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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter VX Begriffsklarung aufgefuhrt VX ist ein chemischer Kampfstoff und zahlt dort innerhalb der Nervengifte zur V Reihe V fur viscous viskos Strukturformel1 1 Gemisch aus der R Form links und der S Form rechts AllgemeinesName VXAndere Namen RS O Ethyl S 2 diisopropylamino ethylmethylphosphonothiolat EA 1701 TX 60 T 2445 O Ethyl S 2 diisopropylamino ethylmethylphosphonothiolat O Ethyl S 2 diisopropylamino ethylmethylphosphonothiolat RS N 2 Ethoxy methyl phosphoryl sulfanylethyl N propan 2 ylpropan 2 amin N 2 Ethoxy methyl phosphoryl sulfanylethyl N propan 2 ylpropan 2 amin N 2 Ethoxy methyl phosphoryl sulfanylethyl N propan 2 ylpropan 2 aminSummenformel C11H26NO2PSKurzbeschreibung farb und geruchlose olige Flussigkeit 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 50782 69 9 Racemat PubChem 39793ChemSpider 36386Wikidata Q421809EigenschaftenMolare Masse 267 37 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 1 01 g cm 3 2 Schmelzpunkt 38 2 C 1 Siedepunkt 298 C 2 Zersetzung Dampfdruck 0 014 Pa 20 C 2 Loslichkeit wenig loslich in Wasser 30 g l 1 bei 25 C 3 gut lipid loslich 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 4 GefahrH und P Satze H 300 310 330P 260 262 264 270 271 280 284 4 Toxikologische Daten 5 µg kg 1 LD50 Katze i v 5 6 µg kg 1 LD50 Affe i v 6 7 µg kg 1 LD50 Ratte i v 6 225 µg kg 1 LD50 Kaninchen transdermal 7 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Weitere Bezeichnungen fur den Stoff sind TX 60 EA 1701 Edgewood Arsenal Code oder systematisch O Ethyl S 2 diisopropylaminoethylmethylphosphonothiolat IUPAC VX dringt uber die Haut die Augen und die Atemwege in den Korper ein und verursacht zunachst Husten und Ubelkeit Dann lahmt es die Atemmuskulatur und fuhrt innerhalb weniger Minuten unter starken Krampfen und Schmerzen zum Tod Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung und Struktur 2 Stereoisomerie 3 Eigenschaften 4 Hydrolyse 5 Wirkung 6 Humanstudien mit VX 7 Therapie 8 Entdeckung und Verbreitung 9 Anwendung Einsatz 10 Analytik 10 1 Nachweis uber Phosphyl Addukte mit endogenen Proteinen 10 2 Cholinesterasen 10 3 Butyrylcholinesterase BChE Phosphyl Biomarker 10 4 Acetylcholinesterase AChE Phosphyl Biomarker 10 5 Albumin Phosphyl Biomarker 10 6 Albumin Biomarker fur die Dialkylaminoethylthiolat Seitenkette von V Stoffen 11 Siehe auch 12 Weblinks 13 EinzelnachweiseHerstellung und Struktur BearbeitenZur Synthese von VX wird O Ethyl O 2 diisopropylaminoethylmethyl phosphonit 8 mit Schwefel umgesetzt VX ist somit ein binarer Kampfstoff der leicht aus den beiden Vorlaufersubstanzen erzeugt werden kann z B in einer Kampfstoffgranate durch einfaches Vermischen der Komponenten beim Abschuss 9 Stereoisomerie BearbeitenVX besitzt ein Stereozentrum am Phosphoratom es gibt also zwei Enantiomere in R und S Konfiguration Ubliche Herstellungsverfahren liefern racemisches VX also ein 1 1 Gemisch aus R O Ethyl S 2 diisopropylamino ethylmethylphosphonothiolat und S O Ethyl S 2 diisopropylamino ethylmethylphosphonothiolat Die Toxizitat der Isomere unterscheidet sich in Abhangigkeit von der Stereochemie am P Atom Fur die intravenose Applikation wurden bei Mausen folgende LD50 Werte bestimmt 10 RS VX 20 1 µg kg S VX 12 6 µg kg R VX 165 µg kgDas giftigere Isomer ist S VX VX das etwa 1 6 mal toxischer als racemisches VX ist Eigenschaften BearbeitenEs handelt sich in reiner Form um eine farb und geruchlose