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Die primordiale Nukleosynthese BBN Big Bang Nucleosynthesis ist die Bildung von hauptsachlich 4He und Spuren anderer leichter Nuklide aus Protonen und Neutronen etwa 100 bis 1000 Sekunden nach dem Urknall Die schwereren Elemente entstehen in Sternen also viel spater Die BBN Theorie liefert die Mengenverhaltnisse der Nuklide Ihre Parameter sind nicht frei sondern Messwerte Massen und Reaktionsraten der Teilchen werden im Labor bestimmt und das anfangliche Baryon zu Photon Verhaltnis h displaystyle eta ergibt sich immer genauer 1 aus dem Muster des kosmischen Mikrowellenhintergrunds CMB Das Ergebnis dass 75 5 der Baryonen als Protonen 1H ubrig bleiben und 24 5 sich in Helium 4He wiederfinden sollten stimmt genau mit den Beobachtungen uberein Dies gilt als eine der starksten Stutzen fur die Urknall Theorie neben der kosmologischen Rotverschiebung und des CMB Die zu 4He fuhrenden Reaktionsketten liefen wegen der schnell abnehmenden Dichte und Temperatur des Kosmos nicht ganz vollstandig ab Es verblieben kleine Spuren von Zwischenprodukten Nach dem Zerfall der radioaktiven Nuklide T 3H und 7Be waren das noch D 2H 3He und 7Li Deren Anteile 10 4 bis 10 10 bezogen auf H hangen von h displaystyle eta ab das damit fur diesen Zeitpunkt messbar wird h displaystyle eta ist auch aus dem CMB also fur den Zeitpunkt der Rekombination messbar sowie aus der aktuell sichtbaren Materie Die beobachtete Konstanz von h displaystyle eta stutzt das Standardmodell bzw schrankt Modifikationen ein 2 Die grosste Diskrepanz zu beobachteten Anteilen gilt als Lithiumproblem Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der Theorie 2 Zeitlicher Ablauf 3 Verbindung zu anderen kosmologischen Modellen 4 Literatur 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntstehung der Theorie BearbeitenDie Idee zur primordialen Nukleosynthese geht auf Arbeiten des amerikanischen Physikers George Gamow im Jahre 1946 zuruck 1950 beschrieb der Japaner Chushiro Hayashi die Neutron Proton Gleichgewichtsprozesse zur Erzeugung der leichten Elemente und 1966 erstellte Ralph Alpher ein Modell der 4He Synthese In der Folge kam es zu weiteren Verfeinerungen des Modells aufgrund immer besserer Kenntnis der Kernreaktionsraten der beteiligten Nukleonen Zeitlicher Ablauf BearbeitenNach der heute akzeptierten Theorie konnten die Prozesse zur Bildung der ersten Atomkerne etwa eine Hundertstelsekunde nach dem Urknall beginnen Das Universum hatte sich zu diesem Zeitpunkt so weit abgekuhlt dass die bisher als Plasma vorliegenden Quarks zu Protonen und Neutronen im Verhaltnis 1 1 kondensierten Die Temperatur betrug zu diesem Zeitpunkt noch ca 10 Mrd Kelvin das entspricht einer mittleren kinetischen Energie von etwa 1 3 MeV Im weiteren Verlauf der Nukleosynthese verschob die abnehmende Temperatur das Neutron Proton Gleichgewicht immer mehr zugunsten der Protonen Etwa 1 Sekunde nach dem Urknall entkoppelten die Neutrinos von der Materie Elektronen und Positronen zerstrahlten Das Verhaltnis von Neutronen zu Protonen war auf etwa 1 6 abgesunken Die Temperatur betrug zu diesem Zeitpunkt ca 600 Mio Kelvin die mittlere kinetische Energie knapp 80 keV sodass sich erstmals Protonen und Neutronen zu Deuteronen Deuteriumkernen verbinden konnten Allerdings wurde dieses durch hochenergetische Photonen sofort wieder aufgespalten Ein wichtiger Parameter der Theorie ist daher das Verhaltnis von baryonischer Materie zu Photonen von dem der Beginn der effektiven Deuteronen Synthese abhangt Das Standardmodell der Kosmologie nimmt dieses in der Grossenordnung