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In der Stochastik ist eine Zufallsvariable oder Zufallsgrosse auch zufallige Grosse 1 Zufallsveranderliche selten stochastische Variable oder stochastische Grosse eine Grosse deren Wert vom Zufall abhangig ist 2 Formal ist eine Zufallsvariable eine Zuordnungsvorschrift die jedem moglichen Ergebnis eines Zufallsexperiments eine Grosse zuordnet 1 Ist diese Grosse eine Zahl so spricht man von einer Zufallszahl Beispiele fur Zufallszahlen sind die Augensumme von zwei geworfenen Wurfeln und die Gewinnhohe in einem Glucksspiel Zufallsvariablen konnen aber auch komplexere mathematische Objekte sein wie Zufallsbewegungen Zufallspermutationen oder Zufallsgraphen Uber verschiedene Zuordnungsvorschriften konnen einem Zufallsexperiment auch verschiedene Zufallsvariablen zugeordnet werden 1 Den einzelnen Wert den eine Zufallsvariable bei der Durchfuhrung eines Zufallsexperiments annimmt nennt man Realisierung 3 oder im Falle eines stochastischen Prozesses einen Pfad Wahrend fruher der von A N Kolmogorow eingefuhrte Begriff zufallige Grosse der ubliche deutsche Begriff war hat sich heute ausgehend vom englischen random variable der etwas irrefuhrende Begriff Zufallsvariable durchgesetzt 4 Inhaltsverzeichnis 1 Motivation des formalen Begriffs 2 Definition 2 1 Beispiel Zweimaliger Wurfelwurf 2 2 Bemerkungen 2 3 Reelle Zufallsvariable 2 4 Mehrdimensionale Zufallsvariable 2 5 Komplexe Zufallsvariable 2 6 Numerische oder erweiterte Zufallsvariable 2 7 Zufallselement 3 Die Verteilung von Zufallsvariablen Existenz 4 Mathematische Attribute fur Zufallsvariablen 4 1 Diskret 4 2 Konstant 4 3 Unabhangig 4 4 Identisch verteilt 4 5 Unabhangig und identisch verteilt 4 6 Austauschbar 5 Mathematische Attribute fur reelle Zufallsvariablen 5 1 Kenngrossen 5 2 Stetig oder kontinuierlich 5 3 Messbarkeit Verteilungsfunktion und Erwartungswert 5 4 Integrierbar und quasi integrierbar 5 5 Beispiel 5 6 Standardisierung 6 Sonstiges 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseMotivation des formalen Begriffs BearbeitenDie Funktionswerte X w displaystyle X omega nbsp einer Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp sind abhangig von einer den Zufall reprasentierenden Grosse w displaystyle omega nbsp Zum Beispiel kann w displaystyle omega nbsp das zufallige Ergebnis eines Munzwurfs sein Dann kann zum Beispiel eine Wette auf den Ausgang eines Munzwurfs mithilfe einer Zufallsvariablen modelliert werden Angenommen es wurde auf Zahl gewettet und wenn richtig gewettet wurde wird 1 EUR ausgezahlt sonst nichts Sei X displaystyle X nbsp die Auszahlungssumme Da der Wert von X displaystyle X nbsp vom Zufall abhangt ist X displaystyle X nbsp eine Zufallsvariable insbesondere eine reelle Zufallsvariable Sie bildet die Menge der Wurfergebnisse Kopf Zahl displaystyle text Kopf text Zahl nbsp auf die Menge der moglichen Auszahlungsbetrage 0 1 displaystyle 0 1 nbsp ab X w 0 wenn w Kopf 1 wenn w Zahl displaystyle X omega begin cases 0 amp text wenn omega text Kopf 1 amp text wenn omega text Zahl end cases nbsp Wettet man bei zwei Munzwurfen beide Male auf Kopf und bezeichnet die Kombination der Ausgange der Munzwurfe mit w w 1 w 2 displaystyle omega left omega 1 omega 2 right nbsp so lassen sich