www.wikidata.de-de.nina.az
Der Erste Weltkrieg wurde von 1914 bis 1918 in Europa in Vorderasien in Afrika Ostasien und auf den Ozeanen gefuhrt Etwa 17 Millionen Menschen verloren durch ihn ihr Leben 1 Er begann am 28 Juli 1914 mit der Kriegserklarung Osterreich Ungarns an Serbien der das Attentat von Sarajevo vom 28 Juni 1914 und die dadurch ausgeloste Julikrise vorausgegangen waren Der bewaffnete Konflikt endete mit dem Waffenstillstand von Compiegne am 11 November 1918 der gleichbedeutend mit dem Sieg der aus der Triple Entente hervorgegangenen Kriegskoalition war Wichtige Kriegsbeteiligte waren das Deutsche Kaiserreich Osterreich Ungarn das Osmanische Reich und Bulgarien einerseits sowie Frankreich Grossbritannien und sein Britisches Weltreich Russland Serbien Belgien Italien Rumanien Japan und die USA andererseits 2 40 Staaten 3 beteiligten sich am bis dahin umfassendsten Krieg der Geschichte insgesamt standen annahernd 70 Millionen Menschen unter Waffen 4 Erster Weltkrieg beteiligte StaatenEntente und AlliierteMittelmachte NeutraleDem Attentat von Sarajevo am 28 Juni 1914 links in einer nicht ganz exakten zeitgenossischen Darstellung folgten die Julikrise und wechselseitige Mobilmachungen rechts die Anordnung der franzosischen Mobilmachung zum 2 August 1914 Artillerie bestimmte das Kriegsgeschehen massgeblich hier eine britische 60 Pfund Kanone am Kap Helles Gallipoli 1915 Die von allen Seiten erwartete Entscheidungsschlacht zur See blieb aus Der U Boot Krieg entwickelte sich zum bedeutendsten Aspekt des Seekrieges im Ersten Weltkrieg und war ein wesentlicher Grund fur den Kriegseintritt der Vereinigten StaatenDer Grabenkrieg war v a fur die Westfront charakteristisch britische Soldaten der Royal Irish Rifles in einem Schutzengraben an der Somme Herbst 1916Der Chateauwald Schlosswald bei Ypern bestand nach den intensiven Artilleriebombardements nur noch aus Baumstumpfen 1917 Grosse Teile Belgiens und Nordfrankreichs wurden im Krieg verwustetPanzer gewannen trotz technischer Probleme ab 1917 zunehmend an Bedeutung und standen im Wesentlichen nur den Alliierten zur Verfugung britischer Mark IV wahrend der Schlacht von CambraiDer Luftkrieg wurde im Verlauf des Krieges immer bedeutender war aber insgesamt noch kein ausschlaggebender Faktor des Kriegsgeschehens Foto 1917 18 Vor dem Hintergrund der Niederlage entwickelt sich aus dem Kieler Matrosenaufstand die Novemberrevolution Ausgabe des Vorwarts vom 9 November 1918Beim Attentat von Sarajevo wurden der osterreichische Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand und seine Gemahlin Sophie Chotek Herzogin von Hohenberg von Gavrilo Princip einem Mitglied der revolutionaren Untergrundorganisation Mlada Bosna ermordet die in Verbindung mit offiziellen Stellen Serbiens stand oder gebracht wurde Hauptmotiv war die angestrebte Befreiung Bosnien Herzegowinas von der osterreich ungarischen Herrschaft mit dem Ziel einer Einigung der Sudslawen unter Fuhrung Serbiens Fur ein Vorgehen gegen Serbien suchte Osterreich die Ruckendeckung des Deutschen Kaiserreichs Mission Hoyos da mit einem Eingreifen Russlands als Schutzmacht gerechnet werden musste Kaiser Wilhelm II und Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg sagten Osterreich Ungarn Anfang Juli ihre bedingungslose Unterstutzung zu Mit der Ausstellung dieses sogenannten Blankoschecks begann die Julikrise Am 23 Juli forderte Osterreich Ungarn ultimativ von Serbien eine gerichtliche Untersuchung gegen die Teilnehmer des Komplotts vom 28 Juni unter Beteiligung von K u k Organen Dies lehnte die serbische Regierung bestarkt durch Russlands Zusage militarischer Unterstutzung im Konfliktfall als unannehmbare Beeintrachtigung ihrer Souveranitat ab Russlands vom panslawistischen Motiv mitbestimmte Haltung wurde im Zuge des franzosischen Staatsbesuches in St Petersburg 20 bis 23 Juli wiederum durch Frankreich unterstutzt das in Bekraftigung der Franzosisch Russischen Allianz den Russen fur den Kriegsfall mit Deutschland Unterstutzung garantierte Am 28 Juli 1914 erklarte Osterreich Ungarn Serbien den Krieg Die Interessenlagen der Grossmachte und die deutschen militarischen Planungen Schlieffen Plan liessen den Lokalkrieg innerhalb weniger Tage zum Kontinentalkrieg unter Beteiligung Russlands deutsche Kriegserklarung vom 1 August 1914 und Frankreichs deutsche Kriegserklarung vom 3 August 1914 eskalieren Die politischen Konsequenzen des Schlieffen Plans unter Umgehung des franzosischen Festungsgurtels zwischen Verdun und Belfort griffen deutsche Truppen Frankreich von Nordosten an und verletzten dabei die Neutralitat Belgiens und Luxemburgs fuhrten zum Kriegseintritt der belgischen Garantiemacht Grossbritannien und seiner Dominions britische Kriegserklarung vom 4 August 1914 was zur Ausweitung zu einem Weltkrieg fuhrte Der deutsche Vormarsch kam im September an der Marne zum Erliegen zwischen November 1914 und Marz 1918 erstarrte die Front im Westen Da Russland im Osten bis zur Oktoberrevolution 1917 und dem separaten Friedensvertrag von Brest Litowsk weiter am Krieg teilnahm befand sich Deutschland fur lange Zeit entgegen der Planung im Zweifrontenkrieg Zu typischen Merkmalen des Kampfgeschehens wurden der Stellungs und Grabenkrieg sowie Materialschlachten mit hohen Verlusten bei zumeist nur geringfugigen Gelandegewinnen Das betraf etwa die Schlacht um Verdun die Schlacht an der Somme elf der zwolf Isonzoschlachten und die vier Flandernschlachten Als besondere Eskalationsstufen gelten der Gaskrieg der uneingeschrankte U Boot Krieg der 1917 den Kriegseintritt der USA gegen die Mittelmachte zur Folge hatte und der in Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen stehende Volkermord an den Armeniern Russlands Ausscheiden aus dem Kriegsgeschehen nach dem Separatfrieden mit den Bolschewiki ermoglichte zwar die letztlich erfolglose Deutsche Fruhjahrsoffensive 1918 aber die Versorgungsmangel infolge der britischen Seeblockade der Zusammenbruch der Verbundeten und die Entwicklung an der Westfront wahrend der alliierten Hunderttageoffensive fuhrten zur Einschatzung der deutschen Militarfuhrung dass die deutsche Front unhaltbar geworden sei Am 29 September 1918 informierte die Oberste Heeresleitung entgegen allen bisherigen Verlautbarungen den Deutschen Kaiser und die Regierung uber die aussichtslose militarische Lage des Heeres und forderte durch Erich Ludendorff ultimativ die Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen Am 4 5 Oktober 1918 ersuchte Reichskanzler Max von Baden die Alliierten um einen Waffenstillstand Indem die Seekriegsleitung mit dem Flottenbefehl vom 24 Oktober 1918 im Sinne eines ehrenvollen Untergangs die bisher vermiedene nahezu aussichtslose Entscheidungsschlacht mit der Grand Fleet suchte weckte sie den Widerstand von Matrosen die in wachsender Zahl den Befehl verweigerten und als Folge die Novemberrevolution auslosten Am 11 November 1918 trat der Waffenstillstand von Compiegne in Kraft Die Friedensbedingungen wurden in den Jahren 1919 bis 1923 in den Pariser Vorortvertragen geregelt Von den Verlierermachten konnte lediglich Bulgarien die staatliche Verfasstheit der Vorkriegszeit erhalten das Osmanische Reich und Osterreich Ungarn zerfielen in Russland ging das Zarentum unter in Deutschland das Kaiserreich Der Erste Weltkrieg war Nahrboden fur den Erfolg des sowjetischen Leninismus sowie fur den Faschismus in Italien und den Nationalsozialismus in Deutschland und wurde zum Vorlaufer des Zweiten Weltkriegs den die Nationalsozialisten explizit als unerledigte s Vermachtnis des Ersten sahen 5 Wegen der Verwerfungen die der Erste Weltkrieg in allen Lebensbereichen ausloste und seiner bis in die jungste Vergangenheit nachwirkenden Folgen gilt er als die Urkatastrophe des 20 Jahrhunderts Er markiert das Ende des Zeitalters des Hoch Imperialismus Die Frage der Schuld am Ausbruch dieses Krieges wird bis heute kontrovers diskutiert die entsprechende Fischer Kontroverse ist inzwischen ihrerseits ein Teil der deutschen Geschichte Auf kulturellem Gebiet bedeutete der Erste Weltkrieg ebenfalls eine Zasur Das vieltausendfache Fronterlebnis in den Schutzengraben das Massensterben und die durch Not bedingten Umwalzungen des Lebensalltags veranderten die Massstabe und Perspektiven in den Gesellschaften der beteiligten Staaten Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Ausgangssituation 1 1 Hochimperialismus 1 2 Krisen 1 3 Bundnissystem 1 4 Krafteverhaltnis 2 Julikrise und Kriegsbeginn 3 Verlauf 3 1 Kriegsjahr 1914 3 1 1 Scheitern der Kriegsplane und Ubergang zum Stellungskrieg an der Westfront 3 1 2 Kampfe im Osten und auf dem Balkan 3 1 3 Kriegseintritt des Osmanischen Reiches 3 1 4 Krieg in den Kolonien 3 2 Kriegsjahr 1915 3 2 1 U Boot Krieg 3 2 2 Deutschland sucht die Kriegsentscheidung an der Ostfront 3 2 3 Die Westfront 1915 3 2 4 Das Gallipoli Unternehmen der Alliierten 3 2 5 Kriegseintritt Italiens 3 2 6 Volkermord an den Armeniern 3 2 7 Kriegseintritt Bulgariens und Serbienfeldzug der Mittelmachte 3 2 8 Andere Nebenfronten im Jahre 1915 3 2 9 Politische und gesellschaftliche Entwicklungen 3 3 Kriegsjahr 1916 3 3 1 Besetzung von Montenegro und Albanien 3 3 2 Schlacht um Verdun 3 3 3 Rucktritt von Tirpitz und Skagerrakschlacht 3 3 4 Brussilow Offensive und Somme Schlacht 3 3 5 Sudtiroloffensive und Isonzoschlachten 3 3 6 Kriegseintritt Rumaniens 3 3 7 Entlassung Falkenhayns und 3 OHL 3 3 8 Franzosischer Gegenangriff bei Verdun und Ablosung Joffres 3 3 9 Regentschaftskonigreich Polen und Friedensinitiativen 3 4 Kriegsjahr 1917 3 4 1 Verscharfung des U Boot Kriegs und Kriegseintritt der Vereinigten Staaten 3 4 2 Hungerwinter in Deutschland 3 4 3 Revolution in Russland 3 4 4 Deutschland an der Westfront in der Defensive 3 4 5 Die Nebenfronten 3 4 6 Politik und Friedensinitiativen 3 5 Kriegsjahr 1918 3 5 1 Wilsons 14 Punkte und Massenstreiks 3 5 2 Frieden mit Russland Fruhjahrsoffensive und Kriegswende 3 5 3 Hunderttageoffensive der Alliierten 3 5 4 Zusammenbruch der deutschen Verbundeten und Oktoberreform 3 5 5 Novemberrevolution in Deutschland und Waffenstillstand 4 Einzelaspekte 4 1 Kriegsbegeisterung und Antikriegsdemonstrationen 4 2 Kriegszielpolitik 4 3 Kriegswirtschaft 4 4 Grabenkrieg 4 5 Gaskrieg 4 6 Luftkrieg 4 7 Seekrieg 4 8 Propaganda 4 8 1 Mittelmachte 4 8 2 Entente und assoziierte Machte 4 9 Waffentechnische Entwicklung 4 10 Urteilsfahigkeit der Militars 4 11 Fronterfahrungen 5 Kriegsfolgen und Opfer 5 1 Opferzahlen 5 1 1 Militarische Verluste 5 1 2 Zivile Verluste 5 2 Zerstorungen und Kriegskosten 6 Nachwirkungen 6 1 Friedensvertrage 6 2 Veranderungen der politischen Landkarte 6 3 Nahostkonflikt 6 4 Untersuchungsausschuss und Kriegsverbrecherprozesse 6 5 Einfluss auf Faschismus und Nationalsozialismus 7 Aufarbeitung und Rezeption 7 1 Historische Forschung 7 1 1 Generelle Bedeutung des Krieges 7 1 2 Diskussion um Kriegsursachen 7 1 3 Schwerpunktthemen 7 2 Gedenken und Gedenkstatten 7 3 Museen 7 4 Kunstwerke 7 4 1 Literarische Werke 7 4 2 Bildende Kunst 7 4 3 Musik 7 4 4 Filme 8 Literatur 8 1 Einfuhrungen 8 2 Gesamtdarstellungen 8 3 Vorgeschichte Ursachen und Julikrise 8 4 Zeitzeugnisse 8 5 Kriegsende und Folgen 8 6 Einzelaspekte 9 Weblinks 9 1 Allgemeine Informationen 9 2 Historische Forschung 9 3 Bilder und Karten 9 4 Filme 9 5 Zeitungen 10 AnmerkungenVorgeschichte und AusgangssituationHochimperialismus Kolonialreiche im Jahre 1914Vor 1914 stand Europa auf dem Hohepunkt seiner globalen Dominanz Infolge industrieller Revolution und Bevolkerungsexplosion war es Europa zusammen mit den ebenfalls seit Ende des 19 Jahrhunderts imperial agierenden Machten Japan und USA gelungen eine globale politische Herrschaft zu etablieren Kolonialismus Im Wesentlichen konnte nur China seine Unabhangigkeit bewahren eine Dekolonisation gelang vor 1914 nur den USA den spanischen Kolonien auf dem amerikanischen Doppelkontinent Brasilien Haiti Liberia sowie mit Einschrankungen einigen weissen Dominions Die Errichtung des franzosischen Protektorats uber Tunesien 1881 und die britische Okkupation Agyptens 1882 hatten dem Imperialismus insofern eine neue Qualitat gegeben als die europaischen Staaten wieder verstarkt die formelle Herrschaft uber neu erworbene Territorien suchten Diese wurde zusehends zu einer Frage des nationalen Prestiges da sich die Starke der europaischen Staaten in der offentlichen Wahrnehmung durch ihre aussereuropaische Position zu definieren schien Damit verlagerten sich zwangslaufig die in der Peripherie entstandenen Spannungen zuruck auf den Kontinent vor allem als in den 1890er Jahren die Aufteilung der Welt im Wesentlichen abgeschlossen war ohne dass Italien und das Deutsche Reich einen ihrem Selbstverstandnis entsprechenden Anteil erhalten hatten 6 Krisen Mit der deutschen Reichsgrundung war innerhalb der europaischen Pentarchie eine Unwucht entstanden aus der vormals schwachsten Macht Preussen ging das Deutsche Kaiserreich hervor Die deutsche Annexion Elsass Lothringens stand einer Verstandigung mit Frankreich dauerhaft im Weg Sicherheitsinteressen nationales Prestigedenken sowie okonomische Interessenlagen trafen in dieser Machtekonstellation verscharft aufeinander Abgesehen davon trugen innenpolitische Spannungen und Bedrohungsangste dazu bei dass die herrschenden Eliten und Regierungen einer risikoreichen Politik zuneigten um durch aussenpolitische Erfolge von inneren Mangeln abzulenken Im Zeitalter des Imperialismus entwickelten sich so zunehmend friedensbedrohende Krisen In der Krieg in Sicht Krise 1875 gaben Russland und Grossbritannien zu verstehen dass sie eine neuerliche Niederwerfung Frankreichs nicht hinnehmen wurden Ohne in Bundnissysteme eingebunden zu sein reagierten diese Machte wie spater in der Julikrise entsprechend ihren Grossmachtinteressen In der Balkankrise 1875 1878 entwickelte sich aus einem Lokalkonflikt ein Kleinkrieg Serbisch Osmanischer Krieg und aus diesem der Russisch Osmanische Krieg 1877 78 Der Berliner Kongress beendete zwar die Krise vertiefte dabei aber die Rivalitat Osterreichs und Russlands auf dem Balkan und verschlechterte das deutsch russische Verhaltnis Der franzosische Boulangismus verscharfte vor allem in der Amtszeit von Georges Boulanger als Kriegsminister Januar 1886 bis Mai 1887 die Spannungen zwischen Deutschland und Frankreich exemplarisch in der Schnabele Affare 1887 und fuhrte zum Aufleben des Revanchismus Die Bulgarische Krise namentlich der Serbisch Bulgarische Krieg 1885 87 verschlechterte erheblich das osterreichisch russische Verhaltnis Die Faschoda Krise 1898 und der Zweite Burenkrieg 1899 1902 signalisierten die Auffullung kolonialer Machtvakuen in Ubersee durch den europaisch nordamerikanischen Imperialismus um 1900 so dass die Spannungen an der Peripherie nach Europa zuruckkehrten 7 In der Ersten Marokkokrise 1904 1906 versuchte Deutschland das durch Russlands Schwache Russisch Japanischer Krieg 1904 05 Russische Revolution 1905 isolierte Frankreich aus der Entente cordiale herauszubrechen scheiterte jedoch auf der Algeciras Konferenz 1906 Der Versuch fuhrte ganz im Gegenteil zur unubersehbaren Isolierung des Deutschen Reiches das sich in der Folge umso starker an Osterreich Ungarn band Mit der Seeschlacht bei Tsushima 27 Mai 1905 und dem damit fur Russland faktisch verlorenen Russisch Japanischen Krieg 1904 05 erfolgte eine Neuorientierung der russischen Politik Nach dem Verlust der ostasiatischen Stellung und in Anbetracht der britischen Position im Mittleren Osten orientierte sich der Drang auf Erweiterung der Einflusszonen zuruck auf Europa und insbesondere auf Sudosteuropa was den Konflikt mit Osterreich Ungarn mit sich brachte Sprachenkarte Osterreich Ungarns 1880 Die Bosnische Annexionskrise 1908 09 fachte den serbischen Nationalismus an Die weiteren politischen Auswirkungen fuhrten auch zu einer Demutigung Russlands die fast in einem Krieg mit dem Zweibund mundete In Reaktion auf die Annexion entstand die Gruppe Mlada Bosna die mit Unterstutzung der Geheimorganisation Schwarze Hand das Attentat von Sarajevo ausfuhren sollte Grossbritannien durch die Zweite Marokkokrise 1911 mobilisiert warnte das zunehmend politisch isolierte Deutschland vor einem Krieg gegen Frankreich Angesichts des diplomatischen Misserfolgs Marokko Kongo Vertrag trotz deutscher Kriegsdrohungen wuchs der Druck imperialistisch orientierter Agitationsverbande wie etwa Alldeutscher Verband und Deutscher Flottenverein auf den deutschen Kaiser und seine Regierung die zuruckgewichen waren Die beiden Balkankriege starkten Serbien vertieften die Spannungen in der Donaumonarchie verscharften den osterreichisch russischen Gegensatz und heizten den slawischen Nationalismus weiter an Die Liman von Sanders Krise 1913 14 verscharfte das Misstrauen vor allem Russlands gegenuber Deutschland 8 Bundnissystem Das europaische Bundnissystem um 1900 und 1910 Das offizielle Bundnissystem im Jahr 1914 Dreibund Triple Entente Die tatsachliche Kriegskonstellation in den VorkriegsgrenzenDas von Bismarck nach der Reichsgrundung angestrebte Bundnissystem versuchte Frankreich zu isolieren Hierzu waren gute Beziehungen zu Osterreich Ungarn und zu Russland notwendig Dreikaiserabkommen vom 22 Oktober 1873 Die Balkankrise liess dieses Abkommen faktisch scheitern Deutschlands Vermittlung im Berliner Kongress beendet mit dem Berliner Vertrag am 13 Juli 1878 empfand Russland als feindlich Im Jahr darauf sprach Zar Alexander II eine mehr oder minder versteckte Kriegsdrohung fur den Fall einer Wiederholung aus sodass sich Bismarck nach anderen Bundnispartnern umsah Durch die deutsche Getreidezollpolitik ab 1879 entwickelten sich weitere Spannungen mit Russland Osterreich Ungarn und Deutschland schlossen den Zweibund 7 Oktober 1879 dem sich 1882 Italien anschloss Dreibund 1883 trat zudem Rumanien bei Der Vertrag verpflichtete zu gegenseitiger Unterstutzung im Falle eines gleichzeitigen Angriffs zweier anderer Machte auf einen Unterzeichner oder eines franzosischen Angriffs auf das Deutsche Reich oder Italien Die Vermeidung des europaischen Kriegs durch den Berliner Kongress fuhrte so zum ersten Dauerbundnis zwischen Grossmachten seit dem Krimkrieg Hinzu trat am 18 Juni 1881 der Dreikaiserbund ein geheimes Neutralitatsabkommen Deutsches Reich Osterreich Ungarn und Russland das in der Bulgarischen Krise 1885 87 jedoch zerbrach Die Entlassung Bismarcks im Marz 1890 bedeutete das Ende seiner Bundnispolitik Wilhelm II unterliess es daraufhin auf Empfehlung von Bismarcks Nachfolger Leo von Caprivi und auf jene des Auswartigen Amtes den am 18 Juni 1887 geschlossenen geheimen Ruckversicherungsvertrag zwischen Deutschland und Russland zu verlangern was als eine der fatalen Entscheidungen des Neuen Kurses gilt Aufgrund des deutschen Lombardverbots von 1887 das den Kauf russischer Eisenbahn Anleihen in Deutschland verhinderte orientierte sich Russland seit 1888 finanzpolitisch zunehmend an Frankreich 1891 schlossen Frankreich und Russland ein zunachst vages Abkommen das 1892 durch eine Militarkonvention erganzt und 1894 von Zar Alexander III ratifiziert wurde Franzosisch Russische Allianz Grossbritannien arbeitete nach Aufgabe seiner Splendid isolation zunachst auf ein Bundnis mit Deutschland hin was in den Verhandlungen vom 29 Marz bis 11 Mai 1898 scheiterte Mit der Faschoda Krise 1898 erfolgte zunachst eine heftige franzosisch englische Konfrontation die in der Entente Cordiale 8 April 1904 aufgelost werden konnte welche die generellen Interessenkonflikte um die Kolonien Afrikas Wettlauf um Afrika regelte Grossbritannien naherte sich Frankreich daraufhin an denn Deutschland lehnte einen Verzicht auf die Flottenrustung ab woraus das deutsch britische Flottenwettrusten resultierte Der dem zugrundeliegende Tirpitz Plan basierte auf der Risikotheorie Deutschland glaubte eine Politik der freien Hand fuhren zu konnen Die daraus resultierende unnachgiebige deutsche Haltung zu Rustungsbegrenzungen in den Haager Friedenskonferenzen verstarkte das allgemeine Misstrauen gegen die deutsche Politik Grossbritannien durch die deutsche Flottenpolitik zunehmend beunruhigt unterstutzte wahrend der Algeciras Konferenz 1906 Frankreich nahezu vorbehaltlos Das sprunghafte und ungeschickte aussenpolitische Vorgehen Deutschlands war ein wesentlicher Faktor fur die Grundung der Triple Entente im Vertrag von Sankt Petersburg 31 August 1907 9 auch wenn es bei dieser die Kriegskoalition vorwegnehmenden Entente primar um die Regelungen kolonialer Rivalitaten ging Grossbritannien war jedoch kein fester Teil der Allianz und jede Seite war darauf bedacht sich nicht von der anderen instrumentalisieren zu lassen So hielt Russland in der Marokkofrage Distanz und in der Bosnischen Annexionskrise wollten weder Frankreich noch Grossbritannien zugunsten Russlands intervenieren Die zweite Marokkokrise ging mit einem heftigen Gegensatz der deutschen und franzosischen Offentlichkeit einher und bewog Frankreich das mit der Bosnischen Annexionskrise abgekuhlte Verhaltnis zu Russland wieder zu festigen wobei Frankreich trotz Bedenken den von Russland unterstutzten aggressiven Balkanbund akzeptierte Deutschlands Isolierung die spatestens mit der Algeciras Konferenz offenkundig war fuhrte zur unbedingten Bundnistreue zu Osterreich Ungarn dem letzten verbliebenen Bundnispartner 10 Krafteverhaltnis Am Vorabend des Krieges waren die Mittelmachte zahlenmassig in der Wirtschaftsleistung und den Rustungsausgaben deutlich unterlegen 1914 konnten sie einschliesslich Turkei eine Einwohnerzahl von 138 Millionen und 33 Millionen wehrfahige Manner aufweisen die Entente inklusive Kolonien dagegen 708 Millionen Einwohner und 179 Millionen wehrfahige Manner Die absoluten Rustungsausgaben der Entente waren 1913 etwa doppelt so hoch wie jene der Mittelmachte Lediglich in Bezug auf moderne schwere Artillerie war Deutschland uberlegen 11 was vor allem im allgemein nicht erwarteten Grabenkrieg einen erheblichen Vorteil brachte Die Infanteriebewaffnung war bezogen auf die Schussleistung ausgeglichen die britischen Truppen verfugten jedoch uber ein uberdurchschnittliches Infanteriegewehr Auf dem Meer war die Entente und vor allem Grossbritannien den Gegnern weit uberlegen sodass es zur Distanzblockade Deutschlands kommen konnte Russland konnte jedoch im Gegenzug vom Nachschub uber die Ostsee und das Schwarze Meer abgeschnitten werden Deutschland und Osterreich Ungarn hatten den geostrategischen Vorteil der Inneren Linie wodurch die zahlenmassige Uberlegenheit der Entente zunachst nicht zum Tragen kam 12 Die Truppenstarken der wichtigsten Kriegsteilnehmer zeigt die folgende Tabelle Staat Truppen zum Kriegseintritt nach Mobilisierung Kriegsteilnehmer insges AnmerkungenDeutschland 761 000 3 8 Mio ca 13 Mio Ost Ungarn 395 000 2 3 Mio 8 Mio inkl LandwehrenOsm Reich ca 800 000 2 8 3 5 Mio Bulgarien 85 000 650 000 1 2 Mio Kriegseintritt 1915Russland 1 4 Mio 4 5 Mio 12 15 Mio Kriegsaustritt Winter 1917 18Frankreich 823 000 3 8 Mio 8 4 Mio inkl KolonialtruppenGrossbritannien 250 000 250 000 8 9 Mio Westfront 1914 120 000 Mann ab 1916 Wehrpflicht Zahlen Spalte Kriegsteilnehmer inges inkl EmpireBelgien 117 000 267 000 267 000 keine weitere Mobilisierungsbasis wg BesetzungSerbien 260 000 360 000 700 000Montenegro 40 000 50 000 50 000 Kapitulation Anfang 1916Japan 800 000 band nur 1914 in Ostasien Krafte der MittelmachteItalien 4 3 Mio 5 6 Mio Kriegseintritt Mai 1915Portugal 200 000 100 000 Kriegseintritt 1916 eingesetzt 100 000 MannRumanien 750 000 Kriegseintritt 1916 Waffenstillstand Ende 1917USA 4 3 Mio Kriegseintritt 1917Griechenland 230 000 offizieller Kriegseintritt 1917 Mittelmachte Entente Insgesamt setzte die Entente 41 851 000 Soldaten und damit 19 Prozent der wehrfahigen Manner ein sowie ca 300 Soldatinnen die Mittelmachte 24 400 000 Soldaten und somit 71 Prozent der wehrfahigen Manner 13 Julikrise und Kriegsbeginn Hauptartikel Julikrise und Chronologie der Julikrise 1914 Verlauf des Ersten WeltkriegesIm Zeitalter des Hochimperialismus hatte sich in Europa ein erhebliches Konfliktpotenzial angehauft Dennoch wurde das Attentat von Sarajevo 28 Juni 1914 zunachst nicht als friedensbedrohend eingeschatzt In Wien traten nur Generalstabschef Franz Conrad von Hotzendorf und Finanzminister Leon Bilinski unterstutzt jedoch von grossen Teilen der Presse fur die sofortige Mobilmachung gegen Serbien ein Von Hotzendorf machte dabei den Krieg in einer Unterredung mit Aussenminister Leopold Berchtold am 1 Juli abhangig von der Frage ob Deutschland uns den Rucken gegen Russland deckt oder nicht Das deutsche Auswartige Amt wollte den Krieg zwischen Osterreich und Serbien zunachst vermeiden da es richtig den Weltkrieg als Konsequenz voraussah Das Auswartige Amt vertrat noch bis 4 Juli die Meinung dass Osterreich keine demutigenden Forderungen an Serbien stellen solle 14 Soweit bekannt fuhrte massgeblich ein Statement von Kaiser Wilhelm II Mit den Serben muss aufgeraumt werden und zwar bald vom 4 Juli dazu dass das Auswartige Amt umgehend die gegenteilige Haltung einnahm 15 Staat 16 Bundnis Kriegseintritt 17 Osterreich Ungarn Mittelmachte 28 Juli 1914Serbien Entente 28 Juli 1914Deutsches Reich Mittelmachte 1 Aug 1914Russisches Kaiserreich Entente 1 Aug 1914Frankreich Entente 3 Aug 1914Belgien Entente 4 Aug 1914Grossbritannien Entente 4 Aug 1914Australien Entente 4 Aug 1914Kanada Entente 4 Aug 1914Nepal Entente 4 Aug 1914 18 Neufundland Entente 4 Aug 1914Neuseeland Entente 4 Aug 1914Montenegro Entente 9 Aug 1914Japan Entente 23 Aug 1914Sudafrikanische Union Entente 8 Sep 1914Osmanisches Reich Mittelmachte 29 Okt 1914Italien Entente 25 Mai 1915San Marino Entente 1 Juni 1915Bulgarien Mittelmachte 11 Okt 1915Portugal Entente 9 Marz 1916Hedschas Entente 5 Juni 1916Rumanien Entente 31 Aug 1916Griechenland Entente 24 Nov 1916 29 Juni 1917 19 Vereinigte Staaten Entente 6 Apr 1917Kuba Entente 7 Apr 1917Guatemala Entente 22 Apr 1917Siam Entente 22 Juli 1917Liberia Entente 4 Aug 1917China Entente 14 Aug 1917Brasilien Entente 26 Okt 1917Panama Entente 10 Nov 1917Nicaragua Entente 6 Mai 1918Costa Rica Entente 24 Mai 1918Haiti Entente 15 Juli 1918Honduras Entente 19 Juli 1918Dementsprechend wurde am 5 Juli dem nach Berlin entsandten Legationsrat im k u k Aussenministerium Alexander Hoyos Mission Hoyos die Unterstutzung des Kriegskurses zugesagt und allgemein ein fruhzeitiges Losschlagen empfohlen Tags darauf ubergab der Reichskanzler dem Gesandten Hoyos und Botschafter Szogyeny die offizielle gleichlautende Antwort die spater als ein in ausserster Fahrlassigkeit ausgestellter Blankoscheck interpretiert wurde 20 Die Motive der Reichsleitung lagen laut den Tagebucheintragen Kurt Riezlers von den Besprechungen mit Reichskanzler Bethmann Hollweg 7 8 Juli 1914 in der Uberlegung dass ein Krieg aufgrund des wachsenden militarischen und verkehrstechnischen Potenzials Russlands eher 1914 als spater zu gewinnen sei Wenn Osterreich nicht unterstutzt werde bestehe die Gefahr dass es sich der Entente zuwende Obwohl die Gefahr des Weltkrieges gesehen wurde hoffte die deutsche Reichsleitung auf eine Lokalisierung und sah die Situation gunstig Kommt der Krieg aus dem Osten so dass wir also fur Oesterreich Ungarn und nicht Oest erreich Ungarn fur uns zu Felde zieht so haben wir Aussicht ihn zu gewinnen Kommt der Krieg nicht will der Zar nicht oder rat das besturzte Frankreich zum Frieden so haben wir doch noch Aussicht die Entente uber diese Aktion auseinander zumanoeuvrieren 21 Am Tag nach der Ruckkehr Hoyos 7 Juli beschloss der osterreichisch ungarische Ministerrat Serbien ein unannehmbares Ultimatum zu stellen und bei dessen zu erwartender Ablehnung militarische Schritte einzuleiten 22 Vom 20 bis 23 Juli besuchten Frankreichs Staatsprasident Raymond Poincare und Ministerprasident Rene Viviani die russische Hauptstadt St Petersburg und sicherten den Gastgebern ihre volle Unterstutzung zu Es herrschte die einvernehmliche Auffassung dass Serbien fur die Morde keine Verantwortung trage die im Prinzip schon bekannten Forderungen an Belgrad illegitim seien und die Entente gegen die Mittelmachte standhaft bleiben werde 23 Die Eroffnung der Julikrise im engeren Sinne bildete das Ultimatum das durch den k u k Aussenminister Graf Berchtold an Serbien am 23 Juli 1914 mit einer Frist von 48 Stunden ausgestellt wurde 24 Durch die Gesprachsergebnisse beim franzosischen Regierungsbesuch bestarkt beschloss der russische Ministerrat am 24 Juli Serbien zu unterstutzen und gegebenenfalls die Mobilmachung einzuleiten 25 Das entsprechende Telegramm traf am 25 Juli noch rechtzeitig vor der serbischen Antwort auf das Ultimatum in Belgrad ein Inwieweit es die serbische Ablehnung der Kernpunkte des Ultimatums beeinflusst hat ist nicht geklart Die Antwort an Wien war zum Teil einlenkend teilweise ausweichend Die Teilnahme osterreichischer Beamter bei der Strafverfolgung verdachtiger Personen wurde jedoch rundweg mit der Begrundung abgelehnt dass dies gegen die serbische Verfassung verstosse Aussenminister Nikola Pasic ubergab personlich die Antwort kurz vor Ablauf der Frist der osterreichischen Gesandtschaft Botschafter Giesl uberflog den Text und reiste umgehend mit dem gesamten Gesandtschaftspersonal ab 26 In den Staaten der Entente wurden Zweifel laut dass Osterreich Ungarn die treibende Kraft hinter den Ereignissen sei sie verdachtigten zunehmend das bedeutend starkere Deutschland 27 Russland begann am 26 Juli mit ersten Mobilisierungsmassnahmen der sog Vorbereitungszeit vor dem Krieg die moglicherweise lediglich als Vorsichtsmassnahme oder Abschreckungssignal gedacht waren dem bislang aber trotz der Drohungen diplomatisch ausgetragenem Konflikt eine militarische Note verliehen und ihn eskalierten da die osterreichische und deutsche Seite von den Massnahmen fast sofort erfuhren 28 Wilhelm II verordnete am 31 Juli 1914 den Kriegszustand bekanntgegeben als Zustand der drohenden Kriegsgefahr nach Art 68 der ReichsverfassungAm Morgen des 28 Juli 1914 unterschrieb Kaiser Franz Joseph in Bad Ischl die Kriegserklarung der Osterreichisch Ungarischen Monarchie an das Konigreich Serbien An Meine Volker Zuvor hatte die deutsche Regierung den Bundnispartner seit 25 Juli nochmals massiv zu umgehender Aussprache gedrangt Wien wollte die Kriegserklarung noch bis zu diesem Zeitpunkt erst nach dem Abschluss der Mobilmachung und damit um den 12 August aussprechen 29 Da der Angriff bei Temes Kubin angeblicher Feueruberfall der Serben am 26 Juli eine Propagandaerfindung und ein vorgeblicher Kriegsgrund ahnlich dem Flugzeug von Nurnberg war begann der Schiesskrieg am 29 Juli kurz nach 2 Uhr mit der Beschiessung von Belgrad durch die Binnenkriegsschiffe S M S Temes Bodrog und Szamos 30 Am 29 Juli erfolgte trotz einer Warnung Bethmann Hollwegs dass die Fortsetzung der russischen Vorbereitungen Deutschlands Mobilisierung und vermutlichen Kriegseintritt zur Folge haben wurden 31 die Teilmobilmachung der russischen Armee 32 33 Am 29 Juli eroffnete Reichskanzler Bethmann Hollweg dem britischen Botschafter Edward Goschen dass Deutschland unter Brechung der belgischen Neutralitat Frankreich angreifen werde und dass Deutschland fur eine britische Neutralitat die Wiederherstellung der territorialen Integritat von Frankreich und Belgien nicht jedoch die ihrer Kolonien nach dem Krieg anbiete 34 Die britische Seite die den Reichskanzler fur eine Wien massigende Kraft gehalten hatte und bis dahin zuruckhaltend aufgetreten war reagierte zu Bethmann Hollwegs Erschrecken nun mit scharfer Ablehnung und gab zu verstehen dass das fur Grossbritannien einen Kriegsgrund darstellen wurde Bethmann Hollweg versuchte daraufhin den Eskalationsprozess wieder einzufangen und gemeinsam mit dem Kaiser Wien zu einem Halt in Belgrad Plan zu bewegen d h sich mit der Besetzung des grenznahen Belgrads als Pfand zu begnugen jedoch war es bereits zu spat und die Eskalation in vollem Gange Moltke konterkarierte Bethmann Hollwegs Versuche damit dass er Conrad von Hotzendorf zu einem Aufmarsch gegen Serbien und das Russische Reich anhielt Wien lehnte den Plan einer zeitweiligen Besetzung Belgrads dazu ab weil es nur eine Teillosung seines serbischen Problems gewesen ware Mehr Zeit hatte an der