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Sir Derek Harold Richard Barton FRS 8 September 1918 in Gravesend Kent 16 Marz 1998 in College Station Texas war ein britischer Chemiker deutlich praxisorientierter Wissenschaftler und Trager des Chemienobelpreises Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen und Mitgliedschaften 3 Einzelnachweise 4 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenDerek Barton wurde am 8 September 1918 als Sohn von William Thomas Barton und seiner Ehefrau Maud Henriette in Gravesend Verwaltungsbezirk Kent geboren Nach Absolvierung der allgemeinen bildenden Schule begann er ab 1938 ein Studium am Imperial College der University of London Dieses Studium schloss er 1940 mit dem B Sc Hons 1 Klasse ab und promovierte 1942 bei Ewart Jones zu einem Thema der organischen Chemie 1 Danach arbeitete er fur zwei Jahre als Chemiker in einem Regierungsprogramm Nach Abschluss dieser Arbeiten wechselte er 1944 zum Imperial College nach Birmingham wo er fur zwei Jahre als Lehrbeauftragter tatig war Danach arbeitete er von 1946 bis 1949 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Imperial Chemical Industries ICI Von entscheidender Bedeutung fur seinen weiteren beruflichen Entwicklungsweg war die 1949 beginnende Gastdozentur an der Harvard University USA in der Abteilung Naturstoffchemie Hier lernte er den US amerikanischen Wissenschaftler und Chemiker Robert B Woodward 1917 1979 kennen Beide verband ab diesem Zeitpunkt eine lebenslange wissenschaftliche Zusammenarbeit und enge Freundschaft 2 Damit begann seine bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit uber die Konformationsanalyse In einer kurzen Ausarbeitung mit beweisfuhrenden Experimenten unter dem Titel Die Konformation des Steroidkerns 1950 erregte Derek Barton sofort mit der Veroffentlichung die Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Welt aber insbesondere der im Bereich der organischen Chemie tatigen Wissenschaftler Die Bedeutung dieser Arbeit bestand darin dass sie eine theoretische Grundlage auf dem Gebiet der Steroitstruktur und ihrer Synthese lieferte Damit wurden zahlreiche Erkenntnisse die in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts zum chemischen und biologischen Verhalten von Steroiden entdeckt worden waren mit einer klaren Losung zusammengefasst Nach Ablauf der Gastdozentur kehrte Derek Barton 1950 nach London zuruck und trat eine Stelle am Birkbeck College der Universitat London an Dort lehrte er organische Chemie und verfolgte seine Forschung uber die Struktur und Synthese von Steroiden weiter Bis Mitte der 50er Jahre gelang es ihm und Robert B Woodward ihre Synthese von Lanosterol einem Schlusselintermediat in der Biosynthese von Steroiden abzuschliessen 1953 wurde er Professor am Birkbeck College und wechselte 1955 als Regius Professor fur Chemie an die University of Glasgow 3 Das war nur eine kurze Zwischenetappe denn er kehrte 1957 als Professor an das Imperial College nach London zuruck Hier fuhrte er eine Reihe von padagogischen Innovationen ein um die Lehrtatigkeit mit mehr Praxisnahe auszustatten und qualitativ weiter zu verbessern Das betraf vor allem die Durchfuhrung von Seminaren zur gemeinsamen Problemlosung und Tutorien Ihn und seinen Arbeitsstil zeichneten aus dass er angetrieben von dem Anspruch asthetischer Massstabe in der Wissenschaftsarbeit und der eigenen intellektuellen Neugierde wichtige Themen verfolgte Und sich bei der Auswahl der Themen vor allem darauf konzentrierte Nutzen zu stiften Eine besondere Freude bereitete ihm immer wieder Probleme aufzuwerfen und gemeinsam nach Losungen zu suchen Dabei schatzte er es bei ganz besonders schwierigen Problemstellungen elegante und effiziente Losungen zu finden Wenn alle diese Ideale in einem Projekt zusammenfielen wie bei seiner Arbeit uber die Synthese von Aldosteron ein naturliches Steroid das aus dem Cholesterin gebildet wird und das Gleichgewicht der Elektrolyte im Korper steuert war er besonders glucklich Diese Zeit im Wirken von Derek Barton war auch von einer deutlichen Zunahme seiner Reisetatigkeit mit dem Ziel der Weitergabe seiner wissenschaftlichen Erkenntnisse gepragt So war er Gastprofessor am Massachusetts Institute of Technology 1958 an Universitaten in Illinois und Wisconsin 1959 und in Berkeley 1960 Zusammen mit der Schering Plough Corporation USA bearbeitete er an seinem Forschungsinstitut fur Medizin und Chemie in Cambridge am Thema Aldosteron Dabei entdeckte er was heute als Barton Reaktion bekannt ist einen photochemischen Prozess der ein relativ einfache Methode zur Synthese von Aldosteron ermoglicht Das war ein grosser Erfolg seiner Forschungsarbeit Daraus entwickelten sich fast 40 Jahre enge Praxisbeziehungen zwischen der medizinischen Forschung und der Industrie in Form der Schering Plough Corporation Diese Erfolgsbahn konnte weiter fortgefuhrt werden als Derek Barton auf dieser Grundlage seine Forschungsagenda in den Bereichen der Radikal Chemie und der Photochemie erweiterte 4 Barton erhielt 1969 zusammen mit dem Norweger Odd Hassel 1897 