beispielsweise folgende Zufallsvariablen untersuchen X 1 w X w 1 0 1 displaystyle X 1 omega X omega 1 in 0 1 nbsp als Auszahlung nach der ersten Wette X 2 w X w 2 0 1 displaystyle X 2 omega X omega 2 in 0 1 nbsp als Auszahlung nach der zweiten Wette S w X w 1 X w 2 0 1 2 displaystyle S omega X omega 1 X omega 2 in 0 1 2 nbsp als Summe der beiden Auszahlungen Zufallsvariablen selbst werden ublicherweise mit einem Grossbuchstaben bezeichnet hier X 1 X 2 S displaystyle X 1 X 2 S nbsp wahrend man fur die Realisierungen die entsprechenden Kleinbuchstaben verwendet so beispielsweise fur w Zahl Kopf displaystyle omega left text Zahl text Kopf right nbsp die Realisierungen x 1 1 displaystyle x 1 1 nbsp x 2 0 displaystyle x 2 0 nbsp s 1 displaystyle s 1 nbsp Im Beispiel hat die Menge W Kopf Zahl displaystyle Omega text Kopf text Zahl nbsp eine konkrete Interpretation In der weiteren Entwicklung der Wahrscheinlichkeitstheorie ist es oft zweckmassig die Elemente von W displaystyle Omega nbsp als abstrakte Reprasentanten des Zufalls zu betrachten ohne ihnen eine konkrete Bedeutung zuzuweisen und dann samtliche zu modellierende Zufallsvorgange als Zufallsvariable zu erfassen Definition BearbeitenAls Zufallsvariable bezeichnet man eine messbare Funktion von einem Wahrscheinlichkeitsraum in einen Messraum Eine formale mathematische Definition lasst sich wie folgt geben 5 Es seien W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp ein Wahrscheinlichkeitsraum und W S displaystyle Omega Sigma nbsp ein Messraum Eine S S displaystyle Sigma Sigma nbsp messbare Funktion X W W displaystyle X colon Omega to Omega nbsp heisst dann eine W displaystyle Omega nbsp Zufallsvariable auf W displaystyle Omega nbsp Beispiel Zweimaliger Wurfelwurf Bearbeiten nbsp Summe von zwei Wurfeln W S P S W S P S displaystyle Omega Sigma P xrightarrow S Omega Sigma P S nbsp Das Experiment mit einem fairen Wurfel zweimal zu wurfeln lasst sich mit folgendem Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp modellieren W displaystyle Omega nbsp ist die Menge der 36 moglichen Ergebnisse W 1 1 1 2 6 5 6 6 displaystyle Omega 1 1 1 2 dotsc 6 5 6 6 nbsp S displaystyle Sigma nbsp ist die Potenzmenge von W displaystyle Omega nbsp Will man zwei unabhangige Wurfe mit einem fairen Wurfel modellieren so setzt man alle 36 Ergebnisse gleich wahrscheinlich wahlt also das Wahrscheinlichkeitsmass P displaystyle P nbsp als P n 1 n 2 1 36 displaystyle P left n 1 n 2 right tfrac 1 36 nbsp fur n 1 n 2 1 2 3 4 5 6 displaystyle n 1 n 2 in 1 2 3 4 5 6 nbsp Die Zufallsvariablen X 1 displaystyle X 1 nbsp gewurfelte Zahl des ersten Wurfels X 2 displaystyle X 2 nbsp gewurfelte Zahl des zweiten Wurfels und S displaystyle S nbsp Augensumme des ersten und zweiten Wurfels werden als folgende Funktionen definiert X 1 W R n 1 n 2 n 1 displaystyle X 1 colon Omega to mathbb R quad left n 1 n 2 right mapsto n 1 nbsp X 2 W R n 1 n 2 n 2 displaystyle X 2 colon Omega to mathbb R quad left n 1 n 2 right mapsto n 2 nbsp und S W R n 1 n 2 n 1 n 2 displaystyle S colon Omega to mathbb R quad left n 1 n 2 right mapsto n 1 n 2 nbsp wobei fur S displaystyle Sigma nbsp die borelsche s Algebra auf den reellen Zahlen gewahlt wird Bemerkungen Bearbeiten In der Regel wird auf die konkrete Angabe der