osterreichischen Positionierung moglicherweise etwas geandert aber gerade die lief ab 35 Zar Nikolaus II billigte am 30 Juli die Generalmobilmachung der russischen Armee die am nachsten Morgen 31 Juli veroffentlicht wurde Das Deutsche Reich forderte daraufhin in einem Ultimatum die sofortige Rucknahme der russischen Mobilmachung bis 1 August 12 Uhr Ortszeit St Petersburg obwohl angenommen wurde dass sie deutlich langsamer verlaufen werde als die deutsche Nachdem die Rucknahme ausgeblieben war gab Wilhelm II am 1 August 17 Uhr den Mobilmachungsbefehl und erklarte am selben Tag 19 Uhr Ortszeit St Petersburg Russland den Krieg Das mit Russland verbundete Frankreich erliess ebenfalls am 1 August 16 Uhr den Mobilmachungsbefehl Am Vormittag des 2 August besetzten deutsche Truppen planmassig die Stadt Luxemburg berittene Patrouillen drangen noch ohne Kriegserklarung in Frankreich ein wobei ein franzosischer und ein deutscher Soldat fielen Am Abend 20 Uhr wurde Belgien aufgefordert innerhalb von zwolf Stunden eine Erklarung des Inhalts abzugeben dass sich die belgische Armee gegenuber einem Durchmarsch deutscher Truppen passiv verhalten werde dies wurde am nachsten Morgen abgelehnt Am Abend des 3 August erklarte Deutschland Frankreich wegen angeblicher Grenzverletzungen und erfundener Luftangriffe Flugzeug von Nurnberg den Krieg 36 Am gleichen Tag teilte der italienische Aussenminister Antonio di San Giuliano dem deutschen Botschafter Hans von Flotow mit dass nach Ansicht der italienischen Regierung der Casus Foederis nicht gegeben sei da Osterreich und Deutschland die Aggressoren seien Schon am Nachmittag erfolgte die italienische Neutralitatserklarung 37 Ebenfalls am 3 August sandte Theobald von Bethmann Hollweg ein Rechtfertigungsschreiben an die britische Regierung Bethmann Hollweg stellte hierin die Neutralitatsverletzung von Belgien als Konsequenz einer militarischen Zwangslage aufgrund der russischen Mobilmachung dar 38 Deutsche Patrouillen hatten am Morgen dieses Tages bereits die belgische Grenze uberschritten entsprechende Meldungen lagen in London vor 39 Das Deutsche Reich verletzte damit Artikel I des Londoner Vertrages vom 19 April 1839 in dem die europaischen Grossmachte die belgische Neutralitat garantiert hatten und gefahrdete britische Sicherheitsinteressen 40 Edward Grey bezeichnete am Nachmittag des 3 August im Unterhaus die Verletzung der belgischen Neutralitat sowie die Gefahr einer Niederwerfung Frankreichs als unvereinbar mit den britischen Staatsinteressen das Parlament folgte dieser Einschatzung 41 Am 4 August um 6 00 Uhr morgens teilte der deutsche Botschafter in Brussel der belgischen Regierung mit das Deutsche Reich sehe sich nach Ablehnung seiner Vorschlage gezwungen die zur Abwehr der franzosischen Bedrohung notigen Massnahmen notigenfalls mit Gewalt durchzusetzen 42 Wenige Stunden spater marschierten deutsche Truppen volkerrechtswidrig 43 und ohne Kriegserklarung in das neutrale Belgien ein Noch am gleichen Tag 4 August uberreichte der britische Botschafter Goschen dem deutschen Reichskanzler Bethmann Hollweg ein auf Mitternacht befristetes Ultimatum in dem die Zusage verlangt wurde dass Deutschland die belgische Neutralitat entsprechend dem Londoner Vertrag von 1839 achten werde Bethmann Hollweg hielt dem Botschafter vor dass Grossbritannien wegen eines Fetzen Papiers gegen Deutschland in den Krieg ziehe was in London mit Emporung aufgenommen wurde Nach Ablauf des Ultimatums befand sich Grossbritannien im Kriegszustand mit dem Kaiserreich seine Dominions folgten umgehend zumeist ohne gesonderte Kriegserklarung womit sich innerhalb weniger Tage aus dem Lokalkrieg ein Kontinentalkrieg und aus diesem der Weltkrieg entwickelt hatte 44 Osterreich Ungarn erklarte Russland am 6 August den Krieg und beendete erst damit die groteske Situation dass Deutschland sich sechs Tage fruher im Kriege mit Russland befand als der Verbundete um dessentwillen es den Kampf uberhaupt aufnahm 45 Berlin Unter den Linden Bekanntgabe des Zustands der drohenden Kriegsgefahr am Nachmittag des 31 Juli 1914 durch einen Offizier des Alexander Garde Grenadier Regiments Berliner Bevolkerung mit Extrablatt August 1914VerlaufSiehe auch Chronologie des Ersten Weltkrieges Kriegsjahr 1914 Scheitern der Kriegsplane und Ubergang zum Stellungskrieg an der Westfront Ein schienengebundenes 42 cm Bettungsgeschutz von Krupp Dicke Bertha wird am 7 August 1914 bei Luttich feuerbereit gemacht Erste Soldauszahlung nach der Mobilmachung Berlin 1914Noch bevor die Versammlung des deutschen Heeres an der Westgrenze abgeschlossen war fuhrte das deutsche X Armee Korps einen bereits im Schlieffenplan vorgesehenen handstreichartigen Uberfall auf die Zitadelle der belgischen Festung Luttich Die Stadt fiel schnell in die Hande der Angreifer 5 7 August wahrend der Gurtel von zwolf Forts zunachst nicht erobert werden konnte Erst nach dem Heranschaffen schwerster Artillerie der Dicken Bertha von Krupp und der weniger bekannten mobileren Schlanken Emma von Skoda war es moglich die Festungen zu besetzen und bis zum 16 August Luttich vollstandig zu erobern Als Hohepunkt der Kampfe gilt die Zerstorung von Fort Loncin am 15 August durch einen Volltreffer in der Munitionskammer Die schnelle Ausschaltung der als uneinnehmbar geltenden Forts fuhrte zu strategischen Anderungen in der weiteren franzosischen Kriegsplanung 46 Aufruf von Kaiser Wilhelm II anhoren i vom 6 August 1914 47 Am 4 August begingen deutsche Soldaten in den belgischen Dorfern Vise Berneau und Battice bei Luttich erste gewaltsame Ubergriffe auf die Zivilbevolkerung 48 In den kommenden Wochen verubten deutsche Truppen zahlreiche Graueltaten an der Zivilbevolkerung in Belgien und Frankreich die mit Angriffen von Franc tireurs begrundet wurden Die ersten Massenerschiessungen von belgischen Zivilisten erfolgten am 5 August besonders schwere Kriegsverbrechen verubten deutsche Truppen in Dinant Tamines Andenne und Aarschot 49 Den Repressalien fielen zwischen August und Oktober 1914 rund 6500 Zivilisten zum Opfer 50 weltweit besonders beachtet und verurteilt wurden die Brandschatzungen in Lowen 51 Die Rezeption von tatsachlichen und erfundenen Ubergriffen ging in den noch heute gangigen englischen Propagandabegriff Rape of Belgium Schandung von Belgien ein Wahrend die deutschen Truppen im Rahmen des Schlieffen Plans ihre Bogenbewegung uber Belgien entfalteten wurde auf franzosischer Seite der Plan XVII vorbereitet der im Gegensatz zur deutschen Umfassungsstrategie auf die Strategie des Durchstosses im Zentrum Lothringen setzte Vor dem eigentlichen Grossangriff im Rahmen dieser Strategie erfolgte ein Vorausangriff auf Mulhausen Mulhouse Der franzosische Befehlshaber Joffre wollte damit deutsche Truppen im Suden binden und durch Vordringen in das nach der Niederlage von 1871 an Deutschland gefallene Elsass den Enthusiasmus der franzosischen Bevolkerung starken was wahrend der kurzfristigen Einnahme der zweitgrossten Stadt und des wichtigsten Industriestandortes der Region durchaus gelang Am 7 August konnte Mulhausen genommen werden wobei ein Teil der dortigen Bevolkerung die franzosischen Soldaten jubelnd begrusste Bereits am 9 August ging es wieder an die deutschen Truppen Nach einer erneuten Eroberung fielen die Stadt und alle elsassischen Gebiete mit Ausnahme des Dollertales und einiger Vogesenhohen am 24 August fur den restlichen Krieg wiederum an die Deutschen Der den franzosischen Angriff kommandierende General Louis Bonneau wurde von Joffre entlassen 52 Joffre hatte zunachst nicht die Absicht sich in seinem Aufmarsch gemass Plan XVII von dem deutschen Angriff auf Belgien beeinflussen zu lassen und konzentrierte 1 7 Millionen franzosische Soldaten in funf Armeen fur den Angriff Er konnte die Bewegung der deutschen Truppen jedoch nicht vollstandig ignorieren und verlegte die 5 Armee unter Charles Lanrezac entsprechend weiter nordwestlich Das gerade erst in Frankreich gelandete Britische Expeditionskorps unter General John French schloss sich nordlich bei Maubeuge an Die franzosische Offensive begann zunachst am 14 August Die 1 Armee unter General Auguste Dubail und die 2 Armee unter General Noel de Castelnau uberschritten die Grenze und ruckten unter anderem auf Saarburg Lothringen vor Die deutsche 6 und 7 Armee beide seinerzeit befehligt von Kronprinz Rupprecht von Bayern wichen zunachst kampfend zuruck Scheitern des franzosischen Planes XVII die Grenzschlachten an der Westfront vom 3 bis 26 August 1914Am 18 August nach der Niederkampfung der Festung Luttich endgultiger Fall von Luttich am 16 August begann die eigentliche Grossoffensive des rechten deutschen Flugels zur Umfassung der alliierten Armeen Dabei stiess er sehr schnell nach Brussel und Namur vor Der Hauptteil der belgischen Armee zog sich in die Festung Antwerpen zuruck worauf die zweimonatige Belagerung von Antwerpen begann Am 20 August begann die eigentliche franzosische Offensive in Richtung Deutsch Lothringen und Saar Ruhr Gebiet gleichzeitig begann der deutsche Gegenangriff Daraus und aus einer Reihe von weiteren Schlachten bei Saarburg bei Longwy in den Ardennen an der Maas zwischen Sambre und Maas und bei Mons entwickelten sich fur beide Seiten verlustreiche Kampfe zwischen den Vogesen und der Schelde die sogenannten Grenzschlachten Die franzosischen Truppen erlitten ausserordentlich grosse Verluste zwischen dem 20 und dem 23 August fielen 40 000 Soldaten allein am 22 August 27 000 Die Verluste wurden vor allem durch Maschinengewehre verursacht Die franzosische 1 2 3 und 4 Armee wurden von der deutschen 4 5 6 und 7 Armee frontal schwer geschlagen ebenso wie die 5 Armee und das britische Expeditionskorps auf dem linken Flugel Den franzosischen Truppen gelang jedoch ein ausreichend geordneter Ruckzug einerseits hinter die Meurthe und den Festungsring um Nancy andererseits unter Bewahrung der Festung Verdun hinter die Maas ohne dass den deutschen Truppen eine Umfassung und vollstandige Vernichtung grosser Truppenteile gelang Unter Missachtung des Schlieffen Plans ersuchte Kronprinz Rupprecht bei Generalstabschef Moltke den Erfolg ausnutzen und selbst in die Offensive gehen zu durfen was dieser billigte Diese deutsche Offensive zwischen 25 August und 7 September brachte jedoch keinen Durchbruch 53 Die franzosischen und britischen Armeen auf dem linken Flugel begannen einen allgemeinen aber geordneten Ruckzug durch Nordfrankreich der durch vereinzelte Schlachten wie die Schlacht von Le Cateau 26 August und die Schlacht bei St Quentin 29 August unterbrochen wurde und den verfolgenden deutschen rechten Flugel immer naher an Paris heranfuhrte 54 Die franzosische Regierung verliess am 2 September die Hauptstadt und zog nach Bordeaux um die Verteidigung von Paris wurde dem reaktivierten General Joseph Gallieni anvertraut Das franzosische Oberkommando zog wahrenddessen Truppen vom rechten Flugel sowie Reserven zusammen um bei Paris eine neue 6 Armee unter Joseph Maunoury aufzustellen die den deutschen Vormarsch in der Flanke bedrohte Eine weitere 9 Armee unter Ferdinand Foch wurde im Zentrum eingeschoben Joffre plante die Marne als Auffangstellung zu benutzen um von hier aus mit einer Offensive an der gesamten Front den deutschen Vormarsch zu stoppen 55 Die deutsche Angriffsplanung nach dem Schlieffen Plan links und deren Scheitern rechts Alliierte Truppen stossen am 8 September 1914 in die Lucke zwischen der 1 und 2 deutschen Armee Franzosische Bauernfamilie auf der Flucht 1914Der deutsche Schwenkungsflugel die 1 2 3 4 und 5 deutsche Armee hatte schon zuvor mit immer noch hoher Geschwindigkeit seine Drehung Richtung Sudwest und Sud vorgenommen die 1 Armee wich von ihrer planmassigen Vorstossrichtung schon nach der Einnahme von Brussel 20 August sudlich ab da Befehlshaber Alexander von Kluck die franzosischen Truppen und das Britische Expeditionskorps verfolgte Durch die zunehmende Frontausdehnung schwand der Uberraschungseffekt der deutschen Offensive und die zahlenmassige Uberlegenheit des rechten deutschen Flugels ging mit der Dehnung verloren die Verbindungslinien der Deutschen wurden immer langer jene der Franzosen immer kurzer Die auseinandergezogene deutsche Front drohte Ende August zu zerreissen der rechte Flugel musste aufgrund von Gegenangriffen die Stossrichtung weiter andern und nach Suden und Sudosten einschwenken die Einkreisung von Paris wurde am 30 August aufgegeben wovon Joffre am 3 September informiert war 56 Die in Luxemburg stationierte Oberste Heeresleitung verlor inzwischen den Uberblick uber die operative Lage vor allem fehlte jegliche Fernsprechverbindung zum bedrohten rechten Flugel Der technisch unzureichende Funkverkehr konnte dies nicht wettmachen die Fliegermeldungen blieben oft ungenutzt Die 1 Armee 320 000 Soldaten versuchte mit Gewaltmarschen die britische Expeditionsarmee einzuschliessen und vernachlassigte dabei den westlichen Flankenschutz Die Abgabe von zwei Korps an die Ostfront zuruckgelassene Belagerungstruppen Antwerpen Maubeuge Marsch und Kampfverluste und Versorgungsschwierigkeiten verursachten Stockungen die erschopfte 1 Armee hatte unter schweren Kampfen uber 500 Kilometer zuruckgelegt 57 Am 6 September begann die franzosische Offensive gegen die offene Flanke der deutschen Armee Schlacht an der Marne Die deutsche 1 Armee die trotz gegenteiliger Weisung noch am 5 September 1914 sudlich der Marne vorgestossen war und als westlichste Punkte die um Paris gelegenen Gemeinden Le Plessis Belleville Mortefontaine und Meaux erreicht hatte weitestes Vordringen 48 973 2 905 musste sich in einem zweitagigen Gewaltmarsch zuruckziehen Sie verursachte durch ihre plotzliche Kehrtwendung eine etwa 40 Kilometer breite Lucke zwischen der 1 und 2 deutschen Armee in die starke franzosische und britische Krafte gegen Mittag des 8 Septembers 1914 hineinstiessen Der Zusammenhang der deutschen Front war zerrissen die Gefahr eines operativen Durchbruches und einer Umfassung der deutschen Armeen wuchs Stunde um Stunde es drohte die Abschnurung und Vernichtung einzelner deutscher Heeresteile ein fluchtartiger Ruckzug und schlimmstenfalls eine ruckwartige Umfassung des gesamten deutschen Westheeres Die deutschen Armeen waren nach ihrem pausenlosen Vormarsch am Ende ihrer Krafte Der von der Obersten Heeresleitung OHL zum Oberkommando der 1 und 2 Armee entsandte Oberstleutnant Richard Hentsch empfahl den Ruckzug der von den Oberbefehlshabern der beiden Armeen am 9 September befohlen wurde ohne weiteren Kontakt mit den Nachbararmeen oder der OHL aufzunehmen 58 Die Notwendigkeit des Ruckzuges vor allem jener der 1 Armee 59 war spater umstritten uberwiegend wird jedoch heute eine Meinung vertreten wie sie zum Beispiel Holger Afflerbach formulierte Operativ war der Ruckzugsbefehl richtig und zwingend notwendig seine psychologischen Auswirkungen waren indes fatal 60 Der Schlieffen Plan war gescheitert die Einschnurung des franzosischen Heeres an der Ostgrenze Lothringen und Elsass war misslungen Am 9 September sah Generalstabschef Moltke den Umschlag er schrieb an diesem Tage Es geht schlecht Der so hoffnungsvoll begonnene Anfang des Krieges wird in das Gegenteil umschlagen wie anders war es als wir vor wenigen Wochen den Feldzug so glanzvoll eroffneten ich furchte unser Volk in seinem Siegestaumel wird das Ungluck kaum ertragen konnen 61 Der Wettlauf zum Meer war durch erfolglose Versuche gekennzeichnet die Flugel des Gegners zu umfassen und dessen Front aufzurollen Verwundete belgische Soldaten in Calais am 11 November 1914 Britische und deutsche Soldaten verbrudern sich zu Weihnachten 1914 im belgischen PloegsteertGeneralstabschef Moltke erlitt einen Nervenzusammenbruch und wurde durch Erich von Falkenhayn ersetzt Die 1 und die 2 deutsche Armee mussten die Schlacht abbrechen und sich zuruckziehen die restlichen Angriffsarmeen folgten Der darauf folgende Ruckzug des deutschen Angriffsflugels hinter die Aisne mundete in die Erste Schlacht an der Aisne die den Ubergang zum Stellungskrieg einleitete Die deutschen Truppen konnten sich jedoch nach ihrem Ruckzug an der Aisne eingraben und wieder eine zusammenhangende widerstandsfahige Front aufbauen Am 17 September kam der franzosische Gegenangriff zum Erliegen In Frankreich wurde dieser deutsche Ruckzug spater als Wunder an der Marne bezeichnet in Deutschland fand der Befehl scharfste Kritik Falkenhayn legte Reichskanzler Bethmann Hollweg nahe die deutsche Offentlichkeit uber die kritische militarische Lage nach dem Scheitern des Angriffsplanes aufzuklaren was jener jedoch ablehnte 62 Zunachst hielt Falkenhayn am bisherigen Konzept fest dem zufolge die Entscheidung zuerst im Westen gesucht werden sollte Im Wettlauf zum Meer 13 September bis 19 Oktober 1914 versuchten beide Seiten einander zu uberflugeln die Fronten wurden ausgehend von der Aisne bis nach Nieuwpoort an der Nordsee verlangert In Nordfrankreich versuchten die Gegner in den ersten Oktoberwochen 1914 wieder den Bewegungskrieg einzuleiten wobei die deutschen Truppen unter schweren Verlusten einige Erfolge verbuchen konnten Einnahme von Lille Gent Brugge und Ostende ohne jedoch den Durchbruch zu erreichen Danach verlegte sich der Schwerpunkt der Kampfe weiter in den Norden nach Flandern der englische Nachschub uber Dunkirchen und Calais sollte unterbrochen werden 63 Am 16 Oktober 1914 erschien die Erklarung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches 64 Sie war von uber 3000 deutschen Hochschullehrern also fast der gesamten Dozentenschaft der 53 Universitaten und Technischen Hochschulen Deutschlands unterzeichnet und rechtfertigte den Ersten Weltkrieg als Verteidigungskampf deutscher Kultur 65 Auslandische Gelehrte antworteten einige Tage spater in der New York Times und The Times Bei Ypern entwickelten sich erbitterte Gefechte Erste Flandernschlacht vom 20 Oktober bis 18 November 1914 In aller Eile aufgestellte deutsche Reservekorps erlitten bei Langemarck und Ypern verheerende Verluste Ungenugend ausgebildete und von Reserveoffizieren ohne Fronterfahrung gefuhrte junge Soldaten vereinzelt 15 jahrige gingen hier zu Zehntausenden in den Tod ohne irgendein nennenswertes Ziel zu erreichen Dennoch wurde hieraus der Mythos von Langemarck konstruiert das erste bedeutende Beispiel in diesem Krieg militarische Niederlagen oder Misserfolge in moralische Siege umzudeuten Dabei gelang es den Alliierten die fur den britischen Nachschub wichtigen Kanalhafen Boulogne und Calais und den Eisenbahnknoten Amiens dem deutschen Zugriff zu entziehen 66 Mit den Kampfen bei Ypern endete der Bewegungskrieg An der deutschen Westfront entstand ein ausgedehntes System aus Schutzengraben Grabenkrieg Alle Durchbruchsversuche beider Seiten schlugen 1914 fehl eine uber 700 Kilometer lange Front von der Nordsee bis zur Schweizer Grenze Die Schweiz im Ersten Weltkrieg erstarrte im Stellungskrieg an den Frontabschnitten lagen die vordersten Graben oft kaum 50 Meter von den feindlichen Stellungen entfernt 67 Am 18 November 1914 eroffnete Falkenhayn Reichskanzler Bethmann Hollweg dass der Krieg gegen die Triple Entente nicht mehr zu gewinnen sei Er pladierte fur eine diplomatische Liquidierung des Krieges auf dem Kontinent fur einen Verhandlungs und Separatfrieden mit einem oder mehreren Gegnern nicht jedoch mit Grossbritannien mit dem er einen politischen Ausgleich nicht fur moglich hielt Reichskanzler Bethmann Hollweg lehnte dies ab Der Reichskanzler hatte hierzu vor allem innenpolitische Grunde er wollte angesichts der grossen Opfer des Angriffs auf Annexionen und einen Siegespreis fur das Volk nicht verzichten 68 Hindenburg und Ludendorff gingen vom unbedingten Vernichtungswillen der Gegner aus und hielten zudem einen Siegfrieden nach wie vor fur moglich Der Reichskanzler und der Generalstab verschwiegen der Nation die Bedeutung der Niederlagen an der Marne und bei Ypern Auf diese Weise hielten sie zwar den Kampf und Durchhaltewillen der Nation hoch Die Diskrepanz zwischen der politisch militarischen Lage und den Kriegszielforderungen der wirtschaftlichen und politischen Eliten vergrosserte sich dadurch im weiteren Verlauf des Krieges zunehmend was zur gesellschaftlichen Frontenstellung wahrend des Krieges und daruber hinaus beitrug 69 Im November 1914 erklarte die britische Kriegsmarine die gesamte Nordsee zur Kriegszone und verhangte eine Distanzblockade Schiffe die unter der Flagge neutraler Staaten fuhren konnten in der Nordsee ohne Vorwarnung das Ziel britischer Angriffe werden Dieses Vorgehen der britischen Regierung verletzte geltendes Volkerrecht darunter die Deklaration von Paris von 1856 die Grossbritannien unterzeichnet hatte 70 Am 24 Dezember und den beiden folgenden Tagen kam es an einigen Abschnitten der Westfront zum sogenannten Weihnachtsfrieden einem unautorisierten Waffenstillstand unter den Soldaten Beteiligt an dieser Weihnachtswaffenruhe verbunden mit Verbruderungsgesten waren vermutlich uber 100 000 hauptsachlich deutsche und britische Soldaten 71 Kampfe im Osten und auf dem Balkan Hauptartikel Ostpreussische Operation 1914 Schlacht in Galizien und Serbienfeldzug 1914 Da zwei russische Armeen entgegen den Annahmen des Schlieffen Plans zwei Wochen nach Kriegsausbruch und damit unerwartet fruh in Ostpreussen eindrangen war die Lage an der Ostfront fur das Deutsche Reich zunachst ausserst gespannt Die Deutschen waren aufgrund des Schlieffen Plans an ihrer Ostfront eher defensiv eingestellt Lediglich einige russisch polnische Grenzstadte waren besetzt worden dabei wurde Kalisz zerstort Nach der Schlacht bei Gumbinnen 19 20 August musste die Ostpreussen verteidigende 8 Armee weitere Teile des Landes preisgeben Als Folge dessen wurden die Truppen verstarkt und die bisherigen Befehlshaber durch Generalmajor Erich Ludendorff und Generaloberst Paul von Hindenburg ersetzt die mit dem Sieg in der Schlacht bei Tannenberg vom 26 bis 31 August die Sicherung von Ostpreussen einleiteten Dabei gelang deutschen Truppen die Einschliessung und weitgehende Vernichtung der russischen 2 Armee Narew Armee unter General Alexander Samsonow Vom 6 bis 15 September folgte die Schlacht an den Masurischen Seen die mit der Niederlage der russischen 1 Armee Njemen Armee unter General Paul von Rennenkampff endete Die russischen Truppen raumten daraufhin den grossten Teil Ostpreussens 72 Russische Truppen besetzten nach der Schlacht in Galizien vom 24 August bis 11 September das zu Osterreich Ungarn gehorende Galizien Das osterreichisch ungarische Heer musste sich nach einem Vorstoss auf die galizische Hauptstadt Lemberg wegen der erdruckenden russischen Ubermacht im September zu den Karpaten zuruckziehen Schlacht von Lemberg 26 August bis 1 September Die erste Belagerung von Przemysl vom 24 September bis zum 11 Oktober konnte abgewehrt werden Eine zur Entlastung der k u k Truppen von der neuformierten deutschen 9 Armee begonnene Offensive in Sudpolen vom 29 September bis 31 Oktober mit dem Ziel die Weichsel zu erreichen schlug fehl Am 1 November wurde Generaloberst von Hindenburg zum Oberbefehlshaber Ost des deutschen Heeres ernannt Am 9 November begann die zweite am 22 Marz 1915 fur Osterreich fatal endende Belagerung von Przemysl und am 11 November die bis 5 Dezember andauernde deutsche Gegenoffensive im Raum Lodz nach der die russischen Truppen zur Defensive ubergingen 73 Vom 5 bis 17 Dezember gelang es osterreichisch ungarischen Truppen einen russischen Vorstoss auf Krakau aufzuhalten danach verharrten die Gegner in weiten Frontbereichen zunachst im Stellungskrieg In der Winterschlacht in den Karpaten Dezember 1914 bis April 1915 konnten sich die Mittelmachte gegen Russland behaupten 74 Fluchtlings und Evakuierungstransport aus Serbien 1914 15 in LeibnitzDer Ausgangspunkt des Krieges der Konflikt zwischen Osterreich Ungarn und Serbien geriet angesichts der grossraumigen Eskalation ab August an den Rand der Aufmerksamkeit Die drei Offensiven der osterreichisch ungarischen Armee zwischen August und Dezember 1914 scheiterten uberwiegend oder brachten lediglich Teilerfolge im Dezember konnte Belgrad kurzzeitig eingenommen werden 75 Die k u k Armee musste also auch an diesem Kriegsschauplatz einen verheerenden Misserfolg hinnehmen 76 Besonders die ersten k u k Offensiven waren von schweren Ubergriffen gegen die serbische Zivilbevolkerung begleitet Mehrere Tausend Zivilisten wurden getotet Dorfer ausgeplundert und niedergebrannt Die osterreichische Armeefuhrung gestand die Ubergriffe zum Teil ein und sprach von unorganisierten Requisitionen und sinnlosen Repressalien Die serbische Armee war nach der Kraftanstrengung gegen einen an Ressourcen mehrfach uberlegenen Gegner im Dezember am Ende ihrer Krafte Ausserdem waren in Serbien Seuchen ausgebrochen 77 siehe auch Geschichte Serbiens 1914 Kriegseintritt des Osmanischen Reiches Der Scheichulislam Urguplu Mustafa Hayri Efendi rief am 14 November 1914 den Dschihad gegen die Feinde des Osmanischen Reiches ausDie Deutschen Militarmissionen im Osmanischen Reich und der Bau der Bagdadbahn hatten schon vor dem Krieg die Beziehungen zwischen dem Deutschen und dem Osmanischen Reich intensiviert Am 1 August kam es zur bruskierenden Beschlagnahme zweier in Grossbritannien bestellter und teilweise schon bezahlter Schlachtschiffe Die Regierung des Osmanischen Reichs versuchte zunachst sich in einer bewaffneten Neutralitat aus den Kampfhandlungen herauszuhalten Den herrschenden Jungturken war klar dass sie sich an eine Grossmacht anlehnen mussten um militarisch standhalten zu konnen Auf Betreiben Enver Paschas kam es schliesslich zum Kriegsbundnis mit Deutschland und Osterreich Ungarn das im Kabinett umstritten war 78 Am 27 September wurden offiziell die Dardanellen fur die internationale Schifffahrt gesperrt Nachdem die beiden Schiffe der deutschen Mittelmeerdivision unter Konteradmiral Wilhelm Souchon Goeben und Breslau der britischen Mittelmeerflotte entkommen und in Konstantinopel eingelaufen waren beschossen die beiden an die osmanische Flotte ubergebenen weiterhin von Souchon befehligten und von deutschen Seeleuten bemannten Kriegsschiffe am 29 Oktober russische Kustenstadte im Schwarzen Meer Daraufhin erklarten Anfang November Frankreich Grossbritannien und Russland dem Osmanischen Reich den Krieg Am Morgen des 14 November rief der Scheichulislam des Osmanischen Reiches Urguplu Mustafa Hayri Efendi vor der Fatih Moschee in Konstantinopel nach einem Edikt Sultan Mehmeds V den Dschihad gegen die feindlichen Staaten aus Dieser Aufruf fand im Krieg nur bei einzelnen muslimischen Truppenteilen in britischen Diensten Widerhall so bei indischen Moslems aus dem Pandschab die in Singapur am 15 Februar 1915 meuterten Der Aufruf zeitigte eine verstarkende Wirkung auf die antibritische Stimmung in Afghanistan die nach Kriegsende im Dritten Anglo Afghanischen Krieg aufbrach 79 Bereits kurz nach der Kriegserklarung landeten bereitgehaltene britisch indische Truppen am 6 November bei Fao im Persischen Golf um die britischen Erdolkonzessionen der Anglo Persian Oil Company zu schutzen und eroffneten damit die Mesopotamienfront Nach mehreren Zusammentreffen mit schwacheren osmanischen Truppen gelang ihnen bereits am 23 November die Einnahme von Basra 80 Auch an der Kaukasusfront eroffneten russische Truppen Anfang November die Offensive Bergmann Offensive Dort kam es im Winter beim Versuch eines Gegenangriffs der osmanischen 3 Armee zu deren erster schweren Niederlage in der Schlacht von Sarikamis Auf russischer Seite waren armenische Freiwilligenbataillone an den Kampfhandlungen beteiligt was die Stimmung gegen die Armenier in der jungturkischen Fuhrung verscharfte obwohl sich die Volksgruppe mehrheitlich loyal zum Osmanischen Reich verhielt Russische Truppen griffen aus dem Nordosten Persiens an den sie schon seit langerer Zeit besetzt hielten Erster Weltkrieg in Persien An der Palastinafront kam es vorerst zu keinen grosseren Kampfhandlungen 81 Krieg in den Kolonien Bereits am 5 August 1914 hatte das Londoner Committee of Imperial Defence beschlossen unter einseitiger Interpretation der Vertrage der Berliner Afrikakonferenz von 1884 85 Kongokonferenz den Krieg auszudehnen und alle deutschen Kolonien anzugreifen oder durch franzosische indische sudafrikanische australische neuseelandische oder japanische Truppen angreifen zu lassen Dabei kam es besonders in Afrika zu teils schweren Kampfen Die von allen Seiten umzingelte Kolonie Togo wurde sofort eingenommen Kamerun war ebenfalls schwer zu halten Bis zum Ende des Jahres 1914 zogen sich die deutschen Truppen in das Hinterland zuruck Dort entwickelte sich ein zermurbender Kleinkrieg der sich bis 1916 hinzog Die Sudafrikanische Union griff Deutsch Sudwestafrika an das sich in der Schlacht bei Sandfontein vom 24 bis 26 September zunachst behaupten konnte Bei den Angriffen der Sudafrikanischen Union wirkte sich der antibritische Aufstand eines Teils der burischen Bevolkerung der erst im Februar 1915 endgultig niedergeschlagen werden konnte verzogernd aus Deutsch Ostafrika verteidigte sich unter Paul von Lettow Vorbeck verbissen und zwang die britischen Truppen in der Schlacht bei Tanga 2 4 November 1914 zunachst zum Ruckzug Dank der deutschen Strategie von Ruckzugen und Guerilla Taktiken konnte sich die Schutztruppe fur Deutsch Ostafrika bis zum Kriegsende halten Die deutschen Kolonien im Pazifik in denen keine Schutztruppen stationiert waren wurden nahezu kampflos an Japan Australien und Neuseeland ubergeben 82 Die deutsche Kolonie Kiautschou wurde wahrend der Belagerung von Tsingtau erbittert verteidigt bis Material und Munition aufgebraucht waren Kapitulation 7 November 1914 83 Siehe auch Erster Weltkrieg ausserhalb Europas Kriegsjahr 1915 U Boot Krieg Extra Ausgabe der New York Times zur Versenkung der RMS Lusitania eine ernste Krise steht bevor Am 4 Februar kundigte das Deutsche Reich die offiziell den U Boot Krieges gegen Handelsschiffe zum 18 Februar an Die Gewasser um Grossbritannien und Irland wurden gegen den Protest neutraler Staaten zum Kriegsgebiet erklart obwohl zur effektiven Blockade Grossbritanniens nicht genugend U Boote zur Verfugung standen Mit dem Einsatz von U Booten gegen Handelsschiffe beschritt Deutschland militarisch und volkerrechtlich neue Wege U Boote konnten die Regeln des Prisenrechts nur unvollkommen einhalten zumal die zunehmende Bewaffnung der britischen Handelsschiffe die Sicherheit der Boote gefahrdete Hinzu kam dass den U Boot Kommandanten keine klaren Ausfuhrungsanweisungen gegeben wurden Die Marinefuhrung ging offensichtlich davon aus dass die meisten Versenkungen warnungslos erfolgen wurden und dadurch gegenuber der neutralen Schifffahrt eine Abschreckung erzielt werde Aufgrund der Proteste neutraler Staaten nach der deutschen Ankundigung wurde der U Boot Krieg jedoch insofern formell eingeschrankt als keine neutralen Schiffe angegriffen werden durften 84 Am 7 Mai versenkte das deutsche U Boot U 20 das britische Passagierschiff Lusitania was eine Protestwelle vor allem in den USA ausloste Denn uber 200 US Amerikaner waren an Bord der Lusitania als diese am 1 Mai 1915 den Hafen von New York verliess obwohl die deutsche Botschaft in Washington in Anzeigen davor gewarnt hatte britische Schiffe zur Uberfahrt zum Vereinigten Konigreich zu benutzen Fur die Amerikaner bedeutete der Untergang der Lusitania und der Tod der vielen Amerikaner einen Schock der ihnen deutlich machte wie schwer es war sich aus dem Weltkrieg herauszuhalten Als der Passagierdampfer am 7 Mai versenkt wurde starben 1198 Passagiere und Besatzungsmitglieder darunter fast 100 Kinder und 127 US Amerikaner 85 In Amerika herrschte Emporung es folgte ein Notenwechsel zwischen der amerikanischen und deutschen Regierung Der Kaiser stimmte am 1 und 6 Juni dem Ansinnen des Reichskanzlers zu seinerzeit in dieser Frage noch unterstutzt von der OHL dem zufolge deutsche U Boote keine neutralen Schiffe und generell keine grossen Fahrgastdampfer versenken sollten Grossadmiral Tirpitz und Admiral Gustav Bachmann reichten deswegen umgehend Abschiedsgesuche ein die der Kaiser in schroffer Form zuruckwies Nach der Versenkung des Dampfers Arabic am 19 August 1915 durch U 24 bei der erneut Amerikaner ums Leben kamen machte Botschafter