www.wikidata.de-de.nina.az
Ein Kernreaktor auch Atomreaktor oder Atommeiler ist eine Anlage in der eine Kernspaltungsreaktion kontinuierlich als Kettenreaktion im makroskopischen technischen Massstab ablauft Unterrichtsreaktor CROCUS der EPFL in der SchweizStilisierter Kernreaktor auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost 1964 Weltweit verbreitet sind Leistungsreaktoren Kernreaktoranlagen die durch die Spaltung englisch fission von Uran oder Plutonium zunachst Warme und daraus meist elektrische Energie siehe Kernkraftwerk gewinnen Dagegen dienen Forschungsreaktoren zur Erzeugung von freien Neutronen etwa fur Zwecke der Materialforschung oder zur Herstellung von bestimmten radioaktiven Nukliden fur medizinische oder ahnliche Zwecke Im Erdaltertum kam es in wenigen Uran Lagerstatten zur neutroneninduzierten Kernspaltung siehe Naturreaktor Oklo Naturreaktor Gabun Ein Kernkraftwerk hat oft mehrere Reaktoren Die beiden Begriffe werden oft ungenau verwendet Zum Beispiel ist mit der Aussage in Deutschland liefen bis zum Atomausstieg 17 Kernkraftwerke gemeint dass 17 Kernreaktoren an deutlich weniger Standorten liefen So etwa bestand das Kernkraftwerk Gundremmingen ursprunglich aus drei Reaktorblocken jeder Block besteht aus einem Reaktor mit Dampferzeuger und einem Turbosatz Die meisten Kernreaktoren sind ortsfeste Anlagen In der Atom Euphorie der spaten 1950er und fruhen 1960er Jahre kam der Gedanke an atomgetriebene Strassenfahrzeuge Flugzeuge oder Raumschiffe auf 1 Inzwischen gibt es einige Kernreaktoren in U Booten Uberwasserschiffen und Raumflugkorpern Die USA besitzen zehn und Frankreich einen Flugzeugtrager mit Atomantrieb Sechs Atommachte besitzen atomgetriebene U Boote Einige Atomeisbrecher und atombetriebene Frachter sind in BetriebInhaltsverzeichnis 1 Funktionsweise 1 1 Die Kernspaltung 1 2 Brutreaktionen 1 3 Energiefreisetzung bei der Kernspaltung 1 4 Kettenreaktion thermische Neutronen Moderator 1 5 Einleitung und Steuerung der Kettenreaktion 1 5 1 Unterkritisch arbeitende Reaktoren 1 6 Emissionen 1 7 Nachzerfallswarme 1 8 Kernschmelze 2 Reaktortypen 2 1 Nach Funktionsweise 2 1 1 Leichtwasserreaktor 2 1 2 Schwerwasserreaktor 2 1 3 Graphit Gas Reaktortypen 2 1 4 Brutreaktor 2 1 5 Flussigsalzreaktor 2 1 6 Sondertypen 2 1 7 Naturreaktor Oklo 2 2 Nach Generation 2 2 1 Generation I 2 2 2 Generation II 2 2 3 Generation III 2 2 4 Generation III 2 2 5 Generation IV 3 Anwendungen 4 Sicherheit und Politik 5 Siehe auch 6 Listen 7 Literatur 7 1 Standardliteratur 7 1 1 Altere Fachliteratur 7 2 Artikel und andere Beitrage 8 Weblinks 8 1 Andere Informationsquellen 9 EinzelnachweiseFunktionsweise BearbeitenDie Kernspaltung Bearbeiten Hauptartikel Kernspaltung Zwischen den Protonen und den Neutronen eines Atomkerns wirken sehr starke anziehende Krafte die jedoch eine nur sehr begrenzte Reichweite haben Daher wirkt diese Kernkraft im Wesentlichen auf die nachsten Nachbarn weiter entfernte Nukleonen tragen zu der anziehenden Kraft nur in geringem Masse bei Solange die Kernkraft grosser ist als die abstossende Coulombkraft zwischen den positiv geladenen Protonen halt der Kern zusammen Kleine Atomkerne sind stabil wenn sie je Proton ein Neutron enthalten 40Ca ist das schwerste stabile Nuklid mit gleicher Protonen und Neutronenzahl Mit zunehmender Protonenzahl wird ein immer hoherer Neutronenuberschuss zur Stabilitat erforderlich die abstossende Coulombkraft der Protonen untereinander wird durch die anziehende Kernkraft der zusatzlichen Neutronen kompensiert Fangt ein sehr schwerer Kern etwa des Uranisotops 235U oder des Plutoniumisotops 239Pu ein Neutron ein so wird er durch die gewonnene Bindungsenergie zu einem hoch angeregten instabilen 236U beziehungsweise 240Pu Kern Solche hochangeregten schweren Kerne regen sich mit extrem kurzen Halbwertszeiten durch Kernspaltung ab Anschaulich gesagt gerat der Kern durch die Neutronenabsorption wie ein angestossener Wassertropfen in Schwingungen und zerreisst in meist zwei Bruchstucke mit einem Massenverhaltnis von etwa 2 zu 3 die mit hoher Bewegungsenergie auseinanderfliegen ausserdem werden etwa zwei bis drei schnelle Neutronen frei Diese Neutronen stehen fur weitere Kernspaltungen zur Verfugung das ist die Grundlage der nuklearen Kettenreaktion Brutreaktionen Bearbeiten Hauptartikel Brutreaktor Wenn Neutronen auf Kernbrennstoff treffen finden neben der Kernspaltung unvermeidlich auch andere Kernreaktionen statt Von besonderem Interesse sind Reaktionen in denen Bestandteile des Kernbrennstoffs die selbst nicht spaltbar sind in spaltbare umgewandelt werden Solche Reaktionen heissen Brutreaktionen der Vorgang Bruten oder Konversion 2 Von einem Brutreaktor spricht man allerdings erst dann wenn mehr neues spaltbares Material erzeugt wird als der Reaktor selbst in der gleichen Zeit verbraucht die Konversionsrate also uber 1 0 betragt Der Brennstoff fast aller Kernreaktoren enthalt hauptsachlich Uran Daher ist die Brutreaktion an dem nicht spaltbaren Uranisotop 238U besonders wichtig Das 238U wandelt sich durch Neutroneneinfang in 239U um Dieses geht durch zwei aufeinander folgende Betazerfalle in das spaltbare Plutoniumisotop 239Pu uber 92 238 U 0 1 n 92 239 U b 93 239 N p b 94 239 P u mathrm 238 92 U 0 1 n longrightarrow 92 239 U xrightarrow beta 93 239 Np xrightarrow beta 94 239 Pu Das 239Pu wird teilweise noch im Reaktor wieder gespalten 3 teilweise kann es aber durch Aufarbeitung des gebrauchten Brennstoffes abgetrennt und zu anderen Zwecken verwendet werden Falls das abgetrennte Plutonium zu Kernwaffenzwecken dienen soll Waffenplutonium muss es isotopisch moglichst rein sein d h es darf nicht zu viel 240Pu enthalten Dieses nachstschwerere Plutoniumisotop entsteht wenn