erzeugung eines Ruckstossprotons dessen Spurlange in der Nebelkammer etwa 26 cm betrug eine unrealistisch hohe Gammaenergie von etwa 50 MeV notwendig ware nbsp Die von Joliot Curie und Chadwick verwendete Apparatur zur Identifizierung der Unknown radiation der Berylliumstrahlung rechts die Ionisationskammer James Chadwick ein Schuler Rutherfords der wie er zunachst die Hypothese eines stark gebundenen Elektron Proton Zustands vertrat 10 glaubte wie dieser nicht an einen Compton Effekt beim Proton und nahm an dass die Beryllium Strahlung aus Teilchen bestehen musse Als Irene und Frederic Joliot Curie ihre Versuchsergebnisse veroffentlichten in denen sie zeigten dass Bothes Beryllium Strahlung in der Lage war aus Paraffin Protonen mit hoher Energie herauszuschlagen war fur Chadwick klar dass es sich nicht um Gammastrahlung sondern nur um Teilchen mit einer dem Proton vergleichbaren Masse handeln konnte In den zahlreichen Versuchen wiederholte er die Experimente von Joliot Curie und bestatigte deren Beobachtung 1932 konnte er experimentell erharten dass es sich bei der Beryllium Strahlung nicht um Gammastrahlen sondern um schnell bewegte Teilchen handelte die ungefahr die Masse des Protons besitzen jedoch elektrisch neutral sind die Eigenschaften dieser Strahlung waren eher mit denen eines bereits zwolf Jahre zuvor von Ernest Rutherford als Kernbaustein vermuteten neutralen Teilchens in Einklang zu bringen Da die nunmehr entdeckten Teilchen keine elektrische Ladung trugen nannte er sie Neutronen Chadwick veroffentlichte seine Entdeckung im Jahr 1932 12 Die Publikation erschien unter Letters to the Editor ist knapp eine Seite lang und trug ihm im Jahre 1935 den Nobelpreis fur Physik ein Dass gerade die Kombination von Beryllium als Target und Polonium als Alphateilchen Quelle eine hohe Neutronenausbeute ergibt erklart sich nach heutigem Wissen daraus dass der Energiegewinn Q Wert der a n displaystyle alpha text n nbsp Reaktion an 9Be mit 5 7 MeV besonders hoch ist und dass 210Po mit 5 3 MeV eine der hochsten naturlichen Alpha Energien liefert Mit der Entdeckung des Neutrons konnte die Beschreibung des Atomaufbaus vorerst vollendet werden Der Atomkern bestehend aus Protonen und Neutronen wird von einer Hulle aus Elektronen umgeben Bei einem elektrisch neutralen Atom ist die Anzahl der negativ geladenen Elektronen gleich der der positiv geladenen Protonen im Atomkern wohingegen die Anzahl der Neutronen im Kern variieren kann Im gleichen Jahr 1932 stellte Werner Heisenberg seine Nukleonentheorie auf Noch 1940 nahm man an dass das Neutron eine Verbindung aus Proton und Elektron darstellt So hatte man alle Atome auf diese zwei Bausteine zuruckfuhren konnen Erst mit der weiteren Entwicklung der Quantenmechanik und der Kernphysik wurde klar dass es keine Elektronen als dauerhafte Bestandteile des Kerns geben kann Neutron war ursprunglich Wolfgang Paulis Bezeichnung fur das 1930 von ihm postulierte Auftreten eines Anti Neutrinos beim Betazerfall gewesen Die Bezeichnung Neutrino vorgeschlagen von Enrico Fermi etablierte sich erst spater Literatur BearbeitenFachartikel Bearbeiten Dirk Dubbers Reinhard Scherm Neutronen Forschung am Institut Laue Langevin Neutronen Quelle und Experimente In Physik in unserer Zeit Band 34 Nr 3 2003 S 108 111 doi 10 1002 piuz 200390052 Arno Hiess Helmut Schober Mit Neutronen auf der Spur der Elektronen Neutronen Spektroskopie an Festkorpern In Physik in unserer Zeit Band 34 Nr 3 2003 