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Die Indikatorfunktion auch charakteristische Funktion genannt ist eine Funktion in der Mathematik die sich dadurch auszeichnet dass sie nur einen oder zwei Funktionswerte annimmt Sie ermoglicht es komplizierte Mengen mathematisch prazise zu fassen und auf ihnen Funktionen wie zum Beispiel die Dirichlet Funktion zu definieren Inhaltsverzeichnis 1 Definition 1 1 Reellwertige charakteristische Funktion 1 2 Erweiterte charakteristische Funktion 1 3 Partielle charakteristische Funktion 2 Verwendung der unterschiedlichen Definitionen 3 Eigenschaften und Rechenregeln der reellwertigen charakteristischen Funktion 4 Verwendung zur Berechnung von Erwartungswert Varianz und Kovarianz 5 Siehe auch 6 Literatur 7 AnmerkungenDefinition Bearbeiten nbsp Zweidimensionale Indikatorfunktion einer Untermenge eines QuadratesIn der Literatur finden sich mehrere Schreibweisen fur die charakteristische Funktion Neben der hier verwendeten mittels x T displaystyle chi T nbsp sind ebenfalls die Schreibweisen 3 T displaystyle xi T nbsp und 1 T displaystyle mathbf 1 T nbsp gebrauchlich 1 Reellwertige charakteristische Funktion Bearbeiten Gegeben sei eine Grundmenge X displaystyle X nbsp und eine Teilmenge T X displaystyle T subseteq X nbsp Die Funktion x T X 0 1 displaystyle chi T colon X to 0 1 nbsp definiert durch x T x 1 falls x T 0 falls x T displaystyle chi T x begin cases 1 amp text falls x in T 0 amp text falls x notin T end cases nbsp heisst dann die charakteristische Funktion oder Indikatorfunktion der Menge T displaystyle T nbsp Die Zuordnung P X 0 1 X T x T displaystyle mathcal P X to 0 1 X T mapsto mathrm chi T nbsp liefert eine Bijektion zwischen der Potenzmenge P X displaystyle mathcal P X nbsp und der Menge aller Funktionen von X displaystyle X nbsp in die Menge 0 1 displaystyle 0 1 nbsp Erweiterte charakteristische Funktion Bearbeiten In der Optimierung wird die charakteristische Funktion teils als erweiterte Funktion definiert Hier heisst dann die Funktion x T X 0 displaystyle chi T colon X to 0 infty nbsp definiert durch x T x 0 falls x T falls x T displaystyle chi T x begin cases 0 amp text falls x in T infty amp text falls x notin T end cases nbsp die charakteristische Funktion oder Indikatorfunktion der Menge T displaystyle T nbsp Sie ist eine echte Funktion wenn T displaystyle T nbsp nicht leer ist Partielle charakteristische Funktion Bearbeiten Bei der Bildung der partiellen charakteristischen Funktion wird die Definitionsmenge auf T displaystyle T nbsp eingeschrankt im Sinne von partiellen Funktionen kann man sie also wie folgt beschreiben x T X 0 1 x 1 falls x T undefiniert sonst displaystyle chi T colon X rightsquigarrow 0 1 x mapsto begin cases 1 amp text falls x in T text undefiniert amp text sonst end cases nbsp Verwendung der unterschiedlichen Definitionen BearbeitenDie reellwertige charakteristische Funktion wird haufig in der Integrationstheorie und in der Stochastik verwendet da sie es ermoglicht Integrale der Funktion f displaystyle f nbsp uber die Menge T displaystyle T nbsp durch Integrale von f x T displaystyle f cdot chi T nbsp uber die Grundmenge zu ersetzen T f x d x X f x x T x d x displaystyle int T f left x right mathrm d x int X f left x right cdot chi T left x right mathrm d x nbsp Dadurch lassen sich zum Beispiel oft Fallunterscheidungen vermeiden Die erweiterte charakteristische Funktion wird in der Optimierung verwendet um Funktionen auf Teilbereiche einzuschranken auf denen sie gewisse gewunschte Eigenschaften wie z B Konvexitat besitzen oder um Restriktionsmengen zu modellieren Die partielle charakteristische Funktion findet Verwendung in der Berechenbarkeitstheorie Eigenschaften und Rechenregeln der reellwertigen charakteristischen Funktion BearbeitenDie Menge T X displaystyle T subset X nbsp ist durch ihre charakteristische Funktion eindeutig bestimmt Es giltT x T 1 1 x X x T x 1 