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Adenylylcyclasen AC fruher Adenylatcyclasen genannt zahlen zu den molekulspaltenden Enzyme zur Klasse der Lyasen Bei hoheren Organismen sind sie wichtige Vermittler zwischen primaren Botenstoffen zum Beispiel verschiedenen Hormonen die an der Aussenseite der Zellmembran binden und zellinternen sekundaren Botenstoffen englisch second messenger die innerhalb der Zelle die Wirkung dieser Hormone veranlassen 1 AdenylylcyclasenSchematische Darstellung der Adenylylcyclase eingebettet in die ZellmembranBezeichnerGen Name n ADCY1 ADCY2 ADCY3 ADCY4 ADCY5 ADCY6 ADCY7 ADCY8 ADCY9 ADCY10EnzymklassifikationEC Kategorie 4 6 1 1 LyaseSubstrat ATPProdukte cAMP DiphosphatVorkommenUbergeordnetes Taxon LebewesenBei der Signaltransduktion bindet beispielsweise ein Hormonmolekul an einen passenden G Protein gekoppelten Rezeptor Dieser koppelt an ein entsprechendes G Protein das darauf zerfallt und so eine Untereinheit freigibt die ihrerseits eine Adenylylcyclase aktiviert Diese bildet dann im Zellinnenraum den sekundaren Botenstoff cyclisches Adenosinmonophosphat cAMP aus Adenosintriphosphat ATP durch Ringschluss Adenylylcyclasen kommen in nahezu allen Lebewesen vor Beim Menschen sind von ihr derzeit zehn uberwiegend an die Zellmembran gebundene Isoenzyme bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Einteilung 3 Struktur 4 Funktion 4 1 Katalyse der cAMP Produktion 4 2 Regulation 5 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenAdenylylcyclasen sind in der belebten Natur weit verbreitet Bereits einfache einzellige eukaryotische Lebewesen wie Paramecium Euglena und Dictyostelium sowie einige Prokaryoten nutzen Adenylylcyclasen zur Umwandlung von ATP in cAMP Daruber hinaus nutzen einige prokaryotische Krankheitserreger die Funktion der Adenylylcyclasen oder des cAMPs hoherer Lebewesen indem sie selbst Adenylylcyclasen oder Aktivatoren von Adenylylcyclasen bilden und freisetzen 2 So wird beispielsweise die Invasivitat des Cholera Erregers Vibrio cholerae auf das indirekt Adenylylcyclasen aktivierende Choleratoxin zuruckgefuhrt Die freigesetzten Adenylylcyclasen von Bordetella pertussis und Bacillus anthracis welche erst im Korper des Wirtsorganismus aktiviert werden sind Bestandteil von deren toxischem Prinzip Einteilung BearbeitenDie Adenylylcyclasen gehoren zur Gruppe der Lyasen Klassisch werden die Adenylylcyclasen in drei Hauptklassen unterteilt Die Klasse I umfasst die Adenylylcyclasen gramnegativer Bakterien Adenylylcyclasen der Klasse II spielen als toxischen Proteine prokaryotischer Krankheitserreger eine Rolle sind vom Protein Calmodulin des Wirtsorganismus abhangig Zahlenmassig am grossten sind die Adenylylcyclasen der Klasse III Sie umfasst alle eukaryotischen Adenylylcyclasen sowie zahlreiche prokaryotische Enzyme Seltener werden weitere drei Klassen IV VI von Adenylylcyclasen erwahnt 3 Die Adenylylcyclasen des Menschen umfassen 10 verschiedene Isoenzyme und werden als AC1 bis AC10 oder AC I bis AC X bezeichnet Die Isoenzyme AC1 bis AC9 sind membranstandige Proteine Das auch als losliche Adenylylcyclase sAC von soluble adenylyl cyclase bezeichnete Isoenzym AC10 ist ein cytosolisches Protein das uberwiegend in speziellen Zellkompartimenten lokalisiert vorkommt 4 Daruber hinaus unterscheiden sich die Isoenzyme der Adenylylcyclasen in ihren Regulationsmechanismen Adenylylcyclasen des Menschen AC1 AC2 AC3 AC4 AC5 AC6 AC7 AC8 AC9 AC10Synonym sACVorkommen Gehirn Neben nieren Gehirn Lunge Skelett muskulatur Riech epithel Gehirn Neben nieren Fett gewebe Pankreas