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Phosphorsaureester auch Alkylphosphate sind Ester der Orthophosphorsaure die formal oder tatsachlich durch die Reaktion der Saure und Alkoholen unter Abspaltung von Wasser entstehen Sie konnen als organische Phosphate Organophosphate bezeichnet werden gehoren aber nicht zur Gruppe der Organophosphorverbindungen da keine Kohlenstoff Phosphorbindung vorliegt Inhaltsverzeichnis 1 Struktur 2 Bedeutung in der Biochemie 3 Verwendung allgemein 4 Verwendung als Pestizide und chemische Kampfstoffe 4 1 Geschichte 4 2 Eigenschaften 4 3 Giftwirkung 5 Darstellung und Gewinnung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseStruktur BearbeitenMan unterscheidet zwischen Monoester Diester und Triester nbsp Monoester Diester und Triester der ortho Phosphorsaure von links nach rechts Die einfachsten davon sind jeweils Monomethylphosphat Dimethylphosphat und Trimethylphosphat 1 Phosphorsaureester unterscheiden sich von den Estern der Diphosphorsauren und Triphosphorsauren siehe Pentanatriumtriphosphat die beide Monoester sind nbsp Di und TriphosphorsaureesterIm Organismus sind Phosphorsaureester lebenswichtig da sie als Zwischenprodukte zahlreicher Stoffwechselprozesse praktisch an allen biologischen Vorgangen beteiligt sind siehe z B Adenosintriphosphat Von den Phosphorsaureestern zu unterscheiden sind die ebenfalls zu den Organophosphorverbindungen zahlenden zum Teil hochgiftigen Thiophosphorsaure und Dithiophosphorsaureester nbsp Thiophosphorsaureester und DithiophosphorsaureesterBedeutung in der Biochemie BearbeitenPhosphate bzw Phosphatreste spielen eine wichtige Rolle in der Biochemie lebender Organismen Sie sind beteiligt am Aufbau biologisch wichtiger Molekule etwa der Desoxyribonukleinsaure DNA Im Phosphordiester Phosphortriester System von Adenosindiphosphat ADP und Adenosintriphosphat ATP wird ADP durch Ubertragung einer Phosphatgruppe energetisch aufgeladen ADP Pi Energie ATP und ATP kann durch Abspaltung einer Phosphatgruppe an anderer Stelle in der Zelle wieder Energie abgeben ATP ADP Pi Energie Wichtig in der Biochemie ist auch die Phosphorylierung d h die selektive Ubertragung von Phosphat auf Proteine Kovalent an Proteine gebundenes Phosphat wirkt als molekularer Schalter und ermoglicht Regulation von metabolischen Vorgangen Ubertragen werden sie hier von der grossen Klasse der Proteinkinasen wieder abgespalten von Proteinphosphatasen Weitere Beispiele Nukleotide PhospholipideVerwendung allgemein BearbeitenPhosphorsaureester dienen in Kunststoffen und Lacken als Weichmacher Flammschutzmittel Harter als Beiz und Haftmittel beim Aufbringen von Farben und Lacken in der Metalloberflachenbehandlung als reinigende korrosionshemmende und haftvermittelnde Substanzen als Hilfsmittel fur Textilien und Papier als Putz und Reinigungsmittel Hydraulik Flussigkeit Skydrol Ol und Treibstoffadditive Verwendung als Pestizide und chemische Kampfstoffe BearbeitenOrganophosphorverbindungen und Phosphorsaureester sind die umfangreichste und vielfaltigste Gruppe von Wirkstoffen gegen Insekten Insektizide und Milben Akarizide Beispiele von Insektiziden dieser Substanzklasse sind Phoxim Dichlorvos DDVP Fenthion Chlorpyrifos Parathion E 605 und seine Methyl und Ethyl Derivate sowie Tetraethylpyrophosphat Bladan Geschichte Bearbeiten Die Entwicklung dieser Verbindungsklasse begann Anfang 1900 durch August Michaelis und Alexander Arbusow welche die Begrunder der klassischen Phosphorchemie sind Die biologische Wirkung der organischen Phosphorsaureester wurde jedoch erst Mitte der 1930er Jahre von Gerhard Schrader erkannt der bei der Suche nach Akariziden und Insektiziden die Kampfstoffe Tabun 1936 und Sarin 1939 synthetisierte Spater wurden die Nervenkampfstoffe Soman und VX entwickelt Eigenschaften Bearbeiten leicht hydrolysierbar durch Wasser spaltbar und auch leicht enzymatisch und abiotisch abbaubar teilweise sehr gut fettloslich lipophil hohe Toxizitat und damit verbunden geringe Aufwandmenge grosse Variabilitat der Verbindungen d h es sind viele verschiedene Verbindungen moglich so dass die Entstehung von Resistenzen vermindert wird Giftwirkung Bearbeiten Die Giftwirkung beim Menschen beruht auf einer Hemmung des esteratischen Zentrums irreversibel der Acetylcholinesterase und fuhrt damit zunachst zu einer Acetylcholin Uberflutung mit muscarin und nicotinartigen Symptomen s dazu auch Acetylcholinrezeptoren und cholinerge Krise Im Folgenden kommt es durch die standigen Nervenimpulse zu Verkrampfungen und anschliessend Tod durch Atemstillstand Die Toxizitat der einzelnen Verbindungen ist allerdings sehr unterschiedlich Weitere Symptome sind verlangsamter Herzschlag verengte Pupillen erhohter Speichelfluss und Atemnot ebenso wie Ubelkeit Durchfall und Urininkontinenz Zur Antagonisierung wird in der Notfallmedizin Atropin und Obidoximchlorid verabreicht Darstellung und Gewinnung BearbeitenIndustriell werden Phosphorsaureester durch die Umsetzung von Ethern und Alkoholen mit Phosphorpentoxid hergestellt Die Umsetzung mit Ethern fuhrt zu den Triestern 2 P 4 O 10 6 H 5 C 2 O C 2 H 5 4 P O O C 2 H 5 3 displaystyle mathrm P 4 O 10 6 H 5 C 2 OC 2 H 5 rightarrow 4 PO OC 2 H 5 3 nbsp Mit Alkoholen werden Mono und Diester gebildet 2 P 4 O 10 6 R O H 2 R O P O O H 2 2 R O 2 P O O H displaystyle mathrm P 4 O 10 6 ROH rightarrow 2 ROPO OH 2 2 RO 2 PO OH nbsp Literatur BearbeitenIrmo Stark Insektizide und Nervengase Vergiftung und Therapie Chemie in unserer Zeit 18 Jahrg 1984 Nr 3 S 96 106 doi 10 1002 ciuz 19840180304 Einzelnachweise Bearbeiten Ronald A Hites Jonathan D Raff Umweltchemie Eine Einfuhrung mit Aufgaben und Losungen John Wiley amp Sons 2017 ISBN 978 3 527 67297 4 S 224 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Ralf Steudel Chemie der Nichtmetalle Synthesen Strukturen Bindung Verwendung 4 Auflage 2014 Walter de Gruyter GmbH amp Co KG Berlin Boston ISBN 978 3 11 030439 8 S 408 409 doi 10 1515 9783110307979 377 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phosphorsaureester amp oldid 232169280