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UbergeordnetTaxisAntwort auf chemischen StimulusUntergeordnetpositive negativezellulare ChemotaxisAxonlenkungGene OntologyQuickGOChemotaxis griechisch chemeia Chemie und altgriechisch ta3is taxis Ordnung Aufmarsch bezeichnet die Beeinflussung der Fortbewegungsrichtung von Lebewesen oder Zellen durch Stoffkonzentrationsgradienten Wird die Bewegung in einem solchen Gradienten in Richtung auf hohere Konzentrationen des Stoffes gesteuert so bezeichnet man das als positive Chemotaxis und nennt den betreffenden Stoff Lockstoff oder Attractant Wird die Bewegung in die umgekehrte Richtung gelenkt nennt man das negative Chemotaxis und den betreffenden Stoff Schreckstoff oder Repellent Positive Chemotaxis kann bei hoher Konzentration eines Stoffes in eine negative umschlagen Inhaltsverzeichnis 1 Phylogenese und chemotaktische Signalisierung 2 Bakterielle Chemotaxis 2 1 Chemotaxis bei peritrichen Bakterien 2 1 1 Verhalten 2 1 2 Signaltransduktion 2 1 2 1 Flagellen Regulation 2 1 2 2 Rezeptorregulation 3 Eukaryotische Chemotaxis 3 1 Motilitat 3 1 1 Mit Chemotaxis verknupfte migratorische Resonanz 3 2 Rezeptoren 3 2 1 Chemotaktische Selektion 3 3 Chemotaktische Liganden 3 3 1 Chemotaktisches Range Fitting CRF 4 Klinischer Stellenwert 5 Messung der Chemotaxis 6 Theoretische Beschreibung 7 Geschichte der Chemotaxisforschung 8 Siehe auch 9 Quellen 10 WeblinksPhylogenese und chemotaktische Signalisierung BearbeitenChemotaxis ist eine der grundlegendsten physiologischen Zellreaktionen In den fruhen Entwicklungsphasen der Phylogenese war das Entstehen von Rezeptorsystemen fur die Erkennung von schadlichen und gunstigen Substanzen fur einzellige Organismen von bedeutendem Vorteil Umfangreiche Analysen chemotaktischer Ablaufe des eukaryotischen Protozoons Tetrahymena pyriformis und der Konsensussequenz auftretender Aminosauren in der Ursuppe deuten auf eine gute Korrelation zwischen chemotaktischen Eigenschaften dieser relativ einfachen organischen Molekule und der Entwicklung der Erde hin Daher nahm man an dass fruhzeitig aufgetretene Molekule z B Glycin Glutamin Prolin chemisch sehr anziehend wirken und spater aufgetretene z B Tyrosin Tryptophan Phenylalanin chemisch abweisend wirken 1 Bakterielle Chemotaxis BearbeitenBei Bakterien ist die Art der Steuerung der Chemotaxis verschieden je nach Art der Fortbewegung freies Schwimmen mittels Flagellen oder mittels Drehung wendelformiger Bakterien Spirochaten Kriechen auf Oberflachen fester oder gelartiger Untergrunde Myxobakterien einige Cyanobakterien Bei Bakterien die sich mittels Flagellen frei schwimmend in flussigen Medium fortbewegen ist zwischen polar und peritrich begeisselten Bakterien zu unterscheiden also zwischen solchen die nur an einem oder an zwei Enden Polen Flagellen besitzen und solchen die mehrere Flagellen auf der gesamten Zelloberflache verteilt tragen nbsp Polar begeisselte Bakterien bei Fortbewegung durch Schwimmen nbsp Peritrich begeisselte Bakterien bei Fortbewegung und TaumelnMonopolar begeisselte Bakterien lassen ihre Geisseln entsprechend deren Wendelrichtung so um die Wendelachse rotieren dass ein Vorschub erzeugt wird Befinden sich mehrere Geisseln an dem begeisselten Zellende so fugen sie sich dabei zu einem gewendelten um die Wendelachse rotierenden Bundel auch als Geisselzopf