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Der PUREX Prozess ist ein physikalisch chemisches Verfahren das bei der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente zur Trennung der darin enthaltenen Spaltstoffe Uran und Plutonium von den bei diesem Prozess nicht mehr verwendbaren radioaktiven Abfallstoffen eingesetzt wird Die Abkurzung PUREX steht fur Plutonium Uranium Recovery by Extraction Historischer Hauptzweck des Verfahrens war die moglichst reine chemische Abtrennung des Plutoniums zunachst zum Bau von Atomwaffen spater auch zur Produktion von MOX Brennelementen Dass dabei im Abfall Strom auch potentiell nutzbare Spaltprodukte ein gewisser Anteil Uran und Plutonium sowie die stark radiotoxischen und langlebigen minoren Actinoide anfallen und fur diese nur noch die Lagerung in einem Endlager in Betracht kommt nahm und nimmt man in Kauf Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Verfahren 3 Vor und Nachteile 4 Alternativen 5 Forschung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenIm zivilen Bereich stellt sich die Frage was mit abgebrannten Brennelementen passieren soll Im Fall von Leichtwasserreaktoren wie sie weltweit de facto Standard bei der zivilen Nutzung der Kernspaltung sind besteht ein Brennelement ublicherweise aus einem Zirkonium Hullrohr welches Urandioxid enthalt das auf ca 3 5 235U angereichert ist Nach einiger Zeit im Reaktor reichern sich Spaltprodukte im Brennelement an die teilweise als Neutronengifte wirken Gleichzeitig sinkt die Menge an 235U wahrend durch Neutroneneinfang aus 238U zunachst 239Pu im weiteren Verlauf andere Plutoniumisotope sowie so genannte minore Actinoide entstehen Im kerntechnischen Sinne handelt es sich dabei um alle schweren Z gt 90 Radionuklide die nicht Uran oder Plutonium sind Da 239Pu spaltbar ist ist dieser Effekt in gewissen Grenzen sogar erwunscht da er den Verbrauch des 235U teilweise kompensiert Allerdings ist der Anteil verzogerter Neutronen bei der Spaltung von 239Pu niedriger als bei der Spaltung von 235U weswegen die meisten Reaktoren nur einen gewissen Anteil Plutonium im Brennstoff tolerieren Nichtsdestotrotz lauft gegen Ende des Abbrandes herkommlichen Uran Brennstoffs in Leichtwasserreaktoren etwa jede zweite Kernspaltung in 239Pu ab Insgesamt tragt Plutonium zu circa einem Drittel der Warmeleistung herkommlicher Leichtwasserreaktoren LWRs bei An einem gewissen Punkt wird jedoch die Neutronenbilanz in einen Bereich verschoben die einen sicheren und wirtschaftlichen Betrieb nicht mehr erlaubt Je nach Reaktortyp ist dieser Punkt zu unterschiedlichen Zeiten erreicht Der im abgebrannten Brennstoff von LWRs verbleibende Anteil an spaltbaren Plutonium Isotopen und 235U ist dabei immer hoher als in naturlichem Uran und somit prinzipiell ein hoherwertiges Uran bzw Plutoniumerz als naturliches Uran Hinter dem Oberbegriff Spaltprodukte verbirgt sich ein wahres Sammelsurium verschiedener Isotope diverser chemischer Substanzen Da die allermeisten davon mit einem Neutronenuberschuss erzeugt werden finden sowohl Betazerfalle als auch Neutronenemissionen statt bis stabile oder langlebige Isotope erreicht werden Diese so genannten verzogerten Neutronen machen zwar nur etwas weniger als 1 aller produzierten Neutronen aus sind jedoch essentiell fur die Steuerbarkeit jeglicher kritischer Kernreaktoren egal ob sie mit schnellen oder thermischen Neutronen arbeiten Gleichzeitig wirken einige Spaltprodukte als Neutronengifte absorbieren also wahrend der Reaktorlaufzeit Neutronen Somit ist trotz gleicher Ausgangsbedingungen Spaltung von 235U bzw 239Pu das Spektrum der Spaltprodukte einer Atombombe und eines Kernreaktors grundsatzlich unterschiedlich Kurzlebige Neutronengifte