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Dieser Artikel behandelt die Umwandlung von chemischen Elementen oder von Radionukliden Zur biologischen Theorie des Artenwandels siehe Transmutation der Arten Die Transmutation aus dem lateinischen transmutatio Verwandlung auch Kernumwandlung 1 2 sowie Elementumwandlung 3 oder kurz Umwandlung 4 5 genannt ist die Veranderung eines chemischen Elementes in ein anderes Im Kern des Atoms verandert sich dabei die Protonenzahl Eine Elementumwandlung ist mit chemischen Mitteln nicht moglich Sie erfolgt bei verschiedenen Arten von radioaktiven Zerfallen und Kernreaktionen auch dies wird manchmal ganz allgemein Transmutation genannt 6 7 8 Elementumwandlungen durch Kernreaktionen finden im grosstechnischen Massstab vor allem bei der Energiegewinnung in Kernreaktoren als Neben meistens jedoch als Abfallprodukt statt Es gibt Konzepte radioaktive Abfalle in ihrer Gefahrlichkeit durch Transmutation zu verringern Einige Konzepte fur Kernfusionsreaktoren sehen vor die schwierig und teuer zu beschaffenden Brennstoffe wie Deuterium oder Tritium in derselben Anlage zu erbruten die auch die eigentliche Fusion vornimmt Dies ware gleichzeitig eine geeignete Verwendungsform der enorm hochenergetischen Neutronen wie sie zum Beispiel bei D T Fusion anfallen 9 Auch medizinische Radionuklide fur den Einsatz in der Nuklearmedizin sowie die Materialien fur Thermoisotopengeneratoren Atombatterie werden ublicherweise durch gezielte Transmutation gewonnen wahlweise in Kernspaltungsreaktoren oder in Teilchenbeschleunigern bzw mittels Spallation Eine in kleinem Massstab demonstrierte aber bisher grosstechnisch nicht okonomische Moglichkeit ist auch die Transmutation geringwertiger oder sogar als Abfall angesehener Materialien zu hoherwertigen Materialien hauptsachlich Edelmetallen Dieser reale Stein der Weisen gelang erstmals Glenn Seaborg als er im Labormassstab Quecksilber zu Gold transmutierte jedoch zu Kosten die den Wert des produzierten Goldes um Grossenordnungen uberstiegen Eine weitere Form der Transmutation mit nicht radioaktiven Zielprodukten ist die Neutronen Transmutationsdotierung welche als spezielle Form der Dotierung bei Halbleitern grosstechnisch eingesetzt wird Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Transmutation in der Nuklear Entsorgung 2 1 Partitionierung 2 2 Geeignete Transmutationsreaktion Kernspaltung oder Neutroneneinfang 2 3 Transmutation mit kritischen Reaktoren 2 3 1 Minore Actinoide 2 3 2 Spaltprodukte 2 3 2 1 Technetium 2 4 Transmutation mit beschleunigergetriebenen Reaktoren 2 5 Thorium Brennstoffzyklus 3 Verwertung von Waffenplutonium 4 Erzeugung von medizinisch oder industriell genutzten Radionukliden 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenFur Alchemisten war mit Transmutation die angestrebte Verwandlung unedler Metalle wie Blei oder Quecksilber in Gold oder Silber gemeint Ein Hilfsmittel war der Stein der Weisen Die erste Kernumwandlung wurde 1919 von Ernest Rutherford durchgefuhrt 1 nach dem spater das Element Rutherfordium benannt wurde Transmutation in der Nuklear Entsorgung Bearbeiten nbsp Radiotoxizitat der verschiedenen Bestandteile des Atommulls heutiger LeichtwasserreaktorenSeit den 1990er Jahren werden als Transmutation spezielle Techniken bezeichnet mit denen radioaktiver Abfall in seiner Gefahrlichkeit verringert werden soll indem durch Kernreaktionen mit freien Neutronen die besonders langlebigen radioaktiven Bestandteile in kurzerlebige verwandelt werden Die Transmutation kann aber ein Endlager fur hochradioaktive