1981 den Nobelpreis fur Chemie fur ihre Arbeiten in der Entwicklung des Konformationsbegriffes und dessen Anwendung in der Chemie 5 Einer der bekanntesten Schuler Derek Bartons ist Jack Baldwin geb 1938 Entdecker der nach ihm benannten Baldwin Regeln Obwohl schon kurz vor seiner offiziellen Pensionierung waren die Jahre ab 1975 1976 weiterhin von unermudlichen Aktivitaten und produktiven Arbeitsergebnissen gepragt Ein Jahr vor seiner Pensionierung am Imperial College der University of London wurde Derek Barton 1978 zum Forschungsdirektor des Instituts fur Organische Chemie ICSN in Gif Sur Yvette Frankreich berufen 6 Diese Position hatte er bis 1985 inne Immer weiter auf der standigen Suche nach Nutzlichem und Effektivem in der Wissenschaft widmete er die meiste Zeit und seine Energie der Entwicklung neuer synthetischer Methoden durch die Verwendung freier Radikale Das war nicht nur eine Herausforderung sondern er selbst betrachtete diese Themen als eine wahre Aufgabe fur einen Chemiker seines Formates Nach Erreichen des gesetzlichen Rentenalters in Frankreich 1986 nahm er eine sehr angesehene Professur an der A amp M University TAM in College Station Texas USA an die er auch bis zu seinem Tod innehatte Obwohl Derek Barton in der Offentlichkeit am meisten durch seine mit dem Nobelpreis ausgezeichnete wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Konformationsanalyse bekannt ist leistete er daruber hinaus betrachtliche Beitrage zur Weiterentwicklung der organischen Chemie Als kreativer Wissenschaftler reiste er viel erfullte Lehrauftrage nahm Gastprofessuren an und wirkte viele Jahre als Industrieberater Der fortwahrende Austausch von Wissen und die dringende Notwendigkeit standiger kritischer Uberprufung seiner Erkenntnisse und Ideen waren fur ihn nicht nur wichtige Axiome sondern eigener Wertmassstab als Wissenschaftler Nach ihm benannt wurden die Barton Reaktion die Barton Arylierung und zusammen mit Stuart W McCombie die Barton McCombie Desoxygenierung Am 16 Marz 1998 verstarb Sir Derek Barton in College Station in Texas USA Ehrungen und Mitgliedschaften BearbeitenIm Jahr 1949 verlieh ihm die Royal Society of Chemistry die erstmals verliehene Corday Morgan Medaille 1954 wurde er zum Mitglied Fellow der Royal Society gewahlt und 1956 zum Mitglied der Royal Society of Edinburgh 1957 erhielt er den Ernest Guenther Award er erhielt die Lavoisier Medaille und 1970 den Robert Robinson Award 1960 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt und 1966 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina 1970 in die National Academy of Sciences und 1978 in die American Philosophical Society Im Jahre 1972 wurde er geadelt und Mitglied der Ehrenlegion 1977 ehrte ihn die britische Post wie andere britische Chemiker aus Anlass der Hundertjahrfeier des Royal Institute of Chemistry mit einer Briefmarke Die Royal Society of Chemistry verleiht ihm zu Ehren die Sir Derek H Barton Gold Medal Einzelnachweise Bearbeiten Informationen zu und akademischer Stammbaum von Derek Harold Richard Barton bei academictree org abgerufen am 6 Januar 2018 Leo B Slater Sir Derek H R Barton Brtish Chemist in https www britannica com biography Derek Barton The University of Glasgow Story Sir Derek Barton auf der Website der University of Glasgow abgerufen am 20 Januar 2015 Leo B Slater Sir Derek H R Barton Brtish Chemist in https www britannica com biography Derek Barton Nobelpreisbiographie von Derek H R Barton in https www nobelprize org prizes chemistry 1969 barton biographical Winfried R Potsch Annelore Fischer und Wolfgang Muller unter Mitarbeit von Heinz Cassebaum Lexikon bedeutender Chemiker Bibliographisches Institut Leipzig 1988 S 29 30 ISBN 3 323 00185 0 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Derek H R Barton im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1969 an Derek Harold Richard Barton englisch Eintrag zu Barton Sir Derek Harold Richard 1918 1998 im Archiv der Royal Society LondonTrager des Nobelpreises fur Chemie 1901 van t Hoff 1902 E Fischer 1903 Arrhenius 1904 Ramsay 1905 von Baeyer 1906 Moissan 1907 Buchner 1908 Rutherford 1909 Ostwald 1910 Wallach 1911 Curie 1912 Grignard Sabatier 1913 Werner 1914 Richards 1915 Willstatter 1916 1917 nicht verliehen 1918 Haber 1919 nicht verliehen 1920 Nernst 1921 Soddy 1922 Aston 1923 Pregl 1924 nicht verliehen 1925 Zsigmondy 1926 Svedberg 1927 Wieland 1928 Windaus 1929 Harden von Euler Chelpin 1930 H Fischer 1931 Bosch Bergius 1932 Langmuir 1933 nicht verliehen 1934 Urey 1935 F Joliot Curie I Joliot Curie 1936 Debye 1937 Haworth Karrer 1938 Kuhn 1939 Butenandt 1940 1942 nicht verliehen 1943 de Hevesy 1944 Hahn 1945 Virtanen 1946 Sumner Northrop Stanley 1947 Robinson 1948 Tiselius 1949 Giauque 1950 Diels Alder 1951 McMillan Seaborg 1952 Martin Synge 1953 Staudinger 1954 Pauling 1955 Vigneaud 1956 Hinshelwood Semjonow 1957 Todd 1958 Sanger 1959 Heyrovsky 1960 Libby 1961 Calvin 1962 Perutz Kendrew 1963 Ziegler Natta 1964 Hodgkin 1965 Woodward 1966 Mulliken 1967 Eigen 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