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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Soman Begriffsklarung aufgefuhrt Soman ist ein als chemischer Kampfstoff einsetzbares Nervengift Von den drei in Deutschland entwickelten Nervenkampfstoffen Soman Sarin und Tabun ist Soman die giftigste und persistenteste Verbindung Das in der NATO verwendete Kurzel fur Soman ist GD StrukturformelMischung von vier Stereoisomeren hier dargestellt ist eine vereinfachte Strukturformel ohne Stereochemie AllgemeinesName SomanAndere Namen GD VR 55 Methylfluorphosphonsaure 1 2 2 trimethylpropylester Pinacolylmethylphosphonofluoridat 1 2 2 Trimethylpropyl methanfluorphosphonatSummenformel C7H16FO2PKurzbeschreibung farblose bis gelbbraune Flussigkeit 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 96 64 0 Mischung von vier Stereoisomeren PubChem 7305Wikidata Q408044EigenschaftenMolare Masse 182 18 g mol 1Aggregatzustand flussigDichte 1 02 g cm 3 2 Schmelzpunkt 42 C 2 Siedepunkt 167 C 2 Dampfdruck 53 Pa 25 C 2 Loslichkeit wenig in Wasser 21 g l 1 bei 20 C 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 4 GefahrH und P Satze H 300 310 330P 260 264 270 280 284 304 340 302 350 310 4 Toxikologische Daten 0 4 mg kg 1 LD50 Ratte oral 2 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Soman ist der 1 2 2 Trimethylpropylester der Methylfluorphosphonsaure und mit Sarin verwandt Er unterscheidet sich von Sarin dadurch dass eine Methylgruppe CH3 im Sarin durch eine tert Butylgruppe C CH3 3 ersetzt wurde Das unter Standardbedingungen flussige und campherartig riechende Soman ist wenig in Wasser loslich 3 und stabil gegenuber Sonnenlicht an der Luft hydrolysiert es langsam Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Schutzmassnahmen 3 Symptome 4 Strukturformel Stereoisomere 5 Analytik 6 Internationale Kontrollen 7 Einzelnachweise 8 Siehe auchGeschichte BearbeitenSoman wurde im Fruhjahr 1944 vom nobelpreispramierten osterreichisch deutschen Chemiker Richard Kuhn und seinem Mitarbeiter Konrad Henkel synthetisiert 5 Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs wurden nur geringe Mengen fur Testzwecke produziert die anschliessend in die Sowjetunion gebracht wurden Wahrend des Kalten Krieges wurde Soman in der Sowjetunion in grossen Mengen hergestellt Der Kampfstoff hatte bei den sowjetischen Streitkraften die Codebezeichnung R 55 Wie viele andere Kampfstoffe wurde auch Soman nach Mischen mit einem organischen Polymer als verdickter Kampfstoff gelagert bzw munitioniert auf diese Weise sollte bei einem Einsatz die hohe Toxizitat mit einer langen Sesshaftigkeit verbunden werden Bei Raumtemperatur ist dieses verdickte Soman das in der Sowjetunion als VR 55 bezeichnet wurde von honig artiger Konsistenz VR 55 hat eine weitaus grossere Persistenz sowie eine erhohte Giftwirkung uber die Haut als unverdicktes Soman In der Literatur findet sich falschlicherweise auch die Bezeichnung GV V fur engl viscous zah viskos der eigentliche Nervenkampfstoff GV beruht jedoch auf einem anderen Wirkstoff Schutzmassnahmen Bearbeiten nbsp Die vier Stereoisomeren des SomansNervenkampfstoffe sind bereits in kleinsten Mengen todlich Angriffsflache ist der gesamte Korper Deshalb bieten auch nur ein Ganzkorper Schutzanzug und eine Schutzmaske mit Atemfilter ausreichenden Schutz Vor einem Kampfstoffeinsatz konnen Oxim Tabletten oder Carbamate wie Pyridostigmin oder Physostigmin eingenommen werden 6 7 Obidoximchlorid wirkt nur