zugehorigen Raume verzichtet es wird angenommen dass aus dem Kontext klar ist welcher Wahrscheinlichkeitsraum auf W displaystyle Omega nbsp und welcher Messraum auf W displaystyle Omega nbsp gemeint ist Bei einer endlichen Ergebnismenge W displaystyle Omega nbsp wird S displaystyle Sigma nbsp meistens als die Potenzmenge von W displaystyle Omega nbsp gewahlt Die Forderung dass die verwendete Funktion messbar ist ist dann immer erfullt Messbarkeit wird erst wirklich bedeutsam wenn die Ergebnismenge W displaystyle Omega nbsp uberabzahlbar viele Elemente enthalt Einige Klassen von Zufallsvariablen mit bestimmten Wahrscheinlichkeits und Messraumen werden besonders haufig verwendet Diese werden teilweise mit Hilfe alternativer Definitionen eingefuhrt die keine Kenntnisse der Masstheorie voraussetzen Reelle Zufallsvariable Bearbeiten Bei reellen Zufallsvariablen ist der Bildraum die Menge R displaystyle mathbb R nbsp der reellen Zahlen versehen mit der borelschen s displaystyle sigma nbsp Algebra Die allgemeine Definition von Zufallsvariablen lasst sich in diesem Fall zur folgenden Definition vereinfachen Eine reelle Zufallsvariable ist eine Funktion X W R displaystyle X colon Omega to mathbb R nbsp die jedem Ergebnis w displaystyle omega nbsp aus einer Ergebnismenge W displaystyle Omega nbsp eine reelle Zahl X w displaystyle X omega nbsp zuordnet und die folgende Messbarkeitsbedingung erfullt x R w X w x S displaystyle forall x in mathbb R lbrace omega mid X omega leq x rbrace in Sigma nbsp dd Das bedeutet dass die Menge aller Ergebnisse deren Realisierung unterhalb eines bestimmten Wertes liegt ein Ereignis bilden muss Im Beispiel des zweimaligen Wurfelns sind X 1 displaystyle X 1 nbsp X 2 displaystyle X 2 nbsp und S displaystyle S nbsp jeweils reelle Zufallsvariablen Mehrdimensionale Zufallsvariable Bearbeiten Hauptartikel Zufallsvektor Eine mehrdimensionale Zufallsvariable ist eine messbare Abbildung X W R n displaystyle X colon Omega to mathbb R n nbsp fur eine Dimension n N displaystyle n in mathbb N nbsp Sie wird auch als Zufallsvektor bezeichnet Damit ist X X 1 X n displaystyle X X 1 dotsc X n nbsp gleichzeitig ein Vektor von einzelnen reellen Zufallsvariablen X i W R displaystyle X i colon Omega to mathbb R nbsp die alle auf dem gleichen Wahrscheinlichkeitsraum definiert sind Die Verteilung von X displaystyle X nbsp wird als multivariat bezeichnet die Verteilungen der Komponenten X i displaystyle X i nbsp nennt man auch Randverteilungen Die mehrdimensionalen Entsprechungen von Erwartungswert und Varianz sind der Erwartungswertvektor und die Kovarianzmatrix Im Beispiel des zweimaligen Wurfelns ist X X 1 X 2 displaystyle X X 1 X 2 nbsp eine zweidimensionale Zufallsvariable Zufallsvektoren sollten nicht mit Wahrscheinlichkeitsvektoren auch stochastische Vektoren genannt verwechselt werden Diese sind Elemente des R n displaystyle mathbb R n nbsp deren Komponenten positiv sind und deren Summe 1 ergibt Sie beschreiben die Wahrscheinlichkeitsmasse auf Mengen mit n displaystyle n nbsp Elementen Komplexe Zufallsvariable Bearbeiten Bei komplexen Zufallsvariablen ist der Bildraum die Menge C displaystyle mathbb C nbsp der komplexen Zahlen versehen mit der durch die kanonische Vektorraumisomorphie zwischen C displaystyle mathbb