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Eine elektromagnetische Welle auch elektromagnetische Strahlung ist eine Welle aus gekoppelten elektrischen und magnetischen Feldern Bisweilen wird auch kurz von Strahlung gesprochen wobei hier Verwechslungsgefahr zu anderer Teilchenstrahlung besteht Beispiele fur elektromagnetische Wellen sind Radiowellen Mikrowellen Warmestrahlung Licht Rontgenstrahlung und Gammastrahlung Aufzahlung nach aufsteigender Frequenz uber 20 Grossenordnungen hinweg Elektromagnetische Wellen im Vakuum sind Transversalwellen Die Wechselwirkung elektromagnetischer Wellen mit Materie hangt von ihrer Frequenz ab Linear polarisierte elektromagnetische Welle im Vakuum Die monochromatische Welle mit Wellenlange l displaystyle lambda breitet sich in x Richtung aus die elektrische Feldstarke E displaystyle vec E in blau und die magnetische Flussdichte B displaystyle vec B in rot stehen zueinander und zur Ausbreitungsrichtung im rechten Winkel und bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem Anders als zum Beispiel Schallwellen benotigen elektromagnetische Wellen kein Medium um sich auszubreiten 1 Sie konnen sich daher auch uber weiteste Entfernungen im Weltraum ausbreiten Sie bewegen sich im Vakuum unabhangig von ihrer Frequenz mit Lichtgeschwindigkeit fort Elektromagnetische Wellen konnen sich aber auch in Materie ausbreiten etwa einem Gas oder einer Flussigkeit ihre Geschwindigkeit ist dabei allerdings verringert Der Brechungsindex gibt das Verhaltnis an um das die Phasengeschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen in Materie geringer als die Lichtgeschwindigkeit im Vakuum ist Als Transversalwellen zeigen elektromagnetische Wellen das Phanomen der Polarisation Im freien Raum stehen die Vektoren des elektrischen und des magnetischen Feldes senkrecht aufeinander und auf der Ausbreitungsrichtung Die Transversalitat ist unter Umstanden verletzt wenn wie bei Plasmaschwingungen Plasmonen Trager chemischer Eigenschaften z B metallische oder gebundene Elektronen beteiligt sind Entsprechend unterscheiden sich die Quellen Ausbreitungseigenschaften und Wirkungen der Strahlung in den verschiedenen Bereichen des elektromagnetischen Spektrums Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Eigenschaften 2 1 Vorhandene elektromagnetische Wellen feststellen und messen 2 2 Wellencharakter 2 3 Teilchencharakter 2 4 Wellen im Medium 2 5 Spektrum 3 Biologische und chemische Wirkung 4 Lichtgeschwindigkeit und spezielle Relativitatstheorie 5 Mathematische Beschreibung 5 1 Herleitung der elektromagnetischen Wellengleichung 5 2 Ausbreitung elektromagnetischer Wellen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenElektromagnetische Wellen konnen durch unterschiedliche Ursachen entstehen Spontane Emission wenn sich die Energie eines Atoms verringert Dabei sind Energieanderungen der Atomhulle meist um Grossenordnungen geringer als Energieanderungen des Atomkerns Wird das Atom wahrend der Zeitdauer der Energieabstrahlung in Ruhe gelassen wie in verdunnten Gasen entsteht ein scharfes Linienspektrum Das ist bei hohem Druck wie in Hochstdrucklampen und beim Xenonlicht oder bei Atomen in Festkorpern nicht der Fall Dort konnen wegen Druckverbreiterung keine wohldefinierten Spektrallinien mehr gemessen werden Bremsstrahlung Elektromagnetische Wellen entstehen auch wenn Ladungstrager beschleunigt werden Das geschieht beispielsweise im Plasma der Sonne oder in der Rontgenrohre Molekulschwingungen periodische Bewegungen von benachbarten Atomen in einem Molekul Larmorprazession