der 239Pu Atomkern ein weiteres Neutron einfangt Daher erhalt man waffenfahiges Plutonium nur aus solchen Brennelementen die schon nach relativ kurzer Betriebszeit dem Reaktor entnommen werden In entsprechender Weise wie Pu 239 aus U 238 kann das spaltbare U 233 aus Thorium Th 232 erbrutet werden Energiefreisetzung bei der Kernspaltung Bearbeiten Die neu entstandenen Kerne mittlerer Masse die so genannten Spaltprodukte haben eine grossere Bindungsenergie pro Nukleon als der ursprungliche schwere Kern Die Differenz der Bindungsenergien tritt grosstenteils als kinetische Energie der Spaltfragmente auf Berechnung Diese geben die Energie durch Stosse an das umgebende Material als Warme ab Die Warme wird durch ein Kuhlmittel abgefuhrt und kann beispielsweise zur Stromerzeugung Heizung oder als Prozesswarme etwa zur Meerwasserentsalzung genutzt werden Etwa 6 der gesamten in einem Kernreaktor frei werdenden Energie wird in Form von Elektron Antineutrinos frei die praktisch ungehindert aus der Spaltzone des Reaktors entweichen und das gesamte Material der Umgebung durchdringen Diese Teilchen uben keine merklichen Wirkungen aus da sie mit Materie kaum reagieren Ihre Energie kann daher nicht technisch genutzt werden Die verbleibende nutzbare Energie aus der Spaltung von 1 Gramm U 235 betragt etwa 0 91 MWd Megawatt Tage oder 21500 Kilowattstunden 4 Dies entspricht etwa 9 5 Tonnen Braunkohle oder 1 8 Tonnen Heizol 5 Zusammengenommen erzeugen die rund 440 Kernreaktoren der derzeit 210 Kernkraftwerke die es weltweit in 30 Landern gibt eine elektrische Leistung von etwa 370 Gigawatt Dies ist ein Anteil von 15 der gesamten elektrischen Energie weltweit Stand 2009 6 Kettenreaktion thermische Neutronen Moderator Bearbeiten Ein Brennstab und Uranoxid Pellets der Brennstoff der meisten LeistungsreaktorenDie Kettenreaktion besteht darin dass Neutronen Atomkerne des Kernbrennstoffs spalten wobei ausser den energiereichen Spaltfragmenten auch jeweils einige neue Neutronen frei werden diese konnen weitere Kerne spalten Der Wirkungsquerschnitt der Kerne fur Spaltung nimmt bei den meistgenutzten Brennstoffen mit abnehmender Energie also abnehmender Geschwindigkeit des Neutrons zu Je langsamer das Neutron ist desto wahrscheinlicher ist es dass es von einem spaltbaren Kern absorbiert wird und dieser sich anschliessend spaltet Daher bremst man in den meisten Reaktoren die schnellen Neutronen aus der Kernspaltung mittels eines Moderators ab Dies ist ein Material wie etwa Graphit schweres oder normales Wasser das leichte Atomkerne kleinere Massenzahl enthalt und einen sehr niedrigen Absorptionsquerschnitt fur Neutronen hat In diesem Material werden die Neutronen durch Stosse mit dessen Atomkernen stark abgebremst aber nur selten absorbiert Sie stehen also der Kettenreaktion weiter zur Verfugung Die Neutronen konnen bis herunter auf die Geschwindigkeiten der Kerne des Moderators abgebremst werden deren durchschnittliche Geschwindigkeit ist nach der Theorie der Brownschen Bewegung durch die Temperatur des Moderators gegeben Es findet also eine Thermalisierung statt Man spricht daher statt von abgebremsten meist von thermischen Neutronen denn die Neutronen besitzen anschliessend eine ahnliche thermische Energieverteilung wie die Molekule des Moderators Ein Reaktor der zur Kernspaltung thermische Neutronen verwendet wird als Thermischer Reaktor bezeichnet Im Gegensatz dazu nutzt ein schneller Reaktor die nicht abgebremsten schnellen Neutronen zur Spaltung daher die Bezeichnung Schneller Bruter Einleitung und Steuerung der Kettenreaktion Bearbeiten Hauptartikel Kritikalitat Im abgeschalteten Zustand d h bei eingefahrenen Steuerstaben ist der Reaktor unterkritisch Einige freie Neutronen sind zwar stets im Reaktor vorhanden beispielsweise freigesetzt durch Spontanspaltung von Atomkernen des Kernbrennstoffs und losen zum Teil Spaltungen aus aber das Anwachsen einer Kettenreaktion wird dadurch unterbunden dass die meisten Neutronen von dem in den Steuerstaben enthaltenen Material z B Bor absorbiert werden so dass der Multiplikationsfaktor k unter 1 liegt Um die Kettenreaktion bei einem frisch beladenen Reaktor noch nie im Betrieb gewesen in Gang zu setzen befindet sich meist eine Neutronenquelle im Reaktor diese besteht meist aus Californium 252 spontan Spalter Zum Wiederanfahren des Reaktors werden die Steuerstabe unter standiger Messung des Neutronenflusses mehr oder weniger weit aus dem Reaktorkern herausgezogen bis leichte Uberkritikalitat durch verzogerte Neutronen also eine selbsterhaltende Kettenreaktion mit allmahlich zunehmender Kernreaktionsrate erreicht ist Neutronenfluss und Warmeleistung des Reaktors sind proportional zur Reaktionsrate und steigen daher mit ihr an Mittels der Steuerstabe bei Druckwasserreaktoren auch uber die Konzentration von Borsaure im Wasser wird der Neutronenfluss auf das jeweils gewunschte Fluss und damit Leistungsniveau im gerade kritischen Zustand eingeregelt und konstant gehalten k ist dann gleich 1 0 Etwaige Anderungen von k durch Temperaturanstieg oder andere Einflusse werden durch Verstellen der Steuerstabe ausgeglichen Dies geschieht bei praktisch allen Reaktoren durch eine automatische Steuerung die auf den gemessenen Neutronenfluss reagiert Der Multiplikationsfaktor 1 0 bedeutet dass durchschnittlich gerade eines der pro Kernspaltung freiwerdenden Neutronen eine weitere Kernspaltung auslost Alle ubrigen Neutronen werden entweder absorbiert teils unvermeidlich im Strukturmaterial Stahl usw und in nicht spaltbaren Brennstoffbestandteilen teils im Absorbermaterial der Steuerstabe meist Bor oder Cadmium oder entweichen aus dem Reaktor nach aussen Leckage Zum Verringern der Leistung und zum Abschalten des Reaktors