www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Die Energie Zeit Unscharferelation wurde ebenfalls von Heisenberg gefunden Die Heisenbergsche Unscharferelation oder Unbestimmtheitsrelation seltener auch Unscharfeprinzip ist die Aussage der Quantenphysik dass zwei komplementare Eigenschaften eines Teilchens nicht gleichzeitig beliebig genau bestimmbar sind Das bekannteste Beispiel fur ein Paar solcher Eigenschaften sind Ort und Impuls Werner Heisenberg und die Gleichung der Unscharferelation auf einer deutschen BriefmarkeKanonische Vertauschungsrelation fur Positions und Impulsvariablen eines Teilchens 1927 Heisenbergsche Unscharferelation pq qp h 2p i Artikel von Werner Heisenberg 1927 Die Unscharferelation ist nicht die Folge technisch behebbarer Unzulanglichkeiten eines entsprechenden Messinstrumentes sondern prinzipieller Natur Sie wurde 1927 von Werner Heisenberg im Rahmen der Quantenmechanik formuliert Die heisenbergsche Unscharferelation kann als Ausdruck des Wellencharakters der Materie betrachtet werden Sie gilt als Grundlage der Kopenhagener Deutung der Quantenmechanik 1 2 Inhaltsverzeichnis 1 Quantenmechanik und klassische Physik 2 Ursprungliche Formulierung 3 Unscharferelation und Alltagserfahrung 4 Aussagen 5 Ungleichungen 5 1 Streuungsrelationen 5 2 Simultane Messung 5 3 Messrauschen und Storung 6 Verallgemeinerung 6 1 Beweis der verallgemeinerten Unscharferelation 7 Beispiele 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseQuantenmechanik und klassische Physik BearbeitenDie Quantenmechanik ist eine der fundamentalen Theorien fur die Beschreibung unserer physikalischen Welt Der konzeptionelle Aufbau dieser Theorie unterscheidet sich tiefgreifend von dem der klassischen Physik Die Aussagen der Quantenmechanik uber unsere Welt sind Aussagen uber Ausgange von Messungen Im Gegensatz zur klassischen Physik konnen in jedem Fall nur Wahrscheinlichkeitsaussagen getroffen werden man kann also nur die Werteverteilung bei der Messung an einem Ensemble von gleichartigen Systemen vorhersagen Die heisenbergsche Unscharferelation ergibt sich daraus dass ein physikalisches System in der Quantenmechanik mit Hilfe einer Wellenfunktion beschrieben wird Wahrend in der klassischen Mechanik Ort bzw Impuls einfache Grossen sind die prinzipiell exakt messbar sind ergeben sich ihre Verteilungen in der Quantenmechanik als Betragsquadrat der Wellenfunktion bzw ihrer Fouriertransformierten d h sie sind nicht unabhangig voneinander festlegbar Da die Verteilungen von Ort und Impuls beide von der Wellenfunktion des Systems abhangen sind auch die Standardabweichungen der Messungen voneinander abhangig Je genauer man den Ort eines Teilchens in der ublichen quantenmechanischen Beschreibung festlegen will umso grosser wird die Unscharfe des Impulses und umgekehrt Folgende Analogie veranschaulicht die Unbestimmtheit nehmen wir an dass wir ein zeitveranderliches Signal haben z B eine Schallwelle und wir die genaue Frequenz dieses Signals zu einem bestimmten Zeitpunkt messen wollen Das ist unmoglich denn um die Frequenz einigermassen exakt zu ermitteln mussen wir das Signal uber eine genugend lange Zeitspanne beobachten siehe Kupfmullersche Unbestimmtheitsrelation und dadurch verlieren wir Zeitprazision D h ein Ton kann nicht innerhalb nur einer beliebig kurzen Zeitspanne da sein wie etwa ein kurzer Schrei und gleichzeitig eine exakte Frequenz besitzen wie sie etwa ein ununterbrochener reiner Ton hat Die Dauer und die Frequenz der Welle sind analog zum Ort und Impuls eines Teilchens zu betrachten Ursprungliche Formulierung BearbeitenDie erste Formulierung einer Unscharferelation in der Quantenmechanik betraf die gleichzeitige Kenntnis von Ort und Impuls eines Teilchens Im Jahre 1927 veroffentlichte Heisenberg seine Arbeit Uber den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik 1 und argumentierte dass die mikroskopische Bestimmung des Ortes x displaystyle x nbsp eines Teilchens im Allgemeinen