www.wikidata.de-de.nina.az
Der Satz von Vitali nach Giuseppe Vitali ist ein mathematischer Lehrsatz aus der Masstheorie Er besagt dass es eine Teilmenge der reellen Zahlen gibt die nicht Lebesgue messbar ist Man bezeichnet jede der durch den Beweis des Satzes von Vitali entstandenen Mengen auch als Vitali Menge Deren Existenz wird dabei unter Zuhilfenahme des Auswahlaxioms bewiesen insbesondere werden sie nicht explizit angegeben Die Vitali Mengen gelten als Standardbeispiele fur nicht Lebesgue messbare Mengen Inhaltsverzeichnis 1 Die Bedeutung nicht messbarer Mengen 2 Konstruktion und Beweis 3 Siehe auch 4 LiteraturDie Bedeutung nicht messbarer Mengen BearbeitenBestimmten Mengen kann eine Lange bzw ein Mass zugeordnet werden Dem Intervall 0 1 displaystyle 0 1 nbsp wird die Lange 1 displaystyle 1 nbsp zugeordnet und allgemein einem Intervall a b displaystyle a b nbsp a lt b displaystyle a lt b nbsp die Lange b a displaystyle b a nbsp Wenn wir solche Intervalle als Metallstangen auffassen haben sie ebenso eine wohldefinierte Masse Wenn die 0 1 displaystyle 0 1 nbsp Stange 1 k g displaystyle 1 mathrm kg nbsp wiegt wiegt die 3 9 displaystyle 3 9 nbsp Stange 6 k g displaystyle 6 mathrm kg nbsp Die Menge 0 1 2 3 displaystyle 0 1 cup 2 3 nbsp ist aus zwei Intervallen der Lange eins zusammengesetzt und ihre Gesamtlange ist demnach 2 displaystyle 2 nbsp oder wenn man es wieder auf Massen bezieht zwei Stangen mit der Masse 1 k g displaystyle 1 mathrm kg nbsp ergeben die Gesamtmasse 2 k g displaystyle 2 mathrm kg nbsp Dabei stellt sich naturlicherweise die Frage Wenn E displaystyle E nbsp eine beliebige Teilmenge der reellen Achse ist hat sie dann eine Masse bzw Lange Zum Beispiel konnen wir uns fragen was das Mass der rationalen Zahlen ist Diese liegen dicht in der reellen Achse und damit ist es zunachst nicht klar welches Mass man hier vernunftigerweise zuordnen will In dieser Situation stellt sich letztlich heraus dass die sinnvolle Zuordnung das Mass 0 displaystyle 0 nbsp ist in Ubereinstimmung mit dem was das Lebesgue Mass liefert das dem Intervall a b displaystyle a b nbsp die Lange b a displaystyle b a nbsp zuordnet Jede Menge mit wohldefiniertem Mass wird messbar genannt Bei der Konstruktion des Lebesgue Masses zum Beispiel uber das aussere Mass ist es zunachst nicht klar ob nicht messbare Mengen existieren Konstruktion und Beweis BearbeitenWenn x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp reelle Zahlen und x y displaystyle x y nbsp eine rationale Zahl ist dann schreiben wir x y displaystyle x sim y nbsp und sagen dass x displaystyle x nbsp und y displaystyle y nbsp aquivalent sind man kann zeigen dass displaystyle sim nbsp eine Aquivalenzrelation ist Zu jedem x displaystyle x nbsp gibt es eine Teilmenge x y R x y R displaystyle x y in mathbb R mid x sim y subseteq mathbb R nbsp die Aquivalenzklasse von x displaystyle x nbsp Die Menge der Aquivalenzklassen bildet eine Partition von R displaystyle mathbb R nbsp Das Auswahlaxiom erlaubt es uns eine Menge V 0 1 displaystyle V subset 0 1 nbsp auszuwahlen die einen Reprasentanten jeder Aquivalenzklasse enthalt fur jede Aquivalenzklasse x displaystyle