wie Xenon 135 bleiben in Kraftwerken dauerhaft der Neutronenstrahlung ausgesetzt wahrend sie bei einer nuklearen Explosion unmittelbar nach ihrer Erzeugung in die Umwelt gelangen und keine Neutronen mehr absorbieren Wissenschaftler konnen dieses Phanomen dafur nutzen mit Sicherheit zu bestimmen ob eine gewisse radioaktive Kontamination aus der Havarie oder Leckage eines Kernkraftwerkes oder von einer Atombombe stammt Die Herausforderung wahrend einer Wiederaufarbeitung ist die Trennung der besonders schadlichen Spaltprodukte von den noch nutzbaren Substanzen Je nach gewunschter Nutzung kann hierbei die Definition von schadlich erheblich variieren Zum Beispiel sind stabile Silber Isotope in abgebranntem Brennstoff enthalten und gelten aufgrund ihrer Wirkung als Neutronengift fur die Verwendung eines Substanzgemisches als Kernbrennstoff als schadlich Ausserhalb von Kernbrennstoffen wurden aber vermutlich die wenigsten Menschen stabile Silber Isotope als schadlich ansehen Gleichzeitig ist das Caesium Isotop 137Cs mit einer Halbwertszeit um 30 Jahre der starken Reaktivitat der Bildung von wasserloslichen Salzen und der Hitzeentwicklung fur jegliche Verwendung ausserhalb eines Kernkraftwerkes schadlich kann jedoch in einem Kernkraftwerk toleriert werden da der Neutronenquerschnitt dieses Nuklids recht gering ist es also die Reaktivitat kaum beeinflusst Wenn Transmutation gewunscht ist dann sind besonders chemisch reine Targets notig Je nach kernphysikalischen Eigenschaften muss auch die isotopische Zusammensetzung berucksichtigt werden wenn der Beschuss mit Neutronen fur jedes deaktivierte Atom vier neue radioaktiv macht dann hat das Unterfangen seinen Zweck verfehlt Da Isotopentrennung erheblich teurer ist als chemische Separation muss in den meisten Fallen die isotopische Zusammensetzung als gegeben angesehen werden was zusatzlich die Zahl potentiell lohnenswerter Transmutationstargets reduziert Da man bis in die 1970er Jahre davon ausging dass Uran rar sei und daher die Bestrebung hatte Uran zu sparen Peak Uranium wurde die Forschung in die zivile Nutzung von Plutonium und Uran aus abgebrannten Brennstoff intensiviert Es gab hierzu verschiedene Ansatze unter anderem den schnellen Bruter aber auch die Wiederaufarbeitung von Brennstoff Bei der Wiederaufarbeitung ging es vorrangig darum die Verwendung des ursprunglichen Urans zu optimieren aus derselben Menge Uran also mehr Energie zu gewinnen Der Gesichtspunkt der Verringerung hochradioaktiver Abfalle hier vor allem Transuranabfalle spielte zunachst keine Rolle wird jedoch in jungerer Zeit immer wieder ins Feld gefuhrt Wiederaufarbeitung zur Abfallverringerung kann zwar prinzipiell geeignet sein jedoch ist das PUREX Verfahren dafur denkbar ungeeignet siehe Abschnitt Vor und Nachteile Nachdem die verhaltnismassig hohen Uranpreise in den 1970er Jahren zur Entdeckung und Erschliessung grosser neuer Uranvorkommen fuhrten ist der Uranpreis im langjahrigen Mittel seither so gering geblieben dass die Kosten der Wiederaufarbeitung nach dem PUREX Verfahren und anschliessender Herstellung von MOX Brennstoff hoher sind als die Kosten fur neuen Brennstoff aus Uran Da einige der Spaltprodukte Lanthanoide und damit den Actinoiden chemisch sehr ahnlich sind ist die Trennung der chemischen Elemente voneinander relativ schwierig Alle denkbaren Prozesse geraten irgendwann an die Grenzen des wirtschaftlich Rechtfertigbaren und daher ist die Trennung kleinster Mengen Gramm pro Tonne oder noch weniger Spaltprodukte ublicherweise nicht das Ziel Beim PUREX Verfahren wird der Wert auf moglichst reines Uran bzw Plutonium gelegt und diesem Ziel alle anderen Aspekte untergeordnet Eine Gewinnung von Stoffen wie Americium 241 aus den