werden die Steuerstabe eingefahren wodurch er wieder unterkritisch wird Der Multiplikationsfaktor sinkt auf einen Wert unter 1 die Reaktionsrate nimmt ab und die Kettenreaktion endet Ein verzogert uberkritischer Reaktor steigert seine Leistung langsam genug dass die Regeleinrichtungen dem Vorgang folgen konnen Falls die aktive Regelung bei wassermoderierten Reaktoren versagt also die Kritikalitat nicht auf 1 zuruckgeregelt wird steigert sich die Leistung uber den Nennwert hinaus Dabei erwarmt sich der Moderator und dehnt sich in der Folge aus oder verdampft Da moderierendes Wasser jedoch notwendig ist um die Kettenreaktion aufrechtzuerhalten kehrt der Reaktor sofern nur das Wasser verdampft aber die raumliche Anordnung des Brennstoffs noch erhalten geblieben ist in den unterkritischen Bereich zuruck Dieses Verhalten heisst eigenstabil Dieses Verhalten gilt beispielsweise nicht fur graphitmoderierte Reaktortypen da Graphit bei zunehmender Temperatur seine moderierenden Eigenschaften behalt Gerat ein solcher Reaktor durch Versagen der Regelungssysteme in den verzogert uberkritischen Bereich so kommt die Kettenreaktion nicht zum Erliegen und dies kann zur Uberhitzung und ggf Zerstorung des Reaktors fuhren Ein solcher Reaktor ist also nicht eigenstabil Die Reaktoren aus Tschernobyl gehorten zu dieser Bauweise die nur noch in Russland vorhanden ist Im Gegensatz zum verzogert uberkritischen Reaktor ist ein prompt uberkritischer Reaktor nicht mehr regelbar und es kann zu schweren Unfallen kommen Der Neutronenfluss und damit die Warmeleistung des Reaktors steigt exponentiell mit einer Verdopplungszeit im Bereich von 10 4 Sekunden an Die erreichte Leistung kann die Nennleistung wahrend einiger Millisekunden um mehr als das Tausendfache ubersteigen bis sie durch die Dopplerverbreiterung im so erhitzten Brennstoff wieder gesenkt wird Die Brennstabe konnen durch diese Leistungsexkursion schnell auf Temperaturen uber 1000 C erhitzt werden Je nach Bauart und den genauen Umstanden des Unfalls kann dies zu schweren Schaden am Reaktor fuhren vor allem durch schlagartig verdampfendes Kuhl Wasser Beispiele fur prompt uberkritische Leichtwasserreaktoren und die Folgen zeigen die BORAX Experimente oder der Unfall im US Forschungsreaktor SL 1 Der bisher grosste Unfall durch einen zumindest in Teilbereichen prompt uberkritischen Reaktor war die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl bei der unmittelbar nach der Leistungsexkursion schlagartig verdampfende Flussigkeiten Metalle und der anschliessende Graphitbrand zu einer weitraumigen Verteilung des radioaktiven Inventars gefuhrt haben Die automatische Unterbrechung der Kettenreaktion bei einer Leistungsexkursion eines wassermoderierten Reaktors ist anders als gelegentlich behauptet kein Garant dafur dass es nicht zu einer Kernschmelze kommt denn bei zusatzlichem Versagen aller aktiven Kuhleinrichtungen reicht die Nachzerfallswarme aus um diese herbeizufuhren Aus diesem Grunde sind die Kuhlsysteme redundant und diversitar ausgelegt Eine Kernschmelze wird als Auslegungsstorfall seit dem Unfall in Three Mile Island bei der Planung von Kernkraftwerken berucksichtigt und ist prinzipiell beherrschbar Wegen der durch die Leistungsexkursion eventuell veranderten geometrischen Anordnung des Reaktorkerns ist erneute Kritikalitat allerdings nicht grundsatzlich auszuschliessen Unterkritisch arbeitende Reaktoren Bearbeiten Eine Kettenreaktion mit gleichbleibender Reaktionsrate kann auch in einem unterkritischen Reaktor erreicht werden indem man freie Neutronen aus einer unabhangigen Neutronenquelle einspeist Ein solches System wird manchmal als getriebener Reaktor bezeichnet Wenn die Neutronenquelle auf einem Teilchenbeschleuniger beruht also jederzeit abschaltbar ist bietet das Prinzip verbesserte Sicherheit gegen Reaktivitatsstorfalle Die Nachzerfallswarme siehe unten tritt hier jedoch ebenso wie beim kritisch arbeitenden Reaktor auf Vorkehrungen zur Beherrschung von Kuhlungsverlust Storfallen sind hier also ebenso notig wie bei den ublichen Reaktoren Getriebene Reaktoren sind gelegentlich zu Versuchszwecken gebaut und betrieben worden 7 8 Sie werden als Grossanlagen zur Energiegewinnung und gleichzeitigen Transmutation von Reaktorabfall siehe Accelerator Driven System entworfen und in diesem Fall manchmal als Hybridreaktoren bezeichnet In ihnen konnten die in Reaktoren entstehenden schwereren Actinoide deren Generationenfaktor fur eine kritische Kettenreaktion zu klein ist als Kernbrennstoffe genutzt werden 9 Emissionen Bearbeiten Durch einen Fortluft Kamin und das Abwasser werden auch im Normalbetrieb standig entstehende radioaktive Verunreinigungen Tritium radioaktives Jod in die Umgebung geleitet 10 Diesbezuglich wird vermutet dass Haufungen von Krebs Fallzahlen ursachlich mit diesen Emissionen zusammenhangen Nachzerfallswarme Bearbeiten Wird ein Reaktor abgeschaltet so wird durch den radioaktiven Zerfall der Spaltprodukte weiterhin Warme produziert Die Leistung dieser so genannten Nachzerfallswarme entspricht anfanglich etwa 5 10 der thermischen Leistung des Reaktors im Normalbetrieb und klingt in einem Zeitraum von einigen Tagen grosstenteils ab Haufig wird dafur der Begriff Restwarme verwendet welcher aber irrefuhrend ist denn es handelt sich nicht um die verbleibende aktuelle Hitze des Reaktorkerns sondern um zusatzliche Warmeproduktion die durch die weiterlaufenden Zerfallsreaktionen hervorgerufen wird Um die Nachzerfallswarme in Notfallen bei ausgefallenem Hauptkuhlsystem sicher abfuhren zu konnen besitzen alle Kernkraftwerke ein aufwandiges Not und Nachkuhlsystem Sollten jedoch auch diese Systeme versagen kann es durch die steigenden Temperaturen zu einer Kernschmelze