von 10 10 an Erst eine Minute nach dem Urknall hatte sich das Universum so weit abgekuhlt 60 Mio Kelvin oder knapp 8 keV dass effektiv Deuteronen gebildet werden konnten Da in diesem Zeitraum weitere Neutronen zerfielen das freie Neutron hat eine Halbwertszeit von knapp 15 Minuten betrug das Verhaltnis von Neutronen zu Protonen jetzt nur noch 1 7 Die verbleibenden Neutronen wurden zu 99 99 Prozent in 4He gebunden Aufgrund der hohen Bindungsenergie des 4He Kerns und weil kein stabiler Kern mit Massenzahl 5 bzw 8 existiert wird 4He kaum abgebaut Nur das Element Lithium in Form des Isotops 7Li wurde noch in geringem Ausmass bei Kernreaktionen gebildet 5 Minuten nach dem Urknall war die Teilchendichte und damit die Temperatur des Universums so weit gesunken dass die primordiale Nukleosynthese im Wesentlichen beendet war Das Resultat der primordialen Nukleosynthese waren neben 4He Spuren von Deuteronen Tritonen Tritiumkernen und Helionen 3He Kerne als Zwischenprodukte der Helium 4 Synthese sowie die Protonen die keine Neutronen als Reaktionspartner gefunden hatten Die noch ubriggebliebenen freien Neutronen zerfielen im Verlauf der nachsten Minuten die Tritonen im Verlauf weiterer Jahrzehnte Die Theorie sagt ein Massenverhaltnis von 75 Prozent Wasserstoff Protonen zu 25 Prozent Helium voraus Dieser Wert stimmt ausserst gut mit den Beobachtungen der altesten Sterne uberein was ein Grund fur die breite Akzeptanz dieser Theorie ist Gerade fur 4He wurden Messungen auch ausserhalb unserer Milchstrasse gemacht die das Ergebnis bestatigen Auch die relativen Haufigkeiten von Deuterium und 3He werden von der Theorie sehr gut erklart Fur Lithium ergibt sich jedoch eine Abweichung zwischen dem gemessenen Wert und dem theoretisch berechneten der fast dreimal grosser ist 3 Dies wird als primordiales Lithiumproblem bezeichnet Verbindung zu anderen kosmologischen Modellen BearbeitenDie primordiale Nukleosynthese ist heute eines der wichtigsten Standbeine des Standardmodells der Kosmologie In ihrem Rahmen wurde erstmals auch die kosmische Hintergrundstrahlung vorhergesagt Die primordiale Nukleosynthese wird ferner als wichtiges Indiz fur die Existenz nicht baryonischer dunkler Materie gewertet zum einen limitiert sie die Menge der Baryonen im Universum durch ihr Verhaltnis zu den Photonen zum anderen macht es die gleichmassige Verteilung der Baryonen wahrend der primordialen Nukleosynthese wahrscheinlich dass die heute beobachtete kornige Struktur des Universums nicht durch die Baryonen sondern durch die Dichteschwankungen eines nur schwach wechselwirkenden und damit nicht baryonischen schweren Elementarteilchens ausgepragt werden konnte Literatur BearbeitenArnold Hanslmeier Einfuhrung in Astronomie und Astrophysik 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Berlin Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1846 3 S 477 Siehe auch BearbeitenAlpher Bethe Gamow Theorie BaryogeneseWeblinks BearbeitenAndreas Muller Lexikon der AstrophysikEinzelnachweise Bearbeiten Brian D Fields et al Big Bang Nucleosynthesis After Planck arxiv 1912 01132 Hao Yu Ke Yang Jin Li Constraints on running vacuum models with the baryon to photon ratio arxiv 2103 02170 S Q Hou J J He A Parikh D Kahl C A Bertulani Non extensive statistics to the cosmological lithium problem In The Astrophysical Journal Band 834 Nr 2 11 Januar 2017 ISSN 1538 4357 S 165 doi 10 3847 1538 4357 834 2 165 iop org abgerufen am 23 Juli 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4815341 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Primordiale Nukleosynthese amp oldid 237558612