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Die Lebensdauer genauer mittlere Lebensdauer als Fachbegriff der Physik ist die durchschnittliche Verweilzeit eines Objekts in einem bestehenden Zustand bis zu einer plotzlichen Anderung Sie ist eine Kenngrosse fur ein Ensemble das aus vielen identischen Objekten besteht Insbesondere wird sie an instabilen Teilchen beobachtet und fur diese hier beschrieben Hierzu gibt es ein Modell wonach jedes Objekt einzeln rein zufallig irgendwann ausscheidet Entsprechendes gilt fur ein System in einem angeregten Zustand das rein zufallig in seinen Grundzustand ubergeht Steht einem Objekt kein Zustand niedrigerer Energie zur Verfugung als im gegenwartig eingenommenen Zustand und wird ihm keine Energie zugefuhrt so ist es stabil und seine Lebensdauer ist unendlich Konnen die Objekte jedoch spontan in einen Zustand niedrigerer Energie ubergehen zerfallen bildet ihre jeweilige Lebensdauer eine Haufigkeitsverteilung Aus dem bisherigen Verlauf der Anzahl der verbliebenen Objekte lasst sich fur das gesamte Ensemble eine reprasentative Verweilzeit angeben Das Modell besagt dass die Wahrscheinlichkeit fur das Uberleben eines Individuums weder von seinem Alter noch von einer gegenseitigen Beeinflussung abhangt somit auch nicht von der Grosse der verbleibenden Population Wenn demnach der Zerfall spontan auftritt also nach keinem bekannten Gesetz vorhersehbar ergeben sich individuelle Lebensdauern uber jede denkbare Zeitspanne Fur dieses Modell existiert die nachfolgend angegebene mathematische Beschreibung Diese enthalt eine charakterisierende Rechengrosse die sich als Lebensdauer im Sinne einer mittleren Lebensdauer des Ensembles bezeichnen lasst Beispielsweise im Zusammenhang mit radioaktiven Atomkernen und Elementarteilchen liefert das Modell mit der Beobachtung ubereinstimmende Ergebnisse In den Biowissenschaften hat der Begriff der Lebenserwartung eine vergleichbare Bedeutung hier liegt allerdings aufgrund der biologischen Alterungsprozesse eine Abhangigkeit von der Zeit vor Inhaltsverzeichnis 1 Lebensdauer und Zerfallswahrscheinlichkeit 2 Partielle Lebensdauer 3 Halbwertszeit 4 Verbindung mit der Quantentheorie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLebensdauer und Zerfallswahrscheinlichkeit BearbeitenUnter der Annahme dass von der Anzahl der existierenden Teilchen N displaystyle N nbsp in der Zeitspanne D t displaystyle Delta t nbsp ein zu N displaystyle N nbsp proportionaler Anteil D N displaystyle Delta N nbsp spontan zerfallt so gilt 1 2 D N l N D t displaystyle Delta N lambda N Delta t nbsp mit der Zerfallskonstanten oder Zerfallswahrscheinlichkeit l displaystyle lambda nbsp Daraus ergibt sich durch Integration N t N 0 e l t displaystyle N t N 0 mathrm e lambda t nbsp worin N 0 displaystyle N 0 nbsp die Anzahl der Teilchen zu Beginn des Beobachtungsprozesses ist Fur die zeitliche Entwicklung der Anzahl der noch nicht zerfallenen Teilchen ergibt sich eine Exponentialverteilung Als die Rechengrosse Lebensdauer t displaystyle tau nbsp wird der Kehrwert der Zerfallskonstanten verwendet 3 t 1 l displaystyle tau frac 1 lambda nbsp Sie ist daher die Zeit nach der die Anzahl der Teilchen auf den Bruchteil 1 e 37 abgefallen ist Partielle Lebensdauer BearbeitenWenn fur Elementarteilchen verschiedene Zerfallskanale bestehen gibt es mehrere einzelne partielle