zu einer Beeinflussung Storung des Impulses p displaystyle p nbsp des Teilchens fuhren muss Wenn also der Ort eines Elektrons durch optische Beobachtung im einfachsten Fall Sehen bestimmt werden soll so kann das Teilchen beleuchtet werden damit mindestens eins der einfallenden Lichtquanten in das Messinstrument Auge Mikroskop gestreut wird Einerseits ist die Ungenauigkeit D x displaystyle Delta x nbsp des Ortes dabei abhangig von der Wellenlange des verwendeten Lichtes Andererseits wirkt die Ablenkung des Lichtquants wie ein Stoss auf das Teilchen wodurch der Impuls des Korpers eine Unbestimmtheit von D p displaystyle Delta p nbsp erfahrt Comptonstreuung Als prinzipielle Untergrenze fur diese Unbestimmtheiten schatzte Heisenberg mit Hilfe der De Broglie Beziehung ab dass das Produkt von D x displaystyle Delta x nbsp und D p displaystyle Delta p nbsp nicht kleiner sein kann als die fur die Quantenphysik charakteristische Naturkonstante das plancksche Wirkungsquantum h displaystyle h nbsp Diese fundamentale Grenze der Messbarkeit formulierte Heisenberg in der symbolischen Aussage 1 3 D x D p h displaystyle Delta x cdot Delta p approx h nbsp Der zunachst qualitative Charakter dieser Abschatzung ruhrt daher dass die Aussage nicht streng bewiesen und die verwendete Notation fur die Unbestimmtheiten nicht genau definiert ist Bei geeigneter Interpretation der Notation im Rahmen der modernen Quantenmechanik zeigt sich jedoch dass die Formel der Realitat sehr nahekommt Unscharferelation und Alltagserfahrung BearbeitenWarum diese charakteristischen Unbestimmtheiten weder im Alltag noch in der Forschung fruher bemerkt worden waren kann man verstehen wenn man sich die Kleinheit des Planckschen Wirkungsquantums gegenuber den typisch erreichbaren Messgenauigkeiten fur Ort und Impuls vergegenwartigt Dazu die folgenden Beispiele Radarkontrolle im Strassenverkehr Der Ort des Fahrzeugs sei bei der Radarkontrolle bis auf 1 m displaystyle pm 1 mathrm m nbsp genau bestimmbar d h D x 2 m displaystyle Delta x 2 mathrm m nbsp Die Unbestimmtheit der Geschwindigkeit wird angenommen mit D v 1 k m h 1000 m 3600 s 0 3 m s displaystyle Delta v 1 mathrm tfrac km h tfrac 1000 m 3600 s approx 0 3 tfrac m s nbsp und die Masse mit m 1 t 1000 k g displaystyle m 1 mathrm t 1000 mathrm kg nbsp Daraus ergibt sich eine Impulsunscharfe von D p m D v 300 k g m s displaystyle Delta p m cdot Delta v 300 mathrm kg tfrac m s nbsp Damit resultiert fur das Produkt D x D p 9 10 35 h displaystyle Delta x cdot Delta p 9 cdot 10 35 h nbsp Die Einschrankung durch die Unscharferelation wurde sich daher erst bei Steigerung der Genauigkeit um je 18 Dezimalstellen bei Ort und Geschwindigkeit bemerkbar machen Es ist offensichtlich dass das Radarsignal das Fahrzeug bei der Messung praktisch nicht beeinflusst Staubkorn Bei einem extrem genau mikroskopierten Staubkorn von einer Masse m 10 15 k g displaystyle m 10 15 mathrm kg nbsp und geringer Unscharfe sowohl der Ortsangabe D x 0 01 m m 10 8 m displaystyle Delta x 0 01 mathrm mu m 10 8 mathrm m nbsp als auch der Geschwindigkeit D v 1 m m s 10 3 m s displaystyle Delta v 1 mathrm tfrac mm s 10 3 mathrm tfrac m s nbsp resultiert fur das Produkt D x D p 1 5 10 7 h displaystyle Delta x cdot Delta p 1 5 cdot 10 7 h nbsp Die Einschrankung durch die Unscharferelation wurde sich hier erst bei Steigerung der Genauigkeit bei Ortsangabe und Geschwindigkeit um je vier Dezimalstellen bemerkbar machen Elektron im Atom Ein Atom hat einen Durchmesser von etwa einem Angstrom Bei einer kinetischen Energie eines darin gebundenen Elektrons von etwa E k i n 10 e V displaystyle E mathrm kin 10 mathrm eV nbsp ergibt sich fur das Elektron eine Impulsunscharfe von etwa D p 1 7 10 24 k g m s displaystyle Delta p 1 7 cdot 10 24 mathrm kg tfrac m s nbsp Eine Ortsbestimmung mit der Ungenauigkeit von etwa 10 Atomdurchmessern D x 10 A displaystyle Delta x 10 mathrm AA nbsp ergibt fur das Produkt D x D p 2 5 h displaystyle