durch Verunreinigungen oft leicht gelbliche olige Flussigkeit 1 Je nach Herstellungsverfahren und Reinheit kann VX einen schwachen Geruch nach fauligem Fisch und Mercaptan aufweisen 11 Wahrend sich Nervenkampfstoffe der G Reihe G fur Germany wie Tabun GA oder Sarin GB binnen Stunden bis Tagen verfluchtigen hat VX eine weitaus grossere Persistenz Die Volatilitat von VX ist verglichen mit Sarin etwa 2000 mal geringer 11 VX kann unter geeigneten Bedingungen Wochen am Einsatzort verbleiben und ist zudem wesentlich giftiger als die Kampfstoffe der G Reihe Von den grosstechnisch produzierten chemischen Kampfstoffen ist VX der mit der hochsten Toxizitat Lediglich einige Toxine sind deutlich giftiger diese zahlen jedoch als ABO Agents of Biological Origin definitionsgemass nicht zu den C sondern den B Kampfstoffen auch wenn sie in der Chemiewaffenkonvention reguliert werden Hydrolyse BearbeitenIm sauren pH Bereich wird unter Abspaltung von Diisopropylaminoethanthiol der toxikologisch vergleichsweise unbedenkliche Methanphosphonsauremonoethylester gebildet Die basische Hydrolyse im pH Bereich von pH 7 10 fuhrt dagegen unter Abspaltung des Ethoxy Restes zum Methanphosphonsaure diisopropylaminoethanthiolester EA 2192 bzw dessen Salz 12 EA 2192 und dessen Salze sind ebenfalls ausserst giftig und wirken wie VX als Cholinesterase Hemmer Die Toxizitat von EA 2192 ist nur etwa 2 3 fach geringer als die Toxizitat von VX EA 2192 wird im Gegensatz zu VX aber praktisch kaum uber die Haut aufgenommen EA 2192 und dessen Salze sind Feststoffe und gaschromatographisch nicht ohne weiteres detektierbar Wirkung BearbeitenDie Aufnahme von VX findet uberwiegend uber die Haut statt da VX wegen seines ausserst geringen Dampfdruckes als sesshafter Kampfstoff gilt nur im Falle der Ausbringung als Aerosol besteht eine relevante Gefahrdung durch Aufnahme uber die Atemwege Die Kontamination kann nur durch einen adaquaten Individualschutz verhindert werden Einmal in den Korper aufgenommen blockiert VX die Acetylcholinesterase in den Synapsen des parasympathischen vegetativen Nervensystems den acetylcholinvermittelten Synapsen des sympathischen Anteils des vegetativen Nervensystems Sympathikus und an der neuromuskularen Endplatte motorische Endplatte Es kommt dadurch zu einem Anstieg des Neurotransmitters Acetylcholin ACh in der Synapse und damit zu einer Dauerreizung der betroffenen Nerven In der Folge treten abhangig von der Hohe der Vergiftung die folgenden Symptome auf Nasenlaufen Sehstorungen Pupillenverengung Augenschmerzen Atemnot Speichelfluss Muskelzucken und Krampfe Schweissausbruche Erbrechen unkontrollierbarer Stuhlabgang Bewusstlosigkeit zentrale und periphere Atemlahmung und letztlich der Tod Die Wirkung am Auge tritt bereits bei geringeren Konzentrationen ein als die Wirkung im Atemtrakt Daher treten Akkommodationsstorungen und eine Miosis bereits bei Konzentrationen und Expositionszeiten auf bei denen andere Vergiftungszeichen noch nicht zu beobachten sind Schon bei einer AChE Hemmung von weniger als 50 treten erste Vergiftungssymptome auf bei einer Hemmung von 90 sind die Vergiftungssymptome lebensbedrohlich und konnen innerhalb weniger Minuten zum Tod fuhren 13 Der LD50 Wert fur einen durchschnittlichen Erwachsenen liegt bei etwa 1 mg bei respiratorischer Aufnahme uber die Atemwege beziehungsweise 10 mg bei Aufnahme uber die Haut Es sind jedoch auch Todesfalle bei Aufnahme deutlich geringerer Dosen 4 mg kg oral 14 und 86 mg kg dermal 15 beschrieben