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Als Isotope von altgriechisch ἴsos isos gleich und topos topos Ort Stelle bezeichnet man die verschiedenen Atomarten desselben chemischen Elements Isotope desselben Elements haben in ihren Atomkernen gleich viele Protonen aber unterschiedlich viele Neutronen Die Isotope eines Elements haben daher dieselbe Ordnungszahl aber verschiedene Massenzahlen es gibt also Sauerstoffisotope Eisenisotope usw Die verschiedenen Isotope eines Elements verhalten sich chemisch fast identisch Ausschnitt aus der Nuklidkarte mit einigen Isotopen der Elemente Nickel Kupfer und Zink An den chemischen Symbolen fur das Element Ni Cu Zn wird links oben die Massenzahl unten die Protonenzahl angegeben Schwarz Stabiles blau beta minus radioaktives rot beta plus radioaktives Isotop Der Name kommt daher dass alle Isotope eines Elements im Periodensystem am gleichen Platz stehen Getrennt voneinander dargestellt werden sie in einer Nuklidkarte Die Bezeichnung Isotop ist alter als der Begriff Nuklid der ganz allgemein Atomart bedeutet Isotop wird daher nach wie vor oft auch im Sinne von Nuklid benutzt d h auch dann wenn nicht nur von Atomen eines und desselben Elements die Rede ist Der Begriff Isotop wurde von Frederick Soddy gepragt der fur seine Arbeiten und Erkenntnisse im Bereich der Isotope und Radionuklide 1921 den Nobelpreis fur Chemie erhielt Von jedem bekannten Element mit Ausnahme des erstmals 2006 synthetisierten Oganesson Ordnungszahl 118 sind mehrere Isotope nachgewiesen s Liste der Isotope und Nuklidkarte Insgesamt sind rund 3300 Isotope bekannt davon sind etwa 240 stabil Alle anderen sind instabil das heisst ihre Atome wandeln sich durch radioaktiven Zerfall ihres Atomkerns nach mehr oder weniger langer Zeit in andere Atome um Bei manchen lange als stabil angesehenen Isotopen ist diese Zeit so lang dass ihr Zerfall erst in heutiger Zeit entdeckt wurde oder nur theoretisch vermutet wird Von den 91 naturlich vorkommenden Elementen haben die 22 Reinelemente nur jeweils ein stabiles Isotop Die ubrigen 69 werden in der Natur als Gemische mehrerer Isotope vorgefunden Mischelemente Dabei variiert das Isotopenverhaltnis geringfugig je nach Vorgeschichte des Vorkommens Isotopenfraktionierung was in Isotopenuntersuchungen unter anderem zur Bestimmung der Herkunft einer Probe ausgenutzt werden kann Als chemisches Atomgewicht eines Mischelements wird der gewichtete Durchschnittswert der verschiedenen Atommassen der Isotope dieses Elements in einem reprasentativen naturlichen Vorkommen angegeben Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnung und Formelschreibweise 2 Chemische Reaktionen von Isotopen 3 Mischelemente und Reinelemente 4 Beispiele fur Isotope und deren Nutzung 4 1 Wasserstoff 4 2 Helium 4 3 Kohlenstoff 4 4 Sauerstoff 4 5 Uran 5 Isotope in der Analytik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBezeichnung und Formelschreibweise BearbeitenDie Bezeichnungsweise ist in Nuklid ausfuhrlich beschrieben Im Text wird ein Isotop mit dem Elementnamen oder symbol mit der angehangten Massenzahl bezeichnet beispielsweise Sauerstoff 16 oder O 16 Eisen 56 oder Fe 56 Ausnahmen bilden manchmal die Wasserstoffisotope siehe folgenden Abschnitt Als Formelzeichen wird die Massenzahl dem Elementsymbol links oben hinzugefugt Die Kernladungszahl ist schon durch den Namen das Elementsymbol gegeben kann aber zusatzlich links unten an das Elementsymbol geschrieben werden sofern sie z B bei Kernreaktionen von Interesse ist wie in 3 6 L i 1 2 H 2 4 H e 2 4 H e displaystyle 3 6 mathrm Li 1 2 mathrm H rightarrow 2 4 mathrm He 2 4 mathrm He nbsp Tritt in der Bezeichnung noch ein m auf z B 16m1N so ist damit ein Kernisomer gemeint Wenn hinter dem m eine Zahl steht ist dies eine Nummerierung falls mehrere Isomere existieren Chemische Reaktionen von Isotopen BearbeitenIsotope eines Elements haben die gleiche Elektronenhulle Dadurch unterscheiden sie sich nicht in der Art der moglichen Reaktionen sondern nur in ihrer Reaktionsgeschwindigkeit weil diese etwas masseabhangig ist Der relative Massenunterschied ist bei schweren Elementen sehr gering Das Verhaltnis der Atommassen von Uran 238 und Uran 235 betragt 1 1 013 