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Bedingte Wahrscheinlichkeit auch konditionale Wahrscheinlichkeit ist die Wahrscheinlichkeit des Eintretens eines Ereignisses A displaystyle A unter der Bedingung dass das Eintreten eines anderen Ereignisses B displaystyle B bereits bekannt ist Sie wird als P A B displaystyle P A mid B geschrieben Der senkrechte Strich ist als unter der Bedingung zu lesen und wie folgt zu verstehen Wenn das Ereignis B displaystyle B eingetreten ist beschranken sich die Moglichkeiten auf die Ergebnisse in B displaystyle B Damit andert sich auch die Wahrscheinlichkeit diese neue Wahrscheinlichkeit fur das Ereignis A displaystyle A ist gegeben durch P A B displaystyle P A mid B Die bedingte Wahrscheinlichkeit kann also als Neueinschatzung der Wahrscheinlichkeit von A displaystyle A interpretiert werden wenn die Information vorliegt dass das Ereignis B displaystyle B bereits eingetreten ist Fur einen verallgemeinerten abstrakten Begriff von bedingten Wahrscheinlichkeiten als Zufallsvariablen siehe bedingter Erwartungswert Inhaltsverzeichnis 1 Motivation 2 Definition 3 Eigenschaften 4 Multiplikationssatz 5 Gesetz der totalen Wahrscheinlichkeit 6 Stochastische Unabhangigkeit 7 Satz von Bayes 8 Stetige Zufallsvariable 9 Beispiele 9 1 Beispiele mit Wurfeln 9 1 1 Sonderfalle 9 1 2 Allgemeiner Fall 9 2 Wurfmaschine 9 3 Weitere Beispiele 10 Siehe auch 11 Weblinks 12 Literatur 13 Einzelnachweise und AnmerkungenMotivation BearbeitenMitunter mochte man untersuchen wie stark der statistische Einfluss einer Grosse auf eine andere ist Beispielsweise mochte man wissen ob Rauchen R displaystyle R nbsp krebserregend K displaystyle K nbsp ist Die logische Implikation wurde fordern dass der Schluss R K textstyle R Rightarrow K nbsp fur alle Instanzen gilt dass also jeder Raucher an Krebs erkrankt Ein einziger Raucher der keinen Krebs bekommt wurde die Aussage Rauchen ruft mit logischer Sicherheit Krebs hervor beziehungsweise Jeder Raucher bekommt Krebs falsifizieren Dennoch obwohl es Raucher ohne Krebs gibt besteht ein statistischer Zusammenhang zwischen diesen beiden Ereignissen Die Wahrscheinlichkeit an Krebs zu erkranken ist bei Rauchern erhoht Diese Wahrscheinlichkeit ist die bedingte Wahrscheinlichkeit P K R displaystyle P K mid R nbsp dass jemand Krebs bekommt unter der Bedingung dass er Raucher ist Ebenso kann die Wahrscheinlichkeit statistisch untersucht werden dass jemand raucht unter der Bedingung dass er Krebs hat In der Wahrscheinlichkeitsrechnung ist somit zu beachten dass der Begriff der Bedingung nicht an einen kausalen oder zeitlichen Zusammenhang gebunden ist Die bedingte Wahrscheinlichkeit gibt ein Mass dafur an wie stark der statistische Einfluss von R displaystyle R nbsp auf K displaystyle K nbsp ist Sie kann als stochastisches Mass dafur angesehen werden wie wahrscheinlich der Schluss R K displaystyle R Rightarrow K nbsp ist Sie sagt aber wie alle statistischen Grossen nichts uber die etwaige Kausalitat des Zusammenhangs aus Mit dieser Motivation kommt man zu folgender Definition Definition BearbeitenWenn A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp beliebige Ereignisse sind und P B gt 0 displaystyle P B gt 0 nbsp ist dann ist die bedingte Wahrscheinlichkeit von A textstyle A nbsp vorausgesetzt B displaystyle B nbsp auch die Wahrscheinlichkeit von A textstyle