Die Wirkung ahnelt der anderer phosphororganischer Verbindungen wie Tabun Soman und Sarin aber auch verschiedener Insektizide wie Parathion E605 Andere Pestizide beruhen auf demselben Wirkprinzip wirken aber auf Insekten um Grossenordnungen starker als auf Menschen Beispiele hierfur sind Malathion Disulfoton und ahnliche Substanzen Humanstudien mit VX BearbeitenAb 1959 erfolgten zahlreiche Humanversuche mit racemischem VX bei denen die Toxizitat und die Wirkung bei verschiedenen Applikationsarten intravenos oral percutan inhalativ untersucht wurden Intravenose Applikation 16 Den Versuchen zufolge treten erste physiologische Effekte wie Kopfschmerzen Benommenheit Schweissausbruche und Bauchkrampfe im Dosisbereich von 0 06 0 1 µg kg das sind bei einem 80 90 kg schwerem Mann etwa 5 8 5 µg auf 1 3 1 5 µg kg 105 135 µg fuhren zu Schwindel Zittern Benommenheit starker Ubelkeit Erbrechen und abdominalen Krampfen Die Aktivitat der Cholinesterase fallt in diesem Dosisbereich innerhalb von 15 Minuten auf 45 17 ab Eine Regenerierung der Cholinesterase erfolgt die ersten ein bis zwei Tage mit einer Rate von etwa 1 pro Stunde Mengen im Bereich von etwa 150 210 µg fuhren zu einer Cholinesterasehemmung von etwa 85 und zur weitgehenden Handlungsunfahigkeit mit teilweisem Verlust des Kontaktes zur Umwelt Percutane Applikation 16 Percutan fuhren 5 35 µg kg etwa 0 4 3 mg zu Schwitzen Mudigkeit Schwache Ubelkeit Erbrechen und Kopfschmerzen Bei Aufnahme uber die Haut treten erste Symptome stark verzogert je nach Ort der Applikation im Zeitraum von 5 bis 10 Stunden nach Hautkontakt auf Versuchen mit radioaktiv markiertem VX 32P zufolge wird uber die Handflache weniger als 1 resorbiert uber die Haut am Rucken etwa 8 und 15 uber die Unterarme Orale Applikation 16 Oral fuhren Mengen von 0 2 0 4 mg zu einer Hemmung der Cholinesterase um 50 80 Therapie BearbeitenAtropin ist eine Moglichkeit bei einer VX Vergiftung die Wirkung an den muskarinischen Acetylcholinrezeptoren kompetitiv zu unterbrechen Es muss ca alle zehn Minuten in einer Dosis von 2 5 mg gegeben werden Zusatzlich muss Obidoximchlorid gegeben werden um die Acetylcholinesterase zu reaktivieren Die Oximtherapie ist jedoch bei VX nur kurze Zeit nach der Vergiftung erfolgreich da nach der Bindung an die Cholinesterase durch Reaktion mit Wasser ein Alkoxyrest vom Organophosphat also dem gebundenen VX abgespalten wird was als Alterung bezeichnet wird 17 Entdeckung und Verbreitung BearbeitenDie Phosphorylthiocholin Klasse wurde unabhangig voneinander durch Ranaji Goshem von Imperial Chemical Industries Limited USA und von Lars Erik Tammelin vom Schwedischen Institut fur Verteidigungsforschung 1952 entdeckt 18 1955 wurde der erste V Kampfstoff VG Amiton hergestellt Spater wurden noch weit giftigere Substanzen in dieser Gruppe entwickelt wie VM VE und VS 19 20 VX wurde bis zur Unterzeichnung der Chemiewaffenkonvention 1997 in der die Zerstorung aller Vorrate verlangt wird auch von den Vereinigten Staaten produziert Die Sowjetunion verfugte uber eine chemisch sehr nahe verwandte Substanz VR oder auch russisches VX Anwendung Einsatz BearbeitenEs ist umstritten ob Saddam Hussein 1988 beim Giftgasangriff auf Halabdscha im Nordirak VX gegen die kurdische Bevolkerung eingesetzt hat Bei dem Angriff starben etwa 5000 Menschen meist Kinder Frauen und alte Manner qualvoll Viele tausend weitere starben danach oder erlitten dauerhafte Gesundheitsschaden 21 Am 13 Februar 2017 wurde Kim Jong nam der Halbbruder des