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Als Signaltransduktion bzw Signaluberfuhrung Signalubertragung oder Signalubermittlung werden in der Biochemie und Physiologie Prozesse bezeichnet mittels derer Zellen zum Beispiel auf aussere Reize reagieren diese umwandeln als Signal in das Zellinnere weiterleiten und uber eine Signalkette zum zellularen Effekt fuhren An diesen Prozessen ist oft eine Vielzahl von Enzymen und sekundaren Botenstoffen Second Messenger beteiligt in einer Ebene oder auf mehreren nacheinander geschalteten Ebenen Signalkaskade Dabei kann das ursprungliche Signal unter Umstanden erheblich verstarkt werden Signalamplifikation Signale verschiedener Signalwege werden oft durch Crosstalk im Zytoplasma oder im Zellkern aufeinander bezogen und integriert Die Gesamtheit aller Signalwege in einem Zelltyp wird auch als dessen Signalnetzwerk bezeichnet Signalnetzwerke sind plastisch und variieren z B in verschiedenen Entwicklungsstufen eines Organismus Signaltransduktionsvorgange sind fur einzellige Organismen von essentieller Bedeutung um auf Veranderungen ihrer Umwelt beispielsweise durch Regulation des Stoffwechsels und der Genexpression reagieren zu konnen und das Uberleben zu sichern In mehrzelligen Organismen ist die zellulare Signaltransduktion daruber hinaus ein wichtiger Schritt sowohl bei der Verarbeitung von Signalen die uber extrazellulare Botenstoffe wie Hormone und Neurotransmitter mitgeteilt werden als auch fur die Aufnahme innerer z B Blutdruck und ausserer Reize z B beim Sehen Horen Riechen Wichtige biologische Prozesse die wesentlich uber Signaltransduktion reguliert werden sind u a Gentranskription Zellproliferation Immunreaktion Geruchsempfindung Lichtwahrnehmung und Muskelkontraktion Inhaltsverzeichnis 1 Stimulation 2 Rezeption 2 1 Cytosolische Rezeptoren 2 2 Membranstandige Rezeptoren 2 2 1 Ionenkanale 2 2 2 G Protein gekoppelte Rezeptoren 2 2 3 Enzym gekoppelte Signalwege 3 Signalweiterleitung 3 1 Second Messenger 3 2 Modifikation von Signalproteinen 3 3 Signalweiterleitung durch Proteolyse 4 Aktivierung von Effektorproteinen 5 Literatur 6 WeblinksStimulation BearbeitenDer Beginn eines Signaltransduktionsprozesses wird durch einen intrazellularen oder extrazellularen Stimulus eingeleitet bzw ausgelost Extrazellulare Stimuli konnen Substanzen wie Hormone Wachstumsfaktoren Extrazellulare Matrix Zytokine Chemokine Neurotransmitter und Neurotrophine sein Dabei ist aber noch nichts uber die molekulare Natur dieser Substanzen gesagt und bei den Signalmolekulen kann es sich um ganze Proteine Steroide oder kleine organische Molekule wie Serotonin handeln Zusatzlich konnen auch Umweltstimuli die Signaltransduktion in Gang setzen elektromagnetische Wellen Licht stimulieren die Zellen in der Retina Duftstoffe binden an Geruchsrezeptoren von Riechzellen in der Nase Hitzeschwankungen werden von sensorischen Neuronen detektiert und auditorische Haarzellen reagieren auf mechanische Reize Schallwellen Intrazellulare Stimuli wie z B Calcium ionen Ca2 sind oft selbst Bestandteil von Signaltransduktionskaskaden Rezeption BearbeitenExtrazellulare Signale werden mithilfe von Proteinmolekulen in der Membran oder im Zytosol der Zelle sogenannten Rezeptoren aufgenommen und anschliessend in intrazellulare Signale uberfuhrt und verarbeitet Nach ihrer Lokalisation ihrem Aufbau und ihrer Funktion lassen sich Rezeptoren unterscheiden Cytosolische Rezeptoren Bearbeiten Cytosolische Rezeptoren wie die Steroidrezeptoren Retinoidrezeptoren und die losliche Guanylylcyclase sind die primaren Angriffspunkte von Steroiden Retinoiden und kleinen loslichen Gasen wie Stickstoffmonoxid NO und Kohlenstoffmonoxid CO die auf Grund ihrer Lipophilie bzw