eines Teilchens mit einem magnetischen Dipolmoment um die Richtung eines von aussen angelegten Magnetfelds Eine Bewegung von elektrisch geladenen Teilchen mit hoher Geschwindigkeit durch ein Medium Wenn die Geschwindigkeit der Teilchen grosser ist als die Phasengeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen in diesem Medium entsteht Tscherenkow Strahlung Ein zeitlich veranderlicher elektrischer Strom gibt elektromagnetische Wellen ab In der Funktechnik nutzt man dies mit Sende Antennen zur drahtlosen Ubertragung von Signalen Bei der Paarvernichtung wird Materie in elektromagnetische Strahlung verwandelt Die Energie der Strahlung ergibt sich dabei aus der Masse und der kinetischen Energie der Teilchen Eigenschaften BearbeitenVorhandene elektromagnetische Wellen feststellen und messen Bearbeiten Empfanger fur elektromagnetische Strahlung nennt man Sensoren oder Detektoren bei Lebewesen Photorezeptoren Radiowellen konnen durch Antennen detektiert werden An einer elektromagnetischen Welle lasst sich die Wellengeschwindigkeit messen einerseits die im Vakuum universale Konstante Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c sowie davon abweichende Werte fur die Phasengeschwindigkeit c m e d displaystyle c mathrm med in einem durchlassigen durchsichtigen Medium Messbar ist ferner die Intensitat gleichbedeutend mit der Leistung bzw mit der pro Zeit Einheit durch einen bestimmten Querschnitt transportierten Energie Um die Wellenlange zu messen gibt es unterschiedliche Methoden je nachdem ob es sich um kurzere oder langere Wellenlangen handelt Wellenlange l displaystyle lambda und Frequenz n displaystyle nu lassen sich durch n c m e d l displaystyle nu frac c mathrm med lambda ineinander umrechnen Wellencharakter Bearbeiten Physikalisch betrachtet handelt es sich bei elektromagnetischen Wellen um sich ausbreitende Schwingungen des elektromagnetischen Feldes Hierbei stehen elektrisches und magnetisches Feld bei linear polarisierten Wellen senkrecht aufeinander und haben ein festes Grossenverhaltnis welches durch die Wellenimpedanz gegeben ist Insbesondere verschwinden elektrisches und magnetisches Feld an denselben Orten zur selben Zeit so dass die haufig gelesene Darstellung dass sich elektrische und magnetische Energie zyklisch ineinander umwandeln im Fernfeld nicht richtig ist Sie stimmt allerdings zum Beispiel fur das Nahfeld eines elektromagnetische Wellen erzeugenden elektrischen Dipols oder Schwingkreises Die Entstehung elektromagnetischer Wellen erklart sich aus den maxwellschen Gleichungen Die zeitliche Anderung des elektrischen Feldes ist stets mit einer raumlichen Anderung des magnetischen Feldes verknupft Ebenso ist wiederum die zeitliche Anderung des magnetischen Feldes mit einer raumlichen Anderung des elektrischen Feldes verknupft Fur periodisch insbesondere sinusformig wechselnde Felder ergeben diese Effekte zusammen eine fortschreitende Welle Beispiele fur Experimente in denen der Wellencharakter zum Tragen kommt Erscheinungen wie Koharenz und Interferenz lassen sich nur mit dem Wellenmodell erklaren weil dafur die Phase der Welle gebraucht wird Antennen fur die von Rundfunksendern emittierte Strahlung sind auf die Grosse der Wellenlange abgestimmt Beispielsweise ist eine effiziente Dipolantenne halb so lang wie die Wellenlange Eine Beschreibung der Strahlung als sehr grosse Anzahl an Photonen bietet keinen Vorteil da es kein Messgerat gibt um derart energiearme Photonen einzeln nachzuweisen Teilchencharakter Bearbeiten Fur bestimmte Eigenschaften elektromagnetischer Wellen