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Der Wirkungsquerschnitt s displaystyle sigma Sigma ist in der Molekul Atom Kern und Teilchenphysik ein Mass fur die Wahrscheinlichkeit einer Wechselwirkung zwischen einer einfallenden Wellenstrahlung oder einem einfallenden Teilchen Projektil und einem anderen Teilchen Streukorper oder Target Beispiele fur eine solche Wechselwirkung waren Absorption Streuung oder eine Reaktion Der Wirkungsquerschnitt hat die Dimension Flache Er wird oft in der Einheit Barn angegeben 1 b 10 28 m2 10 4 pm2 100 fm2 Die Vorstellung vom Wirkungsquerschnitt als einer jedem Targetteilchen zugeordneten Trefferflache bietet ein anschauliches Mass fur die Starke des jeweils betrachteten Vorgangs Einem haufig eintretenden Vorgang entspricht ein grosser Wirkungsquerschnitt einem selten eintretenden ein kleiner Wirkungsquerschnitt Mit anschaulichen Vorstellungen uber Grosse Form und Lage des Targetteilchens stimmt diese Trefferflache allerdings im Allgemeinen nicht uberein Der Wirkungsquerschnitt hangt vom jeweils interessierenden Vorgang ab von Art und kinetischer Energie des einfallenden Teilchens oder Quants und von der Art des getroffenen Teilchens z B Atom Atomkern Die letztgenannte Abhangigkeit bedeutet dass Wirkungsquerschnitte Materialeigenschaften sind Beispielsweise sind zur Berechnung von Kernreaktoren oder Kernfusionsreaktoren umfangreiche Kerndatenbibliotheken erforderlich die die Wirkungsquerschnitte der verschiedenen Materialien fur einfallende Neutronen verschiedener Energien fur verschiedene mogliche Streuprozesse und Kernreaktionen enthalten Insbesondere bei Kernreaktionen wird der Wirkungsquerschnitt betrachtet als Funktion der Energie des einfallenden Teilchens Quants manchmal auch als Anregungsfunktion bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Spezielle Bezeichnungen 2 Definition 3 Abschwachung des einfallenden Teilchenstrahls im dicken Target 4 Totaler Wirkungsquerschnitt 5 Differentieller Wirkungsquerschnitt 5 1 Sekundarenergieverteilung 5 2 Doppelt differentieller Wirkungsquerschnitt 6 Geometrischer Wirkungsquerschnitt 7 Makroskopischer Wirkungsquerschnitt 8 Temperaturabhangiger Wirkungsquerschnitt 8 1 Praktische Auswirkungen temperaturabhangiger Wirkungsquerschnitte 9 Wirkungsquerschnitt und Fermis Goldene Regel 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseSpezielle Bezeichnungen BearbeitenJe nach Art des betrachteten Vorgangs werden verschiedene Bezeichnungen fur den Wirkungsquerschnitt verwendet Absorptionsquerschnitt fur jede Absorption des einfallenden Teilchens Streuquerschnitt fur Streuung also Ablenkung des einfallenden Teilchens Extinktionsquerschnitt fur Schwachung oder Energieentnahme Summe von Streu und Absorptionsquerschnitt 1 Einfangquerschnitt fur eine bestimmte Absorption namlich den Neutroneneinfang die n g displaystyle gamma nbsp Kernreaktion Neutronenquerschnitt fur beliebige Wechselwirkung des Atomkerns mit einem freien Neutron Reaktionsquerschnitt fur die chemische Reaktion die durch den Stoss zweier Atome oder Molekule ausgelost wird Elastischer Wirkungsquerschnitt oft auch nur elastischer Querschnitt fur elastischen Stoss also einen Stoss bei dem die gesamte kinetische Energie erhalten bleibt Inelastischer Wirkungsquerschnitt inelastischer Querschnitt fur inelastischen Stoss also einen Stoss bei dem kinetische Energie in andere Energieformen ubergeht z B wird ein Teilchen angeregt d h in einen Zustand hoherer Energie versetzt oder es werden neue Teilchen erzeugt Ionisationsquerschnitt fur die Ionisation des getroffenen Atoms Spaltquerschnitt fur die induzierte Kernspaltung Strahlungsdruckquerschnitt fur Strahlungsdruck 1 2 Definition Bearbeiten nbsp Die