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Irene Joliot Curie geborene Curie 12 September 1897 in Paris 17 Marz 1956 ebenda war eine franzosische Physikerin und Chemikerin Sie erhielt mit ihrem Ehemann Frederic Joliot Curie 1935 den Chemienobelpreis fur die Entdeckung der kunstlichen Radioaktivitat Sie war die Tochter von Marie und Pierre Curie Schwester der Schriftstellerin Eve Curie Mutter der Kernphysikerin Helene Langevin Joliot und des Biochemikers Pierre Joliot Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Literatur 4 Weblinks 5 BelegeLeben Bearbeiten nbsp Irene rechts mit ihrer Mutter Marie Curie und Schwester Eve 1908 Die junge Familie hatte kurz zuvor 1906 den Vater durch einen tragischen Unfalltod verloren Irene Curie war die altere Tochter der Nobelpreistrager Marie und Pierre Curie Als sie acht Jahre alt war starb ihr Vater Pierre Curie Sie wuchs deswegen unter der Obhut ihres Grossvaters Eugene Curie auf der vor allem ihre politischen Ansichten beeinflusste Ihre Mutter Marie Curie organisierte zunachst zusammen mit befreundeten Wissenschaftlern eine Lernkooperative in der sie ihre Kinder selbst unterrichteten Unter anderem fuhrte Marie Curie physikalische Experimente vor und Paul Langevin lehrte Mathematik Spater besuchte Irene das College Sevigne nbsp Irene und Frederic 1934 in LondonIm Ersten Weltkrieg organisierte Marie Curie einen mobilen Rontgendienst fur die Front Zunachst half die damals 17 jahrige Irene als Assistentin ihrer Mutter bald leitete sie jedoch selbstandig eine Rontgenstation im Militarkrankenhaus von Amiens Daneben studierte sie Mathematik und Physik an der Universitat von Paris und schloss 1920 beide Facher mit dem Lizenziat ab Nach dem Krieg wurde sie zunachst unbezahlte wissenschaftliche Mitarbeiterin im Radium Institut ihrer Mutter spater erhielt sie dort einen Unterassistenten Posten Am Institut lernte sie auch einen Chemie Laboranten namens Frederic Joliot kennen den sie anleiten sollte Die beiden heirateten am 9 Oktober 1926 Frederic holte sein Abitur nach das er wegen des Krieges nicht hatte abschliessen konnen machte sein Lizenziat und wurde 1930 promoviert 1927 wurde als erstes Kind Helene geboren 1932 der Sohn Pierre 1935 erhielten Irene und Frederic Joliot Curie gemeinsam den Nobelpreis fur Chemie nbsp Irene Joliot Curie sitzend zweite von links auf der Solvay Konferenz 1933 Hinter ihr steht ihr Mann Frederic drei Platze rechts von ihr sitzt ihre Mutter Marie Curie Irene Joliot Curie engagierte sich stark in der Politik 1934 beteiligte sie sich erstmals mit ihrem Mann an einem Aktionskomitee antifaschistischer Intellektueller Im Fruhjahr 1936 gewann die Volksfront unter Leon Blum die Wahlen Die Nobelpreistragerin trat als Staatssekretarin fur Wissenschaft und Forschung in die Regierung ein und gehorte damit zur ersten Gruppe von drei Frauen die uberhaupt jemals in Frankreich ins Kabinett berufen wurden damals hatten Frauen in Frankreich noch nicht einmal das Wahlrecht Irene Joliot Curie blieb nur drei Monate auf dem Posten es war ihr darum gegangen ein Zeichen fur die Frauenbewegung zu setzen 1937 wurde sie auf eine Dozentenstelle an der Sorbonne berufen Nach der Besetzung von Paris durch deutsche Truppen fluchtete das Ehepaar im Juni 1940 nach Clermont Ferrand kehrte aber wieder in die Hauptstadt zuruck In Paris