ihrer geringen Molekulgrosse die Zellmembran passieren konnen Eine Aktivierung von Steroidrezeptoren fuhrt beispielsweise zu einer Bildung von Rezeptordimeren die nach Bindung an ein Response Element z B Sterol Response Element SRE an der DNA selbst als Transkriptionsfaktoren wirken Membranstandige Rezeptoren Bearbeiten Membranstandige Rezeptoren sind Proteine die als Transmembranprotein eine Membran durchspannen und sowohl eine aussenseits liegende wie auch eine innenseits gelegene Domane besitzen Damit sind sie in der Lage Signalmolekule ausserhalb der Zelle zu binden und durch die damit verbundene Konformationsanderung ein Signal innerhalb der Zelle auszulosen Dabei passiert nicht das Signalmolekul die Membran sondern bindet an die extrazellulare Domane was zu biochemischen Veranderungen im Rezeptormolekul fuhrt die sich auch intrazellular auswirken Bei den Signalmolekulen handelt es sich meist um hydrophile Substanzen des wassrigen Mediums wie Ionen Neurotransmitter Peptidhormone oder Wachstumsfaktoren Diese Membranrezeptoren lassen sich grob drei Gruppen zuordnen Ionenkanale Bearbeiten Bei den Ionenkanalen konnen spannungsgesteuerte lichtgesteuerte und ligandengesteuerte unterschieden werden Letztere sind transmembrane Proteine die infolge der Bindung eines Liganden als Signalstoff entweder aktiviert oder deaktiviert werden womit die Permeabilitat Durchlassigkeit der Membran fur bestimmte Ionen vergrossert oder verkleinert wird Dies ist insbesondere von Bedeutung bei der Ubertragung von Nervensignalen an chemischen Synapsen G Protein gekoppelte Rezeptoren Bearbeiten Hauptartikel G Protein gekoppelter Rezeptor nbsp Signalubertragung uber Rezeptor G Protein Adenylylcyclase cAMP A Kinase TranskriptionsfaktorZu den am besten untersuchten Signaltransduktionswegen zahlen die Signalwege uber G Proteine Sie sind an vielen sinnesphysiologischen Prozessen wie beispielsweise dem Sehen uber die Phototransduktion Riechen und Schmecken sowie an der Wirkung zahlreicher Hormone und Neurotransmitter beteiligt Ein aktivierter G Protein gekoppelter Rezeptor wirkt dadurch dass er die a Untereinheit eines heterotrimeren G Proteins dazu anregt ihr gebundenes GDP gegen GTP auszutauschen also ein GTP Austauschfaktor woraufhin das G Protein in seine Untereinheiten a und bg zerfallt diese beiden aktivierten Untereinheiten leiten dann das Signal weiter Beispielsweise aktivieren Gs olf Proteine die Adenylylcyclase die den Proteinkinase A aktivierenden Second Messenger cyclisches Adenosinmonophosphat cAMP synthetisiert Die Gq 11 Proteine aktivieren die Phospholipase C die aus Membranlipiden die Second Messenger Inositoltrisphosphat und Diacylglycerol bildet Die G12 13 Proteine konnen uber eine Aktivierung von Rho GTPase verschiedene andere Signaltransduktionswege regulieren Die Gi o Proteine konnen einerseits uber ihre a Untereinheit die Adenylylcyclase hemmen und andererseits uber ihre bg Untereinheit die Phosphoinositid 3 Kinase stimulieren Enzym gekoppelte Signalwege Bearbeiten Enzym gekoppelte Rezeptoren sind die dritte wichtige Gruppe von Zelloberflachen Rezeptoren und lassen sich in sechs Klassen gliedern Rezeptor Tyrosinkinasen welche zum Beispiel den MAP Kinase Weg und den PI3 Kinase Signalweg aktivieren konnen Tyrosinkinase gekoppelte Rezeptoren zu welchen viele Cytokinrezeptoren zahlen die etwa den JAK STAT Signalweg aktivieren konnen Tyrosin Phosphatasen fur welche unter anderem das CD45 Protein und SHP1 2 ein Substrat ist Rezeptor Serin Threoninkinasen durch welche beispielsweise der TGF Signalweg aktiviert wird Rezeptor Guanylyl Cyclasen welche Guanylylcyclase Aktivitat haben Histidinkinase gekoppelte Rezeptoren welche bei Bakterien die Chemotaxis vermitteln