Abfalle nicht ersetzen da nicht alle Abfallstoffe umwandelbar sind und neue Abfalle entstehen 10 Hauptsachlich geht es dabei um die minoren Actinoide Neptunium Americium und Curium genauer die Nuklide Np 237 Am 241 Am 243 und Cm 245 mit ihren besonders langen Halbwertszeiten In manchen der Konzepte soll auch Plutonium mit umgewandelt werden obwohl Plutonium auch in Form von Uran Plutonium MOX Brennstoff in heutigen 2015 Kernkraftwerken genutzt werden kann Allerdings ist das Isotop Plutonium 240 weder fissil noch fertil und reichert sich durch Neutroneneinfang von Plutonium 239 welches ublicherweise nach Einfang eines Neutrons eine Kernspaltung durchfuhrt aber auch zu Pu 240 transmutiert werden kann und dieser Vorgang geschieht haufiger als der Neutroneneinfang von Pu 240 zu Pu 241 in abgebrannten MOX Brennstaben an so dass der Plutonium Anteil verbrauchter MOX Brennstabe ublicherweise als stark radioaktiver Abfall entsorgt und nicht weiter genutzt wird Bestimmte Konzepte 11 12 sehen zusatzlich die Transmutation langlebiger Spaltprodukte vor Partitionierung Bearbeiten Vor der Transmutation mussen bei den meisten Verfahren zunachst die zu bearbeitenden Anteile also die minoren Actinoide je nach gewahlter Strategie zusammen mit dem Plutonium und evtl den Spaltprodukten aus dem gebrauchten abgebrannten Reaktorbrennstoff abgetrennt werden Fur diese Partitionierung Partitioning mussen chemische Verfahren entwickelt werden die uber die existierenden Wiederaufarbeitungsverfahren z B den PUREX Prozess hinausgehen Erforscht werden neben hydrometallurgischen 13 auch pyrometallurgische Verfahren namlich elektrochemische Prozesse in einer Salzschmelze 14 Geeignete Transmutationsreaktion Kernspaltung oder Neutroneneinfang Bearbeiten Die vorherrschenden Reaktionen der Actinoide mit Neutronen sind Kernspaltung und Neutroneneinfang Die Spaltung ist der zur Halbwertszeitverkurzung erwunschte Prozess er liefert zugleich auch noch nutzbare Energie Der Neutroneneinfang erzeugt dagegen nur das nachstschwerere manchmal ebenfalls langlebige Nuklid Zwar ist Neutroneneinfang ublicherweise auch exotherm jedoch ist die dabei frei werdende Energie um ca den Faktor 20 geringer als jene die bei der Kernspaltung frei wird Der Spaltungs Wirkungsquerschnitt von Nukliden mit gerader Neutronenzahl fur einfallende thermische Neutronen ist klein und wachst erst fur Neutronenenergien oberhalb ca 1 MeV stark an Der Einfangquerschnitt ist dagegen bei allen Nukliden fur thermische Neutronen am grossten Deshalb werden zur Transmutation uberwiegend Anlagen mit einem schnellen also nicht moderierten Neutronenspektrum in Betracht gezogen 15 Je nach Material Transuranabfall eignet sich vorwiegend zur Spaltung Spaltprodukte sind oft hauptsachlich durch Neutroneneinfang und darauf folgenden Zerfall zumeist Beta Zerfall sinnvoll transmutierbar sind daher teilweise auch thermische Neutronenspektren erforderlich so dass ein einzelner Reaktor oder ein einzelnes Konzept schwerlich alle Abfalle sinnvoll transmutieren kann Transmutation mit kritischen Reaktoren Bearbeiten Minore Actinoide Bearbeiten Reaktoren mit schnellen Neutronen konnen zur Transmutation der minoren Aktinoide genutzt werden Dazu gab es bereits Experimente beispielsweise im Kernkraftwerk Phenix in Frankreich und in der Anlage EBR II 16 in USA 17 Auch fur das Konzept des Dual Fluid Reaktors wird die Einsatzmoglichkeit zur Transmutation erwahnt 18 Ein von Anfang an auf Transmutation und gleichzeitige Energiegewinnung ausgelegtes Projekt war ASTRID Advanced Sodium Technological Reactor for Industrial