nordkoreanischen Staatschefs Kim Jong un und Sohn von Kim Jong il bei einem Attentat auf dem Flughafen von Kuala Lumpur mutmasslich mit VX ermordet 22 Laut Autopsiebericht wurden Ruckstande dieses Nervenkampfstoffs bei ihm nachgewiesen die binnen weniger Minuten zum Tode fuhrten 23 Auf dem T Shirt einer der beiden Angeklagten wurden spater von einem Gutachter ebenfalls Spuren von VX nachgewiesen 24 Analytik BearbeitenDer sichere Nachweis von VX kann in unterschiedlichen Untersuchungsmaterialien wie Blutproben 25 26 27 Urin 28 Bodenproben 29 oder Trinkwasser 30 nach angemessener Probenvorbereitung durch HPLC auch in Kopplung mit Massenspektrometrie erfolgen 31 Nachweis uber Phosphyl Addukte mit endogenen Proteinen Bearbeiten Phosphororganische Cholinesterase Hemmer Phosphor und Phosphonsaure Derivate bilden mit zahlreichen Proteinen kovalente Phosphyl Addukte Phosphoryl oder Phosphonyl Addukte uber reaktive nukleophile Gruppen wie OH Gruppen in den Seitenketten der Aminosauren Serin bei AChE und BChE und Tyrosin bei Albumin sowie ferner NH2 Gruppen bei der Aminosaure Lysin bei Ubiquitin Albumin Kreatin Thubulin Actin und Transferin Diese Phosphyl Addukte konnen als Biomarker zur Identifizierung der Cholinesterase Hemmer herangezogen werden Insbesondere betreffen dies Addukte mit BChE und Albumin fur deren Nachweis mittlerweile gut optimierte Methoden existieren 32 33 34 35 36 37 38 Cholinesterasen Bearbeiten P Ester konnen in Abhangigkeit der Stereochemie am Phosphor Atom und der Struktur des Alkoxy Restes bei G Stoffen bzw Dialkylaminoethanthiolat Restes bei V Stoffen unterschiedlich schnell mit den Cholinesterasen reagieren Wegen der kleineren Acyl Bindungstasche bei der Acetylcholinesterase ist die Stereoselektivitat bei der Acetylcholinesterase ausgepragter als bei der Butyrylcholinesterase Auch die Alterung der Cholinesterase Addukte ist abhangig von der Stereochemie am Phosphor Atom Ausserdem kann das Vorhandensein beider Enantiomere die Stereoselektivitat der Cholinesterasen verandern Bei Einwirkung von razemischem VX reagiert vorrangig das VXR Isomer mit der Butyrylcholinesterase das BChE VXR Addukt altert langsam mit t1 2 77 h Bei Einwirkung der reinen Enantiomere ist die Stereoselektivitat dagegen fur das VXS Isomer etwas hoher das BChE VXS Addukt altert mit t1 2 50 h wahrend das BChE VXR Addukt keine Alterung zeigt 39 Butyrylcholinesterase BChE Phosphyl Biomarker Bearbeiten Butyrylcholinesterase Phosphyl Biomarker wurden zur Identifizierung von Nervenkampfstoffen bisher am intensivsten untersucht und zahlreiche optimierte Methoden in der wissenschaftlichen Literatur publiziert Die Butyrylcholinesterase kommt im Vergleich zur Acetylcholinesterase im Blut in deutlich hoheren Konzentrationen vor und ist leichter zu isolieren Die Konzentration der BChE liegt bei ca 3 5 mg L Plasma oder Serum Die Halbwertszeit der BChE bzw BChE Phosphyl Addukte liegt bei 6 10 d so dass eine Identifizierung der BChE Phosphyl Biomarker mindestens 16 Tage nach einer Intoxikation noch moglich ist Trotz der im Vergleich zu Albumin sehr geringen Konzentration im Blut werden BChE Biomarker haufiger verwendet da die BChE mit Nervenkampfstoffen etwa 500 Mal schneller reagiert als Albumin Dadurch ist die Identifizierung von Cholinesterase Hemmern auch nach Einwirkung sehr geringer Mengen moglich Problematisch ist eine vorherige Oximtherapie bei Vergiftungsopfern weil durch diese Behandlung der Phosphyl Rest wieder vom Enzym verdrangt wird bei Albumin ist das nicht