C nbsp und R 2 displaystyle mathbb R 2 nbsp geerbten borelschen s Algebra X displaystyle X nbsp ist genau dann eine Zufallsvariable wenn Realteil Re X displaystyle operatorname Re X nbsp und Imaginarteil Im X displaystyle operatorname Im X nbsp jeweils reelle Zufallsvariablen sind Numerische oder erweiterte Zufallsvariable Bearbeiten Hauptartikel Erweiterte Zufallsvariable Der Begriff Zufallsvariable ohne weitere Charakterisierung bedeutet meistens und fast immer in anwendungsnahen Darstellungen reelle Zufallsvariable Zur Unterscheidung von einer solchen wird eine Zufallsvariable mit Werten in den erweiterten reellen Zahlen R displaystyle mathbb R cup infty infty nbsp als numerische Zufallsvariable 6 entsprechend der Terminologie der numerischen Funktion oder als erweiterte Zufallsvariable 6 engl extended random variable 7 bezeichnet Es gibt aber auch eine abweichende Terminologie bei der Zufallsvariable eine numerische Zufallsvariable bezeichnet und eine reelle Zufallsvariable immer als solche bezeichnet wird 8 Zufallselement Bearbeiten In der Literatur wird die obige Definition der Zufallsvariable manchmal fur den Begriff Zufallselement resp englisch random element verwendet um Zufallsvariablen W R displaystyle Omega to mathbb R nbsp von Objekten wie dem Zufallsvektor dem zufalligen Mass der Zufallsfunktion der Zufallsmenge der Zufallsmatrix usw zu unterscheiden Die Verteilung von Zufallsvariablen Existenz Bearbeiten Hauptartikel Verteilung einer Zufallsvariablen Eng verknupft mit dem eher technischen Begriff einer Zufallsvariablen ist der Begriff der auf dem Bildraum von X displaystyle X nbsp induzierten Wahrscheinlichkeitsverteilung Mitunter werden beide Begriffe auch synonym verwendet Formal wird die Verteilung P X displaystyle P X nbsp einer Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp als das Bildmass des Wahrscheinlichkeitsmasses P displaystyle P nbsp definiert also P X A P X 1 A displaystyle P X A P left X 1 A right nbsp fur alle A S displaystyle A in Sigma nbsp wobei S displaystyle Sigma nbsp die auf dem Bildraum der Zufallsvariable X displaystyle X nbsp gegebene s Algebra ist Statt P X displaystyle P X nbsp werden in der Literatur fur die Verteilung von X displaystyle X nbsp auch die Schreibweisen P X X P displaystyle P X X P nbsp oder P X 1 displaystyle P circ X 1 nbsp verwendet Spricht man also beispielsweise von einer normalverteilten Zufallsvariablen so ist damit eine Zufallsvariable mit Werten in den reellen Zahlen gemeint deren Verteilung einer Normalverteilung entspricht Eigenschaften welche sich allein uber gemeinsame Verteilungen von Zufallsvariablen ausdrucken lassen werden auch wahrscheinlichkeitstheoretisch genannt 9 Fur Behandlung solcher Eigenschaften ist es nicht notwendig die konkrete Gestalt des Hintergrund Wahrscheinlichkeitsraumes zu kennen auf dem die Zufallsvariablen definiert sind Haufig wird deswegen von einer Zufallsvariablen lediglich die Verteilungsfunktion angegeben und der zu Grunde liegende Wahrscheinlichkeitsraum offen gelassen Dies ist vom Standpunkt der Mathematik erlaubt sofern es tatsachlich einen Wahrscheinlichkeitsraum gibt der eine Zufallsvariable mit der gegebenen Verteilung erzeugen kann Ein solcher Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp lasst sich aber zu einer konkreten Verteilung leicht angeben indem beispielsweise W R displaystyle Omega mathbb R nbsp S displaystyle Sigma nbsp als die Borelsche s Algebra auf den reellen Zahlen und P displaystyle P nbsp als das durch die Verteilungsfunktion induzierte Lebesgue Stieltjes Mass gewahlt wird Als Zufallsvariable kann dann die identische Abbildung X R R displaystyle X colon mathbb R to mathbb R nbsp mit X w w displaystyle X omega omega nbsp gewahlt werden 10 Wenn eine Familie von Zufallsvariablen betrachtet wird reicht es aus wahrscheinlichkeitstheoretischer Perspektive genauso die gemeinsame Verteilung der Zufallsvariablen anzugeben die Gestalt des Wahrscheinlichkeitsraums kann wiederum offen gelassen werden Die Frage nach der konkreten Gestalt des Wahrscheinlichkeitsraumes tritt also in den Hintergrund es ist jedoch von Interesse ob zu einer Familie von Zufallsvariablen mit vorgegebenen endlichdimensionalen gemeinsamen Verteilungen ein Wahrscheinlichkeitsraum existiert auf dem sie sich gemeinsam definieren lassen Diese Frage wird fur unabhangige Zufallsvariablen durch einen Existenzsatz von E Borel gelost der besagt dass man im Prinzip auf den von Einheitsintervall und Lebesgue Mass gebildeten Wahrscheinlichkeitsraum zuruckgreifen kann Ein moglicher Beweis nutzt dass sich die binaren Nachkommastellen der reellen Zahlen in 0 1 als ineinander verschachtelte Bernoulli Folgen betrachten lassen ahnlich Hilberts Hotel 11 Mathematische Attribute fur Zufallsvariablen BearbeitenVerschiedene mathematische Attribute die in der Regel denen fur allgemeine Funktionen entlehnt sind finden bei Zufallsvariablen Anwendung Die haufigsten werden in der folgenden Zusammenstellung kurz erklart Diskret Bearbeiten Eine Zufallsvariable wird als diskret bezeichnet wenn sie nur endlich viele oder abzahlbar unendlich viele Werte annimmt oder etwas allgemeiner wenn ihre Verteilung eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung ist 12 Im obigen Beispiel des zweimaligen Wurfelns sind alle drei Zufallsvariablen X 1 displaystyle X 1 nbsp X 2 displaystyle X 2 nbsp und S displaystyle S nbsp diskret Ein weiteres Beispiel fur diskrete Zufallsvariablen sind zufallige Permutationen Konstant Bearbeiten Eine Zufallsvariable wird als konstant bezeichnet wenn sie nur einen Wert annimmt X w c displaystyle X omega c nbsp fur alle w displaystyle omega nbsp Sie ist ein Spezialfall einer diskreten Zufallsvariable Es gilt X w c w W P X c 1 displaystyle X omega c forall omega in Omega implies P X c 1 nbsp die Umkehrung gilt im Allgemeinen nicht Eine Zufallsvariable die nur die rechte Seite erfullt heisst fast sicher konstant Unabhangig Bearbeiten Hauptartikel Stochastisch unabhangige Zufallsvariablen Zwei reelle Zufallsvariablen X Y displaystyle X Y nbsp heissen unabhangig wenn fur je zwei Intervalle a 1 b 1 displaystyle a 1 b 1 nbsp und a 2 b 2 displaystyle a 2 b 2 nbsp die Ereignisse E X w X w a 1 b 1 displaystyle E X omega X omega in a 1 b 1 nbsp und E Y w Y w a 2 b 2 displaystyle E Y omega Y omega in a 2 b 2 nbsp stochastisch unabhangig sind Das sind sie wenn gilt P E X E Y P E X P E Y displaystyle P E X cap E Y P E X P E Y nbsp In obigem Beispiel sind X 1 displaystyle X 1 nbsp und X 2 displaystyle X 2 nbsp unabhangig voneinander