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Dieser Artikel behandelt den allgemeinen Integral Begriff fur die spezielle Integration bzgl des Lebesgue Masses siehe dort Das Lebesgue Integral nach Henri Leon Lebesgue ɑ ʁiː leɔ leˈbɛg ist der Integralbegriff der modernen Mathematik der die Integration von Funktionen ermoglicht die auf beliebigen Massraumen definiert sind Im Fall der reellen Zahlen mit dem Lebesgue Mass stellt das Lebesgue Integral eine echte Verallgemeinerung des Riemann Integrals dar Abbildung 1 Illustration der Grenzwertbildung beim Riemann Integral blau und beim Lebesgue Integral rot Anschaulich gesprochen bedeutet dies Zur Annaherung des Riemann Integrals Abb 1 blau wird die Abszissenachse in Intervalle unterteilt Partitionen und Rechtecke gemass dem Funktionswert an einer Stutzstelle innerhalb der betreffenden Intervalle konstruiert und diese Flachen addiert Dagegen wird zur Annaherung des Lebesgue Integrals Abb 1 rot die Ordinatenachse in Intervalle unterteilt und die Flachen zur Approximation ergeben sich aus einer Stutzstelle des jeweiligen Ordinatenintervalls multipliziert mit der Gesamtlange der Vereinigung der Urbilder des Ordinatenintervalls gleiche Rottone Die Summe der so gebildeten Flachen ergibt eine Approximation des Lebesgue Integrals Die Gesamtlange der Urbild Menge wird auch als ihr Mass bezeichnet Man vergleiche dazu auch das Zitat von Henri Lebesgue im Abschnitt unten So wie ein Riemann Integral durch die Konvergenz des Flacheninhaltes einer Folge von Treppenfunktionen definiert ist so ist das Lebesgue Integral durch die Konvergenz einer Folge von sog einfachen Funktionen definiert Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches zum Lebesgue Integral 2 Zur Konstruktion des Lebesgue Integrals 2 1 Massraum und messbare Mengen 2 2 Integration einfacher Funktionen 2 3 Integration nicht negativer Funktionen 2 4 Integration beliebiger messbarer Funktionen und Integrierbarkeit 3 Schreibweisen und Spezialfalle 4 Nullmengen und fast uberall bestehende Eigenschaften 5 Wichtige Eigenschaften des Lebesgue Integrals 6 Konvergenzsatze 7 Riemann und Lebesgue Integral 8 Bochner Integral 9 Literatur 10 EinzelnachweiseGeschichtliches zum Lebesgue Integral BearbeitenDie Begrundung der Differential und Integralrechnung beginnt im 17 Jahrhundert mit Isaac Newton und Gottfried Wilhelm Leibniz 1687 erscheint Newtons Philosophiae Naturalis Principia Mathematica Sie stellt einen Meilenstein in der Wissenschaftsgeschichte dar besass man doch nun zum ersten Mal ein mathematisches Konzept zur Beschreibung kontinuierlicher dynamischer Prozesse in der Natur und dadurch motiviert zur Berechnung krummlinig berandeter Flachen Es sollten aber noch viele Jahrzehnte vergehen bis die Integralrechnung gegen Mitte des 19 Jahrhunderts durch Augustin Louis Cauchy und Bernhard Riemann auf ein solides theoretisches Fundament gestellt wurde Die Verallgemeinerung des so genannten Riemann Integrals auf hoherdimensionale Raume zum Beispiel zur Berechnung der Volumina beliebiger Korper im Raum erwies sich jedoch als schwierig Die Entwicklung eines moderneren und leistungsfahigeren Integralbegriffes ist untrennbar mit der Entwicklung der Masstheorie verknupft Tatsachlich begannen die Mathematiker erst reichlich spat systematisch zu untersuchen wie sich beliebigen Teilmengen des R n displaystyle mathbb R n nbsp in sinnvoller Weise ein Volumen zuordnen lasst Unverzichtbare Voraussetzung fur diese Arbeiten war die strenge axiomatische Begrundung der reellen Zahlen