innerhalb weniger Minuten nach dem Auftreten der ersten Vergiftungssymptome da bei Soman im Vergleich zu anderen Kampfstoffen eine sehr schnelle Alterung des Enzymkomplexes auftritt Die verspatete Verabreichung von Obidoxim kann sogar zur Verschlechterung der Symptomatik fuhren Eine Monotherapie mit Atropin ist dann vorzuziehen Fur die Dekontamination konnen unter anderem Oxidationsmittel z B Chlorkalk oder Calciumhypochlorit alkalische Losungen und nichtwassrige Medien zum Beispiel Aminoalkoholate verwendet werden da Nervenkampfstoffe zum einen empfindlich gegenuber Oxidationsmitteln sind und zum anderen ihre Hydrolyse im basischen Milieu beschleunigt ablauft 3 Bei empfindlichen Oberflachen kann zum Beispiel Natriumcarbonatlosung verwendet werden die jedoch naturgemass langsamer wirkt In einem Versuch mit Ratten fuhrte eine ketogene Diat zu einer verminderten Letalitat Nach kumulativer Verabreichung von 627 µg kg Soman uberlebten 90 der Ratten unter einer ketogenen Diat im Vergleich zu 55 der Ratten unter einer Standarddiat Erstere wiesen ausserdem weniger Leistungsdefizite auf und zeigten weniger Beispiele fur untaugliches Verhalten im Gegensatz zu Gruppen von Ratten denen andere Diatformen verabreicht wurden 8 Symptome BearbeitenLeichte Vergiftung Kopfschmerzen Atemnot starke Schweissausbruche starke Sehstorungen verbunden mit Augenschmerzen vermehrte Produktion von Nasensekret Tranenflussigkeit und Speichel Mittelschwere Vergiftung starke Kopfschmerzen Ubelkeit Erbrechen Durchfall Augenschmerzen Krampfe mit Bewusstseinsstorungen Schwere Vergiftung Krampfe der Skelettmuskulatur bis Krampfanfall Erbrechen starke Atemnot Angstzustande Verwirrtheit Der Tod tritt durch Atemlahmung ein Strukturformel Stereoisomere BearbeitenSoman enthalt zwei Stereozentren eines am Phosphoratom und eines am ersten Kohlenstoffatom des Trimethylpropylesters Folglich gibt es vier Stereoisomere Soman ist also ein Gemisch aus vier verschiedenen Isomeren mit unterschiedlicher physiologischer Wirkung In der Literatur werden die Isomere ublicherweise wie folgt bezeichnet C P Soman C P Soman C P Soman und C P Soman wobei C der S Konfiguration am chiralen Kohlenstoffatom entspricht und P der S Konfiguration am Phosphoratom Das aus racemischem Pinakolylalkohol hergestellte C P Soman ist ein Isomerengemisch das aus den beiden Isomerenpaaren C P Soman C P Soman und C P Soman C P Soman im Verhaltnis 45 55 besteht mit jeweils gleicher Menge an Enantiomeren Die einzelnen Stereoisomere unterscheiden sich stark in ihrer Toxizitat In der Tabelle sind toxikologische Daten der einzelnen Soman Isomere und von weiteren Nervengasen zum Vergleich angegeben Toxizitat von Soman Isomeren und weiteren Nervengasen 9 Substanz bzw Isomer LD50 Maus µg kg C P Soman PRSCRS Soman 156 s c C P Soman PSCS Soman 38 s c C P Soman PSCR Soman 99 s c C P Soman PRCS Soman gt 2000 s c C P Soman PRCR Soman gt 5000 s c Sarin RS Sarin 83 i v Sarin S Sarin 41 i v Sarin R Sarin nicht verfugbar Tabun RS Tabun 208 i v Tabun S Tabun 119 i v Tabun R Tabun 837 i v VX RS VX 20 1 i v VX S VX 12 6 i v VX R VX 165 i v Analytik BearbeitenDie zuverlassige Identifizierung von Soman gelingt durch adaquate Probenvorbereitung und anschliessende Gaschromatographie in Kopplung mit der Massenspektrometrie 10 Zum sicheren Nachweis der Exposition gegenuber Soman konnen sowohl Urin als auch Blutproben verwendet werden In der Regel werden daraus die Metaboliten wie z B die Alkyl Methylphosphonsauren mit