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Unter Phosphorylierung versteht man in der Biochemie das reversible umkehrbare Anhangen einer Phosphorylgruppe an ein organisches Molekul 1 insbesondere an Proteine Das Resultat sind Phosphoproteine Diese Phosphorylierung stellt neben der allosterischen und der kompetitiven Hemmung die wichtigste Regulation von biologischen Prozessen in der Zelle dar Chemisch handelt es sich um die Bildung eines Phosphorsaureesters Das Prinzip der Phosphorylierung wurde zuerst bei der Garung vom Nobelpreistrager Arthur Harden und dessen Schuler William John Young entdeckt Fur die Aufklarung des genauen Mechanismus erhielten Edmond Henri Fischer und Edwin G Krebs 1992 den Nobelpreis fur Physiologie oder Medizin Inhaltsverzeichnis 1 Phosphorylierung von Proteinen 1 1 Im Prozess involvierte Enzyme 1 2 Funktion 1 3 Ort der Phosphorylierung 2 Phosphorylierung anderer Molekule 3 Siehe auch 4 Literatur 5 EinzelnachweisePhosphorylierung von Proteinen BearbeitenIm Prozess involvierte Enzyme Bearbeiten Die Enzyme welche die Phosphorylierung von Proteinen katalysieren heissen Proteinkinasen Dabei wird eine Phosphatgruppe kovalent an einen Aminosaurerest gebunden in der Regel mit ATP als Substrat fur das Phosphat Eine andere Enzymkategorie die Phosphatasen konnen diesen Prozess umkehren d h die Phosphatgruppe wird vom Protein entfernt Proteinkinasen und phosphatasen sind dabei in der Regel sehr spezifisch und konnen ebenfalls in ihrer Aktivitat gezielt kontrolliert werden Funktion Bearbeiten Da eine Phosphatgruppe eine polare Ladung besitzt hat eine Phosphorylierung oft Konformationsanderungen des Proteins zur Folge so dass es zwei moglicherweise funktionell verschiedene Formen des Proteins gibt je nachdem ob es phosphoryliert ist oder nicht Diese zwei Formen konnen je nach Einzelfall aktivierte oder inaktivierte Formen eines Proteins darstellen Viele Transkriptionsfaktoren werden auf diesem Weg uber Signaltransduktionskaskaden aktiviert beispielsweise CREB Eine weitere Form der Einflussnahme durch Phosphorylierung ist die Regelung von Proteinbindestellen Insbesondere Proteindomanen die diese Interaktionen vermitteln werden phosphoryliert und konnen so keine Proteinkomplexe mehr bilden Viele Rezeptoren wie G Protein gekoppelte Rezeptoren werden auf diesem Weg in ihrer Aktivitat reguliert Proteinphosphorylierung und Dephosphorylierung haben somit regulatorische Funktion Ort der Phosphorylierung Bearbeiten In Proteinen werden hauptsachlich drei Aminosauren phosphoryliert namlich solche mit einer Hydroxygruppe in der Seitenkette Tyrosinkinasen binden die Phosphatgruppe an Tyrosin Serin Threoninkinasen an Serin oder Threonin Dabei ist Serin die am haufigsten phosphorylierte Aminosaure Untersuchungen mit radioaktivem Phosphat 32P zeigen ein Verhaltnis der Phosphorylierung von Ser Thr und Tyr von 1800 200 1 2 Neuere Studien mit Hilfe der Massenspektrometrie zeigen dass der Anteil der Tyr Phosphoylierung tatsachlich hoher liegt So wurde das Verhaltnis in HeLa Zellen von pS pT und pY mit 48 6 6 1 bestimmt 3 Noch seltener als Tyrosin werden die Aminosauren Histidin Arginin Lysin Cystein Glutamat und Aspartat phosphoryliert Jedoch gibt es auch fur diese Phosphorylierungen Beispiele Im Phosphotransferase System PTS werden verschiedene Histidine sowie ein Cystein phosphoryliert Bei Zweikomponentensystemen die der Signaltransduktion dienen werden konservierte Histidin bzw Aspartatreste phosphoryliert Phosphorylierung anderer Molekule BearbeitenWerden andere Molekule Zucker Nucleotide phosphoryliert so dient dies in der Regel der Bereitstellung chemischer Energie im Molekul um in nachfolgenden Schritten endotherme d h energieverbrauchende Umwandlungen zu ermoglichen Polyphosphate wie ATP oder Creatinphosphat dienen im Stoffwechsel als universelle Energiewahrung zur Zwischenspeicherung und zum Austausch von Energie zwischen verschiedenen Prozessen Daneben werden bei manchen Stoffwechselvorgangen Molekule durch Anlagerung von anorganischem also energiearmem Phosphat phosphoryliert In nachfolgenden Schritten kann dies zum Aufbau energiereicher Stoffe wie ATP genutzt werden Ein Beispiel ist die Phosphorylierung von Glycerinaldehyd 3 phosphat bei der Zuckerverwertung in den Zellen fast aller Lebewesen Siehe auch BearbeitenAtmungskette Glykolyse Glykosylierung PhosphorsaureesterLiteratur BearbeitenBruce Alberts Alexander Johnson Peter Walter Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Molecular Biology of the Cell 5 Auflage Garland Science New York NY u a 2008 ISBN 978 0 8153 4106 2 Jeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 Donald Voet Judith G Voet Biochemistry 3 Auflage Wiley Hoboken NJ u a 2004 ISBN 0 471 19350 X Einzelnachweise Bearbeiten Beyer Walter Lehrbuch der organischen Chemie 22 Aufl S Hirzel Verlag Stuttgart 1991 S 891 Tony Hunter Bartholomew M Sefton Transforming gene product of Rous sarcoma virus phosphorylates tyrosine In Proceedings of the National Academy of Sciences 77 1980 S 1311 doi 10 1073 pnas 77 3 1311 Jesper V Olsen Blagoy Blagoev Florian Gnad Boris Macek Chanchal Kumar Peter Mortensen Matthias Mann Global In Vivo and Site Specific Phosphorylation Dynamics in Signaling Networks In Cell 127 2006 S 635 doi 10 1016 j cell 2006 09 026 Normdaten Sachbegriff GND 4174459 7 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Phosphorylierung amp oldid 233976276