Demonstration ein in Frankreich geplantes 600 Megawatt Kernkraftwerk mit natriumgekuhltem Reaktor der IV Generation 19 Das Astrid Projekt wurde 2019 vorlaufig eingestellt eine Weiterfuhrung des Projekts in der zweiten Halfte des jetzigen Jahrhunderts ist angedacht 20 Auch andere existierende oder im Bau befindliche schnelle Reaktoren z B die russischen Brutreaktortypen BN 800 und BN 1200 konnen so betrieben werden Die Transmutation von minoren Aktinoiden in schnellen Reaktoren kann allerdings zu Sicherheitsproblemen fuhren weil bei der Spaltung vermehrt unverzogerte Neutronen erzeugt werden durch die der Reaktor prompt kritisch werden kann Im BN 800 Reaktor ist deshalb zurzeit nur die Transmutation der in einem Jahr anfallenden minoren Aktinoide eines 1 GW Kernkraftwerks moglich An der Steigerung der Menge wird geforscht Dazu ist es notwendig das Uran 238 vollstandig aus dem Reaktorkern zu entfernen und durch einen gegenuber Neutronenstrahlung inerten Platzhalter zu ersetzen In diesem Falle ware es moglich 90 kg minore Aktinoide im Jahr zu transmutieren den Ausstoss von etwa funf Leichtwasserreaktoren der 1 GW Klasse 21 Dies ist jedoch nicht sinnvoll da der weitaus grosste Teil des Atommulls aus U238 besteht ca 93 Fur eine komplette Beladung des BN 800 braucht man rund 15 t Material davon etwa 20 5 Plutonium der Rest ist grosstenteils Uran 238 Dieses Material konnte auch aus aufbereiteten alten Brennstaben von Atomkraftwerken stammen Bei 10 Abbrand hatte sich die eingesetzte Menge nach dem Zyklus um 1 5 t verringert und in relativ kurzlebige Spaltprodukte und neues Plutonium verwandelt Spaltprodukte Bearbeiten Die Transmutation langlebiger Spaltprodukte z B Selen 79 Zirconium 93 Technetium 99 Palladium 107 Iod 129 und Casium 135 ist wegen der sehr geringen Einfangquerschnitte im schnellen Neutronenspektrum anspruchsvoll Je nach Nuklid kommen allerdings auch andere Reaktionen vor allem n alpha Reaktionen in Betracht In den 1990er Jahren wurde an dem Versuchsreaktor ALMR in Hanford mit schnellem Neutronenspektrum die Transmutation von Technetium 99 in kurzlebige Spaltprodukte demonstriert Es konnte deutlich mehr Technetium 99 transmutiert werden als gleichzeitig erzeugt wurde 22 Auch thermische Neutronen waren zur Transmutation nicht effizient da in diesem Falle Bestrahlungszeiten von weit mehr als 100 Jahren erforderlich wurden Es gibt Uberlegungen das Spektrum schneller Reaktoren durch geeignete Moderatoren fur die Spaltprodukttransmutation zu optimieren 23 Insgesamt ist anzumerken dass langlebige Spaltprodukte hauptsachlich Technetium 99 und Casium 135 gegenuber Plutonium 239 Uran 235 238 oder minoren Aktinoiden eine um mehrere Grossenordnungen geringere Radiotoxizitat haben wie obiger Abbildung zu entnehmen ist 24 Zirconium 93 konnte prinzipiell als Zircalloy Hullrohr recycelt werden Die geringe Radioaktivitat spielt im Kontext von Kernbrennstoff keine Rolle allerdings hat 93Zr einen etwas hoheren Wirkungsquerschnitt fur Neutroneneinfang als andere Isotope des Zirconiums was entsprechend berucksichtigt werden musste Technetium Bearbeiten Technetium 99 fallt neben seiner Rolle als Spaltprodukt in Kernreaktoren auch als Endprodukt der medizinischen Nutzung seines Kernisomers Technetium 99m an Nachdem Technetium 99m zu normalem Technetium 99 zerfallen ist hat es keinen bekannten Nutzen mehr und kann auch nicht bei vertretbarem Aufwand zu Technetium 99m ruckumgewandelt werden Allerdings fuhrt Neutroneneinfang von Technetium 99 zur Entstehung von kurzlebigem Technetium 100 das zum stabilen Isotop Ruthenium 100 des