geeigneter Probenvorbereitung isoliert und gegebenenfalls fur die GC MS Analyse derivatisiert 11 Zum langerfristigen Nachweis der Exposition gegenuber Soman eignet sich nach neueren Publikationen besonders die Untersuchung von Finger oder Fussnageln 12 und Haaren 13 Internationale Kontrollen BearbeitenSoman wird als Chemikalie der Liste 1 14 im internationalen Abrustungsvertrag CWU Chemiewaffenkonvention von der hierfur zustandigen UN Behorde der Organisation fur das Verbot chemischer Waffen OPCW mit Sitz in Den Haag kontrolliert Die Herstellung oder der Besitz sind verboten ausgenommen sind Arbeiten die ausschliesslich dem Schutz vor diesen Substanzen oder der Forschung dienen In Deutschland muss jeder nicht staatliche Umgang mit Soman vom Bundesamt fur Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA genehmigt und der OPCW gemeldet werden 15 Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Soman In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 1 Juni 2014 a b c d e Eintrag zu Soman in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 27 Dezember 2019 JavaScript erforderlich a b c Charles Edward Stewart Weapons of mass casualties and terrorism response handbook Jones amp Bartlett Learning 2006 ISBN 0 7637 2425 4 S 23 a b Gunter Hommel Handbuch der gefahrlichen Guter Band 6 Springer Berlin Heidelberg 2012 ISBN 978 3 642 25051 4 S 2283 Florian Schmaltz Kampfstoff Forschung im Nationalsozialismus Zur Kooperation von Kaiser Wilhelm Instituten Militar und Industrie Wallstein Verlag 2005 ISBN 3 89244 880 9 S 490 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Saskia Eckert Entwicklung eines dynamischen Modells zum Studium der Schutzeffekte reversibler Acetylcholinesterase Hemmstoffe vor der irreversiblen Hemmung durch hochtoxische Organophosphate PDF 1 24 MB Dissertation an der Universitat Munchen 2006 S 1 L Szinicz und S I Baskin Chemische und biologische Kampfstoffe In Lehrbuch der Toxikologie 2 Auflage W V mbH Stuttgart 2004 ISBN 978 3 8047 1777 0 S 865 895 J L Langston T M Myers Diet composition modifies the toxicity of repeated soman exposure in rats Neurotoxicology 2011 32 907 915 PMID 21641933 H P Benschop L P A De Jong Nerve agent stereoisomers analysis isolation and toxicology In Acc Chem Res Band 21 Nr 10 1988 S 368 374 doi 10 1021 ar00154a003 A K Singh R J Zeleznikar Jr L R Drewes Analysis of soman and sarin in blood utilizing a sensitive gas chromatography mass spectrometry method In J Chromatogr 324 1 1985 163 172 PMID 2989304 D D Richardson J A Caruso Derivatization of organophosphorus nerve agent degradation products for gas chromatography with ICPMS and TOF MS detection In Anal Bioanal Chem 388 4 2007 809 823 PMID 17356819 A S Appel B A Logue Analysis of nerve agent metabolites from nail clippings by liquid chromatography tandem mass spectrometry In J Chromatogr B Analyt Technol Biomed Life Sci 1031 2016 116 22 PMID 27474780 A S Appel J H McDonough J D McMonagle B A Logue Analysis of Nerve Agent Metabolites from Hair for Long Term Verification of Nerve Agent Exposure In Anal Chem 88 12 2016 6523 30 PMID 27161086 Bundesamt fur Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA Chemikalien der Liste 1 abgerufen am 5 Februar 2018 Bundesamt fur Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle BAFA Chemiewaffenubereinkommen abgerufen am 5 Februar 2018 Siehe auch BearbeitenListe chemischer Kampfstoffe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Soman amp oldid 222115045