kommen bei der Strukturteile des Reaktorkerns und unter Umstanden Teile des Kernbrennstoffs schmelzen Dies war der Fall bei den Kernschmelzen in Fukushima da dort bedingt durch einen kompletten Ausfall der Stromversorgung samtliche aktiven Kuhlsysteme zum Erliegen kamen Kernschmelze Bearbeiten Hauptartikel Kernschmelze Wenn Brennstabe niederschmelzen und dadurch eine Zusammenballung von Brennstoff entsteht nimmt der Multiplikationsfaktor zu und es kann zu einer schnellen unkontrollierten Aufheizung kommen Um diesen Prozess zu verhindern oder wenigstens zu verzogern werden in einigen Reaktoren die im Reaktorkern verarbeiteten Materialien so gewahlt dass ihr Neutronen Absorptionsvermogen mit steigender Temperatur anwachst die Reaktivitat also abnimmt Bei Leichtwasserreaktoren die fast 90 des gesamten Atomstroms liefern ist eine Kernschmelze im Betrieb nicht moglich da die Kernspaltungskettenreaktion nur in Anwesenheit von Wasser stattfindet Eine Kernschmelze ist jedoch bei mangelnder Kuhlung im ausgeschalteten Reaktor aufgrund der Nachzerfallswarme moglich wenn auch uber langere Zeitraume Der Fall der Kernschmelze wird als grosster anzunehmender Unfall GAU betrachtet also als der schwerste Unfall der bei der Planung der Anlage in Betracht zu ziehen ist und dem sie ohne Schaden fur die Umgebung standhalten muss Solch ein Unfall ereignete sich beispielsweise im Kernkraftwerk Three Mile Island Den schlimmsten Fall dass zum Beispiel das Reaktorgebaude nicht standhalt und eine grossere die zulassigen Grenzwerte weit uberschreitende Menge radioaktiver Stoffe austritt bezeichnet man als Super GAU Dies geschah zum Beispiel 1986 bei der Katastrophe von Tschernobyl und 2011 bei der Katastrophe von Fukushima Als inharent sicher gegen Kernschmelzen gelten beim derzeitigen Stand der Technik nur bestimmte Hochtemperaturreaktoren geringerer Leistung und Leistungsdichte Ganz allgemein inharent sicher ist aber dieser Reaktortyp auch nicht da Unfalle wie Graphitbrand oder Wassereinbruch katastrophale Folgen haben konnten Die Leistungsdichte in MW m Megawatt thermischer Leistung pro Kubikmeter Reaktorkern bestimmt welche technischen Vorsorgen getroffen werden mussen um nach einer Schnellabschaltung die anfallende Nachzerfallswarme abzufuhren Typische Leistungsdichten sind fur gasgekuhlte Hochtemperaturreaktoren 6 MW m fur Siedewasserreaktoren 50 MW m und fur Druckwasserreaktoren 100 MW m Der Europaische Druckwasserreaktor EPR hat unterhalb des Druckbehalters zur Sicherheit fur den Fall einer Kernschmelze ein besonders geformtes Keramikbecken den Core Catcher In diesem soll das geschmolzene Material des Reaktorkerns aufgefangen aber an einer Zusammenballung gehindert und durch eine spezielle Kuhlung abgekuhlt werden Reaktortypen BearbeitenDie ersten Versuchsreaktoren waren simple Aufschichtungen von spaltbarem Material Ein Beispiel dafur ist der Reaktor Chicago Pile in dem die erste kontrollierte Kernspaltung unter Leitung von Enrico Fermi stattfand 11 12 Moderne Reaktoren werden nach der Art der Kuhlung der Moderation des verwendeten Brennstoffs und der Bauweise unterteilt Nach Funktionsweise Bearbeiten Leichtwasserreaktor Bearbeiten Hauptartikel Leichtwasserreaktor Mit normalem leichten Wasser moderierte Reaktionen finden im Leichtwasserreaktor LWR statt der als Siedewasserreaktor SWR oder Druckwasserreaktor DWR ausgelegt sein kann Leichtwasserreaktoren erzeugen fast 90 der Kernenergie weltweit 68 DWR 20 SWR 13 Eine Weiterentwicklung des Vor Konvoi Konvoi die deutschen DWR und des N4 ist der Europaische Druckwasserreaktor EPR Ein russischer Druckwasserreaktor ist der WWER Leichtwasserreaktoren benotigen angereichertes Uran Plutonium oder Mischoxide MOX als Brennstoff Ein Leichtwasserreaktor war auch der Naturreaktor Oklo Wesentliches Merkmal des Leichtwasserreaktors ist der negative Dampfblasenkoeffizient Wasser ist Kuhlmittel und zum Teil Moderator Die Brennelemente des LWR sind empfindlich gegenuber thermodynamischen und mechanischen Belastungen Um entsprechende Schaden zu vermeiden sind ausgeklugelte technische und betriebliche Schutzmassnahmen erforderlich welche die Auslegung des Kernkraftwerkes in Ganze pragen Gleiches gilt fur den Reaktordruckbehalter mit seinem Risiko des Berstens Die verbleibenden Restrisiken der Kernschmelze der Brennelemente aufgrund der Nachzerfallswarme und des Berstens des Reaktordruckbehalters wurden in der Kernenergiewirtschaft wegen der Unwahrscheinlichkeit ihres Eintretens lange Zeit als irrelevant erklart zum Beispiel von Heinrich Mandel 14 Schwerwasserreaktor Bearbeiten Hauptartikel Schwerwasserreaktor Mit schwerem Wasser moderierte Schwerwasserreaktoren erfordern eine grosse Menge des teuren schweren Wassers konnen aber mit naturlichem nicht angereichertem Uran betrieben werden Der bekannteste Vertreter dieses Typs ist der in Kanada entwickelte CANDU Reaktor Graphit Gas Reaktortypen Bearbeiten Gasgekuhlte graphitmoderierte Reaktoren englisch GCR stehend fur gas cooled reactor wurden bereits in den 1950er Jahren entwickelt zunachst primar fur militarische Zwecke Plutoniumproduktion Sie sind ebenfalls die altesten kommerziell genutzten Kernreaktoren das Kuhlmittel ist in diesem Fall Kohlenstoffdioxid Als bekannter Vertreter gelten die Magnox Reaktoren bei denen die Brennstabhulle aus einer Magnesiumlegierung besteht Am 30 Dezember 2015 wurde Wylfa 1 als letzter der britischen Magnox Reaktoren stillgelegt 15 Ahnliche Anlagen UNGG Reaktor wurden auch in Frankreich betrieben sind aber inzwischen alle abgeschaltet Am 17 Oktober 1969 schmolzen kurz nach Inbetriebnahme des Reaktors 50 kg Brennstoff im gasgekuhlten Graphitreaktor des franzosischen Kernkraftwerks Saint Laurent A1 450 MWel 16 Der Reaktor wurde