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Der Poisson Fleck ist ein Beugungsphanomen der Optik und beschreibt den hellen Fleck in der Mitte einer Beugungsfigur bei Beugung von Licht an einem rotationssymmetrischen lichtundurchlassigen Objekt Poisson Fleck in der Mitte eines Schattens einer 2 Millimeter grossen lichtundurchlassigen Scheibe in einem Meter Abstand und das entsprechende konzentrische Ringmuster das durch Interferenz entsteht Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Geschichte 3 Experimenteller Aufbau 4 Beispielbilder 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenAlle Punkte eines Kreises haben den gleichen Abstand zu jedem Punkt auf der senkrechten Achse durch den Mittelpunkt des Kreises Bei senkrechter Beleuchtung des Objektes interferieren alle Elementarwellen daher auf der gesamten Achse konstruktiv Nach dem Huygensschen Prinzip uberlagern sich alle von einer Kante ausgehenden kugelformigen Elementarwellen so dass sich diese auch im geometrischen Schatten hinter lichtundurchlassigen Objekten ausbreiten Durch diese Beugung von Licht ergeben sich bei der Uberlagerung aller zu berucksichtigenden Elementarwellen bestimmte Interferenzmuster die auf einer geeigneten Projektionsflache sichtbar gemacht werden konnen nbsp Die Wellenfronten der auf eine Kugel blau von links einfallenden ebenen Welle die Maxima und Minima sind blau beziehungsweise orangefarben dargestellt sind auf der zentralen Achse rechts hinter der Kugel phasengleich und interferieren daher konstruktiv so dass an jedem Punkt auf der Achse zum Beispiel auf einer Projektionsflache ein Lichtfleck nachgewiesen werden kann hellgrauer Fleck auf dem grauen Schirm rechts nbsp Die Wellenfronten der auf eine lichtundurchlassige Scheibe blau von links einfallenden ebenen Welle Maxima und Minima sind blau beziehungsweise orangefarben dargestellt verursachen an der Kante der Scheibe kugelformige Elementarwellen die sich rechts hinter der Scheibe uberlagern Die hellgrauen Linien und Flecke veranschaulichen die Orte mit konstruktiver Uberlagerung gleiche Phasenlage und die schwarzen Linien und Flecke die Orte mit destruktiver Uberlagerung gegenphasige Ausloschung Geschichte BearbeitenViele Wissenschaftler des 17 und 18 Jahrhunderts beispielsweise Isaac Newton lehnten eine wellentheoretische Betrachtung des Lichtes ab wie sie zum Beispiel von Christiaan Huygens um 1650 beschrieben wurde Sie gingen unverandert davon aus dass es sich bei Licht um ein Teilchenphanomen handelt deren Trajektorien rein mechanisch beschrieben werden konnten Es war den damaligen Wissenschaftlern noch nicht bekannt dass Licht nur dann vollstandig beschrieben werden kann wenn der quantenmechanische Welle Teilchen Dualismus zu Grunde gelegt wird Um sich den theoretischen Ursachen fur die vielfaltigen unerklarbaren optischen Beobachtungen zu nahern wurde 1818 von der franzosischen Academie des sciences ein Wettbewerb ausgeschrieben Der 30 jahrige Ingenieur Augustin Jean Fresnel beteiligte sich bei diesem Wettbewerb mit einer neuartigen Arbeit uber die Wellentheorie des Lichtes Die Jury der auch Simeon Denis Poisson angehorte wurde von Francois Arago geleitet 1 Weitere Juroren waren der Mathematiker Pierre Simon de Laplace und die beiden Physiker Jean Baptiste Biot und Joseph Louis Gay Lussac 2 Poisson studierte die von Fresnel eingereichte Arbeit war aber auch nach der Lekture von der Teilchennatur des Lichtes uberzeugt Mit einem einfachen Gedankenexperiment versuchte er die Gultigkeit der fresnelschen Theorie zu widerlegen Nach seinen auf der Theorie beruhenden Uberlegungen musste im Zentrum des Schattens hinter einem runden beleuchteten Gegenstand Licht nachzuweisen sein da das Licht von der gesamten kreisformigen Kante des Hindernisses nach der Theorie als Welle dort konstruktiv interferieren wurde Da dies erfahrungsgemass und ganz offensichtlich jedoch nicht der Fall sei waren auch die Ideen von Fresnel abwegig Damit stellte sich Poisson bewusst auch gegen die bereits von Christiaan Huygens beschriebene Wellennatur des Lichtes Arago beschloss jedoch dieses Experiment unter sehr exakten Bedingungen