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UbergeordnetStoffwechsel der GlucoseGene OntologyQuickGO Die Gluconeogenese latinisierte Schreibung der Glukoneogenese eines Kompositums aus altgriechisch glykys glykys suss neos neos neu und genesis genesis Erzeugung ist die Bildung von D Glucose aus organischen Nicht Kohlenhydratvorstufen wie Pyruvat Oxalacetat und Dihydroxyacetonphosphat Der Stoffwechselweg ist universell bei allen Lebewesen anzutreffen Die Ausgangsstoffe sind beim Menschen und bei Wirbeltieren Aminosauren die aus dem Abbau von Proteinen stammen Pflanzen Pilze die meisten Bakterien und manche Invertebraten konnen durch den Glyoxylatzyklus Glucose auch aus Acetyl CoA und damit aus Fettsauren herstellen Inhaltsverzeichnis 1 Notwendigkeit der Gluconeogenese beim Menschen 2 Ablauf der Gluconeogenese 2 1 Zellulare Lokalisation 2 2 Reaktionsschritte 2 3 Pyruvat Carboxylase 3 Vergleich Gluconeogenese und Glykolyse 3 1 Energiebilanz im Vergleich zur Umkehrung der Glykolyse 3 2 Gluconeogenese und Glykolyse reziproke Regulation 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseNotwendigkeit der Gluconeogenese beim Menschen BearbeitenDer tagliche Glucosebedarf eines erwachsenen Menschen betragt im Ruhezustand ungefahr 200 g wobei davon allein 75 vom Gehirn ein Grossteil des Restes von Erythrozyten genutzt werden Die Menge an Glykogen die im Korper gespeichert ist betragt etwa 400 bis 450 g Davon sind etwa zwei Drittel in der Muskulatur gespeichert und etwa ein Drittel in der Leber Die verfugbare Menge an Glucose im Blut betragt etwa 5 mMol L was etwa 900 mg L also 90 mg dL entspricht Die Erythrozyten des Menschen und der Saugetiere besitzen keine Mitochondrien und sind daher zur Energiegewinnung vollstandig auf die Zufuhr von Glucose angewiesen welche sie uber die Glykolyse und anschliessende Milchsauregarung abbauen Das Gehirn deckt seinen enormen Bedarf an schnell verfugbarer Energie hauptsachlich ebenfalls durch Glucose Abbau Vor allem deshalb setzt bereits bei relativ kurzzeitigen Hungerperioden die Synthese von Glucose ein welche vor allem in der Leber und in der Nierenrinde stattfindet und weniger im Gehirn Skelett und Herzmuskel Durch den Aufbau von Glucose in der Gluconeogenese sinkt die Glucosekonzentration nie unter 3 5 mMol L etwa 600 mg L 60 mg dL Pro Tag konnen etwa 180 bis 200 g Glucose gebildet werden Ablauf der Gluconeogenese BearbeitenZellulare Lokalisation Bearbeiten Der Ablauf der Gluconeogenese ist bei Eukaryoten auf drei Kompartimente einer Zelle verteilt Der uberwiegende Teil findet im Cytosol statt Ein Reaktionsschritt erfolgt im Mitochondrium ein weiterer im glatten Endoplasmatischen Retikulum sER nach englisch smooth endoplasmic reticulum da das dafur jeweils notwendige Enzym Pyruvat Carboxylase bzw Glucose 6 Phosphatase nur hier vorhanden ist Reaktionsschritte Bearbeiten Ausgangsstoffe der Gluconeogenese sind entweder 1 Pyruvat oder Oxalacetat als Produkte des Aminosaureabbaus und der Milchsauregarung aus Lactat 2 Pyruvat anaerob im Muskel gebildet Cori Zyklus 3 Dihydroxyacetonphosphat als Derivat des Glycerins aus dem Fettabbau oder 4 Propionat welches beim Abbau ungeradzahliger Fettsauren nach dem letzten Schritt der b Oxidation zuruckbleibt Dieses wird von der Propionyl CoA Carboxylase und einer Racemase der Methylmalonyl CoA Epimerase zu Succinyl CoA umgesetzt aus dem im Zuge des Citratzyklus Oxalacetat entsteht 1 Im Folgenden ist der Aufbau von Glucose aus L Lactat dargestellt nbsp