z B photoelektrischer Effekt genugt das oben beschriebene Wellenmodell nicht um alle beobachtbaren Phanomene zu beschreiben vielmehr treten die Teilcheneigenschaften einzelner Photonen der Quanten des elektromagnetischen Feldes in den Vordergrund Der Wellencharakter etwa Interferenz bleibt aber voll erhalten Man spricht deshalb vom Dualismus von Teilchen und Welle Im Rahmen dieser Teilchenvorstellung des Lichtes wird jeder Frequenz f displaystyle f die Energie eines einzelnen Photons h f displaystyle h cdot f zugeordnet wobei h displaystyle h das plancksche Wirkungsquantum ist Andererseits haben auch Teilchen wie zum Beispiel uber mehrere Atome hinweg bewegte Elektronen Welleneigenschaften siehe auch Elektrischer Strom Beide Aspekte elektromagnetischer Wellen lassen sich im Rahmen der Quantenelektrodynamik erklaren Beispiele fur Wirkungen in denen der Teilchencharakter zum Tragen kommt Beim Compton Effekt trifft eine elektromagnetische Welle mit etwa 20 pm Wellenlange auf ein Elektron dessen Wirkungsquerschnitt um etwa drei Grossenordnungen kleiner ist Zur Erklarung des physikalischen Ablaufes der Wechselwirkung muss also der Teilchencharakter des Lichts herangezogen werden Jeder Versuch die beobachtete Anderung der Wellenlange mit dem Wellenmodell zu erklaren scheitert Beim photoelektrischen Effekt ist die kinetische Energie nicht von der Amplitude der Strahlung abhangig sondern wachst linear mit der Frequenz Dies ist nur uber den Teilchencharakter erklarbar Die Erzeugung von Laserlicht beruht auf den Eigenschaften einzelner Atome die jeweils kleiner sind als die erzeugte Wellenlange Deshalb muss man fur die Erklarung der Herstellung auf das Photonenmodell zuruckgreifen Photonen mit genugender Energie etwa von einigen Elektronvolt aufwarts wirken auf Materie ionisierend und konnen chemische photochemische Wirkungen auslosen wenn die Bindungsenergien uberschritten werden Fotochemie Diese chemische Wirksamkeit wird auch als Aktinitat bezeichnet Wellen im Medium Bearbeiten Die Phasengeschwindigkeit c med displaystyle c text med mit der sich eine monochromatische Welle in einem Medium bewegt ist typischerweise geringer als im Vakuum Sie hangt in linearer Naherung von der Permittivitat e displaystyle varepsilon und der Permeabilitat m displaystyle mu des Stoffes ab c med 1 m e displaystyle c text med frac 1 sqrt mu varepsilon und ist damit abhangig von der Frequenz der Welle siehe Dispersion und bei doppelbrechenden Medien auch von ihrer Polarisation und Ausbreitungsrichtung Die Beeinflussung der optischen Eigenschaften eines Mediums durch statische Felder fuhrt zur Elektrooptik bzw Magnetooptik Eine direkte Krafteinwirkung z B Richtungsanderung auf eine sich ausbreitende elektromagnetische Welle kann nur durch das Ausbreitungsmedium erfolgen siehe Brechung Reflexion Streuung und Absorption bzw vermittelt werden siehe Nichtlineare Optik und Akustooptischer Modulator Spektrum Bearbeiten Elektromagnetische Wellen sind im elektromagnetischen Spektrum nach der Wellenlange eingeteilt Eine Liste von Frequenzen und Beispiele elektromagnetischer Wellen gibt es im entsprechenden Artikel Das sichtbare Licht stellt nur einen geringen Teil des gesamten Spektrums dar und ist mit Ausnahme der Infrarotstrahlung Warme der einzige Bereich der von Menschen ohne technische Hilfsmittel wahrgenommen werden kann Bei niedrigeren Frequenzen ist die Energie der Photonen zu gering um chemische Prozesse auslosen zu konnen Bei hoheren Frequenzen hingegen beginnt der Bereich der ionisierenden Strahlung Radioaktivitat bei der ein einziges