Delta x cdot Delta p 2 5 h nbsp was noch im Bereich des prinzipiell Moglichen liegt Fur eine Ortsgenauigkeit in der Grossenordnung des Atomdurchmessers mit D x 1 A displaystyle Delta x 1 mathrm AA nbsp hingegen gilt D x D p 0 25 h displaystyle Delta x cdot Delta p 0 25 h nbsp Dies steht aber in Widerspruch zur Unscharferelation eine solche Genauigkeit der Beschreibung ist somit prinzipiell unmoglich Aussagen BearbeitenUnter dem Begriff des Unscharfe oder auch Unbestimmtheitsprinzips werden die folgenden Aussagen zusammengefasst die zwar miteinander verwandt sind jedoch physikalisch unterschiedliche Bedeutung haben 4 Sie sind hier beispielhaft fur das Paar Ort und Impuls notiert Es ist nicht moglich einen quantenmechanischen Zustand zu praparieren bei dem der Ort und der Impuls beliebig genau definiert sind Es ist prinzipiell unmoglich den Ort und den Impuls eines Teilchens gleichzeitig beliebig genau zu messen Die Messung des Impulses eines Teilchens ist zwangslaufig mit einer Storung seines Ortes verbunden und umgekehrt Jede dieser drei Aussagen lasst sich quantitativ in Form sogenannter Unscharferelationen formulieren die eine untere Grenze fur die erreichbare minimale Unscharfe der Praparation bzw Messung angeben Auch zwischen anderen Paaren physikalischer Grossen konnen Unscharferelationen gelten Die Voraussetzung dafur ist dass der Kommutator der beiden den Grossen zugeordneten quantenmechanischen Operatoren nicht null ist Beispielsweise haben Franke Arnold u M experimentell nachgewiesen dass eine entsprechende Relation zwischen Winkelstellung und Drehimpuls gilt 5 Ungleichungen BearbeitenBei der Formulierung von Unbestimmtheitsrelationen im Rahmen der Quantenmechanik gibt es verschiedene Vorgehensweisen die sich auf jeweils unterschiedliche Arten von Messprozessen beziehen Abhangig von dem jeweils zugrunde gelegten Messprozess ergeben sich dann entsprechende mathematische Aussagen Streuungsrelationen Bearbeiten Bei der popularsten Variante von Unscharferelationen wird die Unscharfe des Ortes x und des Impulses p jeweils durch deren statistische Streuung sx und sp definiert Die Unscharferelation besagt in diesem Fall 1 6 s x s p ℏ 2 1 displaystyle sigma x cdot sigma p geq frac hbar 2 qquad qquad 1 nbsp wobei ℏ h 2 p displaystyle hbar frac h 2 pi nbsp und p displaystyle pi nbsp die Kreiszahl ist Im Rahmen des Formalismus der Quantenmechanik ergeben sich die Wahrscheinlichkeitsverteilungen fur Orts und Impulsmessungen und damit die Standardabweichungen aus den zugehorigen Wellenfunktionen ps x und f p Die Streuungs Ungleichung folgt dann aus dem Umstand dass diese Wellenfunktionen bezuglich Ort und Impuls uber eine Fourier Transformation miteinander verknupft sind Die Fourier Transformierte eines raumlich begrenzten Wellenpakets ist wieder ein Wellenpaket wobei das Produkt der Paketbreiten einer Beziehung gehorcht die der obigen Ungleichung entspricht Zustande minimaler Unscharfe werden dabei solche Wellenfunktionen ps x und f p genannt fur die sich das Gleichheitszeichen der Ungleichung ergibt Heisenberg 1 und Kennard 6 haben gezeigt dass diese Eigenschaft fur gaussformige Wellenfunktionen erreicht wird Man beachte dabei dass die Standardabweichung einer gaussschen Wahrscheinlichkeitsdichte nicht unmittelbar als Vorstellung fur ihre Gesamtbreite geeignet ist da z B der Wertebereich in dem sich Ort oder Impuls mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 befinden jeweils etwa viermal so gross ist Simultane Messung Bearbeiten nbsp Schematische Darstellung der Beugung am Spalt Die Genauigkeit Dx der Ortspraparation entspricht exakt der Breite des Spaltes Bei der von Heisenberg ursprunglich publizierten Variante der Unbestimmtheitsrelation wird der Begriff der Unscharfe von Ort und Impuls nicht immer durch die statistische Streuung dargestellt 1 3 Ein Beispiel dafur ist das haufig diskutierte Gedankenexperiment in dem mit Hilfe des Einfachspaltes Ort und Impuls von Teilchen bestimmt