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Second messenger ist ein englischer Fachterminus der Biologie und Medizin den man mit sekundarer Botenstoff ins Deutsche ubersetzen kann Auch sekundarer Messenger oder Sekundarsignal sind in der Fachliteratur anzutreffende synonyme Begriffe Ein second messenger ist eine intrazellulare chemische Substanz deren Konzentration als Antwort auf ein Primarsignal first messenger Ligand verandert wird Der second messenger dient der intrazellularen Weiterleitung eines von aussen extrazellular kommenden primaren Signals das die Zellmembran nicht passieren kann Das Primarsignal ubertragt Signale zwischen Zellen der second messenger dient der Signalubertragung innerhalb der Zelle ist also intrazellular Dabei steht der second messenger oft nur am Anfang einer oder mehrerer langerer intrazellularer Signalketten die auch der Signalverstarkung dienen und schliesslich zu einer Zellantwort auf das Primarsignal fuhren Second messenger wurden zunachst fur die Signalweiterleitung hydrophiler Hormone wie z B Insulin Glucagon und Adrenalin oder Neurotransmitter wie z B Glutamat beschrieben Abb 1 Second Messenger Systeme Second messenger grun eingerahmte Verbindungen ihre Entstehung aus ATP bzw Phosphatidylinositol bisphosphat beide vereinfacht dargestellt und einige Zielenzyme Auch Ca wird haufig als second messenger klassifiziert steht aber in der Hierarchie eine Stufe darunter d h wird erst durch IP3 Wirkung ausgeschuttet ARA Arachidonsaure DAG 1 2 DiacylglycerineDie Abbildung 1 behandelt exemplarisch die beiden am haufigsten vorkommenden und am langsten bekannten second messenger Systeme cAMP und IP3 Weitere Vertreter der Klasse sind cyclisches GMP cGMP ein cAMP analoges Nukleotid aber auch Gase wie Stickstoffmonoxid und moglicherweise Kohlenstoffmonoxid Inhaltsverzeichnis 1 Cyclisches Adenosinmonophosphat cAMP als second messenger 1 1 Bildung 1 2 Wirkung 1 3 Abbau 2 Cyclisches Guanosinmonophosphat cGMP als second messenger 3 Inositol 1 4 5 trisphosphat IP3 als second messenger 4 Calciumionen als second messenger 5 Stickstoffmonoxid NO als second messenger 6 Literatur 7 WeblinksCyclisches Adenosinmonophosphat cAMP als second messenger Bearbeiten nbsp Abb 2 Aktivierung der Gentranskription durch cAMP als Second Messenger Bildung Bearbeiten ATP ist die Vorstufe des am langsten bekannten sekundaren Messengermolekuls des cyclischen AMP cAMP Dieses wird durch Adenylylcyclase Adenylatcyclase AC gebildet die ihrerseits haufig durch die a Untereinheit eines G Proteins Gs aktiviert wird Wirkung Bearbeiten Die Wirkung von cAMP beruht hauptsachlich auf der Aktivierung der cAMP abhangigen Proteinkinase A PKA die Phosphatgruppen auf Proteine ubertragt Diese phosphorylierten Proteine konnen unterschiedliche Funktionen ausuben Die phosphorylierten Proteine dienen als aktivierte Enzyme Ein Beispiel hierfur ist die Zellantwort von Muskelzellen auf Adrenalin Innerhalb von Sekunden kommt es dabei zu einer Glucosefreisetzung aus Glykogen Die phosphorylierten Proteine dienen als aktivierte Transkriptionsfaktoren bzw Genregulatorproteine Eine typische Signalkette sieht vereinfacht so aus Hormon oder Neurotransmitter Rezeptor G Protein Adenylatcyclase cyclisches AMP cAMP Genregulatorprotein Gentranskription Genprodukt e Siehe Abbildung 2 Vom Primarsignal bis zur Zellantwort konnen hier Minuten bis Stunden vergehen Abbau Bearbeiten Die Lebensdauer von cAMP wird durch die grosse Familie der Phosphodiesterasen PDE limitiert Die bekannten Wirkungen von Koffein gehen zumindest teilweise darauf zuruck dass dieses methylierte Xanthin ein Inhibitor der PDE ist cAMP wird