der Fall Ein signifikanter Nachteil gegenuber den Albumin Biomarkern ist ausserdem die sogenannte Alterung des gebundenen Phosphyl Restes bei der es auch enzymkatalysiert zu einer Abspaltung des RO Restes und damit zum Verlust struktureller Information kommt Nach Alterung ist eine Identifizierung des ursprunglichen Cholinesterase Hemmers bis auf eine Eingrenzung der Substanzklasse beispielsweise Methanphosphonsaure Derivate der Methanphosphonyl Rest ist typisch fur Nervenkampfstoffe nicht mehr moglich Zur Identifizierung der Cholinesterase Hemmer wird die BChE zunachst aus Plasma Serum isoliert Dafur existieren mittlerweile diverse gut optimierte Methoden Nach Isolierung der BChE wird diese mit Pepsin proteolytisch gespalten wodurch kleinere Peptid Fragmente entstehen In der BChE binden die Cholinesterase Hemmer am Serin 198 aktives Zentrum des Enzyms Nach Proteolyse mit Pepsin ist das phosphylierte Serin immer in dem gebildeten Nonapeptid FGES198 Phosphyl AGAAS vorhanden Man erhalt exemplarisch auf diese Weise folgende Nonapeptide bei Intoxikation mit VX FGES198 MeP O OC2H5 AGAAS bei Intoxikation mit RVX FGES198 MeP O OCH2CH CH3 2 AGAAS bei Intoxikation mit CVX FGES198 MeP O O n C4H9 AGAAS bei Intoxikation mit Sarin FGES198 MeP O OCH CH3 2 AGAAS bei Intoxikation mit Soman FGES198 MeP O OCH CH3 C CH3 3 AGAASNach Alterung Abspaltung des Alkoxy Restes liegt in allen Fallen das Nonapeptid FGES198 MeP O OH AGAAS vor Die Alterung erfolgt beim Soman innerhalb von 1 2 min bei Sarin Cyclosarin und vor allem VX auch deutlich langsamer im Zeitraum von mehreren Stunden bis Tagen Das jeweilige phosphylierte Nonapeptid wird uber LC MS MS Kopplung bestimmt Mit gut optimierten Methoden ist eine Extraktion und Spaltung der BChE im Zeitraum von ca 40 min moglich Mit dem oben beschrieben Verfahren kann nur die Struktur des Phosphyl Restes nicht aber die der Abgangsgruppe Cyanid bei Tabun und Analoga Fluorid bei Sarin Soman Cyclosarin und Analoga bzw Dialkylaminoalkylthiolat bei V Stoffen ermittelt werden so dass eine zweifelsfreie Identifizierung des ursprunglichen Nervenkampfstoffs nicht gegeben ist Werden allerdings ein O Isopropyl methanphosphonyl O Pinacolyl methanphosphonyl oder O Cyclohexyl methanphosphonyl Rest identifiziert kann mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit von einer Vergiftung durch Sarin Soman oder Cyclosarin ausgegangen werden da diese Alkoxy Reste bei militarisch relevanten V Stoffen eher untypisch sind Ein O Ethyl methanphosphonyl Rest deutet zwar eher auf eine Vergiftung mit V Stoffen insbesondere VX hin allerdings wurde man das gleiche Fragment auch bei einer Vergiftung durch Ethylsarin O Ethyl Sarin Methanphosphonsaureethylesterfluorid identifizieren Werden an Stelle von Pepsin zur Proteolyse der BChE andere Enzyme verwendet erhalt man andere Peptidfragmente 40 bei Spaltung mit Chymotrypsin GES Phosphyl AGAASVSL Dodecapeptid bei Spaltung mit Trypsin SVTLFGES Phosphyl AGAASVSLHLLSPGSHSLFTR 29 Peptid Acetylcholinesterase AChE Phosphyl Biomarker Bearbeiten Bei der hAChE binden die Nervenkampfstoffe am aktiven Zentrum Ser 203 bei Torpedo californica TcAChE Ser 200 Zur Identifizierung der Biomarker wird die AChE im ersten Schritt isoliert Nach Isolierung der AChE ist die Verfahrensweise analog zur BChE Nach Proteolyse mit Pepsin wird das gleiche Nonapeptid FGES203 Phosphyl AGAAS erhalten AChE Biomarker eignen sich zur Identifizierung von Cholinesterase Hemmern allerdings weniger da die Konzentration der AChE mit