werden soll ein breiter Strahl parallel fliegender Elektronen mit gleichem Impuls trifft auf einen Schirm mit einem Spalt der Breite D x displaystyle Delta x nbsp siehe Abbildung rechts Beim Durchtritt durch den Spalt ist die Ortskoordinate der Elektronen in Richtung quer zum Spalt bis auf die Unsicherheit D x displaystyle Delta x nbsp bekannt Die Ausblendung verursacht eine Beugung des Strahls wobei nach dem huygensschen Prinzip von allen Punkten des Spalts Elementarwellen ausgehen Dies fuhrt nach dem Durchtritt durch den Spalt zu einer Aufweitung des Strahls d h fur jedes einzelne Elektron zu einer Ablenkung um einen gewissen Winkel a displaystyle alpha nbsp Nun werden die folgenden Voraussetzungen getroffen Der Ablenkungswinkel a displaystyle alpha nbsp ist eine Zufallsgrosse die bei jedem Teilchen einen anderen Wert annehmen kann wobei die Haufigkeitsverteilung durch das Interferenzmuster gegeben ist Fur die De Broglie Wellenlange l displaystyle lambda nbsp des Teilchens gilt l h p displaystyle lambda frac h p nbsp dd Damit das erste Interferenzminimum auf dem Schirm noch optisch erkennbar ist muss der Gangunterschied etwa mindestens so gross sein wie die De Broglie Wellenlange des Teilchens D x sin a l displaystyle Delta x sin alpha gtrsim lambda nbsp dd Es werden gemass Heisenberg nur die Teilchen im Hauptmaximum des gebeugten Strahls betrachtet Ihre Ablenkungswinkel a displaystyle alpha nbsp entsprechen einem Impuls in x Richtung der innerhalb des vorgegebenen Impulsintervalls Dp keine Zufallsgrosse des ersten Beugungsminimums auf der Impulsskala liegt Formal sind das genau die die der folgenden Bedingung genugen p sin a D p displaystyle p cdot sin alpha leq Delta p nbsp dd Die letzten beiden Relationen ergeben zusammen mit der Formel von de Broglie die folgende Einschrankung fur die betrachteten Streuwinkel h p D x sin a D p p displaystyle frac h p cdot Delta x lesssim sin alpha leq frac Delta p p nbsp Werden nun ausschliesslich die ausseren Terme in diesem Ausdruck betrachtet so ergibt sich nach Multiplikation mit p Dx die Relation von Heisenberg 1 D x D p h 2 displaystyle Delta x cdot Delta p gtrsim h quad quad quad 2 nbsp Der wesentliche Unterschied der beiden Ungleichungen 1 und 2 liegt sowohl in der jeweiligen Praparation als auch in den zugrunde gelegten Messprozessen Bei der Streuungsrelation 1 bezieht sich die Messung der Streuungen sx und sp auf unterschiedliche Stichproben von Teilchen weshalb man in diesem Fall nicht von simultanen Messungen sprechen kann 7 Der physikalische Inhalt der Heisenberg Relation 2 kann daher nicht durch die Kennard Relation 1 beschrieben werden 8 Eine Aussage die sich auf die Praparation Projektion durch einen Spalt im Sinne von 2 bezieht und dennoch eine Abschatzung fur die Streuung sp des Impulses ergibt lasst sich wie folgt formulieren fur Teilchen Wellenfunktionen die in einem endlichen Intervall Dx prapariert wurden erfullt die Standardabweichung fur den Impuls die Ungleichung 9 s p D x p ℏ displaystyle sigma p cdot Delta x geq pi cdot hbar nbsp Die minimal mogliche Streuung der Impulsverteilung ist demnach von der vorgegebenen Breite Dx des Spaltes abhangig Hingegen bezieht sich die Praparation bei Ungleichung 1 auf solche Teilchen von denen bekannt ist dass sie vor der Impulsmessung eine Streuung sx hatten Somit konnen die Teilchen des Spaltversuches die untere Schranke von Ungleichung 1 nicht erreichen da gausssche Wahrscheinlichkeitsdichten auf der gesamten reellen Achse ungleich Null sind und nicht nur in einem endlichen Teilbereich der Lange Dx Unabhangig davon welche Praparation der Wellenfunktion im Ortsraum vorgenommen wird zeigt also das Beugungsexperiment von Heisenberg dass auch fur die Messung der Wahrscheinlichkeitsdichte des Impulses immer eine vorherige Fouriertransformation notwendig ist Heisenberg versteht hier also unter der unvermeidbaren Storung des Systems den Einfluss dieser Fouriertransformation auf den