displaystyle T chi T 1 1 x in X chi T x 1 nbsp dd Fur S T X displaystyle S T subset X nbsp folgt also aus der Gleichheit x S x T displaystyle chi S chi T nbsp die Gleichheit S T displaystyle S T nbsp der Mengen Die charakteristische Funktion x displaystyle chi varnothing nbsp der leeren Menge ist die Nullfunktion Die charakteristische Funktion x X displaystyle chi X nbsp der Grundmenge ist die konstante Funktion mit dem Wert 1 Es seien Mengen S T X displaystyle S T subset X nbsp gegeben Dann gilt fur die Schnittmengex S T min x S x T x S x T displaystyle chi S cap T min chi S chi T chi S chi T nbsp dd und fur die Vereinigungsmengex S T max x S x T x S x T x S x T displaystyle chi S cup T max chi S chi T chi S chi T chi S chi T nbsp dd Fur die Differenzmenge istx S T x S x S x T displaystyle chi S setminus T chi S chi S chi T nbsp dd Insbesondere gilt fur das Komplement T C X T displaystyle T mathsf C X setminus T nbsp x T C 1 x T displaystyle chi T mathsf C 1 chi T nbsp dd Sei X S m displaystyle X Sigma mu nbsp ein Massraum und N displaystyle N nbsp eine m displaystyle mu nbsp Nullmenge dann istx N 0 m displaystyle chi N 0 quad mu nbsp fast uberall dd Verwendung zur Berechnung von Erwartungswert Varianz und Kovarianz BearbeitenFur einen gegebenen Wahrscheinlichkeitsraum W F P displaystyle Omega mathcal F mathrm P nbsp und ein Ereignis A F displaystyle A in mathcal F nbsp ist die Indikatorfunktion x A W R displaystyle chi A colon Omega rightarrow mathbb R nbsp eine bernoulliverteilte Zufallsvariable Insbesondere gilt fur den Erwartungswert E x A P A displaystyle operatorname E chi A operatorname P A nbsp und fur die Varianz Var x A P A 1 P A displaystyle operatorname Var chi A operatorname P A 1 operatorname P A nbsp Die Varianz von x A displaystyle chi A nbsp nimmt also ihren maximalen Wert 1 4 displaystyle tfrac 1 4 nbsp im Fall P A 1 2 displaystyle operatorname P A tfrac 1 2 nbsp an Ist zusatzlich B F displaystyle B in mathcal F nbsp dann gilt fur die Kovarianz Cov x A x B P A B P A P B displaystyle operatorname Cov chi A chi B operatorname P A cap B operatorname P A operatorname P B nbsp Zwei Indikatorvariablen sind also genau dann unkorreliert wenn die zugehorigen Ereignisse stochastisch unabhangig sind Sind A 1 A 2 A n F displaystyle A 1 A 2 dotsc A n in mathcal F nbsp beliebige Ereignisse dann gibt die Zufallsvariable N i 1 n x A i displaystyle N sum i 1 n chi A i nbsp die Anzahl derjenigen Ereignisse an die eingetreten sind Wegen der Linearitat des Erwartungswerts gilt dann E N i 1 n P A i displaystyle operatorname E N sum i 1 n operatorname P A i nbsp Diese Formel gilt auch dann wenn die Ereignisse abhangig sind Sind sie zusatzlich paarweise unabhangig dann gilt nach der Gleichung von Bienayme fur die Varianz Var N i 1 n Var x A i i 1 n P A i 1 P A i displaystyle operatorname Var N sum i 1 n operatorname Var chi A i sum i 1 n operatorname P A i 1 operatorname P A i nbsp Im allgemeinen Fall kann die Varianz uber die Formel Var N i j 1 n Cov x A i x A j i j 1 n P A i A j i j 1 n P A i P A j displaystyle operatorname Var N sum i j 1 n operatorname Cov chi A i chi A j sum i j 1 n operatorname P A i cap A j sum i j 1 n operatorname P A i operatorname P A j nbsp bestimmt werden Siehe auch BearbeitenPradikatabbildung DiracmassLiteratur BearbeitenA A Konyushkov Characteristic function of a set In Michiel Hazewinkel Hrsg Encyclopedia of Mathematics Springer Verlag und EMS Press Berlin 2002 ISBN 1 55608 010 7 englisch encyclopediaofmath org Carl Geiger Christian Kanzow Theorie und Numerik restringierter Optimierungsaufgaben Springer Verlag Berlin Heidelberg New York 2002 ISBN 3 540 42790 2 Anmerkungen Bearbeiten Die Bezeichnung 1 T displaystyle mathrm 1 T nbsp wird aber auch fur die Identitatsrelation bzw abbildung verwendet und kann daher leicht zu Verwechselungen fuhren Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Indikatorfunktion amp oldid 233491854