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Unter genetischem Matching versteht man die Auswahl eines menschlichen Partners auf Grund genetischer Variablen Inhaltsverzeichnis 1 Forschungshintergrund 2 Studienergebnisse und praktische Konsequenzen 3 Weitere Einflussfaktoren 4 EinzelnachweiseForschungshintergrund Bearbeiten1974 entdeckte Lewis Thomas dass es einen Zusammenhang zwischen der menschlichen Reproduktionsbiologie Pheromonen bzw Wirbeltierpheromone dem individuellen Geruch eines Menschen und den Human Leukocyte Antigen HLA Typen gibt 1 HLA Gene allgemein auch MHC Gene genannt spielen eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr des Korpers gegen pathogene Mikroorganismen indem sie kurze Peptide auf ihrer Oberflache prasentieren und so die Immunantwort der T Lymphozyten einleiten Zahlreiche Studien haben gezeigt dass eine grosse MHC Heterozygositat also eine grossere Anzahl verschiedener MHC Gene ein starkeres Immunsystem zur Folge hat 2 3 Es wird angenommen dass die extrem hohe Variabilitat in den MHC Genen zu Teilen durch den Selektionsdruck gegenuber Parasiten durch die grossere Resistenz des Nachwuchses gegenuber Krankheitserregern bei Heterozygositat der MHC Gene und zur Vermeidung von Inzucht zustande gekommen ist 4 Es konnte gezeigt werden dass die MHC Gene tatsachlich den Korpergeruch beeinflussen 5 MHC Molekule konnten ausser im Schweiss auch noch im Speichel Urin und Blutplasma nachgewiesen werden 6 Ausgehend von zahlreichen Studien in Ratten die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen moglichst grosser MHC Heterozygositat und der Partnerwahl gezeigt haben 3 7 8 9 welcher uber den Korpergeruch ubertragen wird 10 11 wurde dies im Anschluss auch fur die Partnerwahl beim Menschen postuliert Studienergebnisse und praktische Konsequenzen BearbeitenStudien uber den Einfluss von MHC Genen auf die Partnerwahl beim Menschen befassen sich mit Geruch Gesichtssymmetrie und Erhebungen uber genetische Tests an verheirateten Paaren 4 In einer Studie von Claus Wedekind und Kollegen wurde die Abhangigkeit der MHC Gene und der Attraktivitat des Korpergeruchs eines potentiellen Partners getestet In der Studie wurde zunachst bei 49 Frauen und 44 Mannern eine HLA Typisierung vorgenommen Die Manner haben dann in zwei aufeinander folgenden Nachten ein T Shirt getragen und den Frauen wurde am folgenden Tag eine Auswahl von 6 dieser T Shirts vorgelegt Dabei hat sich gezeigt dass die Frauen den Geruch umso angenehmer empfanden je unterschiedlicher ihre MHC Gene zu denen des T Shirt Tragers waren 12 In einer weiterfuhrenden Studie wurde dann gezeigt dass sowohl Frauen als auch Manner den Korpergeruch von Personen umso angenehmer empfanden je grosser die Unterschiede ihrer MHC Gene sind 13 Eine andere Studie untersuchte die MHC Kompatibilitat von 411 verheirateten Paaren der Hutterer einer aus Europa stammenden abgeschotteten religiosen Gemeinschaft in den USA Dabei zeigte sich dass verheiratete Paare eher unterschiedlichere MHC Typen besitzen als es statistisch bei zufalliger Verteilung zu erwarten ware 14 Laut einigen Studien spielt das genetische Matching bei der Partnerwahl eine Rolle Das genaue Ausmass des Einflusses die Wechselwirkungen mit sozialen und kulturellen Komponenten sowie der Einfluss von oralen Kontrazeptiva ist noch Gegenstand aktueller Forschung Laut der bislang grossten Studie zu dem Thema aus dem Jahr 2020 ist jedoch das Immunsystem von Verheirateten nicht unterschiedlicher als das von zufallig zusammengestellten Paaren Das Uberprufen der MHC Gene durch Riechen scheint also fur die Partnerwahl eine geringere Rolle zu spielen als durch