Photon Molekule zerstoren kann Dieser Effekt tritt bereits bei Ultraviolett Strahlung auf und ist fur die Bildung von Hautkrebs bei ubermassiger Sonnenexposition verantwortlich Beim Licht bestimmt die Frequenz die Farbe des Lichtes und nicht wie oft falschlicherweise angenommen die Wellenlange in einem Medium bei der Ausbreitung Die Frequenz wird anders als die Wellenlange beim Ubergang in optisch dichtere Medien nicht beeinflusst Da sich die Farbe aber beim Durchgang durch ein Medium nicht andert ist nur die Frequenz charakteristisch fur die Farbe des Lichts In Spektren wird aus historischen Grunden jedoch die Wellenlange als charakteristische Eigenschaft angegeben Der Zusammenhang zwischen Farbe und Wellenlange gilt nur im Vakuum und in guter Naherung in Luft Monochromatisches Licht also Licht mit nur einer einzigen Wellenlange hat stets eine Spektralfarbe Ubersicht uber das elektromagnetische Spektrum sichtbarer Anteil detailliertBiologische und chemische Wirkung Bearbeiten Empfindlichkeitsverteilung der drei Zapfenarten beim Menschen Schwarz gezeichnet ist die Empfindlichkeit der Stabchen Die Kurven sind jeweils so skaliert dass ihr Maximum bei 100 liegt Siehe auch Elektromagnetische Umweltvertraglichkeit Bei der Wechselwirkung von elektromagnetischer Strahlung mit biologischer Materie muss zwischen ionisierender Strahlung grosser 5 eV und nicht ionisierender Strahlung unterschieden werden Bei der ionisierenden Strahlung reicht die Energie aus um Atome oder Molekule zu ionisieren d h Elektronen herauszuschlagen Dadurch werden freie Radikale erzeugt die biologisch schadliche Reaktionen hervorrufen Erreicht oder ubersteigt die Energie von Photonen die Bindungsenergie eines Molekuls kann jedes Photon ein Molekul zerstoren sodass beispielsweise eine beschleunigte Alterung der Haut oder Hautkrebs auftreten kann Chemische Bindungsenergien stabiler Molekule liegen oberhalb von etwa 3 eV pro Bindung Soll es zu Molekulanderungen kommen mussen Photonen mindestens diese Energie besitzen was violettem Licht oder hoherfrequenter Strahlung entspricht Bei der Wechselwirkung von nicht ionisierender Strahlung unterscheidet man zwischen thermischen Effekten 2 Strahlung wirkt erwarmend weil sie durch das Gewebe absorbiert wird direkten Feldeffekten induzierte Dipolmomente Anderung von Membran Potentialen Quanten Effekten 3 und Resonanzeffekten Synchronisation mit Schwingung der Zellstruktur 4 Ein Photon mit einer Wellenlange von 700 nm oder kurzer kann im Molekul Rhodopsin die Anderung der Konformation hervorrufen Im Auge wird diese Anderung aufgenommen und als Signal vom Nervensystem weiter verarbeitet Die Empfindlichkeit fur eine bestimmte Wellenlange andert sich bei Modifikationen des Rhodopsins Dies ist die biochemische Grundlage des Farbsinns Photonen von Licht mit einer Wellenlange uber 0 7 µm haben eine Energie unter 1 7 eV Diese Wellen konnen keine chemischen Reaktionen an Molekulen bewirken die bei Zimmertemperatur stabil sind Aus diesem Grund konnen Tieraugen normalerweise keine Infrarot oder Warmestrahlung sehen 2013 entdeckten Forscher jedoch dass der Buntbarsch Pelvicachromis taeniatus im Nah Infrarotbereich sehen kann 5 Es gibt ausserdem andere Sinnesorgane fur Infrarotstrahlung wie das Grubenorgan bei Schlangen Photonen konnen Schwingungen von Molekulen oder im Kristallgitter eines Festkorpers anregen Diese Schwingungen machen sich im Material als thermische Energie bemerkbar Zusatzliche durch elektromagnetische Wellen angeregte Schwingungen erhohen die Temperatur des Materials Anders als bei der