spielte ihr Mann eine riskante Doppelrolle als Forscher am College de France und als Resistance Kampfer Die Nobelpreistragerin war bereits 1935 an Tuberkulose erkrankt am 6 Juni 1944 reiste sie mit ihren Kindern in die Schweiz um einen neuen Anfall von Tuberkulose behandeln zu lassen Am 18 Oktober 1945 wurde in Frankreich das Kommissariat fur Atomenergie CEA gegrundet als dessen erster Hochkommissar Frederic Joliot Curie berufen wurde Seine Frau wurde eine von drei Kommissaren Weil sie sich weiterhin auch politisch in den Kommunisten nahestehenden Organisationen engagierte wurde ihre Amtszeit jedoch nicht verlangert Zwischen 1951 und 1954 bewarb sie sich viermal um einen Sitz in der Akademie der Wissenschaften um die frauenfeindliche Tradition dieser Institution anzuprangern Sie wurde jedes Mal abgelehnt Irene Joliot Curie starb 1956 an einer Leukamie wahrscheinlich eine Folge ihres Umgangs mit grossen Mengen Polonium und ihrer Arbeit im Rontgendienst wahrend des Ersten Weltkriegs Die Regierung ordnete ein Staatsbegrabnis an 1994 schlug die IUPAC die Benennung des Elements 105 nach dem Nobelpreistragerpaar auf Joliotium vor es wurde jedoch nach der Elementnamensgebungskontroverse 1997 auf Dubnium benannt Werk BearbeitenIn ihrer Doktorarbeit am Radium Institut in Paris untersuchte Irene Curie die von Polonium emittierten Alphastrahlen dieses radioaktive Element hatte ihre Mutter Marie Curie 1898 entdeckt 1903 mit dem Nobelpreis fur Physik ausgezeichnet Dazu musste Irene Curie das Polonium aus zerstampften Radon Ampullen die zur Krebstherapie verwendet worden waren herauslosen Es gelang ihr prazise die Ausgangsgeschwindigkeit der Alphateilchen zu vermessen wozu sie unter anderem ein selbst entworfenes Gerat benutzte 1925 wurde sie promoviert Seit 1928 experimentierten Irene und Frederic Joliot Curie gemeinsam Dabei wiederholten sie 1931 ein Experiment das zuerst Walther Bothe und Herbert Becker ausgefuhrt hatten Mit Alpha Teilchen aus einer starken Polonium Quelle bestrahlten sie dunne Schichten verschiedener Materialien Sofern diese Materialien Wasserstoff enthielten entstand dabei eine neue Strahlung die die beiden als herausgeschossene Wasserstoffkerne also als Protonen interpretierten sie hatten knapp die Entdeckung des Neutrons verpasst Das gelang erst dem englischen Physiker James Chadwick als er die Experimente wiederholte Er erhielt dafur 1935 den Physiknobelpreis 1932 beobachtete das Forscherehepaar in einer Nebelkammer positiv geladene Elektronen konnte dieses Ergebnis jedoch nicht einordnen und deutete es als Artefakt Ihnen war nicht bekannt dass der englische Physiker Paul Dirac bereits 1931 das Positron als Antiteilchen des negativ geladenen Elektrons vorhergesagt hatte was viel uber das damalige Verhaltnis von Theoretikern und Experimentalphysikern sagt 1933 revidierten sie die Interpretation ihres Experiments aber da war ihnen bereits der US Amerikaner Carl David Anderson zuvorgekommen Ab 1933 gelang Irene und Frederic Joliot Curie die Entdeckung der kunstlichen Radioaktivitat fur die sie 1935 mit dem Chemienobelpreis ausgezeichnet wurden Von allen chemischen Elementen gibt es verschiedene Versionen so genannte Isotope die sich nur in der Masse des Atomkerns unterscheiden Im Alltag sind die meisten chemischen Elemente stabil weil die Halbwertszeiten ihrer