Trefferwahrscheinlichkeit w displaystyle w nbsp ist die Gesamtflache der N T displaystyle N T nbsp Targetteilchen also s N T displaystyle sigma cdot N T nbsp rot geteilt durch die Gesamtflache des Targets blau Bei einem Experiment mit gleichmassiger Bestrahlung des Targets wird dem Zielteilchen Targetteilchen eine Flache s als gedachte Zielscheibe zugeordnet Ihre Grosse wird so gewahlt dass die Zahl der beobachteten Reaktionen Wechselwirkungen genau durch die Anzahl der punktformig also ausdehnungslos gedachten Projektilteilchen angegeben wird die durch diese Flache hindurchfliegen Diese Flache ist der Wirkungsquerschnitt des betreffenden Targets fur die betreffende Wechselwirkung bei der betreffenden Energie der Projektilteilchen Die Wahrscheinlichkeit w displaystyle w nbsp dass ein einfallendes Teilchen mit einem Targetteilchen wechselwirkt errechnet sich aus w s N T F s w F N T displaystyle w sigma frac N T F quad Leftrightarrow quad sigma w frac F N T nbsp Darin ist F displaystyle F nbsp die bestrahlte Targetflache und N T displaystyle N T nbsp die Anzahl der darin enthaltenen Targetteilchen auch wird s N T F w 1 displaystyle sigma N T ll F quad Leftrightarrow quad w ll 1 nbsp vorausgesetzt weil sich die Targetteilchen sonst gegenseitig abschatten Wenn insgesamt N displaystyle N nbsp Projektilteilchen einlaufen und jedes von ihnen mit der Wahrscheinlichkeit w displaystyle w nbsp eine Reaktion verursacht dann ist die Gesamtzahl der Reaktionen gegeben durch N Reaktion w N w N Reaktion N displaystyle N text Reaktion wN quad Leftrightarrow quad w frac N text Reaktion N nbsp dd Zusammen s N Reaktion N F N T N Reaktion s N T F N displaystyle sigma frac N text Reaktion N frac F N T quad Leftrightarrow quad N text Reaktion sigma frac N T F N nbsp Zur experimentellen Bestimmung eines Wirkungsquerschnitts wird N Reaktion displaystyle N text Reaktion nbsp durch geeignete Detektoren gemessen wahrend N T displaystyle N T nbsp N displaystyle N nbsp und F displaystyle F nbsp aus Aufbau und Durchfuhrung des Experiments bekannt sind In der theoretischen Herleitung z B in der quantenmechanischen Streutheorie wird die Formel haufig noch durch die Zeit dividiert also die Reaktionsrate W displaystyle W nbsp Reaktorphysik Kernreaktionsrate R displaystyle R nbsp W N Reaktion t s N T j s L displaystyle W frac N text Reaktion t sigma N T j sigma L nbsp mit der Teilchenstromdichte j N F t displaystyle j frac N F t nbsp der Projektilteilchen und der Luminositat L N T j displaystyle L N T j nbsp der Kombination von Target und Teilchenstrahl Abschwachung des einfallenden Teilchenstrahls im dicken Target BearbeitenFur eine infinitesimal dunne Targetschicht der Dicke d x displaystyle mathrm d x nbsp erhalt man aus der obigen Gleichung wenn man fur Teilchen pro Flache das Produkt Teilchendichte r T displaystyle rho T nbsp mal Dicke d x displaystyle mathrm d x nbsp einsetzt d N Reaktion N s r T d x displaystyle frac mathrm d N text Reaktion N sigma cdot rho T cdot mathrm d x nbsp Hierbei ist r T displaystyle rho T nbsp die Teilchendichte des Targetmaterials also die Anzahl der Targetteilchen pro Volumeneinheit r T N A r M displaystyle rho T frac N text A cdot rho M nbsp dd mit N A displaystyle N text A nbsp der Avogadrokonstante r displaystyle rho nbsp der Massendichte und M displaystyle M nbsp der Molaren Masse Lost man obige Gleichung nach N Reaktion displaystyle N text Reaktion nbsp auf und setzt dies gleich d N displaystyle mathrm d N nbsp erhalt man die Differentialgleichung d N N x r T s d x d N d x N x r T s displaystyle mathrm d N N x rho T sigma mathrm d x quad Leftrightarrow quad frac mathrm d N mathrm d x N x rho T sigma nbsp Die Losung hierfur ist N x N 0 e s r T x displaystyle N