Wirkung von einzelnen Photonen auf chemischen Bindungen kommt es hierbei nicht auf die Energie der einzelnen Photonen an sondern auf die Summe der Energie aller Photonen also auf die Intensitat der Strahlung Durch Hitzedenaturierung kann langwellige elektromagnetische Strahlung auf indirekte Weise biologische Stoffe andern Lichtgeschwindigkeit und spezielle Relativitatstheorie Bearbeiten Hauptartikel Lichtgeschwindigkeit und Spezielle Relativitatstheorie Wie schnell sich Licht ungefahr ausbreitet war seit 1676 bekannt Allerdings fehlte bis 1865 jeder Zusammenhang zu anderen physikalischen Erscheinungen Diesen konnte James Clerk Maxwell in den Jahren 1861 bis 1862 durch die von ihm gefundenen Maxwell Gleichungen herstellen 6 welche die Existenz elektromagnetischer Wellen vorhersagen Deren Geschwindigkeit stimmte mit der damals bekannten Lichtgeschwindigkeit so gut uberein dass sofort ein Zusammenhang hergestellt wurde Diese Wellen konnte Heinrich Hertz in den 1880er Jahren experimentell nachweisen In der klassischen Mechanik werden Wellen in Ausbreitungsrichtung x displaystyle x durch die Wellengleichung 2 t 2 f c 2 2 x 2 f displaystyle frac partial 2 partial t 2 vec f c 2 frac partial 2 partial x 2 vec f beschrieben Hierbei bezeichnet f displaystyle vec f die Auslenkung der Welle und c displaystyle c ihre Phasengeschwindigkeit die hier als Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle interpretiert werden kann Aus den Maxwellgleichungen lasst sich im Vakuum fur die elektrische Feldstarke E displaystyle vec E die Beziehung 2 t 2 E 1 e 0 m 0 2 x 2 E displaystyle frac partial 2 partial t 2 vec E frac 1 varepsilon 0 mu 0 frac partial 2 partial x 2 vec E herleiten in SI Einheiten siehe Abschnitt Mathematische Beschreibung Die elektrische Feldstarke verhalt sich in dieser Beziehung also wie eine Welle die Grosse c 1 e 0 m 0 displaystyle c frac 1 sqrt varepsilon 0 mu 0 tritt als Ausbreitungsgeschwindigkeit auf Diese Geschwindigkeit c displaystyle c ist ausschliesslich aus Naturkonstanten zusammengesetzt die unabhangig vom Bezugssystem des Betrachters sind was sich folglich auf die Grosse c displaystyle c ubertragt Situation am Teich Der bewegte Beobachter sieht die Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Wasserwelle um seine eigene Geschwindigkeit verringert Maxwell sagt fur elektromagnetische Wellen voraus dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit c fur beide Beobachter gleich ist Grundlage der klassischen Mechanik ist das galileische Relativitatsprinzip das besagt dass die Naturgesetze in allen Inertialsystemen solchen Bezugssystemen in denen Korper auf die keine Kraft wirkt sich geradlinig fortbewegen dieselbe Form haben Galilei Invarianz Ein sich zu einem Inertialsystem mit konstanter Geschwindigkeit fortbewegendes Bezugssystem ist ebenfalls ein Inertialsystem Nach diesem Relativitatsprinzip ware nun zu erwarten dass ein Beobachter der sich mit einer konstanten Geschwindigkeit relativ zur elektromagnetischen Welle bewegt eine unterschiedliche Ausbreitungsgeschwindigkeit misst wie etwa ein mit konstanter Geschwindigkeit laufender Spazierganger am Rande eines Teiches eine andere Ausbreitungsgeschwindigkeit einer Wasserwelle auf dem Teich feststellen wurde als ein ruhender Beobachter Die Maxwellgleichungen sagen aber fur beide Beobachter die gleiche Ausbreitungsgeschwindigkeit voraus sie sind nicht Galilei invariant Dieser Widerspruch zur klassischen Mechanik lost sich zu Gunsten der Maxwellgleichungen auf Die Tatsache dass sich elektromagnetische Wellen in allen