www.wikidata.de-de.nina.az
Als Wellenoptik oder physikalische Optik bezeichnet man in der Physik den Teilbereich der Optik der Licht als elektromagnetische Welle behandelt statt als Bundel von Lichtstrahlen wie in der geometrischen Optik Mithilfe der Wellenoptik lassen sich uber die Ergebnisse der geometrischen Optik hinaus weitere Phanomene des Lichtes erklaren wie z B Farbe Interferenz Beugung und Polarisation Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Grundlagen 2 1 Ubergang zur Geometrischen Optik 2 2 Paraxiale Strahlen 2 3 Farbe und Intensitat 2 4 Koharenz und Interferenz 2 5 Polarisation 2 6 Wellenfronten 3 Grenzen der Wellenoptik 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeGeschichte Bearbeiten nbsp Beugung am Spalt gemass dem Huygensschen Prinzip Die gelben Punkte zeigen dabei die gedachten Ausgangspunkte fur neue Wellen Bereits im 17 Jahrhundert erkannte man dass die klassische Deutung von Licht als Bundel geradliniger Strahlen unvollstandig sein muss Beugung und Interferenz lassen sich so nicht erklaren Christiaan Huygens bemerkte um 1650 dass eine Lichtausbreitung analog zu Wasserwellen die Phanomene erklaren wurde Er formulierte sein Huygenssches Prinzip welches besagt dass von jedem Punkt einer beugenden Flache kugelformige Elementarwellen ausgehen die sich uberlagern und so die beobachtbaren Beugungseffekte hervorrufen Zunachst wurde Huygens nicht ernst genommen da man die Korpuskeltheorie von Isaac Newton favorisierte Erst im 19 Jahrhundert wurde die Wellentheorie auch als Undulationstheorie bezeichnet durch das Doppelspaltexperiment von Thomas Young bestatigt Die Arbeiten von Joseph von Fraunhofer und Augustin Jean Fresnel bauten die Theorie weiter aus Friedrich Magnus Schwerd wandte die Wellentheorie zur Erklarung seiner umfassenden Beugungsexperimente an Einen experimentellen Beleg fur die elektromagnetische Lichttheorie gab 1888 Heinrich Hertz indem er die Existenz elektromagnetischer Wellen nachwies 1 Grundlagen BearbeitenBei Betrachtung der Wechselwirkungen von Licht mit Materie wurden verschiedene Effekte beobachtet die sich nicht mehr mit geometrischer Optik erklaren lassen So bilden sich hinter Offnungen wie auch hinter Kanten generell beim Durchgang paralleler Lichtstrahlen genugend weit entfernte bzw punktformige Lichtquelle im Schattenbereich helle Streifen mit abnehmender Intensitat Das Licht wird gebeugt Bei Mehrfachspalten mit Spaltabstanden in der Grossenordnung der Wellenlange des verwendeten Lichts treten Uberlagerungen der an den einzelnen Kanten gebeugten Teilwellen auf Diese Teilwellen interferieren miteinander Im Fall sehr kurzer Wellenlangen bzw sehr grosser Objekte ist die Beugung des Lichts vernachlassigbar und es wird mit den Gesetzen der Strahlenoptik der geometrischen Optik gerechnet In der Wellenoptik wird Licht durch eine Transversalwelle mit Wellenlange Amplitude und Phase beschrieben Jede Welle wird mathematisch als Losung einer Wellengleichung dargestellt D u r t 1 c 2 2 u r t t 2 displaystyle Delta u vec r t frac 1 c 2 frac partial 2 u vec r t partial t 2 nbsp Dabei ist D displaystyle Delta nbsp der Laplace Operator c die Lichtgeschwindigkeit und u die von Ort r displaystyle vec r nbsp und Zeit t abhangende Wellenfunktion Die Wellenfunktion kann dabei entweder skalar oder vektoriell sein Die vektorielle Beschreibung des Lichts ist notwendig wenn die Polarisation eine Rolle spielt Ansonsten ist die skalare Beschreibung die einfachere Ubergang zur Geometrischen Optik Bearbeiten Hauptartikel Geometrische Optik Die Wellengleichung ist aquivalent zur Helmholtzgleichung da beide uber die Fouriertransformation in der Zeit