wertvollen Platingruppen Metalls Ruthenium zerfallt Hier ware also mit der Zerstorung des Abfalls gleichzeitig die Erzeugung eines wertvollen Produktes verbunden Der Neutroneneinfangsquerschnitt ist abhangig von der Energie der einfallenden Neutronen und betragt zum Beispiel bei geringen Energien im Bereich von 1 Elektronenvolt etwa 10 Barn 25 Gelange es eine hinreichend starke Neutronenquelle hinreichend preiswert zu produzieren ware der Preis des erzeugten Rutheniums alleine genug um die Abtrennung und Transmutation des Technetiums zu refinanzieren Mit Stand 2022 ist mit einer solchen Neutronenquelle nicht zu rechnen jedoch konnten Fortschritte in der Kernfusion dies in der Zukunft andern Transmutation mit beschleunigergetriebenen Reaktoren Bearbeiten Hauptartikel Accelerator Driven System Im Brennstoff kritischer Reaktoren durfen die minoren Actinoide nur eine geringe Beimischung bilden denn wegen ihres zu kleinen Generationenfaktors wird sonst die Kritikalitat nicht erreicht Diese Beschrankung entfallt aber wenn der Reaktor unterkritisch mit einer ausseren von einem Teilchenbeschleuniger getriebenen Neutronenquelle betrieben wird Mit der Entwicklung der Spallations Neutronenquellen sind Leistungsreaktoren dieser Art in den Bereich des Moglichen geruckt Solche Accelerator Driven Systems ADS konnten alle uberhaupt spaltbaren Nuklide energieliefernd verwerten 11 26 Zwei Konzepte sind besonders bekannt geworden das Konzept von Bowman u M 11 12 und der Energy amplifier Energieverstarker nach Carlo Rubbia u M manchmal auch als Rubbiatron bezeichnet 27 28 Bowmans Vorschlag ist der technologisch anspruchsvollere und radikalere mit Transmutation auch der Spaltprodukte Er hat aber zumindest bis 2013 nicht zu detaillierten Entwicklungsarbeiten gefuhrt 29 Rubbias Vorschlag halt sich naher an schon erprobte Technologien Die europaische ADS Demonstrationsanlage MYRRHA Multi purpose hYbrid Research Reactor for High tech Applications soll im Forschungszentrum Mol in Belgien errichtet werden und etwa 2030 in Betrieb gehen 30 31 32 Eine ADS Versuchsanlage am Beschleunigerzentrum J PARC in Japan ist im Bau und sollte den Betrieb mit Transmutationsbrennstoff etwa 2020 aufnehmen 33 Das geschah bisher noch nicht Stand 01 2022 Thorium Brennstoffzyklus Bearbeiten Die Entsorgung von Plutonium ohne dabei neues Plutonium zu erzeugen ist moglich indem man anstatt 238U aus welchem unweigerlich Plutonium entsteht als Fullmaterial in Plutoniumhaltigen Brennstoff Thorium verwendet 232Th wird durch Neutroneneinfang und anschliessenden Betazerfall zu spaltbarem 233U Abgebrannter thoriumhaltiger Brennstoff kann daher mehr spaltbares Material enthalten als der frische Brennstoff Thorium ist als heute zumeist unerwunschter Bestandteil des Seltenerderzes Monazit reichlich und preiswert vorhanden da vormalige Nutzungen wie als Gluhstrumpf kaum mehr Verwendung finden Allerdings entsteht bei Verwendung von Thorium hochradioaktives 232U das bzw dessen Zerfallsprodukte erhebliche Mengen Gammastrahlung abgibt Dies erfordert besonders komplexe Apparaturen fur die Wiederaufarbeitung von Thorium Brennstoff und den Transport abgebrannter Brennelemente sowie einen hohen Automatisierungsgrad Der Thorium Brennstoffkreislauf ist prinzipiell mit kritischen wie unterkritischen schnellen wie thermischen Reaktoren denkbar und kann Brutzahlen gt 1 auch mit thermischen Neutronen erreichen Jedoch wird er oft mit Flussigsalzreaktoren in Verbindung gebracht die prinzipiell auch mit Uran betrieben werden konnen und welche sowohl im schnellen als auch im thermischen