Abfallen unterbleibt trotz des hohen Marktwertes derartiger Substanzen zumeist da der entsprechende Stoffstrom kaum wirtschaftlich vertretbar verarbeitet werden kann Er wird stattdessen vitrifiziert und en bloc als Atommull behandelt Verfahren Bearbeiten nbsp Schema des PUREX ProzessesIm Prinzip ist das PUREX Verfahren eine Form der Extraktion genauer der Losungsmittelgegenstromextraktion bei der eine wassrige Phase Brennstofflosung und eine organische Phase Extraktionsmittel in engen Kontakt gebracht werden und sich anschliessend wieder voneinander absetzen Als Extraktionsmittel dient ein Phosphorsaureester Tri n butyl phosphat Kurzbezeichnung TBP der mit 70 C12 14 Alkanen ublicherweise Kerosin verdunnt ist Daher wird das Extraktionsmittel auch kurz TBP 30 genannt Bei der Wiederaufarbeitung werden die Brennstabe zumeist inklusive der Zirkonium Hullrohre zerschnitten und der Brennstoff mit allen Bestandteilen in heisser Salpetersaure aufgelost Das TBP 30 lost anschliessend unter Komplexbildung selektiv die Nitrate des Urans und Plutoniums aus der salpetersauren Brennstofflosung heraus wahrend die Nitrate der Spaltprodukte in der wassrigen Phase zuruckbleiben Um moglichst hohe Extraktionsraten zu erreichen mussen die im Gegenstrom zueinander gefuhrten Flussigkeiten gut miteinander vermengt werden Anschliessend setzen sich TBP und die wassrige Phase wieder selbsttatig voneinander ab so dass die mit Uran und Plutonium beladene organische Phase und die wassrige Phase in der sich die Nitrate der Spaltprodukte befinden leicht voneinander getrennt werden konnen Eine Weiterbearbeitung der wassrigen Phase sei es zur Extraktion nutzbarer Stoffe oder zur Trennung besonders problematischer von weniger schadlichen Stoffen ist prinzipiell denkbar und Gegenstand der Forschung unterbleibt jedoch zumeist Da der Trenneffekt eines einzigen Extraktionsschrittes nicht ausreicht um die erforderlichen Reinheitsgrade zu erzielen wird dieser Vorgang wiederholt in Mischapparaten durchgefuhrt die hintereinander angeordnet sind Als Mischapparate kommen Pulskolonnen oder Mischabsetzer zum Einsatz Es sind prinzipiell auch andere Verfahren der Wiederaufarbeitung denkbar jedoch wurde das PUREX Verfahren aus vorwiegend militarischen Grunden Gewinnung chemisch reinen Plutoniums entwickelt und seither als klassische Dual Use Technologie auch im zivilen Bereich angewandt Vor und Nachteile BearbeitenDie Vorteile und Nachteile des PUREX Verfahrens sind zum einen im Vergleich mit der Alternative direkte Endlagerung und zum anderen mit alternativen Verfahren der Wiederaufarbeitung zu sehen Der Hauptvorteil des PUREX Verfahrens ist dass es grosstechnisch etabliert und gut verstanden ist da seit Jahrzehnten entsprechende Anlagen existieren die bereits Tonnen an radioaktiven Material bearbeitet haben War wahrend des Manhattan Projects noch der inzwischen veraltete en Bismuth phosphate process zur Abtrennung des Plutonium fur die Atombomben zum Einsatz gekommen wurde bereits in den 1940er Jahren am PUREX Prozess geforscht und dieser bald zur grosstechnischen Einsetzbarkeit gefuhrt Da die Sowjetunion das Manhattan Project mit Spionen wie Klaus Fuchs unterwandert hatte und weil Grossbritannien selbst am Manhattan Project beteiligt war war das grundlegende Verfahren schnell auch diesen Landern bekannt und kam bei der Herstellung der Plutonium Bomben sowohl dieser drei Lander als auch spater Frankreichs Indiens und Nordkoreas zum Einsatz Insofern sind die Forschungsaufwande die ein Land betreiben muss um zu welchem Zweck auch immer Plutonium von Uran und Spaltprodukten zu trennen zweifellos bei Verwendung des PUREX Verfahrens am geringsten Auch besteht die Gefahr nicht sich in eine technologische