durch Richard Dedekind und Georg Cantor und die Begrundung der Mengenlehre durch Cantor gegen Ende des 19 Jahrhunderts Erste Antworten auf die Frage nach dem Volumen beliebiger Teilmengen des R n displaystyle mathbb R n nbsp gaben zum Beispiel Giuseppe Peano und Marie Ennemond Camille Jordan Eine befriedigende Losung dieses Problems gelang aber erst Emile Borel und Henri Lebesgue durch die Konstruktion des Lebesgue Masses 1902 formulierte Lebesgue in seiner Pariser These zum ersten Mal das moderne Massproblem und wies explizit darauf hin es nicht in voller Allgemeinheit losen zu konnen sondern nur fur eine ganz bestimmte Klasse von Mengen die er messbare Mengen nannte Tatsachlich sollte sich herausstellen dass das Massproblem nicht allgemein losbar ist d h tatsachlich Mengen existieren denen man kein sinnvolles Mass zuordnen kann siehe Satz von Vitali Banach Tarski Paradoxon Durch die Konstruktion des Lebesgue Masses stand nun der Weg fur einen neuen verallgemeinerbaren Integralbegriff offen Die erste Definition des Lebesgue Integrals gab denn auch Henri Lebesgue in seiner These gleich selbst Weitere bedeutende Definitionen des Lebesgue Integrals stammten wenig spater von William Henry Young 1905 und Frigyes Riesz 1910 Die nachfolgend vorgestellte Definition die mittlerweile in der Fachliteratur am ublichsten ist folgt der Konstruktion Youngs Heutzutage ist das Lebesgue Integral der Integralbegriff der modernen Mathematik Seine Verallgemeinerbarkeit und seine aus mathematischer Sicht schonen Eigenschaften machen ihn auch zu einem unverzichtbaren Werkzeug in der Funktionalanalysis der Physik und der Wahrscheinlichkeitstheorie Zur Konstruktion des Lebesgue Integrals BearbeitenMassraum und messbare Mengen Bearbeiten Das Lebesgue Integral wird fur Funktionen auf einem beliebigen Massraum definiert Ein Massraum auf einer Menge W displaystyle Omega nbsp besteht aus einer Auswahl von Teilmengen von W displaystyle Omega nbsp die als messbar gelten und einem sogenannten Mass m displaystyle mu nbsp mit welchem einer messbaren Teilmenge A displaystyle A nbsp von W displaystyle Omega nbsp ihr Mass m A displaystyle mathcal mu A nbsp zugeordnet wird Dieses Mass einer messbaren Teilmenge A displaystyle A nbsp ist stets eine nichtnegative reelle Zahl oder displaystyle infty nbsp Hierbei mussen sowohl die Auswahl der als messbar geltenden Teilmengen von W displaystyle Omega nbsp als auch das Mass gewisse Axiome erfullen Fur die Integration von auf Teilmengen des R n displaystyle mathbb R n nbsp definierten Funktionen verwendet man in der Regel das Lebesgue Mass l displaystyle lambda nbsp Dieses ist dadurch charakterisiert dass n displaystyle n nbsp dimensionalen Hyperrechtecken ihr normales n displaystyle n nbsp dimensionales Volumen zugeordnet wird l a 1 b 1 a n b n b 1 a 1 b n a n displaystyle lambda a 1 b 1 times dotsb times a n b n b 1 a 1 cdot ldots cdot b n a n nbsp Integration einfacher Funktionen Bearbeiten So wie das Riemann Integral mittels Approximation durch Treppenfunktionen konstruiert wird konstruiert man das Lebesgue Integral mit Hilfe sogenannter einfacher Funktionen Diese Vorgehensweise wird manchmal auch als algebraische Induktion bezeichnet und findet in vielen Beweisen fur messbare Funktionen Verwendung Eine einfache Funktion auch Elementarfunktion genannt ist eine nicht negative messbare Funktion die nur endlich viele Funktionswerte a i displaystyle alpha i nbsp annimmt Somit lasst sich jede einfache Funktion ϕ displaystyle phi nbsp schreiben als ϕ i 1 n a i x A i