A nbsp unter der Bedingung B textstyle B nbsp notiert als P A B displaystyle P A mid B nbsp definiert durch P A B P A B P B displaystyle P A mid B frac P A cap B P B nbsp Darin ist P A B displaystyle P A cap B nbsp die Wahrscheinlichkeit dass A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp gemeinsam auftreten P A B displaystyle P A cap B nbsp wird gemeinsame Wahrscheinlichkeit Verbundwahrscheinlichkeit oder Schnittwahrscheinlichkeit genannt A B displaystyle A cap B nbsp bezeichnet dabei den mengentheoretischen Schnitt der Ereignisse A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp In diesem Zusammenhang heisst B displaystyle B nbsp bedingendes Ereignis und A displaystyle A nbsp bedingtes Ereignis Altere Notationen fur bedingte Wahrscheinlichkeiten sind P B A displaystyle P B A nbsp P A B displaystyle P A B nbsp P A B displaystyle P A B nbsp und A B displaystyle A B nbsp Nach 1950 hat sich die Notation P A B displaystyle P A mid B nbsp durchgesetzt Dabei darf der senkrechte Strich zwischen bedingtem und bedingendem Ereignis nicht mit dem Shefferschen Strich der Aussagenlogik verwechselt werden Eine altere nicht mehr gebrauchliche Bezeichnung ist relative Wahrscheinlichkeit Eigenschaften BearbeitenEs gilt 0 P A B 1 displaystyle 0 leq P A mid B leq 1 nbsp Wenn die beiden Ereignisse A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp unvereinbar sind A B displaystyle A cap B emptyset nbsp dann gilt P A B 0 displaystyle P A mid B 0 nbsp Wenn B displaystyle B nbsp das Ereignis A displaystyle A nbsp zur Folge hat B A displaystyle B subseteq A nbsp dann gilt P A B 1 displaystyle P A mid B 1 nbsp Wenn W A P displaystyle Omega mathcal A P nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum ist dann konnen fur ein fixiertes Ereignis B A displaystyle B in mathcal A nbsp mit P B gt 0 displaystyle P B gt 0 nbsp die bedingten Wahrscheinlichkeiten aller Ereignisse A A displaystyle A in mathcal A nbsp unter B displaystyle B nbsp gebildet werden P B A P A B A A displaystyle P B A P A mid B quad A in mathcal A nbsp dd Dann ist P B displaystyle P B nbsp eine Wahrscheinlichkeit ein Wahrscheinlichkeitsmass auf W A displaystyle Omega mathcal A nbsp und daher W A P B displaystyle Omega mathcal A P B nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum Mann nennt P B displaystyle P B nbsp die bedingte Wahrscheinlichkeit bzgl B displaystyle B nbsp Multiplikationssatz Bearbeiten nbsp Das Baumdiagramm illustriert P A B P A B P B displaystyle P A cap B P left A mid B right P B nbsp Durch Umformen der Definitionsformel entsteht der Multiplikationssatz fur zwei Ereignisse P A B P A B P B displaystyle P A cap B P A mid B cdot P B nbsp Verallgemeinert man den obigen Ausdruck des Multiplikationssatzes der fur zwei Ereignisse gilt erhalt man den allgemeinen Multiplikationssatz Man betrachte dazu den Fall mit n displaystyle n nbsp Zufallsereignissen A 1 A 2 A n displaystyle A 1 A 2 dotsc A n nbsp P k 1 n A k P A 1 k 2 n P A k j 1 k 1 A j P A 1 A 2 A n P A 1 P A 1 A 2 P A 1 P A 1 A 2 A 3 P A 1 A 2 P A 1 A n P A 1 A n 1 P A 1 P A 2 A 1 P A 3 A 1 A 2 P A n A 1 A n 1 displaystyle begin aligned P left bigcap k 1 n A k right amp P left A 1 right prod k 2 n P left A k left bigcap j 1 k 1 A j right right P left A 1 cap A 2 cap dotsb cap A n right amp P left A 1 right cdot frac P left A 1 cap A 2 right P left A 1 right