www.wikidata.de-de.nina.az
Die relative Haufigkeit ist eine Gliederungszahl und ein Mass der deskriptiven Statistik Sie gibt den Anteil der Elemente einer Menge wieder bei denen eine bestimmte Merkmalsauspragung vorliegt Sie wird berechnet indem die absolute Haufigkeit eines Merkmals in einer zugrundeliegenden Menge durch die Anzahl der Objekte in dieser Menge geteilt wird Die relative Haufigkeit ist also eine Bruchzahl und hat einen Wert zwischen 0 und 1 Berechnung der relativen Haufigkeit als Mengendiagramm Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeine mathematische Definition 2 Beispiele 2 1 Anteil der Madchen in einer Schulklasse 2 2 Wahlumfragen 3 Eigenschaften 4 Relative Haufigkeit und Wahrscheinlichkeit 4 1 Frequentistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff 4 2 Gesetz der grossen Zahlen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseAllgemeine mathematische Definition BearbeitenRelative Haufigkeiten werden bezuglich einer zugrundeliegenden Menge berechnet Diese Menge kann sowohl eine Grundgesamtheit als auch eine Stichprobe sein Um die relative Haufigkeit zu definieren nehmen wir an dass die zugrundeliegende Menge n displaystyle n nbsp Elemente aufweist Unter diesen n displaystyle n nbsp Elementen tritt H n A displaystyle H n A nbsp mal das Ereignis A displaystyle A nbsp auf Die relative Haufigkeit wird berechnet als die Anzahl der Beobachtungen mit dem Merkmal A displaystyle A nbsp dividiert durch die Gesamtzahl aller Elemente in der zugrundeliegenden Menge Die relative Haufigkeit ergibt sich daher als h n A H n A n displaystyle h n A frac H n A n nbsp H n A displaystyle H n A nbsp wird auch als absolute Haufigkeit bezeichnet Im Gegensatz zur relativen Haufigkeit h n A displaystyle h n A nbsp sind sinnvolle Vergleiche zwischen Stichproben oder Grundgesamtheiten unterschiedlicher Grosse mit der absoluten Haufigkeit H n A displaystyle H n A nbsp in der Regel nicht moglich Beispiele BearbeitenAnteil der Madchen in einer Schulklasse Bearbeiten In einer Klasse A sind 24 Schuler davon 12 Madchen In Klasse B sind 18 Schuler davon 9 Madchen Das heisst in Klasse A sind mehr Madchen 12 als in Klasse B 9 wenn man die absolute Haufigkeit betrachtet Betrachtet man die Haufigkeit an Madchen hingegen relativ zur jeweiligen Klassengrosse sieht man dass in beiden Klassen der gleiche Anteil an Madchen ist In Klasse A ist die relative Haufigkeit an Madchen 0 5 12 24 und in Klasse B ebenfalls 0 5 9 18 Die relative Haufigkeit lasst sich auch leicht in eine Prozentzahl umrechnen indem man sie mit 100 multipliziert Somit bestehen beide Klassen zu 50 0 5 100 aus Madchen Wahlumfragen Bearbeiten Bei einer Wahlumfrage werden 600 Wahlberechtigte in Bayern befragt sowie 200 Wahlberechtigte in Berlin In Bayern geben 120 Befragte an die Partei A zu wahlen In Berlin sagen 100 Befragte dass sie die Partei A wahlen wurden Die absolute Haufigkeit fur Wahler der Partei A ist also in Bayern hoher als in Berlin namlich 120 Befragte in Bayern gegenuber 100 Befragten in Berlin Dies ist jedoch auf den Umstand zuruckzufuhren dass in Bayern drei Mal so viele Personen befragt wurden wie in Berlin Ein Vergleich der absoluten Haufigkeiten ist daher nicht sinnvoll Im Gegensatz dazu ermoglicht die relative Haufigkeit einen Vergleich bezuglich der Popularitat der Partei A zwischen Bayern und Berlin In Bayern betragt die relative Haufigkeit 0 2 120 600 Fur Berlin berechnet man als relative Haufigkeit 0 5 100 200 Partei A ist in Berlin also wesentlich beliebter als in Bayern Eigenschaften BearbeitenIm Gegensatz zur absoluten Haufigkeit bewegt sich die relative