x nbsp enthalt die Menge V x displaystyle V cap x nbsp nur ein einziges Element Wir nennen V displaystyle V nbsp dann eine Vitali Menge Die Vitali Mengen sind nicht messbar Um das zu zeigen nehmen wir an V displaystyle V nbsp ware messbar Aus dieser Annahme schliessen wir im Folgenden dass die abzahlbar unendliche Summe a a displaystyle a a dotsb nbsp immer derselben Zahl a displaystyle a nbsp zwischen 1 displaystyle 1 nbsp und 3 displaystyle 3 nbsp liegt das ist offensichtlich falsch und durch den Widerspruch ist die Annahme widerlegt Sei nun zunachst q 1 q 2 displaystyle q 1 q 2 dots nbsp eine Abzahlung der rationalen Zahlen in 1 1 displaystyle 1 1 nbsp die rationalen Zahlen sind abzahlbar Die Mengen V k v q k v V displaystyle V k v q k mid v in V nbsp k N displaystyle k in mathbb N nbsp sind nach Konstruktion von V displaystyle V nbsp paarweise disjunkt ausserdem ist 0 1 k 1 V k 1 2 displaystyle 0 1 subseteq bigcup k 1 infty V k subseteq 1 2 nbsp Um die erste Inklusion einzusehen betrachte man eine reelle Zahl x displaystyle x nbsp aus 0 1 displaystyle 0 1 nbsp und den Reprasentanten v V displaystyle v in V nbsp der Aquivalenzklasse x displaystyle x nbsp dann existiert eine rationale Zahl q k displaystyle q k nbsp aus 1 1 displaystyle 1 1 nbsp sodass x v q k displaystyle x v q k nbsp fur ein k N displaystyle k in mathbb N nbsp gilt also ist x V k displaystyle x in V k nbsp Aus der Definition Lebesgue messbarer Mengen folgt dass alle diese Mengen die folgenden beiden Eigenschaften haben 1 Das Lebesgue Mass ist s additiv das heisst fur abzahlbar viele paarweise disjunkte A i displaystyle A i nbsp gilt l i 1 A i i 1 l A i displaystyle lambda left bigcup i 1 infty A i right sum i 1 infty lambda A i nbsp dd 2 Das Lebesgue Mass ist translationsinvariant das heisst fur reelle Zahlen x displaystyle x nbsp gilt l A l A x displaystyle lambda A lambda A x nbsp dd Nun betrachtet man das Mass l displaystyle lambda nbsp der oben angegebenen Vereinigung Da l displaystyle lambda nbsp s additiv ist ist es auch monoton das heisst l A l B displaystyle lambda A leq lambda B nbsp fur A B displaystyle A subseteq B nbsp Daraus folgt 1 l k 1 V k 3 displaystyle 1 leq lambda left bigcup k 1 infty V k right leq 3 nbsp Wegen s Additivitat folgt da die V k displaystyle V k nbsp disjunkt sind l k 1 V k k 1 l V k displaystyle lambda left bigcup k 1 infty V k right sum k 1 infty lambda V k nbsp Wegen Translationsinvarianz gilt fur jedes k N l V k l V displaystyle k in mathbb N lambda V k lambda V nbsp Zusammen mit Obigem erhalt man 1 k 1 l V 3 displaystyle 1 leq sum k 1 infty lambda V leq 3 nbsp Das ist aber ein Widerspruch weil l V 0 displaystyle lambda V 0 nbsp nicht moglich ist und l V gt 0 displaystyle lambda V gt 0 nbsp impliziert dass k 1 l V displaystyle sum k 1 infty lambda V infty nbsp gilt Daher ist V displaystyle V nbsp nicht messbar Siehe auch BearbeitenBanach Tarski Paradoxon MassproblemLiteratur BearbeitenHorst Herrlich Axiom of Choice Lecture Notes in Mathematics Bd 1876 Springer Berlin u a 2006 ISBN 3 540 30989 6 S 120 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Satz von Vitali Masstheorie amp oldid 235471519