Sackgasse zu begeben da dieses Verfahren nicht nur im Labormassstab sondern grosstechnisch etabliert ist Ein je nach Betrachtungsweise Nach oder Vorteil des PUREX Verfahrens ist seine Dual Use Fahigkeit Man kann sowohl aus normalem abgebrannten Brennstoff reaktorfahiges Plutonium abspalten als auch aus nur relativ kurz einer Neutronenstrahlung ausgesetztem Brennstoff waffenfahiges Plutonium extrahieren Im Sinne der Proliferationspravention wird daher die Verbreitung des PUREX Verfahrens mit Bedenken gesehen Die Regierung Jimmy Carter hat im Angesicht der indischen Atombombe die Wiederaufarbeitung zu zivilen Zwecken eingestellt und insbesondere unter Fuhrung der Demokraten setzt sich die US Regierung seither auch international dafur ein dass diese nicht oder nicht mit dem PUREX Verfahren geschieht Tatsachlich ist in den letzten Jahren die meiste Forschung im Bereich der Alternativen zum PUREX Prozess mit der angeblichen oder tatsachlichen Proliferationsresistenz dieser Verfahren begrundet worden Konnte ein Verfahren zur Wiederaufarbeitung mit geringerem militarischen Potenzial als PUREX entwickelt werden so ware klar dass Akteure die nach PUREX Kapazitaten streben dies zu militarischen Zwecken tun So lange die Technologie glaubhafte zivile Anwendungen hat besteht Glaubhafte Abstreitbarkeit was entsprechende Bemuhungen Proliferation zu verhindern verkompliziert Ein Vorteil von PUREX ist dass sowohl relativ reines Uran als auch relativ reines Plutonium gewonnen werden kann Zwar wird dies damit erkauft dass ein nennenswerter Anteil des Urans wie des Plutoniums selbst zu Abfall wird jedoch ist dies fur viele Anwendungen weniger wichtig als moglichst reines Uran bzw Plutonium zu gewinnen Ein Nachteil sind die grossen Mengen an entstehendem Abfall darunter auch potentiell noch nutzbare minore Actinoide und Spaltprodukte und sogar stabile Isotope von Edelmetallen Die zu Beginn des Prozesses nicht radioaktiven Prozessflussigkeiten werden ebenfalls radioaktiv kontaminiert und damit Bestandteil des hochradioaktiven Abfalls sofern sie nicht dem Prozess wieder zugefuhrt werden konnen Zwar ist die Aussage Wiederaufarbeitung wurde die Menge des Atommulls verringern insofern zutreffend als Uran und Plutonium zu grossen Teilen wieder gewonnen werden konnen und somit zu weniger stark strahlenden Spaltprodukten verfeuert werden konnen jedoch nehmen Volumen und Masse des zu entsorgenden Materials beim PUREX Verfahren enorm zu da radioaktive mit nicht radioaktiven Substanzen gestreckt werden ohne dass dabei auch nur ein einziger zusatzlicher Atomkern radioaktiv wurde Hieraus ergibt sich als weiterer Nachteil dass die beim PUREX Verfahren entstehende Abfalle nicht zur Transmutation geeignet sind Transmutation ist ein Verfahren bei dem durch Neutroneneinfang und anschliessenden Betazerfall langlebige Radionuklide zu kurzlebigen oder stabilen Nukliden umgewandelt werden Ziel dieses Verfahrens ist es sowohl die Starke der radioaktiven Strahlung als auch die Langlebigkeit der Substanzen signifikant zu reduzieren Hierfur wird jedoch ein chemisch reiner und isotopisch geeigneter Ausgangsstoff benotigt PUREX produziert diesen mit Ausnahme von Uran und Plutonium nicht Da mit den Abfallen des PUREX Verfahrens Stand 2022 nichts weiter geplant ist als die Endlagerung werden diese routinemassig vitrifiziert also in einen glasartigen Zustand uberfuhrt von dem man hofft dass er in geologischen Zeitraumen den Bedingungen in einem Endlager zu trotzen in der Lage sein soll Dadurch wird es zusatzlich erschwert allfallige technische Fortschritte einzusetzen um bereits eingelagerte Abfalle der Transmutation oder anderweitiger Nutzung zuzufuhren Auch das Ziel der moglichst effizienten Nutzung