Neutronenspektrum operieren konnen Oftmals ist bei Verwendung von flussigen Salzen als Brennstoff kontinuierliche Wiederaufarbeitung angedacht bei welcher wenigstens ein Teil der Spaltprodukte kontinuierlich bei laufendem Betrieb abgetrennt wird und frischer Brennstoff meist in Form von Thorium aber prinzipiell in Form diverser Actinoide denkbar zugefuhrt wird Der Einsatz von Thorium wurde unter anderem im Kernkraftwerk Shippingport dem ersten ans offentliche Stromnetz angeschlossenen Kernkraftwerk der USA erfolgreich demonstriert Eine weitere Moglichkeit waren MOX Brennelemente in denen nicht Uran sondern Thorium den zweiten Schwermetall Bestandteil ausmacht Wahrend das bei Pu U Mischungen anfallende Plutonium aufgrund des hoheren Gehalts nicht spaltbarer Isotope wie 240Pu und 242Pu wenig attraktiv ist entsteht bei Verwendung von Pu Th Mischungen spaltbares 233U welches wiederum zu neuen Brennelementen verarbeitet werden kann Aufgrund der oben erwahnten 232U Problematik und da die gegenwartigen Wiederaufarbeitungsanlagen nicht auf Thorium ausgelegt sind ist eine grosstechnische Umsetzung jedoch nicht absehbar Ein Brennstab mit Pu Th Brennstoff bzw ein entsprechend befullter Abschnitt in einem konventionellen Brennelement wurde in den fruhen 1970er Jahren im Kernkraftwerk Lingen bzw vor Betriebsende 2005 im Kernkraftwerk Obrigheim testweise eingesetzt und bestrahlt 34 Verwertung von Waffenplutonium BearbeitenEine mit der Abfallverarbeitung verwandte Aufgabe ist die friedliche Nutzung und damit Beseitigung vorhandener Waffenplutonium Vorrate Praktiziert wird dies im BN 800 in Russland Durch die verwendeten schnellen Neutronen bilden sich auch kaum Transurane Hingegen kann dies zwar schon in heutigen 2015 Leichtwasserreaktoren mit MOX Brennelementen erfolgen Dabei entsteht allerdings aus dem Uran Anteil des Brennstoffs wieder neues wenngleich nicht waffengeeignetes Plutonium Schneller wirksam und vielleicht wirtschaftlicher ware die Verwendung modifizierter Reaktoren wie z B von Galperin u M 35 unter der Bezeichnung Plutonium incinerator Plutoniumverbrenner vorgeschlagen In einem ublichen Westinghouse Druckwasserreaktor wurde dazu statt des normalen Brennelement Typs ein Typ mit zwei konzentrischen verschieden beladenen Zonen seed and blanket verwendet Die Innenzone jedes Brennelements enthalt das Plutonium aber kein Uran und hat ein hohes Moderator zu Brennstoff Verhaltnis die Aussenzone enthalt den Brutstoff Thorium aus dem Uran 233 entsteht das direkt im Reaktorbetrieb wieder verbraucht wird Der Reaktor wurde als Kraftwerk die elektrische Leistung von 1100 Megawatt liefern Von der jahrlichen Beladung mit 1210 kg Waffenplutonium wurden 702 kg durch Spaltung beseitigt Die restlichen 508 kg hatten beim Entladen einen hohen Anteil geradzahliger Transurane Pu 240 Pu 242 Am 242 Cm 242 Cm 244 und eine hohe Spontanspaltungsaktivitat sie waren also fur militarische Waffen aber auch fur alles andere ungeeignet Derzeit gibt es nur wenige Reaktoren z B der BN 800 die diese Transurane in kleinen Mengen von ca 30 kg jahrlich transmutieren konnen Erzeugung von medizinisch oder industriell genutzten Radionukliden BearbeitenWahrend Spaltprodukte aus Sicht des Kraftwerksbetreibers bestenfalls inert im schlimmsten Fall aber storende Neutronengifte sind haben einige davon bekannte bereits genutzte oder zumindest denkbare Anwendungen Da es ublich ist abgebrannten Brennstoff aus kommerziellen Kraftwerken vor jeglicher Art der Weiterbehandlung jahrelang in Abklingbecken zu lagern sind jedoch kurzlebige Spaltprodukte aus dieser Quelle