ubiquitar Herz Gehirn Herz Nieren Gehirn Leber Gehirn Blut plattchen Herz Milz Lunge Gehirn Lunge Skelett muskulatur Herz Gehirn Pankreas Keim zellenGenetikGen Name ADCY1 ADCY2 ADCY3 ADCY4 ADCY5 ADCY6 ADCY7 ADCY8 ADCY9 ADCY10Genlocus 7p13 p12 5p15 3 2p24 p22 14q11 2 3q13 2 q21 12q12 q13 16q12 1 8q24 16p13 3 1q24ProteinUniProt Bez Q08828 Q08462 O60266 Q8NFM4 O95622 O43306 P51828 P40145 O60503 Q96PN6Lange Aminosauren 1119 1091 1144 1077 1261 1168 1080 1251 1353 1610Regulation aGas 0Gai o 0Gbg 0 0Ca2 Calmodulin b 0 0 0 Adenosin Forskolin 0 0a Aktivierung 0 ohne Effekt Inhibition b Ca2 Effekte bei niedrigen lt 1 µM Ca2 Konzentrationen 3 5 Struktur Bearbeiten nbsp Oberflachenmodell einer Adenylylcyclase in der Bindungsfurche ist Forskolin grun Stabmodell dargestellt nbsp Modell der Tertiarstruktur der cytosolischen Domanen einer Adenylylcyclase rot C1 gelb C2 in Komplex mit einem G Protein blau Gas und dem Substrat ATP sowie dem Aktivator Forskolin grun Die in der belebten Natur vorkommenden Adenylylcyclasen haben unterschiedliche Bauplane Allen gemeinsam ist eine fur die Cyclase Funktion essenzielle homologe Proteindomane Die membranstandigen Adenylylcyclasen mehrzelliger Tiere Metazoa bestehen aus je zwei Transmembrandomanen mit je sechs a Helices M1 und M2 und zwei cytosolischen Cyclase Homologie Domanen C1 und C2 Die beiden etwa 40 kDa grossen Domanen lassen sich weiter in katalytische C1a und C2a und regulatorische Subdomanen unterteilen C1b und C2b Die katalytischen Subdomanen weisen ein hohes Mass an Homologie auf 6 Die dreidimensionale Struktur der katalytischen Subdomanen verschiedener tierischer Adenylylcyclasen konnte mit Hilfe der Rontgenstrukturanalyse aufgeklart werden Mit Hilfe dieser Technik konnte fur die katalytischen Subdomanen eine aus einem babbab Motiv bestehende Struktur welche beispielsweise auch bei einigen DNA Polymerasen vorkommt bestatigt werden Beide katalytische Domanen interagieren miteinander unter Bildung einer funktionellen Einheit An der Kontaktseite beider Untereinheiten besitzt die gebildete C1a C2a Einheit eine Furche mit einer Bindungsstelle fur das Substrat ATP Ebenfalls in dieser Furche ist eine weitere Bindungsstelle fur den Aktivator Forskolin einem Diterpen aus dem Harfenstrauch Plectranthus barbatus enthalten Die Bindungsstelle fur die stimulierenden G Proteine Gs und Golf umfasst einen kleinen Anteil des N Terminus der C1a Subdomane und einen grosseren Anteil der C2a Subdomane Daruber hinaus wird eine weitere Bindungsstelle an der regulatorischen C1b Subdomane vermutet Die postulierte Bindungsstelle fur inhibitorische G Proteine Gi o Familie an der C1a Subdomane ist von der Bindungsstelle stimulierender G Proteine verschieden 5 Funktion BearbeitenKatalyse der cAMP Produktion Bearbeiten Die Adenylylcyclase katalysiert die Bildung von cAMP aus ATP unter Abspaltung von Pyrophosphat Je nach Isoenzym werden von einem Molekul Adenylylcyclase zwischen einem und 100 Substratmolekulen pro Sekunde umgesetzt Die jeweiligen Michaeliskonstanten Km welche der Substratkonzentration bei halbmaximaler Umsatzgeschwindigkeit entsprechen betragen zwischen 30 und 400 µM 5 nbsp Adenylylcyclasen AC katalysieren die intramolekulare Ringbildung von ATP zu cAMP bei der unter Abspaltung von Pyrophosphat der verbliebene Phosphatrest mit den Hydroxygruppen in 3 und 5 Position des Adenosins durch Esterbindungen verknupft wird Bei Vertebraten und Invertebraten z B Aplysia hat cAMP die Funktion eines Second Messengers 7 Das Enzym ist also ein Bestandteil der Signalkaskade zur Weiterleitung von Signalen