x N 0 cdot mathrm e sigma rho T x nbsp Interpretation die wechselwirkenden Projektilteilchen N Reaktion displaystyle N text Reaktion nbsp sind nicht mehr Teil des einfallenden Strahls mit der Teilchenanzahl N 0 displaystyle N 0 nbsp da sie bei Reaktion absorbiert oder bei Streuung aus ihrer ursprunglichen Bahn abgelenkt worden sind D h nach dem Durchlaufen einer Targetschicht der Dicke x sind nur noch N x N 0 N Reaktion displaystyle N x N 0 N text Reaktion nbsp Teilchen im Strahl vorhanden Betrachtet man die Wechselwirkungen in einem bestimmten Volumen so ist x l displaystyle x l nbsp wenn l displaystyle l nbsp die Lange dieses Volumens ist Setzt man dieses ein kann man zur Berechnung des Wirkungsquerschnitt die Gleichung umstellen s 1 l r T ln N 0 N 0 N Reaktion displaystyle Rightarrow quad sigma frac 1 l cdot rho T cdot ln left frac N 0 N 0 N text Reaktion right nbsp Offenbar gilt auch s r T 1 l s 1 l r T displaystyle sigma cdot rho T frac 1 lambda quad Leftrightarrow quad sigma frac 1 lambda cdot rho T nbsp wobei l displaystyle lambda nbsp die mittlere freie Weglange ist nach der die Intensitat des einfallenden Strahls auf 1 e displaystyle frac 1 mathrm e nbsp ihres ursprunglichen Wertes abgefallen ist Sofern mehr als eine Art von Vorgang moglich ist bezieht sich s displaystyle sigma nbsp in dieser Gleichung auf alle zusammen ist also der totale Wirkungsquerschnitt siehe unten Totaler Wirkungsquerschnitt Bearbeiten nbsp Wirkungsquerschnitte fur sechs Kernreaktionen von Neutron und Atomkern 235U und ihre Summe der totale Wirkungsquerschnitt als Funktion der kinetischen Energie der Neutronen In der Legende steht teilweise z statt des ublichen Symbols n fur Neutron Datenquelle JEFF graphische Darstellung Kerndatenbetrachter JANIS 4 1 Die Bezeichnung totaler Wirkungsquerschnitt wird in zwei Bedeutungen verwendet Manchmal ist damit der Wirkungsquerschnitt fur das Eintreten irgendeines von mehreren moglichen Vorgangen gemeint z B Absorption oder Streuung des einfallenden Teilchens Fur Prozesse die sich gegenseitig ausschliessen ist der totale Wirkungsquerschnitt die Summe der Einzel Wirkungsquerschnitte Die Abbildung zeigt die Wirkungsquerschnitte der sechs im Energieintervall 10 11 bis 20 MeV dominierenden Typen von Kernreaktionen von Neutron und Atomkern 235U und die Summe dieser Wirkungsquerschnitte den totalen Wirkungsquerschnitt Er wird beispielsweise dann benotigt wenn es nur um die Abschwachung des einfallenden Teilchenstroms oder um die mittlere freie Weglange geht Manchmal wird Totaler Wirkungsquerschnitt auch nur im Sinne des oben definierten Wirkungsquerschnitts fur einen bestimmten Vorgang verwendet um ihn vom differentiellen Wirkungsquerschnitt d s d W displaystyle frac d sigma d Omega nbsp s unten zu unterscheiden eine bessere Bezeichnung ist in diesem Fall Integraler Wirkungsquerschnitt Es gilt s 4 p d s d W d W displaystyle sigma int 4 pi frac mathrm d sigma mathrm d Omega cdot mathrm d Omega nbsp dd dd Differentieller Wirkungsquerschnitt BearbeitenWenn durch die Reaktion zwischen der einfallenden Primarstrahlung und dem Target eine Sekundarstrahlung entsteht gestreute Primarstrahlung oder eine andere Art von Strahlung wird deren Intensitatsverteilung uber die Raumrichtungen W displaystyle Omega nbsp beschrieben durch den differentiellen auch differenziellen Wirkungsquerschnitt d s d W displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega nbsp j sek W d s d W j prim d s d W j sek W j prim displaystyle j text sek Omega frac mathrm d sigma mathrm d Omega j text prim quad Leftrightarrow quad frac mathrm d sigma mathrm d Omega frac j text sek Omega j text prim nbsp Darin ist j sek W displaystyle j text sek Omega nbsp die Stromdichte der