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Die Beugung oder Diffraktion ist die Ablenkung von Wellen an einem Hindernis Durch Beugung kann sich eine Welle in Raumbereiche ausbreiten die auf geradem Weg durch das Hindernis versperrt waren Jede Art von physikalischen Wellen kann Beugung zeigen Besonders deutlich erkennbar ist sie bei Wasserwellen oder bei Schall Bei Licht ist die Beugung ein Faktor der das Auflosungsvermogen von Kamera Objektiven und Teleskopen begrenzt Manche technische Komponenten wie Beugungsgitter nutzen die Beugung gezielt aus Wenn der Lochdurchmesser deutlich kleiner ist als die Wellenlange entstehen dahinter Kugelwellen Zur Beugung kommt es durch Entstehung neuer Wellen entlang einer Wellenfront gemass dem huygens fresnelschen Prinzip Diese konnen durch Uberlagerung zu Interferenzerscheinungen fuhren Im Gegensatz zur Beugung findet bei der Streuung eine Ablenkung von Strahlung durch Interaktion von Teilchen statt Bei gleichgerichteter koharenter Streuung spricht man auch von Reflexion Bei der Brechung beruht die Ablenkung einer Strahlung auf der Anderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit bei Anderung der Dichte oder der Zusammensetzung des Ausbreitungsmediums am deutlichsten beim Durchtritt durch eine Phasengrenze Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beugung an Blenden 2 1 Beispiele fur Beugung an Blenden 3 Beugung am Gitter 4 Weitere Wellenarten 5 Siehe auch 6 Weblinks 7 Einzelnachweise und KommentareGeschichte BearbeitenChristiaan Huygens bemerkte bereits um 1650 dass mit einer Lichtausbreitung in Wellenform bestimmte bis dahin unerklarliche Phanomene beschrieben werden konnen Er formulierte das Huygenssche Prinzip und begrundete damit die Wellenoptik Der Effekt der Beugung von Licht an einem optischen Spalt wurde schliesslich 1662 von Francesco Maria Grimaldi beobachtet der das Licht in seinem Werk De lumine als Welle beschrieb 1802 fuhrte Thomas Young entsprechende Experimente am Doppelspalt durch Eine vollstandige physikalische Beschreibung der Beugung konnte 1818 durch Augustin Jean Fresnel erbracht werden die von Simeon Denis Poisson zunachst in Zweifel gezogen wurde kurz darauf jedoch von Francois Arago durch den experimentellen Nachweis der von Poisson selbst theoretisch vorhergesagten Poisson Flecken bei der Beugung an einer Kugel bestatigt werden konnte 1835 untersuchte Friedrich Magnus Schwerd Beugungserscheinungen an regelmassigen Gittern die mit Hilfe der Wellenoptik ebenfalls beschrieben werden konnten 1909 konnte Geoffrey Ingram Taylor im Taylor Experiment zeigen dass auch Licht mit ausserst geringer Intensitat also auch einzelne Photonen gebeugt werden womit der Welle Teilchen Dualismus nachgewiesen werden konnte 1924 entwickelte Louis Victor de Broglie die Theorie der Materiewellen und bereits drei Jahre spater konnten Clinton Joseph Davisson und George Paget Thomson durch Versuche zur Elektronenbeugung zeigen dass auch Teilchen mit Masse gebeugt werden Weitere drei Jahre spater konnten Otto Stern Otto Robert Frisch und Immanuel Estermann diesen Effekt auch bei der Beugung von Strahlen aus Heliumatomen und Wasserstoffmolekulen an einem Lithiumfluoridkristall demonstrieren Claus Jonsson fuhrte 1961 schliesslich auch Experimente zur Beugung von Elektronen an Einzel und Doppelspalten aus Beugung an Blenden Bearbeiten nbsp Beugung am Einfachspalt mit Spaltbreite s und Ablenkwinkel f Das Bild veranschaulicht die Abschwachung der Strahlung beim ersten Minimum Zur Veranschaulichung wird das Strahlenbundel in zwei Halften aufgeteilt so dass jedem Einzelstrahl aus der oberen Halfte ein Strahl aus der unteren Halfte mit dem Gangunterschied d zugeordnet werden kann Wenn d gleich der halben Wellenlange l ist ergibt sich ein Intensitatsminimum da jeweils ein Wellenberg eines Einzelstrahls der oberen Halfte von einem Wellental eines Strahls der unteren Halfte uberlagert wird Fur die folgenden Ordnungen der Minima teilt man den Strahl in vier sechs usw Teile auf 1 Wegen der Wellennatur des Lichtes weicht sein reales Verhalten teilweise stark von jenem ab was die geometrische Optik erwarten liesse So ist bei der Fotografie wie bei jeder anderen optischen Abbildung die Auflosung eines Bildes durch den Durchmesser Apertur des optischen Systems beugungsbedingt begrenzt Der Radius des Beugungsscheibchens kann hierbei als Mass fur die maximal erreichbare Auflosung herangezogen werden Das physikalische Modell fur Beugung ist das huygens fresnelsche Prinzip Zur Berechnung von Beugungsbildern wird das kirchhoffsche Beugungsintegral verwendet dessen zwei Grenzfalle die Fresnel Beugung divergierende Punktstrahlungsquelle und die Fraunhofer Beugung sind parallele Lichtstrahlen als Strahlungsquelle 2 Die Uberlagerung der Elementarwellen kann zu gegenseitiger Verstarkung konstruktive Interferenz oder gegenseitiger Abschwachung destruktive Interferenz oder gar Ausloschung fuhren siehe auch bei Gangunterschied nbsp Spalt und Intensitatsverteilung monochromatischen Lichtes hinter dem Spalt