radioaktiven Isotope so kurz sind dass sie schon langst zerfallen sind Marie Curie hatte die ersten beiden radioaktiven Elemente Polonium und Radium entdeckt Irene und Frederic Joliot Curie fanden nun in mehreren Etappen heraus dass sich radioaktive Isotope von chemischen Elementen auch kunstlich herstellen lassen Sie bestrahlten dazu Aluminiumfolie mit Alphateilchen wobei sich ein stabiles Silizium Isotop bildete Sonderbarerweise wurde bei diesem Vorgang aber anscheinend gleichzeitig ein Neutron sowie ein Positron emittiert Frederic Joliot Curie gelang am 11 Januar 1934 das entscheidende Experiment zur Atomzertrummerung durch Alphastrahlen und induzierte Radioaktivitat mit dem er zeigen konnte dass in Wirklichkeit zwei Reaktionen schnell hintereinander abliefen Zunachst wandelte sich Aluminium 27 unter dem Beschuss mit Alphateilchen in das radioaktive Phosphor 30 um dabei wurde ein Neutron emittiert Unmittelbar danach zerfiel Phosphor 30 in Silizium 30 und stiess ein Positron aus ausserdem entsteht bei dieser Reaktion ein Neutrino das bereits von Wolfgang Pauli vorhergesagt worden war aber erst 1956 beobachtet wurde Diesmal erfassten Frederic und Irene Joliot Curie sofort die Tragweite ihrer Entdeckung Uber das Wochenende erzeugten sie noch kunstlich ein radioaktives Stickstoff Isotop aus Bor sowie ein radioaktives Aluminium Isotop aus Magnesium Am 15 Januar 1934 prasentierten sie ihre Ergebnisse in der Akademie der Wissenschaften Die Bedeutung ihrer Entdeckung lasst sich kaum uberbewerten In der Biologie werden radioaktive Isotope verwendet um Stoffwechselwege aufzuklaren bereits 1935 untersuchten Otto Chiewitz und George von Hevesy den Phosphorstoffwechsel von Ratten mit Phosphor 32 In der Medizin dienen radioaktive Isotope zur Diagnose und Therapie zum Beispiel verschiedene Iod Isotope bei Schilddrusenuberfunktion In seiner Nobelpreisrede sagte Frederic Joliot Curie sogar schon Transmutationen explosiver Art voraus vielleicht eine erste Ahnung der Kernspaltung Der Chemienobelpreis von 1935 war bereits der dritte Nobelpreis in der Familie 1903 Physiknobelpreis an Pierre und Marie Curie 1911 Chemienobelpreis an Marie Curie 1937 hatte Irene Joliot Curie in einem weiteren Experiment beinahe die Kernspaltung entdeckt Zusammen mit dem serbischen Physiker Paul Savitch bestrahlte sie Uran mit Neutronen und registrierte ein neuartiges radioaktives Element mit einer Halbwertszeit von dreieinhalb Stunden dessen chemische Identifizierung sich jedoch als ausserordentlich schwierig erwies Die beiden Forscher veroffentlichten ihre Beobachtungen im Juli 1938 und deuteten sie als einen moglichen Nachweis des Elements mit der Kernladungszahl 93 und daher als Transuran 1 Eine Berliner Arbeitsgruppe um Otto Hahn und seinem Assistenten Fritz Strassmann wiederholte das Experiment einige Monate spater und konnte die Kernspaltung nachweisen siehe den Hauptartikel Entdeckung der Kernspaltung Irene Joliot Curies Arbeit wurde durch den Zweiten Weltkrieg und eine Tuberkulose Erkrankung unterbrochen Nach dem Krieg sorgte sie noch dafur dass der erste franzosische Beschleuniger ein Synchrozyklotron fur Protonen in Orsay 25 Kilometer sudlich von Paris gebaut wurde 1950 wurde sie gemeinsam mit ihrem Ehemann korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 2 Bereits 1947 wurden beide als