daraufhin 1969 stillgelegt Die heutigen Reaktoren des Kernkraftwerks sind Druckwasserreaktoren Ein Nachfolger der Magnox Reaktoren ist der in Grossbritannien entwickelte Advanced Gas cooled Reactor AGR Im Unterschied zu den Magnox Reaktoren verwendet er leicht angereichertes Urandioxid statt Uranmetall als Brennstoff Dies ermoglicht hohere Leistungsdichten und Kuhlmittelaustrittstemperaturen und damit einen besseren thermischen Wirkungsgrad AGR haben mit 42 den hochsten Wirkungsgrad aller bisherigen Kernkraftwerke erzielt Hochtemperaturreaktoren HTR nutzen ebenfalls Graphit als Moderator als Kuhlmittel wird Helium Gas verwendet Eine mogliche Bauform des Hochtemperaturreaktors ist der Kugelhaufenreaktor nach Farrington Daniels und Rudolf Schulten bei dem der Brennstoff vollstandig in Graphit eingeschlossen ist Dieser Reaktortyp galt lange als einer der sichersten da hier bei einem Versagen der Not und Nachkuhlsysteme eine Kernschmelze aufgrund des hohen Schmelzpunktes des Graphits unmoglich ist Allerdings gibt es eine Reihe anderer schwerwiegender Unfalltypen wie Wassereinbruch oder Lufteinbruch mit Graphitbrand welche die behaupteten Sicherheitsvorteile in Frage stellen wie Rainer Moormann herausstellte der dafur den Whistleblowerpreis 2011 erhielt Eine Reihe ungeloster praktischer Probleme hat die kommerzielle Umsetzung des Konzepts verhindert Hinzu kommt dass die Anlagekosten des HTR hoher als die des Leichtwasserreaktors sind In Deutschland forschte man am Versuchskernkraftwerk AVR Julich und baute das Prototypkraftwerk THTR 300 in Schmehausen letzteres mit einem Reaktordruckbehalter aus Spannbeton Beide wurden 1989 stillgelegt Die sowjetischen Reaktoren vom Typ Druckrohrenreaktor HWCR dazu zahlt der Reaktortyp RBMK nutzen ebenfalls Graphit als Moderator jedoch leichtes Wasser als Kuhlmittel Hier liegt der Graphit in Blocken vor durch die zahlreiche Kanale gebohrt sind in denen sich Druckrohren mit den Brennelementen und der Wasserkuhlung befinden Dieser Reaktortyp ist trage man braucht viel Zeit zum Regeln und unsicherer als andere Typen da der Dampfblasenkoeffizient positiv ist Anders als bei Leichtwasserreaktoren bedeutet ein Kuhlmittelverlust hier nicht Moderatorverlust verringert aber die Neutronenabsorption durch das Kuhlmittel er erhoht also die Reaktivitat statt sie zu verringern Die dadurch erhohte Warmeleistung ohne genugende Kuhlung kann schnell zur Kernschmelze fuhren Der havarierte Reaktor in Tschernobyl war von diesem Typ RMBK Reaktoren dieser Art sind heutzutage nur noch in Russland zu finden und wurden nach dem Tschernobyl Unfall um bzw aufgerustet mit dem Ziel den Void Koeffizient weiter zu reduzieren 17 Die Planung der Stilllegung der Anlagen ist laufend 18 19 Brutreaktor Bearbeiten Hauptartikel Brutreaktor Weiterhin gibt es Brutreaktoren Schnelle Bruter in denen zusatzlich zur Energiefreisetzung 238U so in 239Pu umgewandelt wird so dass mehr neues Spaltmaterial entsteht als zugleich verbraucht wird Diese Technologie ist sicherheitstechnisch anspruchsvoller als die der anderen Typen Ihr Vorteil ist dass auch 238U genutzt wird statt nur das wesentlich seltenere 235U die Uranvorrate der Erde konnen damit 50 bis 100 mal besser ausgenutzt werden Brutreaktoren arbeiten mit schnellen Neutronen und verwenden flussiges Metall wie Natrium als Kuhlmittel Kleinere nicht brutende Reaktoren mit Flussigmetallkuhlung Blei Bismut Legierung wurden in sowjetischen U Booten eingesetzt Flussigsalzreaktor Bearbeiten Hauptartikel Flussigsalzreaktor In einem Flussigsalzreaktor englisch MSR fur molten salt reactor oder auch LFTR fur Liquid Fluoride Thorium Reactor wird eine Salzschmelze die den Kernbrennstoff beispielsweise Thorium und Uran enthalt in einem Kreislauf umgewalzt Die Schmelze ist gleichzeitig Brennstoff und Kuhlmittel Dieser Reaktortyp ist jedoch nicht uber das Experimentierstadium hinausgekommen Zugunsten von Flussigsalzreaktoren sind verschiedene Sicherheits und Nachhaltigkeitsargumente vorgebracht worden Die verwendeten Fluoridsalze sind nicht wasserloslich was eine Kontamination der Umgebung bei Unfallen erschwert Als Brutreaktoren konnen die Flussigsalzreaktoren den Brennstoff sehr effizient verwenden sowie mit einem breiten Spektrum an Brennstoffen betrieben werden Diese Reaktoren wurden in den 60er Jahren in den USA fur den Antrieb fur Flugzeuge erforscht Die Entwicklung wurde etwa 1975 aufgegeben vor allem wegen Korrosionsproblemen Erst in den 2000er Jahren wurde das Konzept wieder aufgegriffen auch in den Generation IV Konzepten Sondertypen Bearbeiten Es gibt weiterhin einige Sondertypen fur spezielle Anwendungen So wurden kleine Reaktoren mit hochangereichertem Brennstoff fur die Stromversorgung von Raumflugkorpern konstruiert die ohne flussiges Kuhlmittel auskommen Diese Reaktoren sind nicht mit den Isotopenbatterien zu verwechseln Luftgekuhlte Reaktoren die stets hochangereicherten Brennstoff erfordern zum Beispiel fur physikalische Versuche im BREN Tower in Nevada wurden gebaut Es wurden Reaktoren fur den Antrieb von Raumfahrzeugen konstruiert bei denen flussiger Wasserstoff zur Kuhlung des Brennstoffes dient Allerdings kamen diese Arbeiten uber Bodentests nicht hinaus Projekt NERVA Projekt Timberwind Ebenfalls nicht uber das Versuchsstadium hinaus kamen Reaktoren bei denen der Brennstoff in gasformiger Form vorliegt Gaskernreaktor Derzeit wird weltweit aktiv an neuen Reaktorkonzepten gearbeitet den Generation IV Konzepten insbesondere mit Blick auf den erwarteten wachsenden Energiebedarf Diese sollen besondere Kriterien von Nachhaltigkeit Sicherheit und Wirtschaftlichkeit erfullen Insbesondere wird durch Brutreaktoren eine deutlich hohere Effizienz in der Ausnutzung vom Brennstoff erzielt