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Ein Radionuklid bezeichnet man als primordial lat von erster Ordnung wenn es schon bei der Entstehung der Erde vorhanden war und noch nicht vollstandig zerfallen ist Es kommt daher in der Natur vor ohne dass es durch naturliche oder technische Prozesse nachgeliefert wurde Die Bezeichnung primordiales Radionuklid wird meist zu primordiales Nuklid verkurzt Unter Annahme eines Erdalters von 4 6 Milliarden Jahren muss die Halbwertszeit eines Nuklids oberhalb von 50 Millionen Jahre liegen damit uberhaupt eine Chance eines Nachweises besteht Damit kommen maximal 288 Nuklide in Frage Nach aktuellem Kenntnisstand teilen sich diese in 253 stabile und in 35 primordiale auf Die nach fallenden Halbwertszeiten geordnete Liste endet mit Platin 190 650 Mrd Jahre 99 5 Samarium 147 106 Mrd Jahre 97 Lanthan 138 105 Mrd Jahre 97 Rubidium 87 49 Mrd Jahre 94 Rhenium 187 41 Mrd Jahre 93 Lutetium 176 38 Mrd Jahre 92 Thorium 232 14 Mrd Jahre 80 Uran 238 4 47 Mrd Jahre 49 Kalium 40 1 25 Mrd Jahre 7 8 Uran 235 704 Mio Jahre 1 08 Plutonium 244 80 Mio Jahre 5 10 16 Die Prozentzahlen geben hierbei den Anteil an der nach 4 6 Milliarden Jahren von ursprunglich 100 noch vorhanden ist Das Plutoniumisotop 244Pu Halbwertszeit 80 Mio Jahre 1 konnte 1971 mit dem Verfahren der Massenspektrometrie als Radionuklid nachgewiesen werden 2 Seine Halbwertszeit ist im Erdalter schon uber 57 mal abgelaufen es ware damit das verganglichste primordiale Nuklid Seine ursprungliche Konzentration war ca 1 5 1017 mal so hoch wie heute Sein Massenanteil in einigen Erzen liegt bei 10 18 Spatere Messungen mit empfindlicheren Methoden wiesen allerdings in den gleichen Proben keine Spuren von 244Pu nach 3 Die primordialen Nuklide sind meist mit anderen zum Teil stabilen Isotopen des gleichen Elements vermischt Weitere wichtige primordiale Nuklide ausser den oben bereits genannten sind z B 190Pt 204Pb 209Bi und 40K Letzteres in allen lebenden Organismen enthalten hat eine Halbwertszeit von 1 28 Milliarden Jahren Die Abgrenzung zwischen stabilen und primordialen Radio Nukliden ist wegen der langen Halbwertszeiten schwierig Fur einige theoretisch instabile Nuklide konnte der Zerfall experimentell noch nicht nachgewiesen werden Ein Beispiel ist das metastabile Nuklid 180mTa dessen Zerfall in den Grundzustand 180Ta noch nicht beobachtet werden konnte Die langsten beobachteten Halbwertszeiten liegen im Bereich von Quadrillionen Jahren 128Te mit 7 2 1024 a Bei einigen primordialen Nukliden insbesondere 235U 238U und 232Th ist das Zerfallsprodukt Tochternuklid nicht stabil sondern ebenfalls radioaktiv Bei den vorgenannten Nukliden ist dies uber mehrere Generationen von Tochternukliden der Fall Haben wie bei den vorgenannten Nukliden die Tochternuklide kurzere Halbwertszeiten als das Ausgangsnuklid dann stellt sich nach langerer Zeit ein sakulares Gleichgewicht ein bei dem die Aktivitat der Tochternuklide gleich der Aktivitat der Mutternuklide ist In ungestorten Gesteinen die Uran oder Thorium enthalten sind daher immer auch alle Tochternuklide der Uran Radium und Uran Actinium Zerfallsreihen bzw der Thorium Zerfallsreihe enthalten Dies fuhrt dazu dass reiche Uranerze starker radioaktiv sind als reines Uran Dieser Sachverhalt fiel Marie Curie und ihrem Mann Pierre auf als sie damals bereits verfugbare Uransalzlosungen mit Pechblende aus dem Erzgebirge verglichen Dies fuhrte die beiden zu dem korrekten Schluss dass in Pechblende weitere radioaktive Elemente enthalten sein mussen Es gelang den Curies eines dieser Elemente Radium erstmals nachzuweisen wofur sie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden 4 5 In manchen Nuklidkarten sind die primordialen Radionuklide besonders gekennzeichnet z B in der Karlsruher Nuklidkarte durch einen schwarzen Balken oben in ihrem farbigen Feld Die langlebigsten primordialen Nuklide sind solche die sich nur durch den seltenen Prozess des doppelten Betazerfalls umwandeln konnen wahrend der einfache Betazerfall bei ihnen nicht moglich ist Rekordhalter ist das erwahnte Tellur 128 mit der Halbwertszeit von 7 2 1024 Jahren siehe Liste der Isotope Ordnungszahl 51 bis Ordnungszahl 60 dies ist das etwa 520 Billionen fache des Alters des Universums Praktische Bedeutung in technischer Hinsicht oder als Teil der naturlichen Belastung durch terrestrische Strahlung haben Thorium 232 Uran 238 Uran 235 und Kalium 40 Die Radioaktivitat langerlebiger Nuklide ist ausserhalb akademischer Betrachtungen und extrem sensibler Messungen bedeutungslos Kurzerlebige primordiale Nuklide sind nicht mehr in relevanten Mengen auf Erden zu finden Siehe auch BearbeitenNuklidkarte primordiale Nuklide sind braun hinterlegt dargestellt Primordiale NukleosyntheseLiteratur BearbeitenHanno Krieger Strahlenphysik Dosimetrie und Strahlenschutz Band 1 Grundlagen 4 Auflage Springer 1998 ISBN 978 3 519 33052 3 Winfried Koelzer Lexikon zur Kernenergie 2017 KIT Scientific Publishing ISBN 978 3 7315 0631 7 S 167 Hans Volker Klapdor Kleingrothaus und Andreas Staudt Teilchenphysik ohne Beschleuniger Teubner 1995 ISBN 978 3 519 03088 1 Einzelnachweise Bearbeiten Liste der Isotope Ordnungszahl 91 bis Ordnungszahl 100 94 Plutonium D C Hoffman F O Lawrence J L Mewherter F M Rourke Detection of Plutonium 244 in Nature In Nature Bd 234 1971 S 132 134 doi 10 1038 234132a0 J Lachner Attempt to detect primordial 244Pu on Earth In Physical Review C 85 Jahrgang 2012 S 015801 doi 10 1103 PhysRevC 85 015801 https www nobelprize org prizes themes marie and pierre curie and the discovery of polonium and radium http large stanford edu courses 2021 ph241 lui2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Primordiales Nuklid amp oldid 230233557