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Der Harnstoffzyklus auch Ornithin oder Krebs Henseleit Zyklus 1932 an der Uniklinik Freiburg von Hans Adolf Krebs und Kurt Henseleit entdeckt ist eine biochemische Kaskade bei Saugetieren die stickstoffhaltige Abbauprodukte vor allem Ammonium zu Harnstoff umwandelt der dann uber die Niere ausgeschieden wird Bei Vogeln und an Land lebenden Echsen wird stattdessen Harnsaure produziert und ausgeschieden Fische benotigen keine Umwandlung von Ammoniak bei ihnen bietet die Haut mit direktem Kontakt zum Wasser den einfachen Weg der Osmose Gedenktafel an der Uniklinik FreiburgDie Harnstoffbildung findet in den Leberzellen Hepatozyten und zu einem kleineren Teil in der Niere statt Der Zyklus ist teilweise im Mitochondrium teilweise im Cytosol lokalisiert weshalb Transportproteine notwendig sind Inhaltsverzeichnis 1 Reaktionen des Harnstoffzyklus 1 1 Kaskade im Mitochondrium 1 2 Kaskade im Cytosol 1 3 Aspartatzyklus 2 Energiebilanz 3 Medizinische Bedeutung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseReaktionen des Harnstoffzyklus Bearbeiten nbsp Schema des Harnstoffzyklus Die Reaktionen finden sowohl im Mitochondrium oben als auch im Cytosol unten statt 1 L Ornithin 2 Carbamoylphosphat 3 L Citrullin 4 Argininosuccinat 5 Fumarat 6 L Arginin 7 Harnstoff L Asp L Aspartat CPS 1 Carbamoylphosphat Synthetase I OTC Ornithin Transcarbamylase ASS Argininosuccinat Synthase ASL Argininosuccinat Lyase ARG1 Arginase 1Kaskade im Mitochondrium Bearbeiten Teilreaktionen der CPS I durch Carbamoylphosphat Synthetase I katalysiert Hydrogencarbonate werden phosphoryliert und damit aktiviert 1 ATP abhangige Reaktion Anlagerung von Ammoniak unter Abspaltung des Phosphatrests es entsteht Carbamat Carbamat wird wieder phosphoryliert und damit aktiviert 2 ATP abhangige Reaktion Am Ende steht Carbamoylphosphat welches das Eintrittsprodukt in den eigentlichen Harnstoffzyklus im Cytosol ist Katalysiert werden beide Schritte durch die Carbamoylphosphat Synthetase I Da es keinen Carrier zum Transport von Carbamoylphosphat aus dem Mitochondrium gibt muss zunachst ein Umweg uber Ornithin Citrullin stattfinden Beides sind nicht proteinogene alpha L Aminosauren sie unterscheiden sich genau durch den Carbamat Rest und fur sie existieren Carrier Carbamoylphosphat wird also unter Dephosphorylierung auf Ornithin uberfuhrt wodurch Citrullin entsteht Die Reaktion wird durch die Ornithin Transcarbamylase katalysiert Citrullin wird uber die mitochondriellen Ornithin Transporter 1 und 2 im Antiport gegen Ornithin in das Cytosol transportiert Kaskade im Cytosol Bearbeiten Citrullin wird im Cytosol unter Anlagerung von L Aspartat ATP abhangig zu Argininosuccinat umgesetzt katalysiert durch das Enzym Argininosuccinat Synthase ASS Anschliessend erfolgt die durch Argininosuccinat Lyase ASL vermittelte Reaktion von Argininosuccinat zu Arginin unter Abspaltung von Fumarat Im letzten Schritt katalysiert das Enzym Arginase 1 ARG1 die Umwandlung von Arginin zu Ornithin unter Verbrauch von H2O Der dabei anfallende Isoharnstoff steht mit Harnstoff im Gleichgewicht Aspartatzyklus Bearbeiten Der Aspartatzyklus dient der Ruckgewinnung von Aspartat aus Fumarat Die Reaktionen entsprechen denen des Citratzyklus Fumarat wird durch die