cdot frac P left A 1 cap A 2 cap A 3 right P left A 1 cap A 2 right dotsm frac P left A 1 cap dotsb cap A n right P left A 1 cap dotsb cap A n 1 right amp P A 1 cdot P left A 2 mid A 1 right cdot P left A 3 mid A 1 cap A 2 right dotsm P left A n mid A 1 cap dotsb cap A n 1 right end aligned nbsp Dabei ist vorausgesetzt das alle bedingenden Ereignisse positive Wahrscheinlichkeit haben Besonders anschaulich ist hier das Rechnen mit einem Baumdiagramm da hier das Diagramm gleichsam mitrechnet Die Daten sind leicht einzusetzen und fuhren sequenziell an den richtigen Rechengang heran Gesetz der totalen Wahrscheinlichkeit BearbeitenDas Gesetz der totalen Wahrscheinlichkeit auch als Satz von der totalen Wahrscheinlichkeit bekannt gibt an wie die Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses aus bedingten Wahrscheinlichkeiten und den Wahrscheinlichkeiten bedingender Ereignisse bestimmt werden kann Es gilt P A P A B P B P A B c P B c displaystyle P A P left A mid B right cdot P B P left A mid B mathrm c right cdot P left B mathrm c right nbsp wobei B c displaystyle B mathrm c nbsp das Gegenereignis zu B displaystyle B nbsp bezeichnet und die Wahrscheinlichkeiten P B displaystyle P B nbsp und P B c displaystyle P B mathrm c nbsp positiv sind Die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A displaystyle A nbsp heisst in diesem Zusammenhang totale Wahrscheinlichkeit Es gibt eine Verallgemeinerung fur abzahlbar viele bedingende Ereignisse Gegeben sei eine endliche oder abzahlbar unendliche Indexmenge J displaystyle J nbsp Fur Ereignisse B j displaystyle B j nbsp mit P B j gt 0 displaystyle P B j gt 0 nbsp fur alle j J displaystyle j in J nbsp die eine Partition der Ergebnismenge W displaystyle Omega nbsp bilden die also paarweise disjunkt mit j J B j W displaystyle bigcup limits j in J B j Omega nbsp sind gilt P A j J P A B j P B j displaystyle P A sum j in J P left A mid B j right cdot P left B j right nbsp Stochastische Unabhangigkeit BearbeitenGenau dann wenn A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp stochastisch unabhangig sind gilt P A B P A P B displaystyle P A cap B P A cdot P B nbsp was dann zu Folgendem fuhrt P A B P A P B P B P A displaystyle P A mid B frac P A cdot P B P B P A nbsp bzw P A B P A B c displaystyle P A mid B P A mid B mathrm c nbsp Anders gesagt Egal ob das Ereignis B displaystyle B nbsp stattgefunden oder nicht stattgefunden hat ist die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses A displaystyle A nbsp stets dieselbe Satz von Bayes BearbeitenFur den Zusammenhang zwischen P A B displaystyle P A mid B nbsp und P B A displaystyle P B mid A nbsp ergibt sich direkt aus der Definition und dem Multiplikationssatz der Satz von Bayes P A B P A B P B P B A P B P B A P A P B displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac P B cap A P B frac P B mid A cdot P A P B nbsp Dabei kann P B displaystyle P B nbsp im Nenner mit Hilfe des Gesetzes der totalen Wahrscheinlichkeit berechnet werden Stetige Zufallsvariable BearbeitenFur zwei reellwertige Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp Y displaystyle Y nbsp mit gemeinsamer Dichte f X Y displaystyle f X Y nbsp ist eine Dichte f Y displaystyle f Y nbsp von Y displaystyle Y nbsp gegeben durch f Y y f X Y x y d x displaystyle f Y y int f X Y x y dx nbsp Falls f Y y gt 0 displaystyle f Y y gt 0 