und eine geringere Menge an radioaktivem Abfall Das Risiko der Kernschmelze durch die Nachzerfallswarme wird mit einer ausreichend starken passiven Kuhlung auf Null reduziert Die ersten Gen IV Reaktoren sollen ab 2030 zum Einsatz kommen 20 Ein weiterer zurzeit noch im Experimentalstadium befindlicher Reaktortyp ist der Laufwellen Reaktor Dieses Konzept verspricht sofern die Umsetzung gelingen sollte eine vielfach effizientere Nutzung des Kernbrennstoffs sowie die massive Reduzierung der Problematik des radioaktiven Abfalls da ein Laufwellen Reaktor mit radioaktivem Abfall betrieben werden konnte und diesen dabei systematisch aufbrauchen wurde Bilder zu Kernreaktoren Forschungs reaktor Japan 1960 Innenansicht aktiv beleuchtet Innenansicht unbeleuchtet Blauliche Cherenkov Strahlung im KernreaktorNaturreaktor Oklo Bearbeiten Eine Kernspaltungs Kettenreaktion erfordert nicht notwendigerweise komplexe technische Systeme Sie kann sich unter bestimmten wenn auch seltenen Umstanden in der Natur entwickeln 1972 entdeckten franzosische Forscher in der Region Oklo des westafrikanischen Landes Gabun die Uberreste des naturlichen Kernreaktors Oklo der vor etwa zwei Milliarden Jahren im Proterozoikum durch Naturvorgange entstanden war 21 Insgesamt wurden bisher in Oklo und einer benachbarten Uranlagerstatte Beweise fur fruhere Spaltungsreaktionen an 17 Stellen gefunden Eine Voraussetzung fur das Zustandekommen der naturlich abgelaufenen Spaltungs Kettenreaktionen war der im Erdaltertum viel hohere naturliche Anteil an spaltbarem 235U im Uran Er betrug damals ca 3 Auf Grund der kurzeren Halbwertszeit von 235U gegenuber 238U betragt der naturliche Gehalt von 235U im Uran derzeit nur noch etwa 0 7 Bei diesem geringen Gehalt an spaltbarem Material konnen neue kritische Spaltungs Kettenreaktionen auf der Erde nicht mehr naturlich vorkommen Ausgangspunkt fur die Entdeckung des Oklo Reaktors war die Beobachtung dass das Uranerz aus der Oklo Mine einen geringfugig kleineren Gehalt des Isotops Uran 235 als erwartet aufwies Die Wissenschaftler bestimmten daraufhin die Mengen verschiedener Edelgasisotope die in einer Materialprobe der Oklo Mine eingeschlossenen waren mit einem Massenspektrometer Aus der Verteilung der verschiedenen bei der Uranspaltung entstehenden Xenonisotope in der Probe ergab sich dass die Reaktion in Pulsen abgelaufen ist Der ursprungliche Urangehalt des Gesteins fuhrte mit der Moderatorwirkung des in den Spalten des uranhaltigen Gesteins vorhandenen Wassers zur Kritikalitat Die dadurch freigesetzte Warme im Gestein erhitzte das Wasser in den Spalten bis es schliesslich verdampfte und nach Art eines Geysirs entwich Infolgedessen konnte das Wasser nicht mehr als Moderator wirken so dass die Kernreaktion zum Erliegen kam Ruhephase Daraufhin sank die Temperatur wieder ab so dass frisches Wasser einsickern und die Spalten wieder auffullen konnte Dies schuf die Voraussetzung fur erneute Kritikalitat und der Zyklus konnte von vorne beginnen Berechnungen zeigen dass auf die etwa 30 Minuten dauernde aktive Phase Leistungserzeugung eine Ruhephase folgte die mehr als zwei Stunden anhielt Auf diese Weise wurde die naturliche Kernspaltung fur etwa 500 000 Jahre in Gang gehalten wobei uber funf Tonnen Uran 235 verbraucht wurden Die Leistung des Reaktors lag im Vergleich zu den heutigen Megawatt Reaktoren bei geringen 100 Kilowatt Der Naturreaktor von Oklo wurde fur die Beurteilung der Sicherheit von Endlagerungen fur Radionuklide Atommull herangezogen Die dort beobachtete geringe Migration einiger Spaltprodukte und des erbruteten Plutoniums uber Milliarden Jahre hinweg wurden von Kernenergiebefurwortern so interpretiert dass atomare Endlager in einem ahnlichen Gestein moglicherweise uber lange Zeitraume hinreichend sicher sind Nach Generation Bearbeiten Reaktoren werden nach ihrem Entwicklungsstand grob in Generationen gegliedert 22 Generation I Bearbeiten Sind fruhe Prototypen entwickelt in den 1950er und 60er Jahren i d R nicht kommerzielle Kraftwerke Der weltweit letzte Generation I Reaktor Wylfa 1 wurde am 30 Dezember 2015 abgeschaltet 23 Beispiele Shippingport Dresden I oder Fermi I Generation II Bearbeiten Die meisten kommerziellen Kraftwerke von ca 1965 bis Mitte der 1990er Jahre Hauptsachlich konstruiert und gebaut in Europa Russland Japan und USA Die Reaktoren wurden fur eine Betriebsdauer von ursprunglich 30 bis 40 Jahren konzipiert und erhielten abhangig von lokalen Regulierungen teilweise Laufzeitverlangerungen fur 50 bis 60 Jahre Sie sind als Evolutionsstufe der Generation I zu sehen Bis vor der Nuklearkatastrophe von Fukushima wurden sie als das Ruckgrat der Nuklearindustrie angesehen der Hauptaspekt lag auf passiver Sicherheit welcher sich in vielen Teilen als mangelhaft herausgestellt hat Beispiele sind verschiedene Typen von Druck und Siedewasserreaktoren CANDU oder AGRs Generation III Bearbeiten Kommerzielle Reaktoren ab Mitte der 1990er Jahre bis 2016 Vorrangig evolutionare Verbesserungen an bestehenden Reaktor Designs der Generation II Der Fokus lag besonders auf der Standardisierung von Reaktortypen und Reduktion der Investitionskosten und Bauzeit Zudem wurde ein hoherer Lastfaktor und eine langere Lebensdauer ca 60 Jahre angestrebt Aufgrund der entdeckten Sicherheitsdefizite in Generation II Reaktoren wurden zudem die Fehlerwahrscheinlichkeit verringert besonders im Hinblick auf Naturkatastrophen Terroranschlage wie z B Flugzeugabsturze Weiters wurde die Brennstoffeffizienz verbessert um hohere Abbrandraten bzw einen geringeren Anreicherungsgrad zu ermoglichen und zusatzlich die Nutzung von Mischoxidbrennelementen MOX zu erleichtern Beispiele sind z B der Advanced Boiling Water Reactor sowie das System 80 