korrespondierende Mitglieder in die Akademie der Wissenschaften der UdSSR aufgenommen 3 Die Maria Curie Sklodowska Universitat in Lublin zeichnete sie 1950 mit der Ehrendoktorwurde aus 4 Literatur BearbeitenSabine Seifert Ein Element des Erfolges egal in welchem Beruf ist die Lust am Handwerk In Charlotte Kerner Nicht nur Madame Curie Frauen die den Nobelpreis bekamen Beltz Verlag Weinheim und Basel 1999 ISBN 3 407 80862 3 Pierre Radvanyi Die Curies eine Dynastie von Nobelpreistragern Spektrum der Wissenschaft Weinheim 2003 ISBN 3 936278 49 0Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Irene Joliot Curie Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu und akademischer Stammbaum von Irene Joliot Curie bei academictree org Literatur von und uber Irene Joliot Curie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Zeitungsartikel uber Irene Joliot Curie in den Historischen Pressearchiven der ZBW Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1935 an Irene Joliot Curie englisch FemBiographie Irene Curie sp o Joliot Eintrag bei der Koniglich Niederlandischen Akademie der WissenschaftenBelege Bearbeiten I Curie P Savitch Sur les radioelements formes dans l uranium irradie par les neutrons II Le Journal de Physique et le Radium 9 1938 S 355 359 Werner Hartkopf Die Berliner Akademie der Wissenschaften ihre Mitglieder und Preistrager Auslandische Mitglieder der Russischen Akademie der Wissenschaften seit 1724 Irene Joliot Curie Russische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 31 August 2015 englisch Doktorzy honorowi UMCS Lublin abgerufen am 20 November 2015Trager des Nobelpreises fur Chemie 1901 van t Hoff 1902 E Fischer 1903 Arrhenius 1904 Ramsay 1905 von Baeyer 1906 Moissan 1907 Buchner 1908 Rutherford 1909 Ostwald 1910 Wallach 1911 Curie 1912 Grignard Sabatier 1913 Werner 1914 Richards 1915 Willstatter 1916 1917 nicht verliehen 1918 Haber 1919 nicht verliehen 1920 Nernst 1921 Soddy 1922 Aston 1923 Pregl 1924 nicht verliehen 1925 Zsigmondy 1926 Svedberg 1927 Wieland 1928 Windaus 1929 Harden von Euler Chelpin 1930 H Fischer 1931 Bosch Bergius 1932 Langmuir 1933 nicht verliehen 1934 Urey 1935 F Joliot Curie I Joliot Curie 1936 Debye 1937 Haworth Karrer 1938 Kuhn 1939 Butenandt 1940 1942 nicht verliehen 1943 de Hevesy 1944 Hahn 1945 Virtanen 1946 Sumner Northrop Stanley 1947 Robinson 1948 Tiselius 1949 Giauque 1950 Diels Alder 1951 McMillan Seaborg 1952 Martin Synge 1953 Staudinger 1954 Pauling 1955 Vigneaud 1956 Hinshelwood Semjonow 1957 Todd 1958 Sanger 1959 Heyrovsky 1960 Libby 1961 Calvin 1962 Perutz Kendrew 1963 Ziegler Natta 1964 Hodgkin 1965 Woodward 1966 Mulliken 1967 Eigen Norrish Porter 1968 Onsager 1969 Barton Hassel 1970 Leloir 1971 Herzberg 1972 Anfinsen Moore Stein 1973 E O Fischer Wilkinson 1974 Flory 1975 Cornforth Prelog 1976 Lipscomb 1977 Prigogine 1978 Mitchell 1979 Brown Wittig 1980 Berg Gilbert Sanger 1981 Fukui Hoffmann 1982 Klug 1983 Taube 1984 Merrifield 1985 Hauptman Karle 1986 Herschbach Lee Polanyi 1987 Cram Lehn Pedersen 1988 Deisenhofer 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IreneKURZBESCHREIBUNG franzosische ChemikerinGEBURTSDATUM 12 September 1897GEBURTSORT Paris FrankreichSTERBEDATUM 17 Marz 1956STERBEORT Paris Frankreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Irene Joliot Curie amp oldid 235955560