nbsp kann man eine bedingte Dichte f X Y y displaystyle f X cdot Y y nbsp von X displaystyle X nbsp gegeben oder vorausgesetzt das Ereignis Y y displaystyle Y y nbsp definieren durch f X x Y y f X Y x y f Y y displaystyle f X x Y y frac f X Y x y f Y y nbsp Statt f X x Y y displaystyle f X x Y y nbsp schreibt man auch f X Y y x displaystyle f X Y y x nbsp oder f X Y x y displaystyle f X Y x y nbsp fur die bedingte Dichte Die letztere Formel soll aber nicht wie die Dichte einer Zufallsvariable X Y displaystyle X Y nbsp verstanden werden Die eine simultane Dichte von X displaystyle X nbsp und Y displaystyle Y nbsp erhalt man dann aus der Formel f X Y x y f Y y f X x Y y displaystyle f X Y x y f Y y f X x Y y nbsp Daraus lasst sich eine Form des Gesetzes der totalen Wahrscheinlichkeit herleiten f X x f X Y x y d y f Y y f X x Y y d y displaystyle f X x int f X Y x y dy int f Y y f X x Y y dy nbsp Dieser Vorgang wird als Marginalisierung bezeichnet Hierbei ist zu beachten dass standardmassig Dichten die die gleichen Integralwerte liefern dieselbe Wahrscheinlichkeitsverteilung reprasentieren Dichten sind daher nicht eindeutig festgelegt Eine zulassige Wahl fur f X Y displaystyle f X Y nbsp f X displaystyle f X nbsp und f Y displaystyle f Y nbsp ist jede messbare Funktion die im Integral die korrekten Wahrscheinlichkeiten fur P X A Y B displaystyle P X in A Y in B nbsp P X A displaystyle P X in A nbsp bzw P Y B displaystyle P Y in B nbsp fur beliebige A displaystyle A nbsp B displaystyle B nbsp ergibt Die Funktion f X Y displaystyle f X cdot Y cdot nbsp muss P X A Y B B f Y y A f X x Y y d x d y displaystyle P X in A Y in B int B f Y y int A f X x Y y dx dy nbsp erfullen Die oben angegebenen Formeln gelten somit nur bei passender Wahl der verschiedenen Dichten Beispiele BearbeitenJe nach dem Grad der Uberlappung von zwei Ereignissen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp also der Grosse der Schnittmenge A B displaystyle A cap B nbsp kann der Eintritt von Ereignis B displaystyle B nbsp die Wahrscheinlichkeit dass auch Ereignis A displaystyle A nbsp eingetreten ist erhohen oder verringern und zwar bis auf 1 A displaystyle A nbsp ist fast sicher eingetreten oder bis auf 0 A displaystyle A nbsp ist fast sicher nicht eingetreten Beispiele mit Wurfeln Bearbeiten Die nachstehenden Beispiele beziehen sich immer auf Wurfe mit einem fairen Standardwurfel Dabei bezeichnet die Schreibweise A 1 2 3 displaystyle A 1 2 3 nbsp ein Ereignis A displaystyle A nbsp dass bei einem Wurf eine Eins eine Zwei oder eine Drei gewurfelt wurde Sonderfalle Bearbeiten A B displaystyle A cap B emptyset nbsp A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp haben keine gemeinsamen Elemente Wenn B displaystyle B nbsp eintritt kann A displaystyle A nbsp daher nicht mehr eintreten und umgekehrt Beispiel Ereignis A 1 2 3 displaystyle A 1 2 3 nbsp Ereignis B 4 5 6 displaystyle B 4 5 6 nbsp Wenn B displaystyle B nbsp eintritt also eine Vier eine Funf oder eine Sechs gewurfelt wird ist A displaystyle A nbsp sicher nicht mehr moglich P A B P A B P B 0 P B 0 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac 0 P B 0 nbsp A B A displaystyle A cap B A nbsp Das Ereignis A displaystyle A nbsp ist eine Teilmenge des Ereignisses B displaystyle B nbsp Beispiel Ereignis A 1 2 displaystyle A 1 2 nbsp Ereignis B 1 2 3 displaystyle B 1 2 