in Richtung W auslaufenden Sekundarstrahlung bei Anwesenheit eines einzigen Targetteilchens N T 1 displaystyle N T 1 nbsp vgl Definition gegeben in Teilchen pro Raumwinkel und Zeitspanne j prim displaystyle j text prim nbsp die Stromdichte der parallel einlaufenden Primarstrahlung in Teilchen pro Flache und Zeitspanne Daher hat d s d W displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega nbsp die Dimension Flache pro Raumwinkel und als Masseinheit z B Millibarn pro Steradiant Physikalisch gesehen ist der Raumwinkel eine Grosse der Dimension Zahl und der differentielle Wirkungsquerschnitt d s d W displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega nbsp daher von derselben Dimension Flache wie der Wirkungsquerschnitt s displaystyle sigma nbsp selbst Um die richtige Trefferflache fur die Erzeugung der Sekundarstrahlung in Richtung W displaystyle Omega nbsp zu erhalten betrachtet man die gesamte Sekundarstrahlung in ein kleines Raumwinkelelement D W displaystyle Delta Omega nbsp hinein Sie ist in erster Naherung gegeben durch j sek W D W d s d W D W j prim displaystyle j text sek Omega cdot Delta Omega left frac mathrm d sigma mathrm d Omega Delta Omega right j text prim nbsp Der Ausdruck auf der linken Seite entspricht genau der Reaktionsrate wie oben erwahnt bei NT 1 man denke sich etwa ein Experiment mit einem Detektor von genau der Grosse D W displaystyle Delta Omega nbsp der auf jedes ankommende Sekundarteilchen anspricht Daher steht auf der rechten Seite vor der einlaufenden Stromdichte j prim displaystyle j text prim nbsp mit dem Faktor D s d s d W D W j sek W j prim D s D W displaystyle Delta sigma frac mathrm d sigma mathrm d Omega Delta Omega qquad left Rightarrow quad frac j text sek Omega j text prim frac Delta sigma Delta Omega right nbsp genau die Trefferflache richtig mit Dimension Flache die zu den in diesem Experiment beobachteten Reaktionen gehort Das Integral des differentiellen Wirkungsquerschnitts uber alle Richtungen ist der totale oder integrale Wirkungsquerschnitt fur den beobachteten Typ der Reaktion s 4 p d s d W d W displaystyle sigma int 4 pi frac mathrm d sigma mathrm d Omega cdot mathrm d Omega nbsp Der differentielle Wirkungsquerschnitt hangt ab wie der Wirkungsquerschnitt selbst von der Art der Reaktion Art des Targets Art und Energie der Teilchen der Primar und der Sekundarstahlung zusatzlich von der Richtung W displaystyle Omega nbsp die durch zwei Winkel angegeben werden kann Meist interessiert nur der Ablenkwinkel relativ zur Richtung des Primarstrahls dann heisst der differentielle Wirkungsquerschnitt auch kurz Winkelverteilung Mit der Bezeichnung differentieller Wirkungsquerschnitt ohne weiteren Zusatz ist fast immer d s d W displaystyle frac mathrm d sigma mathrm d Omega nbsp gemeint Weitere differentielle Wirkungsquerschnitte sind Sekundarenergieverteilung Bearbeiten Seltener benotigt wird der nach der Energie E s displaystyle E s nbsp des Sekundarteilchens also des gestreuten Teilchens oder Reaktionsproduktes abgeleitete Wirkungsquerschnitt d s d E s displaystyle frac d sigma dE s nbsp der die Energieverteilung der Sekundarteilchen beschreibt Er hangt ab von der Primar und der Sekundarenergie Doppelt differentieller Wirkungsquerschnitt Bearbeiten Bei komplexen Vorgangen wie etwa dem Eindringen Transport schneller Neutronen in dicke Materieschichten wo ein Neutron an verschiedenen Streuprozessen und Kernreaktionen nacheinander teilnehmen kann wird auch der doppelt differentielle Wirkungsquerschnitt d 2 s d W d E s displaystyle frac d 2 sigma d Omega cdot dE s nbsp betrachtet da er die detaillierteste physikalische Beschreibung erlaubt Geometrischer Wirkungsquerschnitt Bearbeiten nbsp Veranschaulichung