die Zufallsvariablen X 1 displaystyle X 1 nbsp und S displaystyle S nbsp hingegen nicht Unabhangigkeit mehrerer Zufallsvariablen X 1 X 2 X n displaystyle X 1 X 2 dotsc X n nbsp bedeutet dass das Wahrscheinlichkeitsmass P X displaystyle P X nbsp des Zufallsvektors X X 1 X 2 X n displaystyle X left X 1 X 2 dotsc X n right nbsp dem Produktmass der Wahrscheinlichkeitsmasse der Komponenten also dem Produktmass von P X 1 P X 2 P X n displaystyle P X 1 P X 2 dotsc P X n nbsp entspricht 13 So lasst sich beispielsweise dreimaliges unabhangiges Wurfeln durch den Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp mit W 1 2 3 4 5 6 3 displaystyle Omega 1 2 3 4 5 6 3 nbsp S displaystyle Sigma nbsp der Potenzmenge von W displaystyle Omega nbsp und P n 1 n 2 n 3 1 6 3 1 216 displaystyle P left left n 1 n 2 n 3 right right frac 1 6 3 frac 1 216 nbsp modellieren die Zufallsvariable Ergebnis des k displaystyle k nbsp ten Wurfes ist dann X k n 1 n 2 n 3 n k displaystyle X k left n 1 n 2 n 3 right n k nbsp fur k 1 2 3 displaystyle k in 1 2 3 nbsp Die Konstruktion eines entsprechenden Wahrscheinlichkeitsraums fur eine beliebige Familie unabhangiger Zufallsvariable mit gegebenen Verteilungen ist ebenfalls moglich 14 Identisch verteilt Bearbeiten Zwei oder mehr Zufallsvariablen heissen identisch verteilt bzw i d fur identically distributed wenn ihre induzierten Wahrscheinlichkeitsverteilungen gleich sind In Beispiel des zweimaligen Wurfelns sind X 1 displaystyle X 1 nbsp X 2 displaystyle X 2 nbsp identisch verteilt die Zufallsvariablen X 1 displaystyle X 1 nbsp und S displaystyle S nbsp hingegen nicht Unabhangig und identisch verteilt Bearbeiten Hauptartikel Unabhangig und identisch verteilte Zufallsvariablen Haufig werden Folgen von Zufallsvariablen untersucht die sowohl unabhangig als auch identisch verteilt sind demnach spricht man von unabhangig identisch verteilten Zufallsvariablen ublicherweise mit u i v bzw i i d fur independent and identically distributed abgekurzt In obigem Beispiel des dreimaligen Wurfelns sind X 1 displaystyle X 1 nbsp X 2 displaystyle X 2 nbsp und X 3 displaystyle X 3 nbsp i i d Die Summe der ersten beiden Wurfe S 1 2 X 1 X 2 displaystyle S 1 2 X 1 X 2 nbsp und die Summe des zweiten und dritten Wurfs S 2 3 X 2 X 3 displaystyle S 2 3 X 2 X 3 nbsp sind zwar identisch verteilt aber nicht unabhangig Dagegen sind S 1 2 displaystyle S 1 2 nbsp und X 3 displaystyle X 3 nbsp unabhangig aber nicht identisch verteilt Austauschbar Bearbeiten Austauschbare Familien von Zufallsvariablen sind Familien deren Verteilung sich nicht andert wenn man endlich viele Zufallsvariablen in der Familie vertauscht Austauschbare Familien sind stets identisch verteilt aber nicht notwendigerweise unabhangig Mathematische Attribute fur reelle Zufallsvariablen BearbeitenKenngrossen Bearbeiten Zur Charakterisierung von Zufallsvariablen dienen einige wenige Funktionen die wesentliche mathematische Eigenschaften der jeweiligen Zufallsvariable beschreiben Die wichtigste dieser Funktionen ist die Verteilungsfunktion die Auskunft daruber gibt mit welcher Wahrscheinlichkeit die Zufallsvariable einen Wert bis zu einer vorgegebenen Schranke annimmt beispielsweise die Wahrscheinlichkeit hochstens eine Vier zu wurfeln Bei stetigen Zufallsvariablen