displaystyle phi sum i 1 n alpha i chi A i nbsp Dabei ist fur i 1 n displaystyle i 1 ldots n nbsp a i displaystyle alpha i nbsp eine positive reelle Zahl A i displaystyle A i nbsp eine messbare Menge und x A i displaystyle chi A i nbsp die charakteristische Funktion zu A i displaystyle A i nbsp und die A i displaystyle A i nbsp sind alle disjunkt Diese nimmt auf A i displaystyle A i nbsp den Wert 1 displaystyle 1 nbsp an und ausserhalb von A i displaystyle A i nbsp den Wert 0 displaystyle 0 nbsp Nun lasst sich auf sehr naturliche Weise das Integral einer einfachen Funktion ϕ displaystyle phi nbsp definieren W ϕ d m i 1 n a i m A i displaystyle int Omega phi mathrm d mu sum i 1 n alpha i mu A i nbsp Das Integral von ϕ displaystyle phi nbsp uber W displaystyle Omega nbsp ist also einfach die Summe der Produkte aus dem Funktionswert von ϕ displaystyle phi nbsp und dem Mass der Menge auf der die Funktion den jeweiligen Wert annimmt Integration nicht negativer Funktionen Bearbeiten Nun definiert man zunachst das Integral fur nicht negative Funktionen d h fur Funktionen die keine negativen Werte annehmen Voraussetzung fur die Integrierbarkeit einer Funktion ist ihre Messbarkeit Eine nicht negative numerische Funktion f W S m R B R displaystyle f colon left Omega Sigma mu right to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp wobei B R displaystyle mathcal B bar mathbb R nbsp die Borelsche s Algebra auf R displaystyle bar mathbb R nbsp bezeichnet ist genau dann messbar wenn es eine Folge f n n N displaystyle f n n in mathbb N nbsp von einfachen Funktionen gibt die punktweise und monoton wachsend gegen f displaystyle f nbsp konvergiert Man definiert nun das Integral einer nicht negativen messbaren Funktion durch W f d m lim n W f n d m displaystyle int Omega f mathrm d mu lim n rightarrow infty int Omega f n mathrm d mu nbsp wobei die f n displaystyle f n nbsp einfach sind und punktweise und monoton wachsend gegen f displaystyle f nbsp konvergieren Der Limes ist von der speziellen Wahl der Folge f n displaystyle f n nbsp unabhangig Das Integral kann auch den Wert displaystyle infty nbsp annehmen Haufig findet man in der Literatur auch folgende aquivalente Definition W f d m sup W ϕ d m ϕ einfach 0 ϕ f displaystyle int Omega f mathrm d mu sup left lbrace int Omega phi mathrm d mu vert phi text einfach 0 leq phi leq f right rbrace nbsp Man definiert also das Integral einer nicht negativen messbaren Funktion indem man die Funktion von unten beliebig genau durch einfache Funktionen approximiert Integration beliebiger messbarer Funktionen und Integrierbarkeit Bearbeiten Um das Integral einer beliebigen messbaren Funktion zu definieren zerlegt man diese in ihren positiven und negativen Anteil integriert diese beiden einzeln und zieht die Integrale voneinander ab Das ergibt aber nur dann einen Sinn wenn die Werte dieser beiden Integrale endlich sind zumindest der Wert eines der beiden Integrale Der Positivteil f displaystyle f nbsp einer Funktion f displaystyle f nbsp ist punktweise definiert als f max f 0 displaystyle f max f 0 nbsp Der Negativteil f displaystyle f nbsp wird entsprechend punktweise durch f max f 0 displaystyle f max f 0 nbsp definiert Es gilt dann punktweise f 0 displaystyle f geq 0 nbsp f 0 displaystyle f geq 0 nbsp f f f displaystyle f f f nbsp und f f f displaystyle f f f nbsp Eine Funktion heisst µ quasiintegrierbar oder quasiintegrierbar bezuglich des Masses µ wenn mindestens eines der beiden Integrale W f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu nbsp oder W f d m displaystyle displaystyle int Omega f mathrm d mu nbsp endlich ist In diesem Falle heisst W f d m W f d m W f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu int Omega f mathrm d mu int Omega f mathrm d mu nbsp das m displaystyle mu nbsp Integral von f displaystyle f nbsp uber W displaystyle Omega nbsp Fur alle messbaren Teilmengen A W displaystyle A subseteq Omega nbsp ist dann A f d m W f x A d m displaystyle int A f mathrm d mu int Omega f cdot chi A mathrm d mu nbsp das m displaystyle mu nbsp Integral von f displaystyle f nbsp uber A displaystyle A nbsp Eine Funktion heisst µ integrierbar oder integrierbar bezuglich des Masses µ wenn beide Integrale W f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu nbsp und W f d m displaystyle displaystyle int Omega f mathrm d mu nbsp endlich sind Aquivalent dazu ist die Bedingung W f d m lt displaystyle int Omega f mathrm d mu lt infty nbsp Offensichtlich ist jede integrierbare Funktion quasiintegrierbar Schreibweisen und Spezialfalle BearbeitenFur das Lebesgue Integral werden zahlreiche Schreibweisen verwendet Im Folgenden sei A W displaystyle A subseteq Omega nbsp eine messbare Menge Will man bei der Integration die Integrationsvariable x displaystyle x nbsp angeben so schreibt man A f x d m x displaystyle int A f x mathrm d mu x nbsp oder A f x m d x displaystyle int A f x mu mathrm d x nbsp oder auch A m d x f x displaystyle int A mu mathrm d x f x nbsp Fur W R n displaystyle Omega mathbb R n nbsp und das Lebesgue Mass l displaystyle lambda nbsp schreibt man statt d l x displaystyle mathrm d lambda x nbsp einfach d x displaystyle mathrm d x nbsp im eindimensionalen Fall also W R displaystyle Omega mathbb R nbsp schreibt man auch a b f x d x displaystyle int a b f x mathrm d x nbsp fur das Integral uber das Intervall a b displaystyle a b nbsp oder a b displaystyle a b nbsp Wenn das Mass m displaystyle mu nbsp eine Radon Nikodym Dichte h displaystyle h nbsp bezuglich des Lebesgue Masses besitzt gilt A f x d m x A f x h x d x displaystyle int A f x mathrm d mu x int A f x h x mathrm d x nbsp In Anwendungsgebieten wird die Schreibweise A f x h x d x displaystyle int A f x h x mathrm d x nbsp haufig auch dann verwendet wenn m displaystyle mu nbsp formal keine Dichte besitzt Dies ist jedoch nur dann sinnvoll wenn man h displaystyle h nbsp nicht als Funktion sondern als Distribution auffasst Ist das Mass m displaystyle mu nbsp im Fall W R displaystyle Omega mathbb R nbsp durch eine Verteilungsfunktion F displaystyle F nbsp definiert so erhalt man das Lebesgue Stieltjes Integral das mit A f x d F x displaystyle int A f x mathrm d F x nbsp oder A f d F displaystyle int A f mathrm d F nbsp bezeichnet wird Ist m displaystyle mu nbsp ein Wahrscheinlichkeitsmass so kann man f displaystyle f nbsp als Zufallsvariable auffassen wofur die Notation X displaystyle X nbsp statt f displaystyle f nbsp ublich ist Man definiert dann den Erwartungswert E f displaystyle mathbb E f nbsp von f displaystyle f nbsp als W f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu nbsp In der theoretischen Physik wird die Schreibweise f displaystyle langle f rangle nbsp verwendet in der Funktionalanalysis manchmal die Schreibweise m f displaystyle mu f nbsp in der Masstheorie auch m f displaystyle mu f nbsp 1 Nullmengen und fast uberall bestehende Eigenschaften BearbeitenEine Menge N W displaystyle N subset Omega nbsp die das Mass 0 besitzt heisst Nullmenge im Falle des Lebesgue Masses auch speziell Lebesgue Nullmenge Ist also