t displaystyle t nbsp bzw Frequenz w displaystyle omega nbsp zusammenhangen D w 2 c 2 u r w 0 displaystyle left Delta frac omega 2 c 2 right hat u vec r omega 0 nbsp Dabei ist u r w displaystyle hat u vec r omega nbsp die Fouriertransformierte von u r t displaystyle u vec r t nbsp Fuhrt man die Wellenzahl k w c displaystyle k omega c nbsp ein so ergibt sich die Helmholtzgleichung D k 2 u r k 0 displaystyle left Delta k 2 right hat u vec r k 0 nbsp Eine Losung dieser Gleichung ergibt sich aus dem Ansatz u r k a r e i k S r displaystyle u vec r k a vec r e ikS vec r nbsp unter der Naherung dass die Amplitude a r displaystyle a vec r nbsp nur langsam veranderlich ist d h uber eine Strecke in der Grossenordnung der Wellenlange l 2 p k displaystyle lambda frac 2 pi k nbsp als konstant betrachtet werden kann Die Flachen k S r c o n s t displaystyle kS vec r mathrm const nbsp bestimmen die Flachen gleicher Phase Wellenfronten Fur S r x displaystyle S vec r x nbsp wurde sich z B eine ebene Welle ergeben Das Gradientenfeld S r displaystyle nabla S vec r nbsp gibt die Ausbreitungsrichtung der einzelnen Punkte der Wellenfront an Im Beispiel der ebenen Welle ist das Gradientenfeld x 1 0 0 T displaystyle nabla x 1 0 0 T nbsp und die Wellenfronten breiten sich in x Richtung aus In der Nahe eines Punktes r 0 displaystyle vec r 0 nbsp kann jede durch obige Losung beschriebene Welle als ebene Welle mit Wellenzahl k 0 k n r 0 displaystyle k 0 k n vec r 0 nbsp Brechungsindex n r 0 displaystyle n vec r 0 nbsp an dieser Stelle und Ausbreitungsrichtung k S r r 0 displaystyle hat vec k propto nabla S vec r vec r 0 nbsp aufgefasst werden S r displaystyle S vec r nbsp heisst Eikonal und ist eine wichtige Funktion in der geometrischen Optik denn sie bestimmt die lokalen Wellenvektoren der Welle Ausbreitungsrichtung mal Wellenzahl Die Strahlengange in der geometrischen Optik sind mit den lokalen Wellenvektoren identisch 2 Unter der angegebenen Naherung kann durch Einsetzen des Ansatzes in die Helmholtzgleichung die Eikonalgleichung gewonnen werden S r 2 n 2 r displaystyle nabla S vec r 2 n 2 vec r nbsp Diese Gleichung besagt dass der Brechungsindex n displaystyle n nbsp die Phase der Welle bestimmt und bildet die formale Grundlage der geometrischen Optik Die Naherung dass die Amplitude der Welle in der Grossenordnung der Wellenlange nicht stark variiert entspricht der ublichen Aussage dass die geometrische Optik gultig ist solange die streuenden Objekte sehr viel grosser als die Wellenlange des Lichts sind Der lokale Brechungsindex bestimmt das Gradientenfeld der Phase und damit die lokale Ausbreitungsrichtung und Wellenzahl der Welle Paraxiale Strahlen Bearbeiten nbsp Bild der Lichtintensitat eines 532 nm Laserpointers der auf eine Digitalkamera fokussiert ist Es ist die dominante TEM00 Mode zu sehen Ein grosses Anwendungsgebiet der Wellenoptik befasst sich mit Lasern Laserlicht ist einerseits nahezu monochromatisch und andererseits so stark gebundelt dass der Lichtstrahl fur grosse Strecken achsennah bleibt nicht divergiert Solche Wellen sind Losungen der Helmholtzgleichung unter der paraxialen Naherung Diese besagt dass sich die Amplitude a r displaystyle a vec r nbsp in Ausbreitungsrichtung z displaystyle z nbsp nicht stark andern darf Mathematisch bedeutet dies dass die 2 Ableitung der Amplitude nach z displaystyle z nbsp vernachlassigt werden darf z 2 a r 0 displaystyle partial z 2 a vec r approx 0 nbsp Eine wichtige Losung die sich unter dieser Naherung ergibt ist die Gauss Losung Im nebenstehenden Bild ist die gaussverteilte Intensitatsverteilung von Licht eines Laserpointers zu sehen Farbe und