aller im ursprunglichen Brennstoff vorhandenen Energie wird vom PUREX Prozess nur teilweise erreicht Zwar wird der grosste Teil der Masse also die grossten Teile des Urans und Plutoniums zuruckgewonnen jedoch verbleiben die minoren Actinoide im Abfall Minore Actinoide sind nicht nur aufgrund ihrer teilweise sehr langen Halbwertszeit zum Teil mit Zerfallsketten mit mehreren Schritten grosser Halbwertszeit und dennoch hohen Radiotoxizitat als Bestandteil radioaktiver Abfalle hochst bedenklich sie sind auch allesamt durchschnelle Neutronen unter Energiefreisetzung spaltbar Zwar wirken einzelne Isotope gewisser Actinoide im thermischen Neutronenspektrum wie es in LWR vorherrscht als Neutronengift jedoch kann aus jedem Actinoid welches selbst durch thermische Neutronen nicht spaltbar ist durch eine ausreichende Zahl an Neutroneneinfangen ein spaltbares Material erbrutet werden Die Neutronenquerschnitte einiger Actinoid Isotopen sind jedoch ungunstig so dass sich diese mit der Zeit entsprechend anreichern Folglich verschwendet ein Verfahren das wie PUREX die minoren Actinoide als Abfall entsorgt einen signifikanten Teil der Energie die im ursprunglichen Brennstoff vorhanden gewesen ist Ein Nachteil der gegenwartigen kritischen Uran Reaktoren im thermischen Neutronenspektrum inharent ist und sowohl bei PUREX als auch bei anderen Verfahren der Extraktion und Nutzung von Plutonium auftreten kann ist folgender Wenn MOX Brennstoff den Reaktor verlasst dann enthalt auch dieser wiederum erhebliche Mengen spaltbaren Materials Dies sind in erster Linie Isotope des Plutonium wobei die Faustregel gilt dass ungerade Massezahlen bei Uran und Plutonium spaltbare Isotope bedeuten Bedauerlicherweise fuhrt jedoch nicht jeder Neutroneneinfang von 239Pu zur Kernspaltung sondern es entsteht dabei auch gelegentlich 240Pu welches nicht spaltbar ist Zwar kann 240Pu wiederum ein Neutron einfangen und zu spaltbarem 241Pu werden jedoch ist der Neutronenquerschnitt von 240Pu derart ungunstig dass bei gegebener thermischer Neutronendichte mehr 240Pu erzeugt als vernichtet wird Eine gewisse Menge 240Pu kann toleriert werden solange genug spaltbares Material vorhanden ist Jedoch ist bei den Designparametern heutiger LWR irgendwann eine Grenze erreicht die es nicht mehr moglich macht eine Kernspaltung akzeptabler Parameter aufrechtzuerhalten Aus diesem Grund wird ublicherweise abgebrannter MOX Brennstoff nicht noch einmal wiederaufgearbeitet bzw wenn dann nur zur Gewinnung des Urangehaltes Theoretisch denkbar ware Downblending also die Mischung hoch und niedrig angereicherter Stoffe in diesem Fall waffenfahiges Plutonium fast reines 239Pu mit entsprechend isotopisch minderwertigem Plutonium mit hohem 240Pu Gehalt Im Zuge der Friedensdividende wurden seitens der vormaligen Kontrahenten im Kalten Krieg im Zuge des Programms Megatons to Megawatts waffenfahige Plutoniumbestande zu MOX Brennelementen verarbeitet und verfeuert Es ist bekannt dass bei 235U Bestanden dabei Downblending angewandt wurde dies scheint bei 239Pu jedoch nicht erfolgt zu sein Es existieren nach wie vor weltweit grosse Vorrate an waffenfahigem Plutonium sowohl in Sprengkopfen als auch als Rohmaterial fur die Herstellung von Bomben fur den Fall dass dies den politischen Wunschen der Regierung entspricht Durch die Urananreicherung erhoht sich unweigerlich auch die Konzentration an 234U welches in naturlichem Uran im Gleichgewicht mit 238U in einer Konzentration von 55 ppm vorhanden ist 234U kann durch Neutroneneinfang in spaltbares 235U umgewandelt werden also genau den Brennstoff herkommlicher Reaktoren verbraucht dabei aber ein Neutron Je nach den genauen Parametern der Reaktion bzw der Anreicherung kann der Anteil