NAD NADH H nbsp Lactat Dehydrogenase nbsp HCO3 ATP ADP Pi nbsp Pyruvat Carboxylase nbsp GTP GDP CO2 nbsp PEPCK nbsp L Lactat Pyruvat Oxalacetat Phosphoenolpyruvat nbsp H2O Enolase nbsp nbsp Phospho glycerat Mutase nbsp nbsp ATP ADP nbsp Phospho glycerat kinase nbsp Phosphoenolpyruvat D 2 Phosphoglycerat D 3 Phosphoglycerat D 1 3 Bisphosphoglycerat nbsp NADH NAD H Pi nbsp Glycerinaldehyd 3 phosphat Dehydrogenase nbsp Triose phosphat Isomerase nbsp nbsp Fructose 1 6 bisphosphat Aldolase nbsp nbsp D 1 3 Bisphosphoglycerat D Glycerin aldehyd 3 phosphat Dihydroxy aceton phosphat b D Fructose 1 6 bisphosphat nbsp H2O Pi nbsp Fructose 1 6 bisphosphatase nbsp Glucose 6 phosphat Isomerase nbsp nbsp H2O Pi nbsp Glucose 6 Phosphatase nbsp b D Fructose 1 6 bisphosphat b D Fructose 6 phosphat a D Glucose 6 phosphat a D GlucoseDie Gluconeogenese entspricht nur teilweise der Umkehrreaktion der Glykolyse Bei der Glykolyse gibt es aber drei Reaktionen bei denen das chemische Gleichgewicht fast ausschliesslich auf der Seite der Reaktionsprodukte liegt Diese Schritte alle von Kinasen katalysiert sind die Umwandlung von Glucose in Glucose 6 phosphat von Fructose 6 phosphat in Fructose 1 6 bisphosphat und die Reaktion von Phosphoenolpyruvat PEP zu Pyruvat Um diese Reaktionen umzukehren musste die Zelle in der Lage sein extreme Konzentrationsverhaltnisse aufzubauen Daher sind diese drei Schritte in der Glykolyse de facto irreversibel und werden in der Gluconeogenese in umgekehrter Reihenfolge wie folgt umgangen die Carboxylierung von Pyruvat zu Oxalacetat unter ATP Verbrauch Pyruvat Carboxylase und die anschliessende phosphorylierende Decarboxylierung von Oxalacetat zu PEP unter GTP Verbrauch Phosphoenolpyruvat Carboxykinase in der Glycolyse lauft der umgekehrte Weg uber die Pyruvatkinase die Fructose 1 6 bisphosphatase katalysiert die Reaktion von Fructose 1 6 bisphosphat zu Fructose 6 phosphat dies ist die Umkehrreaktion der Phosphofructokinase 1 aus der Glycolyse Glucose 6 phosphat wird von der Glucose 6 Phosphatase zu Glucose umgesetzt in der Glykolyse katalysiert eine Hexokinase bzw die Glucokinase Hexokinase IV die Ruckreaktion Die anderen Umwandlungsprozesse befinden sich im Gleichgewicht weshalb diese auch bei der Gluconeogenese eine Rolle spielen Ein weiterer wichtiger Unterschied zur Glykolyse ist der Reaktionsort Wahrend diese ausschliesslich im Cytosol ablauft ist die Gluconeogenese auf drei Kompartimente verteilt Die Umwandlung von Pyruvat in Oxalacetat erfolgt im Lumen des Mitochondriums Oxalacetat kann die innere Membran des Mitochondriums aber nicht frei passieren und muss erst umgewandelt werden Dafur stehen zwei Wege zur Verfugung Entweder wird mitochondriales Oxalacetat in PEP durch eine mitochondriale PEP Carboxykinase uberfuhrt PEP verlasst dann das Mitochondrium durch ein spezielles Anionen Shuttlesystem 2 Im Cytoplasma wird PEP infolge der Gluconeogenese in Glucose umgesetzt nbsp Mogliches Modell des Glucose 6 phosphatsystems Am Ende der Gluconeogenese wird cytosolisches Glucose 6 phsophat Glc 6 P durch die Glucose 6 phosphat Translokase G6PT T1 ins ER gebracht Dort wird es durch eine Glucose 6 Phosphatase G6PT dephosphoryliert Anorganisches Phosphat Pi verlasst das ER durch einen Transporter T2 Glucose Glc selbst wird durch GLUT7 T3 und GLUT2 aus der Zelle gebracht Bei Hunger wird ein zweiter Weg fur den Transport eingeschlagen In der Leber wird L Alanin zu Pyruvat desaminiert und dient damit als Quelle fur Oxalacetat Im