3 nbsp P A B P A B P B P A P B 2 6 3 6 2 3 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac P A P B frac 2 6 3 6 frac 2 3 nbsp Die Wahrscheinlichkeit von A displaystyle A nbsp hier a priori P A 1 3 displaystyle P A tfrac 1 3 nbsp erhoht sich in diesem Fall umgekehrt proportional zur Wahrscheinlichkeit von B displaystyle B nbsp hier P B 1 2 displaystyle P B tfrac 1 2 nbsp die Wahrscheinlichkeit erhoht sich hier also um den Faktor 2 Zur Berechnung der bedingten Wahrscheinlichkeit von A displaystyle A nbsp unter der Bedingung B displaystyle B nbsp genugt in diesem Fall also die Kenntnis der absoluten Wahrscheinlichkeiten P A displaystyle P A nbsp und P B displaystyle P B nbsp A B B displaystyle A cap B B nbsp Das Ereignis A displaystyle A nbsp ist eine Obermenge des Ereignisses B displaystyle B nbsp bzw das Ereignis B displaystyle B nbsp ist eine Teilmenge des Ereignisses A displaystyle A nbsp Beispiel A 1 2 3 B 1 2 displaystyle A 1 2 3 B 1 2 nbsp Wenn B displaystyle B nbsp eingetreten ist muss daher A displaystyle A nbsp auch eingetreten sein P A B P A B P B P B P B 1 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac P B P B 1 nbsp Allgemeiner Fall Bearbeiten Allgemeiner benotigt man im Laplace Experiment zur Berechnung der bedingten Wahrscheinlichkeit von A displaystyle A nbsp unter der Bedingung B displaystyle B nbsp die Anzahl der Elemente der Schnittmenge A B displaystyle A cap B nbsp Das Ereignis A 4 5 6 displaystyle A 4 5 6 nbsp mindestens eine Vier d h 4 oder hoher zu werfen hat a priori die Wahrscheinlichkeit P A 1 2 displaystyle P A tfrac 1 2 nbsp Wenn nun bekannt ist dass eine gerade Zahl gewurfelt wurde dass also das Ereignis B 2 4 6 displaystyle B 2 4 6 nbsp eingetreten ist dann ergibt sich die bedingte Wahrscheinlichkeit fur A displaystyle A nbsp unter der Bedingung B displaystyle B nbsp wegen A B 4 6 displaystyle A cap B 4 6 nbsp zu P A B P A B P B 2 6 3 6 2 3 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac 2 6 3 6 frac 2 3 nbsp Die bedingte Wahrscheinlichkeit ist in diesem Fall hoher als die Ausgangswahrscheinlichkeit Wenn eine ungerade Zahl gewurfelt wurde also das Ereignis B 1 3 5 displaystyle B 1 3 5 nbsp eingetreten ist ist die bedingte Wahrscheinlichkeit fur A displaystyle A nbsp unter der Bedingung B displaystyle B nbsp wegen A B 5 displaystyle A cap B 5 nbsp gleich P A B P A B P B 1 6 3 6 1 3 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac 1 6 3 6 frac 1 3 nbsp Die bedingte Wahrscheinlichkeit ist in diesem Fall kleiner als die A priori Wahrscheinlichkeit Das Ereignis A 1 2 3 4 displaystyle A 1 2 3 4 nbsp hat a priori die Wahrscheinlichkeit P A 2 3 displaystyle P A tfrac 2 3 nbsp Wenn wir wissen dass das Ereignis B 3 4 5 6 displaystyle B 3 4 5 6 nbsp eingetreten ist verandert sich die Wahrscheinlichkeit fur A displaystyle A nbsp wegen A B 3 4 displaystyle A cap B 3 4 nbsp auf P A B P A B P B 2 6 4 6 1 2 displaystyle P A mid B frac P A cap B P B frac 2 6 4 6 frac 1 2 nbsp Auch in diesem Beispiel wird das Ereignis A displaystyle A nbsp durch das Eintreten des Ereignisses B displaystyle B nbsp unwahrscheinlicher d h die Wahrscheinlichkeit dass durch den Wurf das Ereignis A displaystyle A nbsp eingetreten ist ist gegenuber der A priori Wahrscheinlichkeit kleiner geworden weil durch den Wurf das Ereignis B displaystyle B nbsp jedenfalls eingetreten ist Wurfmaschine