N W displaystyle N subset Omega nbsp mit m N 0 displaystyle mu N 0 nbsp und f displaystyle f nbsp eine integrierbare Funktion so gilt W f d m W N f d m N f d m W N f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu int Omega setminus N f mathrm d mu int N f mathrm d mu int Omega setminus N f mathrm d mu nbsp da das Integral uber die Nullmenge N displaystyle N nbsp den Wert 0 annimmt W N displaystyle Omega setminus N nbsp bezeichnet die Menge W displaystyle Omega nbsp ohne die Menge N displaystyle N nbsp Folglich andert sich der Wert des Integrals nicht wenn man die Funktion f displaystyle f nbsp auf einer Nullmenge andert Besitzt eine Funktion eine Eigenschaft Stetigkeit punktweise Konvergenz etc auf dem gesamten Definitionsbereich mit Ausnahme einer Menge vom Mass 0 so sagt man diese Eigenschaft bestehe fast uberall In der Lebesgue schen Integrationstheorie ist es folglich oft sinnvoll zwei Funktionen die fast uberall ubereinstimmen auch als gleich anzusehen man fasst sie zu einer Aquivalenzklasse zusammen siehe hierzu auch Lp Es ist sogar oft so dass man Funktionen die nur fast uberall definiert sind z B der punktweise Limes einer Funktionenfolge die nur fast uberall konvergiert als Funktionen auf dem ganzen Raum auffasst und ohne Bedenken W f d m displaystyle int Omega f d mu nbsp schreibt auch wenn f displaystyle f nbsp gar nicht auf ganz W displaystyle Omega nbsp definiert ist Dieses Vorgehen ist dadurch gerechtfertigt dass jede Fortsetzung von f displaystyle f nbsp sich nur auf einer Nullmenge N displaystyle N nbsp von f displaystyle f nbsp unterscheidet und somit das Integral der Fortsetzung uber ganz W displaystyle Omega nbsp den gleichen Wert hat wie das Integral uber W N displaystyle Omega setminus N nbsp Man muss beachten dass eine Nullmenge nur im Sinne des Masses vernachlassigbar klein ist Sie kann aber auch durchaus unendlich viele Elemente enthalten So ist zum Beispiel die Menge Q R displaystyle mathbb Q subset mathbb R nbsp also die Menge der rationalen Zahlen als Teilmenge der reellen Zahlen eine Lebesgue Nullmenge Die Dirichlet Funktion f x 1 x Q 0 sonst displaystyle f x begin cases 1 amp x in mathbb Q 0 amp text sonst end cases nbsp ist also im oben genannten Sinne gleich der Funktion die konstant den Wert Null annimmt Nullfunktion obwohl es keine noch so kleine Umgebung gibt in der ihre Werte ubereinstimmen Eine bekannte uberabzahlbare zu R displaystyle mathbb R nbsp gleichmachtige Lebesgue Nullmenge ist die Cantor Menge Wichtige Eigenschaften des Lebesgue Integrals BearbeitenDas Integral ist linear in L 1 displaystyle mathcal L 1 nbsp Raum der integrierbaren Funktionen d h fur integrierbare Funktionen f displaystyle f nbsp und g displaystyle g nbsp und beliebige a b R displaystyle alpha beta in mathbb R nbsp ist auch a f b g displaystyle alpha f beta g nbsp integrierbar und es gilt W a f b g d m a W f d m b W g d m displaystyle int Omega alpha f beta g mathrm d mu alpha cdot int Omega f mathrm d mu beta cdot int Omega g mathrm d mu nbsp Das Integral ist monoton d h sind f displaystyle f nbsp und g displaystyle g nbsp zwei messbare Funktionen mit f g displaystyle f leq g nbsp so gilt W f d m W g d m displaystyle int Omega f mathrm d mu leq int Omega g mathrm d mu nbsp Das Integral kann getrennt werden W f d m W N f d m N f d m displaystyle int Omega f mathrm d mu int Omega backslash N f mathrm d mu int N f mathrm d mu nbsp W N f d m W f d m N f d m W N f d m displaystyle int Omega cup N f mathrm d mu int Omega f mathrm d mu int N f mathrm d mu