an 234U in mehrfach reprozessierten Uran so stark steigen dass es die Parameter der Reaktion signifikant beeinflusst Im schnellen Neutronenspektrum wird 234U sogar in nicht zu vernachlassigender Menge durch n 2n Reaktionen aus 235U produziert236U ist aus ahnlichen Grunden wie 234U problematisch findet sich jedoch uberhaupt nicht in naturlichem Uran Es entsteht immer dann wenn 235U ein Neutron einfangt jedoch keine Kernspaltung erfolgt und reichert sich bei der Urananreicherung entsprechend seinem Atomgewicht auf der Seite mit den leichteren Isotopen an also jener Seite auf der 235U angereichert wird Da die Urananreicherung allerdings sehr ineffizient arbeitet die Massendifferenz zwischen den Isotopen bewegt sich im niedrigen einstelligen Prozentbereich dazu kommen sechs Atome des 919F im gangigerweise verwendeten Uranhexafluorid findet sich bei Anreicherungsgraden von 2 5 235U auch auf der schweren Seite eine gegenuber dem normalen Niveau erhohte Menge 236U Sie reicht aus die Radioaktivitat dieses abgereicherten reprozessierten Urans signifikant zu erhohen Aus diesem Grund ist es in den USA verboten reprozessiertes Uran auch nach Abreicherung fur Zwecke wie Uranmunition zu verwenden 236U wird durch Absorption eines thermischen Neutrons eine Reaktion mit relativ geringem Querschnitt und folgenden Betazerfall zu 237Np dem langlebigsten Isotop von Neptunium Neptunium 237 ist zwar auch durch schnelle Neutronen spaltbar gilt jedoch als problematischstes Transuran im Atommull da es chemisch mobiler als die anderen Transurane ist Neptunium 237 findet Verwendung bei der Herstellung von Plutonium 238 welche fur Radionuklidbatterien Verwendung findet Da sowohl die Produktion von 238Pu aus 237Np als auch die chemische Abtrennung von 237Np in den letzten Jahren gegen Null gegangen ist furchten Anwender wie die NASA eine bedrohliche Verknappung von 238Pu welches dringend fur Weltraummissionen ausserhalb der Saturnbahn benotigt wird da Solarzellen in so grosser Entfernung von der Sonne nicht mehr genug Leistung liefern Alternativen BearbeitenNeben dem once through fuel cycle oder offenen Brennstoffkreislauf bei dem jegliche Weiterverwendung von Uran und Plutonium im abgebrannten Brennstoff unterbleibt gibt es die folgenden Alternativen zum PUREX Verfahren welche jedoch Stand 2022 gegenuber PUREX bzw dem offenen Brennstoffkreislauf nur untergeordnete Bedeutung haben en Pyroprocessing ein Pyro metallurgisches Verfahren welches mit grosser Hitze arbeitet und Actinoide von Spaltprodukten trennt wurde am Argonne National Laboratory im Zuge des Prototyps en Integral Fast Reactor semi grosstechnisch erfolgreich demonstriert 1 2 Als Vorteil gilt hier dass Uran und Plutonium nie voneinander getrennt werden was die Proliferation schwieriger machen durfte Gleichzeitig erfordert allerdings der hohe Anteil minorer Actinoide gegebenenfalls ein schnelles Neutronenspektrum um die Kettenreaktion in Gang zu halten ein Gegenargument gegen den schnellen Bruter welcher mit schnellen Neutronen arbeitet war immer die Notwendigkeit hoch angereicherten potentiell waffenfahigen Materials als Startbrennstoff DUPIC direct use of pressurized water reactor used fuel in CANDU Verwendung abgebrannter Brennelemente aus herkommlichen Reaktoren als Brennstoff in Schwerwasserreaktoren wie dem kanadischen CANDU wurde seit den 1990er Jahren in Sudkorea und anderswo erprobt Schwerwasserreaktoren finden sich u a in Indien Kanada und Sudkorea 3 4 Aufgrund geringer eigener Uranvorkommen setzt Indien stark auf Schwerwasserreaktoren und hat mit dem en IPHWR eine auf dem CANDU basierte Eigenentwicklung im Betrieb welche kunftig durch den teilweise mit Thorium betriebenen en Advanced heavy water reactor