in ihrem chemischen Verhalten ist kein merklicher Unterschied zum Trennen mussen physikalische Methoden eingesetzt werden siehe Urananreicherung Bei den Lithiumisotopen Lithium 7 und Lithium 6 betragt das Verhaltnis 1 1 17 hier sind physikalisch chemische Trennmethoden moglich siehe Lithium Die Massenunterschiede der drei Wasserstoffisotope sind sehr gross 1H 2H 3H wie 1 2 3 weshalb sie chemisch leicht unterschiedlich reagieren und sogar eigene Namen und chemische Symbole erhielten Das weitaus haufigste Wasserstoffisotop 1H wird auch als Protium oder leichter Wasserstoff bezeichnet Das Isotop 2H wird auch als Deuterium oder schwerer Wasserstoff bezeichnet Symbol D Das Isotop 3H wird auch als Tritium oder uberschwerer Wasserstoff bezeichnet Symbol T Das unterschiedliche chemisch physikalische Verhalten von H und D zeigt sich bei der Elektrolyse von Wasser Wasser mit dem normalen 1H reagiert bevorzugt und wird in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt wahrend sich Wassermolekule die Deuterium enthalten im Restwasser anreichern gegenuber dem naturlichen Mengenverhaltnis von etwa 1 7 000 Dies erklart auch warum Norsk Hydro damals aufgrund massenhaft verfugbarer billiger Wasserkraft einer der fuhrenden Wasserelektrolyseure der Welt zu Beginn des Zweiten Weltkriegs uber die grossten Vorrate an schwerem Wasser verfugte Gerade in biologischen Prozessen sind teilweise Unterschiede zwischen Deuterium und Protium im Reaktionsverhalten bemerkbar was man sich bei deuteriumhaltigen Medikamenten deuterated drugs zunutze macht Mischelemente und Reinelemente BearbeitenSo gut wie alle auf der Erde naturlich vorkommenden Nuklide sind entweder stabil d h ein Zerfall wurde nicht beobachtet oder sind radioaktiv mit einer Halbwertszeit die nicht wesentlich kleiner als das Erdalter ist Diese bezeichnet man als primordiale Nuklide Dazu kommen gegebenenfalls kurzerlebige Tochterprodukte aus den Zerfallsreihen der primordialen Nuklide Insgesamt sind etwa 245 stabile Nuklide bekannt siehe Nuklidkarte stabile Nuklide sind mit schwarzem Hintergrund dargestellt Allerdings ist bei stabil zu unterscheiden ob der Zerfall des Nuklids naturgesetzlich ausgeschlossen erscheint oder ob er moglich erscheint aber noch nicht beobachtet wurde Die Anzahl der im letzteren Sinn stabilen Nuklide hat sich mit der Zeit immer wieder verringert Durch verbesserte Nachweismethoden sind einige ehemals als stabil angesehene Nuklide spater als radioaktiv erkannt worden Mit dem Nachweis der Radioaktivitat von Bismut 209 im Jahr 2003 ergab sich dass Blei 208 das schwerste stabile Nuklid und somit Blei das schwerste Element mit stabilen Isotopen ist 1 In der Natur vorkommende Elemente sind mehrheitlich Mischelemente d h Isotopengemische Die meisten naturlichen Isotope hat Zinn mit 10 Isotopen gefolgt von Xenon mit 9 naturlichen Isotopen von denen 8 stabil sind Elemente die dagegen nur aus einem naturlichen Isotop bestehen nennt man Reinelement Ein Reinelement hat also genau ein primordiales Isotop Diese Eigenschaft haben 19 stabile und 3 langlebige instabile Elemente Beispiele fur Isotope und deren Nutzung BearbeitenWasserstoff Bearbeiten Wasserstoff ist das Element mit dem starksten chemischen Isotopeneffekt Schwerer Wasserstoff 2H oder Deuterium dient im Schwerwasserreaktor als Moderator Uberschwerer Wasserstoff 3H oder Tritium ist radioaktiv Er entsteht in der Atmosphare durch die kosmische Strahlung sowie in Kernreaktoren Tritium wurde zwischen etwa 1960 und 1998 in Leuchtfarben fur Uhr Zifferblatter usw verwendet In grosseren Mengen sollen Deuterium und Tritium in Zukunft als Brennstoff fur Kernfusionsreaktoren gebraucht werden Helium Bearbeiten Helium ist das Element mit dem starksten physikalischen Isotopeneffekt Insbesondere im Tieftemperaturbereich verhalten sich die beiden Heliumisotope sehr verschieden da 3He ein Fermion und 4He ein Boson ist Dies wird in Mischungskryostaten zur Erzeugung besonders tiefer Temperaturen genutzt Kohlenstoff Bearbeiten Das radioaktive Kohlenstoffisotop 14C wird zur Altersbestimmung von organischen Materialien Archaologie benutzt Radiokohlenstoffmethode Naturlicher Kohlenstoff liegt hauptsachlich in den stabilen Isotopen 12C und 13C