Haufigkeit immer zwischen 0 und 1 Dadurch kann man verschiedene relative Haufigkeiten miteinander vergleichen obwohl sie sich auf eine unterschiedliche Bezugsgrosse beziehen In der deskriptiven Statistik werden relative Haufigkeiten daher verwendet um Haufigkeitsverteilungen unabhangig von der Zahl der Elemente in der Grundgesamtheit also unabhangig vom Stichprobenumfang vergleichen zu konnen Im Rahmen der Inferenzstatistik und Stochastik wird die relative Haufigkeit als Maximum Likelihood Schatzer fur den Parameter Erfolgswahrscheinlichkeit einer Binomialverteilung verwendet Fur die relative Haufigkeit gelten folgende Rechenregeln 0 h n A 1 displaystyle 0 leq h n A leq 1 nbsp aufgrund der Normierung auf die Anzahl n displaystyle n nbsp der Wiederholungen h n W 1 displaystyle h n Omega 1 nbsp fur das sichere Ereignis h n A B h n A h n B h n A B displaystyle h n A cup B h n A h n B h n A cap B nbsp fur die Summe von Ereignissen h n A 1 h n A displaystyle h n bar A 1 h n A nbsp fur das komplementare Ereignis Relative Haufigkeit und Wahrscheinlichkeit BearbeitenFrequentistischer Wahrscheinlichkeitsbegriff Bearbeiten Hauptartikel Wahrscheinlichkeitsauffassung Der frequentistische Wahrscheinlichkeitsbegriff interpretiert die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses als die relative Haufigkeit mit der es in einer grossen Anzahl gleicher wiederholter voneinander unabhangiger Zufallsexperimente auftritt Dies ist die sogenannte Limes Definition nach von Mises Voraussetzung fur diesen Wahrscheinlichkeitsbegriff ist die beliebige Wiederholbarkeit des Experiments die einzelnen Durchgange mussen voneinander unabhangig sein 1 Beispiel Man wurfelt 100 Mal und erhalt folgende Verteilung die 1 fallt 10 Mal das entspricht einer relativen Haufigkeit von 10 die 2 fallt 15 Mal 15 die 3 ebenfalls 15 Mal 15 die 4 in 20 die 5 in 30 und die 6 in 10 der Falle Nach 10 000 Durchgangen haben die relativen Haufigkeiten sich falls ein fairer Wurfel vorliegt in der Nahe der Wahrscheinlichkeiten stabilisiert sodass z B die relative Haufigkeit fur das Wurfeln einer 3 ungefahr bei 16 6 liegt Die heute als Grundlage der Wahrscheinlichkeitstheorie verwendete axiomatische Wahrscheinlichkeitsdefinition kommt ohne den Ruckgriff auf den Begriff der relativen Haufigkeit aus 2 Auch bei Verwendung dieser Wahrscheinlichkeitsdefinition existiert jedoch mittels des Gesetzes der grossen Zahlen eine enge Beziehung zwischen Wahrscheinlichkeit und relativer Haufigkeit 3 Gesetz der grossen Zahlen Bearbeiten Als Gesetze der grossen Zahlen werden bestimmte Konvergenzsatze fur die fast sichere Konvergenz und die Konvergenz in Wahrscheinlichkeit von Zufallsvariablen bezeichnet 3 In ihrer einfachsten Form besagen diese Satze dass sich die relative Haufigkeit eines Zufallsergebnisses in der Regel der Wahrscheinlichkeit dieses Zufallsergebnisses annahert wenn das zu Grunde liegende Zufallsexperiment immer wieder durchgefuhrt wird 3 Die Gesetze der grossen Zahlen konnen von Kolmogorovs axiomatischer Wahrscheinlichkeitsdefinition ausgehend bewiesen werden Somit existiert ein enger Zusammenhang zwischen relativer Haufigkeit und Wahrscheinlichkeit auch dann wenn man kein Vertreter der objektivistischen Wahrscheinlichkeitsauffassung ist Literatur BearbeitenBernhard Ruger Induktive Statistik Einfuhrung fur Wirtschafts und Sozialwissenschaftler R Oldenbourg Verlag Munchen Wien 1988 ISBN 3 486 20535 8 Einzelnachweise Bearbeiten Bernhard Ruger 1988 S 8 ff Bernhard Ruger 1988 S 11 ff a b c Bernhard Ruger 1988 S 79 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Relative Haufigkeit amp oldid 234371907