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Isotopeneffekt auch Isotopieeffekt bezeichnet die Unterschiede in den chemischen und physikalischen Eigenschaften von Stoffen die davon herruhren dass das betreffende Element oder in einer chemischen Verbindung eines der Elemente in Form des einen oder des anderen Isotops vorliegt Inhaltsverzeichnis 1 Kinetischer Isotopeneffekt 2 Dynamischer Isotopeneffekt 3 Spektroskopie 4 Anwendungen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksKinetischer Isotopeneffekt BearbeitenIsotopeneffekte sind generell sehr klein da die verschiedenen Isotope eines Elements sehr ahnliche Massen haben Die markante Ausnahme tritt beim leichtesten Element Wasserstoff auf Da ein Deuterium doppelt so schwer ist wie ein Protium haben chemische Bindungen mit Deuteronen eine erheblich tiefer liegende Nullpunktsschwingungsenergie sie verhalten sich also quasi klassischer Damit einher geht eine deutlich erhohte Aktivierungsenergie fur Reaktionen die diese Bindung brechen mit der Folge dass solche Reaktionen bei gleicher Temperatur deutlich langsamer verlaufen als bei Bindungen mit H Atomen Eine C H Bindung bricht bei Raumtemperatur rund siebenmal schneller als eine C D Bindung 1 Deswegen zeigen viele Naturstoffe je nach ihrer Syntheseroute in der Natur eine charakteristische Isotopenverteilung von Deuterium die mithilfe der NMR Spektroskopie einfach nachgewiesen werden kann Beispielsweise kann an dem Isotopenverhaltnis von D zu H im Ethanol nachgewiesen werden ob der Wein aus Traubenzucker mithin aus Weintrauben vergoren wurde oder das Ethanol aus unerlaubt zugesetzter Saccharose also Rubenzucker stammt Viele begehrte Naturstoffe konnten heute relativ gunstig kunstlich hergestellt werden Die naturidentische Isotopenverteilung nachzustellen ware allerdings chemisch sehr anspruchsvoll und damit teurer als das Naturprodukt Auch bei der Untersuchung von chemischen Reaktionsmechanismen findet der kinetische Isotopeneffekt Anwendung Dazu wird ein Wasserstoffatom dessen Bindung wahrend der Reaktion gebrochen wird primarer Isotopeneffekt oder ein benachbartes sekundarer Isotopeneffekt durch Deuterium ersetzt Aus der durch NMR Spektroskopie leicht feststellbaren Verteilung der Isotope im Reaktionsprodukt und eventuell auch aus Anderungen der Reaktionsgeschwindigkeit konnen dann Ruckschlusse auf den Reaktionsmechanismus gezogen werden Dynamischer Isotopeneffekt BearbeitenDie Masse eines Molekuls beeinflusst auch die dynamischen Eigenschaften wie die Molekulrotation und translatorische Bewegung rotatorische Diffusion und translatorische Diffusion in molekularen Flussigkeiten Wie beim kinetischen Isotopeneffekt treten vor allem beim Ersatz von Wasserstoff durch Deuterium merkliche Effekte auf So ist bei 25 C der Selbstdiffusionskoeffizient von H2O um 23 grosser als der von D2O 2 Ein ahnlicher Effekt tritt auch bei der Rotationsdiffusion des Wassers auf Wegen des inversen Verhaltens von Diffusion und Viskositat ist dann die Viskositat des Wassers H2O bei 25 C um 23 niedriger als die des schweren Wassers D2O Bei anderen einfachen molekularen Flussigkeiten liegt der dynamische Isotopeneffekt auf Viskositat und Selbstdiffusion bei 25 C wenn man alle Wasserstoffatome durch Deuterium ersetzt immerhin noch im Bereich von ca 10 So ist der Effekt im Falle von Methanol bei 14 von Dimethylsulfoxid bei 12 von Ethanol bei 8 und von Benzol bei 6 3 Spektroskopie BearbeitenBei vielen Spektroskopiearten zeigen unterschiedliche Isotope oder isotopenmarkierte Verbindungen leicht abweichende Spektralbanden Bei schwereren Elementen deren Isotope sich nur um wenige Massenprozent unterscheiden verschwinden diese Unterschiede oft vollig in der naturlichen Linienbreite des Spektrums Anwendungen BearbeitenSchweres Wasser D2O kann mit hohem Aufwand destillativ gewonnen werden Es hat einen um 1 42 C hoheren Siedepunkt als leichtes Wasser In naturlichem Wasser kommt in geringer Konzentration D2O vor was sich ebenfalls infolge seines leicht erhohten Siedepunktes zunachst beim Destillieren im Sumpf anreichert Da Wassermolekule ihre Protonen sehr schnell untereinander austauschen Autoprotolyse bildet sich im Sumpf D2O Bei der Gewinnung von schwerem Wasser durch Elektrolyse wird der kinetische Isotopeneffekt s o ausgenutzt schweres Wasser zersetzt sich langsamer und reichert sich dadurch an Rentabel kann dieses Verfahren aber nur durch den hohen Marktwert des dabei als Nebenprodukt entstehenden leichten Wasserstoffs sein Einzelnachweise Bearbeiten Atkins Physikalische Chemie 2 Auflage VCH 1996 Hermann Weingartner Chapter 3 NMR studies of self diffusion in liquids In Annual Reports Section C Physical Chemistry Band 91 1994 S 37 69 doi 10 1039 PC9949100037 Manfred Holz Xi an Mao Dieter Seiferling Experimental study of dynamic isotope effects in molecular liquids Detection of translation rotation coupling In Journal of Chemical Physics Band 104 1996 S 669 679 doi 10 1063 1 470863 Weblinks BearbeitenIsotopeneffekt auf Lichtspektren inkl Skizzen Fotos und Literaturhinweisen u a Veranschaulichung des Isotopeneffekts mit einer Balmer Lampe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Isotopeneffekt amp oldid 229372644