Johann Heinrich von Bernstorff die nun geltenden Einschrankungen der amerikanischen Regierung deutlich Arabic pledge 86 Die deutsche Presse wurde Ende August informiert und deren Chefredakteure explizit Ernst Graf zu Reventlow aber auch Georg Bernhard vom Generalstab angewiesen die von einigen Zeitungen gefuhrten Kampagnen fur den unbegrenzten U Boot Krieg und gegen die USA aufgrund deren Noten umgehend einzustellen 87 Deutschland sucht die Kriegsentscheidung an der Ostfront An der Ostfront siegte das deutsche Heer vom 2 bis 27 Februar mit Hilfe der neu eingetroffenen 10 Armee in der Winterschlacht in Masuren uber die Russen Die russischen Truppen zogen sich daraufhin endgultig aus Ostpreussen zuruck 88 Ruckzug der russischen Truppen zwischen Mai blaue Frontlinie und September 1915 blau gestrichelte Frontlinie Im November 1914 hatten Paul von Hindenburg und Erich von Ludendorff als sein Chef des Stabes das Oberkommando uber alle deutschen Truppen der Ostfront erhalten und sich seitdem erfolgreich fur den Versuch einer Kriegsentscheidung im Osten 1915 eingesetzt Ziel der deutschen Fuhrung war es die Sprengung der gegnerischen Koalition durch eine Schwachung Russlands vorzubereiten Da die allgemeine Lage im Osten fast ganz Galizien war russisch besetzt einen Separatfriedensvorstoss von Seiten der Mittelmachte vorerst wenig aussichtsreich erscheinen liess sollte mit militarischen Mitteln der Druck auf Russland erhoht und zudem ein gunstiger Eindruck auf die neutralen Staaten insbesondere auf dem Balkan erzielt werden 89 Vor allem drohte mit dem zu erwartenden Kriegseintritt Italiens eine gefahrliche strategische Situation fur Osterreich Ungarn Die Russen hatten sich in der Winterschlacht in den Karpaten behaupten konnen beim Kriegseintritt Italiens hatte eine grossraumige Zangenbewegung zwischen dem Isonzo und den Karpaten das militarische Ende der Donaumonarchie bedeuten konnen Ein Durchbruch in Westgalizien bis zum San sollte die russischen Verbande zum Ruckzug aus den Bergen zwingen da sie sonst ihrerseits die Einschliessung furchten mussten Hierfur wurden im Fruhjahr 1915 Teile des Westheers die 11 Armee unter August von Mackensen an die Ostfront verlegt Vom 1 bis zum 10 Mai fand ostlich von Krakau die Schlacht von Gorlice Tarnow statt in deren Verlauf den deutschen und osterreichisch ungarischen Truppen 4 Armee ein unerwartet tiefer Einbruch in die russischen Stellungen gelang schon Mitte Mai erreichten sie den San Die Schlacht markierte einen Wendepunkt an der Ostfront Der Erfolg konnte nicht daruber hinwegtauschen dass Osterreich Ungarn vom Kriegsbeginn bis Marz 1915 Verluste von annahernd 2 Millionen Mann zu tragen hatte und zunehmend auf massive deutsche Hilfe angewiesen war 90 Ende Juni setzten die Mittelmachte ihren Angriff mit der Bug Offensive fort Nach der Ruckeroberung von Przemysl am 4 Juni und Lemberg am 22 Juni schien die Abschnurung des Frontbogens in Russisch Polen greifbar mit koordinierten Angriffen von Norden und Suden sollten die russischen Verbande dort eingeschlossen werden die Oberste Heeresleitung stellte einen solchen Erfolg vor Augen Angriffe an anderen Fronten zuruck Diese Planung von Ludendorff erschien Falkenhayn und Mackensen jedoch angesichts der Erfahrungen in der Marneschlacht als zu ambitioniert und wurde dementsprechend reduziert Die Bug Offensive 29 Juni bis 30 September und die Narew Offensive 13 Juli bis 24 August fuhrten nicht zur Einschliessung grosser Truppenteile die russische Armee konnte aber zum Grossen Ruckzug gezwungen werden Raumung Polens Litauens sowie grosser Teile Kurlands und Verkurzung der russischen Front von 1600 auf 1000 Kilometer Bis zum September gelang den Mittelmachten die Einnahme wichtiger Stadte wie Warschau 4 August Brest Litowsk und Vilnius In Russisch Polen entstanden durch die Besatzungsmachte zwei Generalgouvernements ein osterreichisches in Lublin und ein deutsches mit Sitz in Warschau In Ober Ost de facto ein Militarstaat in den Gebieten unter deutschen Oberbefehl ausser Russisch Polen wurde im Folgenden eine Besatzungspolitik zur intensiven wirtschaftlichen Ausbeutung des Landes und seiner personellen Ressourcen betrieben Gegen Ende September scheiterten weitere Offensiven der 10 Armee unter Ludendorff gegen Minsk und der osterreichischen Truppen gegen Rowno Trotz der insgesamt hoheren Verluste der russischen Armee blieb diese nach Abschluss des Grossen Ruckzuges September 1915 weiterhin zahlenmassig uberlegen die geplante Ruckverlagerung grosser Teile der deutschen Truppen an die Westfront konnte nicht im erhofften Ausmasse erfolgen 91 Die Westfront 1915 Die Alliierten versuchten im Jahre 1915 die Flanken des grossen deutschen Frontbogens zwischen Lille und Verdun einzudrucken obere Bildhalfte Gasangriff nach dem Blasverfahren rechts im Bild steht Infanterie zum darauffolgenden Angriff bereit Champagne zerschossener Wald in den ArgonnenAn der Westfront verfolgten die Alliierten zunachst die klassische Strategie den grossen deutschen Frontbogen zwischen Lille im Norden und Verdun im Suden durch Eindrucken der beiden Flanken abzuschnuren und dabei moglichst die fur den Nachschub wichtigen Eisenbahnlinien zu unterbrechen Im Rahmen dieser Strategie kam es zunachst zur schon Ende 1914 vorbereiteten Winterschlacht in der Champagne bis Ende Marz bei der sich der Typus der Materialschlacht herausbildete tagelanger sich zum Trommelfeuer eskalierender Artilleriebeschuss der die massive Demoralisierung und materielle Abnutzung des Gegners beabsichtigte woraufhin der massive Angriff der Infanterie folgte Diese Taktik fuhrte jedoch nicht zum Erfolg da die Deutschen durch den Beschuss auf den Angriff gefasst waren und ihn aufgrund struktureller Vorteile des Verteidigers im Grabenkrieg aus den gut ausgebauten Unterstanden mit Sperrfeuer und Maschinengewehr abweisen konnten Alliierte Angriffe auf den kleinen strategisch bedrohlichen Frontbogen von Saint Mihiel Osterschlacht oder Erste Woevre Schlacht zwischen Maas und Mosel schlugen ebenfalls fehl 92 Der Einsatz von Giftgas am ersten Tag der Zweiten Flandernschlacht dem 22 April gilt als neues Kapitel in der Geschichte der Kriegsfuhrung und als Geburtsstunde von modernen Massenvernichtungswaffen 93 Zwar wurden im Gaskrieg wahrend des Ersten Weltkrieges schon zuvor auch von den Alliierten Reizstoffe verwendet da am 22 April jedoch todliches Chlorgas zum Einsatz kam galt der Angriff international als klarer Verstoss gegen die Haager Landkriegsordnung 94 und wurde propagandistisch entsprechend verwertet Der Gasangriff wurde mit dem von der Windrichtung abhangigen Haberschen Blasverfahren gefuhrt Schon im Marz bauten Pioniere in den vordersten Graben bei Ypern verdeckte Gasflaschen ein aus denen das Gas abgeblasen werden sollte Da Ostwind in Westflandern relativ selten ist musste der Angriff mehrfach verschoben werden Am 22 April wehte bestandiger Nordwind dementsprechend wurde das Gas am Nordteil des alliierten Frontbogens um Ypern abgeblasen Die Wirkung war deutlich gravierender als erwartet Die franzosische 87 sowie die 45 algerische Division flohen in Panik womit sich eine sechs Kilometer breite Lucke in der alliierten Front auftat Die Zahl der Toten dieses Gasangriffes wurde zeitgenossisch mit bis zu 5000 angegeben heutige Schatzungen liegen bei etwa 1200 Toten und 3000 Verwundeten Die deutsche Fuhrung hatte eine solche Wirkung nicht erwartet und vermutlich deswegen nicht ausreichend Reserven fur einen weiteren Vorstoss bereitgestellt abgesehen davon beeintrachtigte das Gas die Angreifer Der Frontbogen von Ypern wurde im Rahmen der Zweiten Flandernschlacht lediglich verkleinert und konnte von den britischen Truppen und der neu an der Front eingetroffenen kanadischen Division gehalten werden Aufgrund des Gaseinsatzes lagen die Verluste bei den Verteidigern deutlich hoher als bei den Angreifern etwa 70 000 zu 35 000 was fur den Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg ungewohnlich war 95 Am 9 Mai versuchten Briten und Franzosen einen Durchbruch im Artois in der Lorettoschlacht Diese erbrachte trotz enormer Verluste 111 000 alliierte und 75 000 deutsche Soldaten nur Teilerfolge und wurde Mitte Juni abgebrochen Auf der deutschen Seite gelang es zunehmend die strukturellen Vorteile des Verteidigers im Grabenkrieg durch taktische Veranderungen weiter auszubauen Wahrend traditionell die Verteidigung auf eine erste Linie in Vorderhangstellung konzentriert worden war beste Ubersicht und weites Schussfeld gingen die deutschen Truppen aufgrund der materiellen Uberlegenheit der Alliierten zunehmend dazu uber den Schwerpunkt der Verteidigung auf die zweite Linie in Hinterhangstellung zu verlegen Damit blieb einerseits beim alliierten Durchbruch genug Zeit fur die Heranfuhrung von Reserven andererseits war die uberlegene alliierte Artillerie mangels direkter Sicht nicht mehr treffsicher genug um die deutschen Stellungen auszuschalten 96 Die letzten grosseren Kampfhandlungen an der Westfront des Kriegsjahres 1915 waren alliierte Offensiven zwischen dem 22 September und dem 14 Oktober wiederum im Artois und in der Champagne Die Herbstschlacht in der Champagne und die Herbstschlacht bei La Bassee und Arras brachten bei hohen Verlusten und sukzessive steigendem Materialeinsatz kaum Ergebnisse Die Truppen der Entente mussten mit Verlusten von bis zu einer Viertelmillion Mann fur minimale Gelandegewinne bezahlen 97 98 Das Gallipoli Unternehmen der Alliierten Hauptartikel Schlacht von Gallipoli Britische Infanterie bei einer Ubung auf der griechischen Insel Limnos fur den spateren Angriff auf GallipoliAm 19 Februar begann die Dardanellen Operation der Alliierten mit dem Beschuss der turkischen Kustenforts entlang der Dardanellen durch britische und franzosische Kriegsschiffe Zunachst versuchten Minenraumer die turkischen Minensperren in der Meerenge zu raumen um das Ziel Konstantinopel direkt erreichen zu konnen Absicht der Alliierten war das Osmanische Reich durch Bedrohung seiner Hauptstadt aus dem Krieg zu drangen und die Nachschubroute nach Russland durch die Dardanellen zu offnen Am 18 Marz wurde ein Durchbruchsversuch durch die Marinestreitkrafte unter Admiral John de Robeck unternommen dabei wurden drei alliierte Schlachtschiffe versenkt und weitere beschadigt In der Folge beschlossen die alliierten Regierungen die Offnung der Dardanellen mit der Landung von Bodentruppen zu erzwingen Zuvor hatten britische Militars Truppenlandungen bei Alexandretta erwogen um die sudlichen Gebiete des Osmanischen Reichs vom anatolischen Kernland abzutrennen Am 25 April begann die Landung der Alliierten auf der Halbinsel Gallipoli und an der gegenuberliegenden asiatischen Kuste bei Kum Kale Alliierte Truppen hatten zuvor unter Missachtung der griechischen Neutralitat unter anderen die Insel Limnos besetzt um sie als Ausgangspunkt fur Angriffe gegen das Osmanische Reich zu nutzen 200 Handelsschiffe gedeckt von 11 Kriegsschiffen setzten 78 000 britische Soldaten der Mediterranean Expeditionary Force und 17 000 franzosische Soldaten des Corps expeditionnaire d Orient ab darunter das Australian and New Zealand Army Corps ANZAC in seinem ersten Kriegseinsatz Der Angriff schlug aufgrund des unerwartet heftigen turkischen Widerstandes fehl wobei sich in der 5 Osmanischen Armee unter dem Oberbefehl von Otto Liman von Sanders insbesondere Mustafa Kemal als Kommandant der 19 Division hervortat und den Grundstein zu seinem Ruf als Volksheld legte Die Operation in der insgesamt uber 500 000 Soldaten der Alliierten eingesetzt wurden musste bis zum 9 Januar 1916 mit einer umfassenden amphibischen Evakuierung abgebrochen werden In der Schlacht verloren 110 000 Soldaten beider Seiten das Leben 99 Kriegseintritt Italiens Die italienische Front 1915 bis 1917 italienische Eroberungen in BlauAm 23 Mai erklarte Italien Osterreich Ungarn den Krieg Deutschland hatte zuvor seit Januar Osterreich dahingehend unter Druck gesetzt Italien das Trentino und weitere Gebiete abzutreten um zumindest dessen Neutralitat zu gewahrleisten Auch nach der Kundigung des Dreibundes am 4 Mai wurden Italien immer umfangreichere Angebote unterbreitet so am 10 Mai unter anderem die Abtretung des Trentino sowie des Isonzogebietes weitgehend freie Hand in Albanien und anderes mehr 100 Andererseits hatte Italien mit den Alliierten verhandelt und im Londoner Vertrag am 26 April fur den Fall eines Kriegseintrittes auf Seiten der Alliierten weitreichendere Zusagen erlangt Premierminister Antonio Salandra und Aussenminister Sidney Sonnino hatten sich nach Monaten des Taktierens mit ausdrucklicher Zustimmung von Konig Viktor Emanuel III fur die Kriegserklarung an Osterreich entschlossen Sie folgten dabei dem Druck der offentlichen Meinung wenngleich es weder in der Bevolkerung noch im Parlament zum Zeitpunkt der Kriegserklarung eine Mehrheit fur den Krieg gab Die Befurworter des Krieges gegen Osterreich waren weit aktiver und konnten die wichtigsten italienischen Meinungsfuhrer aus allen politischen Richtungen auf sich vereinen Der politische Irredentismus konnte zum Beispiel auf Cesare Battisti zuruckgreifen Gabriele D Annunzio Schriftsteller und spater Pionier des europaischen Faschismus organisierte in Rom publikumswirksame Veranstaltungen und Massendemonstrationen fur den Krieg 101 der sozialistische Publizist Benito Mussolini pladierte schon seit Oktober 1914 fur den Krieg was zu seinem Parteiausschluss aus der Partito Socialista Italiano fuhrte Mussolini grundete daraufhin vermutlich finanziert von Frankreich seine eigene Zeitung Il Popolo d Italia mit der er weiterhin den Kriegseintritt Italiens auf Seiten der Entente forderte Weitere publikumswirksame Unterstutzung erfuhren die Kriegsbefurworter durch die Futuristen um Filippo Tommaso Marinetti Das Parlament unterstutzte zwar noch kurz vor der Kriegserklarung den Neutralitatskurs des Mehrheitsfuhrers und vorherigen Premierministers Giovanni Giolitti was ihm Mordaufrufe seitens D Annunzios einbrachte aber das Parlament war nicht der eigentliche Ort der politischen Entscheidung Als es am 20 Mai anlasslich der Bewilligung der Kriegskredite einberufen wurde stimmten nur die Sozialisten gegen die Kredite wahrend die vormaligen Kriegsgegner wie die Giolitti Anhanger und die Katholiken ihre patriotische Einstellung mit der Annahme der Kriegskredite zu beweisen suchten 102 Die Italienfront verlief vom Stilfser Joch an der Schweizer Grenze uber Tirol entlang der Dolomiten der Karnischen Alpen und des Isonzo bis zur Kuste der Adria Damit befand sich Osterreich Ungarn ab sofort in einem Dreifrontenkrieg was die Lage der Mittelmachte erschwerte Die Osterreicher konnten zudem Teile der Italienfront zu Beginn der Kampfhandlungen nur ungenugend absichern es kamen vielfach lediglich ortliche Milizen und Landsturm zum Einsatz darunter 30 000 Standschutzen Die Kampfhandlungen begannen am Isonzo unmittelbar nach der Kriegserklarung der eigentliche Beginn der Ersten Isonzoschlacht wird auf den 23 Juni angesetzt Trotz grosser Uberlegenheit und Gebietsgewinnen gelang den Italienern weder in dieser Schlacht bis 7 Juli noch in der unmittelbar darauf folgenden Zweiten Isonzoschlacht 17 Juli bis 3 August ein entscheidender Durchbruch Dies gilt ebenfalls fur die Dritte und Vierte Isonzoschlacht hohe Verluste an Menschen und Material gingen ohne Anderungen am strategischen Gesamtbild einher Die Erste Dolomitenoffensive 5 Juli bis 4 August als eigentlicher Beginn des Alpenkriegs passte sich ebenfalls in dieses Bild ein sie bildete zudem ein weiteres Novum in der Militargeschichte Nie zuvor hatte es langdauernde Kampfhandlungen im Hochgebirge gegeben die bis auf eine Meereshohe von 3900 Metern stattfanden Ortlerstellung 103 Volkermord an den Armeniern Hauptartikel Volkermord an den Armeniern Seit der Schlacht von Sarikamis verdachtigte die jungturkische Fuhrung die Armenier zunehmend der Sabotage Als die Russen sich Mitte April dem Vansee naherten wurden in dieser Region funf armenische Lokalfuhrer hingerichtet Dies und weitere Vorkommnisse fuhrten in Van zu Unruhen Am 24 April begann in Konstantinopel eine Verhaftungswelle armenischer Intellektueller heute nationaler Gedenktag in Armenien Der russische Aussenminister Sasonow veroffentlichte am 24 Mai eine schon am 27 April vorbereitete internationale Protestnote in der behauptet wurde die Bevolkerung von mehr als 100 armenischen Dorfern sei massakriert worden Vertreter der turkischen Regierung hatten das Morden koordiniert Am Tag darauf 25 Mai verkundete der osmanische Innenminister Talat Pascha die Armenier wurden aus dem Kriegsgebiet nach Syrien und Mosul deportiert Am 27 und am 30 Mai erliess die Regierung des Osmanischen Reiches ein Deportationsgesetz womit die systematische Phase des Volkermords an den Armeniern und des Volkermords an den Assyrern begann Der deutsche Botschafter Hans von Wangenheim berichtete Kanzler Bethmann Hollweg schon im Juni von Talat Paschas Auffassung dass die Pforte den Weltkrieg dazu benutzen wollte um mit ihren inneren Feinden den einheimischen Christen grundlich aufzuraumen ohne dabei durch die diplomatische Intervention des Auslandes gestort zu werden 104 Max Erwin von Scheubner Richter deutscher Vizekonsul in Erzurum berichtete zudem Ende Juli dass das Endziel des Vorgehens gegen die Armenier die gaenzliche Ausrottung derselben in der Turkei sei 105 Der deutsche Botschafter und Nachfolger Wangenheims Paul Metternich versuchte im Dezember 1915 bei der turkischen Regierung zugunsten der Armenier zu intervenieren und schlug der deutschen Reichsregierung vor die Deportationen und Ausschreitungen offentlich zu machen Dies wurde von Reichskanzler Bethmann Hollweg jedoch nicht gebilligt er vermerkte hierzu vielmehr Die vorgeschlagene offentliche Koramierung eines Bundesgenossen wahrend laufenden Krieges ware eine Massregel wie sie in der Geschichte noch nicht dagewesen ist Unser einziges Ziel ist die Turkei bis zum Ende des Krieges an unserer Seite zu halten gleichgultig ob daruber Armenier zu Grunde gehen oder nicht 106 Auch eine Intervention Papst Benedikts XV der sich direkt brieflich an Mohammed V den Sultan des Osmanischen Reiches wandte kam zu spat Der Genozid forderte bis Kriegsende schatzungsweise eine Million Todesopfer und wurde zeitgenossisch schon in seinen Vorlaufern Massaker und Pogrome 1895 96 und das Massaker von Adana 1909 als Holocaust bezeichnet 107 Kriegseintritt Bulgariens und Serbienfeldzug der Mittelmachte Wilhelm II Ferdinand I von Bulgarien und Generalfeldmarschall von Mackensen in Nis Serbien 1915 Bulgarische Soldaten um 1916Verstarkung erhielten die Mittelmachte am 14 Oktober 1915 durch den Kriegseintritt Bulgariens Bulgarien hatte in den Balkankriegen seine Gebietsanspruche zur Schaffung eines ethnischen Bulgarien nicht durchsetzen konnen praktisch alle im Ersten Balkankrieg gemachten Eroberungen mussten im Frieden von Bukarest 1913 wieder abgegeben werden das Land war durch die Kriege zudem erheblich geschwacht Die Regierung von Wassil Radoslawow hatte so am 1 August 1914 zunachst die strikte Neutralitat Bulgariens erklart Die Mittelmachte und die Alliierten bemuhten sich in der Folgezeit um Bulgarien das wiederum seine Kriegsbeteiligung vom jeweiligen Angebot abhangig machen konnte Hierbei waren die Mittelmachte in der besseren Ausgangssituation sie konnten den territorialen Interessen auf Kosten Serbiens und gegebenenfalls Rumaniens und Griechenlands deren Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten erwartet wurde leichter entgegenkommen als die Alliierten so wurde den Bulgaren Makedonien die Dobrudscha und Ostthrakien versprochen Dementsprechend und aufgrund des im Herbst 1915 relativ gunstigen Kriegsverlaufs gab Bulgarien den Mittelmachten den Zuschlag Bereits am 6 September hatte sich Bulgarien zu einer Zusammenarbeit mit den Mittelmachten bereit erklart die durch einen Angriff auf Serbien eine Landverbindung zum Osmanischen Reich herstellen wollten Die Kriegsbeteiligung war in Bulgarien ausserst umstritten nach dem Beschluss der Regierung zum Kriegseintritt trugen die Oppositionsparteien mit Ausnahme von Teilen der Sozialdemokraten den Kriegskurs mit Am 6 Oktober begann unter dem Kommando von Mackensen die Offensive der Mittelmachte gegen Serbien am 14 Oktober erklarte Bulgarien Serbien den Krieg Damit stand den Serben eine erhebliche Ubermacht gegenuber die von den Alliierten mit einer Landung von Truppen nordlich von Thessaloniki nicht ausgeglichen werden konnte Griechenland verweigerte einen Kriegseintritt auf Seiten Serbiens mit Hinweis auf die unzureichende alliierte Unterstutzung obwohl es sich am 1 Juni 1913 in einem bilateralen Vertrag zur Unterstutzung Serbiens verpflichtet hatte 108 Nach dem Fall von Belgrad 9 Oktober und Nis 5 November zogen sich die Reste der serbischen Armee etwa 150 000 Mann bei Kriegsbeginn 360 000 Mann unter der Fuhrung von Radomir Putnik mit etwa 20 000 Kriegsgefangenen in die albanischen und montenegrinischen Berge zuruck sie kam nach ihrer Neuformierung auf Korfu spater an der Salonikifront wieder zum Einsatz Das besetzte Serbien wurde zwischen Osterreich Ungarn und Bulgarien aufgeteilt 109 Andere Nebenfronten im Jahre 1915 Die Schlacht von Sarikamis an der Kaukasusfront endet am 5 Januar 1915 mit einer schweren Niederlage fur das Osmanische Reich 110 An der Palastinafront unternahmen osmanische Truppen unter Friedrich Freiherr Kress von Kressenstein ab Ende Januar eine erfolglose Offensive gegen den Sueskanal 111 Die Kapitulation der deutschen Schutztruppe im Juli 1915 beendeten die Kampfe im Sudwesten Afrikas Ende November konnte der britische Vormarsch an der Mesopotamienfront heute irakisches Gebiet in der Schlacht von Ktesiphon 22 25 November von der osmanischen Armee unter dem faktischen Befehl von Colmar Freiherr von der Goltz gestoppt und das Expeditionskorps der British Indian Army am 7 Dezember in Kut eingeschlossen werden Belagerung von Kut 112 Politische und gesellschaftliche Entwicklungen Joseph Joffre seit Anfang Dezember Oberbefehlshaber aller franzosischen Truppen berief vom 6 bis 8 Dezember eine Konferenz der Alliierten in Chantilly ein wo seit Oktober 1914 das Grand Quartier General seinen Sitz hatte Um den Mittelmachten die Vorteile der Inneren Linie zu nehmen wurden fur Mitte 1916 koordinierte Angriffe an allen Fronten verabredet 113 Die britische Regierung unter Herbert Henry Asquith musste im Mai des Jahres aufgrund der ungunstigen Kriegslage insbesondere an den Dardanellen unter Einbeziehung der bis dahin oppositionellen Konservativen umgebildet werden Die Koalitionsregierung unter Asquith umfasste ein Munitionsministerium als Reaktion auf die Munitionskrise des Fruhjahrs 1915 Im Oktober und November kam es in Deutschland angesichts der verscharften Lebensmittelbeschrankungen vor Lebensmittelladen Ausgabestellen und Freibanken zunachst zu Krawallen zunehmend aber auch zu Protestversammlungen ganz uberwiegend weiblicher Demonstranten Am 30 November wurden in Berlin bei einer Protestversammlung Unter den Linden 58 Frauen verhaftet die Presse durfte daruber nicht berichten 114 Schon im November 1914 waren die Preise fur Getreide Brot Butter und Kartoffeln stark angestiegen die stadtischen Markte wurden zu diesem Zeitpunkt von den Landwirten nur noch zogerlich oder uberhaupt nicht beliefert 115 Die Grunde der Versorgungsprobleme lagen im organisatorischen Unvermogen der Behorden niemand hatte einen langen Krieg erwartet und vorbereitet sowie im Wegfall des Lebensmittel und des Salpeterimports letzterer zur Dungerherstellung zudem wurden der Landwirtschaft Pferde und Arbeitskrafte durch den Krieg entzogen Der Bundesrat legte Ende 1914 Hochstpreise fur Brot Kartoffeln und Zucker fest im Januar 1915 folgten weitere Grundnahrungsmittel sodass die Landwirte immer mehr versuchten ihre Waren im Schleichhandel zu vermarkten Ende 1915 notierte ein Beobachter Die Teuerung hat einen bedrohlichen Charakter angenommen Der Stimmungswandel in den letzten Wochen seit Beginn der scharferen Lebensmittelbeschrankungen ist sehr stark Besonders die Frauen werden rabiat die Frauen rufen Gebt uns zu essen und wir wollen unsere Manner 116 Angesichts des florierenden Schwarzmarktes glaubte die Bevolkerung immer weniger der offiziellen Propaganda der zufolge alleine die englische Seeblockade fur die schlechte Lebensmittelversorgung verantwortlich sei Die Folge der Unfahigkeit des Staates in der Ernahrungsfrage war eine spatestens Ende 1915 beginnende schrittweise Entfremdung der Burger vom Staat ja eine tatsachliche Delegitimierung des Staates 117 Die Reichstagsfraktion und der Parteivorstand der SPD beschlossen am 27 November im Reichstag eine Friedensinterpellation mit der Frage einzubringen wann und unter welchen Bedingungen Reichskanzler Bethmann Hollweg Friedensverhandlungen einzuleiten gedenke Bethmann Hollweg bemuhte sich erfolglos um Rucknahme der Interpellation am 9 Dezember wurde sie im Reichstag behandelt Der Reichskanzler beantwortete die von Philipp Scheidemann vorgetragene Anfrage insofern als Sicherungen Annexionen in Ost und West fur den Frieden unabdingbar seien im Ausland wurde dies als Hegemonierede gewertet Daraufhin lehnten 20 sozialdemokratische Abgeordnete in der Reichstagssitzung vom 21 Dezember die neuerliche Bewilligung von Kriegskrediten ab und gaben eine Erklarung ab der zufolge Bethmann Hollweg Annexionstreiber begunstige 118 Kriegsjahr 1916 Propaganda Karikatur zur Besetzung Albaniens durch osterreichische Truppen Schlacht um Verdun 14 Marz 1916 Angriff deutscher Infanteristen auf die Hohe Toter Mann Bombenkrater um Fort Douaumont Ende 1916 Gedenkblatt fur die Angehorigen unserer gefallenen Helden Deutscher Sturmtruppsoldat an der Westfront Ende 1916 Soldatenfriedhof an der Ostfront um 1916Besetzung von Montenegro und Albanien Am 4 Januar griffen osterreichische Truppen das Konigreich Montenegro an schon am 23 Januar kapitulierte Konig Nikola und ging nach Frankreich ins Exil Feldzug in Montenegro und Osterreichisch Ungarische Besetzung Montenegros 1916 1918 Das Furstentum Albanien wurde ebenfalls zu etwa zwei Drittel durch das osterreichisch ungarische Heer besetzt Osterreichisch Ungarische Besetzung Albaniens 1916 1918 Die nach Montenegro und Albanien geflohenen serbischen Truppen zogen sich grosstenteils nach Durres zuruck wo im Dezember 1915 ein italienisches Expeditionskorps gelandet war Im Marz 1916 evakuierten die Italiener von diesem Hafen 260 000 Menschen Darunter waren 140 000 serbische Soldaten die auf die von den Franzosen zuvor annektierte Insel Korfu eingeschifft wurden und sich dort militarisch reorganisierten im Juni Verlegung zur Orientarmee nach Thessaloniki die serbische Exilregierung unter Leitung von Nikola Pasic richtete auf Korfu ihren Sitz ein Unter den aus Durres Evakuierten befanden sich 24 000 osterreichische Kriegsgefangene die zur sardischen Insel Asinara verbracht wurden wo etwa 5 000 starben Die Italiener konnten in Albanien die Hafenstadt Vlora halten und damit ihr Machtgebiet in Sudalbanien ausweiten In Montenegro war Viktor Weber Edler von Webenau vom 26 Februar 1916 bis zum 10 Juli 1917 Militar General Gouverneur In Albanien das kein aktiver Kriegsteilnehmer war wurde unter dem Vorsitz des Generalkonsuls August Ritter von Kral ein ziviler Verwaltungsrat eingerichtet Durch die Beteiligung albanischer Fuhrer und den Ausbau von Schulen und Infrastruktur versuchte die Besatzungsmacht die Albaner fur sich einzunehmen 119 Schlacht um Verdun Am 21 Februar begann die Schlacht um Verdun Im Gegensatz zu spateren von vielen Autoren ubernommenen Darstellungen Erich von Falkenhayns 120 war die ursprungliche Absicht des Angriffs nicht ohne raumliche Ziele die franzosische Armee sich ausbluten zu lassen Falkenhayn versuchte mit dieser im Jahre 1920 aufgestellten Behauptung dem misslungenen Angriff und dem negativen deutschen Mythos der Blutmuhle nachtraglich einen vorgeblichen Sinn zu geben Ursprunglich stammte die Idee des Angriffs bei Verdun von Kronprinz Wilhelm Oberkommandierender der 5 Armee wobei Konstantin Schmidt von Knobelsdorf Generalstabschef der 5 Armee federfuhrend war Die deutsche Heeresleitung entschied sich fur den Angriff auf die seit 1915 teilweise entwaffnete ursprunglich starkste Festung Frankreichs um ihrerseits den Krieg an der Westfront wieder in Bewegung zu bringen Rund um Verdun bestand zudem eine Einbuchtung der Front zwischen dem Frontbogen von St Mihiel im Osten und Varennes im Westen wodurch dort die deutsche Front in ihren Flanken bedroht war 121 Eine Einnahme der Stadt selbst war nicht das primare Ziel der Operation sondern die Hohen des Ostufers der Maas um so analog zur Belagerung von Port Arthur die eigene Artillerie in eine beherrschende Situation zu bringen und damit Verdun unhaltbar zu machen Falkenhayn meinte Frankreich konne aus Grunden des nationalen Prestiges dazu bewogen werden zur Verteidigung Verduns nicht vertretbare Verluste in Kauf zu nehmen Um Verdun zu halten ware bei Gelingen des Planes eine Ruckeroberung der von deutscher Artillerie besetzten Hohen notwendig gewesen was vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus den Schlachten im Jahre 1915 nahezu unmoglich galt 122 In der ersten Phase griffen nach achtstundigem Trommelfeuer aus 1500 Geschutzrohren acht deutsche Divisionen der 5 Armee auf einer Breite von 13 Kilometer bei Ornes heute Wustung im Norden von Verdun an Entgegen den deutschen Erwartungen leisteten die Franzosen erbitterte Gegenwehr Gelandegewinne waren zunachst kaum zu verzeichnen Am 25 Februar wurde das Fort Douaumont von deutschen Truppen erobert was wegen der ostlichen Ausrichtung dieser Festung nur geringe taktische Bedeutung hatte Anlasslich des Verlustes des Forts entschlossen sich die Franzosen dass die Festung Verdun unbedingt gehalten werden solle Mit der Verteidigung der Stadt wurde General Petain beauftragt Uber die einzige Verbindungsstrasse von Bar le Duc nach Verdun zur Voie Sacree stilisiert gelang es die sogenannte Noria aufzubauen der Nachschub uber diese Strasse wurde mit grosstem Aufwand betrieben Die Schlacht verlief in vier Phasen Die erste endete am 4 Marz da der franzosische Artilleriebeschuss von den Hohen westlich der Maas das deutsche Vordringen zum Stocken brachte 121 In der zweiten Phase gab Falkenhayn dem Drangen der 5 Armee nach und liess Angriffe auf diese Hohenzuge unternehmen Die Hohe Le Mort Homme Toter Mann wurde mehrfach eingenommen jedoch nicht sehr lange gehalten Le Mort Homme und die Hohe 304 gelten wegen der brutal gefuhrten Kampfe als Symbol fur die Holle von Verdun Le Mort Homme verlor durch den Beschuss sechs Meter an Hohe 121 In einer dritten Phase legten die Angreifer den Schwerpunkt wieder auf die Einnahme von Verdun selbst Am 7 Juni fruhmorgens kapitulierte Fort Vaux wegen Wassermangels 123 am 23 Juni begann mit 78 000 Mann ein Angriff auf der Linie Vaux Fleury der ebenfalls steckenblieb Kurzfristig gelang es den deutschen Truppen in einer vierten Phase bis zum 11 Juli daruber hinaus zu stossen es entbrannten heftige Kampfe um die Ouvrage de Thiaumont unmittelbar sudwestlich von Douaumont Am Fort de Souville etwa funf Kilometer nordostlich Verdun und vor der Ouvrage de Froideterre blieb der deutsche Angriff endgultig stecken Falkenhayn befahl angesichts dessen und eingedenk des am 1 Juli begonnenen alliierten Angriffs an der Somme am Nachmittag des 12 Juli die Einstellung der Offensive 121 Rucktritt von Tirpitz und Skagerrakschlacht Zu Beginn des Jahres 1916 wurde in der deutschen Fuhrung erneut die Frage eines intensivierten U Boot Kriegs gegen Grossbritannien diskutiert Nach der Ausschaltung Serbiens hielt Falkenhayn den Moment fur gekommen flankierend zur Verdun Offensive aktiver gegen Grossbritannien vorzugehen unter Inkaufnahme eines Bruchs mit den USA Er wurde hierin durch Versicherungen des Admiralstabschefs Henning von Holtzendorff bestarkt Grossbritannien konne binnen Jahresfrist in die Knie gezwungen werden In Verhandlungen erreichte der Reichskanzler eine Aufschiebung der Entscheidung durch den Kaiser und einen vorlaufigen Kompromiss Intensivierung des U Boot Kriegs u a Versenkung bewaffneter Handelsschiffe ohne Vorwarnung aber