S 112 118 doi 10 1002 piuz 200390053 Torsten Soldner Das Neutron der Kosmos und die Krafte Neutronen in der Teilchenphysik In Physik in unserer Zeit Band 34 Nr 3 2003 S 127 132 doi 10 1002 piuz 200390056 Matthias Honal Wolfgang Scherer Gotz Eckold Wozu brauchen Chemiker Neutronen In Nachrichten aus der Chemie Band 51 Nr 11 2003 S 1133 1138 doi 10 1002 nadc 20030511106 Sachartikel und Andere Bearbeiten Characteristics of neutrons Funf Grunde weshalb Neutronen zur Erforschung von Materie besonders geeignet sind Englisch publiziert vom Forschungsprogramm NMI3 mit Nachfolger Forschungsprogramm SINE2020 mit Nachfolger Neutronsources org siehe Weblinks Nachweis und Erzeugung von Neutronen LEIFI Neutron Imaging Wie Neutronen Bilder machen Paul Scherrer Institut 2007 psi ch PDF abgerufen am 16 Mai 2023 Tetra Neutron Munchner Physiker entdecken neues Teilchen WELT Abgerufen am 16 Mai 2023 Monographien Bearbeiten G E Bacon Neutron Physics Nevill Mott G R Noakes Hrsg The Wykeham Science Series Wykeham Publications London 1969 englisch archive org L F Curtiss Introduction to Neutron Physics Boston Technical Publishers D Van Nostrand Company Cambridge MA 1965 englisch archive org Emilio Segre Neutrons In Nuclei and Particles Advanced Book Program W A Benjamin Reading MA 1977 ISBN 0 8053 8601 7 englisch K Wirtz K H Beckurts Elementare Neutronenphysik Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 1958 ISBN 978 3 662 23764 9 doi 10 1007 978 3 662 25867 5 N A Wlassow Neutronen Franz Xaver Eder Robert Rompe Hrsg Hochschulbucher fur Physik Band 12 Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1959 uni leipzig de Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Neutron Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Neutronsources org Neutronenforschung international englisch Einzelnachweise Bearbeiten Die Angaben uber die Teilcheneigenschaften Infobox sind wenn nicht anders angegeben entnommen aus der Veroffentlichung der CODATA Task Group on Fundamental Constants CODATA Recommended Values National Institute of Standards and Technology abgerufen am 7 Juli 2019 englisch Die eingeklammerten Ziffern bezeichnen die Unsicherheit in den letzten Stellen des Wertes diese Unsicherheit ist als geschatzte Standardabweichung des angegebenen Zahlenwertes vom tatsachlichen Wert angegeben a b c R L Workman et al Particle Data Group 2022 Review of Particle Physics In Prog Theor Exp Phys 2022 083C01 2022 Abgerufen am 8 Mai 2023 englisch K Wirtz K H Beckurts Elementare Neutronenphysik Springer 1958 Seite 2 R W Pattie Jr u a Measurement of the neutron lifetime using a magneto gravitational trap and in situ detection In Science Bd 360 2018 S 627 DOI 10 1126 science aan8895 F M Gonzalez et al UCNt Collaboration Improved Neutron Lifetime Measurement with UCNt Phys Rev Lett 127 162501 2021 Natalie Wolchover Zwiespaltige Stabilitat des Neutrons in Spektrum der Wissenschaft Ausgabe 5 2018 Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH Heidelberg S 26 28 Geoffrey L Greene Peter Geltenbort Das Neutronenratsel Spektrum der Wissenschaft 23 Juni 2016 abgerufen am 15 Juli 2018 E B Paul Nuclear and Particle Physics North Holland 1969 Seite 151 152 Cold Neutron and Ultracold Neutron Sources a b Arthur I Miller Hrsg Early Quantum Electrodynamics A Sourcebook Cambridge University Press 1995 ISBN 978 0 521 56891 3 Fussnote 48 Nils Wiberg Hrsg Lehrbuch der Anorganischen 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