Generation III Bearbeiten Vorrangig Sicherheitsverbesserungen an Generation III Designs ca 2017 2021 24 Generation IV Bearbeiten Sammelbegriff fur zukunftige Reaktordesigns Der Begriff wurde 2000 vom United States Department of Energy DOE gepragt und ist derzeitiger Gegenstand der Forschung Hauptartikel Generation IV International ForumAnwendungen BearbeitenDie meisten Kernreaktoren dienen der Erzeugung von elektrischer selten nur thermischer Energie in Kernkraftwerken Daneben werden Kernreaktoren zur Erzeugung von Radionukliden zum Beispiel fur die Nutzung in Radioisotopengeneratoren oder in der Nuklearmedizin verwendet Dabei werden die gesuchten Nuklide entweder sofern sie in den Spaltprodukten vorkommen aus dem abgebrannten Brennstoff extrahiert oder gezielt erzeugt indem stabile Isotope der betreffenden Elemente der im Kernreaktor herrschenden Neutronenstrahlung ausgesetzt werden siehe Neutroneneinfang Die wichtigste im Reaktor stattfindende Stoffumwandlungs Reaktion neben der Erzeugung von Spaltprodukten ist die Erbrutung von Plutonium 239 aus Uran 238 Sie erfolgt unvermeidlich in jedem Reaktor weil der eigentliche Kernbrennstoff z B Uran 235 zu wenigen Prozent in den Brennstoffpellets gemischt mit nicht spaltbarem Uran 238 zum Einsatz kommt vgl Uran Anreicherung Es gibt aber speziell dafur optimierte militarische Reaktoren die insbesondere auf die Entnahme des Brennstoffs nach nur kurzem Betrieb eingerichtet sind so dass 239Pu mit nur geringem Gehalt an 240Pu verfugbar wird Kernreaktoren dienen auch als intensive regulierbare Neutronenquellen fur physikalische Untersuchungen aller Art Weitere Anwendungen sind der Antrieb von Fahrzeugen Kernenergieantrieb neben Schiffen insbesondere Flugzeugtragern oder U Boote findet diese Form der Energieerzeugung kaum noch Anwendung Vor allem in den 1960er Jahren wurde Energieversorgung mancher Raumflugkorper uber einen Kernreaktor gelost Diese wurden heute weitgehend durch Radionuklidbatterien abgelost Jungste Bestrebungen aus dem Jahr 2020 der NASA tendieren jedoch wieder zu Kernreaktor zu entwickeln Ziel ist hierbei ein 10 kW Kernreaktor zum Einsatz auf dem Mond 25 Sicherheit und Politik Bearbeiten Hauptartikel Reaktorsicherheit Atomaufsichtsbehorde und Atomausstieg Das von Kernreaktoren ausgehende Gefahrenpotenzial sowie die bislang ungeloste Frage der Lagerung der anfallenden radioaktiven Abfalle haben nach Jahren der Euphorie seit den 1970er Jahren in vielen Landern zu Protesten von Atomkraftgegnern und zu einer Neubewertung der Kernenergie gefuhrt Wahrend in den 1990er Jahren vor allem in Deutschland der Ausstieg aus der Kernenergie propagiert wurde fand etwa 2000 bis 2010 vor dem Hintergrund der verblassenden Erinnerungen an die Risiken die Katastrophe von Tschernobyl lag 20 Jahre zuruck ein Versuch statt die Atomkraft wieder gesellschaftsfahig zu machen Anlass ist die durch internationale Vertrage geforderte Reduktion des CO2 Ausstosses bei der Verbrennung fossiler Energietrager Dem steht ein wachsender Energiebedarf aufstrebender Volkswirtschaften wie China gegenuber Aus diesen Grunden entschlossen sich einige europaische Staaten in neue Kernkraftwerke zu investieren So begannen 2005 der deutsche Konzern Siemens und die franzosische Gruppe Areva einen Druckwasserreaktor vom Typ EPR im finnischen Olkiluoto zu bauen der 2022 ans Netz ging Russland beabsichtigte seine alten Kernkraftwerke zu erneuern und mindestens zehn Jahre lang pro Jahr einen neuen Reaktorbau zu beginnen Mitte 2022 sind allerdings nur zwei Reaktoren im Bau In Frankreich wird seit Ende 2004 an einem neuen EPR Raktor fur das Kernkraftwerk Flamanville gebaut Schweden stoppte seine Plane zum Atomausstieg Daneben gibt es kleinere und grossere Neubauprojekte im Iran der Volksrepublik China Indien Nordkorea Turkei und anderen Staaten Hauptartikel Kernenergie nach Landern Ausserdem sind viele Lander im Forschungsverbund Generation IV International Forum bei der Entwicklung von sechs neuen Reaktortypen die hohere Nachhaltigkeit Sicherheit und Wirtschaftlichkeit garantieren sollen Die atomaren Unfalle in dem japanischen Kraftwerk Fukushima Daiichi in der Folge des Magnitude 9 Erdbebens und darauffolgenden Tsunami vom 11 Marz 2011 brachten hierzu fast uberall neue Uberlegungen in Gang Anders als beim Unfall in Tschernobyl in einem graphitmoderierten RMBK Reaktor zeigten die Unfalle in Fukushima eine Schwache von Leichtwasserreaktoren der haufigsten Bauart Die Lebensdauer von Kernreaktoren ist nicht unbegrenzt Besonders der Reaktordruckbehalter ist standiger Neutronenstrahlung ausgesetzt die zur Versprodung des Materials fuhrt Wie schnell das geschieht hangt unter anderem davon ab wie die Brennelemente im Reaktor angeordnet sind und welchen Abstand sie zum Reaktordruckbehalter haben Die Kernkraftwerke Stade und Obrigheim wurden deshalb als erste vom Netz genommen weil hier dieser Abstand geringer war als bei anderen neueren Kernreaktoren Zurzeit versuchen die Betreiber von Kernkraftwerken durch eine geschickte Beladung mit Brennelementen und zusatzliche Moderatorstabe die Neutronenbelastung des Reaktordruckbehalters zu reduzieren Unter anderem das Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf erforscht diese Problematik 26 Siehe auch BearbeitenKernkraftwerk DruckrohrenreaktorListen BearbeitenListe der Kernreaktoren in Deutschland Liste der Kernreaktoren in Osterreich Liste der Kernreaktoren in der Schweiz Liste kerntechnischer Anlagen Liste der Kernkraftwerke Liste von Unfallen in kerntechnischen Anlagen Liste meldepflichtiger Ereignisse in deutschen kerntechnischen AnlagenLiteratur BearbeitenSiehe auch Kernenergie und Reaktorphysik Standardliteratur Bearbeiten Raymond LeRoy Murray Keith E Holbert