Bearbeiten nbsp Bedingte Wahrscheinlichkeit als TeilflachenEin anschauliches Beispiel erlaubt es bedingte Wahrscheinlichkeiten anhand von Mengendiagrammen unmittelbar zu verstehen Betrachtet wird eine Wurfmaschine die in zufalliger Weise irgendwelche Objekte z B Balle Dartpfeile auf eine bestimmte Flache M displaystyle M nbsp z B eine Wand wirft so dass Flachen gleicher Grosse mit gleicher Wahrscheinlichkeit getroffen wird Die Funktion F displaystyle F nbsp ordnet der Flache M displaystyle M nbsp bzw einer bestimmten Teilflache A displaystyle A nbsp der Wand z B einem beliebigen mit einem Stift markierten Kreis ihren Flacheninhalt F M displaystyle F M nbsp bzw F A displaystyle F A nbsp zu Dann ist die Wahrscheinlichkeit P A displaystyle P A nbsp dass das Wurfgeschoss in A displaystyle A nbsp auftrifft gleich dem Verhaltnis der Teilflache zur Gesamtflache also P A F A F M displaystyle P A F A F M nbsp Nun sei zusatzlich vorausgesetzt dass das Wurfgeschoss innerhalb einer anderen Teilflache B displaystyle B nbsp aufgetroffen ist die mit der Teilflache A displaystyle A nbsp uberlappt Dann ist die Wahrscheinlichkeit P B displaystyle P B nbsp dass das Wurfgeschoss in B displaystyle B nbsp auftrifft P B F B F M displaystyle P B F B F M nbsp Die bedingte Wahrscheinlichkeit P A B displaystyle P A mid B nbsp dass das Geschoss unter der zusatzlichen Voraussetzung auch gleichzeitig innerhalb der uberlappenden Teilflache A displaystyle A nbsp auftrifft ist proportional dem Flacheninhalt desjenigen Teils der Flache A displaystyle A nbsp der auch in B displaystyle B nbsp liegt also dem Flacheninhalt F A B displaystyle F A cap B nbsp der Schnittmenge A B displaystyle A cap B nbsp Umgekehrt ist fur eine gleich gross ausfallende Schnittmenge A B displaystyle A cap B nbsp umso weniger wahrscheinlich dass ein in B displaystyle B nbsp auftreffendes Wurfgeschoss auch in A B displaystyle A cap B nbsp auftrifft je grosser F B displaystyle F B nbsp vorausgesetzt ist Also ist P A B displaystyle P A mid B nbsp umgekehrt proportional zu P B displaystyle P B nbsp Somit ergibt sich die Wahrscheinlichkeit eines Auftreffens in A displaystyle A nbsp bei zusatzlich vorausgesetztem Auftreffen in B displaystyle B nbsp als bedingte Wahrscheinlichkeit P A B F A B F B P A B P B displaystyle P A mid B F A cap B F B P A cap B P B nbsp also definitionsgemass Weitere Beispiele Bearbeiten Beispielsweise ist die bedingte Wahrscheinlichkeit P die Erde ist nass es regnet displaystyle P text die Erde ist nass mid text es regnet nbsp die Erde ist nass wenn es regnet meist gross denn unter der Voraussetzung dass es zu einem Zeitpunkt regnet sollte man erwarten dass die Erde nass wird Bedingte Wahrscheinlichkeit fragt also nach wie wahrscheinlich ein Ereignis ist wenn ich ein anderes bereits kenne In unserem Beispiel weiss ich dass es regnet und frage mich wie gross die Wahrscheinlichkeit ist dass die Erde nass ist Offensichtlich unterscheidet sich die bedingte Wahrscheinlichkeit von der unbedingten Die Wahrscheinlichkeit dass jemand der franzosisch spricht ein Franzose ist ist weder gleich gross der Wahrscheinlichkeit dass jemand der ein Franzose ist auch franzosisch spricht noch erganzen sich beide Wahrscheinlichkeiten auf 100 People v Collins 1968 In diesem Strafprozess in Kalifornien wurde ein Angeklagter unter anderem deswegen zu Unrecht als