des geometrischen Wirkungs querschnitts zum 1 Beispiel wenn der Mittelpunkt von Teilchen b in den blauen Kreis eindringt kommt es zur Kollision mit Teilchen a Die Flache des blauen Kreises ist somit der geometrische Wirkungs querschnitt sein Radius ist die Summe der Teilchenradien In der klassischen Mechanik fliegen alle Teilchen auf wohldefinierten Trajektorien Fur Reaktionen die eine Beruhrung von Projektil und Targetteilchen voraussetzen wird der Begriff geometrischer Wirkungsquerschnitt benutzt denn hier haben nicht nur die Grosse des Wirkungsquerschnitt als Trefferflache sondern auch deren Form und Lage relativ zum Targetteilchen eine einfache geometrische Bedeutung alle Teilchen die auf ihrer Trajektorie durch diese Flache fliegen losen die betrachtete Reaktion aus alle anderen nicht Beispiel Stoss zweier Kugeln Radien R a displaystyle R a nbsp und R b displaystyle R b nbsp vgl Abbildung Eine Beruhrung mit der Targetkugel a findet genau fur die Projektilkugeln b statt deren Mittelpunkt am Mittelpunkt der Targetkugel nicht weiter entfernt vorbeifliegen wurde als durch die Summe ihrer beider Radien angegeben ist Die Trefferflache ist fur den Mittelpunkt der bewegten Kugel also eine Kreisscheibe um den Mittelpunkt der ruhenden Kugel mit Radius R s R a R b displaystyle R sigma R a R b nbsp Der totale Wirkungsquerschnitt ist die Flache dieses Kreises s geom p R a R b 2 displaystyle sigma text geom pi R a R b 2 nbsp dd Beispiel Fussball Radius R Ball displaystyle R text Ball nbsp und Torwand Radius des Lochs R Loch displaystyle R text Loch nbsp Flugrichtung senkrecht zur Wand Gefragt sei der geometrische Wirkungsquerschnitt fur die Zuschauer Reaktion TOOR also fur freies Hindurchfliegen Falls R Ball gt R Loch displaystyle R text Ball gt R text Loch nbsp gilt ist s geom 0 displaystyle sigma text geom 0 nbsp Im Fall R Ball R Loch displaystyle R text Ball leq R text Loch nbsp passt der Ball zwar hindurch doch darf die Trajektorie des Ballmittelpunkts den Lochmittelpunkt hochstens um den Abstand R s R Loch R Ball displaystyle R sigma R text Loch R text Ball nbsp verfehlen Die Trefferflache fur den Mittelpunkt des Balls liegt als Kreisscheibe mit Radius R s displaystyle R sigma nbsp um den Mittelpunkt des Lochs Der geometrische Wirkungsquerschnitt ists geom p R Loch R Ball 2 displaystyle sigma text geom pi R text Loch R text Ball 2 nbsp dd Beide Beispiele zeigen dass man nicht einmal den geometrischen Wirkungsquerschnitt mit der Grosse eines der beteiligten Korper identifizieren darf ausser wenn das Projektil einschliesslich der Reichweite der Kraft als punktformig angesehen wird Das zweite zeigt zudem wie gross der Anwendungsbereich des Begriffs Wirkungsquerschnitt sein kann Bei Wellenphanomenen ist die geometrische Interpretation nicht moglich Auch in der Quantenmechanik konnen prinzipiell keine deterministischen Aussagen uber einzelne Projektil oder Targetteilchen gemacht werden Makroskopischer Wirkungsquerschnitt BearbeitenIn der Physik der Kernreaktoren wird neben dem oben definierten mikroskopischen d h auf 1 Targetteilchen meist 1 Atom bezogenen Wirkungsquerschnitt auch der makroskopische auf 1 cm3 Material bezogene Wirkungsquerschnitt mit dem Formelzeichen S displaystyle Sigma nbsp grosses Sigma verwendet Er ergibt sich aus dem mikroskopischen Wirkungsquerschnitt durch Multiplikation mit der Atomzahldichte also der Zahl der jeweiligen Atome pro cm3 Damit entspricht er dem Kehrwert der oben eingefuhrten mittleren freien Weglange Die ubliche Einheit des makroskopischen Wirkungsquerschnitts ist cm2 cm3 1 cm In diesem Anwendungsbereich sind im Allgemeinen die Energien der beiden Reaktionspartner nicht einheitlich festgelegt so dass die kinetische Energie