int Omega cap N f mathrm d mu nbsp Ist A P W displaystyle A in mathcal P Omega nbsp messbar mit m A 0 displaystyle mu A 0 nbsp so gilt A f d m 0 displaystyle int A f mathrm d mu 0 nbsp Konvergenzsatze BearbeitenEiner der wichtigsten Vorzuge des Lebesgue Integrals sind die aus mathematischer Sicht sehr schonen Konvergenzsatze Dies betrifft die Vertauschbarkeit von Grenzwert und Integral bei Funktionenfolgen der Form f n n N displaystyle f n n in mathbb N nbsp Die wichtigsten Konvergenzsatze sind Satz von der monotonen Konvergenz Beppo Levi 1906 Ist f n W S m R B R n N displaystyle f n colon Omega Sigma mu to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R n in mathbb N nbsp eine monoton wachsende Folge von nichtnegativen messbaren Funktionen so gilt W sup n N f n d m W lim n f n d m lim n W f n d m displaystyle int Omega sup n in mathbb N f n mathrm d mu int Omega lim n rightarrow infty f n mathrm d mu lim n rightarrow infty int Omega f n mathrm d mu nbsp dd Satz von der majorisierten dominierten Konvergenz Henri Leon Lebesgue 1910 Konvergiert die Folge der messbaren Funktionen f n W S m R B R displaystyle f n colon Omega Sigma mu to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp m displaystyle mu nbsp fast uberall gegen die messbare Funktion f W S m R B R displaystyle f colon Omega Sigma mu to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp und sind die Funktionen f n displaystyle f n nbsp n N displaystyle n in mathbb N nbsp betragsmassig m displaystyle mu nbsp fast uberall durch eine integrierbare Funktion g W S m R B R displaystyle g colon Omega Sigma mu to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp beschrankt dann gilt f displaystyle f nbsp ist integrierbar lim n W f n d m W f d m displaystyle lim n rightarrow infty int Omega f n mathrm d mu int Omega f mathrm d mu nbsp und lim n W f f n d m 0 displaystyle lim n rightarrow infty int Omega f f n mathrm d mu 0 nbsp Lemma von Fatou Pierre Fatou 1906 Sind f n W S m R B R displaystyle f n colon Omega Sigma mu to bar mathbb R mathcal B bar mathbb R nbsp n N displaystyle n in mathbb N nbsp nichtnegative messbare Funktionen dann gilt W lim inf n f n d m lim inf n W f n d m displaystyle int Omega liminf n rightarrow infty f n mathrm d mu leq liminf n rightarrow infty int Omega f n mathrm d mu nbsp dd Riemann und Lebesgue Integral Bearbeiten nbsp Abbildung 2 Partialsummen der alternierenden harmonischen ReiheIm Fall W R displaystyle Omega mathbb R nbsp mit dem Lebesgue Mass gilt Ist eine Funktion auf einem kompakten Intervall Riemann integrierbar so ist sie auch Lebesgue integrierbar und die Werte beider Integrale stimmen uberein Hingegen ist nicht jede Lebesgue integrierbare Funktion auch Riemann integrierbar Allerdings muss eine uneigentlich Riemann integrierbare Funktion nicht als Ganzes Lebesgue integrierbar sein der entsprechende Grenzwert von Lebesgue Integralen existiert jedoch nach den obigen Bemerkungen und liefert denselben Wert wie fur die Riemann Integrale Ist aber f displaystyle f nbsp uneigentlich Riemann integrierbar dann ist f displaystyle f nbsp sogar als Ganzes Lebesgue integrierbar Man kann leicht ein Beispiel einer uneigentlich Riemann integrierbaren Funktion angeben die nicht Lebesgue integrierbar ist Ist namlich f displaystyle f nbsp eine Treppenfunktion mit den Flachen 1 1 2 1 3 usw dann ist f displaystyle f nbsp uneigentlich Riemann integrierbar Denn das Integral entspricht gerade der alternierenden harmonischen Reihe Ware f displaystyle f nbsp Lebesgue integrierbar so wurde