erganzt werden soll Einige Flussigsalzreaktoren sind darauf ausgelegt kontinuierlich Spaltprodukte aus der Salzschmelze welche als Brennelement bzw Kuhlmittel dient abzuscheiden Die Transuranabfalle sollen dabei in einer hoheren Rate verbraucht als produziert werden 5 Befurworter eines Thorium Brennstoffkreislaufes vertreten die These es sei moglich nach geringen Startladungen spaltbaren Materials 233U 235U oder 239Pu kontinuierlich Brennstoff aus Thorium zu erbruten und zum Aufrechterhalten der Kettenreaktion kontinuierlich zu verwenden 6 Kritiker sagen es sei trotzdem notig 233U vom Thorium abzutrennen um es zur Aufrechterhaltung einer Kettenreaktion nutzen zu konnen Uran Plutonium und minore Actinoide fallen bei der Verwendung von Thorium in deutlich geringerer Menge an als bei der Verwendung von 235U 238U Brennstoff jedoch treten sowohl bedenkliche Uran Isotope z B 232U als auch langlebige Spaltprodukte in Erscheinung 7 Thorium Flussigsalzreaktoren z B LFTR kombinieren die beiden oben genannten Ansatze und waren bereits in den 1960er Jahren und 1970er Jahren aufgrund damals angenommener Uranknappheit Gegenstand intensiver Forschung 8 Mit dem Verfall der Uranpreise in den 1970er Jahren erlahmte das Interesse im Zuge der so genannten Renaissance der Kernenergie sind jedoch insbesondere Befurworter der Thorium Flussigsalztechnologie im einundzwanzigsten Jahrhundert wieder vernehmbar geworden nbsp Spaltprodukte nach Anteil yield Summe 200 nicht 100 Farblegende blau volatil oder bildet volatiles Fluorid grun bildet kein volatiles Fluorid aber bildet volatiles Chlorid rot weder volatiles Fluorid noch volatiles Chlorid aber das Element selbst ist bei ausreichend hoher Temperatur volatil schwarz verbleibt als FeststoffHalogen Volatilitat ist ein Verfahren welches die Tatsache ausnutzt dass die meisten Elemente Verbindungen mit Halogenen eingehen und jene unterschiedliche Eigenschaften haben Prinzipiell sind alle Halogene als Reaktionspartner geeignet aber da Uranhexafluorid aus der Urananreicherung bereits gut bekannt ist und Fluor besonders reaktiv ist fokussiert sich die Forschung vor allem auf en Fluoride volatility Vereinfacht gesagt lasst sich eine Fluor Verbindung umso leichter in die Gasphase uberfuhren je mehr Fluor stochiometrisch pro Nicht Fluor Atom vorhanden ist Folglich bilden ein oder zweiwertige Elemente haufig Verbindungen welche gar nicht in die Gasphase uberfuhrbar sind und als Feststoff verbleiben Die gasformigen Fluorverbindungen konnen zum Beispiel fraktionierend destilliert werden wie die unterschiedlichen Fraktionen bei der Raffinierung von Erdol oder analog der Urananreicherung in Zentrifugen nach Atomgewicht sortiert werden Problematisch ist hier vor allem die chemische Aggressivitat von Fluor und vieler seiner Verbindungen sowie die Moglichkeit von Leckagen beim Arbeiten mit gasformigen Material Vorteilhaft ist dass Uran bereits als Hexafluorid anfallt welches zum Beispiel fur die Anreicherung verwendet werden kann Die in der festen Phase zuruck bleibenden Stoffe beinhalten allerdings sowohl minore Actinoide als auch Spaltprodukte was weitere Bearbeitung erforderlich macht wenn die Gewinnung dieser Stoffe gewunscht ist Viele Alkalimetalle und einige Erdalkalimetalle bilden gut wasserlosliche Chloride bzw Fluoride welche einen hohen Siedepunkt haben Diese Verbindungen konnten mittels Losung in Wasser aus dem festen Ruckstand der Reaktion mit Fluor bzw Chlor extrahiert werden und dann wahlweise endgelagert oder weiter bearbeitet werden 9 10 Elektrochemische Verfahren uberfuhren das Ausgangsmaterial in geeignete Salze und fallen dann mittels Stromfluss die Stoffe aus der Schmelze bzw Losung entsprechend ihrem Standardpotential an der