Inertialsystemen mit der gleichen Geschwindigkeit ausbreiten die vielzitierte Konstanz der Lichtgeschwindigkeit bildet ein Postulat in Einsteins 1905 veroffentlichter spezieller Relativitatstheorie An Stelle der Galilei Invarianz tritt die sogenannte Lorentz Invarianz Mathematische Beschreibung BearbeitenDie elektromagnetische Wellengleichung ergibt sich direkt aus den Maxwellgleichungen sowie der Divergenzfreiheit elektromagnetischer Wellen und lautet im Vakuum 2 1 c 2 2 t 2 E r t 0 displaystyle left nabla 2 frac 1 c 2 frac partial 2 partial t 2 right vec E vec r t 0 Betrachtet man die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen in polarisierbaren Medien so muss zusatzlich die Polarisation P displaystyle vec P betrachtet werden 2 1 c 2 2 t 2 E r t 1 e 0 c 2 2 t 2 P displaystyle left nabla 2 frac 1 c 2 frac partial 2 partial t 2 right vec E vec r t frac 1 varepsilon 0 c 2 frac partial 2 partial t 2 vec P Herleitung der elektromagnetischen Wellengleichung Bearbeiten Die zur Wellenausbreitung gehorigen mathematischen Beziehungen lassen sich auf Basis der maxwellschen Gleichungen nachvollziehen Insbesondere lasst sich dieselbe Form der Wellengleichung herleiten mit der sich andere Arten von Wellen beispielsweise Schallwellen ausbreiten Im Vakuum also im ladungsfreien Raum unter Ausschluss von dielektrischen dia und paramagnetischen Effekten sind die Materialgleichungen der Elektrodynamik D e 0 E displaystyle vec D varepsilon 0 vec E und B m 0 H displaystyle vec B mu 0 vec H Ausserdem sind die Stromdichte ȷ displaystyle vec jmath und Ladungsdichte ϱ displaystyle varrho null Ausgehend von der dritten maxwellschen Gleichung E B t displaystyle nabla times vec E frac partial vec B partial t 1 wendet man auf beide Seiten den Rotationsoperator an Dadurch erhalt man E B t m 0 t H displaystyle nabla times nabla times vec E nabla times left frac partial vec B partial t right mu 0 frac partial partial t left nabla times vec H right Setzt man darin die vierte maxwellsche Gleichung mit ȷ 0 displaystyle vec jmath 0 ein H D t displaystyle nabla times vec H frac partial vec D partial t ergibt sich E m 0 t D t m 0 e 0 2 E t 2 displaystyle nabla times nabla times vec E mu 0 frac partial partial t left frac partial vec D partial t right mu 0 varepsilon 0 frac partial 2 vec E partial t 2 2 Dazu gilt ganz allgemein die vektoranalytische Beziehung A A D A displaystyle nabla times nabla times vec A nabla nabla cdot vec A Delta vec A Dabei ist mit D A displaystyle Delta vec A die Anwendung des vektoriellen Laplace Operators auf das Vektorfeld A displaystyle vec A gemeint In kartesischen Koordinaten wirkt der vektorielle Laplace Operator wie der skalare Laplace Operator D 2 x 2 2 y 2 2 z 2 displaystyle textstyle Delta frac partial 2 partial x 2 frac partial 2 partial y 2 frac partial 2 partial z 2 auf jede Komponente von A displaystyle vec A Wendet man diese Beziehung auf E displaystyle vec E an und berucksichtigt dass der ladungsfreie Raum betrachtet wird in dem nach der ersten maxwellschen Gleichung die Divergenz von D displaystyle vec D null betragt so folgt E E D E D E displaystyle nabla times nabla times vec E nabla nabla cdot vec E Delta vec E Delta vec E 3 Setzt man nun 2 und 3 zusammen ergibt sich folgende Wellengleichung D E m 0 e 0 2 E t 2 displaystyle Delta vec E mu 0 varepsilon 0 frac partial 2 vec E partial t 2 4 Fast alle Wellen lassen sich durch Gleichungen der Form 2 f t 2 v 2 D f displaystyle frac partial 2 f partial t 2 v 2 Delta f beschreiben wobei v displaystyle v die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Welle