keine Ruckkehr zum uneingeschrankten U Boot Krieg 124 Anfang Marz begann eine vom Reichsmarineamt initiierte Kampagne von Teilen der Presse zugunsten eines uneingeschrankten U Boot Krieges Lieber Krieg mit Amerika als verhungern die den Kaiser jedoch schwer verargerte Seine Majestat erblicken hierin ein unerhortes in letzter Stelle die Person des Kaisers als obersten Leiter der Reichspolitik und der Kriegfuhrung vor dem ganzen Volke blossstellendes Verfahren sodass Alfred von Tirpitz am 15 Marz von seinem Posten zurucktreten musste 125 Die Verscharfung des U Boot Kriegs wurde schon im April nach dem Sussex Zwischenfall wieder ruckgangig gemacht Am 31 Mai und 1 Juni kam es eher unabsichtlich zur Skagerrakschlacht engl Battle of Jutland und damit zur gemessen an der Tonnage der beteiligten Schiffe etwa 1 8 Mio Tonnen Verdrangung grossten Seeschlacht der Weltgeschichte Mehr als 8600 Seeleute starben darunter der Schriftsteller Gorch Fock Die deutsche Hochseeflotte entging mit Gluck und taktischem Geschick der Vernichtung durch die britische Ubermacht und konnte den Briten deutlich hohere Verluste beibringen als umgekehrt An der strategischen Lage anderte dies indes nichts und bestatigte damit nur die britische Seeherrschaft 126 Brussilow Offensive und Somme Schlacht Entsprechend der Absprache in der Konferenz von Chantilly waren fur Mitte 1916 drei alliierte Grossoffensiven geplant Der Angriff an der Somme die Brussilow Offensive und eine weitere Isonzoschlacht Der Angriff an der Somme am 1 Juli war ursprunglich unter franzosischer Fuhrung geplant aufgrund der Schlacht von Verdun ubernahmen ihn weitgehend die Briten An der Italienfront begann die 6 Isonzoschlacht erst am 4 August da wegen des deutschen Angriffs auf Verdun auf Verlangen der Alliierten schon am 11 Marz ein Angriff 5 Isonzoschlacht erfolgte und die Osterreicher am 15 Mai die Sudtiroloffensive bis 18 Juni eroffnet hatten deretwegen die Brussilow Offensive vorgezogen wurde und schon am 4 Juni begann 127 Mit der Brussilow Offensive begann am 4 Juni der bis dahin erfolgreichste alliierte Grossangriff Alexei Brussilow seit Marz neuer Oberbefehlshaber der russischen Sudarmee hatte aus den bisherigen Misserfolgen taktische Konsequenzen gezogen der Angriff erfolgte im Gegensatz zur bisherigen Vorgehensweise auf einer breiten Front 400 Kilometer Luftlinie damit der Gegner nicht an einem vorhersehbaren entscheidenden Punkt Truppen konzentrieren konnte die angreifende Infanterie wurde durch tiefe Unterstande geschutzt die bis zu 50 Meter an die feindlichen Linien vorgetrieben wurden zuvor waren Angriffe uber bis zu 1600 Meter Niemandsland ublich was zu erheblichen Verlusten fuhrte Obwohl Brussilows zahlenmassige Uberlegenheit nicht gross war fur einen Angriff zu gering konnte die 8 russische Armee bis zum 8 Juni ostlich Kowel die 4 k u k Armee nahezu vollstandig zerschlagen die 9 russische Armee rieb im Suden zwischen dem Dnjestr und den Karpaten die 7 k u k Armee auf und eroberte wichtige Stadte wie Czernowitz und Kolomea Die Verluste fur Osterreich Ungarn betrugen 624 000 Mann Brussilow konnte vor allem nahe der rumanischen Grenze weit vorstossen bis zu 120 Kilometer was in Rumanien den Ausschlag zum Kriegseintritt auf Seiten der Alliierten gab Logistische Probleme verhinderten jedoch ein noch weiteres Vordringen zudem schlugen unterstutzende Angriffe nach altem Muster auf engem Frontabschnitt im Bereich der Pripjetsumpfe und bei Baranawitschy fehl ebenfalls der Versuch den Verkehrsknotenpunkt Kowel einzunehmen Dennoch war die Brussilow Offensive nach dem Massstab des Ersten Weltkriegs in dem um jeden Meter Boden gekampft wurde der grosste Sieg den die Alliierten an irgendeiner Front errangen seit an der Aisne der Stellungskrieg begonnen hatte 128 Das BEF unter dem Kommando von Douglas Haig ubernahm die Fuhrung des Angriffes an der Somme da aufgrund der Schlacht von Verdun das franzosische Kontingent von 40 auf 11 Divisionen verringert worden war Nach achttagiger ununterbrochener Artillerievorbereitung durch uber 1500 Geschutze bei der etwa anderthalb Millionen Granaten verschossen wurden begann am 1 Juli 1916 der Angriff auf die deutschen Stellungen an der Somme Trotz des schweren Geschutzfeuers waren zahlreiche deutsche Unterstande intakt geblieben sodass die deutschen Soldaten dem britischen Angriff mit MG Feuer begegnen konnten Allein am ersten Tag der Somme Schlacht starben 19 240 britische Soldaten davon 8 000 in der ersten halben Stunde Trotz der enormen Verluste liess Haig die Offensive weiterfuhren Am 15 September kam es dabei zum kriegshistorisch ersten Einsatz von Tanks Panzer seitens der Briten Die Kampfe dauerten bis 25 November an die Alliierten konnten im Brennpunkt der in Luftlinie etwa 30 Kilometer breiten Angriffsfront die deutsche Front um 8 bis 10 Kilometer eindrucken Die britischen und franzosischen Verluste fur diesen bescheidenen Gelandegewinn betrugen 624 000 Mann auf deutscher Seite lagen die Verluste bei 420 000 Mann Die Zahlen der deutschen Verluste sind umstritten britische Autoren rechnen die vom deutschen Sanitatsbericht dortige Verlustzahl 335 688 angeblich nicht gleichermassen wie in den entsprechenden alliierten Berichten erfasste Zahl der Leichtverletzten hoch und kommen auf deutsche Verluste von bis zu 650 000 Mann 129 Die Schlacht an der Somme war in jedem Fall die verlustreichste Einzelschlacht des Ersten Weltkriegs Der 1 Juli als Beginn der Schlacht hat heute noch in Grossbritannien eine gewisse Bedeutung als Gedenktag Der britische Historiker John Keegan resumierte noch im Jahre 1998 Fur die Briten bedeutete die Somme Schlacht ihre grosste militarischen Tragodie im 20 Jahrhundert ja in ihrer Geschichte uberhaupt Die Somme bedeutete fur Grossbritannien das Ende einer Epoche des lebenspruhenden Optimismus zu dem es nie wieder zuruckgefunden hat 130 Das Bekanntwerden des Ausmasses der Verluste an der Somme im Spatjahr 1916 war mitausschlaggebend fur den Wechsel in der britischen Regierungsfuhrung im Dezember von Herbert Henry Asquith zu David Lloyd George Sudtiroloffensive und Isonzoschlachten Von Mai bis Juni fuhrte die osterreichisch ungarische Armee in Sudtirol eine Offensive gegen die italienischen Stellungen die nach geringen Anfangserfolgen aufgrund der Lage an der Ostfront Brussilow Offensive abgebrochen werden musste Die italienische Armee unternahm von Marz bis November mehrere Grossangriffe am Isonzo 5 6 7 8 und 9 Isonzoschlacht Dabei eroberten die Italiener die Stadt Gorz und die Hochebene von Doberdo weitere Erfolge der italienischen Armee blieben aus Am 28 August 1916 erklarte Italien auch dem Deutschen Reich den Krieg Bereits von Mai bis November 1915 war eine verstarkte deutsche Division Alpenkorps zur Unterstutzung des osterreichisch ungarischen Verbundeten an die Front in Sudtirol verlegt worden da die OHL Suddeutschland gefahrdet sah 131 Wahrend des Gebirgskriegs in den Sudalpen starben am 13 Dezember 1916 bei Dutzenden von Lawinenabgangen insgesamt mehrere 1000 italienische und osterreichisch ungarische Soldaten Die Lawinenkatastrophe vom 13 Dezember 1916 gilt als eine der schlimmsten wetterbedingten Katastrophen in Europa Kriegseintritt Rumaniens Am 27 August 1916 erklarte Rumanien Osterreich Ungarn den Krieg und hatte faktisch schon einige Tage zuvor den rumanischen Kriegsschauplatz eroffnet Rumanien war zwar 1883 dem Dreibund beigetreten zu Kriegsbeginn blieb Rumanien in wortgetreuer Auslegung des Bundnisvertrages jedoch neutral Innenpolitisch war Rumanien zunachst gespalten die Liberalen unter dem Ministerprasident Ion Brătianu favorisierten die Annaherung an die Entente wahrend die Mehrheit der Konservativen eher fur Neutralitat eintrat Zu den wenigen Politikern die fur einen Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmachte pladierten gehorte Konig Karl I Russland hatte Rumanien bereits in einem Abkommen vom 1 Oktober 1914 Unterstutzung bei seinen Gebietsanspruchen in Siebenburgen zugesichert Da Rumanien nach dem Zweiten Balkankrieg im Frieden von Bukarest die mehrheitlich von Bulgaren und Turken bewohnte sudliche Dobrudscha erhalten hatte war der bulgarische Kriegseintritt auf Seiten der Mittelmachte ein weiterer Faktor der Rumanien in Richtung Entente bewegte Die grossrumanische Einigung in Form des Einschlusses der zu Osterreich gehorenden Gebiete Siebenburgens des Banat und der Bukowina war zudem nur bei einem Kriegsbundnis gegen Wien zu erreichen Die Entente machte auch dementsprechende territoriale Avancen ohne diese vollstandig erfullen zu wollen sodass sich Rumanien auch angesichts der Erfolge der Brussilow Offensive am 17 August 1916 vertraglich der Entente anschloss siehe auch Kriegsziele Zunachst konnte die zahlenmassig weit uberlegene jedoch schlecht ausgerustete rumanische Armee in Siebenburgen einen umfangreichen Einbruch nach Ungarn erzielen Die 9 deutsche Armee unter dem Kommando des ehemaligen Chefs der OHL Falkenhayn schlug die Rumanen in der Schlacht bei Hermannstadt 26 29 September In einem fur den Ersten Weltkrieg eher untypischen grossflachigen Hauserkampf konnte bis zum 8 Oktober Kronstadt zuruckerobert werden Die Mittelmachte bauten eine klassische Zangenbewegung auf Am 23 November uberschritten bulgarische turkische und deutsche Truppen Donau Armee von Sudwesten her die Donau Das mehrfach durch Luftschiffe 132 und Schlachtflugzeuge bombardierte Bukarest wurde am 6 Dezember erobert Rumaniens Kriegseintritt brachte den Mittelmachten Vorteile da sie im Verlaufe des Jahres 1916 die Erdolfelder von Ploiești und grosse landwirtschaftliche Kapazitaten ubernehmen konnten was Versorgungsmangel in Deutschland zunachst spurbar linderte Die Rumanen konnten mit russischer Hilfe lediglich den Nordosten ihres Landes halten Konig Ferdinand wich mit der Regierung nach Iași aus 133 Entlassung Falkenhayns und 3 OHL Wahrend der schweren Krise in die die deutsche Kriegsfuhrung im Sommer 1916 durch den Allfrontenkrieg der Entente geriet wurde Kaiser Wilhelm zunehmend besturmt sich endlich von Generalstabschef Erich von Falkenhayn zu trennen Der Kriegseintritt Rumaniens am 27 August bot den Anlass Die neue Fuhrung ab 29 August mit Paul von Hindenburg und dessen Stabschef Erich Ludendorff auch als 3 OHL bezeichnet brach die Offensivaktionen gegen Verdun ab und leitete umgehend Massnahmen zur verstarkten wirtschaftlichen Mobilisierung ein so wurden am 31 August dem preussischen Kriegsministerium entsprechende spater als Hindenburg Programm bezeichnete Forderungen vorgelegt Die Ernennung der 3 OHL bedeutete aber auch eine politische Wende die hin zur faktischen Militardiktatur fuhrte Der Monarch ruckte mit der Berufung des durch ihren Nimbus quasi unabsetzbaren Feldherrenduos Hindenburg Ludendorff nicht nur noch weiter als bisher im Krieg in den Hintergrund sondern geriet auch in den politischen Sog der OHL Das unentbehrliche Feldherrenduo war bereit weit uber die militarischen Kompetenzen in die Politik einzugreifen den Kaiser unter Druck zu setzen und selbst auf die Personalauswahl dem Zentrum kaiserlicher Macht entscheidenden Einfluss auszuuben 134 Franzosischer Gegenangriff bei Verdun und Ablosung Joffres Im Herbst ging die franzosische Armee bei Verdun zur Gegenoffensive uber Am 24 Oktober nahmen franzosische Truppen die Forts Douaumont und Thiaumont ein Weitere franzosische Offensiven zwangen die Deutschen dazu am 2 Dezember Fort Vaux zu raumen Das Fort wurde nach seiner Raumung von deutschen Pionieren gesprengt Bis zum 16 Dezember eroberten die Franzosen fast samtliche Gebiete zuruck die die Deutschen bei ihrer Offensive im Fruhjahr eingenommen hatten 135 Die Schlacht vor Verdun forderte 337 000 Mann Verluste bei den Deutschen darunter 143 000 Tote 377 000 Mann bei den Franzosen 162 000 Tote Auf dem etwa 30 Kilometer breiten und 10 Kilometer tiefen Schlachtfeld waren mindestens 36 Millionen Granaten niedergegangen 136 Da dem franzosischen Oberbefehlshaber Joseph Joffre die Verkennung der deutschen Angriffsabsicht bei Verdun sowie die ebenso blutigen wie nutzlosen Offensiven in der Champagne und an der Somme angelastet wurden geriet er zunehmend in die Kritik Am 3 Dezember wurde er durch General Robert Nivelle 1856 1924 ersetzt der die erfolgreiche Gegenoffensive bei Verdun gefuhrt hatte und sich damit fur die Fuhrung der fur das nachste Jahr geplanten alliierten Fruhjahrsoffensive empfohlen hatte Nivelle wurde damit zunachst Philippe Petain dem erfolgreichen Verteidiger und Helden von Verdun vorgezogen der als zu defensiv galt 137 Regentschaftskonigreich Polen und Friedensinitiativen Am 5 November wurde der bis 1915 russische Teil Polens von den Mittelmachten zum unabhangigen Konigreich proklamiert Erwartungen im Hinblick auf eine wesentliche militarische Unterstutzung durch Polen erfullten sich jedoch nicht nur ein kleines nationalpolnisches Freiwilligen Kontingent bis Juli unter Fuhrung von Jozef Pilsudski kampfte auf Seiten der Mittelmachte Dieses Kontingent wurde zur Polnischen Wehrmacht erklart Hunderttausende Soldaten polnischer Nationalitat dienten zudem als jeweilige Untertanen in den deutschen osterreichisch ungarischen und in den russischen Streitkraften ohne dabei gesonderte nationale Verbande zu bilden 138 Nach der Einnahme Bukarests richteten die Mittelmachte am 12 Dezember ein Friedensangebot an die Alliierten das Letztere am 30 Dezember ablehnten 139 Noch wahrend die Uberlegungen der Entente andauerten die ihrer Antwort vorausgingen richtete der amerikanische Prasident Woodrow Wilson am 21 Dezember 1916 uberraschend eine eigene Friedensnote an die Kriegsparteien Er versuchte dem Friedensprozess eine klarere Richtung zu geben indem er die kriegfuhrenden Machte aufforderte ihre Kriegsziele zu prazisieren und offentlich bekanntzugeben und auf dieser Basis eine Verstandigung auszuloten Sowohl die Alliierten als auch Deutschland reagierten verhalten bis abweisend auf den Vermittlungsversuch Wahrend die Entente die Alleinschuld Deutschlands und seiner Verbundeten betonte mit denen sie nicht auf eine Stufe gestellt werden wollte und einige fur die Mittelmachte kaum annehmbare Ziele aufzahlte lehnte die deutsche Regierung eine Beteiligung Amerikas an Friedensverhandlungen und die Veroffentlichung von Bedingungen ab 140 Kriegsjahr 1917 Verscharfung des U Boot Kriegs und Kriegseintritt der Vereinigten Staaten U Boot Krieg Beschuss eines britischen Frachtschiffs im Mittelmeer durch das U Boot SM U 35 im Fruhjahr 1917 U 35 versenkte mindestens 226 Schiffe und ist damit das vermutlich erfolgreichste Kriegsschiff der WeltgeschichteAm 8 und 9 Januar 1917 erreichte die Oberste Heeresleitung nach langem Drangen seit Januar 1916 ultimativ seit Dezember 1916 die Zustimmung des Kaisers den uneingeschrankten U Boot Krieg zum 1 Februar wieder aufzunehmen Das vorausgegangene Friedensangebot der Mittelmachte siehe oben und dessen erwartete Ablehnung dienten auch der innen und aussenpolitischen Vorbereitung dieses Schrittes Aber erst die Antwortnote der Alliierten auf das unerwartete Vermittlungsangebot von Woodrow Wilson vom 18 Dezember 1916 die am 12 Januar bekannt wurde bewirkte einen weitgehenden innenpolitischen Schulterschluss Wilson hatte darin unter anderem die Offenlegung der jeweiligen Kriegsziele erbeten 141 Der ansonsten durchaus regierungskritische Chefredakteur des Berliner Tageblatt Theodor Wolff notierte am 12 und 13 Januar Die Antwortnote der Entente an Wilson ist veroffentlicht Sie gibt die Kriegsziele der Entente bekannt Lostrennung der fruher eroberten Provinzen u Gebiete von Deutschland vollige Auflosung Osterreich Ungarns nach dem Nationalitatenprinzip Verjagung der Turkei aus Europa etc enorme Wirkung Tiefes Entzucken bei den Alldeutschen u ahnlichen Elementen Niemand kann noch behaupten die Entente wolle nicht den Vernichtungskrieg u sei zu Verhandlungen bereit Der Kaiser richtet infolge der Entente Antwort einen Appell an das Volk Alles ist jetzt in Vorbereitung fur den unbeschrankten U Boot Krieg 142 Die Mittelmachte lehnten den Vermittlungsvorschlag Wilsons ab und teilten den USA am 31 Januar gleichzeitig die Wiederaufnahme des uneingeschrankten U Bootkrieges mit Am 3 Februar beantworteten die USA dies mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Deutschland 143 Am 6 April 1917 erklarten die USA dem Deutschen Reich den Krieg 144 nachdem Prasident Wilson vier Tage vorher den US Kongress zur Teilnahme am Kreuzzug der friedensliebenden Demokratien gegen die militarisch aggressiven Autokratien der Erde aufgefordert hatte Beide Hauser des Kongresses stimmten mit uberwaltigender Mehrheit zu 145 Die tieferen Ursachen fur diese Entwicklung lagen zunachst in der Auffassung dass sich die jeweiligen Vorstellungen einer globalen Nachkriegsordnung gegenseitig ausschlossen und die deutschen kontinentaleuropaischen Hegemonialabsichten und weltpolitischen Ambitionen mit den amerikanischen Interessen nicht in Einklang zu bringen waren Schon vor dem Krieg war man in den Vereinigten Staaten zunehmend zu der Ansicht gekommen dass die mit dem Tirpitz Plan verbundene politische Strategie langfristig den amerikanischen Interessen unter anderem der Monroedoktrin widersprach Weiterhin war die Einstellung fuhrender amerikanischer Gelehrter und Politiker Anfang des 20 Jahrhunderts gepragt von tiefem Misstrauen gegenuber dem deutschen kulturellen Uberlegenheitsanspruch und der deutschen Staatsidee Die zunehmenden wirtschaftlichen Verflechtungen mit der Entente seit Kriegsbeginn Berichte uber tatsachliche und angebliche deutsche Kriegsgrauel wie der Bryce Report und Schiffsversenkungen mit amerikanischen Opfern namentlich jene der Lusitania verstarkten die antideutsche Stimmung Zunachst galten die zunehmenden Rustungsanstrengungen seit Kriegsbeginn jedoch nicht einem Kriegseintritt sondern dem potenziellen Kriege nach diesem Krieg Noch in der Wahlkampagne zur Prasidentschaftswahl vom 7 November 1916 setzte Wilson einen Schwerpunkt auf die Aufrechterhaltung der amerikanischen Neutralitat was nach Wilsons Wahlsieg dem Entschluss der deutschen Reichsleitung zutraglich war die Kriegsfuhrung weiter zu eskalieren Entscheidend fur die Entwicklung zum Kriegseintritt war die deutsche Reaktion auf Wilsons Friedensinitiative vom 18 Dezember 1916 siehe oben Die vertrauliche und sogleich relativierte Ubermittlung der deutschen Friedensbedingungen de facto eine Ablehnung des Vermittlungsangebotes erfolgte gleichzeitig mit der Ankundigung der Wiederaufnahme des uneingeschrankten U Boot Kriegs durch das Reich Dabei erklarte Deutschland dass auch Schiffe neutraler Staaten also auch der USA in einer von Deutschland definierten Kriegszone versenkt wurden 146 Wilson nahm dies zunachst unglaubig und dann mit tiefer Enttauschung auf Obwohl die Mehrzahl von Wilsons Beratern vor allem Robert Lansing und Edward Mandell House nun definitiv zum Krieg drangten brach Wilson am 3 Februar lediglich die diplomatischen Beziehungen zum Kaiserreich ab und wollte zunachst abwarten ob die Reichsleitung ihre Drohung wahr machte Am 24 Februar erhielt die amerikanische Regierung Kenntnis von einem abgefangenen Telegramm des Staatssekretars im Auswartigen Amt der Zimmermann Depesche die am 1 Marz in der The New York Times veroffentlicht wurde Darin unterbreitete Deutschland der Regierung von Mexiko ein Bundnisangebot fur den Kriegsfall und signalisierte reichlich finanzielle Unterstutzung und Einverstandnis wenn Mexiko in Texas Neu Mexiko Arizona fruher verlorenes Gebiet zuruckerobert 147 Nach dieser Neuigkeit konnte an der Kriegsbereitschaft der amerikanischen Bevolkerung kein Zweifel mehr bestehen im Marz waren zudem durch deutsche U Boot Angriffe erneut amerikanische Staatsburger ums Leben gekommen Nach der Kriegserklarung an Deutschland erfolgte im Dezember 1917 jene an Osterreich Ungarn 148 Hungerwinter in Deutschland Hauptartikel Steckrubenwinter Im Winter 1916 17 kamen mehrere Entwicklungen zusammen die zum sogenannten Steckrubenwinter fuhrten unter anderem eine wetterbedingt besonders schlechte Ernte Das verzerrte Preisgefuge siehe oben brachte es mit sich dass es fur Produzenten profitabler war Kartoffeln und Brotgetreide als Futtermittel zu verwenden oder an Brennereien zu verkaufen Im Februar sank die durchschnittliche Tagesration auf 1 000 Kilokalorien pro Tag Durchschnittsbedarf 2 410 Kilokalorien die Schwierigkeiten in der Nahrungsmittelversorgung eskalierten Der Steckrubenwinter verursachte zugleich einen tiefen Einschnitt in der kollektiven Wahrnehmung der gesellschaftlichen Solidaritat Produzenten versus Konsumenten und der Fahigkeiten des Staates bezuglich der Ernahrungsversorgung 149 150 Revolution in Russland Massendemonstrationen in Petrograd losten die Februarrevolution aus Hauptartikel Russische Revolution Die Anforderungen des ersten industriellen Krieges uberstiegen zunehmend die Krafte des weitgehend von der Agrarwirtschaft gepragten Russischen Kaiserreiches und fuhrten zu einer Zuspitzung der ohnehin gravierenden sozialen Probleme Hinzu kam die Seeblockade der Ostsee und der Dardanellen sie hatte wesentlichen Anteil an der Erschopfung Russlands im Laufe des Krieges Durch die Ostsee gingen vor dem Krieg 70 Prozent der Importe in das Zarenreich die restlichen 30 Prozent liefen ganz uberwiegend uber das Schwarze Meer Vor dem Hintergrund der Kriegsbelastungen zunehmender Inflation und vor allem aufgrund des starken Nahrungsmangels organisierten in erster Linie Arbeiter und Soldatenfrauen und erstmals auch Bauernfrauen am 23 Februarjul 8 Marzgreg deswegen spater Datum des Internationalen Frauentages in Petrograd Massendemonstrationen die bereits am 26 Februarjul 11 Marzgreg auf die Petrograder Garnisonstruppen ubergriffen und sich zur Februarrevolution ausweiteten Aus Arbeiterkomitees bildeten sich wie schon 1905 Rate Sowjets die die Forderungen der Demonstranten vertraten und politisch durchzusetzen versuchten An der Spitze der Rate stand ein Exekutivkomitee das zunachst mehrheitlich aus Menschewiki und Sozialrevolutionaren zusammengesetzt war Am 1 Marzjul 14 Marzgreg erliess der Petrograder Sowjet den Befehl Nr 1 dem zufolge nur Befehle der Regierung zu befolgen seien die nicht jenen des Sowjets widersprachen was der Sowjet auch durchsetzen konnte Die in der Duma vertretenen burgerlichen Parteien bildeten parallel eine provisorische Regierung unter Ministerprasident Georgi Lwow und konnten den Zaren zur Abdankung uberreden 3 Marzjul 16 Marzgreg Dadurch kam es zu einem als Doppelherrschaft bezeichneten Schwebezustand zwischen der provisorischen Regierung und den Sowjets Zur Enttauschung grosser Teile der russischen Bevolkerung entschied sich die provisorische Regierung zur Weiterfuhrung des Krieges die Sowjets in ihrer damaligen Zusammensetzung folgten in diesem Punkt dem Kurs der Regierung Die Alliierten werteten die Vorgange in Russland uberwiegend positiv denn Russland stellte als antidemokratischer Staat ein Problem fur die alliierte Propaganda dar die stets den Kampf der Demokratie gegen die Willkurherrschaft betonte Die deutsche Fuhrung ermoglichte es dass am 21 Marzjul 3 Aprilgreg Lenin und 30 weitere fuhrende Bolschewiki streckenweise in einem deutschen Zug aus dem Schweizer Exil uber Finnland nach Russland zuruckkehren konnten Der bolschewistische Mehrheits Flugel der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Russlands dessen Fuhrer seit der Revolution von 1905 zumeist im Exil lebten hatte von Kriegsbeginn an gegen die Kriegspolitik der eigenen Regierung zu mobilisieren versucht und die Umwandlung des gegenwartigen imperialistischen Krieges in den Burgerkrieg 151 propagiert jedoch zunachst ohne grossen Erfolg Die Reichsregierung die uber den Mittelsmann Alexander Parvus Kontakt zu dem in der Schweiz lebenden Lenin hergestellt hatte unterstutzte in der Folge die Revolutionare mit grossen Geldmengen vermutlich mehrere Millionen Mark um den russischen Staat zu destabilisieren 152 Unmittelbar nach seiner Ruckkehr veroffentlichte Lenin am 7 Apriljul 20 Aprilgreg seine Aprilthesen in denen er seine Ansichten zur weiteren Entwicklung der Revolution darlegte und die sofortige Beendigung des Krieges forderte was in der kriegsmuden Bevolkerung auf grosse Zustimmung stiess Die Veroffentlichung der Miljukow Note Fortfuhrung des Krieges kein Sonderfrieden ausgerechnet am Kampftag der Arbeiterbewegung 18 Apriljul 1 Maigreg fachte die ohnehin angeheizte Stimmung der demonstrierenden Massen weiter an und loste die April Krise aus die zu einer Regierungsumbildung unter Beteiligung der in den Sowjets vertretenen gemassigt linken Parteien fuhrte 153 Treffen im Niemandsland Treffen vor dem russischen DrahtverhauAlexander Kerenski Kriegsminister in der am 6 Maijul 19 Maigreg gebildeten ersten Koalitionsregierung und gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Arbeiter und Soldatensowjets setzte seinem Konzept des Friedens ohne Niederlage gemass die Durchfuhrung einer spater nach ihm benannten Kerenski Offensive mit den Zielen Brzezany Lemberg und Wilna durch Der Angriff begann am 29 Juni mit Artilleriebeschuss in an der Ostfront bis dahin ungekannter Intensitat sein Schwerpunkt lag im Bereich Stanislau uber das hinaus die russische Armee bis nach Kalusz vordrang 11 Juli um sich daraufhin festzulaufen Auch an den anderen Frontabschnitten misslang der Angriff In der Folge kam es zu Massendesertationen und Auflosungserscheinungen der russischen Armee Kerenski stellte am 25 Juli die Offensive ein Im Gegenangriff drangen die Mittelmachte bis nach Tarnopol und Czernowitz 3 August vor womit die Ruckeroberung von Ost Galizien und der Bukowina einherging 154 In Russland selbst kam es Anfang Juli zu einem Putschversuch der Bolschewiki der durch das Militar niedergeschlagen wurde Lenin floh daraufhin nach Finnland 155 Im September eroberten deutsche Truppen die Stadt Riga und im Oktober im Unternehmen Albion die baltischen Inseln Osel Dago und Moon woraufhin der militarische Widerstand der russischen Armee nahezu zusammenbrach 156 Als Ende September General Kornilow einen Putschversuch unternahm musste Kerenski zur Verteidigung der Revolution auf die Bolschewiki zuruckgreifen was mit der faktischen und rechtlichen Rehabilitation einherging Anfang November eskalierte die Situation in Russland Durch die von dem inzwischen aus Finnland zuruckgekehrten Lenin gefuhrte Oktoberrevolution vom 24 Oktoberjul 6 Novembergreg bis 25 Oktoberjul 7 Novembergreg wurde die provisorische Regierung gesturzt und die Macht von den Bolschewiki ubernommen Bereits am 26 Oktoberjul 8 Novembergreg wurde von den neuen russischen Machthabern das Dekret uber den Frieden erlassen wodurch sich fur die Mittelmachte eine starke militarische Entlastung an ihrer Ostfront anbahnte 157 Am 5 Dezember wurde ein spater mehrfach verlangerter zehntagiger Waffenstillstand zwischen den Mittelmachten und Russland vereinbart und am 22 Dezember in Brest Litowsk die zunachst ergebnislosen Friedensverhandlungen eroffnet die am 3 Marz 1918 mit dem Friedensvertrag von Brest Litowsk endeten siehe unten 158 Deutschland an der Westfront in der Defensive St Quentin wurde als Teil der Siegfriedstellung weitgehend zerstort im Bild der Eingang zur deutschen Kommandantur Erfolgloser franzosischer Sturmangriff auf eine deutsche durch Trommelfeuer nahezu vollstandig eingeebnete Stellung Zerbombter Wald bei Ypern Panzerangriff mit Luftunterstutzung Die Schlacht von Cambrai gilt als Markstein der KriegsgeschichteIm Marz 1917 zogen sich die im mittleren Abschnitt der Westfront an der Somme stehenden deutschen Truppen im Unternehmen Alberich in die stark ausgebaute Siegfriedstellung zuruck Dies verkurzte die Frontlinie um 50 Kilometer Die eigentliche Bewegung wurde innerhalb von drei Tagen vom 16 bis 19 Marz durchgefuhrt Dieser Ruckzug und die Verscharfung des Seekrieges waren Konsequenzen der Grossschlachten des Jahres 1916 bei Verdun und an der Somme die deutschen Truppen waren angeschlagen Die Initiative ging von der Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht aus die sich gegen den Widerstand von Ludendorff durchsetzte Der Bau der Siegfriedstellung war die wohl grosste Baumassnahme des Ersten Weltkrieges die Arbeit wurde vorwiegend von Kriegsgefangenen und Zwangsarbeitern geleistet Deutsche Truppen verwusteten weisungsgemass vor dem taktischen Ruckzug das freizugebende Gebiet systematisch Verbrannte Erde verminten es teilweise auch mit Sprengfallen und deportierten seine Bewohner Ortschaften wie zum Beispiel Bapaume wurden gesprengt insgesamt 150 000 Personen deportiert so etwa alle 40 000 Einwohner von Saint Quentin Militarisch war die Operation ein Erfolg sie verbesserte die Lage der deutschen Truppen durch die Verkurzung der Front und den Ruckzug auf die gut ausgebaute Siegfriedstellung die Angriffsplanungen der uberraschten Alliierten fur das Fruhjahr 1917 liefen zunachst ins Leere Die Wirkung auf die offentliche Meinung im Ausland war dagegen ahnlich verheerend wie die Operation die im betroffenen Gebiet das zivile Leben vollstandig zerschlug und eine historische Landschaft zu einer Wuste werden liess 159 In der zweiten Konferenz in Chantilly Standort des franzosischen Hauptquartiers hatten die Alliierten im November 1916 wiederum eine kombinierte Offensive vereinbart Der fur diese Offensive zum gemeinsamen Oberbefehlshaber bestimmte Robert Nivelle wahlte die nordfranzosische Stadt Arras als Ausgangspunkt eines am 9 April begonnenen Angriffs Schlacht bei Arras durch das britische Heer darunter kanadische und neuseelandische Einheiten Der Hauptangriff der franzosischen Armee folgte wenig spater an der Aisne Schlacht an der Aisne und in der Champagne Nach dem Fehlschlag an der Somme kehrten die Alliierten zum taktischen Konzept von 1915 zuruck Der immer noch grosse deutsche Frontbogen zwischen Lille im Norden und Verdun im Suden sollte durch Eindrucken der beiden Flanken abgeschnurt werden Hauptziel der Franzosen war dabei die Einnahme des Chemin des Dames Der Angriff bei Arras uberraschte die deutschen Truppen unter dem in der Folge abgelosten General Ludwig von Falkenhausen Das Ausmass des bevorstehenden Angriffs war der deutschen Aufklarung nicht zuletzt aufgrund von 24 000 in der Tunnelstadt von Arras versteckten Soldaten 160 161 verborgen geblieben Abgesehen davon war der Materialeinsatz deutlich hoher als an der Somme im Vorjahr Den Kanadiern gelang die Einnahme eines strategisch wichtigen Hohenzuges bei Vimy der Vormarsch blieb danach aber stecken Der franzosische Angriff 130 Kilometer weiter sudlich war trotz Gelandegewinnen ein Fehlschlag der Chemin des Dames als Operationsziel konnte nicht genommen werden Beide Offensiven mussten bereits im Mai nach hohen Verlusten abgebrochen werden Das deutsche Heer war nach einer von Fritz von Lossberg entwickelten flexiblen Verteidigungsstrategie Verteidigung in der Tiefe dazu ubergegangen die Abwehrkrafte tiefer und komplexer zu staffeln Die von den Briten und von den Franzosen eingesetzten Panzer insgesamt 170 konnten aufgrund technischer Probleme und zu geringer Zahl noch keine grossere Wirkung entfachen Giftgas wurde von beiden Seiten angewandt wobei mit diesen beiden Schlachten zunehmend die Gasgranate das Blasverfahren abloste 162 Die gescheiterte Offensive am Chemin des Dames Schlacht an der Aisne war Anlass fur Meutereien in 68 Divisionen der franzosischen Armee insgesamt etwa 40 000 Mann von 2 Millionen Funf Divisionen waren ernsthaft betroffen diese lagen direkt im Suden der Angriffszone der Offensive am Chemin des Dames zwischen Soissons und Reims Beim ebenfalls dort eingesetzten russischen Expeditionskorps kam es zu ahnlichen Problemen Angesichts der anfanglichen britischen Erfolge bei Arras waren vor allem dort die hohen Erwartungen besonders enttauscht worden In der Regel begannen die Meutereien nicht bei den Truppen in vorderster Front sondern bei jenen in der Kampfpause anlasslich des Befehls zur Ruckkehr an die Front Die konkreten Forderungen waren mehr Fronturlaub bessere Ernahrung Besserstellung der Familien der Soldaten Beendigung des Gemetzels Protest gegen die Methoden der Kriegsfuhrung sowie vereinzelt auch generell Frieden und Beendigung der Ungerechtigkeit in erster Linie im Sinne von Wehrgerechtigkeit