bezeichnet zusammen Der Bakterienkorper rotiert dabei mit einer geringeren Drehfrequenz in entgegengesetzter Richtung Erhaltung des Drehimpulses Bipolar begeisselte Bakterien lassen ihre Geisseln an einem Zellende wie die der monopolar begeisselten Bakterien rotieren die Geisseln des anderen Zellendes werden jedoch uber den Bakterienkorper zuruckgeschlagen und rotieren einzeln bzw als Geisselbundel um das Zellende Peritrich begeisselte Bakterien lassen ihre Geisseln gleichsinnig rotieren so dass sie sich dabei zu einem nach hinten gerichteten wendelformigen um die Wendelachse rotierenden Geisselbundel Geisselzopf zusammenlegen wodurch ein Vorschub erzeugt wird Wird die Drehrichtung der Geisseln umgekehrt so richten sich die Geisseln nach verschiedenen Richtungen aus die Vorschube der einzelnen Geisseln heben sich ungefahr auf und das Bakterium taumelt um eine Stelle Das Problem bei der Chemotaxis von Bakterien ist dass in der Grossendimension der ublichen Bakterien 1 10 µm der Stoffkonzentrationsgradient durch die Brownsche Molekularbewegung uberdeckt wird Dadurch kann ein Bakterium an einem bestimmten Ort im Stoffkonzentrationsfeld die Richtung des Gradienten nicht erkennen Der Ausweg besteht bei frei schwimmenden polar begeisselten Bakterien darin dass das Bakterium eine Strecke in einer zufallig festgelegten Richtung schwimmt Steigt dabei die Stoffkonzentration entlang dieser Strecke so behalt es bei positiver Chemotaxis diese zufallig eingeschlagene Schwimmrichtung umso langer bei je starker die Konzentration steigt Sinkt aber die Konzentration so kehrt das Bakterium durch Umschaltung der Drehrichtung der Flagellen die Bewegungsrichtung sehr bald um Dabei wird eine nicht genau sondern nur ungefahr entgegengesetzte Schwimmrichtung eingeschlagen Die Lange dieser zweiten Fortbewegungsphase hangt wiederum davon ab ob die Stoffkonzentration dabei starker oder schwacher steigt oder dabei fallt Die jeweils zuruckgelegte Strecke ist umso langer je starker die Stoffkonzentration steigt Die Folge ist dass sich das Bakterium in der Summe in Richtung steigender Konzentration bewegt Bei negativer Chemotaxis verhalt sich das Bakterium umgekehrt Bei fallender Konzentration schwimmt es langer in der eingeschlagenen Richtung als bei steigender Konzentration In der Summe bewegt sich dadurch das Bakterium in Richtung fallender Stoffkonzentration nbsp Bewegungsverhalten peritricher Bakterien bei positiver ChemotaxisFrei schwimmende peritrich begeisselte Bakterien verhalten sich etwas anders Auch sie schwimmen zunachst eine Strecke in einer zufallig festgelegten Richtung Auch sie behalten bei positiver Chemotaxis diese zufallig eingeschlagene Schwimmrichtung umso langer bei je starker die Konzentration steigt und nur kurz wenn die Konzentration sinkt Danach gerat das Bakterium durch Umkehrung der Drehrichtung der auf der ganzen Oberflache verteilten Flagellen anders als polar begeisselte Bakterien in eine Taumelbewegung und schlagt nach einer kurzen Taumelphase eine neue wieder zufallige Fortbewegungsrichtung ein Die Lange dieser zweiten Fortbewegungsphase hangt wiederum von der Anderung der Stoffkonzentration ab Fortbewegung und Taumeln wechseln sich standig ab und die zuruckgelegte Strecke bei Fortbewegung ist umso langer je starker die Stoffkonzentration steigt Die Folge ist dass sich das