Intensitat Bearbeiten Hauptartikel Farbe und Intensitat Die Farbe des Lichtes entspricht seiner Wellenlange Monochromatisches Licht hat nur eine Wellenlange wahrend Weisslicht eine Uberlagerung vieler Wellen unterschiedlicher Wellenlangen darstellt Eigentlich ist die Frequenz der Lichtwelle ausschlaggebend fur die Farbe die Wellenlange ist abhangig von der Ausbreitungsgeschwindigkeit und somit vom Medium in dem sich das Licht ausbreitet In den gebrauchlichen Aussagen uber die Farbe von Licht im Zusammenhang mit seiner Wellenlange wird die Ausbreitung im Vakuum vorausgesetzt In Luft ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit nur geringfugig kleiner als die Vakuumlichtgeschwindigkeit sodass auch die Wellenlange einer bestimmten Frequenz in Luft nur gering von der im Vakuum abweicht Die Intensitat des Lichtes ist proportional zum Quadrat der Amplitude dieser Welle gemittelt uber die Zeit Koharenz und Interferenz Bearbeiten Hauptartikel Koharenz und Interferenz Neben der Amplitude kann man auch die Phase der Welle betrachten Stehen mehrere Wellen in einer konstanten Phasenbeziehung so spricht man von Koharenz Koharente Wellen haben die Eigenschaft dass sie miteinander interferieren konnen Unterschiedliche Wellen uberlagern sich dabei so dass es zur Verstarkung Wellenberg trifft auf Wellenberg konstruktive Interferenz oder Abschwachung Wellenberg trifft auf Wellental destruktive Interferenz kommt Polarisation Bearbeiten Hauptartikel Polarisation Eine Transversalwelle schwingt zwar stets senkrecht zur Richtung der Lichtausbreitung hat jedoch noch immer zwei Freiheitsgrade Findet die Schwingung nur in einer Ebene statt oder andert sie sich regelmassig so spricht man von polarisiertem Licht Die Polarisation kann nur durch die vektorielle Darstellung als elektromagnetische Welle erklart werden Wellenfronten Bearbeiten Hauptartikel Wellenfront Statt Lichtstrahlen betrachtet man in der Wellenoptik das verallgemeinerte Konzept der Wellenfront Eine Wellenfront ist eine Flache die Punkte gleicher Phase verschiedener Wellen in sich vereinigt Lichtstrahlen stehen stets senkrecht auf der Wellenfront Grenzen der Wellenoptik BearbeitenEs gibt Phanomene die sich durch die Wellentheorie nicht erklaren lassen Dazu gehort der von Wilhelm Hallwachs 1887 entdeckte und von Albert Einstein 1905 erklarte aussere Photoeffekt Nobelpreis 1921 Einstein erklarte die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie mit der Lichtquantenhypothese Man sprach dann von Welle Teilchen Dualismus Der scheinbare Widerspruch dass sich Licht sowohl wie Wellen als auch wie Teilchen verhalt ist von zentraler Bedeutung fur die moderne Quantenphysik Literatur BearbeitenBahaa E A Saleh Malvin Carl Teich Fundamentals of Photonics 2 Auflage John Wiley amp Sons New Jersey 2007 ISBN 978 0 471 35832 9 Eugene Hecht Optik Oldenbourg 2005 ISBN 3 486 27359 0 S 62 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wellenmechanik Achtung Wahrend im Deutschen das Lemma Wellenmechanik auf die Quantenmechanik verlinkt wird darunter im Englischen und auf Commons die hier erlauterte Wellenoptik behandelt Belege Bearbeiten Paul Diepgen Heinz Goerke Aschoff Diepgen Goerke Kurze Ubersichtstabelle zur Geschichte der Medizin 7 neubearbeitete Auflage Springer Berlin Gottingen Heidelberg 1960 S 46 Florian Scheck Theoretische Physik 3 Klassische Feldtheorie Von der Elektrodynamik zu den Eichtheorien Springer 2005 ISBN 3 540 23145 5 S 224 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche abgerufen am 3 Januar 2012 Normdaten Sachbegriff GND 4189552 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wellenoptik amp oldid 237767604