quantenmechanischen Zustand im Ortsraum Im Experiment wird diese Storung durch die zeitliche Propagation und das Zerfliessen der Wellenfunktion zwischen Spalt und Schirm bewirkt Letzteres entspricht gerade Aussage 3 des vorherigen Kapitels Messrauschen und Storung Bearbeiten Eine weitere Variante von Ungleichungen die den Einfluss der Wechselwirkung zwischen Messobjekt und Messapparatur im Rahmen eines Von Neumann Messprozesses explizit berucksichtigt fuhrt zu folgendem Ausdruck Ozawa Ungleichung 10 e x h p e x s p s x h p ℏ 2 displaystyle varepsilon x cdot eta p varepsilon x cdot sigma p sigma x cdot eta p geq frac hbar 2 nbsp Die neuen Variablen ex und hp bezeichnen dabei den Einfluss des Messapparates auf die betrachteten Messgrossen e x displaystyle varepsilon x nbsp die mittlere Abweichung zwischen dem Ort vor der Wechselwirkung im Messgerat und dem Wert der anschliessend angezeigt wird Messrauschen h p displaystyle eta p nbsp die mittlere Veranderung des Impulses wahrend der Zeitentwicklung in der Messapparatur s x displaystyle sigma x nbsp die reine Quantenfluktuation des Ortes s p displaystyle sigma p nbsp die reine Quantenfluktuation des ImpulsesDie beiden Masse fur die Unbestimmtheit unterscheiden sich konzeptionell voneinander da im zweiten Fall der Messwert des Impulses der am Ende angezeigt wurde unberucksichtigt gelassen wird Unter der Annahme dass das Messrauschen ex und die Storung hp unabhangig vom Zustand ps des Teilchens sind und die Streuung sx der Ortsverteilung des Teilchens kleiner ist als das Messrauschen ex wurde aus Relation 1 die Ungleichung 10 e x h p ℏ 2 displaystyle varepsilon x cdot eta p geq frac hbar 2 nbsp gefolgert was von dem japanischen Physiker Masanao Ozawa als Ausdruck fur den Messprozess von Heisenberg interpretiert wird Da es sich aber bei der hier vorliegenden Betrachtung nicht um eine simultane Messung im Sinne von Heisenberg handelt sp ist unberucksichtigt ist zu erwarten dass das Produkt ex hp auch Werte kleiner als ħ 2 annehmen kann Dies veranlasste einige Autoren zu der Aussage dass Heisenberg irrte Das zugrunde liegende Konzept das den Einfluss der Wechselwirkung innerhalb des Messgerates auf die physikalischen Observablen explizit berucksichtigt wurde 2012 durch Experimente mit Neutronenspins 11 und durch Versuche mit polarisierten Photonen verifiziert 12 13 Verallgemeinerung BearbeitenDie zuerst von Kennard bewiesene Ungleichung 1 wurde 1929 von Howard P Robertson formal verallgemeinert 14 Mit dieser Verallgemeinerung lassen sich auch Unscharfebeziehungen zwischen weiteren physikalischen Grossen angeben Dazu gehoren beispielsweise Ungleichungen bezuglich unterschiedlicher Drehimpulskomponenten zwischen Energie und Impuls oder auch Energie und Ort Allgemein kann fur zwei Observable A und B in Bra Ket Notation die folgende Ungleichung formuliert werden 14 s A s B 1 2 ps A B ps displaystyle sigma A cdot sigma B geq frac 1 2 left langle psi hat A hat B psi rangle right nbsp Hierbei sind A displaystyle hat A nbsp und B displaystyle hat B nbsp die zu den Observablen gehorigen selbstadjungierten linearen Operatoren A B A B B A displaystyle hat A hat B hat A hat B hat B hat A nbsp der Kommutator von A und B Anders als bei der fur Ort und Impuls bestehenden Relation 1 kann in der verallgemeinerten Relation von Robertson auch die rechte Seite der Ungleichung explizit von der Wellenfunktion abhangig sein Das Produkt der Streuungen von A und B kann daher sogar den Wert null annehmen und zwar nicht nur dann wenn die Observablen A und B miteinander kommutieren sondern fur spezielle ps displaystyle psi nbsp selbst dann wenn dies nicht der Fall ist Fur Ort und Impuls sowie andere Paare komplementarer Observablen ist der Kommutator aber jeweils proportional zum Einheitsoperator daher kann fur komplementare Observablen der Erwartungswert in der Relation von Robertson nie null werden Andere in diesem Zusammenhang oft genannte Variable die nicht miteinander