Bakterium in der Summe in Richtung steigender Konzentration bewegt Bei negativer Chemotaxis verhalt sich das Bakterium umgekehrt Bei fallender Konzentration schwimmt es langer in der eingeschlagenen Richtung als bei steigender Konzentration In der Summe bewegt sich dadurch das Bakterium in Richtung fallender Stoffkonzentration Chemotaxis bei peritrichen Bakterien Bearbeiten Die auf der Oberflache eines peritrichen Bakteriums verteilten Flagellen drehen sich folgendermassen Von der Flagellenspitze zum Bakterienkorper gesehen im Gegenuhrzeigersinn sich drehende Flagella schmiegen sich aneinander zu einem wendelformigen sich drehenden Bundel so schwimmen die Bakterien in einer geraden Linie mit dem Flagellenbundel nach hinten gerichtet Das Flagellenbundel wirkt als Schubpropeller Bei sich im Uhrzeigersinn drehenden Flagellen wird kein Bundel gebildet und jedes Flagellum zeigt in eine andere Richtung In der Folge taumelt das Bakterium auf der Stelle Die Drehrichtung der Flagellen kann umgekehrt werden Beim Ubergang der Drehrichtung vom Gegenuhrzeigersinn zum Uhrzeigersinn lost sich das Flagellenbundel und die Flagellen richten sich nach allen Seiten nbsp Zusammenhang von schwimmendem Verhalten zu flagelarischer Rotation in E coliVerhalten Bearbeiten Die allgemeine Dynamik eines Bakteriums resultiert von sich abwechselnden Taumel und Schwimmbewegungen Wenn man ein Bakterium in einem einheitlichen Umfeld beobachtet sieht es aus wie eine Folge zufallsbedingter Bewegungen relativ gerade Bewegungen werden von scheinbar willkurlichen Taumelbewegungen unterbrochen Bakterien ist es im Allgemeinen nicht moglich die Bewegungsrichtung auszuwahlen oder sich stets gerade fortzubewegen Dies bedeutet dass die Bakterien vergessen in welche Richtung sie sich bewegen Angesichts dieser Einschrankungen ist es bemerkenswert dass Bakterien bestimmten chemischen Lockstoffen folgen und Schadstoffen ausweichen konnen In Gegenwart eines Stoffkonzentrationsgradienten passen sich Bakterien dieser Umgebung an Merkt ein Bakterium dass es sich in die richtige Richtung bewegt zum Lockstoff hin vom Schadstoff weg schwimmt es langer in einer geraden Linie weiter bevor Taumeln eintritt Bewegt es sich in die falsche Richtung tritt Taumeln schneller ein und das Bakterium schlagt wahllos eine andere Richtung ein Auf diese Art und Weise erreichen Bakterien die hohere Konzentration des Lockstoffes sehr effektiv Sogar in einer Umgebung mit ausserst hohen Konzentrationen konnen sie auf minimale Abweichungen reagieren Es ist bemerkenswert dass sich diese zweckmassige scheinbar willkurliche Bewegungsart aus der Wahl zwischen zwei willkurlichen Fortbewegungsweisen ergibt namlich das gerade Schwimmen und das Taumeln Die chemotaktischen Reaktionen der Bakterien erscheinen wie bei hoheren Lebewesen die ein Gehirn haben das Vergessen das Aussuchen von Bewegungen und die Beschlussfahigkeit 2 Signaltransduktion Bearbeiten Stoffkonzentrationsgradienten werden durch multiple Transmembranrezeptoren namens Methyl akzeptierende Chemotaxisproteine MCPs wahrgenommen welche sich anhand ihrer Liganden unterscheiden Lockstoffe bzw Schreckstoffe konnen entweder direkt oder indirekt durch Interaktion mit Proteinen des Periplasmas gebunden werden Signale dieser Rezeptoren werden durch die Zellmembran ins Zytoplasma ubermittelt und aktivieren Che