zytosolischen Enzyme Fumarase und Malat Dehydrogenase erst in Malat und danach in Oxalacetat umgewandelt Bei der Oxidation von Malat zu Oxalacetat wird NAD zu NADH reduziert Das Oxalacetat wird mit einer a Aminosaure zu L Aspartat transaminiert Als a Aminosaure dient meist Glutaminsaure das bei der Transaminierung zu der a Ketosaure a Ketoglutarat deaminiert wird Das katalysierende Enzym ist die Aspartat Aminotransferase Oxalacetat kann alternativ auch in die Gluconeogenese eingeschleust werden oder uber Transporter anaplerotisch in den Citratzyklus im Mitochondrium gelangen Das von der zytosolischen Fumarase aus Fumarat gewonnene Malat kann auch uber den Malat Aspartat Shuttle zuruck ins Mitochondrium transportiert werden Energiebilanz BearbeitenDie Summengleichung des Harnstoffzyklus ist C O 2 N H 4 3 A T P A s p a r t a t 2 H 2 O displaystyle mathrm CO 2 NH 4 3 ATP Aspartat 2 H 2 O longrightarrow nbsp H a r n s t o f f 2 A D P 4 P i A M P F u m a r a t displaystyle mathrm Harnstoff 2 ADP 4 P i AMP Fumarat nbsp Bei der Synthese eines Harnstoffmolekuls werden vier energiereiche Verbindungen gespalten 3 ATP und ein Pyrophosphat Dies entspricht der Energie von 4 ATP Molekulen 1 Bei der Regeneration von Aspartat im Aspartatzyklus entsteht jedoch ein NADH F u m a r a t 2 H 2 O N A D O x a l a c e t a t N A D H H 3 O displaystyle mathrm Fumarat 2 H 2 O NAD longrightarrow Oxalacetat NADH H 3 O nbsp NADH wird in der Atmungskette im Mitochondrium zu ATP umgesetzt Ein NADH entspricht hier 2 5 ATP Medizinische Bedeutung Bearbeiten Hauptartikel Harnstoffzyklusdefekte Angeborene Defekte in den Enzymen des Harnstoffzyklus fuhren zu einem Anstieg des Ammonium Spiegels im Blut Hyperammonamie Im Harnstoffzyklus wird mit jedem Schritt ein Ammonium Ion in eine Aminosaure eingebaut und damit entfernt Daher ist die Stoffwechselstorung am schwersten wenn die fruhen Schritte des Harnstoffzyklus Carbamoylphosphat Synthetase und Ornithin Transcarbamoylase betroffen sind Defekte spaterer Schritte der Argininosuccinat Lyase und Arginase fuhren zu weniger schweren Krankheitsbildern Der Anstieg des Ammonium Spiegels fuhrt zu Storungen der Gehirnfunktion Enzephalopathie bis zum Koma Vor 1979 wurde mit Austauschtransfusion und Peritonealdialyse behandelt Seit 1979 wird auch Phenylacetat und Benzoat gegeben Phenylacetat und Benzoat reagieren mit Glutamin und Glycin zu Phenacetylglutamin und N Benzoylglycin Hippursaure die uber den Urin ausgeschieden werden und so Stickstoff entfernen 2 Siehe auch BearbeitenHarnpflichtLiteratur BearbeitenUlf Dettmer Malte Folkerts Eva Kachler Andreas Sonnichsen Intensivkurs Biochemie Elsevier Munchen 2005 ISBN 978 3 437 44450 0 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikibooks Biochemie und Pathobiochemie Harnstoffzyklus Lern und Lehrmaterialien The chemical logic behind the urea cycle englisch Urea synthesis reactome doi 10 3180 REACT 847 1Einzelnachweise Bearbeiten John L Tymoczko Lubert Stryer Stryer Biochemie 7 Auflage Spektrum Heidelberg 2012 ISBN 978 3 8274 2988 9 S 697 G M Enns et al Survival after Treatment with Phenylacetate and Benzoate for Urea Cycle Disorders In N Engl J Med Nr 356 2007 S 2282 2292 doi 10 1056 NEJMoa066596 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Harnstoffzyklus amp oldid 224371973