Zerfallkonstanten die sich zur Gesamtzerfallskonstanten addieren 4 Formal kann zu jeder der partiellen Zerfallskonstanten der Kehrwert als partielle Lebensdauer angegeben werden dies geschieht manchmal aus Grunden der Anschaulichkeit Die partielle Lebensdauer ist aber eine fiktive nicht beobachtbare Grosse Sie ware die Lebensdauer des Systems wenn der betreffende Zerfallskanal der einzig mogliche ware 5 Der beobachtbare Zerfall zeigt unabhangig davon welcher der Zerfallskanale beobachtet wird immer die Lebensdauer die der totalen Zerfallskonstanten entspricht Halbwertszeit BearbeitenManchmal insbesondere auf dem Gebiet der Radioaktivitat wird statt der Lebensdauer die Halbwertszeit T 1 2 displaystyle T 1 2 nbsp verwendet d h die Zeit nach welcher die Halfte des Ensembles noch vorhanden ist Bei Vorliegen einer Exponentialverteilung errechnet sich die Halbwertszeit aus der Lebensdauer bzw der Zerfallskonstante mit T 1 2 t ln 2 ln 2 l displaystyle T 1 2 tau ln 2 frac ln 2 lambda nbsp Sie betragt damit etwa 69 der Lebensdauer Im Fall mehrerer Zerfallskanale werden gelegentlich der Anschaulichkeit zuliebe wie bei der Lebensdauer auch fiktive partielle Halbwertszeiten genannt Halbwertszeiten und Zerfallskanale von Radionukliden sind z B in der Karlsruher Nuklidkarte angegeben Verzweigungsverhaltnisse und weitere Daten finden sich in dem umfangreichen Buch Table of Isotopes 6 Verbindung mit der Quantentheorie BearbeitenDurch die heisenbergsche Unscharferelation lasst sich folgender Zusammenhang zwischen der Unscharfe einer beliebigen Observablen A displaystyle A nbsp und ihrer zeitlichen Entwicklung finden D E D A 1 2 H A ℏ 2 d d t A displaystyle Delta E Delta A geq frac 1 2 left langle H A rangle right geq frac hbar 2 left frac mathrm d mathrm d t langle A rangle right nbsp Daraus ergibt sich eine Verbindung zwischen der Energieunscharfe oder Zerfallsbreite G 2 D E displaystyle Gamma 2 Delta E nbsp eines Ubergangs oder Zerfalls und seiner Lebensdauer 7 G t ℏ displaystyle Gamma tau hbar nbsp Zur Bestimmung sehr kurzer Lebensdauern wird die Breite der Energieverteilung beispielsweise von emittierten Photonen oder einem Peak in einer Anregungsfunktion gemessen und mittels dieser Formel die Lebensdauer berechnet Eine doppelte Standardabweichung von etwa 66 keV ergibt eine Lebensdauer von 10 20 Sekunden Siehe auch BearbeitenExponentieller Prozess Energie Zeit Unscharferelation zur quantentheoretischen Betrachtung Lebensdauer Technik Literatur BearbeitenFritz W Bopp Kerne Hadronen und Elementarteilchen 2 Auflage Springer 2014 ISBN 978 3 662 43666 0Weblinks BearbeitenParticle Data GroupEinzelnachweise Bearbeiten Hanno Krieger Grundlagen der Strahlungsphysik und des Strahlenschutzes 2 Auflage Teubner 2007 S 126 Ekbert Hering Rolf Martin Martin Stohrer Physik fur Ingenieure 12 Auflage Springer Vieweg 2016 S 646 Claus Grupen Grundkurs Strahlenschutz Springer Vieweg 1998 S 5 Herbert Daniel Atome Festkorper Kerne Teilchen de Gruyter 1998 S 211 J Bleck Neuhaus Elementare Teilchen 2 Auflage Springer 2012 ISBN 978 3 642 32578 6 Seite 161 Richard B Firestone Coral M Baglin Table of isotopes 8 Auflage Wiley New York 1999 ISBN 0 471 35633 6 J Bleck Neuhaus Elementare Teilchen 2 Auflage Springer 2012 ISBN 978 3 642 32578 6 Seite 167 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebensdauer Quantenphysik amp oldid 230357354