Proteine die wiederum die Taumel Frequenz der Zelle bzw die Rezeptoren selbst modifizieren nbsp Aspartat RezeptordimerFlagellen Regulation Bearbeiten Die Proteine CheW und CheA binden den Rezeptor Externe Stimuli verursachen Autophosphorylierung in der Histidinkinase CheA an einem einzelnen stark konservierten Histidin Rest CheA wiederum ubertragt die Phosphorylgruppe an Aspartat Reste in Antwortskoordinatoren CheB und CheY Dieser Mechanismus der Signaltransduktion nennt sich Zwei Komponenten System und befindet sich haufig in Bakterien CheY induziert Rotation des Bakteriums durch Interaktion mit dem flagellaren Switch Protein FliM und andert damit die Rotationsrichtung der Flagellen von linksdrehend nach rechtsdrehend Wechsel der Drehrichtung eines einzelnen Flagellums kann seine ganze Funktion zum Erliegen bringen und ein Durcheinander verursachen Rezeptorregulation Bearbeiten CheB durch CheA aktiviert fungiert als Methylesterase und trennt somit Methylgruppen von Glutamat Resten auf der cytosolischen Seite des Rezeptors Es stellt einen Antagonisten zu CheR einer Methyltransferase dar das Methylgruppen an die gleichen Glutamat Seitenketten hinzufugt Je mehr Methylester an den Rezeptor gebunden sind desto sensitiver ist er auf Schreckstoffe Da das Signal vom Rezeptor seine Demethylierung durch eine Ruckkopplungsschleife auslost ist das System standig an chemische Verhaltnisse in der Umgebung angepasst und bleibt somit auch fur kleine Veranderungen auch bei extremen Konzentrationen empfindlich Diese Regulation ermoglicht es dem Bakterium sich an chemische Verhaltnisse der naheren Vergangenheit zu erinnern und diese mit den aktuellen zu vergleichen Insofern weiss es ob es sich mit oder gegen einen Konzentrationsgradienten bewegt Weitere regulatorische Mechanismen wie Rezeptorclustering und Rezeptor Rezeptor Interaktionen mussen Erwahnung finden da auch diese wichtige Elemente der Signalubermittlung sind und die Sensibilitat des Bakteriums beeinflussen nbsp Signaltransduktion BakterienEukaryotische Chemotaxis BearbeitenDer Mechanismus der in Eukaryoten Anwendung findet unterscheidet sich vom prokaryotischen Dennoch bildet auch hier die Wahrnehmung des Stoffkonzentrationsgradienten die Grundlage Aufgrund ihrer Grosse konnen Prokaryoten effektive Konzentrationsgradienten nicht wittern somit scannen und beurteilen sie ihre Umgebung durch stetiges Schwimmen abwechselnd geradeaus oder rotierend Eukaryoten wiederum sind in der Lage Gradienten aufzuspuren was sich in einer dynamischen und polarisierten Distribution von Rezeptoren der Plasmamembran niederschlagt Induktion dieser Rezeptoren durch Attractanten oder Chemorepellenten lost eine Migration zur oder weg von der chemischen Substanz aus Rezeptorlevel intrazellulare Signalbahnen und Effektormechanismen reprasentieren alle diverse Komponenten der eukaryotischen Chemotaxis Hier sind amoboide Bewegung sowie Cilia bzw Flagella charakteristische Effektoren unizellularer Organismen z B Amobe Tetrahymena Einige Vertreter hoherer vertebraler Herkunft wie z B Immunzellen bewegen sich ebenfalls dorthin wo sie benotigt werden Abgesehen von einigen immunkompetenten Zellen Granulozyt Monozyt Lymphozyt ist eine erstaunlich grosse Gruppe von Zellen fruher als gewebegebunden klassifiziert in der Tat unter gewissen physiologischen z B Mastzelle Fibroblast