vor 14C entsteht in hohen atmospharischen Schichten aus der Reaktion von kosmischer Strahlung mit Stickstoff Sauerstoff Bearbeiten Das Verhaltnis der beiden stabilen Sauerstoffisotope 18O und 16O wird zur Untersuchung von Palao Temperaturen herangezogen Die stabilen Sauerstoffisotope eignen sich auch als naturliche Tracer in aquatischen Systemen 2 Uran Bearbeiten Das Isotop 235U dient als Brennstoff in Kernkraftwerken Fur die meisten Reaktortypen muss das Natururan dazu an 235U angereichert werden Fast reines 235U wird in manchen Kernwaffen verwendet Isotope in der Analytik BearbeitenSiehe auch Isotopenuntersuchung In Messungen des optischen Spektrums mit genugender Auflosung konnen Isotope eines Elements an ihren Spektrallinien unterschieden werden Isotopieverschiebung Die Isotopenzusammensetzung in einer Probe wird in der Regel mit einem Massenspektrometer bestimmt im Fall von Spurenisotopen mittels Beschleuniger Massenspektrometrie Radioaktive Isotope konnen oft anhand ihrer Zerfallsprodukte oder der abgegebenen ionisierenden Strahlung identifiziert werden Isotope spielen ferner eine Rolle in der NMR Spektroskopie So hat beispielsweise das gewohnliche Kohlenstoff Isotop 12C kein magnetisches Moment und ist daher nicht beobachtbar Untersuchungen am Kohlenstoff konnen daher nur mithilfe des wesentlich selteneren 13C Isotops erfolgen Isotope werden auch in der Aufklarung von Reaktionsmechanismen oder Metabolismen mit Hilfe der sogenannten Isotopenmarkierung verwendet Die Isotopenzusammensetzung des Wassers ist an verschiedenen Orten der Welt verschieden und charakteristisch Diese Unterschiede erlauben es etwa bei Lebensmitteln wie Wein oder Kase die Deklaration des Ursprungsortes zu uberprufen Die Untersuchung von bestimmten Isotopen Mustern insbesondere 13C Isotopen Mustern in organischen Molekulen wird als Isotopomeren Analyse bezeichnet Sie erlaubt unter anderem die Bestimmung intrazellularer Stoffflusse in lebenden Zellen Daruber hinaus ist die Analyse von 13C 12C 15N 14N sowie 34S 32S Verhaltnissen in der Okologie heute weit verbreitet Anhand der Fraktionierung lassen sich Stoffflusse in Nahrungsnetzen nachverfolgen oder die Trophieniveaus einzelner Arten bestimmen Auch in der Medizin dienen stabile Isotope als naturliche Tracer In der Hydrologie werden aus den Konzentrationsverhaltnissen von Isotopen Ruckschlusse auf hydrologische Prozesse gezogen Der Wasserkreislauf begleitet die meisten Stoffflusse ober und unterhalb der Erdoberflache Das Vienna Standard Mean Ocean Water VSMOV dient oft als Referenz Die Geochemie befasst sich mit Isotopen in Mineralen Gesteinen Boden Wasser und Erdatmosphare Siehe auch BearbeitenListe der Isotope Periodensystem PSE mit Anzahl der Isotope NuklidkarteLiteratur BearbeitenGeorge de Hevesy Isotope als Indikatoren in der physiologischen Forschung In Acta rheumatologica Band 6 Geigy Basel Mai 1955 Werner Stolz Radioaktivitat Grundlagen Messung Anwendungen 5 Auflage Teubner Wiesbaden 2005 ISBN 3 519 53022 8 Bogdan Povh K Rith C Scholz F Zetsche Teilchen und Kerne Eine Einfuhrung in die physikalischen Konzepte 7 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2006 ISBN 978 3 540 36685 0 Klaus Bethge Gertrud Walter Bernhard Wiedemann Kernphysik 2 Auflage Springer Berlin Heidelberg 2001 ISBN 3 540 41444 4 Hanno Krieger Grundlagen der Strahlungsphysik und des Strahlenschutzes 2 Auflage Teubner Wiesbaden 2007 ISBN 978 3 8351 0199 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Isotop Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Grosse Isotopentabelle bei der International Atomic Energy Agency IAEA Einzelnachweise Bearbeiten Pierre de Marcillac Noel Coron Gerard Dambier Jacques Leblanc Jean Pierre Moalic Experimental detection of a particles from the radioactive decay of natural bismuth In Nature Band 422 Nr 6934 April 2003 S 876 878 Ergebnistabelle 1 doi 10 1038 nature01541 nature com Paul Koniger Tracerhydrologische Ansatze zur Bestimmung der Grundwasserneubildung Inst fur Hydrologie Freiburg i Br 2003 DNB 969622139 uni freiburg de PDF zugl Dissertation Universitat Freiburg Normdaten Sachbegriff GND 4027801 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isotop amp oldid 235114298