Nuclear Energy An Introduction to the Concepts Systems and Applications of Nuclear processes 8th Auflage Butterworth Heinemann Oxford Cambridge MA 2020 ISBN 978 0 12 812881 7 englisch Weston M Stacey Nuclear reactor physics 3rd revised ed Auflage Wiley VCH Weinheim 2018 ISBN 978 3 527 81228 8 englisch Serge Marguet The Physics of Nuclear Reactors Springer International Publishing Cham 2017 ISBN 978 3 319 59559 7 doi 10 1007 978 3 319 59560 3 englisch Albert Ziegler Hans Josef Allelein Hrsg Reaktortechnik Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 2013 ISBN 978 3 642 33845 8 doi 10 1007 978 3 642 33846 5 Gunter Kessler Sustainable and Safe Nuclear Fission Energy Technology and Safety of Fast and Thermal Nuclear Reactors Springer Berlin 2012 ISBN 978 3 642 11990 3 doi 10 1007 978 3 642 11990 3 englisch Markus Borlein Kerntechnik Vogel Fachbuch 2 uberarb Auflage Vogel Wurzburg 2011 ISBN 978 3 8343 3253 0 Altere Fachliteratur Bearbeiten Dieter Emendorfer Karl Heinz Hocker Theorie der Kernreaktoren BI Wiss Verlag Mannheim Wien Zurich 1982 ISBN 3 411 01599 3 Dieter Smidt Reaktor Sicherheitstechnik Springer Berlin Heidelberg Berlin Heidelberg 1979 ISBN 3 642 50226 1 doi 10 1007 978 3 642 50225 5 Dieter Smidt Reaktortechnik 2 Bande Karlsruhe 1976 ISBN 3 7650 2018 4 Samuel Glasstone M C Edlund Kernreaktortheorie Hrsg W Glaser H Grumm Springer Vienna Vienna 1961 ISBN 3 7091 7901 7 doi 10 1007 978 3 7091 7900 0 Artikel und andere Beitrage Bearbeiten Julia Mareike Neles Christoph Pistner Hrsg Kernenergie Eine Technik fur die Zukunft Springer Vieweg Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 24328 8 doi 10 1007 978 3 642 24329 5 Ulrich Goetz Georg Fischer Fotos Uran Das Element das die Welt bewegt In Geo Magazin Nr 6 Gruner amp Jahr Juni 1979 ISSN 0342 8311 S 8 42 Informativer Sachbericht mit Ubersichten Kreislaufstorungen Argumente fur und wider Kernenergie sowie Anatomie eines Tauchsieders Weblinks Bearbeiten Wiktionary Kernreaktor Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Kernreaktoren Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Suche nach Kernreaktor In Deutsche Digitale Bibliothek Suche nach Kernreaktor im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Suche nach Kernreaktor im Online Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Achtung Die Datenbasis hat sich geandert bitte Ergebnis uberprufen und SBB 1 setzen Andere Informationsquellen Bearbeiten Gibt es naturliche Reaktoren aus der Fernseh Sendereihe alpha Centauri ca 15 Minuten Erstmals ausgestrahlt am 16 Aug 2006 ANS American Nuclear Society mit Informationen zur Kernreaktoren ARIS Advanced Reactor Information System Plattform der IAEA mit Informationen uber moderne ReaktortypenEinzelnachweise Bearbeiten Atom Euphorie in den 1950ern mehr dazu siehe Kernenergie nach Landern Geschichte W T Hering Angewandte Kernphysik Stuttgart Leipzig Teubner 1999 S 272 ISBN 3 519 03244 9 Der Fachausdruck in Physik und Kerntechnik lautet gespalten nicht gespaltet R Zahoransky Hrsg Energietechnik 5 Auflage Vieweg Teubner 2010 ISBN 978 3 8348 1207 0 S 81 Brockhaus Enzyklopadie 21 Aufl unter Kernenergie Gerstner E Nuclear energy The hybrid returns In Nature 460 Jahrgang 2009 S 25 doi 10 1038 460025a H Borgwaldt et al SUAK a fast subcritical facility for pulsed neutron measurements 1965 Y Rugama et al Experimental results from noise measurements in a source driven subcritical fast reactor Progress in Nuclear Energy Bd 44 2004 S 1 12 W T Hering Angewandte Kernphysik Einfuhrung und Ubersicht Teubner 1999 ISBN 978 3 519 03244 1 S 303 Emissionen aus Kernkraftwerken und Strahlenbelastung Nicht mehr online verfugbar Deutsches Atomforum e V 2008 archiviert vom Original am 15 Dezember 2017 abgerufen am 23 Februar 2017 William Watson Enrico Fermi Experimentalist and Theoretician 12 Dezember 2017 abgerufen am 25 Juli 2023 englisch E Fermi Experimental Production of a Divergent Chain Reaction AECD 3269 CP 413 A 497 4 Januar 1952 doi 10 2172 4414200 englisch osti gov abgerufen am 25 Juli 2023 Nuclear power plants world wide reactor types European Nuclear Society 2015 Memento vom 8 Juli 2015 im Webarchiv archive today Mandel Heinrich Standortfragen bei Kernkraftwerken atw atomwirtschaft 1 1971 S 22 26 Fuel removal completed at Wylfa 19 September 2019 abgerufen am 11 Juni 2021 englisch Accidents 1960 s In Nuclear Age Peace Foundation 14 Marz 2011 abgerufen am 14 Marz 2011 englisch Sowie Nuclear Power in Switzerland Nicht mehr online verfugbar In World Nuclear Association 14 Marz 2011 archiviert vom Original am 19 Februar 2012 abgerufen am 14 Marz 2011 englisch Maya Posch The Soviet RBMK Reactor 35 Years After The Chernobyl Disaster In Hackaday 5 Mai 2021 abgerufen am 25 Juli 2023 amerikanisches Englisch Russia establishes RBMK decommissioning technology centre Waste amp Recycling World Nuclear News WNN 23 Juli 2020 abgerufen am 25 Juli 2023 englisch Leningrad NPP to be pilot site for RBMK decommissioning Nuclear Engineering International In NEI 30 Juni 2023 abgerufen am 25 Juli 2023 englisch Technology Roadmap Update des Gen IV aus der Nuclear Energy Agency von der OECD Januar 2014 Abgerufen am 10 Juli 2015 englisch A P Meshik et al Record of Cycling Operation of the Natural Nuclear Reactor in the Oklo Okelobondo Area in Gabon Phys Rev Lett 93 182302 2004 From Gen I to Gen III Evolution of Nuclear Reactors https pris iaea org PRIS CountryStatistics ReactorDetails aspx current 240 https www reutersevents com nuclear russia completes worlds first gen iii reactor china start five reactors 2017 1 Presseinformation aus dem FZD vom 9 August 2010Normdaten Sachbegriff GND 4030344 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kernreaktor amp oldid 235821542