Endothelzelle oder pathologischen Bedingungen z B Metastase fahig zur Migration Chemotaxis ist auch in den fruhen Phasen der Embryogenese von grosser Bedeutung da die Entwicklung der Keimblatter durch Konzentrationsgradienten von Botenstoffen gesteuert wird nbsp Chemotaxis KonzentraziongradientMotilitat Bearbeiten Im Gegensatz zur bakteriellen Chemotaxis sind die Mechanismen durch die sich Eukaryoten bewegen relativ unklar 3 Teilweise scheinen externe chemotaktische Gradienten wahrgenommen zu werden die sich in einem intrazellularen PIP3 Gradienten niederschlagen der eine Signalkaskade beeinflusst die in der Polymerisation von Aktinfilamenten gipfelt Deren wachsendes distales Ende bildet Verbindungen mit der internen Oberflache der Plasmamembran via verschiedene Peptide aus und Pseudopodien formen sich Ein eukaryotisches Cilium kann auch in eukaryotischer Chemotaxis involviert sein Hierbei lasst sich die Bewegung auf einer Ca2 basierten Modifikation des mikrotubularen Systems des Basalkorpers und dem Axonem 9 2 2 erklaren Das koordinierte Rudern hunderter Cilia wird durch ein submembranoses System zwischen den Basalkorpern synchronisiert Die Details der verantwortlichen Signalkaskaden sind immer noch nicht klar nbsp Chemotaxis von Granulozyten Erlauterungen in der BildbeschreibungMit Chemotaxis verknupfte migratorische Resonanz Bearbeiten Obwohl Chemotaxis die am meisten studierte Methode der Zellmigration ist sind weitere Formen von Lokomotion auf zellularer Ebene zu erwahnen Chemokinese wird auch durch losliche Molekule aus der Umgebung ausgelost Allerdings handelt es sich hierbei um eine nonvektorielle zufallige Taxis Man kann sie eher als Scanning des Umfelds anstatt einer Bewegung zwischen zwei klaren Punkten beschreiben Es lassen sich keine gerichteten Komponenten fur Auftreten oder Ausmass festlegen In Haptotaxis druckt sich der Lockstoffgradient an der Zelloberflache aus wahrenddessen er sich im klassischen Modell eher im freien Raum nachweisen liess Hier spielt die extrazellulare Matrix ECM eine Schlusselrolle Faszinierende Beispiele des Haptotaxis Modells sind transendotheliale Migration und Angiogenese bei denen die Prasenz gebundener Liganden als Ausloser zu betrachten ist Nekrotaxis verkorpert eine spezielle Art von Chemotaxis in der Botenstoffe von nekrotischen oder apoptotischen Zellen freigelassen werden Der Charakter dieser Substanzen entscheidet ob Zellen angezogen oder abgestossen werden was die pathophysiologische Bedeutung dieses Phanomens unterstreicht nbsp Hauptarten der chemotaktischen ReaktionenRezeptoren Bearbeiten Eukaryoten wittern die Prasenz chemotaktischer Stimuli hauptsachlich durch 7 Transmembran gewundene heterotrimerische G Protein gekoppelte Rezeptoren deren gewaltige Klasse einen bedeutsamen Anteil des Genoms ausmacht Einige Mitglieder dieser Gen Superfamilie finden Anwendung beim Sehvorgang Rhodopsin oder Geruchssinn Die Hauptklassen spezialisierter chemotaktischer Rezeptoren werden von Formylpeptiden FPR Chemokinen CCR oder CXCR bzw Leukotrienen BLT angesteuert Ubrigens kann Zellmigration auch uber eine Fulle von Membranrezeptoren durch Aminosauren Insulin oder vasoaktive Peptide eingeleitet werden Chemotaktische Selektion Bearbeiten Aufgrund ihrer genetischen Grundlagen werden manche Rezeptoren fur lange Zeit in die Zellmembran integriert