Hungerzustand ist die Menge an Reduktionsmittel in Form von NADH im Cytosol niedrig und im Mitochondrium hoch 3 Fur die Gluconeogenese wird jedoch NADH im Cytosol benotigt Um sowohl NADH wie auch Oxalacetat aus dem Mitochondrium in das Cytosol zu transportieren wird das sogenannte Malat Aspartat Shuttle System verwendet Hierbei wird das im Mitochondrium generierte Oxalacetat durch eine mitochondriale Malatdehydrogenase zu L Malat reduziert und kann dann durch die Innere Membran transloziert werden Fur den Transport steht neben dem Malat Aspartat Shuttle zusatzlich der mitochondriale Dicarboxylat Carrier zur Verfugung Im Cytosol oxidiert eine cytosolische Malatdehydrogenase Malat zu Oxalacetat wobei NAD zu NADH reduziert wird und in der Gluconeogenese eingesetzt wird Auch der letzte Reaktionsschritt der Gluconeogenese findet nicht im Cytosol statt sondern im Lumen des Endoplasmatischen Retikulums ER Den Transport ins ER und die Hydrolyse von Glucose 6 phosphat besorgt ein glucosespezifischer Membran Enzymkomplex aus Glucose 6 phosphat Translokase und Glucose 6 Phosphatase vergleiche auch Abbildung rechts Pyruvat Carboxylase Bearbeiten nbsp Strukturformel von BiotinDie Pyruvat Carboxylase ist nur mit ihrer prosthetischen Gruppe aktiv Biotin Biotin fungiert dabei als mobiler Carrier von aktiviertem Kohlenstoffdioxid Das Biotin ist uber seine Carboxygruppe an die e Aminogruppe eines spezifischen Lysinrestes gebunden Dadurch entsteht ein flexibler Arm wodurch die Biotingruppe von einem aktiven Zentrum zum zweiten schwingen kann Die Carboxylierung erfolgt in zwei Schritten 1 B i o t i n E n z y m A T P H C O 3 C O 2 B i o t i n E n z y m A D P P i displaystyle mathrm text 1 Biotin text Enzym ATP HCO 3 rightleftharpoons CO 2 sim Biotin text Enzym ADP P i nbsp 2 C O 2 B i o t i n E n z y m P y r u v a t B i o t i n E n z y m O x a l a c e t a t displaystyle mathrm text 2 CO 2 sim Biotin text Enzym Pyruvat rightleftharpoons Biotin text Enzym Oxalacetat nbsp D G o 19 7 k J m o l displaystyle mathrm Delta G o 19 7 kJ mol nbsp Die erste Teilreaktion ist abhangig von der Anwesenheit von Acetyl CoA ohne dieses ist keine Carboxylierung von Biotin moglich Diese Regulation ist eine Form von Allosterie da ein hoher Acetyl CoA Spiegel ein Zeichen fur mehr Bedarf an Oxalacetat im Citratzyklus ist Acetyl CoA ist ein starker und der einzige Effektor des Enzyms 4 Oxalacetat kann entweder fur die Glucogenese verwendet werden oder fliesst in den Citratzyklus ein Damit ist die katalysierte Reaktion der Pyruvat Carboxylase ein Beispiel einer anaplerotischen Reaktion Bei ATP Uberschuss wird das Oxalacetat in der Gluconeogenese verbraucht wodurch dieses nicht angereichert wird Der zweite Reaktionsschritt der Pyruvat Carboxylase ist Acetyl CoA unabhangig Vergleich Gluconeogenese und Glykolyse BearbeitenEnergiebilanz im Vergleich zur Umkehrung der Glykolyse Bearbeiten Fur die Biosynthese von einem Molekul Glucose werden ausgehend vom Pyruvat vier Molekule ATP und je zwei Molekule GTP und NADH benotigt 2 P y r u v a t 4 A T P 2 G T P 2 N A D H 6 H 2 O displaystyle mathrm 2 Pyruvat 4 ATP 2 GTP 2 NADH 6 H 2 O nbsp G l u c o s e 4 A D P 2 G D P 6 P i 2 N A D 2 H D G o 38 k J m o l displaystyle mathrm rightarrow Glucose 4 ADP 2 GDP 6 P i 2 NAD 2 H quad quad Delta G o 38kJ mol nbsp 5 Durch die unten aufgefuhrte Bilanz wird deutlich dass die obere Reaktion bevorzugt ablaufen wird da eine direkte Umkehrung der Glykolyse eine thermodynamisch ungunstige Reaktion