wird diese durch die Wahrscheinlichkeitsdichte erganzt mit der die Wahrscheinlichkeit berechnet werden kann dass die Werte einer Zufallsvariablen innerhalb eines bestimmten Intervalls liegen Des Weiteren sind Kennzahlen wie der Erwartungswert die Varianz oder hohere mathematische Momente von Interesse Stetig oder kontinuierlich Bearbeiten Das Attribut stetig wird fur unterschiedliche Eigenschaften verwendet Eine reelle Zufallsvariable wird als stetig oder auch absolut stetig bezeichnet wenn sie eine Dichte besitzt ihre Verteilung absolutstetig bezuglich des Lebesgue Masses ist 15 Eine reelle Zufallsvariable wird als stetig bezeichnet wenn sie eine stetige Verteilungsfunktion besitzt 16 Insbesondere bedeutet das dass P X x 0 displaystyle P X x 0 nbsp fur alle x R displaystyle x in mathbb R nbsp gilt Messbarkeit Verteilungsfunktion und Erwartungswert Bearbeiten Wenn eine reelle Zufallsvariable X displaystyle X nbsp auf dem Ergebnisraum W displaystyle Omega nbsp und eine messbare Funktion g R R displaystyle g colon mathbb R to mathbb R nbsp gegeben ist dann ist auch Y g X displaystyle Y g X nbsp eine Zufallsvariable auf demselben Ergebnisraum da die Verknupfung messbarer Funktionen wieder messbar ist g X displaystyle g X nbsp wird auch als Transformation der Zufallsvariablen X displaystyle X nbsp unter g displaystyle g nbsp bezeichnet Die gleiche Methode mit der man von einem Wahrscheinlichkeitsraum W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp nach R B R P X displaystyle mathbb R mathcal B mathbb R P X nbsp gelangt kann benutzt werden um die Verteilung von Y displaystyle Y nbsp zu erhalten Die Verteilungsfunktion von Y displaystyle Y nbsp lautet F Y y P g X y displaystyle F Y y operatorname P g X leq y nbsp Der Erwartungswert einer quasi integrierbaren Zufallsgrosse X displaystyle X nbsp von W S P displaystyle Omega Sigma P nbsp nach R B R displaystyle bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp berechnet sich folgend E X W X w d P w displaystyle operatorname E X int Omega X omega mathrm d P omega nbsp Integrierbar und quasi integrierbar Bearbeiten Eine Zufallsvariable heisst integrierbar wenn der Erwartungswert der Zufallsvariable existiert und endlich ist Die Zufallsvariable heisst quasi integrierbar wenn der Erwartungswert existiert moglicherweise aber unendlich ist Jede integrierbare Zufallsvariable ist folglich auch quasi integrierbar Beispiel Bearbeiten Es sei X displaystyle X nbsp eine reelle stetig verteilte Zufallsvariable und Y X 2 displaystyle Y X 2 nbsp Dann ist F Y y P X 2 y displaystyle F Y y operatorname P X 2 leq y nbsp Fallunterscheidung nach y displaystyle y nbsp y lt 0 displaystyle y lt 0 nbsp P X 2 y 0 F Y y 0 displaystyle begin alignedat 2 amp amp operatorname P X 2 leq y amp 0 amp Rightarrow amp F Y y amp 0 end alignedat nbsp y 0 displaystyle y geq 0 nbsp P X 2 y P X y P y X y F Y y F X y F X y displaystyle begin alignedat 2 amp amp operatorname P left X 2 leq y right amp operatorname P left X leq sqrt y right amp amp amp operatorname P left sqrt y leq X leq sqrt y right amp Rightarrow amp F Y left y right amp F X left sqrt y right F X left sqrt y right end alignedat nbsp Standardisierung Bearbeiten Hauptartikel Standardisierung Statistik Eine Zufallsvariable nennt man