andere weisen Kurzzeitdynamiken vor bei denen sie sich in Prasenz eines Liganden ad hoc zusammensetzen Ihre diversen Facetten sowie die Vielseitigkeit der Liganden erlauben die Auswahl eines Responders durch eine simple Prufung Durch chemotaktische Selektion lasst sich nachweisen ob ein noch uncharakterisiertes Molekul uber den Lang oder Kurzzeitpfad fungiert Die Bezeichnung chemotaktische Auslese designiert ebenfalls eine Technik die Eukaryoten oder Prokaryoten aufgrund ihrer Empfindlichkeit fur Selektorliganden sortiert 4 nbsp Chemotaktisches SelektionsschemaChemotaktische Liganden Bearbeiten Die Liste an Molekulen die chemotaktische Phanomene herauslocken ist relativ lang man unterscheidet zwischen primaren und sekundaren Die wichtigsten Vertreter primarer Liganden sind folgende Formylpeptide sind Di Tri und Tetrapeptide bakterieller Herkunft Formylgruppe am N Terminus des Peptids Sie werden in vivo oder nach Dekomposition des Bakteriums freigelassen Ein typischer Vertreter dieser Gruppe ist das N Formylmethionyl Leucyl Phenylalanin fMLF oder fMLP in Referenzen Es spielt in Entzundungsprozessen eine Schlusselkomponente im Heranlocken neutrophiler Granulozyten und Monozyten C3a und C5a sind Zwischenprodukte der Komplementkaskade Ihre Synthese ist mit drei alternativen Wegen der Komplementaktivierung klassischer Lektin und alternativer Weg gekoppelt Hauptziele dieser Derivate stellen ebenfalls neutrophile Granulozyten und Monozyten dar Chemokine reprasentieren eine eigene Klasse von Cytokinen Ihre Gruppierung C CC CXC CX C spricht nicht nur fur ihre Struktur spezielle Ausrichtung von Disulfidbrucken sondern auch die Zielgenauigkeit CC Chemokine wirken auf Monozyten z B RANTES CXC wiederum sind Neutrophil spezifisch z B IL 8 nbsp Strukturen der ChemokinenUntersuchungen der 3D Struktur von Chemokinen lassen uns darauf schliessen dass eine charakteristische Verknupfung von b Faltblattern und alpha Helixen eine fur die Interaktion mit dem Rezeptor unabdingbare Sequenz Expression ermoglicht Dimerisierung und erhohte biologische Aktivitat wurde durch Kristallographie bei mehreren Chemokinen wie z B IL 8 demonstriert nbsp Dreidimensionale Struktur der ChemokineLeukotriene gehoren zu der Gruppe der Eicosanoide Sie sind bedeutende Lipidmediatoren der Arachidonsaurekaskade konvertiert durch 5 Dipoxygenase Hervorzuheben ist Leukotrien B4 LTB4 welches Adhasion Chemotaxis und Leukozytenaggregation auslost Sein charakteristischer Effekt wird via G Protein gekoppelte heptahelikale Leukotrienrezeptoren induziert und schlagt sich besonders wahrend Entzundungs und allergischen Prozessen nieder Chemotaktisches Range Fitting CRF Bearbeiten Man differenziert generell anhand der optimalen effektiven Konzentration des Liganden Manchmal werden jedoch auch Korrelation der hervorgerufenen Wirkung und das Verhaltnis zwischen Responderzellen und der Gesamtzahl unter Betracht gezogen Untersuchungen uber Liganden Familien z B Aminosauren oder Oligopeptide haben bewiesen dass es eine Wechselwirkung zwischen Reichweite Ausschlag Anzahl der Responder und chemotaktischer Aktivitat gibt Die Lockfunktion lasst sich auch uber grosse Entfernung beobachten abstossender Charakter hingegen fungiert auf kurzer Distanz nbsp Schematische Reprasentation chemotaktischer Reichweiten CRF Klinischer Stellenwert BearbeitenEin