gemeint Ganz uberwiegend hatten die meuternden Soldaten nicht den Krieg selber in Frage gestellt sondern nur dagegen protestiert nutzlos hingeschlachtet zu werden 163 Am 29 April wurde der franzosische Oberbefehlshaber Nivelle durch General Petain abgelost der die Verteidigung Verduns organisiert hatte Durch den Ubergang zu einer Defensivhaltung konnte Petain die Unruhe in der franzosischen Armee eindammen Er fuhrte eine neue Kampfweise ein die der deutschen Verteidigung in der Tiefe ahnelte Abgesehen von zwei begrenzten erfolgreichen Operationen bei Verdun im August und an der Aisne im Oktober wo die Deutschen hinter die Ailette zuruckgeworfen wurden unternahm das franzosische Heer zwischen Juni 1917 und Juli 1918 keine Offensiven mehr Zudem sorgte Petain fur Verbesserungen in Hinsicht auf die Verpflegung und die Ruhezeiten der Truppen Etwa 10 Prozent der Meuterer wurden vor Gericht gestellt 3427 Soldaten verurteilt die Kriegsgerichte fallten 554 Todesurteile davon wurden 49 vollstreckt Die deutschen Truppen begnugten sich wahrend der Hochphase der Meuterei zwischen Mai und Juni damit die Passivitat des Gegners hinzunehmen da sie deren Ursachen nicht durchschauten und an anderen Fronten gebunden waren 164 In der Schlacht von Messines 21 Mai bis 7 Juni gelang es den Briten einen strategisch wichtigen Hohenzug im Suden von Ypern zu erobern Mineure aus Grossbritannien Kanada Australien und Neuseeland hatten in eineinhalb Jahren Arbeit 21 grosse Minen unter den deutschen Stellungen platziert deren Zundung die effektivste nichtnukleare Explosion der Kriegsgeschichte einleitete 10 000 Tote 6 400 Betaubte Die Eroberung des Hohenzuges sicherte die rechte Flanke und ermoglichte eine alliierte Grossoffensive unter britischer Fuhrung die Dritte Flandernschlacht 31 Juli bis 6 November Ziele eines erhofften Durchbruchs waren unter anderem die deutschen U Boot Stutzpunkte Ostende und Zeebrugge Der Angriff blieb nach einigen Erfolgen am 9 Oktober bei Langemark Poelkapelle stecken ausserdem misslang der Hauptstoss gegen das strategisch wichtige Plateau von Geluveld wodurch die alliierten Truppen standigem Flankenfeuer ausgesetzt waren Nach der Einnahme der Ruinen von Passchendaele durch kanadische Truppen am 6 November flauten die Kampfe ab die Alliierten konnten die deutsche Front selbst hier und damit am erfolgreichsten Abschnitt nur um 8 Kilometer zuruckdrangen Die Verluste auf beiden Seiten betrugen etwa 585 000 Soldaten 165 In der Schlacht von Cambrai 20 November bis 6 Dezember kam es zum ersten operativen Einsatz von geschlossenen Panzerverbanden ein Markstein in der Geschichte der Kriegsfuhrung 166 Etwa 320 einsatzfahige Panzer des Royal Tank Regiments unterstutzt von 400 Flugzeugen und sechs Infanterie sowie drei Kavalleriedivisionen durchstiessen nach kurzer Artillerievorbereitung auf einer 15 Kilometer breiten Front im Bereich von Havrincourt die Siegfriedstellung und drangen etwa sieben Kilometer vor Das neue Angriffsverfahren war uberraschend da bei Angriffsabsichten aufgrund der tief gegliederten Stellungen die ubliche tagelange Artillerievorbereitung erwartet wurde Der Durchbruch zum Eisenbahnknotenpunkt Cambrai gelang jedoch nicht gut ein Drittel der angreifenden Panzer wurde vernichtet in einer am 30 November gestarteten Gegenoffensive gelang es den deutschen Truppen den grossten Teil des verlorengegangenen Gelandes zuruckzuerobern Dieser Abwehrerfolg bestarkte die deutsche Heeresleitung in ihrer Fehleinschatzung dass der Aufbau einer eigenen Panzertruppe nicht vordringlich sei 167 Die Nebenfronten Die Britisch Indische Armee unter Fuhrung von Frederick Stanley Maude marschiert in Bagdad einDie Briten erneuerten zu Jahresbeginn an der Mesopotamienfront ihre Offensive Richtung Bagdad am 24 Februar erreichten sie Kut al Amara und nahmen uberraschend noch vor Beginn der Regenzeit am 11 Marz Bagdad ein die Turken mussten sich nach Mosul zuruckziehen Der Fall Bagdads war ein schwerer Schlag fur die Turkei und die Mittelmachte da damit alle unter anderem mit der Bagdadbahn verbundenen Plane im Orient in Frage gestellt wurden Deshalb wurde der fruhere Generalstabschef Falkenhayn damit beauftragt zusammen mit Enver Pascha unter dem Codenamen Jilderim Blitz die Ruckeroberung Bagdads vorzubereiten 168 Eleftherios Venizelos begleitet von Admiral Pavlos Koundouriotis links und General Maurice Sarrail rechts inspiziert griechische TruppenAm 29 Juni 1917 trat das Konigreich Griechenland auf Seiten der Alliierten in den Krieg ein nachdem schon zuvor griechische Freiwilligenverbande auf deren Seite an der Salonikifront mitkampften Seit der Landung alliierter Truppen in Griechenland Ende 1915 war es zu einem Nationalen Schisma gekommen in dem sich die der Entente zugewandte provisorische Gegenregierung von Eleftherios Venizelos schliesslich dank zunehmender britisch franzosischer Interventionen gegen das regierende germanophile Lager um Konstantin I durchsetzte Nach der Besetzung fast aller strategisch wichtigen Landesteile einschliesslich Athens durch die Alliierten und einem Ultimatum des franzosischen Oberkommissars Jonnart dankte Konstantin im Juni 1917 ab und ging ins Exil Venizelos kehrte im Gegenzug von Saloniki nach Athen zuruck rief das 1915 gewahlte Parlament zusammen und bildete eine Regierung die umgehend den Mittelmachten den Krieg erklarte Neuer Konig wurde Alexander I 169 Ausgangslage der 12 Isonzoschlacht und Lageentwicklung bis zum 12 November 1917In der 11 Isonzoschlacht 17 August bis 12 September entging Osterreich Ungarn nur knapp einer schweren Niederlage Da Kaiser Karl I befurchtete dem nachsten italienischen Angriff nicht mehr standhalten zu konnen forderten er und das osterreichische Oberkommando deutsche Unterstutzung an die in Form der fur diesen Einsatz neu aufgestellten 14 Armee darunter das Deutsche Alpenkorps geleistet wurde Dem erwarteten Angriff der Italiener wurde mit einer eigenen Offensive zuvorgekommen in der Zwolften Isonzoschlacht auch Schlacht von Karfreit italienisch Battaglia di Caporetto 24 bis 27 Oktober 11 November gelang uberraschend der Durchbruch in elf Tagen drangen die Mittelmachte um 130 Kilometer vor besetzten mit Udine die erste italienische Grossstadt und standen 30 Kilometer vor Venedig Die Italiener verloren mehr als 305 000 Mann Mittelmachte 70 000 davon 265 000 Kriegsgefangene Der Erfolg basierte vor allem auf dem aus den Erfahrungen der ersten Kriegsjahre entwickelten erstmals im grossen Stil in der Schlacht um Riga angewandten Stosstruppverfahren schneller Vorstoss von Sturmbataillonen auf schmalem Korridor ohne besondere Beachtung des Flankenschutzes 170 Die Front konnte mit Muhe am Piave und am Monte Grappa stabilisiert werden Die Alliierten entsandten funf britische und sechs franzosische Divisionen zur Unterstutzung Die ansatzweise revolutionare Situation in Italien Streiks Massendesertation flaute durch das Desaster jedoch ab denn Aus dem Angriffs wurde ein Verteidigungskrieg 171 In Reaktion auf diese Niederlage grundete sich am 7 November auf der Konferenz von Rapallo der Alliierte Oberste Kriegsrat zudem wurde der italienische Chef des Generalstabes Luigi Cadorna durch Armando Diaz ersetzt 172 November 1917 Deutsche Soldaten in JerusalemDie letzte grossere Offensive des Kriegsjahres 1917 war gleichzeitig der letzte grosse Kavallerieangriff der Militargeschichte Am 31 Oktober 1917 griffen die australische 4th Light Horse Brigade mit 12 000 Kavalleristen und die britische 5th Mounted Brigade unter dem Kommando von General Edmund Allenby das von osmanischen und deutschen Truppen gehaltene Be er Scheva an und konnten es erobern Falkenhayn bezog daraufhin am 5 November sein Hauptquartier in Jerusalem und wollte die Stadt um jeden Preis verteidigen Die OHL befahl jedoch die Raumung um nicht bei einer eventuellen Zerstorung der heiligen Statten das Ansehen der Mittelmachte in der Weltoffentlichkeit noch weiter zu beschadigen Die Schlacht um Jerusalem mit Unterstutzung aufstandischer Araber T E Lawrence endete somit am 9 Dezember vorerst mit der kampflosen Einnahme Jerusalems durch britische Truppen 173 Politik und Friedensinitiativen In der Osterbotschaft vom 7 April stellte Wilhelm II vage demokratische Reformen nach dem Krieg in Aussicht Am 11 April grundete sich in Gotha die USPD als Abspaltung von der SPD Hintergrund waren die eskalierte Disziplinierung von Parteilinken in der SPD zur Wahrung der Burgfriedenspolitik die russische Februarrevolution und die Aprilstreiks Eine Woche spater am 19 April forderte die SPD im weiteren Verlauf des Jahres zunehmend als MSPD bezeichnet gleiche Staatsburgerrechte sowie Schritte hin zum parlamentarischen System Parlamentarisierung und erklarte ihre Zustimmung zur Forderung der Petrograder Sowjets von Ende Marz Frieden ohne Annexionen und Reparationen freie nationale Entwicklung aller Volker Reichskanzler Bethmann Hollweg der sich schon zuvor mit seiner indifferenten Haltung zu den Kriegszielen und zu politischen Reformen zunehmend isoliert hatte kam damit in Bedrangnis Da er nun angesichts der MSPD Erklarung aus Sicht der OHL die Sozialdemokratie nicht mehr meistern konne verlangten Hindenburg und Ludendorff beim Kaiser zunachst noch erfolglos die Entlassung des Kanzlers In der Kriegszielkonferenz von Bad Kreuznach am 23 April leistete der Kanzler jedoch auf Druck der OHL seine Unterschrift unter ein Protokoll das selbst nach Ansicht von Admiral Muller ein Dokument volliger Masslosigkeit hinsichtlich der Annexionsziele war 174 Vom 2 Juni bis zum 19 Juni fand die Stockholmer Konferenz der zweiten Internationale statt die jedoch ebenso wirkungslos blieb wie verschiedene Sondierungen zu einem Separatfrieden vor allem seitens des neuen osterreichisch ungarischen Kaisers Karl I Versuche zu einem Frieden mit Russland im Fruhjahr scheiterten zunachst aufgrund der inakzeptablen deutschen Forderungen 175 Am 6 Juli loste die Reichstagsrede von Matthias Erzberger Deutsche Zentrumspartei eine Sensation in allen politischen Kreisen 176 aus Der konservative Politiker ursprunglich Verfechter eines Siegfriedens wies den Militars falsche Angaben uber die Effektivitat des U Boot Krieges nach und setzte sich fur einen Verstandigungsfrieden ein Deutschland musse auf Annexionen verzichten Noch am selben Tag vereinbarten fuhrende Abgeordnete von MSPD Zentrum und liberaler Fortschrittspartei zudem den Interfraktionellen Ausschuss als Koordinationsgremium der Mehrheitsfraktionen was als Auftakt der Parlamentarisierung Deutschlands gilt und dementsprechend zeitgenossisch von Konservativen als Beginn der Revolution 177 interpretiert wurde Aufgrund Erzbergers Rede sprachen Hindenburg und Ludendorff am 7 Juli beim Kaiser vor und forderten die Ablosung des Kanzlers was der Kaiser wiederum ablehnte Der Kanzler erreichte beim Kaiser am 10 Juli die Zusage des gleichen Wahlrechts in Preussen nach dem Krieg im Gegensatz zum Dreiklassenwahlrecht was am 12 Juli der Offentlichkeit bekannt wurde Am selben Abend drohten Hindenburg und Ludendorff mit ihrem Rucktritt sollte der Kanzler nicht abberufen werden was den Kaiser zuruckweichen liess Am Morgen des 13 Juli reichte der hiervon informierte Bethmann Hollweg sein Rucktrittsgesuch ein als Nachfolger wurde der weitgehend unbekannte Georg Michaelis bestellt 178 Am 19 Juli 1917 stimmte die Mehrheit des Reichstags der von Erzberger eingereichten sehr allgemein gehaltenen Friedensresolution zu die entsprechend folgenlos blieb Innenpolitisch hatte die Friedensresolution des Reichstags jedoch unter anderem insofern Auswirkungen als sich am 2 September aus diesem Anlass als Gegenreaktion die annexionistische volkisch nationalistische Deutsche Vaterlandspartei grundete 179 Die Friedensnote Des le debut von Papst Benedikt XV am 1 August an die Staatsfuhrungen der kriegfuhrenden Lander blieb gleichfalls folgenlos Der Papst schlug hier unter anderem einen Frieden ohne Annexionen und Reparationen freie Seewege und eine Regelung der strittigen Fragen mithilfe des Volkerrechts vor Diese Initiative verbunden mit humanitaren Aktivitaten z B Anbahnung eines Verwundetenaustauschs und eines Vermisstensuchdienstes und einer wiederholten Verurteilung des Krieges unnutzes Blutvergiessen gilt als Auftakt der modernen Aussenpolitik des Heiligen Stuhles 180 Da sich Reichskanzler Michaelis offenkundig weitgehend als Erfullungshilfe der OHL verstand drangte die Reichstagsmehrheit seit Ende Oktober auf seine Entlassung und konnte dies auch durchsetzen Nachfolger wurde am 1 November Georg von Hertling 181 Am 3 Dezember begannen die Verhandlungen zwischen Russland und den Mittelmachten uber einen Separatfrieden am 6 Dezember proklamierte Finnland seine Unabhangigkeit von Russland 182 Kriegsjahr 1918 Wilsons 14 Punkte und Massenstreiks Prasident Woodrow Wilson stellte am 8 Januar in einer programmatischen Rede vor beiden Hausern des US Kongresses sein 14 Punkte Programm vor Wilson nahm dabei in Anspruch freiheitliche politische Prinzipien global verwirklichen zu wollen als wichtigstes Ziel proklamierte Wilson das Selbstbestimmungsrecht der Volker Unter anderem wurden in den 14 Punkten die Raumung und Wiederherstellung Belgiens Serbiens und Montenegros sowie die Raumung und Aufgabe von Elsass Lothringen ein eigener polnischer Staat die Freiheit der Meere Rustungsbeschrankungen und die autonome Entwicklung fur die Volker Osterreich Ungarns gefordert Am 24 Januar lehnten Deutschland und Osterreich Ungarn die 14 Punkte ab 183 Am 14 Januar begannen die Jannerstreiks bei den Rustungsbetrieben in und um Wiener Neustadt die Streikfront weitete sich aus und brockelte erst angesichts massiver militarischer Gewalt ab am 23 Januar wurde die Arbeit wieder aufgenommen In Deutschland kam es zwischen dem 28 Januar und dem 2 Februar in Berlin und anderen industriellen Zentren zu Massenprotesten und Streikaktionen mit mehr als eine Million Arbeitern 184 Januarstreik die im Gegensatz zu fruheren Aktionen in erster Linie politisch motiviert waren und sich fur den allgemeinen Frieden und gegen Annexionen und Kontributionen aussprachen was vor allem auf die annexionistische Haltung der OHL in Brest Litowsk abzielte Die MSPD entsandte Friedrich Ebert Otto Braun und Philipp Scheidemann in den Aktionsausschuss um die Bewegung in geordneten Bahnen zu halten Ahnlich wie in Osterreich konnte die Bewegung jedoch nur mit militarischen Repressionen unterdruckt werden am 31 Januar riefen die Behorden in Berlin den verscharften Belagerungszustand aus verhafteten Mitglieder der Streikleitung und schickten in der Folge 50 000 beteiligte Arbeiter an die Front Ab dem 3 Februar nahmen die meisten Betriebe ihre Arbeit wieder auf 185 Frieden mit Russland Fruhjahrsoffensive und Kriegswende Russische und deutsche Soldaten feiern wahrend des Waffenstillstands an der Ostfront Verbruderung Gebietsverluste Sowjetrusslands bis Marz 1918In den Friedensverhandlungen von Brest Litowsk forderte die deutsche Seite am 19 Januar 1918 in ultimativer Form einen Verzicht Russlands auf Polen Litauen und das westliche Lettland woraufhin der sowjetische Verhandlungsfuhrer Leo Trotzki eine Verhandlungspause erwirkte In Petrograd entschieden sich die Regierung und das Zentralkomitee fur Trotzkis Vorschlag die Verhandlungen in Erwartung auf die baldige Erhebung des westeuropaischen Proletariats hinauszuzogern Am 25 Januar hatte sich die Ukraine auf Beschluss der nicht bolschewistischen Zentralna Rada fur unabhangig erklart am 9 Februar schlossen die Mittelmachte einen Sonderfrieden Brotfrieden mit der Ukraine Als Gegenleistung fur die grosszugige Grenzziehung im Westen der Ukraine verlangten die Mittelmachte von der ukrainischen Regierung umfangreiche Getreidelieferungen gleichzeitig stellten sie Russland ein Ultimatum zur Annahme der Friedensbedingungen worauf Trotzki weiterhin in Hoffnung auf die baldige Revolution in Deutschland ohne den Vertrag zu unterschreiben einseitig die Demobilisierung verkundete Die Mittelmachte ruckten deswegen ab 18 Februar im Unternehmen Faustschlag vor und besetzten in wenigen Wochen weite Teile der westlichen Grenzgebiete im Baltikum in der westlichen Ukraine auf der Krim im Industriegebiet am Donez und in Weissrussland Ohne erneut in Verhandlungen einzutreten musste die sowjetische Delegation die erheblich verscharften deutschen Bedingungen akzeptieren der Friedensvertrag von Brest Litowsk wurde am 3 Marz unterzeichnet Die Mittelmachte verpflichteten sich hierin zwar zur Raumung der besetzten Gebiete mit Ausnahme von Livland Russland musste aber auf territoriale Anspruche in Polen Litauen und Kurland sowie auf von der Turkei beanspruchtes Gebiet im Kaukasus verzichten Im Zusammenhang mit dem Vertrag stimmte Deutschland im Marz einem eng an Deutschland gebundenen eigenstandigen Litauen zu Unabhangigkeitserklarung am 16 Februar Ein am 27 August unterzeichneter Erganzungsvertrag legte den russischen Verzicht auf Livland und die Anerkennung der Selbstandigkeit Finnlands und der Ukraine fest Das Deutsche Reich hatte zuvor 28 Juni die folgenreiche Entscheidung getroffen nicht nach Petrograd vorzustossen und trotz ideologischer Vorbehalte den Bolschewismus am Leben zu erhalten da die anderen Gruppen im Russischen Burgerkrieg den Friedensvertrag von Brest Litowsk nicht akzeptierten Russland gab mit dem Vertrag ein Drittel seiner Bevolkerung und den grossten Teil seines Rohstoff und Industriepotenzials preis 186 Die schon Ende 1917 absehbare Entlastung der Ostfront fuhrte dazu dass am 11 November 1917 in Mons seitens der deutschen Armeefuhrung eine Offensive an der Westfront beschlossen wurde fur die verschiedene konkurrierende Plane ausgearbeitet wurden und die dem Krieg vor dem Eintreffen der Amerikaner eine Wendung geben sollte Ein weiterer Aspekt war die schlechte Versorgungslage in der Heimat die eine rasche militarische Entscheidung notwendig erscheinen liess Am 21 Januar 1918 entschieden sich Hindenburg und Ludendorff fur eine Variante unter dem Decknamen Michael Eine Offensive im Bereich von St Quentin entlang der Somme die nach Nordwesten schwenken die britische Armee umfassen und zum Ruckzug auf die Kanalhafen zwingen sollte Durch den Abzug von Truppen vor allem aus Russland konnte die Anzahl der deutschen Divisionen im Westen von 147 auf 191 erhoht werden denen nur 178 alliierte gegenuberstanden erstmals seit 1914 hatte die deutsche Armee wieder eine zahlenmassige Uberlegenheit erreicht nach wie vor jedoch keine materielle Am 10 Marz erliess Hindenburg den Angriffsbefehl fur den 21 Marz 187 Deutscher Panzer A7V in Roye etwa 40 Kilometer westlich vom Ausgangspunkt der Fruhjahrsoffensive Fruhjahrsoffensive 1918 Paul von Hindenburg Wilhelm II und Erich Ludendorff sowie weitere Mitglieder der OHL auf dem Weg zum Grossen Hauptquartier in Avesnes sur HelpeAm fruhen Morgen des 21 Marz 1918 begann die deutsche Fruhjahrsoffensive Nach vergleichsweise kurzer Artillerievorbereitung uber funf Stunden erzielten die deutschen Sturmtruppen mit ihrer Infiltrations Taktik gepragt von Herman Geyer einen tiefen Einbruch in die britische Front Eine neuartige deutsche Infanteriewaffe die Maschinenpistole MP18 trug zum Erfolg bei Die OHL verlagerte jedoch in den Folgetagen mehrfach Schwerpunkte und Richtung des Angriffes Vor allem gab Ludendorff die Strategie eines einzigen massiven Vorstosses auf und entschied sich fur einen Angriff mit drei Spitzen von denen keine stark genug war einen Durchbruch zu erzielen was ihm erhebliche Kritik im Generalstab einbrachte und die Offensive schwachte Wie 1914 beim Vormarsch auf Paris reagierte das deutsche Heer auf die Ereignisse und folgte der Linie des geringsten Widerstands statt das Gesetz des Handelns an sich zu reissen 188 Hinzu kamen logistische Schwierigkeiten im verwusteten Somme Gebiet Angriffe wurden zudem nicht zuletzt dadurch aufgehalten dass die schlecht versorgten deutschen Truppen die britischen Depots plunderten Weiterhin konnte die materielle Uberlegenheit der Alliierten durch die uberraschende Schwerpunktsetzung nicht dauerhaft ausgeglichen werden Als Novum in der Kriegsgeschichte kann gelten dass erstmals an langeren Frontabschnitten die deutschen Verluste mehrheitlich auf Fliegerangriffe zuruckzufuhren waren Die Alliierten einigten sich am 3 April unter dem Druck der Ereignisse auf Ferdinand Foch als gemeinsamen Oberbefehlshaber Zwar waren die deutschen Truppen auf einer 80 Kilometer breiten Front bis zu 60 Kilometer tief vorgestossen von St Quentin bis westlich Montdidier die Offensive hatte jedoch bei hohen nicht mehr ausgleichbaren Verlusten einen grossen neuen Frontbogen geschaffen und keinerlei strategische Ziele erreicht Nach einem Gegenangriff australischer Truppen vor Amiens wurde das Unternehmen Michael am 5 April eingestellt 189 Ludendorff dem inzwischen im Generalstab offen Fuhrungsfehler vorgeworfen wurden griff auf eine Alternativplanung zur Michaelsoffensive zuruck die Operation Georg ein Angriff in Flandern entlang des Flusses Leie auf einer Frontbreite von 30 Kilometern mit dem Ziel der Kanalkuste westlich von Ypern Vierte Flandernschlacht Aufgrund der Operation Michael konnte die Aktion nur noch in verminderten Umfang durchgefuhrt werden und wurde dementsprechend auf Georgette umbenannt Nach einigen Anfangserfolgen wie der Eroberung des strategisch wichtigen Kemmelbergs am 25 April lief sich Georgette fest Im Rahmen der Offensive kam es zum ersten grosseren Panzergefecht der Kriegsgeschichte bekanntestes Ereignis ist jedoch der Tod von Manfred von Richthofen Gravierender fur das deutsche Heer war jedoch die zunehmende Verweigerung von Angriffsbefehlen bei den erschopften und enttauschten Truppen ab etwa Mitte April Der OHL war die schwindende Moral der eigenen Truppen nicht verborgen geblieben und sie eroffnete deswegen umgehend am 27 Mai eine neue Offensive Schlacht an der Aisne oder Operation Blucher Yorck mit dem bis dahin starksten Artillerieeinsatz des Krieges fast 6000 Geschutze verschossen innerhalb von vier Stunden zwei Millionen Granaten Am 29 Mai standen die Deutschen wiederum an der Marne am 3 Juni kurz vor Villers Cotterets damit war Paris nur 90 Strassenkilometer und 62 Kilometer Luftlinie von der deutschen Front entfernt Granaten des Paris Geschutzes schlugen in der franzosischen Hauptstadt ein das britische Kabinett diskutierte am 5 Juni die Evakuierung des britischen Expeditionsheeres Die Marne Linie konnte jedoch mit Hilfe der amerikanischen Truppen stabilisiert werden Die OHL brach den Angriff wegen der Verluste der alliierten Gegenangriffe und logistischer Probleme am 5 6 Juni ab Im Rahmen der Kampfhandlungen kam es zur Schlacht im Wald von Belleau unter Beteiligung des United States Marine Corps Schon am 9 Juni eroffnete Ludendorff einen weiteren Angriff am Matz Operation Gneisenau der am 14 Juni wegen amerikanisch franzosischer Gegenangriffe ebenfalls abgebrochen werden musste Kurz darauf endete ein letzter Angriff der osterreich ungarischen Truppen an der Italienfront ebenfalls mit einem Misserfolg Zweite Piaveschlacht vom 15 bis 22 Juni Der eigentliche Wendepunkt des Krieges an der Westfront war die zweite Schlacht an der Marne Der am 15 Juli begonnene deutsche Angriff mit allen noch zur Verfugung stehenden Truppen kam zunachst gut voran am 18 Juli fuhrten Franzosen und Amerikaner jedoch einen Gegenangriff mit massivem Einsatz kleiner und wendiger Panzer Renault FT Die abgekampften schlecht versorgten und deshalb einigen Autoren zufolge von der ersten Welle der Spanischen Grippe starker als die Alliierten betroffenen deutschen Truppen wurden uberrascht und zogen sich wieder uber die erst drei Tage zuvor uberschrittene Marne zuruck Die ruckwartigen Verbindungen der 7 Armee waren gefahrdet nahezu das gesamte im Mai und Juni eroberte Gebiet musste aufgegeben werden Der 18 Juli galt in der zeitgenossischen offiziellen Kriegsgeschichtsschreibung als eigentliche Schicksalswende des Krieges Die Alliierten gewannen an diesem Tag die Initiative um sie bis Ende des Krieges nicht mehr abzugeben 190 Hunderttageoffensive der Alliierten Finale alliierte Offensive Frontbewegung vom 30 August gepunktete Linie bis zum 11 November 1918 gestrichelte Linie Deutsche Soldaten kommen im Sommer 1918 zunehmend in die Defensive Abwehrversuch eines britischen Mark IV Tankangriffs mit dem FlammenwerferIn der am 8 August 1918 begonnenen Schlacht bei Amiens musste die deutsche Armee eine schwere Niederlage hinnehmen Schwarzer Tag des deutschen Heeres die Schlacht leitete die Hunderttageoffensive ein Begunstigt durch starken Nebel stiessen ostlich von Villers Bretonneux 530 britische und 70 franzosische Tanks gefolgt von australischer und kanadischer Infanterie durch die uberraschten und unterbesetzten Linien Die betroffene 2 Armee befand sich nach der Fruhjahrsoffensive in einem desolaten Zustand Schattenarmee mit milizartigem Charakter Die deutschen Verluste betrugen alleine am 8 August etwa 27 000 Mann davon mindestens 12 000 Gefangene am Ende der Schlacht 75 000 Mann davon 50 000 Gefangene Der operative Erfolg Einbruch maximal 20 Kilometer bis vor Bray sur Somme und Chaulnes war zwar im Vergleich mit den deutschen Angriffen im Marz eher durchschnittlich der moralische Effekt dagegen enorm vor allem da erhebliche Teile der Armee offensichtlich den Willen zum Weiterkampfen verloren hatten 191 Am 13 August kam die OHL zur Einsicht dass die Initiative im Krieg nicht mehr wiedergewonnen werden konne In der Konferenz von Spa am 13 und 14 August vertrat die OHL gegenuber dem Kaiser und Reichskanzler Hertling jedoch die Meinung dass Defensivoperationen den alliierten Kampfeswillen lahmen wurden und Deutschland erst nach dem nachsten Erfolg im Westen Friedensgesprache anbieten solle Einwande von Hertling Aussenminister Paul von Hintze und Kaiser Karl kamen nicht zur Geltung die Auffassung der OHL war nach wie vor ausschlaggebend 192 Bis Mitte September konnten die Alliierten schrittweise Gelande gewinnen am 21 August griffen die Briten bei Albert an Anfang September waren die Deutschen wieder auf die Ausgangsstellung ihrer Marzoffensive zuruckgedrangt die OHL befahl am 2 September widerwillig den Ruckzug auf die Siegfriedstellung Am 12 September begannen die Amerikaner mit der Schlacht von St Mihiel ihre erste selbstandige Offensive auf die am 26 September die gross angelegte und bis zum Kriegsende andauernde Maas Argonnen Offensive folgte am 29 September wurde die Siegfriedstellung erstmals durchbrochen Die deutschen Truppen konnten zwar vor allem den unerfahrenen Amerikanern anfanglich noch hohe Verluste beibringen zeigten sich aber zunehmend demoralisiert Die Mannschaftsstarke war wegen kumulierender Verluste Desertion Gefangennahme und Krankheit drastisch gesunken Reserven waren nicht mehr vorhanden Hinzu kamen die schlechte Verpflegung namentlich der Mangel an Grundnahrungsmitteln wie Kartoffeln und sonstige Versorgungsprobleme Die Alliierten spielten ihre materielle und personelle Uberlegenheit zunehmend aus zudem wirkten sich taktische Verbesserungen in ihrer Kriegsfuhrung aus Obwohl die Alliierten und vor allem die USA von der zweiten Welle der Spanischen Grippe starker betroffen waren als Deutschland die Amerikaner verloren durch sie mehr Soldaten als durch Kampfhandlungen wirkte sie sich aufgrund der Gesamtsituation fur Deutschland schwerwiegender aus Die deutsche Front brach bis zum Waffenstillstand am 11 November jedoch nicht vollstandig zusammen was der sogenannten Dolchstosslegende nach dem Krieg zu Auftrieb verhalf Im November 1918 hielten die deutschen Truppen nur noch einen kleinen Teil Nordostfrankreichs und gut die Halfte Belgiens sowie Luxemburg besetzt die Alliierten besetzten nach wie vor kaum deutsches Gebiet 193 Zusammenbruch der deutschen Verbundeten und Oktoberreform Italienisches Propagandaplakat dt Sie reden uber Frieden und verheimlichen den Dolch Die im April 1918 bekannt gewordenen Friedensinitiativen Kaiser Karls werden als List dargestelltIn der Palastinaschlacht vom 19 bis 21 September kam es zur endgultigen Niederlage der osmanischen Armee Wichtiger war jedoch dass Mitte September der Widerstand der bulgarischen Armee zusammenbrach und Bulgarien am 26 September um einen bedingungslosen Waffenstillstand nachsuchte mit dessen Abschluss am 29 September waren Rumanien als zentraler Ollieferant sowie Ungarn und die k u k Truppenteile in Albanien und Serbien bedroht Schon zuvor am 14 September hatte Osterreich Ungarn eine zunachst unbeantwortete Note an die Alliierten gesandt in der um Frieden gebeten wurde Diese Entwicklung und die umfassenden Angriffe an der Westfront fuhrten dazu dass Ludendorff am 28 September im Grossen Hauptquartier zu der Zeit in Spa einen Nervenzusammenbruch erlitt Die OHL legte am Morgen des 29 September Aussenminister Paul von Hintze die militarische Lage dar unmittelbar daraufhin Wilhelm II Man vereinbarte eine Revolution von oben in Form einer breiten nationalen Regierung unter Einbeziehung aller im Reichstag vertretenen Parteien von einer ebenfalls diskutierten Militardiktatur sollte abgesehen werden Als Reichskanzler Georg von Hertling der demokratische Reformen ablehnte verspatet nach Spa kam sah er sich vor vollendete Tatsachen gestellt und trat zuruck Nachfolger wurde am 3 Oktober Max von Baden der ein neues Kabinett bildete in das erstmals mit Philipp Scheidemann und Gustav Bauer Sozialdemokraten berufen wurden Am Vortag 2 Oktober hatte Major von dem Bussche den fassungslosen Parteifuhrern des Reichstages die militarisch aussichtslose Lage erlautert Ludendorff liess Bedenken des neuen Reichskanzlers und der Regierung gegen ein sofortiges Waffenstillstandsangebot nicht gelten so dass das neue Kabinett in der Nacht vom 4 auf 5 Oktober eine Note an Prasident Wilson sandte Wilson wurde gebeten auf der Grundlage seiner 14 Punkte sowie der erganzenden 5 Punkte vom 27 September 1918 die Herstellung des Friedens in die Hand zu nehmen und einen sofortigen Waffenstillstand herbeizufuhren Zur Unzeit versenkte kurz darauf ein deutsches U Boot das britische Passagierschiff Leinster 10 Oktober was sich unmittelbar in den amerikanischen Noten vom 14 und vom 23 Oktober niederschlug Wilson forderte eine Garantie der fortwahrenden militarischen Uberlegenheit der Alliierten also eine weitgehende Entwaffnung Deutschlands und eine parlamentarische Kontrolle von Politik und Militar als Bedingungen fur Friedensverhandlungen aber nicht unbedingt fur den Waffenstillstand Ludendorff und Hindenburg nahmen angesichts der amerikanischen Noten vom 14 und 23 Oktober wieder eine ablehnende Haltung gegen Friedensverhandlungen ein fuhren ohne kaiserliche Erlaubnis vom Hauptquartier nach Berlin und erklarten in einem Armeebefehl 24 Oktober dass die letzten Wilson Noten Entwaffnung unannehmbar seien Reichskanzler Max von Baden konnte die Insubordination der OHL nachweisen und bestand auf einen personellen Wechsel Ludendorff und Hindenburg mussten Kaiser Wilhelm am 26 Oktober um ihre Entlassung bitten der Kaiser nahm Ludendorffs Entlassungsgesuch an nicht jedoch jenes von Hindenburg Mit den Oktoberreformen kam es zu einem Wandel des Regierungssystems Deutschland war formal vom 28 Oktober bis zum 9 November einmalig in seiner Geschichte eine parlamentarische Monarchie 194 Zweite Piaveschlacht Hauswand mit einer in Italien spater beruhmten Aufschrift dt Jeder ist ein Held Entweder der Piave oder alle getotet Die Situation in Osterreich Ungarn hatte sich 1918 dramatisch zugespitzt Die Soldaten waren unterernahrt Desertion Selbstmorde und Seuchen nahmen rapide zu Die Armee zerfiel zusehends die Rustungsindustrie war dem Zusammenbruch nahe Bohmen Galizien Ungarn und Oberosterreich stellten die Nahrungsmittellieferungen an andere Landesteile ein in denen Hunger herrschte Zudem hatten spektakulare Skandale und Misserfolge wie die Sixtus Affare April 1918 die Versenkung der SMS Szent Istvan 10 Juni die Zweite Schlacht am Piave 15 bis 22 Juni und der ungestorte Propagandaflug uber Wien von Gabriele D Annunzio 9 August Osterreich Ungarn erschuttert Am 21 August erlauterte der stellvertretende Chef des Generalstabes Alfred von Waldstatten auf der Besprechung von Belluno den fassungslosen Generalen aller Armeen die aussichtslose Lage Der ersten