nicht zuganglich Dazu kommt dass Brennstoffzyklen von 12 24 Monaten dazu fuhren dass am Anfang des Zyklus gebildete kurzlebige Produkte bereits bei Entnahme der Brennelemente aus dem Kern zerfallen sind oder so es sich um Nuklide mit hohem Einfangsquerschnitt handelt transmutiert wurden wenn die Brennelemente den Reaktor verlassen Trotzdem gibt es fur mittel und langlebige Spaltprodukte wie 85Kr 137Cs oder 90Sr bekannte Anwendungen fur die sich auch eine Extraktion aus Brennstoff kommerzieller Kraftwerke lohnen konnte Ublicherweise werden jedoch auch solche Nuklide welche sich am einfachsten durch Kernspaltung erzeugen lassen in Forschungsreaktoren hergestellt welche keine Nullleistungsreaktor oder keine nennenswerte Warme produzieren und folglich nicht fur Strom oder Fernwarme genutzt werden Beispielhaft sei hier die Produktion von 99Mo bzw dessen Tochternuklid 99mTc genannt Technetium 99m Generator Diese werden fast ausschliesslich durch Kernspaltung in Forschungsreaktoren darunter in Landern wie Australien welche keine Leistungsreaktoren haben produziert 36 Aufgrund der Abhangigkeit von nur wenigen Erzeugern und der Tatsache dass nur rund 6 aller bei Kernspaltungen anfallenden Atome 99Mo sind besteht seit Jahren ein Interesse an anderen Produktionswegen 37 38 Eine mogliche Alternative zur bestehenden Produktion ist die Bestrahlung von Molybdan Targets mit Neutronen Molybdan ist relativ kostengunstig verfugbar und das geeignete Isotop 98Mo ist mit 24 13 Anteil an naturlichem Molybdan bereits recht haufig Eine eventuelle Anreicherung uber Molybdan V fluorid ware denkbar und trotz des hoheren Siedepunktes im Vergleich zu Uranhexafluorid 212 C fur MoF5 56 5 C fur UF6 vermutlich mit Anlagen die heutigen Urananreicherungsanlagen ahneln vermutlich verhaltnismassig einfach machbar Problematisch ist jedoch dass kein reines 99Mo gewonnen wird da auch bei Verwendung von isotopisch reinem 98Mo als Target ein Teil des 98Mo unverbraucht zuruckbleibt oder ein Teil des 99Mo zu extrem langlebigen 100Mo weiter reagiert Bei Verwendung nicht isotopisch reiner Targets entstehen daruber hinaus Nebenprodukte wie radioaktives und langlebiges 93Mo und uber zwei Betazerfalle mit Halbwertszeiten im Minutenbereich stabiles 101Ru 39 Obwohl Ruthenium ein wertvolles Edelmetall ist und daher als Koppelprodukt interessant sein konnte storen all diese Nebenprodukte die Verwendung von 99Mo wie sie fur die heutige therapeutisch diagnostische Infrastruktur optimiert ist Einige Radionuklide werden bevorzugt durch Neutroneneinfang hergestellt Hier sei beispielhaft Kobalt 60 genannt welches in kommerziellen Kernkraftwerken vom Typ CANDU aus naturlichem Kobalt hergestellt wird Da unterm Strich durch den Zerfall von 60Co zu 60Ni Cobalt vernichtet und Nickel erzeugt wird ist dieser Prozess auch Transmutation im Sinne der mehr oder weniger gezielten Umwandlung eines Elements in ein Anderes Angesichts der Weltmarktpreise von Cobalt und Nickel ist ohne Berucksichtigung des Wertes den Cobalt 60 aufgrund seiner Radioaktivitat hat dieses Verfahren allerdings ein Verlustgeschaft Andere Radioisotope vor allem solche mit niedrigem Neutronenuberschuss oder sogar Protonenuberschuss werden in Teilchenbeschleunigern erzeugt Da gerade fur Therapien und diagnostische Verfahren wie Positronenemissionstomographie genutzte Nuklide teilweise sehr kurzlebig sind besteht Interesse an moglichst kurzen Transportwegen idealerweise die Herstellung direkt am Ort der Verwendung 40 Da Teilchenbeschleuniger mit ihrer Herkunft in der Spitzenforschung aufwendig und teuer zu bauen