verandertes migratorisches Potential der Zellen hat relativ grosse Bedeutung in der Entwicklung mehrerer klinischer Symptome und Syndrome Modifizierte chemotaktische Aktivitat extrazellularer z B Escherichia coli oder intrazellularer z B Listeria monocytogenes Pathogene ist von gewaltigem klinischen Interesse Anderung der endogenen chemotaktischen Kompetenz dieser Mikroorganismen kann das Aufkommen von Infektionen oder die Verbreitung vieler ansteckenden Krankheiten verringern oder gar ausradieren Abgesehen von infektiosen Erkrankungen gibt es einige andere Leiden bei denen beeintrachtigte Chemotaxis den primaren atiologischen Faktor darstellt so zum Beispiel im Chediak Higashi Syndrom wo gigantische intrazellulare Vesikel die normale Zellmigration hemmen Chemotaxis Chtx in Krankheiten Krankheitstyp erhohte Chtx verminderte Chtx Infektionen Entzundungen AIDS BrucelloseChtx fuhrt zur Erkrankung Chediak Higashi Syndrom Kartagener SyndromChtx ist beeintrachtigt Atherosklerose Arthritis Parodontitis Schuppenflechte Reperfusionsverletzung metastatische Tumoren Multiple Sklerose Morbus Hodgkin Unfruchtbarkeit bei MannernIntoxikation Rausch Asbestose Benzpyren Hg und Cr Salze Ozon O3 Messung der Chemotaxis BearbeitenVielfaltige Techniken sind vorhanden um die chemotaktische Aktivitat der Zelle bzw den anziehenden oder abstossenden Charakter des Liganden zu evaluieren Die Grundvoraussetzungen der Messung sind folgende Stoffkonzentrationsgradienten konnen sich innerhalb des Systems recht schnell entwickeln und bleiben lang erhalten Chemotaktische und chemokinetische Aktivitaten sind profiliert Zellmigration ist zur und weg von der Achse des Konzentrationsgradienten moglich Erfasste Reaktionen sind tatsachlich das Resultat der aktiven ZellmigrationAbgesehen davon dass es noch keine ideale chemotaktische Untersuchung gibt weisen einige Protokolle und Ausrustungsgegenstande Einklang mit den oben beschriebenen Konditionen auf Am meisten angewendet werden Agar Probe z B PP Kammer Zwei Kammer Techniken z B Boyden Kammer Zigmond Kammer Dunn Kammern Multi gut Kammern Kapillartechniken Andere T Maze Methode Opaleszenz Technik OrientationsprobenDamit eine Zelle sich bewegen kann benotigt sie einige zellulare Komponenten wie z B zellulare Motoren verschiedene Enzyme etc Weiterhin muss sie in der Lage sein ihre Form zu verandern Im Allgemeinen spricht man von zwei Typen der Zell Lokomotion Hapoptatisch Bewegung aufgrund physischer und mechanischer Stimuli Chemotaktisch Migration als Antwort auf einen chemischen Gradienten Theoretische Beschreibung BearbeitenDie Frage nach der zeitlichen Entwicklung der Konzentration chemotaktisch erregbarer Zellen bzw Lebewesen in einem Volumen fuhrt unter Ausnutzung des gaussschen Integralsatzes auf die partielle Differentialgleichung u t J 0 displaystyle frac partial u partial t nabla J 0 nbsp Dabei hat der Fluss J displaystyle J nbsp ublicherweise neben der chemotaktisch induzierten Bewegung entlang des Gradienten auch noch eine Diffusionskomponente Die Gleichung nimmt damit die Form u t J c h e m o D u 0 displaystyle frac partial u partial t nabla J rm chemo nabla D nabla u 0 nbsp an Dabei bezeichnet D displaystyle D nbsp eine Diffusionskonstante Neben diesem einfachsten Fall existieren in der theoretischen Biologie mathematische Beschreibungen komplexerer Situationen in