Friedensdemarche vom 14 September folgte eine weitere am 4 Oktober Im Oktober 1918 begann sich Osterreich Ungarn aufzulosen der Gesamtstaat wurde zunehmend zu einer Scheinwelt woran das Volkermanifest vom 16 Oktober seitens Kaiser Karl nichts mehr andern konnte sondern die Auflosung weiter beschleunigte Am 6 Oktober konstituierte sich in Agram der Nationalrat der Slowenen Kroaten und Serben in Budapest bildete sich am 25 Oktober im Rahmen der Asternrevolution der Ungarische Nationalrat Schon am Tag zuvor erging eine Weisung der ungarischen Regierung an die Soldaten im k u k Heer unverzuglich nach Hause zu kehren Gleichzeitig begann in dieser Situation der Grossangriff der Alliierten bei Vittorio am 27 Oktober gewannen die Angreifer Bruckenkopfe ostlich des Piave Die osterreich ungarischen Truppen verweigerten den Befehl zum Gegenangriff damit war die Lage hoffnungslos geworden Am 28 Oktober erging eine Bitte um den Waffenstillstand Am selben Tag wurde in Prag die Republik ausgerufen und die Tschechoslowakei gegrundet am 29 Oktober der Staat der Slowenen Kroaten und Serben Schon am 7 Oktober war vom polnischen Regentschaftsrat ein Aufruf zur Grundung eines polnischen Staates erfolgt zudem ubernahm er am 11 Oktober die militarische Befehlsgewalt Am 30 Oktober konstituierte sich in Reaktion auf den Abfall aller nichtdeutschen Gebiete der Staat Deutschosterreich Am 1 November bildete sich eine unabhangige Regierung in Ungarn nachdem Ungarn am 31 Oktober die Realunion mit Osterreich aufgekundigt hatte damit war die Osterreichisch Ungarische Monarchie aufgelost Der Versuch die Verantwortung fur die Annahme der Waffenstillstandsbedingungen auf die Parteien des Parlaments abzuwalzen scheiterte im Gegensatz zu Deutschland an deren Weigerung einen vom Kaiser begonnenen Krieg zu beenden so explizit Victor Adler im Staatsrat Am 3 November unterzeichnete General Weber den Waffenstillstand von Villa Giusti mit den Alliierten Am 11 November verzichtete Karl I IV als Kaiser von Osterreich auf jeden Anteil an den Staatsgeschaften am 13 November in gleicher Weise als Konig von Ungarn womit die Habsburgermonarchie endete 195 Novemberrevolution in Deutschland und Waffenstillstand Philipp Scheidemann ruft am 9 November vom Westbalkon des Reichstages die Republik aus Novemberrevolution Revolutionare Soldaten am 9 November vor dem Brandenburger Tor in Berlin Flucht Wilhelms II vierter von links ins niederlandische Exil am 10 November 1918 hier auf dem Bahnsteig des belgisch niederlandischen Grenzubergangs Eysden Marschall Foch zweiter von rechts und seine Delegation vor dem Wagen von Compiegne nach der Unterzeichnung des WaffenstillstandsSchon am 30 September einen Tag nach der Forderung nach Waffenstillstand seitens Ludendorff hatte Admiral Reinhard Scheer der Leiter der im August gebildeten Seekriegsleitung die Hochseeflotte ohne Angaben von Grunden auf Reede bei Schillig nahe Wilhelmshaven zusammengezogen Dem Flottenkommando wurde signalisiert dass einer Forderung auf Auslieferung der deutschen Flotte nachgekommen werden musse Konteradmiral Adolf von Trotha entwickelte daraufhin auf der Basis vorausgegangener im Fruhjahr 1917 und im April 1918 aufgestellter Planungen einen Angriffsplan auf die mehr als doppelt so starke Grand Fleet Der Operationsplan sah am 30 Oktober einen Nachtvorstoss der gesamten Flotte in die Hoofden vor Bei Tagesanbruch sollten die flandrische Kuste und die Themsemundung angegriffen werden Da die britische Flotte mit grosser Wahrscheinlichkeit den Ruckzug zur Deutschen Bucht abschneiden wurde erwartete die Marinefuhrung am Spatnachmittag des zweiten Operationstages die grosse Seeschlacht bei Terschelling Die Admirale sahen eine gewisse Siegeschance planten also nicht von vorneherein eine Todesfahrt fur 80 000 Seeleute eine solche wurde jedoch als wahrscheinlichere Variante billigend in Kauf genommen Weder der Kaiser noch der Reichskanzler wurden informiert sehr wohl jedoch Ludendorff Die Motive des Flottenvorstosses lagen in Ehren und Existenzfragen der Admirale Man glaubte ohne einen letzten Einsatz sei der kommende Wiederaufbau der Flotte gefahrdet Nach dem entsprechenden Flottenbefehl vom 24 Oktober kam es am 27 Oktober zu Befehlsverweigerungen auf einigen der grossten Schiffe Admiral Franz von Hipper stellte am 29 Oktober den Befehl zum Auslaufen zuruck und beorderte die Flottengeschwader zu ihren jeweiligen Standorten Das besonders unruhige III Flottengeschwader lief am 1 November in Kiel ein wo 47 Matrosen die als Hauptradelsfuhrer galten in Haft genommen wurden Aus Protestaktionen gegen diese Massnahme bei denen am 3 November sieben demonstrierende Arbeiter und Soldaten erschossen wurden entwickelte sich der Kieler Matrosenaufstand Die MSPD deren Fuhrung die Oktoberreformen ausreichten und die Revolution ablehnte konnte die Weiterentwicklung nicht aufhalten Die Novemberrevolution erfasste in rascher Folge Stadt um Stadt Uberall im Reich bildeten sich Arbeiter und Soldatenrate die bereits am 6 November in Hamburg und am 7 November in Munchen die Macht ubernahmen Kaiser Wilhelm der sich seit dem 29 Oktober im Grossen Hauptquartier im belgischen Spa aufhielt sah sich am 1 November aufgrund einer Note von US Prasident Wilson erstmals offiziell mit der Forderung nach seiner Abdankung konfrontiert Nach einer Befragung von 39 Kommandeuren an der Westfront erhielt er am 9 November die Antwort dass die Truppen bei einem Einsatz gegen die Revolution den Befehl uberwiegend verweigern wurden 196 Die MSPD forderte den Reichskanzler am 7 November ultimativ auf den Kaiser zur Abdankung zu bewegen ansonsten werde sie aus der Regierung austreten Die MSPD befurchtete dass sie andernfalls die Revolution nicht mehr aufhalten konne Da trotz einer vagen Zusage des Kaisers die konkrete Abdankung nicht folgte gingen am 9 November die Berliner Grossbetriebe in den Generalstreik grosse Menschenmassen mit roten Fahnen zogen in Berlin durch die Strassen die auf vielen offentlichen Gebauden wie dem Brandenburger Tor gehisst wurden Die MSPD trat um 9 Uhr aus der Regierung aus Reichskanzler Max von Baden gab eigenmachtig die Abdankung des Kaisers und den Thronverzicht des Kronprinzen bekannt und ubergab sein Amt an Friedrich Ebert Um 14 Uhr rief Philipp Scheidemann ohne Abstimmung mit Friedrich Ebert der daruber sehr verargert war die deutsche Republik aus Karl Liebknecht vom Spartakusbund proklamierte um 16 Uhr die freie sozialistische Republik Deutschland Auf Druck der Basis konstituierten die bisher verfeindeten sozialdemokratischen Parteien MSPD und USPD am 10 November einen gemeinsamen Rat der Volksbeauftragten Liebknecht stiess mit seiner Forderung auf eine Frontstellung gegen die MSPD praktisch nur auf Proteste Wilhelm II der das Schicksal der Zarenfamilie furchtete fluchtete am selben Tag von Spa aus in die Niederlande wo er erst am 28 November formlich und fur alle Zukunft auf die Krone Preussens und die deutsche Kaiserkrone verzichtete Wilhelm II verliess das Land ohne Dankesworte an das Volk und die Truppen die in seinem Namen gekampft hatten noch gedachte er der Gefallenen Selbst viele Anhanger aus dem konservativen Milieu empfanden den Gang ins Exil ohne vorherige Abdankung als Fahnenflucht Im Ebert Groener Pakt vereinbarten Ebert und General Wilhelm Groener ein gemeinsames Vorgehen gegen unklar definierte bolschewistische Gruppierungen was weitreichende Auswirkungen auf die Weimarer Republik haben sollte 197 Vom 29 Oktober bis zum 4 November fand in Paris eine Konferenz der alliierten Kriegskoalition statt in der uber die Waffenstillstandsbedingungen beraten wurde Die deutsche Kombination von Friedensangebot und Waffenstillstandsersuchen wurde als Eingestandnis der Niederlage gedeutet Der amerikanische Vertreter Edward Mandell House konnte auch deswegen die Premierminister Georges Clemenceau und David Lloyd George nicht mehr vollstandig auf das 14 Punkte Programm festlegen so dass in der sogenannten Lansing Note vom 5 November zwei gravierende Verscharfungen formuliert wurden die Freiheit der Meere damit auch die Aufhebung der Blockade werde erst in spateren Verhandlungen geregelt und die Wiederherstellung der besetzten Gebiete beinhalte die Forderung nach umfassenden Reparationen In Berlin traf die Antwort am 6 November ein wo angesichts der um sich greifenden Novemberrevolution und aufgrund des Druckes aus der OHL schon daran gedacht wurde auch ohne Antwort eine Delegation mit weisser Fahne uber die Frontlinie zu schicken um zu kapitulieren 198 Ursprunglich war General Erich von Gundell als Erster Bevollmachtigter der Waffenstillstandskommission vorgesehen in Spa kamen Staatssekretar Matthias Erzberger Deutsche Zentrumspartei und Paul von Hintze kurzfristig uberein dass Erzberger die Leitung ubernehme wofur Erzberger noch in Berlin vorsorglich mit einer Blankovollmacht ausgestattet worden war Die folgenreiche erstmals in der Kabinettssitzung vom 2 November formulierte Idee der Waffenstillstandskommission uberhaupt einen zivilen Staatssekretar de facto Minister beizugeben stammte von Erzberger selbst 199 Die vierkopfige Delegation bestehend aus Erzberger General Detlof von Winterfeldt Kapitan zur See Ernst Vanselow und dem Diplomaten Alfred von Oberndorff uberschritt auf dem heutigen Gemeindegebiet von La Flamengrie am 7 November am heutigen Monument de la Pierre d Haudroy die Frontlinie und traf am fruhen Morgen des 8 Novembers auf der Lichtung von Compiegne im Wald von Compiegne ein wo Marschall Ferdinand Foch im Wagen von Compiegne die als sehr hart empfundenen Waffenstillstandsbedingungen verlesen liess Hindenburg forderte die deutsche Delegation am Abend des 8 November in zwei teilweise unverschlusselten Depeschen ausdrucklich auf die Bedingungen auch dann zu akzeptieren wenn keine Verbesserungen moglich seien In den folgenden Verhandlungen konnten nur geringfugige Erleichterungen erreicht werden Am Morgen des 11 November zwischen 5 12 Uhr und 5 20 Uhr franzosischer Zeit unterzeichneten beide Delegationen den Waffenstillstand von Compiegne Dieser sah unter anderem die Raumung der von der deutschen Armee besetzten Gebiete binnen 14 Tage sowie des linken Rheinufers und dreier Bruckenkopfe in Mainz Koblenz und Koln innerhalb von 25 Tagen vor Der Friedensvertrag von Brest Litowsk und der Friede von Bukarest mussten aufgehoben sowie grosse Mengen von Transportmitteln Waffen und erhebliche Teile der Flotte abgegeben werden um dem Reich die Weiterfuhrung des Krieges praktisch zu verwehren Der Waffenstillstand trat um 11 Uhr franzosischer Zeit in Kraft 12 Uhr deutscher Zeit und war zunachst auf 36 Tage begrenzt Er beinhaltete die sofortige Raumung der besetzten Gebiete im Westen sowie die Ubergabe von grossen Mengen an Kriegsgerat und Transportmittel um Deutschland die Wiederaufnahme von Kriegshandlungen unmoglich zu machen Deutsche Truppen die sich auf vor dem Kriege zu Russland gehorigen Gebieten befanden sollten erst zu einem spateren von den Alliierten zu bestimmenden Zeitpunkt zuruckgezogen werden 200 EinzelaspekteKriegsbegeisterung und Antikriegsdemonstrationen Hauptartikel Augusterlebnis und Ideen von 1914 Abmarsch des Regiments Lubeck am 31 Juli 1914 Reservisten auf Lastwagen Berlin 1914Zu Kriegsbeginn zeigten die Menschen ein breites Spektrum an ganz unterschiedlichen Reaktionen die von Protest und Verweigerungshaltung uber Ratlosigkeit und Erschutterung bis zum patriotischen Uberschwang und Hysterie reichten Es gab weder eine allgemeine Kriegsbegeisterung noch standen die proletarischen und bauerlichen Schichten dem Krieg geschlossen und konsequent ablehnend gegenuber Vor allem grosse Teile der burgerlich akademischen Schichten begrussten das kommende Kriegsereignis Das konservative Burgertum reagierte auf das Ultimatum und die Kriegserklarung Osterreich Ungarns an Serbien mit patriotischen Umzugen so etwa in Berlin Mitte am 25 Juli 1914 mit etwa 30 000 Teilnehmern In kleineren Stadten und vor allem in landlichen Regionen herrschte dagegen eine ausgesprochen niedergeschlagene nachdenkliche und pessimistische Stimmung Ahnlich verhaltene und gedruckte Reaktionen zeitigte der kommende Krieg in der Arbeiterschaft der Industriezentren In keinem der vom Kriegsausbruch betroffenen Lander hat es eine rauschhafte samtliche Bevolkerungsschichten ergreifende Kriegsbegeisterung gegeben 201 Andererseits fanden in Deutschland ahnlich wie in Grossbritannien und Frankreich Ende Juli Anti Kriegs Demonstrationen statt so alleine in Deutschland nach Angaben der SPD 288 Versammlungen und Aufmarsche in rund 160 Stadten beispielsweise in Berlin Mitte am 28 Juli 1914 mit mehr als 100 000 Menschen und dies trotz Verbot des Magistrats Der Wendepunkt zum Burgfrieden war die Nachricht von der russischen Teilmobilmachung am 28 Juli 1914 Ahnlich wie die Arbeiterbewegung in anderen Landern schlossen sich die Sozialdemokraten der politischen Einheitsfront an obwohl sie sich nur wenige Tage zuvor gegen die Kriegstreiberei der eigenen Regierung gewandt hatten Am 1 August 1914 versammelten sich vor dem Berliner Stadtschloss zwischen 40 000 und 50 000 Menschen zur zweiten Balkonrede von Wilhelm II der verkundete er kenne keine Parteien und auch keine Konfessionen mehr Reichskanzler Bethmann Hollweg verstand es zudem geschickt Russland als vermeintlichen Aggressor darzustellen SPD Parteivorstand Hugo Haase der zahlreiche Antikriegskundgebungen organisiert hatte und noch bis 3 August 1914 innerparteilich gegen die Annahme der Kriegskredite kampfte 202 erklarte fur die SPD tags darauf Wir lassen in der Stunde der Gefahr das eigene Vaterland nicht im Stich 203 In allen kriegsbeteiligten Landern kam es zu Kriegsbeginn zu einer breiten politischen Solidaritat zu einer besorgten ernsten und entschlossenen Akzeptanz des Krieges 201 Kriegszielpolitik Hauptartikel Kriegsziele im Ersten Weltkrieg Deutsche Kriegsziele im WestenDas zunachst im Vordergrund stehende und nicht unwesentlich zum Kriegsausbruch beitragende militarische Kriegsziel Deutschlands war entsprechend dem Kriegsrat vom 8 Dezember 1912 den fur unvermeidlich gehaltenen Krieg gegen die Entente zu einem noch gunstigen Zeitpunkt zu fuhren wobei schon im Kriegsrat 1912 die Jahresmitte 1914 als gunstig erachtet worden war Nach Ansicht der deutschen Militarfuhrung entwickelte sich das europaische Kraftegleichgewicht zunehmend ungunstig fur Deutschland Ausgelost durch die raschen Erfolge der Armee im Westfeldzug traten als politische Ziele Annexionen in Ost und West zur Sicherung einer Hegemonialstellung des Deutschen Reiches auf dem europaischen Festland hinzu die sich unter anderem im Septemberprogramm 1914 niederschlugen Die mit der militarischen Gesamtlage im Kriegsverlauf immer weniger in Einklang zu bringenden Annexionsforderungen waren ein wesentliches Hindernis zu Friedensverhandlungen 204 Osterreich Ungarn nahm fur sich in Anspruch um seine Interessen auf dem Balkan und um seine Existenz schlechthin zu kampfen Entgegen den nationalistischen Tendenzen der damaligen Zeit hielt Osterreich Ungarn an der universalen Idee des Kaisertums und somit am Vielvolkerstaat fest Das offizielle Kriegsziel der Osterreichisch Ungarischen Monarchie bildeten damit die Aufrechterhaltung ihres Bestandes und die Starkung der Stellung als Grossmacht Gleichzeitig strebte Osterreich Ungarn die Eingliederung Serbiens Montenegros und Rumaniens oder statt letzterem Russisch Polens an 205 Vorstellungen franzosischer Extremisten von einer Nachkriegsordnung in Europa 1915 Das vorrangige Kriegsziel Frankreichs war die Ruckgewinnung Elsass Lothringens 206 Im Herbst 1915 zeichneten sich weitere franzosische Kriegsziele ab Die Zuruckdrangung Deutschlands an den Rhein durch Annexion oder Neutralisation des Rheinlandes bis hin zur Auflosung der Reichseinheit oder zumindest ihrer Schwachung im foderativen Sinne sowie eine wirtschaftliche und militarische Angliederung Belgiens und Luxemburgs an Frankreich 207 Nach dem Kriegszielprogramm der Regierung Briand vom November 1916 sollte Frankreich zumindest die Grenze von 1790 und damit Elsass Lothringen mit dem Saarland erhalten Einer dauerhaften Okkupation des Rheinlandes wurde die Errichtung zweier neutraler unabhangiger Pufferstaaten unter franzosischem Schutz vorgezogen Belgien sollte im Gegensatz zu den Vorstellungen des Generalstabs in Unabhangigkeit belassen werden 208 Russland sah sich als naturliche Schutzmacht panslawistischer Bestrebungen auf dem Balkan Nach dem osmanischen Kriegseintritt erhoffte sich die russische Seite den Gewinn Konstantinopels und der Meerengen zwischen der Agais und dem Schwarzen Meer Abkommen uber Konstantinopel und die Meerengen Die russischen Kriegsziele umfassten neben dem alten Ziel der Meerengen aber auch Galizien und das ins russische Gebiet hineinragende Ostpreussen Der russische Aussenminister Sasonow sah in seinem 13 Punkte Programm vom 14 September 1914 in erster Linie territoriale Abtretungen Deutschlands angeblich auf der Basis des Nationalitatenprinzips vor Russland wurde den Unterlauf des Njemen Memelland und den ostlichen Teil Galiziens annektieren sowie den Osten der Provinz Posen Ober Schlesien und Westgalizien Russisch Polen angliedern 209 Grossbritannien forderte zu Beginn des Krieges die Wiederherstellung der jeweiligen Selbstandigkeit der kleineren europaischen Nationen die durch den Angriff der Mittelmachte zerstort worden waren vor allem jene Belgiens dessen Invasion der offizielle Grund fur den Kriegseintritt war 210 Zum Ziel der Befreiung Belgiens trat die Formel der Zerschlagung des preussischen Militarismus 211 Am 20 Marz 1917 bezeichnete Lloyd George die Beseitigung der reaktionaren Militarregierungen und die Etablierung von demokratisch legitimierten Regierungen als Kriegsziele die zur Schaffung des internationalen Friedens beitragen sollten Zunehmend traten auch eigene Expansionswunsche in Form von Forderungen nach Selbstbestimmung fur die deutschen Kolonien und die schon okkupierten arabischen Teile der Turkei unter British rule zutage 212 Der Wegfall Russlands aus der Kriegskoalition und in geringerem Masse die Annexionswunsche Frankreichs gefahrdeten das britische Konzept des Machtegleichgewichts Balance of Power auch im Falle des alliierten Sieges Im Osten sollte nunmehr ein Cordon sanitaire von Frankreich und Grossbritannien abhangiger Staaten geschaffen werden um ein neues Gegengewicht zu Deutschland zu schaffen Auf der interalliierten Wirtschaftskonferenz in Paris vom 14 bis 17 Juni 1916 wurde nicht zuletzt auf britische Initiative hin uber eine okonomische Nachkriegsordnung verhandelt mit der die deutsche Stellung im Welthandel auf Dauer niedergehalten werden sollte Grossbritannien war zudem besonders an der Zerschlagung des Osmanischen Reichs und der Aufteilung der arabischen Territorien interessiert 213 Das Sykes Picot Abkommen vom 16 Mai 1916 regelte die Interessenzonen Grossbritanniens und Frankreichs im Nahen Osten Grossbritannien erhielt das sudliche Mesopotamien wahrend Palastina internationalisiert werden sollte 214 Grossbritannien bestand auf die Auslieferung des Gros der deutschen Flotte 215 Italiens Kriegsziele lagen vor allem in der Annexion italienisch besiedelter Gebiete unter osterreichisch ungarischer Herrschaft Irredentismus Nach Zustimmung des Russischen Reiches zum italienischen Wunsch slawisch besiedelte Gebiete zu annektieren und damit die Adria als mare nostro unser Meer zu etablieren kam der Geheimvertrag von London am 26 April 1915 zustande 216 Die amerikanischen Kriegsziele wurden im 14 Punkte Programm vom 8 Januar 1918 formuliert Es enthielt die vollige Wiederherstellung der belgischen Unabhangigkeit weiter die Ruckgabe Elsass Lothringens die Festsetzung italienischer Grenzen entlang der Nationalitatengrenzen sowie die weitere Existenz Osterreich Ungarns dessen Nationen eine freie Entwicklung ermoglicht werden sollte Der Turkei wurde Selbstandigkeit zugestanden jedoch ohne Einschluss anderer Nationalitaten die Meerengen sollten durch internationale Garantien offen gehalten werden Gefordert wurde die Errichtung eines unabhangigen polnischen Staates Im Oktober 1918 erganzten und erweiterten die Amerikaner Wilsons 14 Punkte Italien wurde aus strategischen Grunden Sudtirol sowie ein Protektorat uber Albanien zugebilligt die Befreiung aller slawischen Volker unter der deutschen und osterreichisch ungarischen Herrschaft wurde gefordert und die Teilung des Nahen Ostens zwischen Grossbritannien und Frankreich anerkannt 217 Kriegswirtschaft Frauen arbeiten in einem englischen Rustungsbetrieb 1915 Frauen in der National Shell Filling Factory ChilwellZentrale Probleme der Kriegswirtschaft waren die Regelung des Verhaltnisses von Staat und Wirtschaft die Erhaltung des Arbeitsfriedens die Umstrukturierung zur Rustungsproduktion die Sicherung des Konsums und die Kriegsfinanzierung Die Wirtschaftspotenziale der Mittelmachte und der Entente waren schon zu Kriegsbeginn ungleich erstere verfugten nur uber 46 Prozent der Bevolkerung und 61 Prozent des Sozialproduktes der Entente 218 Zu Kriegsbeginn traten jene Bestimmungen in Kraft die fur die militarische Mobilmachung und fur einen kurzen Krieg vorgesehen waren so wurden zum Beispiel die Ausfuhren kriegswichtiger Produkte untersagt Lebensmittelimporte erleichtert und Hochstpreise fur manche Waren festgesetzt Der Goldstandard als Grundlage der meisten Vorkriegswahrungen wurde in den kriegfuhrenden Landern ausgesetzt Diese Massnahmen waren oft nicht ausreichend So leitete die Munitionskrise von 1914 15 den Ubergang zur Kriegswirtschaft ein Die Ursprunge des von Ludendorff im Jahre 1935 und spater von den Nationalsozialisten propagierten totalen Krieges finden sich in der Kriegswirtschaft des Ersten Weltkrieges 218 Dem Ubergang standen kriegsbedingte Restriktionen entgegen Frankreich hatte durch die deutsche Besetzung im Norden einen grossen Teil seines industriellen Potenzials eingebusst Russland war industriell unterentwickelt und durch die Seeblockade der Dardanellen und der Ostsee von Nachschublieferungen der Alliierten weitgehend abgeschnitten der deutsche Aussenhandel war seinerseits durch die englische Seeblockade stark eingeschrankt Grossbritannien konnte durch den U Boot Krieg in seinem Aussenhandel nur in der ersten Jahreshalfte 1917 ernsthaft bedroht werden Die USA mussten die Wirtschaft dagegen nicht im gleichen Mass mobilisieren wie die kriegfuhrenden Staaten in Europa Der Staat gewann seit 1916 17 erheblichen Einfluss auf die Okonomien die Staatsausgabenquoten erhohten sich erheblich in Deutschland von 17 auf 70 Prozent in Grossbritannien von 13 auf 48 Prozent und in den USA von 1 4 auf 22 Prozent 218 Abgesehen vom Rustungssektor ging die Industrieproduktion in vielen kriegfuhrenden Staaten zuruck So fiel die industrielle Produktion insgesamt im Deutschen Reich um fast die Halfte Schwacher war der Ruckgang in Grossbritannien wahrend es in den USA kaum zu Einschrankungen kam Auch die landwirtschaftlichen Ertrage sanken in den meisten kriegfuhrenden Staaten wiederum mit Ausnahme von Grossbritannien und den USA Ein Engpass im Zuge der Umstellung auf die Kriegswirtschaft war die Versorgung mit Rohstoffen einerseits aufgrund der Seeblockaden betroffen waren die Mittelmachte und Russland sowie in Frankreich aufgrund der Abtrennung der nordlichen Departements Ein weiterer Engpass vor allem bei den Mittelmachten und in Frankreich ergab sich aus der scharfen Konkurrenz zwischen der Armee die immer mehr Soldaten und der Industrie die qualifiziertes Personal benotigte 218 Zur Wahrung des Arbeitsfriedens wurden in unterschiedlichen Anteilen Kooperation und Disziplinierung angewandt In Osterreich Ungarn waren Arbeiter in Rustungsbetrieben an ihren Arbeitsplatz gebunden und militarischer Kontrolle sowie Gerichtsbarkeit unterworfen In Deutschland fand keine Militarisierung der Arbeitsverhaltnisse statt mit dem Hilfsdienstgesetz vom 5 Dezember 1916 wurde jedoch eine Dienstpflicht eingefuhrt wahrend korporatistische Regelungen die Zustimmung der Gewerkschaften gewahrleisteten In Frankreich blieben zuruckgestellte Arbeiter durch das Loi Dalbiez benannt nach dem Politiker Victor Dalbiez vom 15 August 1915 unter Aufsicht des Militars gestellt In Grossbritannien schrankte das Treasury Agreement mit den Gewerkschaften und der Munitions of War Act 1915 das Streikrecht und die Freizugigkeit der Rustungsarbeiter ein In den USA gab es keine vergleichbaren Beschrankungen der Selective Service Act vom 18 Mai 1917 zum Aufbau der Armee konnte jedoch dazu genutzt werden Arbeitskrafte in die Rustungsindustrie zu lenken 218 Ausstellung arbeitender Frauen Im Vordergrund die Berufskleidung fur Strassenbahnschaffnerin und Schwerarbeiterin 219 1917 Trotz der Einberufungen ging die Zahl der Beschaftigten in der Kriegswirtschaft kaum zuruck oder stieg an durch Ausbreitung der Massen und Fliessbandfertigung konnte sie ihre Produktion stark ausweiten In Deutschland stieg die Zahl der Beschaftigten in der Rustungsindustrie um 44 Prozent jene in der zivilen Produktion sank dagegen um 40 Prozent In unterschiedlichem Umfang wurden Kriegsgefangene Zwangsverpflichtete und auslandische Arbeitskrafte uberwiegend aus den Kolonien eingesetzt Zugleich ruckten Frauen und Jugendliche nach so erhohte sich in Grossbritannien die Zahl der werktatigen Frauen um 23 Prozent in Deutschland um 17 Prozent 218 Der private Konsum wichtig fur die Moral an der Heimatfront war der Kriegswirtschaft zwar in allen Staaten untergeordnet es gelang unterschiedlich gut die vorhandenen Guter einigermassen gerecht zu verteilen oder zumindest den Eindruck zu erwecken solches zu tun Die USA mussten kaum Einschrankungen hinnehmen in Grossbritannien gelang die Versorgung vergleichsweise gut Aber selbst dort gingen die Ausgaben fur den privaten Verbrauch zwischen 1913 und 1918 um rund 20 Prozent zuruck In Frankreich konnte die Ernahrung in Kooperation mit den Alliierten verhaltnismassig gut gewahrleistet bleiben Bei den Mittelmachten dagegen traten nicht nur wegen der Seeblockade erhebliche Probleme auf die sich unter anderem aus der schon 1914 einsetzenden staatlichen Zwangswirtschaft ergaben Die Versorgungsprobleme und vor allem die Ungerechtigkeit bei der Verteilung der Lebensmittel untergruben die Autoritat des Staates und fuhrten zu Unruhen Ahnliches galt fur Russland Die Versorgungspolitik zugunsten der stadtischen Konsumenten und der Industriearbeiter verlief wegen ihrer Unstetigkeit und fehlender Zwangsmittel im Sande Das Zarenreich zerfiel in die Stadte ausgrenzende Versorgungsregionen da die Bauern immer weniger vermarkteten 218 Die offentlichen Ausgaben zur Kriegsfinanzierung stiegen drastisch an In Grossbritannien lag das letzte Kriegsbudget um 562 Prozent uber dem ersten in Deutschland waren es 505 in Frankreich 448 und in Russland bis 1916 315 Prozent Der Krieg kostete rund 209 Milliarden inflationsbereinigt in Preisen von 1913 82 Milliarden Dollar Dabei war es bezuglich der aufgewandten Geldmenge billiger den Krieg zu verlieren als ihn zu gewinnen Die Alliierten brachten fur die Kriegsfuhrung 147 Milliarden die Mittelmachte 62 Milliarden Dollar auf 218 Finanziert wurde der Krieg in allen Staaten durch Steuern Anleihen oder Geldschopfung Die offentliche Hand beschaffte sich gegen kurzfristige Schuldtitel Geld fur die Staatsausgaben bei den Notenbanken Nachdem das Geld an Wirtschaft und Haushalte geflossen war wurde es durch Steuern oder Anleihen teilweise wieder abgeschopft Da Steuererhohungen aus verschiedenen Grunden Burgfrieden wenig leistungsfahige Steuersysteme nur begrenzt zur Kriegsfinanzierung verwendet wurden Frankreich 15 Prozent Deutschland 17 Prozent Grossbritannien 26 Prozent vertrauten alle kriegfuhrenden Staaten in erster Linie auf Kredite Kriegsanleihen die der Gegner nach dem Krieg in Form von Reparationen zahlen sollte Weiterhin verschuldeten sich vor allem die Alliierten stark im Ausland in erster Linie in den USA Insgesamt liefen interalliierte Schulden von 16 4 Milliarden Dollar auf 218 Deutschland stand nach dem Krieg vor einem Schuldenberg in Hohe von 156 Milliarden Mark 1914 5 4 Milliarden Grossbritannien vor 5 8 Milliarden Pfund 1914 0 6 Milliarden Die Franzosische Staatsschuld nahm um 130 Milliarden Francs und die amerikanische um 24 Milliarden Dollar zu Die Geldmenge war in Grossbritannien um 111 Prozent gewachsen in Deutschland um 285 Prozent womit die Grundlage fur die deutsche Inflation bis 1923 gelegt war 218 Siehe auch Deutsche Wirtschaftsgeschichte im Ersten Weltkrieg Grabenkrieg Hauptartikel Grabenkrieg im Ersten Weltkrieg Ursprunglich deutscher Schutzengraben wahrend der Schlacht an der Somme von Briten besetzt Luftaufnahme des Grabensystems bei Warneton Westflandern am 3 September 1917Stellungskrieg und Grabenkrieg gelten geradezu als Sinnbild und bestimmende Formen des Ersten Weltkrieges eine Kriegsfuhrung entlang dauerhafter befestigter Frontlinien Millionen von Soldaten jahrelang im Schlamm in einen sinnlosen Kampf verstrickt nur um unter ungeheurlichen Verlusten winzige Gelandegewinne zu erzielen ein jahrelanger Aderlass fur die Bevolkerung und die Ressourcen der kriegfuhrenden Nationen 220 Dieser Grabenkrieg kennzeichnete vor allem die Situation an der rund 700 Kilometer langen Westfront zwischen November 1914 und Marz 1918 zeitweise aber auch die Situation an der Ostfront und der Italienfront Alle Grossmachte hatten bis 1914 in ihren Kriegsplanen einen Bewegungskrieg vorgesehen Nach dem Scheitern des Schlieffenplans und der gegenseitigen Uberflugelung im Wettlauf zum Meer gruben sich die Armeen ein Die Grunde fur die Erstarrung der Fronten waren der militartechnische Entwicklungsstand der den Verteidiger begunstigte sowie der anfangliche Kontrollverlust in der operativen Fuhrung der Massenheere und das relative Gleichgewicht der Krafte 221 Im Januar 1915 ordnete die deutsche Oberste Heeresleitung an dass die Frontstellungen an der Westfront so ausgebaut werden mussen dass sie gegen zahlenmassig uberlegene Krafte gehalten werden konnen Die Kampferfahrungen fuhrten zunachst zur Verlegung der Linie soweit moglich in eine Hinterhangstellung und zur Einfuhrung einer zweiten Linie etwa ab Ende 1916 hatten die Kriegsparteien in vielen Bereichen drei Schutzengrabenlinien eingefuhrt aus der einfachen Grabenlinie entwickelte sich zunehmend ein tief gestaffeltes Stellungssystem und eine elastische Zonenverteidigung Erfolgreiche Angriffe erforderten eine ortliche Uberlegenheit und eine sorgfaltige Vorbereitung Zunachst versuchte man mit mehrtagiger jedoch verraterischer Artillerievorbereitung das gegnerische Stellungssystem zu zerstoren Angriffe wurden zunehmend zu Materialschlachten mit zuvor ungekanntem Munitionsverbrauch Weitere Versuche die erstarrten Fronten aufzuweichen waren der Einsatz von Giftgas Gaskrieg Sprengung von Minen Minenkrieg die Einfuhrung von Tanks Granatwerfern und Maschinenpistolen Grabenfeger Die Handgranate erlebte eine Renaissance wahrend das Bajonett seine Bedeutung als herkommliche Nahkampfwaffe nahezu einbusste in den engen Graben wurden eher mitunter gescharfte Feldspaten als Blankwaffe verwendet Die deutsche Armee reagierte vor allem in der Fruhjahrsoffensive 1918 mit taktischen Veranderungen Stosstruppen stiessen ohne Rucksicht auf verbleibenden Widerstand durch die Linien und suchten mit dieser Infiltrationstaktik die ruckwartige Infrastruktur zu zerstoren 221 Auf der anderen Seite gab es gerade in diesem Stellungskrieg das sogenannte Leben und Leben lassen ein nicht verabredetes Zustandekommen von nicht aggressivem Verhalten zwischen verfeindeten Truppenteilen das in manchen Frontbereichen uber einen langeren Zeitraum beibehalten wurde 222 Der Alltag der Soldaten in den Schutzengraben war durch wechselnde Phasen von langer Untatigkeit und zugespitztem Uberlebenskampf gekennzeichnet Ergebnisse waren einerseits Kunstformen wie die Trench Art Grabenarbeit andererseits schwere Kriegsneurosen beispielsweise bei Verschutteten und Kriegstraumata wie etwa Kriegszitterer oder auch zuvor kaum bekannte Angstreaktionen wie das sogenannte Angstschlafen plotzliches Einschlafen im Schutzengraben vor allem vor Angriffen 221 Gaskrieg Hauptartikel Gaskrieg wahrend des Ersten Weltkrieges