vertauschen z B zwei verschiedene Drehimpulskomponenten sind hingegen nicht zueinander komplementar weil ihr Vertauschungsprodukt keine Zahl sondern ein Operator ist Solche Paare von Observablen heissen inkommensurabel Vertauschbare Observable sind hingegen in jedem Fall d h fur alle ps displaystyle psi nbsp gleichzeitig streuungsfrei messbar da ihr Kommutator verschwindet Es handelt sich dann um kompatible kommensurable oder vertragliche Observablen Beweis der verallgemeinerten Unscharferelation Bearbeiten Zunachst werden die Varianzen der Operatoren A displaystyle hat A nbsp und B displaystyle hat B nbsp mit Hilfe von zwei Zustandsfunktionen f displaystyle f nbsp und g displaystyle g nbsp dargestellt d h es sei f A A ps g B B ps displaystyle begin aligned f rangle amp big hat A langle hat A rangle big psi rangle g rangle amp big hat B langle hat B rangle big psi rangle end aligned nbsp Damit erhalt man fur die Varianzen der Operatoren die Darstellungen s A 2 ps A A 2 ps f f s B 2 ps B B 2 ps g g displaystyle begin aligned sigma A 2 amp Big langle psi Big big hat A langle hat A rangle big 2 Big psi Big rangle langle f f rangle sigma B 2 amp Big langle psi Big big hat B langle hat B rangle big 2 Big psi Big rangle langle g g rangle end aligned nbsp Unter Verwendung der schwarzschen Ungleichung ergibt sich daraus s A 2 s B 2 f f g g f g 2 displaystyle sigma A 2 sigma B 2 langle f f rangle langle g g rangle geq langle f g rangle 2 nbsp Um diese Ungleichung in die gebrauchliche Form zu bringen wird die rechte Seite weiter abgeschatzt und berechnet Dazu verwendet man dass das Betragsquadrat einer beliebigen komplexen Zahl z displaystyle z nbsp nicht kleiner als das Quadrat ihres Imaginarteils sein kann d h z 2 Im z 2 z z 2 i 2 displaystyle z 2 geq operatorname Im z 2 left frac z z 2 mathrm i right 2 nbsp wobei Im z displaystyle operatorname Im z nbsp den Imaginarteil von z displaystyle z nbsp bezeichnet Mit der Substitution z f g displaystyle z langle f g rangle nbsp ergibt sich daraus fur das Produkt der Varianzen die Abschatzung s A 2 s B 2 1 2 i f g g f 2 displaystyle sigma A 2 sigma B 2 geq left frac 1 2 mathrm i big langle f g rangle langle g f rangle big right 2 nbsp Fur die darin auftretenden Skalarprodukte f g displaystyle langle f g rangle nbsp und g f displaystyle langle g f rangle nbsp erhalt man durch weiteres Ausrechnen f g A B A B bzw g f B A A B displaystyle langle f g rangle langle hat A hat B rangle langle hat A rangle langle hat B rangle qquad text bzw qquad langle g f rangle langle hat B hat A rangle langle hat A rangle langle hat B rangle nbsp Damit ergibt sich fur die Differenz in der Ungleichung f g g f A B B A ps A B ps displaystyle langle f g rangle langle g f rangle langle hat A hat B rangle langle hat B hat A rangle big langle psi big hat A hat B big psi big rangle nbsp also gerade der Erwartungswert des Kommutators Das fuhrt schliesslich zur Ungleichung s A 2 s B 2 1 2 i ps A B ps 2 displaystyle sigma A 2 sigma B 2 geq left frac 1 2 mathrm i big langle psi big hat A hat B big psi big rangle right 2 nbsp und ein Wurzelziehen liefert mit i 1 displaystyle mathrm i 1 nbsp die oben angegebene Ungleichung Beispiele Bearbeiten1 Wahlt man im vorhergehenden Kapitel fur die Operatoren A x displaystyle A x nbsp sowie B p displaystyle B p nbsp und verwendet dass fur den Kommutator von Ort und Impuls x p i ℏ displaystyle x p i hbar nbsp gilt so ergibt die Ungleichung von Robertson die Relation von Kennard Die rechte Seite der Relation ist dabei unabhangig von der Wellenfunktion des Teilchens da der Kommutator in diesem Fall eine Konstante ist 2 Eine Unscharferelation fur die Messung von kinetischer Energie T 1 2 p 2 m displaystyle textstyle T frac 1 2 cdot frac p 2 m nbsp und Ort x displaystyle x nbsp ergibt sich aus dem Kommutator T x i ℏ p m displaystyle T x mathrm i hbar cdot p m nbsp zu s T s x ℏ 2 p m displaystyle sigma T cdot sigma x geq frac hbar 2 cdot frac langle hat p rangle