denen beispielsweise die chemotaktisch aktive Substanz von den Zellen selbst produziert werden kann 5 Geschichte der Chemotaxisforschung BearbeitenFortbewegung von Lebewesen und Zellen wurde erstmals bei der Entwicklung von Mikroskopen entdeckt Leeuwenhoek Eingehendere Untersuchungen auch schon zur Chemotaxis wurden von Theodor Wilhelm Engelmann 1881 und Wilhelm Pfeffer 1884 im Bereich der Bakterien und von H S Jennings 1906 im Bereich von Ziliaten gemacht Der Nobelpreistrager Ilja Iljitsch Metschnikow hat mit seinen Studien der Phagozytose zu weiteren Fortschritten beigetragen Die Wichtigkeit der Chemotaxis in der Biologie und der klinischen Pathologie wurde weitgehend in den 1930er Jahren erkannt Wahrend dieser Zeit wurden grundlegende Definitionen zu diesem Thema entworfen H Harris hat wahrend der 1950er Jahre die allerwichtigsten Qualitatskontrollmethoden fur Chemotaxis Tests beschrieben In den 1960ern und 1970ern hat der Durchbruch in der modernen Zellbiologie und in der Biochemie das Fundament fur neue Methoden gelegt die die Erforschung von migratorischen Responderzellen und Subzellfraktionen die fur die Chemotaxis von Zellen verantwortlich sind ermoglichten Die bahnbrechenden Studien von J Adler stellten einen bedeutenden Wendepunkt im Verstandnis des gesamten Prozesses der intrazellularen Signalubertragung von Bakterien dar 6 Am 3 November 2006 wurde Dennis Bray Universitat Cambridge mit dem Microsoft European Science Award fur seine Studien der Chemotaxis von Escherichia coli ausgezeichnet 7 8 Siehe auch BearbeitenGenetisches MatchingQuellen Bearbeiten Amino acids Abgerufen am 21 Januar 2009 englisch Howard C Berg E coli in Motion In Springer Verlag Berlin ISBN 0 387 00888 8 Jahrgang 2003 Laszlo Kohidai Chemotaxis as an Expression of Communication of Tetrahymena In Guenther Witzany Mariusz Nowacki Hrsg Biocommunication of Ciliates Springer Switzerland 2016 ISBN 978 3 319 32209 4 S 65 82 L Kohidai L G Csaba Chemotaxis and chemotactic selection induced with cytokines IL 8 RANTES and TNF alpha in the unicellular Tetrahymena pyriformis In Cytokine 10 Jahrgang 1988 S 481 6 PMID 9702410 Nicholas F Britton Essential Mathematical Biology Springer Verlag 2004 ISBN 978 1 85233 536 6 Julius Adler Wung Wai Tso Decision Making in Bacteria Chemotactic Response of Escherichia Coli to Conflicting Stimuli In Science 184 Jahrgang 1974 S 1292 4 PMID 4598187 Rob Knies U K Professor Captures Inaugural European Science Award Abgerufen am 21 Januar 2009 englisch Computer bug study wins top prize In BBC News Abgerufen am 21 Januar 2009 englisch Weblinks BearbeitenChemotaxis englisch Cell Migration Gateway englisch Bruce Alberts Alexander Johnson Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Peter Walter Bacterial Chemotaxis Depends on a Two Component Signaling Pathway Activated by Histidine Kinase associated Receptors In Molecular Biology of the Cell 4 Auflage englisch Bruce Alberts Alexander Johnson Julian Lewis Martin Raff Keith Roberts Peter Walter The two component signaling pathway that enables chemotaxis receptors to control the flagellar motor during bacterial chemotaxis In Molecular Biology of the Cell 4 Auflage englisch Freies Tool basierend auf ImageJ zur Analyse von chemotaktischen Prozessen englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Chemotaxis amp oldid 234962910