Kanadischer Soldat mit mittelschweren Senfgasveratzungen Durch Giftgas geblendete britische Soldaten warten auf die Behandlung Deutsche Infanterie wahrend eines Gasangriffs bei Armentieres Fruhjahr 1918Am 22 April 1915 fielen am Ypernbogen bis zu 5 000 Menschen einem deutschen Chlorgaseinsatz zum Opfer heutige Schatzungen 1 200 Tote und 3 000 Verwundete Dieses Datum wird heute als Geburtsstunde moderner Massenvernichtungswaffen und eigentlicher Beginn des Gaskrieges angesehen mit dem das Bild des Soldaten und die Vorstellung vom Krieg als ritterlichen Kampf viel radikaler verandert und in Frage gestellt wurde als mit der Neueinfuhrung anderer Kampfmittel Die militarische Fuhrung war vom durchschlagenden Erfolg beim Ersteinsatz in dem von Fritz Haber entwickelten Blasverfahren vollig uberrascht und konnte ihn mangels Reserven nicht ausnutzen zudem waren die Angreifer ebenfalls vom Gas beeintrachtigt Die Alliierten werteten den massiven Einsatz todlich wirkender Gase als eindeutigen Verstoss gegen die Haager Landkriegsordnung und als weiteren Beweis fur die barbarische deutsche Kriegsfuhrung Der Einsatz von chemischen Waffen stellte zwar keine Neuheit mehr dar zuvor waren in diesem Krieg jedoch nur Reizstoffe verwendet worden die zudem wenig wirksam waren Das Scheitern der offensiven Kriegsfuhrung der zermurbende Grabenkrieg und die Munitionskrise wegen fehlendem Salpeter sowie die uberlegene aber unausgelastete deutsche Chemieindustrie fuhrten zur Entscheidung fur dieses Kampfmittel Im deutschen Offizierkorps erhoben sich zwar durchaus Bedenken es nahm aber den Einsatz letztendlich als angeblich notwendiges Ubel hin Am 31 Mai 1915 kam bei einem deutschen Angriff an der Ostfront bei Bolimow erstmals zur Beimischung von Phosgen Grunkreuz Auf die Wirkung und dabei vor allem die Spatfolgen dieses in immer grosserer Konzentration eingesetzten Kampfstoffes gehen die meisten Gastoten des Ersten Weltkrieges zuruck Am 25 September 1915 eroffneten die Briten den ersten grossangelegten Gasangriff zu Beginn der Schlacht bei Loos der ebenfalls einen Einbruch in die deutschen Stellen ermoglichte 223 Im Herbst 1915 wurden die ersten Gasmasken eingefuhrt Zunehmend verschossen die Kriegsparteien das Gas mit Granaten um weniger von der Windrichtung abhangig zu sein Am 10 Juli 1917 kam es bei Nieuwpoort zum Ersteinsatz von Maskenbrechern Blaukreuz welche die Filter der Gasmasken durchdrangen Gleichzeitig oder kurz danach verschoss man in der Regel einen lungenschadlichen meist todlichen Kampfstoff zum Beispiel Grunkreuz da der Hustenreiz die Soldaten oft dazu veranlasste die Masken abzunehmen Buntschiessen Zwei Tage nach dem ersten Einsatz von Blaukreuz folgte wiederum bei Ypern ein ganzlich neuer Kampfstoff das Kontaktgift Senfgas Gelbkreuz von den Briten auch hun stuff genannt Senfgas fuhrt zu schweren Verletzungen ahnlich Veratzungen von Haut Augen und Bronchien sowie bei hoher Exposition zum Tod Beim Einsatz von Senfgas wurde durchaus ins Kalkul gezogen dass pflegeaufwandige Schwerverletzte die Gegenseite mehr belasten als Tote 223 Insgesamt wurden im Ersten Weltkrieg etwa 112 000 Tonnen Giftgas eingesetzt davon von Deutschland 52 000 Tonnen Die genaue Anzahl der im Ersten Weltkrieg durch Kampfgas Vergifteten und Toten ist nur schwer festzustellen zumal ein Grossteil der Soldaten erst nach dem Krieg an den Spatfolgen verstarb Schatzungen gehen fur die Westfront von etwa 500 000 Verletzten und 20 000 Toten aus wobei die Zahl der Toten wahrscheinlich noch hoher angesetzt werden muss Fur die Ostfront sind keine verlasslichen Zahlen verfugbar 223 Siehe auch Liste chemischer Kampfstoffe Luftkrieg Luftkampf Olgemalde von Michael Zeno Diemer aus dem Jahre 1918 Deutscher Kampfzweisitzer vom Typ Albatros C III kommt einem Kameraden rechts unten zu Hilfe der nach dem Abschuss eines britischen Flugzeuges von englischen Maschinen evtl Martinsyde G 102 bedrangt wird source source source source source source Stummfilm uber US amerikanische PilotenDie wenig robusten Flugzeuge bei Kriegsbeginn wurden hauptsachlich zur Luftaufklarung eingesetzt Damit erfullten sie eine wichtige von vielen Generalen anfangs unterschatzte Aufgabe Als die Briten in Frankreich ankamen brachten sie lediglich 48 Aufklarungsmaschinen mit Sie beobachteten die Front und meldeten die Feindbewegungen an das Oberkommando Vor allem ihnen war es zu verdanken dass General Joffre die Offensive an der Marne einleitete Das deutsche Heer hatte bei seinem Vormarsch beabsichtigt Paris westlich zu umgehen Als es unerwartet nach Sudosten abdrehte und dabei eine grosse Lucke zwischen den einzelnen Armeen hinterliess wurde dies zuerst von den Fliegern der Royal Flying Corps RFC bemerkt Sie gaben die Beobachtung an die franzosische Kommandokette weiter die daraufhin den Gegenangriff an der Marne einleiten konnte Sopwith CamelDie Luftaufklarung und die Luftbildfotografie gewannen an Bedeutung weswegen erste Methoden zu ihrer Bekampfung entwickelt wurden Als der Stellungskrieg einsetzte wurden die Flieger zur Artilleriekoordinierung eingesetzt Die Einfuhrung von telegrafischen Loschfunkensendern seit 1915 war gleichbedeutend mit dem eigentlichen Beginn des Flugfunks Der franzosische Luftfahrtpionier Roland Garros war der erste der ein echtes Jagdflugzeug entwickelte Er montierte 1915 ein Maschinengewehr an die Spitze seines Flugzeugs Um die Propellerblatter vor Beschadigungen zu schutzen verstarkte er sie mit Stahlplatten Im Fruhjahr 1915 machte er mit seiner neuen Waffe 18 Tage lang uber Flandern Jagd auf deutsche zumeist noch unbewaffnete Flugzeuge bis er bei einer seiner Missionen abgeschossen wurde Wenig spater baute der Niederlander Anton Herman Gerard Fokker ein Unterbrechergetriebe in seine Fokker E III ein Durch die Synchronisation setzte das MG immer dann sein Feuer aus wenn es den Propeller getroffen hatte Die ersten erfolgreichen Piloten dieser Maschinen waren Max Immelmann und Oswald Boelcke die den Ruf der Fokkergeissel begrundeten Bis Anfang 1916 dominierten die Deutschen den Himmel uber der Westfront Angriffe durch Bombenabwurfe wurden im Laufe des Krieges verstarkt Die ersten Bomben warfen deutsche Zeppeline am 6 August uber Luttich ab weitere am 24 August 1914 uber Antwerpen Ein Nachbau des Dreideckers Fokker Dr 1 wie er auch von Manfred von Richthofen geflogen wurdeIm Dezember 1914 griffen deutsche Luftschiffe erstmals auch die britische Insel an Bis 1917 wurden schwere Angriffe auf London geflogen worauf einige Industrien den Betrieb stilllegen mussten Danach wurden die Luftschiffe welche eine zu grosse Angriffsflache boten und zu unbeweglich waren zunehmend durch Grossflugzeuge abgelost Bis 1918 starben durch deutsche Bomben die von Zeppelinen abgeworfen wurden 1400 britische Zivilisten und fast 5000 wurden verwundet Das Royal Flying Corps wiederum konzentrierte sich bei seinen Angriffen auf die Industrie Westdeutschlands und die Zeppelinwerke am Bodensee Der Erste Weltkrieg war der erste Krieg in dem Bomber eingesetzt wurden Bei diesen handelte es sich um besonders grosse und stabile Doppeldecker die Fliegerbomben mit einem Gewicht von teilweise uber einer halben Tonne abwerfen konnten Im Zuge der Militarisierung der Luftfahrt wurde uber den Meeren aufgerustet Bis dahin nur zur Aufklarung eingesetzte Wasserflugzeuge und Marineflieger die auf dem Wasser landeten wurden bewaffnet und gegen Hafen Kustenbefestigungen und militarische Einheiten zu Luft und zu Wasser eingesetzt Der Erste Weltkrieg war zudem der erste Krieg in dem fruhe Flugzeugtrager zum Einsatz kamen Dazu bauten US Amerikaner und Briten mehrere ihrer Kriegsschiffe um Diese fruhen Modelle waren nur fur den Einsatz von Wasserflugzeugen geeignet die vom Deck starteten in der Nahe des Flugzeugtragers landeten und danach mit einem Kran wieder an Bord befordert wurden Die vor dem Hintergrund des Ersten Weltkrieges beschleunigte Entwicklung von Flugzeugtragern sollte sich wahrend des Zweiten Weltkrieges bei den Kampfen im Pazifik als entscheidend herausstellen Ab 1916 verloren die Deutschen ihre Luftuberlegenheit wieder Die Alliierten hatten sich neu organisiert und flogen mit einigen robusten Flugzeugen zum Beispiel Nieuport 11 sehr erfolgreiche Angriffe Die Deutschen reagierten Oswald Boelcke bildete einige der besten Flieger aus und vermittelte ihnen sein Kampfwissen welches er in der Dicta Boelcke niederschrieb Die deutschen Jagdstaffeln kurz Jasta insbesondere die Jasta 11 brachten den Alliierten schwere Verluste bei Nach dem Tod Boelckes wurde Anfang 1917 die Jasta 11 von Manfred von Richthofen geleitet Er sorgte mit seinen Piloten fur den blutigen April in dem die Alliierten 443 Flieger verloren Richthofen selber schoss in dieser Zeit 20 Flugzeuge ab sein Bruder Lothar brachte es auf 15 Abschusse Ein anderer Pilot Kurt Wolff errang in diesem April 22 Luftsiege Als 1918 die US Amerikaner eintrafen wendete sich das Blatt Die US Amerikaner waren zwar unerfahren ihre zahlenmassige Uberlegenheit an Flugzeugen konnten die Deutschen jedoch nicht ausgleichen Ab Sommer 1918 mussten die kaiserlichen Piloten ihr Gluck mit Sturzangriffen versuchen da sie sonst keine Chance gegen die alliierten Geschwader hatten Daraufhin liessen die Alliierten mehrere Staffeln ubereinander fliegen wodurch die Deutschen weiterhin bedrangt wurden Am 21 April 1918 wurde Manfred von Richthofen durch einen australischen MG Schutzen abgeschossen wahrend er von Arthur Roy Brown verfolgt wurde Er war mit 80 bestatigten Luftsiegen der erfolgreichste Jagdflieger des Ersten Weltkrieges Der Verlust ihres Idols und zunehmende Nachschubschwierigkeiten setzten den deutschen Jagdstaffeln zu Zum Kriegsausgang konnten die Luftstreitkrafte wenig beitragen Der Krieg wurde am Boden entschieden Zahlreiche gefallene deutsche Flieger u a Richthofen wurden in Berlin auf dem Invalidenfriedhof beigesetzt Siehe auch Abschnitt Erster Weltkrieg im Artikel Luftkrieg Seekrieg Hauptartikel Seekrieg im Ersten Weltkrieg Untergang der deutschen SMS Blucher im Gefecht auf der Doggerbank die Besatzung versucht sich uber Schiffswande zu retten beruhmte Kriegsfotografie Skagerrakschlacht grosste Seeschlacht der Weltgeschichte im Bild explodiert die Queen MaryDem Krieg zur See wurde vor 1914 eine grosse wenn nicht entscheidende Rolle beigemessen Tatsachlich kam es zwar mit der Skagerrakschlacht zur grossten Seeschlacht der Weltgeschichte 224 aber nicht zur allseits erwarteten Entscheidungsschlacht Der Anteil des Seekrieges am Ausgang des Ersten Weltkrieges insgesamt war so nicht ausschlaggebend und eher in seiner indirekten Wirkung von Bedeutung Auf allen Kriegsschauplatzen gab es eine eindeutige Uberlegenheit einer Seite Grossbritannien gegenuber Deutschland in der Nordsee Deutschland gegenuber Russland in der Ostsee faktisch Frankreich und Italien gegenuber Osterreich Ungarn im Mittelmeer ausser Adria und Russland seit Ende 1915 gegenuber der Turkei im Schwarzen Meer wobei der Turkei dennoch eine fortgesetzte Blockade der Schwarzmeerengen gelang Die Meere waren ganz uberwiegend Bewegungsraum fur die Kriegsflotten Handelsschiffe und Truppentransporter der Entente nicht jedoch fur jene der Mittelmachte 225 Die Blockade der Nordsee durch die Royal Navy in Form der Northern Patrol um Schottland und die Dover Patrol im Armelkanal trug erheblich nach Auffassung angloamerikanischer Marinehistoriker entscheidend zur Erschopfung der Mittelmachte bei die Blockaden der Ostsee und der Dardanellen hatten wesentlichen Anteil an der Niederlage der Russischen Armee Aktionen der deutschen Mittelmeerdivision waren Anlass zum Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf der Seite der Mittelmachte Der Kreuzerkrieg das Mittel per se zahlenmassig unterlegener Seestreitkrafte hatte aufgrund der mangelnden Vorbereitung seitens der deutschen Admiralitat und der fehlenden Stutzpunkte nur unwesentlichen Anteil am Kriegsgeschehen Unerwartet zeigte sich der U Boot Krieg als bedeutendster Teil des Seekrieges Da das U Boot als Waffe von allen Seiten unterschatzt wurde waren die Seestreitkrafte auf den U Boot Krieg allgemein wenig vorbereitet Deutsche U Boote brachten dennoch die Entente vor allem in der ersten Jahreshalfte 1917 in ernsthafte Schwierigkeiten Der U Boot Krieg fuhrte indirekt zum Kriegseintritt der Vereinigten Staaten und damit letztlich zur Niederlage der Mittelmachte Der Einsatzbefehl zur Entscheidungsschlacht auf See wurde erst gegeben als die Oberste Heeresleitung den Krieg verloren gegeben hatte und fuhrte zum Kieler Matrosenaufstand der wiederum Ausloser der Novemberrevolution war Propaganda US Propaganda Destroy This Mad Brute Enlist dt Vernichte diese verruckte Bestie Melde dich freiwillig Die Frau stellt das von den Deutschen besetzte neutrale Belgien dar Hauptartikel Propaganda im Ersten Weltkrieg Propaganda warb im Wesentlichen fur die Motivation zum Kriegsdienst und fur die Unterstutzung der Kriegsbeteiligung in der eigenen Bevolkerung oder bei erhofften Alliierten wozu fremdenfeindliche Vorurteile und patriotische Symbole verwendet wurden Erstmals in der Geschichte grundeten die kriegsfuhrenden Staaten hierzu eigene Behorden Mittelmachte Im Deutschen Reich wurde zwecks Propaganda die Zentralstelle fur Auslandsdienst am 5 Oktober 1914 eingerichtet es folgten die Militarische Stelle des Auswartigen Amtes MAA am 1 Juli 1916 und zuletzt das Bild und Filmamt BUFA am 30 Januar 1917 In Osterreich Ungarn war das schon am 28 Juli 1914 geschaffene k u k Kriegspressequartier KPQ zustandig Im deutschsprachigen Teil Osterreich Ungarns zeigte die Propaganda unter anderem kriegsverherrlichende Zeichnungen in Plakatgrosse mit der illustrierten Aussage Jeder Tritt ein Britt jeder Stoss ein Franzos jeder Schuss ein Russ und Serbien muss sterbien finden Das Motiv von Lord Kitchener Wants You wurde im Kriege vielfach kopiert Foto eines Massengrabes bei Vimy oder evtl bei Fromelles wie es zunachst 1916 als Postkarte veroffentlicht wurde Vermutlich aufgrund der zu lassigen Haltung der Offiziere angesichts der Gefallenen wurde das Bild retuschiert sodass keine Offiziere mehr zu sehen waren Die Grauelpropaganda der Mittelmachte war schon deswegen weniger ausgepragt da kaum deutsches Gebiet besetzt war und somit vergleichsweise wenige deutsche Zivilisten direkten Kriegseinwirkungen ausgesetzt waren In erster Linie wurden die russische Seite Armee und Bevolkerung verunglimpft Der Einsatz schwarzer Kolonialtruppen auf europaischen Schlachtfeldern durch die Alliierten wurde wechselweise als Kulturbruch oder als unmoralisch angeprangert Die Propagandaabteilungen der Mittelmachte tendierten dazu den Gegner herabzuwurdigen lacherlich zu machen und die eigene Starke herauszustellen Hierzu wurden zahlreiche Bilder veroffentlicht und als Postkarten vertrieben die gefallene alliierte Soldaten sowie entsprechende Massengraber zeigten 226 In Deutschland wurde nach dem Krieg die feindliche namentlich die britische Propaganda als wesentlich effektiver als die eigene eingeschatzt nicht wenige fuhrten die deutsche Kriegsniederlage auf feindliche Propaganda zuruck Wilhelm II schrieb in seinem niederlandischen Exil uber den englischen Verleger Northcliffe dessen Zeitungen an der Spitze der antideutschen Propaganda standen Hatten wir einen Northcliffe gehabt wir hatten den Krieg gewinnen konnen Auch Erich Ludendorff ausserte sich spater anerkennend Adolf Hitler liess sich in Mein Kampf sehr umfangreich uber die Kriegspropaganda aus und resumierte folgenreich An dieser feindlichen Kriegspropaganda habe auch ich unendlich gelernt 227 Entente und assoziierte Machte Propagandaplakat auf dem Deutsche als Hunnen charakterisiert werden verbunden mit dem Appell US amerikanische Staatsanleihen zu kaufenAuf Seiten der Alliierten wurde zwecks Propaganda in Frankreich das Maison de la Presse im Februar 1916 gegrundet in Grossbritannien gab es zum gleichen Zweck das War Propaganda Bureau in den USA das Committee on Public Information Die Hunnenrede mit der Wilhelm II deutsche Truppen die 1900 zur Niederschlagung des Boxeraufstands nach China entsandt wurden zu einem rucksichtslosen Rachefeldzug aufgefordert hatte trug den Deutschen in angloamerikanischen Landern nachtraglich die Bezeichnung huns ein Andere Propagandakampagnen waren etwa die behauptete Kreuzigung von Nonnen an Kirchentoren in Belgien oder das angebliche Abschlagen der Hande von Kindern durch die deutschen Truppen in Belgien die sich unter anderem im Bryce Report niederschlugen Prominente britische Wissenschaftler erklarten nach Berichten uber den Brand der Universitatsbibliothek Lowen Ende August 1914 das deutsche Heer habe das Feuer absichtlich gelegt Deutsche prominente Wissenschaftler antworteten mit Gegenerklarungen unter anderem mit dem Manifest der 93 und der Erklarung der Hochschullehrer des Deutschen Reiches die den Weltkrieg als Kulturkampf und Verteidigungskrieg zu rechtfertigen suchten was wiederum eine britische Antwort an die deutschen Professoren zur Folge hatte 228 Gut untersucht ist die Haltung der britischen Presse Sie hatte in den letzten zwei Jahren vor dem Krieg eine zunehmend positive Haltung gegenuber Deutschland eingenommen Die Zeitungen vertraten u a die Meinung dass die deutsche Aufrustung zur See zwar lastig sei aber fur die Royal Navy keine tatsachliche Gefahr bedeute 229 Wahrend der Julikrise wurde zunachst in erster Linie der russische Zar fur die Eskalation verantwortlich gemacht Dies anderte sich mit dem deutschen Ultimatum an Russland und vor allem mit dem Einmarsch in Belgien und Luxemburg Mit dem weiteren Fortgang des Kriegs wurde Deutschland nicht nur als Gegner diskreditiert und als Trager der alleinigen Kriegsschuld gebrandmarkt sondern zum Feindbild der gesamten Menschheit stilisiert Dabei wurde nur zu Beginn des Krieges noch zwischen Regierung und Bevolkerung differenziert Diese uberzogene Grauelpropaganda war ein Grund warum kein Verstandigungs oder Verhandlungsfrieden zustande kam und erschwerte nach dem Krieg auf allen Seiten die Aussohnung Die Nationalsozialisten konnten spater mit Hinweis auf diese Propaganda Volkischer Beobachter vom 4 September 1939 Greuelmeldungen wie einst ihre Verbrechen leichter vertuschen 230 Waffentechnische Entwicklung 1914 Reiter der deutschen Schutztruppe in Deutsch Sudwestafrika 1918 Der Renault FT wurde pragend fur spatere Panzertypen bis zur Gegenwart Der Erste Weltkrieg revolutionierte die Waffentechnik in zahlreichen Aspekten In der Infanterieausrustung brachte der Erste Weltkrieg den endgultigen Durchbruch zur Tarnkleidung und zum Stahlhelm Die Gewehre der Infanterie waren etwa gleichwertig lediglich das britische Lee Enfield war aufgrund der schnellen Schussfolge jenen der anderen Kriegsteilnehmer uberlegen und verursachte vor allem in Flandern hohe deutsche Verluste Der Grabenkrieg brachte eine Renaissance der Handgranate lediglich die Mittelmachte verfugten zu Beginn des Krieges uber ausreichende Mengen die Briten hatten sie 1870 ausgemustert Das Maschinengewehr wurde von schwer transportablen Modellen z B das deutsche MG 08 mit 30 bis 40 kg Gewicht zu leichteren Modellen weiterentwickelt z B das spater sprichwortliche MG 08 15 mit 14 kg Die erste echte Maschinenpistole MP 18 wurde bezeichnenderweise auch Grabenfeger genannt und diente vor allem zur Unterstutzung von neuen Infanterietaktiken Sturmtruppen 231 Maschinengewehre und spater Panzer machten den traditionellen Einsatz von Kavallerie zum Anachronismus die Ara der altbekannten Schlachtenkavallerie war bereits 1914 unweigerlich an ihr Ende gekommen die Kavallerie verlor im Ersten Weltkrieg ihren Status als Hauptwaffengattung und wurde vorwiegend zur bewaffneten Aufklarung und Gelandesicherung verwendet In den ausgedehnten Raumen der Ostfront machten beide Seiten besonders im Bewegungskrieg der Jahre 1914 15 noch umfangreichen Gebrauch von ihren Kavallerietruppen die Englander gegen Ende des Krieges in Palastina In den spateren Kriegsjahren reduzierten samtliche kriegfuhrenden Machte ihre Reitertruppen stark 232 Aus dem ersten massig erfolgreichen Tank Mark I entwickelten die Alliierten die effektive Angriffswaffe Mark IV und den Urahnen heutiger Panzertypen den Renault FT Deutschland entwickelte bis Kriegsende nur unzureichende Abwehrmittel wie etwa die sogenannte Tankbuchse M1918 Der einzige serienmassige deutsche Panzer A7V konnte nicht in ausreichender Zahl produziert werden lediglich 20 A7V standen 1220 Mark IV und 2700 Renault FT sowie etwa 2 000 weiteren alliierten Panzerfahrzeugen gegenuber was beispielhaft die materielle Uberlegenheit der Alliierten im letzten Kriegsjahr illustriert Die Grenzen der Artillerie fuhrten im Laufe des Ersten Weltkriegs zum Bedeutungsgewinn von Bombenflugzeugen so zeigte z B die zu Beginn des Krieges gegen feste Ziele mitunter effektive Dicke Bertha systembedingte Schwachen Immobilitat hoher Schussverschleiss massige Treffgenauigkeit 233 Das technisch aufwandige Paris Geschutz hatte wegen der sehr geringen Treffgenauigkeit keinen militarischen Wert und gilt als reine Terrorwaffe gegen zivile Ziele Die leichte und bewegliche franzosische Canon 75 revolutionierte schon vor dem Krieg die Artillerie und zeigte vor allem in der Anfangsphase des Krieges ihre Leistungsfahigkeit gegen den deutschen Angriff 234 erwies sich aber fur die Erfordernisse des Stellungs und Grabenkrieges als zu kleinkalibrig Das Verhaltnis von leichten zu schweren Batterien verlagerte sich bei den kriegsfuhrenden Parteien im Rahmen des Stellungskrieges von 11 2 bei Kriegsanfang zu 9 7 bei Kriegsende 235 Aus Provisorien entstanden die ersten serienmassigen Jagdflugzeuge z B Fokker E I die mit starr eingebauten Maschinengewehren und dem gesamten Flugzeug auf den Gegner zielten Ebenfalls aus Provisorien entwickelten sich fruhe Langstreckenbomber wie die deutschen Gross und Riesenflugzeuge oder der britische Handley Page Type O die zunehmend Kriegszeppeline ablosten Der Erste Weltkrieg kann zudem mit dem eigentlichen Beginn des Flugfunks gleichgesetzt werden der die Moglichkeiten der Luftaufklarung auf ein vollig neues Niveau hob Das U Boot vor dem Krieg allenfalls als Hilfswaffe eingeschatzt wurde zur zentralen Angriffswaffe im Seekrieg Die uberlegene Funkaufklarung Room 40 der Briten erschwerte den Einsatz der Hochseeflotte bis zum volligen Erliegen von relevanten Einsatzen in der Nordsee Die Briten setzten ihre uberlegene Grand Fleet vor allem aufgrund der Bedrohung durch U Boote kaum offensiv ein sodass mit dem Ersten Weltkrieg der Bedeutungsruckgang von Grosskampfschiffen begann Abgesehen von der Mobilisierung aller Reserven im Rahmen der Kriegswirtschaft zeigte sich der industrialisierte Krieg daran dass vorwiegend Distanzwaffen das Kriegsgeschehen bestimmten Artillerie verursachte etwa 75 Prozent aller Verletzungen im Krieg Infanteriewaffen etwa 16 Handgranaten 1 bis 2 und Giftgas knapp 1 7 Prozent Durch die traditionellen blanken Waffen Sabel Dolch Seitengewehr wurden im gesamten Krieg nur noch 0 1 Prozent der Wunden beigefugt Weniger in das Bild des industrialisierten und damit modernen Krieges passt jedoch dass knapp ein Zehntel der deutschen ein Sechstel der osterreichisch ungarischen und ein Funftel der franzosischen Toten einer Erkrankung zum Opfer fielen 236 Siehe auch Militarische Ausrustung im Ersten Weltkrieg Urteilsfahigkeit der Militars Das ebenso unerwartete wie allseitige Weltkriegsdesaster der Kriegfuhrung hatte seine wesentliche Ursache in der ungleichen Entwicklung von Technik und militarischer Taktik In den letzten 30 Jahren vor dem Krieg hauften sich neue Erfindungen in der Waffentechnik Rauchschwaches Pulver kleinkalibrige Mehrladegewehre Schnellfeuergeschutz Maschinengewehr Flugzeuge und vieles mehr verdichteten sich zu einer kritischen Masse deren Verhalten und Folgen sich ohne das grosse Experiment das im Sommer 1914 losbrach nicht einfach beurteilen liessen Sowohl die deutsche wie die franzosische Armeefuhrung versuchten die immer starkere Gewichtung der Technik in ihrem Metier zu ignorieren und abzuwerten dagegen den Willen und den Angriffsgedanken in den Vordergrund zu stellen Die Betonung der Kampfmoral Offensive a outrance bot sich zur Relativierung der durch die Technisierung der Rustung hervorgerufenen Probleme an Dementsprechend wurden nur einseitig Lehren aus der Belagerung von Port Arthur 1904 05 gezogen obwohl sich hier die neue militartechnische Situation des industrialisierten Krieges schon deutlich abzeichnete Das Besondere an den Militardoktrinen in Frankreich und Deutschland war nicht die Ausrichtung auf die Offensive sondern deren einzigartige Ubersteigerung die taktische Vernunft kam dabei praktisch abhanden Nicht zuletzt spielte dabei die weltanschauliche Pragung des Sozialdarwinismus eine Rolle Dem Kriegshandwerk bot der Sozialdarwinismus eine neue quasi wissenschaftliche Legitimation Modernisierungsbewusstsein verband sich mit der Betonung des vitalen Elements der Kriegsfuhrung und fuhrte so auf einen Weg der angesichts einer beispiellosen Entwicklung der Waffentechnik auf ungeheure Blutbader zuleitete Nirgends waren die Militarfuhrungen bereit anzuerkennen dass der ungleiche Entwicklungsstand von Feuerkraft und Bewegung den offensiven Bewegungskrieg unmoglich machte Der Sieg konnte nur noch mit Opfern erkampft werden die selbst nach Massstaben der damaligen Zeit in keinem Verhaltnis zum Gewinn standen 237 Fronterfahrungen Opfer eines Gasangriffs nach der Darstellung von John Singer SargentDer Erste Weltkrieg mit seinen Materialschlachten fuhrte einen Wandel in der Selbstwahrnehmung und in der Aussenwahrnehmung der Soldaten herbei So war vor dem Ersten Weltkrieg die allgemeine Vorstellung vom Krieg noch von offenen Feldschlachten gepragt in denen der Soldat verwegen ritterlich und heldenmutig dem Feind die Stirn bieten sollte Nahezu alle Deutschen waren in ihrer Vorstellung vom Krieg auf dem Stand von 1871 und fruher stehengeblieben Demgemass war der Krieg als ein offener ehrlicher Kampf mit ritterlichen Waffen gedacht der den Teilnehmern Abenteuer Romantik und personliches Heldentum bringen wurde 238 So war die gewerbliche Prostitution sowohl an der Front als auch in der Etappe weit verbreitet Die fur Soldaten und Offiziere getrennten Bordelle wurden von Militararzten kontrolliert und teilweise sogar vom Militar selbst betrieben wurden 239 240 241 Doch der verklarte Blick auf den Krieg konnte den Realitaten des Stellungskrieges nicht standhalten Das Erlebnis an der Front zerstorte solche Vorstellungen Mut Tapferkeit und Geschick alles uberflussig Der Krieg brachte den Soldaten nicht das erhoffte Abenteuer und Heldentum sondern die verstorende Erfahrung einer volligen Degradierung des Einzelnen zum wehrlosen Objekt der Kriegsmaschinerie womit das Bild eines entpersonalisierten und industrialisierten Krieges entstand 238 Entscheidend pragte das beinahe unausgesetzte Feuer der Artillerie diesen Eindruck das mehr als die Halfte der Opfer des Krieges forderte Den Soldaten blieb als einzige Reaktion auf diese Waffe nur das hilflose Abwarten auf den Einschlag auf das Hereinbrechen einer nicht beeinflussbaren Gewalt Die Kriegsmaschinerie schien allmachtig zu werden und denen die an ihren undurchsichtigen Bewegungen teilnahmen ihre Entscheidungen aufzuzwingen 242 Dementsprechend entstand die Ikonographie eines neuen Typus des Soldaten die emotionalen spontanen und loyalen Jugendlichen des Langemarck Mythos wichen dem Verdun Kampfer im Idealbild eine geschulte kalte aggressive isolierte und technisch gerustete Fuhrerfigur Der Stahlhelm wurde dabei zum Sinnbild des Soldaten er reprasentierte die moderne technische und funktionale Erscheinung des Krieges 243 Der statischen Anordnung des Grabenkrieges wohnte paradoxerweise auch eine Tendenz zur Begrenzung der Gewalt inne solange die Soldaten beider Seiten die Sicherung des Status quo betrieben was ausserhalb grosser Offensiven in weiten Bereichen der Front der Fall war Um diese Situation aufzubrechen setzten die Heeresfuhrungen Spezialisten der Gewaltanwendung ein auf britischer Seite vor allem Scharfschutzen Snipers auf deutscher und osterreichischer Seite Stosstruppenkampfer mit hoher individueller Kampfmotivation die bei der normalen Truppe wegen der von ihnen betriebenen Eskalation der Gewalt ausserst unbeliebt waren Diese speziellen Einheiten empfanden sich als Tater in einem emphatischen Sinne Es ist demnach auch kein Zufall dass sich hier neben den deutschen Stosstrupps auch bei den italienischen Eliteeinheiten den Arditi eine direkte Kontinuitatslinie zur faschistischen Asthetisierung der Gewalt in der Zwischenkriegszeit ziehen lasst 244 und auch aus tiefenpsychologisch kulturwissenschaftlicher Sicht begrundet wurde 245 Kriegsfolgen und OpferOpferzahlen Uber die Kriegsverluste herrscht in der Literatur wenig Ubereinstimmung da Verluste unterschiedlich definiert sind Im militarischen Sprachgebrauch sind Verluste alle Soldaten die den kampfenden Einheiten nicht mehr zur Verfugung stehen In den folgenden Aufstellungen werden ausschliesslich Todesopfer aufgefuhrt Militarische Verluste Weltweit waren mehr als 60 Millionen Soldaten unter Waffen davon kamen nahezu 9 Millionen und damit 14 Prozent ums Leben pro Tag etwa 6 000 Bei den Mittelmachten betrug das entsprechende Verhaltnis etwa 25 Millionen Soldaten zu 3 5 Millionen Todesfallen bei der Entente 40 Millionen zu 5 Millionen Die Todesquote war in den Armeen unterschiedlich und schwankte zwischen 6 und 30 Prozent wobei besonders hohe Zahlen die sudosteuropaischen Lander und das Osmanische Reich aufwiesen Dies lag daran dass die hochgerusteten westlichen Truppen gegen alle gangigen Krankheiten geimpft waren und dass es abgesehen von der Spanischen Grippe kaum mehr zu todlich verlaufenden Seuchen unter den Soldaten kam Bei den absoluten Todeszahlen wirken sich dagegen die unterschiedliche Intensitat der Kriegsfuhrung aus Der Hauptgrund fur die Zunahme von todlichen Verwundungen gegenuber fruheren Kriegen waren Artilleriegeschosse Die Sterberate der Kriegsgefangenen lag mit 5 bis 10 Prozent deutlich niedriger als bei fruheren Kriegen 246 Unter den Verwundeten befanden sich zahlreiche mitunter bis zur Unkenntlichkeit entstellte Invaliden die mit vorher unbekannten Gesichts Entstellungen und Amputationen in ein Zivilleben entlassen wurden das noch keine moderne Prothetik berufliche und medizinische Rehabilitation kannte 247 Unzahlige ehemalige Weltkriegssoldaten starben nach dem Kriegsende noch an den Folgen von Kriegsverletzungen und mitgebrachten Krankheiten in relativ niedrigem Lebensalter Zu den Verwundeten mussen zahlreiche Kriegsdienstverweigerer hinzugezahlt werden die psychisch unfahig zum Militardienst waren sie wurden zur Aufrechterhaltung der Moral der Truppe zu Gefangnisstrafen verurteilt und inhaftiert oder in Anstalten psychiatrisiert 248 Die militarischen Todesfalle der wichtigsten Kriegsteilnehmer zeigt die folgende Tabelle 4 vgl Tabelle Truppenstarke oben Staat Kriegsteilnehmer insges Gefallene Prozent AnmerkungenDeutschland 13 2 Mio 2 037 000 15 Ost Ungarn 9 Mio 1 460 000 16 inkl LandwehrenOsm Reich 1 6 Mio 325 000 20 Bulgarien 600 000 88 000 15 Kriegseintritt 1915Russland 12 15 Mio uber 2 Mio 13 16 Kriegsaustritt Winter 1917 18Frankreich 8 4 Mio 1 37 Mio 16 Frz Kolonialtruppen 449 000 78 000 17 Grossbritannien 6 1 Mio 750 000 12 ab 1916 WehrpflichtBritische Kolonien 2 8 Mio 180 000 6 Belgien 292 000 38 000 13 geringe Mobilisierungsbasis wg BesetzungSerbien 750 000 250 000 33 Montenegro 50 000 13 000 26 Kapitulation Anfang 1916Japan 30 000 1 000 3 Italien 4 3 Mio 460 000 11 Kriegseintritt Mai 1915Portugal 100 000 7 000 7 Kriegseintritt 1916Rumanien 750 000 250 000 33 Kriegseintritt 1916 Waffenstillstand Ende 1917USA 2 1 Mio 117 000 6 Kriegseintritt 1917 d Verluste durch Spanische GrippeGriechenland 230 000 25 000 11 offizieller Kriegseintritt 1917 Mittelmachte Entente Zivile Verluste Die zivilen Verluste scheinen mit ca 6 Millionen Toten deutlich unter den militarischen zu liegen doch ist die Zahl nur ein Annaherungswert Fur einen Reihe von Landern liegen keine gesicherten Daten vor Die Zivilbevolkerung wurde nicht in dem Masse in die Kriegsfuhrung einbezogen wie im Zweiten Weltkrieg