andere Studien bis jetzt erwiesen schien zumindest wenn es um langfristige Beziehungen geht 15 Weitere Einflussfaktoren BearbeitenUntersuchungen der amerikanischen Anthropologin Helen Fisher weisen hypothetisch auf vier verschiedene Personlichkeitstypen hin deren genetisch veranlagte neurohormonelle Regulation jeweils von einem von vier Neurohormonen dominiert wird Ein vom Serotonin dominierter Typ wird von Fisher als Grunder bezeichnet Zwei Grunder ziehen einander an und haben Aussicht auf eine harmonische Partnerschaft Den vom Dopamin dominierten Typ nennt sie Entdecker wobei zwei Partner dieses Typs einander ebenfalls attraktiv finden und harmonieren Dem dritten Typ der vom Testosteron dominiert wird gab sie den Namen Wegbereiter Den vierten vom Ostrogen dominierten Typ nennt sie Diplomat Die beiden letztgenannten fuhlen sich vom jeweils anderen Typ angezogen Untersuchungen zeigten dass die hinsichtlich dieser Typologie zueinander passenden Partner einander auch uber Duftstoffe in der Haut und im Speichel erkennen 16 Die von der Anthropologin ermittelten vier Typen scheinen mit den in der Temperamentenlehre beschriebenen Temperamenten zu korrelieren sie konnen den vier Temperamenten aber nicht eindeutig zugeordnet werden 17 Einzelnachweise Bearbeiten Thomas L A fear of pheromones In The lives of a cell S 16 19 Viking New York 1974 Carrington M et al Hla and hiv 1 heterozygote advantage and b 35 cw 04 disadvantage In Science Nr 283 1999 S 1748 1752 a b Penn D The scent of genetic compatibility sexual selection and the major histocompatibility complex In Ethology Nr 108 2002 S 1 21 a b Havlicek J amp Roberts S C Mhc correlated mate choice in humans A review In Psychoneuroendocrinology Nr 34 2009 S 497 512 Boyse E Beauchamp G K Bard J amp Yamazaki K Behavior and the major histocompatibility complex MHC H 2 of the mouse In Psychoneuroimmunology II Nr 108 1991 S 831 846 Academics Press San Diego Wobst B et al Molecular forms of soluble hla in body fluids potential determants of body odor cues In Genetica Nr 104 1998 S 275 283 Jordan W C amp Bruford M W New perspectives on mate choice and the mhc In Heredity Nr 81 1998 S 127 133 Piertney S amp Oliver M The evolutionary ecology of the major histocompatibility complex In Heredity Nr 96 2006 S 7 21 Bernatchez L amp Landry C Mhc studies in nonmodel vertebrates what have we learned about natural selection in 15 years In J Evolution Biol Nr 16 2003 S 363 377 Yamazaki K et al Control of mating preferences in mice by genes in the major histocompatibility complex In J Exp Med Nr 144 1976 S 1324 1335 Yamazaki K Yamaguchi M Andrews P W Peake B amp Boyse E A Mating preferences of f2 segregants of crosses between mhc congenic mouse strains In Immunogenetics Nr 6 1978 S 253 259 Wedekind C Seebeck T Bettens F amp Paepke A J Mhc dependent mate preferences in humans In Proceedings Biological Sciences Nr 260 1995 S 245 249 Wedekind C amp Furi S Body odour preferences in men and women do they aim for specific mhc combinations or simply heterozygosity In Proc R Soc Lond B Nr 264 1997 S 1471 1479 Ober C et al Hla and mate selection in humans In Am J Hum Genet Nr 61 1997 S 497 504 Partnerwahl Ziehen sich Unterschiede an Immun Duft spielt fur langfristige Beziehungen eine geringere Rolle als gedacht scinexx de deutsche Zusammenfassung der Studie auf Englisch Helen Fisher Die vier Typen der Liebe Droemer Knaur Verlag 2009 ISBN 978 3 426 27520 7 1 http arbeitsblaetter news stangl taller at dopamin serotonin testosteron und oestrogen bestimmen die persoenlichkeit Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genetisches Matching amp oldid 226311504