also nicht so schnell abgebaut Andererseits besteht eine Wirkung des Insulins in der Aktivierung der PDE in der Leber Dadurch sinkt die cAMP Konzentration und gleichzeitig die Bereitstellung von Glucose Cyclisches Guanosinmonophosphat cGMP als second messenger BearbeitenCyclisches Guanosinmonophosphat cGMP ist dem cAMP chemisch sehr ahnlich und wird analog cAMP von einer Guanylylcyclase aus GTP erzeugt Die Guanylylcyclase kann dabei entweder membrangebunden oder loslich vorliegen cGMP ubt zwei Funktionen aus Es kann cGMP abhangige Proteinkinasen aktivieren oder den Offnungszustand von Kationenkanalen beeinflussen Letzteres spielt z B bei der visuellen Signaltransduktion also beim Sehvorgang in den Lichtsinneszellen eine wichtige Rolle Die Zellantwort auf Belichtung ist hier allerdings nicht der Auf sondern der Abbau von cGMP Ein einziges absorbiertes Photon kann uber einen G Protein gekoppelten Prozess zur Hydrolyse von ca Hunderttausend cGMP Molekulen fuhren Inositol 1 4 5 trisphosphat IP3 als second messenger BearbeitenEin weiteres bedeutendes und dazu weit verzweigtes Signalsystem leitet sich von den Phospholipiden der Zellmembran hier insbesondere von Phosphatidylinositolbisphosphat PIP2 ab Bei dieser Signalubertragung wird uber das G Protein nicht die Adenylatcyclase sondern das membrangebundene Enzym Phospholipase C PLC aktiviert Diese spaltet PIP2 in Inositoltrisphosphat IP3 und Diacylglycerol DAG Ersteres bewirkt uber die Aktivierung von IP3 Rezeptoren die Freisetzung von Calciumionen aus intrazellularen Calciumspeichern z B aus dem ER letzteres ist zusammen mit Calcium ein Aktivator der Ca2 abhangigen Proteinkinase C PKC Wie bei der Proteinkinase A werden von Proteinkinase C nun Proteine phosphoryliert Die Wirkungen sind ahnlich vielfaltig Eine alternative Prozessierung PIP2 verwandter Phospholipide besteht in der Abspaltung der Arachidonsaure ARA durch Phospholipase A2 PLA2 Arachidonsaure C20 4 stimuliert einerseits Sekretionsprozesse und ist andererseits die Quelle der Prostaglandine einer besonderen Klasse von Gewebshormonen Calciumionen als second messenger BearbeitenCalciumionen Ca2 sind zentrale Signalionen innerhalb der Zelle auch wenn diese meist nicht am Anfang einer intrazellularen Signalkette stehen Durch Hormone oder elektrische Stimulation kann ein Anstieg der Calciumkonzentration der Zelle erfolgen Die freie Calciumionenkonzentration ist in einer nicht erregten Zelle im Vergleich zum Aussenmedium extrem niedrig Durch das Offnen spezifischer Ionenkanale kann die Konzentration um mehrere Zehnerpotenzen erhoht werden Calciumionen haben eine Vielzahl unterschiedlicher Effekte und wirken auf viele wichtige Prozesse beispielsweise bei der Kontraktion von Muskeln bei der Zellteilung der Sekretion der Genexpression oder bei Reaktion mit dem Intermediarstoffwechsel Bei Pflanzen spielt es unter anderem bei der Auslosung bestimmter Wachstumsprozesse eine wichtige Rolle Calciumionen konnen auf zwei unterschiedliche Weisen als Signalmolekul fungieren Entweder besitzen Zielmolekule wie Proteinkinase C Villin oder Phospholipase A2 eine spezifische Bindestelle fur Calciumionen Die Aktivitat dieser Molekule wird durch die Calciumionen direkt beeinflusst Ein in allen Eukaryonten vorkommendes und weit verbreitetes Zielprotein ist Calmodulin was vier Calciumionen binden kann Dieses kann im calciumgebundenen Zustand wiederum an andere Proteine andocken und jene aktivieren Hier wirkt Calcium indirekt Stickstoffmonoxid NO als second messenger BearbeitenDas gasformige Stickstoffmonoxid NO kann ebenfalls als second messenger fungieren Ursprunglich wurde die Bedeutung von NO als