darstellt 2 P y r u v a t 2 A T P 2 N A D H 2 H 2 O G l u c o s e 2 A D P 2 P i 2 N A D D G o 84 k J m o l displaystyle mathrm 2 Pyruvat 2 ATP 2 NADH 2 H 2 O rightarrow Glucose 2 ADP 2 P i 2 NAD quad quad quad Delta G o 84kJ mol nbsp Damit sind sechs ATP Aquivalente 2 GTP 4 ATP notig damit die Gluconeogenese zum Aufbau von einem Molekul Glucose ablaufen kann Gluconeogenese und Glykolyse reziproke Regulation Bearbeiten Die Gluconeogenese und die Glykolyse teilen sich mehrere enzymatische Reaktionen sind aber zwei vollig entgegenlaufende Stoffwechselwege Daher besteht die Notwendigkeit einer Regulation Sie findet an zwei Stellen statt bei den Reaktionen vom Pyruvat zum PEP und bei der Umsetzung von Fructose 1 6 bisphosphat zu Fructose 6 phosphat Zur ersten Reaktion die in der Glykolyse vorkommende Umwandlung von PEP in Pyruvat wird von der Pyruvatkinase katalysiert Die Aktivitat dieses Enzyms wird durch Fructose 1 6 bisphosphat erhoht und durch ATP und Alanin inhibiert Die Enzyme der Gluconeogenese Pyruvatcarboxylase und PEP Carboxykinase werden durch Acetyl CoA aktiviert und durch ADP gehemmt Da ATP durch Hydrolyse in ADP umgewandelt wird kann man bei dieser Art der Regulation zweier gegenlaufiger Reaktionen von reziproker Regulation sprechen Ein weiteres Beispiel bietet hierfur die unter 2 aufgefuhrte Reaktion Die bei der Glykolyse beteiligte Phosphofructokinase wird durch Fructose 2 6 bisphosphat und Adenosinmonophosphat AMP stimuliert jedoch unter anderem durch Citrat inhibiert Reziprok dazu findet die Regulation der an der Gluconeogenese beteiligten Fructose 1 6 bisphosphatase statt durch Citrat aktiviert und durch Fructose 2 6 bisphosphat und AMP gehemmt Literatur BearbeitenGeoffrey Zubay Biochemie 4 Auflage Mcgraw Hill Professional 1999 ISBN 3 89028 701 8 Donald Voet Judith G Voet Biochemie Wiley VCH 1994 ISBN 3 527 29249 7 Jeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 H Robert Horton Laurence A Moran K Gray Scrimgeour Marc D Perry J David Rawn Carsten Biele Ubersetzer Biochemie 4 aktualisierte Auflage Pearson Studium 2008 ISBN 978 3 8273 7312 0 Reginald Garrett Charles M Grisham Biochemistry International Student Edition 4 Auflage Cengage Learning Services 2009 ISBN 978 0 495 11464 2 David L Nelson Michael M Cox Albert L Lehninger Begr Lehninger Biochemie 4 vollst uberarb u erw Auflage Springer Berlin 2009 ISBN 978 3 540 68637 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Gluconeogenese Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wikibooks Gluconeogenese Ubersicht Lern und LehrmaterialienEinzelnachweise Bearbeiten Gerd P Puschel Hartmut Kuhn Thomas Kietzmann Wolfgang Hohne Bruno Christ Taschenlehrbuch Biochemie 1 Auflage Georg Thieme Verlag 2018 ISBN 978 3 13 242903 1 S 252 B H Robinson Transport of phosphoenolpyruvate by the tricarboxylate transporting system in mammalian mitochondria In FEBS Lett 14 5 1971 S 309 312 PMID 11945784 S Jitrapakdee M St Maurice u a Structure mechanism and regulation of pyruvate carboxylase In Biochem J 413 3 2008 S 369 387 PMID 18613815 doi 10 1042 BJ20080709 H Robert Horton Laurence A Moran K Gray Scrimgeour Marc D Perry J David Rawn Carsten Biele Ubersetzer Biochemie 4 aktualisierte Auflage Pearson Studium 2008 ISBN 978 3 8273 7312 0 S 483 Jeremy M Berg John L Tymoczko Lubert Stryer Biochemie 6 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg 2007 ISBN 978 3 8274 1800 5 S 518 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gluconeogenese amp oldid 231976547