ist Fur die Ausbreitungsgeschwindigkeit elektromagnetischer Wellen die Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c gilt daher c 2 1 m 0 e 0 displaystyle c 2 frac 1 mu 0 varepsilon 0 Damit erhalt man aus 4 die Gleichung 2 E t 2 c 2 D E displaystyle frac partial 2 vec E partial t 2 c 2 Delta vec E Analog kann man fur die magnetische Flussdichte B displaystyle vec B die Beziehung 2 B t 2 c 2 D B displaystyle frac partial 2 vec B partial t 2 c 2 Delta vec B herleiten Die Losungen dieser Gleichungen beschreiben Wellen die sich im Vakuum mit Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c ausbreiten Breitet sich die elektromagnetische Welle in isotropem Material mit der Dielektrizitatskonstante e displaystyle varepsilon und der Permeabilitat m displaystyle mu aus betragt die Ausbreitungsgeschwindigkeit c med 1 m e displaystyle c text med frac 1 sqrt mu varepsilon Darin sind aber im Allgemeinen die Materialkonstanten nicht linear sondern konnen von der Feldstarke oder der Frequenz abhangen Wahrend Licht sich in der Luft fast mit Vakuumlichtgeschwindigkeit c displaystyle c ausbreitet die Materialkonstanten sind in guter Naherung 1 gilt das fur die Ausbreitung in Wasser nicht was unter anderem den Tscherenkow Effekt ermoglicht Das Verhaltnis der Vakuumlichtgeschwindigkeit zur Geschwindigkeit im Medium wird als Brechungsindex n displaystyle n bezeichnet n m e m 0 e 0 m r e r displaystyle n sqrt frac mu varepsilon mu 0 varepsilon 0 sqrt mu r varepsilon r wo m r displaystyle mu r und e r displaystyle varepsilon r die relative Permeabilitat und die relative Permittivitat des Mediums bezeichnen Ausbreitung elektromagnetischer Wellen Bearbeiten Mit Hilfe der Maxwellgleichungen lassen sich aus der Wellengleichung noch weitere Schlusse ziehen Betrachten wir eine allgemeine ebene Welle fur das elektrische Feld E E 0 f k x c t displaystyle vec E vec E 0 f hat k cdot vec x ct wo E 0 displaystyle vec E 0 die konstante Amplitude ist f displaystyle f eine beliebige C2 Funktion k displaystyle hat k ein Einheitsvektor der in Propagationsrichtung zeigt und x displaystyle vec x ein Ortsvektor Zunachst sieht man durch Einsetzen in die Wellengleichung dass f k x c t displaystyle f hat k cdot vec x ct die Wellengleichung erfullt dass also D f k x c t 1 c 2 2 t 2 f k x c t displaystyle Delta f hat k cdot vec x ct frac 1 c 2 frac partial 2 partial t 2 f hat k cdot vec x ct Damit E displaystyle vec E nun eine elektromagnetische Welle beschreibt muss es aber nicht nur die Wellengleichung erfullen sondern auch die Maxwellgleichungen Das bedeutet E k E 0 f k x c t k x 0 displaystyle nabla cdot vec E hat k cdot vec E 0 frac partial f hat k cdot vec x ct partial hat k cdot vec x 0 E k 0 displaystyle vec E cdot hat k 0 Das elektrische Feld steht also stets senkrecht zur Propagationsrichtung es handelt sich also um eine Transversalwelle Einsetzen von E displaystyle vec E in eine weitere Maxwellgleichung ergibt E k E 0 f k x c t k x B t displaystyle nabla times vec E hat k times vec E 0 frac partial f hat k cdot vec x ct partial hat k cdot vec x frac partial vec B partial t und da f k x c t k x f k x c t c t displaystyle textstyle frac partial f hat k cdot vec x ct partial hat k cdot vec x frac partial f hat k cdot vec x ct partial ct ist folgt daraus B 1 c k E displaystyle vec B frac 1 c hat k times vec E Die magnetische Flussdichte in der elektromagnetischen Welle steht also ebenfalls senkrecht zur Propagationsrichtung und auch senkrecht zum elektrischen Feld Ausserdem stehen ihre Amplituden in einem