in ihrem Schwerpunktsystem im Rahmen einer bestimmten Haufigkeitsverteilung variiert Die interessierende Grosse ist dann der mit dieser Verteilung ermittelte Durchschnittswert der makroskopischen Wirkungsquerschnitte Dieser kann z B temperaturabhangig sein Temperaturabhangiger Wirkungsquerschnitt BearbeitenIm thermodynamischen Gleichgewicht besitzen die Atome und Molekule der Materie bei einer gegebenen Temperatur eine im Vergleich zu den Teilchen geringe kinetische Energie In einem thermischen Reaktor erreicht ein Neutron nach sehr kurzer Zeit in der Grossenordnung von Mikrosekunden vor allem durch elastische Streuung am Moderator die Temperatur des Mediums Dann wird der Wirkungsquerschnitt nicht mehr durch die Geschwindigkeit des Teilchens allein sondern von der Relativgeschwindigkeit von Atomkern und Teilchen abhangen Der Wirkungsquerschnitt wird temperaturabhangig und man spricht von einem temperaturabhangigen Wirkungsquerschnitt oder einem temperaturabhangigen makroskopischen Wirkungsquerschnitt Praktische Auswirkungen temperaturabhangiger Wirkungsquerschnitte Bearbeiten Im CANDU ist die Temperatur des Moderators geringer als die des ebenfalls als Moderator wirkenden Primarkuhlkreislaufes wahrend in einem Leichtwasserreaktor Moderator und Primarkuhlmittel dieselbe Temperatur haben da sie dasselbe Wasser sind Deswegen haben Neutronen im Durchschnitt im CANDU eine geringere Geschwindigkeit und interagieren haufiger mit Atomkernen Neben dem geringeren Einfangsquerschnitt von schwerem Wasser im Vergleich zu normalen Wasser ist dies ein weiterer Aspekt der die hervorragende Neutronenokonomie des CANDU begrundet welche den Betrieb mit Natururan erlaubt In Forschungs Neutronenquellen werden oft tief kalte Neutronen erforscht bzw verwendet um mikroskopische Materialeigenschaften zu ergrunden Deren Erzeugung ist nur moglich indem Neutronen aus der Quelle Spallation oder Kernspaltung fur grossere Mengen in einem kryogenen Moderator zum Beispiel festes Methan abgebremst werden bis sie nur noch eine Bewegungsenergie haben die makroskopisch einer Temperatur von wenigen bis einigen Dutzend Kelvin entsprechen wurde Die Verwendung tiefkalter Neutronen ist notig um die Querschnitte unerwunschter Reaktionen im Verhaltnis zu den Querschnitten erwunschter Interaktionen so weit es geht zu verringern Wirkungsquerschnitt und Fermis Goldene Regel BearbeitenFermis Goldene Regel besagt dass fur die Reaktionsrate W displaystyle W nbsp Anzahl von Reaktionen pro Zeit gilt W 2 p ℏ M f i 2 r displaystyle W frac 2 pi hbar M fi 2 rho nbsp dd mit ℏ h 2 p displaystyle hbar frac h 2 pi nbsp der reduzierten Planck Konstante M f i displaystyle M fi nbsp dem Ubergangsmatrixelement bzw der Wahrscheinlichkeitsamplitude in der Bornschen Naherung gegeben durch den Formfaktor des Potentials der Wechselwirkung r displaystyle rho nbsp dem Phasenraumfaktor Da die Reaktionsrate ausserdem direkt proportional zum differentiellen Wirkungsquerschnitt ist W L s displaystyle W L sigma nbsp vgl oben L displaystyle L nbsp als Luminositat des Teilchenstrahls dd gilt folglich s 2 p ℏ 1 L M f i 2 r displaystyle sigma frac 2 pi hbar frac 1 L cdot M fi 2 rho nbsp Siehe auch BearbeitenKernreaktionsrateWeblinks BearbeitenDer Wirkungsquerschnitt geometrische Interpretation Einzelnachweise Bearbeiten a b H C van de Hulst Light Scattering by Small Particle Dover Publication Inc 1981 ISBN 0 486 64228 3 S 13 William M Irvine Light Scattering by Spherical Particles Radiation Pressure Asymmetry Factor and Extinction Cross Section In Journal of the Optical Society of America Nr 55 1 1965 S 16 19Normdaten Sachbegriff GND 4190024 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wirkungsquerschnitt amp oldid 234326211