standardisiert wenn ihr Erwartungswert 0 und ihre Varianz 1 ist Die Transformation einer Zufallsvariable Y displaystyle Y nbsp in eine standardisierte Zufallsvariable Z Y E Y Var Y displaystyle Z frac Y operatorname E Y sqrt operatorname Var Y nbsp bezeichnet man als Standardisierung der Zufallsvariable Y displaystyle Y nbsp Sonstiges BearbeitenZeitlich zusammenhangende Zufallsvariablen konnen auch als stochastischer Prozess aufgefasst werden Eine Folge von Realisierungen einer Zufallsvariable nennt man auch Zufallssequenz Eine Zufallsvariable X W R n displaystyle X colon Omega to mathbb R n nbsp erzeugt eine s Algebra F X B X 1 B B B R n displaystyle mathcal F X mathcal B X 1 B B in mathcal B mathbb R n nbsp wobei B R n displaystyle mathcal B mathbb R n nbsp die Borelsche s Algebra des R n displaystyle mathbb R n nbsp ist Es gibt Zufallsvariablen die weder diskret noch stetig sind Ein Beispiel ist die Lebensdauer T displaystyle T nbsp einer Maschine T displaystyle T nbsp ist eine Zufallsvariable mit 0 lt P T 0 lt 1 displaystyle 0 lt P T 0 lt 1 nbsp und daher nicht stetig weil eine Maschine eine Wahrscheinlichkeit hat von Anfang nicht zu funktionieren Ausserdem ist P T t 0 0 displaystyle P T t 0 0 nbsp fur alle t 0 gt 0 displaystyle t 0 gt 0 nbsp und daher ist T displaystyle T nbsp nicht diskret 17 Ein anderes Beispiel ist die Wartezeit eines Autos vor einer Ampel 18 Man kann in diesen Fallen eine Zerlegung in eine Summe aus einer stetigen und einer diskreten Zufallsvariablen vornehmen Literatur BearbeitenKarl Hinderer Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie Springer Berlin Heidelberg New York 1980 ISBN 3 540 07309 4 Erich Hartter Wahrscheinlichkeitsrechnung fur Wirtschafts und Naturwissenschaftler Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1974 ISBN 3 525 03114 9 Michel Loeve Probability Theory I 4 Auflage Springer 1977 ISBN 0 387 90210 4 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Zufallsvariablen Lern und Lehrmaterialien nbsp Wikibooks Funktionen von Zufallsvariablen Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten a b c Jorg Bewersdorff Gluck Logik und Bluff Mathematik im Spiel Methoden Ergebnisse und Grenzen 6 Auflage Springer Spektrum Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 8348 1923 9 S 39 doi 10 1007 978 3 8348 2319 9 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Norbert Henze Stochastik fur Einsteiger Eine Einfuhrung in die faszinierende Welt des Zufalls Vieweg Teubner Verlag 2010 ISBN 978 3 8348 0815 8 doi 10 1007 978 3 8348 9351 2 S 12 David Meintrup Stefan Schaffler Stochastik Theorie und Anwendungen Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 3 540 21676 6 S 456 457 doi 10 1007 b137972 Jeff Miller Earliest Known Uses of Some of the Words of Mathematics Abschnitt R Karl Hinderer Grundbegriffe der Wahrscheinlichkeitstheorie Springer Berlin 1980 ISBN 3 540 07309 4 nicht uberpruft a b Guido Walz Hrsg Lexikon der Mathematik Band 4 Moo bis Sch Springer Spektrum Berlin 2017 ISBN 978 3 662 53499 1 S 98 Galen R Shorack Probability for Statisticians Springer Texts in Statistics 2 Auflage Springer Cham 2017 ISBN 978 3 319 52206 7 S 35 doi 10 1007 978 3 319 52207 4 Klaus D Schmidt Mass und 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