m nbsp In diesem Fall ist die untere Schranke nicht konstant sondern vom Mittelwert des Impulses abhangig und damit von der Wellenfunktion des Teilchens 3 Bei einer Messung von Energie und Impuls eines Teilchens in einem vom Ort abhangigen Potential V x displaystyle V x nbsp hangt der Kommutator der Gesamtenergie H T V displaystyle H T V nbsp und des Impulses p displaystyle p nbsp ab von der Ableitung des Potentials Kraft H p i ℏ V displaystyle H p mathrm i hbar cdot V nbsp Die entsprechende Unscharferelation fur Energie und Impuls ist damit s H s p ℏ 2 V x displaystyle sigma H cdot sigma p geq frac hbar 2 left big langle V hat x big rangle right nbsp Auch in diesem Beispiel ist die rechte Seite der Ungleichung im Allgemeinen keine Konstante 4 Im Fall der Messung von Energie und Zeit lasst sich die Verallgemeinerung von Robertson nicht unmittelbar anwenden da die Zeit in der Standard Quantentheorie nicht als Operator definiert ist Mit Hilfe des ehrenfestschen Theorems und einer alternativen Definition der Zeitunscharfe lasst sich allerdings eine analoge Ungleichung beweisen siehe Energie Zeit Unscharferelation 5 Fur die Zeitabhangigkeit des Ortsoperators eines freien Teilchens im Heisenberg Bild gilt die Darstellung x t x 0 p m t displaystyle hat x t hat x 0 frac hat p m t nbsp Aufgrund der Impulsabhangigkeit in dieser Darstellung ergibt sich dass der Kommutator von zwei Ortsoperatoren zu den unterschiedlichen Zeitpunkten 0 und t displaystyle t nbsp nicht verschwindet x 0 x t i ℏ t m displaystyle x 0 x t mathrm i hbar cdot t m nbsp Daraus folgt fur das Produkt der Streuungen der beiden Ortsmessungen im zeitlichen Abstand t displaystyle t nbsp die Unscharferelation s x 0 s x t ℏ 2 t m displaystyle sigma x 0 cdot sigma x t geq frac hbar 2 cdot frac t m nbsp Je mehr Zeit zwischen den beiden Streuungsmessungen vergeht desto grosser wird also die minimal erreichbare Unscharfe Fur zwei instantan d h gleichzeitig durchgefuhrte Messungen des Ortes dagegen t 0 verschwindet der Kommutator und die untere Schranke der Ungleichung wird gleich 0 6 Die minimale Breite einer Tunnelbarriere kann uber die Unscharferelation abgeschatzt werden Betrachtet man ein Elektron mit der Masse m e displaystyle m e nbsp und der elektrischen Ladung e displaystyle e nbsp das eine Potentialdifferenz U displaystyle U nbsp durchtunnelt so ergibt sich fur die Ortsunscharfe und somit die minimale Breite der Tunnelbarriere s x ℏ 8 m e e U displaystyle sigma x geq frac hbar sqrt 8 cdot m e cdot e cdot U nbsp Bei einer Potentialdifferenz von 100 mV wie sie etwa bei der Rastertunnelmikroskopie vorkommt ergibt sich aufgrund dieser Beziehung eine kleinste Tunnelbarriere von etwa 0 3 nm was sich gut mit experimentellen Beobachtungen deckt 15 Siehe auch BearbeitenDoppelspaltexperiment Interpretationen der Quantenmechanik Quantenmechanische Messung QuantentomografieLiteratur BearbeitenWerner Heisenberg Uber den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik Zeitschrift fur Physik Band 43 1927 S 172 198 abgerufen am 3 Oktober 2023 Ders Die physikalischen Prinzipien der Quantentheorie S Hirzel 1930 2008 Ders Der Teil und das Ganze Piper Munchen 1969 Ders Quantentheorie und Philosophie Reclam Stuttgart 1979 Johann v Neumann Mathematische Grundlagen der Quantenmechanik Unveranderter Nachdruck der 1 Auflage von 1932 Kapitel III Die quantenmechanische Statistik Abschnitt 4 Unbestimmheitsrelationen Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen Band 38 Springer Verlag Berlin u a 1968 ISBN 3 540 04133 8 MR0223138 Joachim Weidmann Lineare Operatoren in Hilbertraumen Teil 1 Grundlagen Mathematische Leitfaden Teubner Verlag Stuttgart u a 2000 ISBN 3 519 02236 2 MR1887367 Axel Lorke Peter Kohl Existiert echter Zufall Quantenmechanischer Zufall beeinflusst Wurf mit Wurfel in Spektrum der Wissenschaft November 2021 S 76 79Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Herleitung der Unscharferelation nach John von Neumann