Bankrauber verurteilt weil gemass Zeugenaussagen der Tater genau wie der Angeklagte sowohl einen Bart als auch einen Schnurrbart trug was als selten angesehen wurde Wer einen Bart tragt tragt aber sehr oft auch einen Schnurrbart das Gericht legte seinem Fehlurteil nicht die bedingten Wahrscheinlichkeiten zugrunde wie es korrekt gewesen ware Auslosungen im Sport Im Jahr 2013 standen zwei deutsche und zwei spanische Mannschaften im Halbfinale der Champions League Die Wahrscheinlichkeit dass in dieser Konstellation ein rein deutsches und ein rein spanisches Halbfinale ausgelost werden betragt ein Drittel nicht etwa funfzig Prozent Gesucht ist die Wahrscheinlichkeit dass als zweiter Verein der zweite deutsche spanische Verein gezogen wird unter der Bedingung dass als erste Mannschaft ein deutscher spanischer Verein aus dem Lostopf gezogen wurde Wenn aber als erste Mannschaft ein deutscher spanischer Verein gezogen wurde ist nur noch eine von drei in der Lostrommel verbliebenen Mannschaften ebenfalls deutsch spanisch Daher ist die gesuchte Wahrscheinlichkeit 1 3 Das zeigt sich auch darin dass in diesem Fall sechs Paarungen moglich sind Die Option eines rein deutschen spanischen Finalspiels steht also zwei anderen Optionen gegenuber Dieser einfache Fall ist auch elementar ohne bedingte Wahrscheinlichkeit losbar Jede der vier Mannschaften bekommt mit gleicher Wahrscheinlichkeit eine der drei anderen Mannschaften zugelost Nur eine dieser drei Mannschaften kommt aus dem gleichen Land Also betragt die gesuchte Wahrscheinlichkeit 1 3 In der Medizin besteht ebenfalls oft eine nur bedingte Wahrscheinlichkeit Konditionalitat fur die Ursache Kausalitat bzw Atiologie einer Krankheit 1 Siehe auch BearbeitenBayesianische Erkenntnistheorie Bedingte Varianz Ziegenproblem Gefangenenparadoxon Junge oder Madchen Problem Confusion of the InverseWeblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Bedingte Wahrscheinlichkeiten Lern und Lehrmaterialien nbsp Wikibooks Bedingte Wahrscheinlichkeit Variante fur Schuler Lern und LehrmaterialienLiteratur BearbeitenHans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Christian Hesse Angewandte Wahrscheinlichkeitstheorie 1 Auflage Vieweg Wiesbaden 2003 ISBN 3 528 03183 2 doi 10 1007 978 3 663 01244 3 Ulrich Krengel Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik Fur Studium Berufspraxis und Lehramt 8 Auflage Vieweg Wiesbaden 2005 ISBN 3 8348 0063 5 doi 10 1007 978 3 663 09885 0 Bedingte Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses conditional probability of an event In P H Muller Hrsg Lexikon der Stochastik Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5 Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 978 3 05 500608 1 S 27 28 Bedingte Wahrscheinlichkeitsverteilung conditional probability distribution In P H Muller Hrsg Lexikon der Stochastik Wahrscheinlichkeitsrechnung und mathematische Statistik 5 Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 978 3 05 500608 1 S 28 29 Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Vgl Dietrich von Engelhardt Kausalitat und Konditionalitat in der modernen Medizin In Heinrich Schipperges Hrsg Pathogenese Grundzuge und Perspektiven einer Theoretischen Pathologie Berlin Heidelberg New York Tokyo 1985 S 32 58 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bedingte Wahrscheinlichkeit amp oldid 238578585