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Die Letalitat von lateinisch letum Tod bzw letalis todlich 1 einer Krankheit bezeichnet den Anteil aller Erkrankten der irgendwann an der Krankheit stirbt Die Letalitat beschreibt also die Todlichkeit einer Erkrankung ohne die Geschwindigkeit des Sterbens abzubilden Man kann die Letalitat auch als die Wahrscheinlichkeit interpretieren an der Krankheit zu sterben unter der Bedingung erkrankt zu sein Die Letalitat ist bei Pandemien im Gegensatz zur Fallsterblichkeit schwer zu ermitteln da nicht alle Erkrankten bekannt sind Bei der Berechnung der Letalitat einer Erkrankung wird die Anzahl der krankheitsbedingten Todesfalle ins Verhaltnis zur Anzahl der Erkrankten gesetzt 2 bei der Mortalitat hingegen werden die wahrend einer bestimmten Zeitspanne auftretenden Todesfalle auf die Population bezogen betrachtet Unter der Letalitatsrate wird das Verhaltnis der Anzahl der an einer bestimmten Krankheit Verstorbenen zur Anzahl neu auftretender Krankheitsfalle in einer bestimmten Zeitspanne verstanden sie ist nur bei akuten Fallen sinnvoll zu berechnen 3 Im medizinischen Sprachgebrauch bedeutet letal so viel wie todlich siehe letale Dosis mit Exitus letalis wird der todliche Ausgang einer Krankheit bezeichnet 3 Bei Gendefekten die bei Menschen oder Tieren zum Absterben des Embryos oder des Neugeborenen fuhren spricht man auch von Letalfaktoren Inhaltsverzeichnis 1 Letalitatsrate 2 Probleme der Interpretation 2 1 Schwachpunkt Alter 2 2 Schwachpunkt Dynamik 3 Siehe auch 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLetalitatsrate BearbeitenZur Ermittlung der Letalitatsrate berechnet man das Verhaltnis der Menschen aus einer ausgewahlten Population die an einer bestimmten Krankheit in einem ausgewahlten Zeitraum z B einem Jahr verstorben sind zur Anzahl derer die innerhalb derselben Population und desselben Zeitraumes an der Krankheit neu und akut erkrankt sind Meist wird dieses Verhaltnis als Prozentzahl oder in Promille angegeben seltener als Wert zwischen 0 und 1 Null bedeutet in beiden Fallen dass niemand an dieser Krankheit stirbt Letalitatsrate Anzahl der Todesfalle an einer spezifischen Erkrankung innerhalb einer bestimmten Zeitspanne Zahl der spezifischen Erkrankungen displaystyle text Letalitatsrate frac text Anzahl der Todesfalle an einer spezifischen Erkrankung innerhalb einer bestimmten Zeitspanne text Zahl der spezifischen Erkrankungen nbsp Zur Ermittlung des individuellen Sterberisikos einer betroffenen Person ist die Letalitatsrate jedoch weniger geeignet da sie z B stark von der Auswahl der Population oder des Zeitraumes abhangig sein kann Eine alternative Bezeichnung fur die Letalitatsrate fur dasselbe Konzept die aber fast ausschliesslich in der Infektionsepidemiologie verwendet wird lautet case fatality rate 4 deutsch Fall Verstorbenen Anteil 5 Des Weiteren ist der Kontagionsindex Wahrscheinlichkeit einer Infektion nach Kontakt mit einem spezifischen Erreger zu beachten Bei Kinderlahmung z B wird die Letalitat mit 0 0002 bis 0 002 0 02 0 2 angegeben Diese Zahl bezieht sich auf die Zahl der Erkrankten und nicht auf die Zahl derjenigen die mit dem Virus in Kontakt gekommen sind Der Kontagionsindex ist 0 001 0 003 Das bedeutet dass nur 0 1 0 3 der nicht geimpften Menschen nach Kontakt mit dem Virus uberhaupt erkranken Die Letalitat aufgrund Kontakt betragt demnach max 0 002 0 003 0 000006 0 0006 oder 6 von 1 000 000 oder 480 von 80 Millionen Beispiel Lungenkrebsfalle in den USA im Jahr 2001 Zahl der Falle 79200Zahl der verstorbenen Falle 65700Daraus folgt L 65700 79200 83 displaystyle L frac 65700 79200 83 nbsp Die Angabe der Letalitat eignet sich vornehmlich fur akute Erkrankungen denn prinzipiell mussen alle diagnostizierten Falle bis zum Tod oder zur definitiven Heilung des einzelnen Patienten verfolgt werden Neue Diagnosemoglichkeiten und Heilverfahren konnen bei einer bestimmten Krankheit zu einer Abnahme der Letalitat fuhren Umgekehrt kann durch eine drastische Verschlechterung in einem bestimmten Gesundheitssystem die Letalitat einer Erkrankung zunehmen Entscheidende Bedeutung bei der Bestimmung der Letalitat hat oft das Stadium in dem eine Erkrankung diagnostiziert wird Probleme der Interpretation BearbeitenSchwachpunkt Alter Bearbeiten Bei Angaben zur Letalitat muss das Alter der Erkrankten berucksichtigt werden Wahrend die Letalitatsrate bei einer Pneumokokken Bakteriamie bei uber 65 Jahrigen bei 30 50 liegt betragt diese fur alle Altersgruppen zusammen nur 16 36 Die Letalitat einer