als Bild und Kurve fur einen schmalen oben bzw breiten Spalt Gut erkennbar sind die Beugungserscheinungen bei schmalem Spalt es treten Minima und Maxima auf Wellenlange und Spaltbreite sind in der gleichen Grossenordnung Beugung kann unter anderem gut beobachtet werden wenn geometrische Strukturen eine Rolle spielen deren Grosse mit der Wellenlange der verwendeten Wellen vergleichbar ist Optische Blenden werden je nach Anwendung so dimensioniert dass sie Beugungseffekte bewirken also bei Abmessungen im Bereich und unterhalb der Lichtwellenlange oder mit hinreichender Genauigkeit keine dann mit Abmessungen deutlich uber der Lichtwellenlange Beispiele fur Beugung an Blenden Bearbeiten Beugung am Einfachspalt Teilt man in Gedanken ein Lichtbundel das an einem Einfachspalt in eine bestimmte Richtung abgelenkt wird in zwei Halften konnen sich diese beiden Anteile des Lichtbundels konstruktiv oder destruktiv uberlagern An einem Spalt ergibt sich so wieder eine Reihe von Beugungsmaxima nbsp Wenn die Schlitzbreite deutlich kleiner ist als die Wellenlange entstehen dahinter Zylinderwellen nbsp Beugung am Einfachspalt nbsp Beugung am Einfachspalt Licht langerer Wellenlange grun wird starker gebeugt das Beugungsbild ist weiter aufgefachert nbsp Beugung am Einfachspalt Licht kurzerer Wellenlange blau wird bei gleicher Spaltbreite weniger stark gebeugt das Beugungsbild ist enger nbsp Beugung des Lichts der Sonne an einer kreisformigen Lochblende je kurzer die Wellenlange desto geringer werden die entsprechenden Farbanteile gebeugtAn Blenden anderer Form ergeben sich teilweise stark abweichende Beugungsmuster nbsp Beugung an einer kreisformigen Offnung nbsp Beugung an einer rechteckigen OffnungBeugung am Gitter Bearbeiten nbsp Beugung eines Laserstrahls an einem optischen Gitter nbsp Beugung am Gitter g Gitterkonstante f Ablenkwinkel d Gangunterschied Gitter sind Blenden mit periodischen Spalten Die Beugung am Gitter ist damit ein wichtiger Spezialfall der Beugung an Blenden Optisches Gitter Sind in regelmassigen Abstanden viele Spalte angeordnet ergibt sich eine Reihe von Beugungsreflexen deren Anordnung derjenigen entspricht die man bei einem Doppelspalt mit dem gleichen Abstand erwartet Mit zunehmender Anzahl der Einzelspalten werden die Reflexe aber zu immer scharferen Linien Da die Lage der Reflexe von der Wellenlange des Lichtes abhangt kann man optische Gitter zur Trennung verschiedener Wellenlangen nutzen Das ist im Monochromator und bei der Spektroskopie der Fall In der Praxis werden sehr haufig regelmassige Anordnungen von spiegelnden und nicht spiegelnden Streifen als Reflexionsgitter verwendet Die nicht bedruckte Seite einer CD wirkt ahnlich nbsp Beugung am Kristallgitter Bragg GleichungRontgenbeugung Diese wird in der Kristallographie zum Bestimmen und Vermessen von Kristallgittern verwendet Die Wellenlange der Rontgenstrahlung ist mit den Gitterabstanden im Kristall vergleichbar und das Kristallgitter wirkt als mehrdimensionales optisches Gitter Weitere Wellenarten BearbeitenPrinzipiell gelten Gesetzmassigkeiten die fur die Beugung von Lichtwellen gelten auch fur andere Wellenerscheinungen In der Akustik Die Beugung von Schall ist fur die Berechnung der abschirmenden Wirkung von Larmschutzwanden wichtig In der Teilchenphysik beschaftigt man sich unter anderem mit der Elektronenbeugung Beim Richtfunk spielt die Beugung an Hindernissen im Ausbreitungsweg fur die Dampfung oder Verstarkung des Signals eine Rolle siehe Fresnelzone Wasserwellen Im Wasser gibt es interessante Uberlagerungen von Wellen Kaimauern Motorboote usw und es konnen sich durch Uberlagerungseffekte Monsterwellen ausbilden Ahnliche Effekte kann man zur Ortung von U Booten Fischschwarmen u a unter Wasser verwenden In der Quantenmechanik hat jedes Teilchen prinzipiell auch Welleneigenschaften somit ist eine Beugung von Teilchenstrahlen moglich wenn auch experimentell schwer zuganglich Es konnte z B die Beugung von Strahlen aus C60 Molekulen im Experiment nachgewiesen werden 3 Beugung von Heliumatomen als Untersuchungsmethode in der Oberflachenphysik Heliumatomstrahlstreuung Siehe auch BearbeitenBeugungseffizienzWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Beugung Physik Album mit Bildern Videos und Audiodateien Beugung am Spalt und Auflosungsvermogen Lochblende Beugung in KristallographieEinzelnachweise und Kommentare Bearbeiten F Dorn F Bader Physik Oberstufe Schroedel Hannover 1986 ISBN 3 507 86205 0 Sowohl bei der Fresnel schen Beugung als auch bei der Fraunhofer schen Beugung handelt es sich bzgl der Maxwell schen Gleichungen um Fernfeldnaherungen weil der Abstand der Beugungsobjekte von der Lichtquelle in beiden Fallen i a sehr viel grosser ist als die Lichtwellenlange Markus Arndt Olaf Nairz Julian Vos Andreae Claudia Keller Gerbrand van der Zouw Anton Zeilinger Wave particle duality of C60 molecules In Nature Band 401 Nr 6754 14 September 1999 S 680 682 doi 10 1038 44348 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Beugung Physik amp oldid 234336833