so gab es Bombenangriffe gegen Stadte vergleichsweise selten und hatten eher geringe Menschenopfer zur Folge Ahnliches gilt fur die noch eher seltenen Massenerschiessungen von Zivilisten und ahnliche Verbrechen In Russland lassen sich die zivilen Toten als Folge des Krieges von den Opfern von Revolution und Burgerkrieg kaum trennen Unmittelbar im Burgerkrieg starben eine Million Menschen wobei nach den noch heute zugrunde gelegten Berechnungen aus den 1930er und 1940er Jahren Russland zwischen 1914 und 1921 rund 30 Millionen Menschen verlor 249 Die Verluste an zivilen Leben im Weltkrieg sind vor allem auf die kriegsbedingte Mangelernahrung zuruckzufuhren die in Deutschland durch die britische Seeblockade verscharft wurde Zu den Verlusten werden mitunter auch die gerade in europaischen Landern wahrend des Krieges krass gesunkenen Geburtenraten gezahlt Der Krieg verursachte einen dramatischen Ruckgang der Bevolkerungszahlen vieler beteiligter Lander In die Demografie Deutschlands und Frankreichs riss der Krieg eine tiefe Lucke und erzeugte eine noch nicht gekannte soziale Not bei Kriegswaisen und witwen 250 In den Jahren von 1918 bis 1920 raffte die Spanische Grippe in Europa Millionen von oft bereits zuvor durch den Krieg geschwachten Zivilisten und Soldaten hinweg sie forderte zwischen 20 Millionen und 50 Millionen Menschenleben 251 Schatzungen reichen bis zu 100 Millionen 252 Damit starben an der Spanischen Grippe mehr Menschen als im Ersten Weltkrieg durch Kriegshandlungen Die Schatzungen der Opferzahlen in Deutschland bewegen sich zwischen 209 000 und 300 000 Die schnelle und weltweite Ausbreitung der Pandemie muss nach allen Hypothesen zur geografischen Herkunft im Zusammenhang mit dem Kriegsgeschehen gesehen werden wahrscheinlich wurde sie ab Marz 1918 vor allem uber Ansteckungen in US Army Ausbildungslagern verbreitet und erreichte mit Truppentransporten im April 1918 Europa 253 Die zivilen Verluste der wichtigsten Kriegsteilnehmer zeigt die folgende Tabelle 254 Staat Bevolkerung in Mio Tote Prozent AnmerkungenDeutschland 67 8 700 000 1 v a Hungertote 255 Ost Ungarn 52 6 400 000 1 v a in PolenOsm Reich 17 0 2 000 000 12 v a ArmenierBulgarien 4 7 300 000 6 Russland 164 0 keine gesicherten Daten vorhanden Frankreich 39 0 300 000 1 Tote v a im FrontgebietFranzosische Kolonien 52 7 Grossbritannien 46 1 600 000 1 inkl IrlandBritische Kolonien 342 2 Belgien 7 6 50 000 1 Serbien 3 1 300 000 10 Montenegro 0 2 Japan 53 0 Italien 36 0 700 000 2 Portugal 6 1 Rumanien 7 6 300 000 4 USA 98 8 Griechenland 4 9 Mittelmachte Entente Zerstorungen und Kriegskosten Kriegszerstorte Gebiete Zone Rouge in Nord und Ost FrankreichDie besonders schwer umkampften Gebiete in Nordfrankreich Zone rouge und Belgien waren im Krieg grosstenteils zerstort worden Die Kosten fur den Wiederaufbau wurden auf etwa 100 Milliarden Francs geschatzt Die Annahme der Sieger die Kriegskosten durch Reparationen refinanzieren zu konnen erwies sich als Illusion Grossbritannien wurde vom grossten Glaubiger der Welt zu einem der grossten Schuldner Fur Deutschland endete der Krieg in einer gigantischen Inflation die Siegermachte wurden zu Schuldnern der USA Europa hatte seine weltbeherrschende Stellung durch den Krieg verloren Die gesamten direkten Kriegsausgaben 256 betrugen 1914 bis 1918 1016 Milliarden Goldmark 268 Milliarden davon entfielen auf das Britische Empire 194 auf Deutschland 134 auf Frankreich 129 auf die USA 106 auf Russland 99 auf Osterreich Ungarn und 63 Milliarden auf Italien 257 Im Wesentlichen mit Ausnahme Grossbritanniens wurden sie durch Kriegsanleihen und Geldschopfung aufgebracht Allein in Deutschland betrugen die kriegsbedingten Ausgaben bis 1916 pro Tag ungefahr 60 bis 70 Millionen Mark Danach kam es zu enormen Steigerungen infolge verstarkter Rustungsanstrengungen insbesondere gemass dem Hindenburg Programm Nur ein geringer Teil der Kriegskosten konnte durch Steuereinnahmen finanziert werden rund 87 blieben ungedeckt Die Reichsschuld stieg daher um 145 5 Milliarden Mark 258 NachwirkungenDer Erste Weltkrieg gilt manchen Autoren als Epochenschwelle Durch ihn ordneten sich die internationalen Beziehungen neu Er zerstorte bestehende gesellschaftliche Ordnungsvorstellungen und in den meisten der besiegten Staaten die nationalen politischen Systeme Der Krieg nahm die gesamte Gesellschaft eines Staates in Anspruch er liess keinen Lebensbereich unberuhrt und anderte somit die Lebensumstande der Menschen gravierend Der Krieg wirkte als eine Art Veranderungsraum innerhalb dessen alte Ordnungen delegitimert werden konnten und neue moglich wurden 259 Friedensvertrage William Orpen The Signing of Peace in the Hall of Mirrors Die Vertreter der Siegermachte wahrend Johannes Bell fur Deutschland am 28 Juni 1919 den Friedensvertrag unterzeichnet Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag in Europa Karte der territorialen Aufteilung Osterreich Ungarns nach den Pariser VorortvertragenDie nach dem Krieg zu vertraglichen Regelungen anstehenden Fragen wurden im Rahmen der Pariser Vorortvertrage entschieden Am 18 Januar 1919 begann die Pariser Friedenskonferenz nicht zufallig am deutschen Reichsgrundungstag Die Verhandlungen fanden uberwiegend geheim und bis zur Vorlage der Vertragsentwurfe in Abwesenheit von Bevollmachtigten der Besiegten sowie Russlands statt Der darauffolgende ausschliesslich schriftliche Austausch mit den Besiegten erfolgte durch den am 24 Marz 1919 gebildeten Rat der Vier dem nur noch die Ministerprasidenten der europaischen Siegermachte Frankreich Grossbritannien und Italien sowie der Prasident der Vereinigten Staaten angehorten Wiederum nicht zufallig wurde der Vertragsentwurf zum Versailler Vertrag an die deutschen Vertreter am 7 Mai 1919 dem vierten Jahrestag der Versenkung der Lusitania ubergeben 260 Der Versailler Vertrag beantwortet in Artikel 231 die Kriegsschuldfrage insofern als Deutschland und seine Verbundeten Urheber aller Verluste und aller Schaden seien was in Deutschland ganz uberwiegend als Kriegsschuldluge aufgefasst wurde Revisionsabsichten und Geschichtsrevisionismus zur Folge hatte und dazu beitrug die innenpolitische Atmosphare in der jungen Weimarer Republik zu vergiften Tatsachlich war jedoch der moralische Begriff Schuld im Vertragstext nicht enthalten sodass ein offizielles Schuldeingestandnis nicht erforderlich war In erster Linie aufgrund der deutschen Insistenz auf diese Frage wurde er jedoch in eine Mantelnote aufgenommen die am 16 Juni 1919 mit dem endgultigen Vertragstext uberreicht wurde aber kein Bestandteil des Vertrages war Hierin heisst es Die Regierenden Deutschlands hatten beabsichtigt ihre Vorherrschaft mit Gewalt zu begrunden Sobald ihre Vorbereitungen vollendet waren haben sie einen in Abhangigkeit gehaltenen Bundesgenossen Osterreich Ungarn dazu ermuntert Serbien innerhalb von achtundvierzig Stunden den Krieg zu erklaren Von diesem Kriege wussten sie recht wohl er konne nicht lokalisiert werden und wurde den allgemeinen Krieg entfesseln Um diesen allgemeinen Krieg doppelt sicher zu machen haben sie sich jedem Versuche der Versohnung und Beratung entzogen bis es zu spat war Indessen beschrankt sich die Verantwortlichkeit nicht auf die Tatsache den Krieg gewollt und entfesselt zu haben Deutschland ist in gleicher Weise fur die rohe und unmenschliche Art auf die er gefuhrt wurde verantwortlich 261 Dabei wurden die Kriegsgrauel beim Einmarsch in Belgien der erstmalige Einsatz von Giftgas sowie die Eroffnung des Luft und U Boot Krieges genannt und am Schluss explizit der verbrecherische n Charakter des von Deutschland angefangenen Krieges und die barbarische n Methode welche Deutschland in der Durchfuhrung des Krieges angewandt hat betont 262 Die Hohe der deutschen Reparationszahlungen blieb zunachst offen Die Reparationskommission einigte sich auf 226 Milliarden Goldmark reduzierte sie im April 1921 auf 132 Milliarden Goldmark die entsprechend dem Londoner Zahlungsplan von 1921 mit jahrlich 2 Milliarden Goldmark und 26 Prozent aller deutscher Ausfuhrerlose etwa eine Milliarde Goldmark bezahlt werden sollten Die immense deutsche Reparationsschuld war unter anderem durch das historische Novum entstanden dass entsprechend den Forderungen von Lloyd George und der Ministerprasidenten der Dominions Militarpensionen und die finanzielle Unterstutzung von Kriegsbeschadigten sowie Hinterbliebenen zu den wiedergutmachungspflichtigen Kriegsschaden zahlten Revisionen des Zahlungsplans erfolgten 1924 mit dem Dawes Plan und 1929 mit dem Young Plan 1932 wurden die Zahlungen zunachst eingestellt Die 1930 zur Zahlung aufgenommene Young Anleihe wurde nach dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 bis etwa 1988 zuruckgezahlt 263 eine letzte Rate aufgelaufener Schulden erst im Jahre 2010 264 Deutschland musste Gebiete im Umfang von 70 570 km und Einwohnerverluste von 7 3 Millionen Einwohnern hinnehmen sowie alle Kolonien abgeben der Vertrag bekraftige die auf 15 Jahre befristete Rheinlandbesetzung und eine daran anschliessende zehn Kilometer tiefe entmilitarisierte Zone Ein Anschluss Osterreichs an Deutschland wurde unter den Vorbehalt des Volkerbundrates gestellt 265 Hinzu traten Rustungsbeschrankungen wie die Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht Auflosung des Generalstabes Schleifung der Festungen in der neutralen Zone Verbot moderner Waffen Panzer U Boote Luftwaffe Reduzierung des Landheers auf 100 000 und der Marine auf 15 000 Mann 266 Deutsche Gegenvorschlage lehnten die Sieger ab Vom 16 bis zum 22 Juni 1919 kam es zu dramatischen und ununterbrochenen Beratungen der relevanten politischen Gremien die Regierung Scheidemann trat am 19 20 Juni zuruck am 21 Juni versenkte sich die deutsche Hochseeflotte anlasslich der Friedensbedingungen Die Nationalversammlung nahm angesichts der ultimativen Haltung der Siegermachte tags darauf am 22 Juni 1919 mit 237 gegen 138 Stimmen bei 6 Enthaltungen den Vertrag an sodass die Regierung Bauer am 28 Juni 1919 den Versailler Vertrag ohne Abstriche unterzeichnen musste 267 Die Vorortvertrage mit Osterreich Vertrag von Saint Germain und Ungarn Vertrag von Trianon sowie mit Bulgarien Vertrag von Neuilly sur Seine und der Turkei Vertrag von Sevres folgten in vielem dem Modell des Versailler Vertrages keine mundlichen Verhandlungen mit den Besiegten und deren vorlaufiger Ausschluss aus dem Volkerbund sowie Rustungsbeschrankungen Gebietsabtretungen und hohe Reparationen Den relativ grossten Gebietsverlust erlitt Ungarn Da der US Senat am 18 November 1919 die Ratifizierung des Versailler Vertrages und die damit verbundene Mitgliedschaft im Volkerbund ablehnte schlossen die Vereinigten Staaten unter anderem mit dem Berliner Vertrag bilaterale Vertrage mit dem Deutschen Reich Osterreich und Ungarn was Hoffnungen auf eine generelle Revision nahrte Der Vertrag mit der Turkei trat nicht in Kraft da die Revolutionsbewegung Mustafa Kemals im Rahmen des Turkischen Befreiungskrieges die turkische Regierung absetzte Die Revision des Pariser Friedensvertragswerks unter anderem durch den Vertrag von Lausanne wurde somit mit dem zuletzt unterzeichneten Vertrag eingeleitet 268 Veranderungen der politischen Landkarte Veranderungen der politischen Grenzen Europas durch den Ersten Weltkrieg links 1914 rechts 1929 Der Erste Weltkrieg bewirkte erhebliche Veranderungen in der politischen Landkarte vor allem Europas So entstanden aus Osterreich Ungarn und dem Russischen Kaiserreich die Staaten Finnland Lettland Litauen Estland die Zweite Polnische Republik die Erste Tschechoslowakische Republik Ungarn Osterreich und Sowjetrussland Ausserdem bildeten sich kurzlebige Staaten wie zum Beispiel die Ukrainische Volksrepublik die Weissrussische Volksrepublik die Demokratische Republik Aserbaidschan die Demokratische Republik Georgien und die Demokratische Republik Armenien Ende 1922 schlossen sich die Sowjetrepubliken zur Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken Sowjetunion UdSSR zusammen Aus dem Zusammenschluss des Konigreichs Serbien und des Konigreichs Montenegro mit Teilen Osterreich Ungarns bildete sich das Konigreich Jugoslawien Aus dem Osmanischen Reich gingen die Turkei sowie verschiedene Volkerbundmandate hervor so das Volkerbundmandat fur Syrien und Libanon das Britische Mandat Mesopotamien aus dem 1932 das Konigreich Irak entstand und das Volkerbundsmandat fur Palastina Auch die deutschen Kolonien gingen in Volkerbundmandate uber lediglich in Namibia dem ehemaligen Deutsch Sudwestafrika besteht heute noch eine nennenswerte deutsche Minderheit Die Kolonialreiche und Einflusszonen der Briten und jene der Franzosen erreichten nach dem Ersten Weltkrieg ihre maximale Ausdehnung Nahostkonflikt Interessenspharen im Nahen Osten nach dem Sykes Picot Abkommen Faisals Delegation auf der Pariser FriedenskonferenzDer Nahostkonflikt ist zumindest im weitesten Sinne ein Produkt des Ersten Weltkrieges 269 Auf der Suche nach Verbundeten verteilten die Briten die erhoffte Kriegsbeute Palastina dreimal Die Versprechungen und Vereinbarungen der Hussein McMahon Korrespondenz des Sykes Picot Abkommens und der Balfour Deklaration schlossen sich dabei faktisch aus In der erst 1939 bekannt gewordenen Hussein McMahon Korrespondenz versprach der britische Hochkommissar in Agypten Sir Henry McMahon dem Scherifen von Mekka Hussein ibn Ali ein Grossarabisches Reich was McMahon vor allem im Schreiben vom 24 Oktober 1915 formulierte Grossbritannien sei bereit die Unabhangigkeit der Araber anzuerkennen und zu unterstutzen innerhalb der Lander die in den vom Scherif von Mekka vorgeschlagenen Grenzen liegen 270 Die Briten erklarten spater der Scherif habe den Vertrag nicht erfullt da die Arabische Revolte nicht der versprochene allgemeine Aufstand gewesen sei 271 Tatsachlich war Grossbritannien nie bereit gewesen ein Grossarabisches Reich zu akzeptieren wie es im Sykes Picot Abkommen vom 16 Mai 1916 deutlich wurde In diesem Vertrag grenzten Frankreich und Grossbritannien ihre Interessenspharen ab die Briten wollten dabei eine Einflusszone vom Mittelmeer bis zum heutigen Irak schaffen Palastina sollte abgesehen von Haifa britisch unter internationale Kontrolle kommen Der den Arabern kurz zuvor zugesagte Staat solle in eine franzosische Einflusszone im Norden und eine britische im Suden aufgeteilt werden 271 Die Balfour Deklaration vom 2 November 1917 abgegeben in einem Brief des britischen Aussenministers Balfour an den Prasidenten der Zionistischen Weltorganisation Walter Rothschild sagte schliesslich die Unterstutzung der britischen Regierung fur die Errichtung einer nationalen Heimstatte in Palastina fur das judische Volk zu was als unerhorter diplomatischer Erfolg fur die judische Organisation interpretiert wurde Am 3 Januar 1919 schloss Husseins Sohn Faisal auf der Pariser Friedenskonferenz mit dem spateren Prasidenten der Zionistischen Weltorganisation Chaim Weizmann das Faisal Weizmann Abkommen in dem Faisal die grundsatzliche Zustimmung der arabischen Seite zu einem judischen Staat zusagte falls die arabische Unabhangigkeit anerkannt wurde Die Zusagen der alliierten Machte an die Araber insbesondere jene der anglo franzosischen Erklarung vom 7 November 1918 wurden jedoch in der Folge nur zum Teil umgesetzt Die Interessengegensatze fuhrten schon am 4 April 1920 zu ersten anti judischen Aktionen in Jerusalem Nabi Musa Unruhen Palastina wurde Grossbritannien offiziell am 24 Juli 1922 vom Volkerbund als Mandatsgebiet ubergeben wobei im Mandatstext die Balfour Deklaration trotz Bedenken beispielsweise seitens Aussenminister Curzon wortlich ubernommen wurde Die Zusammenstosse zwischen Juden und Arabern hauften sich 1929 erhielten die Konflikte erstmals die Qualitat von Massakern Massaker von Hebron 271 Untersuchungsausschuss und Kriegsverbrecherprozesse Hauptartikel Untersuchungsausschuss fur die Schuldfragen des Weltkrieges Erster Weltkrieg und Leipziger Prozesse Die Weimarer Nationalversammlung konstituierte am 21 August 1919 einen Untersuchungsausschuss der die Vorgange die zum Ausbruch zur Verlangerung und zum Verlust des Krieges gefuhrt hatten aufarbeiten sollte Im Zuge der Diskussion um die Auslieferungs und Kriegsschuldfrage wurde von den Konservativen schon die Existenz des Ausschusses an sich heftig kritisiert Die parteipolitische Struktur des Ausschusses fuhrte dazu dass sich der Mehrheitswille schnell auf die Seite der von Anfang an starken Krafte verlagerte die an einer Aufklarung der Fragestellung kein Interesse hatten Der Ausschuss hatte dementsprechend im Endergebnis nur funktionalen Charakter fur die offizielle deutsche Aussenpolitik 272 Am 3 Februar 1920 uberreichten die Alliierten dem Vorsitzenden der deutschen Friedensdelegation Kurt von Lersner eine alliierte Note in der die Auslieferung von etwa 900 deutschen mutmasslichen Kriegsverbrechern verlangt wurde Lersner verweigerte zunachst aus Protest die Weitergabe an die Reichsregierung und drohte mit Rucktritt Reichskanzler Gustav Bauer distanzierte sich offentlich von der Haltung Lersners die offizielle Ubergabe des Auslieferungsverlangens erfolgte sodann am 7 Februar 1920 Uberraschend ruckten die Alliierten in einer Note vom 16 Februar 1920 vom Auslieferungsverlangen ab und erklarten sich damit einverstanden dass gegen die Beschuldigten in Deutschland selbst das Verfahren durchgefuhrt werde wobei sie sich Kontrollrechte vorbehielten und gegebenenfalls die Verfahren wieder an sich zu ziehen wollten Grunde fur das Nachgeben der Alliierten waren der klassen und parteiubergreifende Widerstand gegen das Auslieferungsverlangen in Deutschland und die seit November 1918 deutlich zugenommenen Differenzen zwischen den Alliierten 273 Schon zuvor am 15 Januar 1920 war eine erste alliierte Note an die niederlandische Regierung ergangen Wilhelm II auszuliefern Die Niederlande lehnte das Ansinnen ab da sie keine Vertragspartei des Friedensvertrages sei es vor dem Krieg kein Statut uber Verbrechenstatbestande und deren Bestrafung gegeben habe und die Gewahrung von Asyl Ausdruck fundamentaler Rechtsuberzeugung und jahrhundertelange Tradition sei 274 Im Rahmen des Londoner Ultimatums vom 5 Mai 1921 monierten die Alliierten unter anderem dass es bisher keine Aburteilung der Kriegsverbrecher gegeben habe Die Reichsregierung konnte zu diesem Punkt darauf verweisen dass die Prozesse vor dem Reichsgericht in Leipzig ab Mai 1921 erfolgen werden In den Jahren 1921 bis 1931 beschaftigten sich Reichsgericht und Reichsanwaltschaft mit den Verfahren gegen sogenannte Kriegsbeschuldigte Die meisten Falle wurden in nichtoffentlicher Sitzung durch Beschluss oder vom Oberreichsanwalt durch Verfugung eingestellt es kam lediglich zu 17 Verfahren mit sieben Verurteilungen Die offentlichen Verfahren wurden nach zwei Noten der Alliierten schon im Jahre 1922 ausgesetzt In den Noten kritisierten die Alliierten die Arbeit des Reichsgerichtes und kundigten an nicht mehr mit den deutschen Gerichten zusammenzuarbeiten und Abwesenheitsverfahren durchzufuhren Auf ein Auslieferungsverlangen gemass Art 228 des Versailler Vertrages verzichteten die Alliierten jedoch In Frankreich und Belgien fanden 493 Abwesenheitsverfahren statt bei allen Verurteilungen im Ausland stellte die Reichsanwaltschaft auf Empfehlung des Auswartigen Amtes die Verfahren in Deutschland ein 275 Lediglich die Verurteilung zweier Offiziere des SM U 86 wegen der Erschiessung von Schiffbruchigen des Lazarettschiffes Llandovery Castle hatte weitere Wirkungsgeschichte auf das Volkerrecht da das Reichsgericht in diesem Fall ausnahmsweise ausdrucklich feststellte wenn ein Befehl sich offenkundig fur jedermann auch den Untergebenen zweifelsfrei als verbrecherisch darstellt dann trage der Befehlsempfanger die strafrechtliche Verantwortung und konne sich nicht auf Handeln auf Befehl berufen 276 Obwohl qua Gesetz zu ihrer Verfolgung verpflichtet zeigten Reichsanwaltschaft und Reichsgericht nur sehr wenig Neigung hinreichend tatverdachtige Kriegsverbrecher ernsthaft in Bedrangnis zu bringen Sicherlich lasst sich keine direkte Verbindung zwischen dem deutschen Verhalten in Belgien 1914 und in der Sowjetunion ab 1941 herstellen Dennoch gibt es Parallelen in der Bereitschaft zur Hinnahme rechtlich entgrenzter Kriegsgewalt und sie findet sich auch dort wo der Krieg kein erklarter Vernichtungskrieg war 277 Das Scheitern der Leipziger Prozesse sollte die Alliierten ab 1943 Moskauer Deklaration darin bestarken die Strafverfolgung der NS Verbrechen unter anderem im Rahmen der Nurnberger Prozesse zunachst selbst in die Hand zu nehmen 278 279 Einfluss auf Faschismus und Nationalsozialismus Der Nationalsozialismus und der italienische Faschismus bezogen wesentliche Teile ihrer besonderen Pragung und ihrer Legitimation aus dem Ersten Weltkrieg 280 Ohne den Ersten Weltkrieg und dessen Hinterlassenschaft ist das Dritte Reich nicht denkbar Die Popularitat des Nationalsozialismus hatte entscheidende psychologische Wurzeln die ohne dieses Vermachtnis nicht erklart werden konnen Das gleiche gilt auch fur seine Fahigkeit die Erinnerung an den Weltkrieg und das durch diesen zweifelsohne hervorgerufene Trauma zu beeinflussen und fur politische Zwecke zu instrumentalisieren Das galt vor allem fur die Ansicht dass Deutschland durch die Niederlage von 1918 in einer fortdauernde Katastrophe geworfen worden sei In den Augen Hitlers und der Fuhrungsriege des Regimes war der Zweite Weltkrieg das unerledigte Vermachtnis des Ersten Ian Kershaw 5 Die Mehrheit der Deutschen konnte die Niederlage weder akzeptieren noch verstehen 281 so fiel das von Nationalsozialisten kultivierte verfalschte Bild des Ersten Weltkriegs und der Grunde der Niederlage auf fruchtbaren Boden 5 Die Niederlage erklarte sich in diesem Muster mit den revolutionaren Aktivitaten linker Parteien und vor allem mit einer rassistischen Variante der Dolchstosslegende Versagen der Heimat die das Weltjudentum verantwortlich machte 282 Seit 1933 wurde diese Interpretation des Krieges zur Grundlage der politischen und ideologischen Formierung des neuen Deutschland Der Krieg nicht als Lehrmeister des Friedens sondern als Lehrmeister des nachsten Krieges und der Vorbereitung darauf so kann man diese Deutungen zusammenfassen die 1919 einsetzten und bis 1945 reichten ja selbst daruber hinaus indem noch bis weit in die Bundesrepublik hinein Versailles als Legitimation fur den Zweiten Weltkrieg herangezogen wurde Ulrich Herbert 283 Noch mehr als jene der Westfront hinterliessen die Ostfronterfahrung und die Ambitionen der Militarverwaltung Ober Ost ein schicksaltrachtiges Vermachtnis und einen radikalisierten Mythos den die Nationalsozialisten im Rahmen ihrer ideologischen und aussenpolitischen Zielsetzungen in gewalttatiges Handeln umsetzten Die Ziele Hitlers gingen in diesem Zusammenhang weit uber die Korrektur des Ersten Weltkriegs hinaus In einer rassistischen Utopie war der permanente Kampf im Osten unvermeidlich und erstrebenswert Die Lehren der Ostfront wurden von der nationalsozialistischen Bewegung aufgegriffen und mit ihren antisemitischen Dogmen zu einem schrecklichen neuen Plan fur den Osten verknupft dessen Realisierung im bevorstehenden Zweiten Weltkrieg erfolgen sollte 284 Italien das zu den Siegermachten gehorte litt dagegen unter dem Hochmut mit dem es von den Alliierten behandelt wurde und andererseits an der Unzufriedenheit uber die errungenen Kriegsgewinne Die Enttauschungen schufen ein Klima der Frustration das sich in der Parole vom verstummelten Sieg verdichtete 285 Die Italienische Regentschaft am Quarnero 1919 20 gepragt durch Gabriele D Annunzio gilt als erstes prafaschistisches System es nahm wesentliche Elemente des Nationalsozialismus und des italienischen Faschismus vorweg und gab den Wegweiser fur einen modernen Politikstil der auf die Einbeziehung der Massen und deren Manipulation setzt Benito Mussolini und seine Nationale Faschistische Partei nutzten dabei vor allem die massive Enttauschung der vom Krieg besonders hart getroffenen landlichen und kleinburgerlichen Unterschichten Die gesellschaftliche Akzeptanz der durch Illegalitat und Gewaltanwendung gekennzeichneten faschistischen Machtubernahme wird nicht zuletzt auf die Kriegserfahrung zuruckgefuhrt 285 Aufarbeitung und Rezeption Im zeitgenossischen Empfinden und in vielen Landern noch heute bleibt dieser Krieg wegen seiner Dauer seiner Intensitat in wirtschaftlicher technischer und intellektueller Hinsicht und nicht zuletzt wegen der zahllosen Opfer unter den Soldaten der grosse Krieg the Great War la Grande Guerre 286 und la Grande Guerra Speziell in Deutschland liegen die Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg im Schatten des Zweiten Weltkrieges zum einen wegen des Zivilisationsbruchs den das nationalsozialistische Regime im Zuge des Ostfeldzugs und des Holocaust angerichtet hat Zum anderen kam es im Ersten Weltkrieg nur zu vergleichsweise geringen materiellen Schaden auf deutschem Staatsgebiet Schon Jahre vor dem Kriegsausbruch 1914 war im Deutschen Reich vom kommenden Weltkrieg die Rede so im 1904 erschienenen antibritischen Roman Der Weltkrieg von August Wilhelm Otto Niemann Der Begriff Erster Weltkrieg wurde erstmals von Ernst Haeckel schon im September 1914 verwandt 287 er oder First World War tauchten zudem vereinzelt in weiteren Veroffentlichungen um 1920 21 auf und ist insofern nur eingeschrankt als Retronym zu bezeichnen 288 Historische Forschung Der Erste Weltkrieg zahlt in der Geschichtswissenschaft zu den wichtigsten Themen der Neueren Geschichte Die Weltkriegsforschung stellt ein Gebiet dar in dem sich allgemeine Forschungstendenzen widerspiegeln Seit Mitte der 1980er Jahre hat sich die Forschung vermehrt der Alltagsgeschichte der Erlebnisebene des kleinen Mannes zugewandt um die bisherige Dominanz der Elitenforschung aufzubrechen und eine Geschichte der Gesellschaft im Kriege auch von unten zu unterfuttern 289 Kreisten die Fragen bis in die 1960er Jahre um die Politikgeschichte wurde diese zunehmend von sozialgeschichtlichen Schwerpunkten abgelost Seit Mitte der 1990er Jahre dominieren Studien die sich der Erfahrungsgeschichte verpflichtet sehen oder den Reprasentationen des Krieges nachspuren Mittlerweile ist dabei ein disparates und ausdifferenziertes Forschungsfeld entstanden in dem sozial und kulturgeschichtliche Aspekte zusammengefuhrt werden 290 Die Historiographie der Mentalitaten wird zudem seit einiger Zeit modifiziert durch die auch im internationalen Massstab dominierende Kriegskultur Forschung In diesem Thema fliessen Mentalitaten Erfahrungswelten Propaganda und Ideologie wieder starker zusammen als in der reinen Erlebnis Forschung Besondere Beachtung findet dabei der Mythos des Kriegserlebnisses 291 In diesem Prozess hat sich die Militargeschichtsschreibung an die allgemeine Geschichtswissenschaft angenahert 290 Generelle Bedeutung des Krieges Der Erste Weltkrieg wird als Epochenschwelle Urkatastrophe und politisch kultureller Veranderungsraum bezeichnet der mit einer Delegitimation alter und der Ermoglichung neuer Ordnungen einherging Der Krieg brachte einen Umbruch der internationalen Beziehungen den Auftritt der neuen fuhrenden Machte Sowjetunion und USA sowie den Abstieg Europas als Welt und Ordnungsmachte Weitgehend Einigkeit besteht dabei in der Forschung daruber dass der Erste Weltkrieg wie es der US amerikanische Diplomat und Historiker George F Kennan ausdruckte politisch die Urkatastrophe des 20 Jahrhunderts war Er war ein Ereignis das sich fatal auf die weitere Geschichte Europas auswirkte Oktoberrevolution Stalinismus Faschismus Nationalsozialismus und schliesslich der Zweite Weltkrieg sind ohne die Erschutterungen des Ersten Weltkrieges nicht denkbar Einige Historiker fassen die Jahre von 1914 bis 1945 als zweiten Dreissigjahrigen Krieg zusammen und beschreiben die Zeit der Weltkriege als Katastrophenzeit der deutschen Geschichte Der Krieg wird zudem als politischer wirtschaftlicher und struktureller Zusammenbruch des bisherigen Europas gesehen Damit meinen wir das Scheitern der Funktionsfahigkeit des Systems der Grossen Machte das Scheitern ihres aussenpolitischen Zusammenspiels auf dem ja ein wesentlicher Teil ihrer Weltgeltung beruhte Die einen sehen dieses Scheitern bereits im Kriegsausbruch die anderen in der Unfahigkeit diesen Krieg rechtzeitig und ohne aussere Hilfe zu beenden 292 Hatte Europa 1913 noch 43 Prozent Anteil an der Weltproduktion so waren es zehn Jahre spater 1923 nur noch 34 Prozent Weiterhin werden gravierende innenpolitische gesellschaftliche und weitere wirtschaftliche Folgen sowie geistige und sozio kulturelle Veranderungen genannt Der Krieg zerstorte oder veranderte bestehende gesellschaftliche Normen und Regeln und politische Ordnungsvorstellungen Keine Einigkeit besteht jedoch zur Frage ob der Krieg nun vollig neue Entwicklungen hervorbrachte oder eher schon bestehende lediglich verstarkte 293 Mit dem Ersten Weltkrieg ging nach Meinung vieler Wissenschaftler eine Epoche zu Ende das lange 19 Jahrhundert wie es oft genannt wird das mit der Franzosischen Revolution 1789 begonnen hatte und gemeinhin als das burgerliche Zeitalter apostrophiert wird Andere Forscher bezweifeln dies der Krieg sei lediglich eine Binnenzasur innerhalb einer Epoche gewesen da er die im 19 Jahrhundert entstandenen Veranderungsprozesse eher vorantrieb als unterbrach Dem Krieg wird in diesem Zusammenhang die Funktion eines Katalysators zugesprochen der bereits eingeleitete Entwicklungen verstarkte oder ihnen zum Durchbruch verhalf so hatten beispielsweise wichtige Ideen Kunststromungen und Momente der modernen Massengesellschaft schon vor 1914 ihren Anfang genommen 293 Diskussion um Kriegsursachen Hauptartikel Kriegsschuldfrage Ausgelost hauptsachlich durch die im Versailler Vertrag behauptete alleinige Kriegsschuld des Deutschen Kaiserreichs entstand in der Weimarer Republik in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg ein umfangreiches apologetisches Schrifttum zur Abwehr der Kriegsschuldluge Der Versuch mithilfe eines vom deutschen Reichstag im August 1919 eingerichteten parlamentarischen Untersuchungsausschusses Verantwortliche zum Ausbruch zur Verlangerung und zum Verlust des Krieges zu benennen schlug weitgehend fehl Historiker der Siegerstaaten hielten uberwiegend an der alleinigen Kriegsschuld Deutschlands und seiner Verbundeten fest Die Zeit des Nationalsozialismus brachte in Deutschland eine Unterbrechung ernsthafter Forschung und fuhrte zu einer Abschottung von der westlichen Geschichtswissenschaft Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich zunachst die Ansicht des britischen Premiers David Lloyd George durch die Volker Europas seien in den Weltkrieg hineingeschlittert In den 1960er Jahren stellte der Hamburger Historiker Fritz Fischer dieses Geschichtsbild in Frage Er loste einen ersten jahrelangen Historikerstreit aus beginnend mit einem Artikel in der Historischen Zeitschrift im Jahre 1959 und vor allem seinem 1962 erschienenen Buch Griff nach der Weltmacht dem zufolge die deutsche Reichsfuhrung einen erheblichen Teil der historischen Verantwortung fur den Ausbruch des allgemeinen Krieges tragt 294 In der anschliessenden emotional eingefarbten Fischer Kontroverse die ihrerseits als Teil der deutschen Geschichte gelten kann verscharfte er seine Thesen bzgl der Kriegsschuld der deutschen Reichsfuhrung 295 Neuere Uberblicksdarstellungen gehen davon aus dass es sich bei der deutschen Politik in der Julikrise um eine hochriskante Krisenstrategie handelte die die Moglichkeit eines grossen Krieges bewusst in Kauf nahm ohne diesen allerdings unbedingt herbeifuhren zu wollen 296 Die fur notwendig befundene Verbesserung der eigenen Position sollte dabei mit Hilfe einer Politik der begrenzten Offensive unter Inkaufnahme eines kalkulierten Risikos durchgesetzt werden Die Bezeichnungen begrenzte Offensive und kalkuliertes Risiko genugen laut Jurgen Angelow jedoch nicht das Unverantwortliche und Abgrundige der deutschen Position vollstandig zum Ausdruck zu bringen Dagegen beschreibe der von jungeren Historikern verwendete Begriff Brinkmanship eine waghalsige Politik des unkalkulierten Risikos des Wandelns am Rande des Abgrunds a