innerhalb von Zellen Es ist auch oft verbunden mit einer Stimulierung der Transmitterfreisetzung und der Signalweiterleitung mit einer Steigerung der Herzfrequenz und einer Relaxation glatter Muskulatur Die Adenylylcyclase ist somit fur die Weiterleitung von Reizen sowie fur die Wirkung zahlreicher Hormone beispielsweise Glucagon und Adrenalin und Neurotransmitter beispielsweise Serotonin verantwortlich Regulation Bearbeiten nbsp 2 5 Didesoxyadenosin 3 triphosphat nbsp DidesoxyadenosintriphosphatIm menschlichen Organismus wird die Aktivitat der Adenylylcyclasen physiologisch insbesondere von den bei der Signaltransduktion beteiligten G Proteinen reguliert Stimulierende G Proteine der Familie Gs olf begunstigen eine geschlossene Konformation der dimeren katalytischen Einheit der Adenylylcyclase und aktivieren somit deren Enzymfunktion Inhibitorische Gi o Proteine fuhren uber eine Stabilisierung der offenen Konformation zu einer Hemmung der Adenylylcyclasefunktion Einige Isoenzyme der Adenylylcyclase AC1 AC3 und AC8 werden zusatzlich durch Calcium Calmodulin reguliert Daruber hinaus konnen die Adenylylcyclasen pharmakologisch reguliert werden Das Diterpen Forskolin ist ein nichtselektiver Aktivator der Adenylylcyclasen der alle menschlichen Adenylylcyclasen mit Ausnahme der AC9 aktiviert Die Entdeckung dass Adenosin nichtselektiv alle Adenylylcyclasen hemmt fuhrte zu Entwicklung zahlreicher Nukleosid und Nukleotid Analoga Sie fuhren zumeist als sogenannte P Site Inhibitoren der Adenylylcyclasen zu einer nicht oder unkompetitiven Hemmung die auf verschiedenen Mechanismen beruht Fur ihre inhibitorische Wirkung benotigen die Nukleosid Analoga wie beispielsweise 2 Desoxyadenosin zelleigenes Pyrophosphat als Co Inhibitor Ihre inhibitorische Potenz wird von den Pyrophosphat unabhangigen Nukleotid Analoga wie beispielsweise 2 5 Didesoxyadenosin 3 tetraphosphat 2 5 Didesoxyadenosin 3 triphosphat ubertroffen 8 Daruber hinaus konnen die Adenylylcyclasen kompetitiv von nukleotidischen Substratanaloga wie beispielsweise b L 2 3 Didesoxy 5 Adenosintriphosphat durch Verdrangung des Substrats ATP gehemmt werden Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Adenylat Cyclase In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 13 Juni 2011 D M Cooper Regulation and organization of adenylyl cyclases and cAMP In Biochem J Band 375 Pt 3 November 2003 S 517 529 doi 10 1042 BJ20031061 PMID 12940771 PMC 1223734 freier Volltext a b Roger A Johnson Encyclopedia of molecular pharmacology Hrsg Walter Rosenthal Stefan Offermanns Springer Berlin 2008 ISBN 3 540 38916 4 Adenylate cyclases S 28 37 J H Zippin Y Chen P Nahirney u a Compartmentalization of bicarbonate sensitive adenylyl cyclase in distinct signaling microdomains In FASEB J Band 17 Nr 1 Januar 2003 S 82 84 doi 10 1096 fj 02 0598fje PMID 12475901 a b c W J Tang J H Hurley Catalytic mechanism and regulation of mammalian adenylyl cyclases In Mol Pharmacol Band 54 Nr 2 August 1998 S 231 240 PMID 9687563 J H Hurley Structure mechanism and regulation of mammalian adenylyl cyclase In J Biol Chem Band 274 Nr 12 Marz 1999 S 7599 7602 PMID 10075642 Eric Kandel Principles of Neural Science Fourth Edition McGraw Hill Companies Incorporated 2000 ISBN 0 8385 7701 6 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche C W Dessauer J J Tesmer S R Sprang A G Gilman The interactions of adenylate cyclases with P site inhibitors In Trends Pharmacol Sci Band 20 Nr 5 Mai 1999 S 205 210 PMID 10354616 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adenylylcyclasen amp oldid 224433654