etwa lt 0 01 mg L Plasma und 0 5 mg L in den Membranen der Erythrozyten deutlich geringer ist und die in den Erythrozyten enthaltene AChE deutlich schwieriger zu isolieren ist Albumin Phosphyl Biomarker Bearbeiten Auch Albumin Addukte wurden als Biomarker zum Nachweis von Nervenkampfstoffen untersucht 41 42 Die Konzentration von Albumin im Blut liegt bei 40 g L HZ 20d Die deutlich hohere Konzentration ist im Vergleich zur BChE ein Vorteil Des Weiteren altern die an Albumin gebundenen Phosphyl Reste nicht und werden auch durch eine Oxim Antidot Therapie nicht verdrangt Nachteil ist allerdings die im Vergleich zur BChE etwa 500 mal geringere Reaktivitat womit eine Bestimmung bei einer Intoxikation mit sehr geringen Mengen eines Cholinesterase Hemmers problematisch bzw unmoglich wird Selbst bei lethalen Konzentrationen eines Cholinesterase Hemmers die 95 der BChE im Plasma blockieren wird weniger als 1 des Albumins phosphyliert 37 Die Phosphylierung von Albumin erfolgt an verschiedenen Tyrosin Resten wobei Tyrosin 411 am reaktivsten ist Zur Identifizierung eines Cholinesterase Hemmers wird das Albumin isoliert proteolytisch gespalten und die gebildeten phosphylierten Fragmente durch LC MS MS analysiert Durch Spaltung mit Pronase wird immer ein Phosphyl Tyrosin 411 erhalten Exemplarisch erhalt man bei VX MeP O OC2H5 Tyr411 bei Sarin MeP O OCH CH3 2 Tyr411 bei Soman MeP O OCH CH3 C CH3 3 Tyr411Werden zur Proteolyse andere Enzyme verwendet erhalt man andere Peptid Fragmente Trypsin fuhrt zur Bildung des phosphylierten Tripeptids Y Phosphyl TK Spaltung mit Pepsin fuhrt zum Hexadecapeptid LVRY Phosphyl TKKVPQVSTPTL Bei der Identifizierung von Nervenkampfstoffen uber Albumin Phosphyl Biomarker gilt das gleiche wie bei den BChE Biomarkern Es kann nur der Phosphyl Rest nicht aber die Abgangsgruppe des ursprunglichen Cholinesterase Hemmers bestimmt werden Albumin Biomarker fur die Dialkylaminoethylthiolat Seitenkette von V Stoffen Bearbeiten Neben den Biomarkern fur den Phosphyl Rest von Nervenkampfstoffen wurden auch Biomarker fur die Dialkylaminoalkylthiolat Abgangsgruppe der V Stoffe gefunden 43 Wahrend die Fluorid Abgangsgruppe bei Sarin Cyclosarin Soman und Strukturanaloga und auch die Cyanid Abgangsgruppe bei Tabun und Analoga nicht identifiziert werden kann bildet die Thiolat Abgangsgruppe der V Stoffe mit cysteinhaltigen Proteinen ebenfalls Addukte Die Dialkylaminoethylthiolat Seitenketten der V Stoffe werden im Albumin uber Disulfid Brucken an Cystein Resten Cys 34 Cys 448 und Cys 514 gebunden Nach Spaltung mit Pronase erhalt man kleinere Peptide welche uber LC MS MS Kopplung identifiziert werden Bei VX sind das iPr 2N CH2CH2 S S Cys34Pro iPr 2N CH2CH2 S S Cys448ProMet iPr 2N CH2CH2 S S Cys514IleAspErst durch Identifizierung der Phosphyl Gruppe in Phosphyl Biomarkern zusammen mit Biomarkern der Thiolat Seitenkette von V Stoffen ist der eindeutige Nachweis fur einen V Kampfstoff erbracht Siehe auch BearbeitenChemische Waffe Liste chemischer Kampfstoffe NervenkampfstoffWeblinks BearbeitenLabor Spiez Datenblatt VX PDF 194 kB Saskia Eckert Entwicklung eines dynamischen Modells zum Studium der Schutzeffekte reversibler Acetylcholinesterase Hemmstoffe vor der irreversiblen Hemmung durch hochtoxische Organophosphate Munchen 2006 DNB 982657064 urn nbn de bvb 19 61966 Dissertation Einzelnachweise Bearbeiten a b c D H Ellison Handbook of Chemical and Biological Warfare Agents 2 Auflage CRC Press 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