Botenstoff im Zusammenhang mit der Kontraktion und Entspannung von Blutgefassen entdeckt Mittlerweile ist bekannt dass fast jede Zelle in Saugern durch NO reguliert werden kann und dass es als universaler Botenstoff fur die intra und interzellulare Kommunikation dient NO wird enzymatisch aus der Aminosaure L Arginin gebildet was eine Stickstoffmonoxidsynthase NO Synthase NOS katalysiert Hierbei entsteht Citrullin das im Harnstoffzyklus wieder zu Arginin regeneriert werden kann Die NO Synthasen sind als Dimere aktiv und konnen als inaktive Monomere vorliegen Es gibt drei verschiedene NO Synthasen die unterschiedlich sensitiv auf Calciumionen reagieren Eine Form NOS II wird hierbei aber nicht durch Calciumionen reguliert sondern durch die Transkription seiner mRNA Die NO Synthase benotigt verschiedene Cofaktoren wie beispielsweise FAD Ham oder und Sauerstoff NO ist ein kleines wasserlosliches Molekul das Biomembranen ungehindert passieren kann Da es als Radikal vorliegt hat es in Wasser nur eine kurze Lebensdauer von ca 4 Sekunden Es reagiert mit Sauerstoff Fe II in Hamen und SH Gruppen was die Bildung von S Nitrosylgruppen RS NO nach sich zieht Enzymgebunden ist NO wesentlich langer stabil als frei in Losung Durch extra oder intrazellulare Signale wird die Bildung von NO stimuliert Es kann dabei innerhalb derselben Zelle als Botenstoff dienen oder ein Signal einer benachbarten Zelle auslosen Daher hat es sowohl die Eigenschaft eines autokrinen oder parakrinen Hormons als auch eines intrazellularen Botenstoffs Physiologisch ubt NO sowohl eine regulatorische als auch eine toxische Funktion aus Letztere spielt insbesondere im Nervensystem eine Rolle Moglicherweise wird wahrend eines Schlaganfalles eine erhohte Menge an NO gebildet das zum Absterben von Nervenzellen fuhrt Die regulatorische Funktion von Stickstoffmonoxid ist vielfaltig da es mit vielen Effektorproteinen reagieren kann So kann NO beispielsweise eine NO sensitive Guanylylcyclase aktivieren so dass die Menge an cGMP steigt Dies hat vielfaltige Folgen siehe oben Ein weiteres Effektormolekul ist Hamoglobin das an einer reaktiven Cysteingruppe Cys 93 und am Eisenatom durch NO nitrolysiert werden kann Durch diese Prozesse konnen Erythrozyten Stickstoffmonoxid speichern und durch die Blutgefasse transportieren In Abhangigkeit vom Sauerstoffgehalt dissoziiert NO wieder ab und kann mit Glutathion oder anderen Cysteinen reagieren Dadurch gelangt NO schliesslich ins Endothel kleiner Blutgefasse und bewirkt dort eine Weitung dieser Blutgefasse Das geformte cGMP aktiviert die Proteinkinase G die dann die Mysoin light chain Kinase phosphoryliert Die phosphorylierte MLCK kann nicht mehr die Myosin light chain in der glatten Muskulatur aktivieren weswegen keine Kontraktion moglich ist Es kommt zu einer Entspannung der glatten Muskulatur und damit zu einer Vasodilatation Literatur BearbeitenGerhard Krauss Biochemistry of Signal Transduction and Regulation Wiley VCH Verlag GmbH amp Co KGaA 4 erweiterte und verbesserte Auflage 2008 ISBN 978 3 527 31397 6 S 327ff Bruce Alberts Dennis Bray Karen Hopkin Alexander Johnson Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Peter Walter Lutz Nover Hrsg und Pascal von Koskull Doring Hrsg Lehrbuch der Molekularen Zellbiologie Wiley VCH 3 vollstandig uberarbeitete Auflage 2005 ISBN 978 3 527 31160 6 Rolf Knippers Molekulare Genetik Thieme Stuttgart 9 kompl uberarb Auflage 2006 ISBN 978 3 13 477009 4Weblinks BearbeitenSignalubertragungen zwischen Zellen Mario Hupfeld Normdaten Sachbegriff GND 4243447 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Second Messenger amp oldid 199631939