betreiben und warten sind konnen entsprechende Therapien nur an wenigen Orten angeboten werden Daher besteht immenses Interesse am Teilchenbeschleuniger in Tischgrosse tabletop accelerator welcher derartige Therapien billiger und verbreiteter machen konnte 41 Fur niedrige Energien sind derartige Beschleuniger bereits verfugbar doch einige Nuklide erfordern fur ihre Herstellung hohere Energien als diese Miniatur Beschleuniger derzeit zu liefern imstande sind 42 Je nach verwendetem Target und therapeutisch genutztem Nuklid findet eine Transmutation bereits beim Beschuss z B p 2p Reaktion beim Zerfall des Zielnuklids und oder dessen Vorganger oder bei beidem statt Es gibt aber auch Prozesse bei denen netto keine Transmutation passiert zum Beispiel wenn ein instabiles Nuklid durch Herausschlagen von Nukleonen aus dem Target gebildet wird das Zielnuklid letztlich aber wieder zu einem stabilen Isotop des Ausgangselements zerfallt Bekanntestes Beispiel ist der naturliche 14N 14C Kreislauf auf Erden Durch n p Reaktion in der Hochatmosphare wird aus stabilem 14N radioaktives 14C Dieses wird unter Beta Zerfall jedoch zu 14N verwandelt wodurch der Kreislauf wieder am Ausgangspunkt angelangt ist Nutzlich ist dieser naturliche Vorgang vor allem fur Radiokohlenstoffdatierung aber industrielle Nutzung fur Diamantbatterien wird ebenfalls diskutiert Siehe auch Bearbeiten nbsp Wiktionary transmutieren Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenLiteratur BearbeitenOrtwin Renn Hrsg Partitionierung und Transmutation Forschung Entwicklung Gesellschaftliche Implikationen Munchen Herbert Utz Verlag 2014 ISBN 978 3 8316 4380 6 Ken Nakajima Hrsg Nuclear Back end and Transmutation Technology for Waste Disposal Springer 2014 ISBN 978 4 431 55110 2 Mikhail K Khankhasayev Hrsg Nuclear Methods for Transmutation of Nuclear Waste Problems Perspectives Cooperative Research Proceedings of the International Workshop Dubna Russia 29 31 May 1996 World Scientific 1997Speziell zur PartitionierungK L Nash G J Lumetta Advanced separation techniques for nuclear fuel reprocessing and radioactive waste treatment Cambridge UK Woodhead Publ Ltd 2011 ISBN 978 1 84569 501 9Einzelnachweise Bearbeiten a b Kernumwandlung im Wissen de Lexikon 2021 Kernumwandlung DWDS 2021 Transmutation DWDS 2021 dort auch genauer mit Elementumwandlung Transmutation im Wissen de Lexikon 2021 die kernphysikalische Umwandlung Transmutation Pons 2021 F Soddy Nobelpreis Vortrag 1922 Seite 372 J Bleck Neuhaus Elementare Teilchen 2 Auflage Springer 2013 ISBN 978 3 642 32578 6 Seite 692 J L Basdevant J Rich M Spiro Fundamentals in Nuclear Physics Springer 2004 ISBN 0 387 01672 4 Seiten 43 247 https www iter org sci FusionFuels Gutachten zu Partitionierung und Transmutation Abgerufen am 4 Februar 2023 a b c C D Bowman et al Nuclear energy generation and waste transmutation using an accelerator driven intense thermal neutron source Nuclear Instruments and Methods A Bd 320 1992 Seite 336 367 a b C D Bowman Accelerator driven systems for nuclear waste transmutation Annual Review of Nuclear and Particle Science Bd 48 1998 Seite 505 556 C Madic et al PARTNEW new solvent extraction processes for minor actinides Bericht CEA R 6066 Commissariat a l Energie Atomique 2004 Renn s Literaturliste Seite 120 123 Renn s Literaturliste Seite 117 Experimental Breeder Reactor II im Argonne National Laboratory Experimental Breeder Reactor II M K Meyer et al The EBR II X501 minor actinide burning experiment nachtragliche Auswertung erschienen in 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