Erkrankung in der Bevolkerungsgruppe der uber 65 Jahrigen ist vor allem beim Vorhandensein von Begleiterkrankungen wesentlich hoher als in jungeren Vergleichsgruppen mit Ausnahme der Sauglinge Beispiel Das Prostata Karzinom ist eine Erkrankung mit hoher Letalitat tritt allerdings in der Regel im hoheren Mannesalter auf Weil die Zeit vom Beginn einer Krankheit bis zum Tod mit der Angabe der Letalitat nicht erfasst wird erleben die meisten Patienten den Tod an dieser Erkrankung gar nicht sondern sterben mit dieser an anderen Todesursachen Die ermittelten Werte zur Letalitat sind relative Haufigkeiten Sie beziehen sich auf eine definierte Population und einen definierten Zeitraum Schwachpunkt Dynamik Bearbeiten Die Letalitat einer Krankheit ist nur dann eine Aussage zur Sterbewahrscheinlichkeit bei Erkrankung wenn der erfasste Zeitraum deutlich grosser ist als die zeitlichen Veranderungen der Krankheit und wenn die Kenntnisse uber die Krankheit gross genug sind um die statistischen Fehler kleinzuhalten Insbesondere folgende Punkte sind bei der Interpretation der Letalitat einer dynamischen Krankheit Seuchenzug Epidemie besonders zu beachten da sie sich von einer stabilen Krankheit Endemie deutlich unterscheiden Unbekannte Infektionsrate bzw unbekannte Erkrankungsrate nach Infektion Nicht jeder Infizierte wird krank nicht jeder Erkrankte wird als solcher erkannt Unbekannte Tote Nicht jeder an einer Krankheit Gestorbene wird in der Statistik erfasst Veranderungen des Krankheitserregers der hygienischen Bedingungen der Behandlung Die epidemiologischen Kennzahlen konnen sich deutlich andern Schwankende Fallzahlen innerhalb des erfassten Zeitraumes Durch eine Basisreproduktionszahl grosser oder kleiner als 1 kommt es zu statistischen Verzerrungen Der erfasste Zeitraum ist nicht deutlich grosser als die Inkubationszeit bzw die durchschnittliche Zeit bis zum Tod Beispiel Tritt eine Krankheit epidemisch neu auf kann es dazu fuhren dass zunachst Kranke ermittelt sind jedoch kaum Tote da die Todesursache nicht oder falsch ermittelt wurde oder beide Zahlen eine hohe Dunkelziffer aufweisen Unbekannt mag auch die Zahl jener sein die zwar infiziert sind und auch erkranken aber so schwach dass keine oder die falsche Diagnose gestellt wird Zudem wachst die Zahl der Erkrankten wahrend die Zahl der an der Krankheit Verstorbenen um den Zeitraum der durchschnittlichen Zeit zwischen Erkrankung und Tod hinterherlauft Zu Beginn sind kumulativ 10 Kranke und 2 Tote registriert wobei nur jeder 10 Fall erfasst wird Nach 30 Tagen sind 90 Kranke und 22 Tote registriert wobei 40 in diesem Zeitraum erfasst wurden Nach 60 Tagen sind 370 Kranke und 92 Tote registriert wobei 70 in diesem Zeitraum erfasst wurden Nach 90 Tagen sind insgesamt 1090 Kranke und 272 Tote registriert und die Erfassungsquote im letzten Zeitraum ist auf 90 gestiegen In diesem Beispiel ware die Letalitat am Anfang 20 nach 30 Tagen 24 4 nach 60 Tagen 24 8 und nach 90 Tagen 24 9 Diese Zahlen gelten jedoch nur wenn die Dunkelziffer vernachlassigbar ist bzw die Dunkelziffer der Erkrankten und der Toten einander wie in diesem Beispiel nahezu aufheben ohne Dunkelziffer ware die Letalitat in diesem Rechenbeispiel konstant 25 Da die durchschnittliche Zeit zwischen Erkrankung und Tod in diesem Rechenbeispiel jedoch 30 Tage betragt liegt die Sterblichkeit nach Erkrankung tatsachlich bei 50 Siehe auch BearbeitenLebenserwartung MorbiditatWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Letalitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Haufigkeitsmasse in der Epidemiologie Skript der Westfalischen Wilhelms Universitat MunsterEinzelnachweise Bearbeiten Wissenschaftlicher Rat der Dudenredaktion Hrsg Duden Das grosse Fremdworterbuch Herkunft und Bedeutung der Fremdworter 4 Auflage Dudenverlag Mannheim Leipzig Wien Zurich 2007 ISBN 978 3 411 04164 0 letal S 805 Herbert Assmann Gustav von Bergmann Hans Eppinger Wilhelm Nonnenbruch Richard Siebeck Rudolf Staehelin Hermann Straub u a Lehrbuch der inneren Medizin 4 Auflage 1 Band Verlag von Julius Springer Berlin 1939 S 159 a b Pschyrembel Klinisches Worterbuch 261 Auflage De Gruyter Berlin New York 2007 Hans J Trampisch Jurgen Windeler Hrsg Medizinische Statistik 2 uberarbeitete und aktualisierte Auflage Springer Berlin u a 2000 ISBN 3 540 66824 1 S 95 RKI Coronavirus SARS CoV 2 SARS CoV 2 Steckbrief zur Coronavirus Krankheit 2019 COVID 19 Abgerufen am 28 April 2020 Normdaten Sachbegriff GND 4236133 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Letalitat amp oldid 237957932