durchzufuhren und konnte die Existenz eines solchen Lichtflecks tatsachlich nachweisen indem er eine Metallscheibe mit einem Durchmesser von zwei Millimetern mit Wachs auf einer Glasplatte befestigte und beleuchtete 1 Damit war ein starkes und uberzeugendes Argument fur die vorhergesagte Wellennatur des Lichtes gegeben und zum Leidwesen Poissons gewann Fresnel schliesslich den Wettbewerb Das Phanomen wurde zwar auch schon 1715 von Joseph Nicolas Delisle 3 und 1723 von Giacomo Filippo Maraldi beschrieben 4 deren Werke waren zunachst aber weitgehend unbeachtet geblieben In der englischen Literatur wird der Begriff Poisson s spot gleichbedeutend mit Arago s spot benutzt Experimenteller Aufbau Bearbeiten nbsp Experimenteller Aufbau zur Erzeugung eines Poisson FlecksDer Poisson Fleck P muss mit einer raumlich transversal koharenten Lichtquelle erzeugt werden damit die gebeugten Strahlen konstruktiv interferieren konnen Dafur kann zum Beispiel der Strahl eines Lasers mit dem Durchmesser d displaystyle d nbsp oder der Strahl einer kleinen mit weissem Licht beleuchteten Lochblende mit dem Durchmesser d displaystyle d nbsp verwendet werden Dieser Strahl kann uber die Hauptebene H einer Sammellinse mit einer grossen Brennweite f d displaystyle f gg d nbsp aufgeweitet werden so dass hinter dem Brennpunkt F ein leicht divergenter Strahl mit der Strahldivergenz a displaystyle alpha nbsp entsteht a 2 arctan d 2 f d f displaystyle alpha 2 arctan frac d 2 f approx frac d f nbsp Hinter dem Brennpunkt F kann im Abstand a displaystyle a nbsp eine undurchsichtige Kugel K mit sehr glatter Oberflache und dem Durchmesser k displaystyle k nbsp beleuchtet werden die auf einen Bildschirm B im Abstand b displaystyle b nbsp hinter der Kugel projiziert wird Der Durchmesser des geometrischen Schattens der Kugel auf dem Bildschirm betragt dann s displaystyle s nbsp und der Durchmesser des Lichtstrahls e displaystyle e nbsp Zwischen diesen Grossen bestehen die folgenden Zusammenhange d f e a b gt k a s a b displaystyle frac d f frac e a b gt frac k a frac s a b nbsp Daraus folgt a gt k d f displaystyle a gt frac k d f nbsp e d f a b displaystyle e frac d f a b nbsp s k a a b displaystyle s frac k a a b nbsp b a s k 1 gt k d f s k 1 f d s k displaystyle b a left frac s k 1 right gt frac k d f left frac s k 1 right frac f d s k nbsp Je grosser der Abstand b gewahlt wird desto weniger Beugungsordnungen sind im geometrischen Schatten der Kugel auf dem Bildschirm zu sehen da die Wegunterschiede zwischen den vom Rand der Kugel emittierten Lichtstrahlen im Schattenbereich zunehmend geringer werden und somit bei der Fresnelbeugung entsprechend weniger Interferenzmaxima und minima auftreten Beispielbilder Bearbeiten nbsp Fotografische Aufnahme des Beugungsmusters mit einem Poisson Fleck in der Mitte im Schatten eines kreisformigen Hindernisses mit 5 8 Millimeter Durchmesser in Licht einer ungefahr 0 5 Millimeter grossen ungefahr anderthalb Meter entfernten Lochblende mit Sonnenlicht aus ungefahr 1 8 Metern Entfernung nbsp Fotografische Aufnahme des Beugungsmusters im Schatten einer Kugel mit 10 Millimeter Durchmesser in Licht eines Helium Neon Lasers mit einem Poisson Fleck in der Mitte Weblinks BearbeitenVersuchsanordnung und Ergebnis Universitat Ulm Vorlesungssammlung Physik R Gross Beugung und Interferenz PDF 2 9 MB In Physik III WS 2001 2002 amp WS 2002 2003 Kapitel 5 S 207 f Vorlesungsskript Einzelnachweise Bearbeiten a b Augustin Jean Fresnel Œuvres completes d Augustin Fresnel Theorie de la lumiere Imprimerie imperiale Paris 1866 Digitalisat in der Google Buchsuche James Lequeux Francois Arago A 19th Century French Humanist and Pioneer in Astrophysics Band 421 Seite 79 Astrophysics and Space Science Library Springer 2015 ISBN 9783319207230 Joseph Nicolas Delisle Reflexions In Memoires de l Academie Royale des Sciences 1715 S 166 169 Digitalisat auf Gallica Giacomo Filippo Maraldi Diverses experiences d optique In Memoires de l Academie Royale des Sciences Imprimerie imperiale 1723 S 111 142 Digitalisat auf Gallica Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Poisson Fleck amp oldid 212708802