Lern und Lehrmaterialien Jan Hilgevoord und Jos Uffink Eintrag in Edward N Zalta Hrsg Stanford Encyclopedia of Philosophy Vorlage SEP Wartung Parameter 1 und Parameter 3 und nicht Parameter 2 Unscharferelation und relativistische Quantentheorie Hendrik van Hees Uni Frankfurt 2001 Was ist die Unscharferelation aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 28 Apr 2002 Welche Bedeutung hat die Unscharferelation aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 9 Juni 2002 Grenzen unserer Erkenntnis Darstellung von Olga Teider in Einfuhrung in die Quantentheorie Website des Instituts fur Theoretische Chemie der Universitat Ulm 2003 Rainer Scharf Quantenphysik Der grosse Heisenberg irrte In FAZ NET vom 17 November 2012 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g W Heisenberg Uber den anschaulichen Inhalt der quantentheoretischen Kinematik und Mechanik In Zeitschrift fur Physik Band 43 Nr 3 1927 S 172 198 doi 10 1007 BF01397280 Originalarbeit als HTML Memento vom 10 Mai 2013 im Internet Archive Vgl Walter Greiner Quantenmechanik 6 uberarb und erw Auflage Verlag Harri Deutsch Zurich u a 2005 ISBN 978 3 8171 1765 9 S 55 56 1 S 55 unten Der Wellencharakter der Materie druckt sich unter anderem dadurch aus dass im Bereich der Mikrophysik ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen einer Orts und Impulsbestimmung besteht Dies aussert sich darin dass Ort und Impuls eines Teilchens nicht gleichzeitig scharf bestimmt werden konnen Das Mass der Unscharfe wird durch die heisenbergsche Unscharferelation gegeben 2 S 56 Fussnote Auf der Suche nach der richtigen Beschreibung der atomaren Phanomene formulierte Heisenberg im Juli 1925 sein positivistisches Prinzip dass nur prinzipiell beobachtbare Grossen herangezogen werden durfen In enger Zusammenarbeit mit N Bohr gelang es Heisenberg den tieferen physikalischen Hintergrund des neuen Formalismus zu zeigen Die heisenbergsche Unscharferelation von 1927 wurde Grundlage der Kopenhagener Deutung der Quantentheorie a b Werner Heisenberg Physikalische Prinzipien der Quantentheorie S Hirzel Verlag Leipzig 1930 Paul Busch Teiko Heinonen Pekka Lahti Heisenberg s uncertainty principle In Physics Reports Band 452 Nr 6 2007 S 155 176 doi 10 1016 j physrep 2007 05 006 arxiv quant ph 0609185v3 Sonja Franke Arnold et al Uncertainty Principle for angular position and angular momentum in New Journal of Physics Vol 6 2004 S 103 1 a b E H Kennard Zur Quantenmechanik einfacher Bewegungstypen In Zeitschrift fur Physik Band 44 Nr 4 1927 S 326 352 doi 10 1007 BF01391200 L E Ballentine The Statistical Interpretation of Quantum Mechanics In Reviews of Modern Physics Band 42 Nr 4 1970 S 358 381 J B M Uffink J Hilgevoord Uncertainty principle and uncertainty relations In Foundations of Physics Band 15 Nr 9 1985 S 925 944 doi 10 1007 BF00739034 T Schurmann I Hoffmann A closer look at the uncertainty relation of position and momentum In Foundations of Physics Band 39 Nr 8 2009 S 958 963 doi 10 1007 s10701 009 9310 0 arxiv 0811 2582 a b Masanao Ozawa Physical content of Heisenberg s uncertainty relation Limitation and reformulation In Phys Lett A Band 318 2003 S 21 29 arxiv quant ph 0210044 Quantum Uncertainty Are You Certain Mr Heisenberg In Science Daily 18 Januar 2012 Geoff Brumfiel Common Interpretation of Heisenberg s Uncertainty Principle Is Proved False Scientific American 11 September 2012 Vergleiche auch Rainer Scharf Quantenphysik Der grosse Heisenberg irrte In FAZ NET vom 17 November 2012 a b H P Robertson The Uncertainty Principle In Physical Review Band 34 Nr 1 1929 S 163 164 doi 10 1103 PhysRev 34 163 Markus Bautsch Rastertunnelmikroskopische Untersuchungen an mit Argon zerstaubten Metallen Kapitel 2 1 Vakuum Tunneln Unscharferelation beim Tunneln Seite 10 Verlag Koster Berlin 1993 ISBN 3 929937 42 5 Normdaten Sachbegriff GND 4186953 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heisenbergsche Unscharferelation amp oldid 239078748