R f d l lt displaystyle textstyle int mathbb R f mathrm d lambda lt infty nbsp gelten Dies ist jedoch nicht der Fall da die harmonische Reihe divergent ist Folglich existiert das entsprechende Lebesgue Integral nicht Die Situation ist in Abbildung 2 dargestellt Wichtiger ist der umgekehrte Fall einer Lebesgue integrierbaren Funktion die nicht Riemann integrierbar ist Das bekannteste Beispiel dafur ist die Dirichlet Funktion f 0 1 0 1 displaystyle f colon 0 1 rightarrow 0 1 nbsp x 1 x Q 0 sonst displaystyle x mapsto begin cases 1 amp x in mathbb Q 0 amp text sonst end cases nbsp f displaystyle f nbsp ist nicht Riemann integrierbar da alle Untersummen stets 0 und alle Obersummen stets 1 sind Da aber Q displaystyle mathbb Q nbsp die Menge der rationalen Zahlen in der Menge der reellen Zahlen eine Lebesgue Nullmenge ist ist die Funktion fast uberall 0 Also existiert das Lebesgue Integral und besitzt den Wert 0 Der wesentliche Unterschied im Vorgehen bei der Integration nach Riemann bzw Lebesgue besteht darin dass beim Riemann Integral der Definitionsbereich Abszisse beim Lebesgue Integral jedoch die Bildmenge Ordinate der Funktion unterteilt wird An obigen Beispielen lasst sich bereits erkennen dass sich dieser Unterschied durchaus als entscheidend herausstellen kann Henri Lebesgue sagte uber den Vergleich zwischen Riemann und Lebesgue Integral Man kann sagen dass man sich bei dem Vorgehen von Riemann verhalt wie ein Kaufmann ohne System der Geldstucke und Banknoten zahlt in der Reihenfolge wie er sie in die Hand bekommt wahrend wir vorgehen wie ein umsichtiger Kaufmann der sagt Ich habe m E 1 displaystyle m E 1 nbsp Munzen zu einer Krone macht 1 m E 1 displaystyle 1 cdot m E 1 nbsp ich habe m E 2 displaystyle m E 2 nbsp Munzen zu zwei Kronen macht 2 m E 2 displaystyle 2 cdot m E 2 nbsp ich habe m E 3 displaystyle m E 3 nbsp Munzen zu funf Kronen macht 5 m E 3 displaystyle 5 cdot m E 3 nbsp usw ich habe also insgesamt S 1 m E 1 2 m E 2 5 m E 3 displaystyle S 1 cdot m E 1 2 cdot m E 2 5 cdot m E 3 ldots nbsp Die beiden Verfahren fuhren sicher den Kaufmann zum gleichen Resultat weil er wie reich er auch sei nur eine endliche Zahl von Banknoten zu zahlen hat aber fur uns die wir unendlich viele Indivisiblen zu addieren haben ist der Unterschied zwischen beiden Vorgehensweisen wesentlich Henri Lebesgue 1926 nach Jurgen ElstrodtBochner Integral Bearbeiten Hauptartikel Bochner Integral Eine direkte Verallgemeinerung des Lebesgue Integrals fur Banachraum wertige Funktionen stellt das Bochner Integral dar Es hat fast alle Eigenschaften des Lebesgue Integrals wie zum Beispiel den Satz von der majorisierten Konvergenz Literatur BearbeitenJurgen Elstrodt Mass und Integrationstheorie Achte erweiterte und aktualisierte Auflage Springer Spektrum Berlin 2018 ISBN 978 3 662 57938 1 IV Das Lebesgue Integral S 135 177 doi 10 1007 978 3 662 57939 8 Walter Rudin Analysis 2 korrigierte Auflage Oldenbourg Munchen Wien 2002 ISBN 3 486 25810 9 11 Die Lebesguesche Theorie S 353 392 Klaus D Schmidt Mass und Wahrscheinlichkeit 2 durchgesehene Auflage Springer Berlin Heidelberg 2011 ISBN 978 3 642 21025 9 8 Lebesgue Integral 9 Berechnung des Lebesgue Integral S 109 190 doi 10 1007 978 3 642 21026 6 Einzelnachweise Bearbeiten Olav Kallenberg Foundations of Modern Probability Probability Theory and Stochastic Modelling Band 99 3 Auflage Springer Cham 2021 ISBN 978 3 03061870 4 S 21 doi 10 1007 978 3 030 61871 1 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lebesgue Integral amp oldid 236808151