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Eine diskrete Wahrscheinlichkeits Verteilung bzw ein diskretes Wahrscheinlichkeitsmass ist ein spezielles Wahrscheinlichkeitsmass in der Stochastik Im Gegensatz zu den allgemeinen Wahrscheinlichkeitsmassen sind die diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen leicht zu handhaben da sie nur auf mathematisch kleinen Mengen definiert sind Dies verhindert einerseits das Auftreten von Paradoxien wie sie der Satz von Vitali zeigt und die damit verbundene Verwendung von komplexeren Mengensystemen wie der Borelschen s Algebra andererseits kann dadurch auch auf die Verwendung von Integralen zugunsten der Verwendung von endlichen oder unendlichen Summen verzichtet werden Einfachstes Beispiel einer diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilung ware ein Wurf mit einer moglicherweise gezinkten Munze Die Wahrscheinlichkeitsverteilung ordnet dem Ereignis Die Munze zeigt Kopf eine Zahl zu die der Wahrscheinlichkeit entspricht dass die Munze Kopf zeigt Ebenso ordnet sie dem Ergebnis Die Munze zeigt Zahl eine Zahl zu die der Wahrscheinlichkeit entspricht dass die Munze Zahl zeigt Dem intuitiven Verstandnis von Wahrscheinlichkeit entsprechend summieren sich diese Zahlen zu eins auf Dieser Artikel behandelt Eigenschaften von diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen welche fur ebendiese charakteristisch sind Fur die allgemeinen Eigenschaften von Wahrscheinlichkeitsmassen die auch fur diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen gelten siehe den Hauptartikel zu den Wahrscheinlichkeitsmassen Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Beispiele 3 Konstruktion 4 Eigenschaften 4 1 Verteilungsfunktion 4 2 Wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion 5 Spezielle diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen 5 1 Aus der Bernoulli Verteilung abgeleitet 5 2 Aus dem Urnenmodell abgeleitet 6 Weblinks 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenEine Wahrscheinlichkeitsverteilung heisst eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung wenn einer der folgenden drei Falle gilt Sie ist auf einer endlichen Menge definiert meist 0 1 2 n displaystyle 0 1 2 dots n nbsp Sie ist auf einer abzahlbar unendlichen Menge definiert meist die naturlichen Zahlen N displaystyle mathbb N nbsp Sie ist auf einer beliebigen Menge definiert nimmt aber nur auf hochstens abzahlbar vielen Elementen dieser Menge einen positiven Wert an Das bedeutet es existiert eine hochstens abzahlbare Menge M displaystyle M nbsp mit P M 1 displaystyle P M 1 nbsp meist die naturlichen Zahlen eingebettet in die reellen Zahlen Zufallsvariablen deren Verteilung eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung ist werden auch als diskrete Zufallsvariablen bezeichnet 1 Beispiele BearbeitenBeispiel fur die Definition auf einer endlichen Menge ist das eingangs genannte Beispiel mit dem Munzwurf Dieses wird auf der Menge Kopf Zahl displaystyle operatorname Kopf operatorname Zahl nbsp definiert und ist im fairen Fall durch P Kopf 1 2 P Zahl displaystyle P operatorname Kopf frac 1 2 P operatorname Zahl nbsp gegeben Haufig werden die Seiten der Munze auch kodiert wie Kopf 1 displaystyle 1 nbsp Zahl 0 displaystyle 0 nbsp oder Kopf K displaystyle operatorname K nbsp Zahl Z displaystyle operatorname Z nbsp Die Kodierung andert dabei nichts an der Eigenschaft der Verteilung diskret zu sein Typisches Beispiel einer Wahrscheinlichkeitsverteilung auf einer abzahlbar unendlichen Menge genauer auf N 0 displaystyle mathbb N 0 nbsp ist die Poisson Verteilung Sie wird fur einen reellen Parameter l gt 0 displaystyle lambda gt 0 nbsp durch P l k l k k e l fur k N 0 displaystyle P lambda k frac lambda k k mathrm e lambda text fur k in mathbb N 0 nbsp definiert Die Normiertheit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung folgt hier aus der Definition der Exponentialfunktion uber die Potenzreihe Beide obigen Beispiele konnen auch als diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen auf dem Grundraum R displaystyle mathbb R nbsp aufgefasst werden Dies ermoglicht beispielsweise das Definieren einer Verteilungsfunktion und erlaubt die Faltung der Wahrscheinlichkeitsverteilungen mit weiteren eventuell stetigen Wahrscheinlichkeitsverteilungen Konstruktion BearbeitenDiskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen werden meist mittels Wahrscheinlichkeitsfunktionen definiert Im Falle des Grundraumes N 0 displaystyle mathbb N 0 nbsp sind dies Funktionen f displaystyle f nbsp die jeder naturlichen Zahl k displaystyle k nbsp eine positive reelle Zahl zwischen null und eins zuordnen Alle diese reellen Zahlen mussen sich zu eins aufsummieren Dann setzt man P k f k displaystyle P k f k nbsp Im obigen Beispiel der Poisson Verteilung ware zum Beispiel f k l k k e l displaystyle f k frac lambda k k mathrm e lambda nbsp Dieses Verfahren lasst sich fur beliebige diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen verwenden Tatsachlich sind die diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen genau diejenigen Verteilungen die sich uber eine Wahrscheinlichkeitsfunktion definieren lassen Die Zuordnung diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung Wahrscheinlichkeitsfunktion ist also bijektiv Eigenschaften BearbeitenVerteilungsfunktion Bearbeiten nbsp Verteilungsfunktion einer Bernoulli Verteilung zum Parameter p 0 65 displaystyle p 0 65 nbsp mit charakteristischen Sprungstellen bei 0 und bei 1 Bettet man diskrete Verteilungen auf N displaystyle mathbb N nbsp oder einer beliebigen hochstens abzahlbaren Teilmenge der reellen Zahlen in die reellen Zahlen R displaystyle mathbb R nbsp ein so kann der Verteilung eine Verteilungsfunktion F x P x fur x R displaystyle F x P infty x quad text fur x in mathbb R nbsp zugeordnet werden Jede Stelle i displaystyle i nbsp mit P i gt 0 displaystyle P i gt 0 nbsp ist eine Sprungstelle der Verteilungsfunktion die dort um den Wert P i F i lim x i F x displaystyle P i F i lim x to i F x nbsp springt Die Verteilungsfunktion einer diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilung ist konstant zwischen zwei Sprungstellen zwischen denen nicht eine weitere Sprungstelle liegt In Spezialfallen bei denen die Sprungstellen dicht liegen hat die Verteilungsfunktion keine konstanten Teilstucke Wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion Bearbeiten Diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen auf N 0 displaystyle mathbb N 0 nbsp kann zusatzlich zu den klassischen erzeugenden Funktionen momenterzeugende Funktion kumulantenerzeugende Funktion und charakteristische Funktion noch eine wahrscheinlichkeitserzeugende Funktion zugeordnet werden Dabei handelt es sich um ein Polynom oder um eine Potenzreihe die jeder Wahrscheinlichkeitsverteilung eindeutig zugeordnet werden kann Wahrscheinlichkeitserzeugende Funktionen erleichtern beispielsweise das Berechnen der Momente wie Erwartungswert oder Varianz oder liefern einfache Faltungsidentitaten Spezielle diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen BearbeitenFolgend sind einige wichtige diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilungen und ihre Konstruktion aufgezahlt Die Einteilung ist dabei nicht zwingend manche Verteilungen konnen auch auf mehrere Arten konstruiert werden Aus der Bernoulli Verteilung abgeleitet Bearbeiten Ein Ausgangspunkt der Modellierung ist die Bernoulli Verteilung Sie modelliert den Wurf einer Munze wobei Kopf mit 1 codiert wird und Zahl mit 0 Die Wahrscheinlichkeit fur Kopf wird durch eine Zahl p 0 1 displaystyle p in 0 1 nbsp gegeben Somit handelt es sich um eine diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung auf 0 1 displaystyle 0 1 nbsp Aus dieser Verteilung lassen sich direkt ableiten Die Binomialverteilung Sie gibt die Wahrscheinlichkeit an bei n unabhangigen Wurfen mit derselben Munze k Erfolge zu erhalten Ihre multivariate Entsprechung ist die Multinomialverteilung Die verallgemeinerte Binomialverteilung Sie gibt die Wahrscheinlichkeit an bei n unabhangigen Wurfen mit unterschiedlichen Munzen k Erfolge zu erhalten Die geometrische Verteilung Sie gibt die Wahrscheinlichkeit fur die Wartezeit auf den ersten Erfolg beim sukzessiven unabhangigen Werfen einer Munze an Die negative Binomialverteilung Sie gibt die Wahrscheinlichkeit fur die Wartezeit auf den r ten Erfolg beim sukzessiven unabhangigen Werfen einer Munze an Dabei werden geometrische und negative Binomialverteilung auch in verschiedenen Varianten definiert Weitere ableitbare Wahrscheinlichkeitsverteilungen sind die Beta Binomialverteilung die Erfolgswahrscheinlichkeit der Munze selbst wird als betaverteilt angenommen sowie die Rademacher Verteilung und die Zweipunktverteilung Bernoulli Verteilungen auf speziellen Werten und die Dirac Verteilung degenerierter Grenzfall einer Munze die immer dasselbe Ergebnis zeigt Aus dem Urnenmodell abgeleitet Bearbeiten Ein weiterer Ausgangspunkt der Modellierung ist das Urnenmodell das auf der diskreten Gleichverteilung basiert Dabei werden insgesamt N displaystyle N nbsp Kugeln in mehrere Gruppen geteilt gefarbt nummeriert etc in eine Urne gelegt Aus dieser wird dann gezogen entweder mit zurucklegen oder ohne Dabei soll entsprechend der Gleichverteilung jede Kugel gleich wahrscheinlich sein So lassen sich beispielsweise konstruieren die hypergeometrische Verteilung Sie gibt die Wahrscheinlichkeit an bei n maligem Ziehen ohne Zurucklegen aus einer Urne mit zwei Sorten Kugeln genau k displaystyle k nbsp Kugeln einer Sorte zu erhalten ihr multivariates Pendant die multivariate hypergeometrische Verteilung Weblinks BearbeitenA V Prokhorov Discrete distribution In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Eric W Weisstein Discrete Distribution In MathWorld englisch Literatur BearbeitenHans Otto Georgii Stochastik Einfuhrung in die Wahrscheinlichkeitstheorie und Statistik 4 Auflage Walter de Gruyter Berlin 2009 ISBN 978 3 11 021526 7 doi 10 1515 9783110215274 Klaus D Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2 durchgesehene Auflage Springer Verlag Heidelberg Dordrecht London New York 2011 ISBN 978 3 642 21025 9 doi 10 1007 978 3 642 21026 6 Einzelnachweise Bearbeiten David Meintrup Stefan Schaffler Stochastik Theorie und Anwendungen Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2005 ISBN 978 3 540 21676 6 S 90 doi 10 1007 b137972 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Diskrete Wahrscheinlichkeitsverteilung amp oldid 227120705