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Als Kuhlmittelverluststorfall englisch loss of coolant accident LOCA wird in der Kerntechnik ein Storfall bezeichnet der zum Austreten von Kuhlmittel aus dem Kuhlkreislauf des Kernreaktors fuhrt Inhaltsverzeichnis 1 Auslegungsstorfall 2 Neueres Konzept 3 Beherrschung von Kuhlmittelverluststorfallen 4 Abklingbecken 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseAuslegungsstorfall Bearbeiten Hauptartikel Auslegungsstorfall Ein angenommener grosser Kuhlmittelverluststorfall ist in der Regel Basis fur die Auslegung der Nachwarmeabfuhr und Notkuhlsysteme sowie des Sicherheitsbehalters eines Kernreaktors Dabei wird der Bruch einer Hauptkuhlmittel Leitung unterstellt und zwar in der gefahrlichsten denkbaren Weise namlich so dass beide Bruchenden vollstandig offen sind und dem Kuhlmittel damit das Doppelte des Leitungsquerschnitts zum Austritt zur Verfugung steht Der Auslegungsstorfall wird im allgemeinen Sprachgebrauch als Grosster Anzunehmender Unfall GAU bezeichnet also als der schwerste Unfall dessen Eintrittswahrscheinlichkeit hoch genug ist dass gegen ihn fixe Auslegungs Vorkehrungen getroffen werden mussen Super GAU oder auslegungsuberschreitender Unfall bezeichnet einen noch schwereren Unfall dessen Eintrittswahrscheinlichkeit aber als so klein betrachtet wird dass Auslegungs Vorkehrungen als nicht notig erscheinen dennoch werden auch dagegen teils improvisierte Vorkehrungen getroffen etwa wie beim Fukushima Ereignis umsetzbar die Moglichkeit mit Tanklosch Fahrzeugen Wasser in den Reaktor einzuspeisen 1 Dazu gibt es jedoch in den Genehmigungsverfahren keine Vorgaben und somit auch keine Modellannahmen Tritt ein Super GAU ein liegen nur Einschatzungen zum Systemverhalten und Erfahrungswerte aus bisherigen Ereignissen vor Neueres Konzept Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Eine neuere Sicherheits Philosophie betrachtet die bisherigen Annahmen aus mehreren Grunden als uberholt zum einen als unzureichend wegen der grosseren Eintrittswahrscheinlichkeiten kleinerer LOCAs die sich wie beim Three Mile Island Unfall bis hin zu Kernschmelz Unfallen weiterentwickeln zum anderen als uberhoht gegenuber dem Konzept der sogenannten Basissicherheit von Hauptkuhlmittel Leitungen HKL Diese werden wegen verbesserter Prufmoglichkeiten des Qualitats Zustands der Leitungen sowie aufgrund des Leck vor Bruch Prinzips als basissicher angesehen d h die Wahrscheinlichkeit eines Hauptkuhlmittel Leitungsbruchs wird als ausserst gering eingestuft Zweifel an diesem neuen fur den Errichter neuer und den Betreiber bestehender Kernkraftwerke gunstigeren Konzept kamen allerdings 2008 auf als im Kernkraftwerk Wolf Creek USA Risse an sog Mischnahten entdeckt wurden die laut Berechnungen binnen 1 9 bis 2 6 Jahren zu einem Leck und praktisch gleichzeitig zum Abriss der Hauptkuhlmittel Leitung fuhren wurden 2 zum dritten als unzureichend wegen der Eintrittswahrscheinlichkeit von Storungen in der Energiezufuhr wie nach dem Brand eines Transformators in Krummel am 28 Juni 2007 und dem nachfolgenden Ausfall des Reservetransformators am 30 Juni 2007 3 wie nach der Uberflutung und Totalausfall der Notstromversorgungen im Kernkraftwerk Fukushima I am 11 Marz 2011 Beherrschung von Kuhlmittelverluststorfallen BearbeitenZur Beherrschung von Kuhlmittelverluststorfallen haben Kernkraftwerke verschiedene konstruktive Eigenschaften und Einrichtungen Am Beispiel eines Druckwasserreaktors wie er in vielen deutschen Kernkraftwerken in Betrieb ist lasst sich der Ablauf der Gegenmassnahmen bei einem solchen Storfall durch die folgenden vier Phasen beschreiben Diese werden der Reihe nach eingeleitet falls das Austreten des Kuhlmittels nicht schon bis zum jeweiligen Zeitpunkt beendet ist Das aus dem Leck austretende Wasser sammelt sich am Boden des Sicherheitsbehalters und bildet unter dem Druckbehalter im Containment den so genannten Sumpf Druckentlastung Durch das Leck stromt das Kuhlmittel als Wasser Dampf Gemisch in den Sicherheitsbehalter Der Druck im Primarkreislauf fallt ab Der Reaktor wird durch das Sicherheitssystem automatisch abgeschaltet Druckspeichereinspeisung Der Druck im Primarkreislauf ist hinreichend abgesunken Unter Vordruck stehende Wasserspeicher fluten dann automatisch den Reaktorkern Die heissen Brennelemente siehe Nachzerfallswarme werden dadurch weiterhin gekuhlt Kernflutung Bevor die Druckspeicher leer sind beginnt die weitere Kuhlung des Reaktorkerns aus den Flutbehaltern Hoher Wasserdruck ist bei erfolgreich verringerter Temperatur der Brennelemente nicht mehr notig Wegen eintretender Verdampfung muss jedoch nicht nur das Kuhlmittel umgewalzt sondern auch erganzt werden Sumpfkreislauf Wenn die Flutbehalter entleert sind wird automatisch auf Umwalzbetrieb umgeschaltet Nachkuhlpumpen fordern das Wasser fortdauernd aus dem Sumpf uber Nachwarmekuhler in den Primarkreislauf zuruck Abklingbecken BearbeitenAusser den Brennelementen im Kernreaktor selbst befindet sich im Reaktorgebaude oder in einem Nebengebaude eines Kernkraftwerks auch ein Abklingbecken mit Wasser als Kuhlmittel zum Abfuhren der Nachzerfallswarme von abgebrannten Brennelementen Ein Abklingbecken steht nicht unter Druck so dass bei Kuhlmittelverlust notfalls auch behelfsmassig von aussen mittels Feuerwehrspritzen Polizei Wasserwerfern etc eine Wiederbefullung versucht werden kann Siehe auch BearbeitenBrennelement Dampfblasenkoeffizient Moderator Physik Liste von Unfallen in kerntechnischen Anlagen Notfallschutz Sicherheit von KernkraftwerkenEinzelnachweise Bearbeiten M Sailer Sicherheitsaspekte von Leichtwasserreaktoren 1990 ENSI Erfahrungs und Forschungsbericht 2008 Trafobrand knapp entgangenNormdaten Sachbegriff GND 4165868 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kuhlmittelverluststorfall amp oldid 227195145