festen Verhaltnis Ihr Quotient ist die Lichtgeschwindigkeit c displaystyle c E 0 B 0 c displaystyle frac E 0 B 0 c In naturlichen Einheiten c 1 displaystyle c 1 haben beide Amplituden den gleichen Wert Mit dieser Beziehung lasst sich eine Aussage uber die Energiedichte w e m 1 2 e 0 E 2 c 2 B 2 displaystyle w mathrm em frac 1 2 varepsilon 0 E 2 c 2 B 2 des elektromagnetischen Felds fur den Fall der elektromagnetischen Welle herleiten w e m e 0 E 2 1 m 0 B 2 displaystyle w mathrm em varepsilon 0 E 2 frac 1 mu 0 B 2 Nicht jede elektromagnetische Welle hat die Eigenschaft dass ihre Ausbreitungsrichtung sowie die Richtungen des elektrischen als auch des magnetischen Feldes paarweise orthogonal zueinander sind die Welle also eine reine Transversalwelle ist auch TEM Welle genannt Die hier demonstrierten ebenen Wellen sind von diesem Typ daneben existieren aber auch Wellen in denen nur einer der beiden Feldvektoren senkrecht auf der Ausbreitungsrichtung steht der andere aber eine Komponente in Ausbreitungsrichtung hat TM und TE Wellen Ein wichtiger Anwendungsfall fur solche nicht rein transversale elektromagnetische Wellen sind zylindrische Wellenleiter Das Gesagte gilt aber vor allem in Kristallen mit Doppelbrechung 7 Allerdings gibt es keine rein longitudinalen elektromagnetischen Wellen Literatur BearbeitenJohn David Jackson Klassische Elektrodynamik 4 Auflage de Gruyter Berlin u a 2006 ISBN 3 11 018970 4 Karl Kupfmuller Wolfgang Mathis Albrecht Reibiger Theoretische Elektrotechnik Eine Einfuhrung 16 Auflage Springer Berlin u a 2005 ISBN 3 540 20792 9 Claus Muller Grundprobleme der mathematischen Theorie elektromagnetischer Schwingungen Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften in Einzeldarstellungen 88 ISSN 0072 7830 Springer Berlin u a 1957 Eduard Rhein Wunder der Wellen Rundfunk u Fernsehen dargest f jedermann Ausgabe 69 80 Tsd Deutscher Verl d Ullstein A G Berlin Tempelhof 1954 DNB Karoly Simonyi Theoretische Elektrotechnik 10 Auflage Barth Leipzig u a 1993 ISBN 3 335 00375 6 Weblinks Bearbeiten Commons Elektromagnetische Welle Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Versuche und Aufgaben auf Schulerniveau LEIFI Einfache Simulation zur Ausbreitung von elektromagnetischer Strahlung Anschauliche Herleitung von elektromagnetischen Wellen aus den Maxwell Gleichungen nahezu formelfreiEinzelnachweise Bearbeiten Gerthsen Physik 22 vollig neu bearbeitete Auflage Springer Berlin u a 2004 ISBN 3 540 02622 3 S 177 Kenneth R Foster Michael H Repacholi Biological Effects of Radiofrequency Fields Does Modulation Matter In Radiation Research Bd 162 Nr 2 2004 S 219 225 JSTOR 3581139 Henrik Bohr Soren Brunak Jakob Bohr Molecular wring resonances in chain molecules In Bioelectromagnetics Bd 18 Nr 2 1997 S 187 189 doi 10 1002 SICI 1521 186X 1997 18 2 lt 187 AID BEM13 gt 3 0 CO 2 O Walter Hoppe Wolfgang Lohmann Hubert Markl Hubert Ziegler Hrsg Biophysik 2 vollig neubearbeitete Auflage Springer Berlin u a 1982 ISBN 3 540 11335 5 Reinhard Wandtner Erster Nachweis bei Tieren Infrarot beim Beutefang In Frankfurter Allgemeine Zeitung 4 Februar 2013 faz net M Guarnieri Two Millennia of Light The Long Path to Maxwell s Waves In IEEE Industrial Electronics Magazine 9 Jahrgang Nr 2 2015 S 54 56 60 doi 10 1109 MIE 2015 2421754 Naheres zur Kristalloptik Doppelbrechung u a in W Doring Goschen Bandchen zur Theoretischen Physik Band Optik Normdaten Sachbegriff GND 4014297 8 lobid OGND AKS LCCN sh85042179 NDL 00561480 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektromagnetische Welle amp oldid 235170578