Anode oder der Kathode aus Die Elektroden sollten frei von Graphit sein da Graphit ein guter Neutronenmoderator ist der bereits in naturlichem Uran Kritikalitat erzeugen kann Womoglich ist hier sogar die Extraktion von Platinmetallen wie Ruthenium oder Rhodium moglich deren radioaktive Isotope im Wesentlichen Anmerkung bereits im Abklingbecken zerfallen sind 11 12 Subkritische Reaktoren wie das Accelerator Driven System arbeiten mit einer Neutronenquelle und nicht mit einer sich selbst aufrecht erhaltenden Kettenreaktion Sie erlauben die Verwendung aller spaltbaren Stoffe ohne Beachtung des Anteils verzogerter Neutronen da keine Kritikalitat erreicht wird und dadurch der Unterschied zwischen verzogert kritisch und prompt kritisch irrelevant wird Wenn das Verhalten des Brennstoffes hinreichend bekannt ist kann sogar der Akkumulation von Neutronengiften mit entsprechendem Hochregeln der Neutronenquelle begegnet werden Subkritische Reaktoren werden sowohl zur Stromerzeugung als auch zur Transmutation vorgeschlagen und das Forschungsprojekt MYRRHA ist im Wesentlichen ein subkritischer Kernreaktor Anmerkung 107Pd ist ein sehr langlebiges Spaltprodukt welches sich chemisch ahnlich verhalt wie andere Elemente der Platingruppe Sollte die von ihm ausgehende vergleichsweise schwache Radioaktivitat ein Problem darstellen kann Palladium in einem weiteren Schritt chemisch abgetrennt werden Forschung BearbeitenDa PUREX ein etabliertes Verfahren ist dessen Abschaffung durch die dann erforderliche Stilllegung etlicher grosstechnischer Anlagen erhebliche versunkene Kosten bedeuten wurde hat in der Vergangenheit viel Forschung zur Verbesserung der Wiederaufarbeitung auf geringfugigen Modifikationen des PUREX Prozesses aufgebaut Hierbei kann grob unterschieden werden in Ansatze zur Effizienzsteigerung der Extraktion zur Reduzierung der Abfallmenge zur Verringerung des Proliferationsrisikos und Ansatze welche zusatzlich zu Plutonium und Uran andere Substanzen extrahieren sollen vor allem die minoren Actinoide aber auch langlebige Spaltprodukte wie Technetium 99 oder besonders stark an der problematischen Hitzeentwicklung in den ersten Jahrzehnten beteiligte Radionuklide wie Strontium 90 und Caesium 137 Ansatze die in der Forschung verfolgt werden sind zum Beispiel andere chemische Zusammensetzungen der Extraktionsflussigkeit so dass es moglich wurde durch Verbrennen derselben das zu entsorgende Volumen wieder zu reduzieren Es ist bereits heute Stand der Technik brennbare schwachradioaktive Abfalle also zum Beispiel schwach kontaminierte Kleidung oder Papier o a zu verbrennen um deren Volumen zu verringern Siehe auch BearbeitenFlussig Flussig Extraktion IonenaustauscherLiteratur BearbeitenSiehe auch Wiederaufarbeitung und KerntechnikWeblinks BearbeitenRefining Uranium by the PUREX Process Bilder und Ablauf eines PUREX Prozess auf Laborniveau 2009 engl Einzelnachweise Bearbeiten International Atomic Energy 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default files ARPA E 20UNF 20Recycling 20Workshop 20Presentation Richards pdf Tetsuo Fukasawa Kuniyoshi Hoshino Daisuke Watanabe Akira Sasahira Application of fluoride volatility method to the spent fuel reprocessing In Journal of Nuclear Science and Technology Band 57 Nr 1 2 Januar 2020 S 49 56 doi 10 1080 00223131 2019 1651230 Z Yoshida H Aoyagi H Mutoh H Takeishi Y Sasaki S Uno E Tachikawa Spent fuel reprocessing based on electrochemical extraction process SREEP In Journal of Alloys and Compounds Band 213 1 Oktober 1994 S 453 455 harvard edu abgerufen am 31 Marz 2023 http www platinummetalsreview com pdf pmr v47 i2 074 087 pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title PUREX Prozess amp oldid 235765917