und auch in Pflanzen gefunden wurden nicht aber in Tieren Signalweiterleitung BearbeitenVon jedem der oben genannten Rezeptor Typen konnen verschiedene Signalwege ausgehen Die Weiterleitung Transduktion der von einem Rezeptor aufgenommenen ausseren oder inneren Signale zu Effektorproteinen innerhalb der Zelle ist die eigentliche Aufgabe der Signaltransduktion Dies erfolgt durch koordinierte Protein Protein Interaktionen und einer Aktivierung von zwischengeschalteten Signalproteinen welche wiederum weitere intrazellulare Signalproteine aktivieren konnen Wahrend der Signaltransduktion wird das Signal oft amplifiziert indem ein aktiviertes Proteinmolekul mehrere Effektormolekule aktivieren kann Beispielsweise kann ein einziges durch ein Photon aktiviertes Rhodopsinmolekul der Photorezeptor in der Netzhaut der fur das Sehen verantwortlich ist bis zu 2000 Transducinmolekule aktivieren Second Messenger Bearbeiten Eine besondere Bedeutung kommt den Second Messengern zu die sekundare Botenstoffe des Zellstoffwechsels sind Bekannte Beispiele sind cyclisches Adenosinmonophosphat cAMP cyclisches Guanosinmonophosphat cGMP Inositoltrisphosphat IP3 Diacylglycerol DAG und Calciumionen Ca2 Sie stellen Zwischenstationen der Signaltransduktion dar und konnen ihrerseits verschiedene Signalwege aktivieren Sie eignen sich daher als Schnittstellen fur verschiedene Signaltransduktionswege und spielen bei der Erforschung von Signaltransduktionsprozessen eine grosse Rolle Die vielen Signaltransduktionswege sind untereinander vernetzt und erlauben ausserdem zellspezifische Reaktionen Modifikation von Signalproteinen Bearbeiten Man kennt mittlerweile verschiedene Ereignisse die die Konformation eines Signalproteins verandern Phosphorylierung durch Kinasen bzw die Dephosphorylierung durch Phosphatasen die direkte Interaktion zwischen zwei Proteinen die Bindung der Nukleotide GDP und GTP oder cyclischer Nukleotide wie cAMP und cGMP sowie andere Ereignisse wie beispielsweise die Bindung von Calcium Ionen und Acetylierungen Signalprozesse werden haufig erst durch Rekrutierung von Signalproteinen in spezifische Zellkompartimente oder durch lokale Akkumulation und Bindung an ihre Reaktionspartner Signalkomplexe bzw Gerustproteinen Scaffolds ermoglicht Signalweiterleitung durch Proteolyse Bearbeiten Einige etwa in der Morphogenese oder Apoptose wichtige Signalwege beruhen auf Proteolyse Hierbei spaltet ein Signalprotein ein anderes und fuhrt so zu einer Aktivierung Signalwege die auf Proteolyse beruhen sind unter anderem der Notch Signalweg der Wnt Signalweg der Hedgehog Signalweg der NF kB Signalweg und Signalwege in der Apoptose Aktivierung von Effektorproteinen BearbeitenZiel des Signaltransduktionsprozesses ist die Aktivierung von Effektorproteinen die eine spezifische zellulare Antwort auslosen Effektorproteine sind beispielsweise Transkriptionsfaktoren die die Transkription bestimmter Gene aktivieren Literatur BearbeitenBruce Alberts et al Lehrbuch der molekularen Zellbiologie 2 korrigierte Auflage Wiley VCH Weinheim u a 2001 ISBN 3 527 30493 2 Bruce Alberts et al Molecular biology of the cell 5 Auflage Garland Science New York NY u a 2008 ISBN 978 0 8153 4106 2 Kapitel 15 Rolf Knippers Molekulare Genetik 9 komplett uberarbeitete Auflage Thieme Stuttgart u a 2006 ISBN 3 13 477009 1 Sabine Schmitz Der Experimentator Zellkultur Elsevier Spektrum Akademischer Verlag Munchen 2007 ISBN 978 3 8274 1564 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Signal transduction Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien BioCarta Charting Pathways of LifeNormdaten Sachbegriff GND 4318717 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Signaltransduktion amp oldid 231526002