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Dieser Artikel befasst sich mit Teilchen in der Physik Fur weitere Bedeutungen siehe Teilchen Begriffsklarung In der Physik bezeichnet man als Teilchen einen Korper der klein gegenuber dem Massstab des betrachteten Systems ist Die innere Struktur eines einzelnen Teilchens spielt dabei keine Rolle sondern lediglich sein Verhalten als Ganzes gegenuber anderen Teilchen oder ausseren Einflussen Oft werden die Teilchen dann als ausdehnungslose Punktteilchen im Sinne von Punktmassen aufgefasst Teilchen sind ideale Objekte In der Regel beschrankt man sich nur auf bestimmte Eigenschaften des realen physikalischen Objekts wie die Masse oder die elektrische Ladung um die Wechselwirkung zu studieren die mit dieser Eigenschaft zusammenhangt Je nach Betrachtungsweise kann also ein und dasselbe physikalische Objekt als Teilchen oder als System von Teilchen angesehen werden Das gilt insbesondere fur Atome aber auch fur Atomkerne und auch fur die Protonen und Neutronen Teilchen die nicht aus kleineren Bestandteilen zusammengesetzt sind werden Elementarteilchen genannt Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 2 Verwandte Begriffe 3 Historischer Abriss 4 Subatomare Teilchen und Standardmodell 5 Quantenmechanische Sichtweise 6 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenIn der Quantenmechanik wird ein Teilchen durch eine Wellenfunktion dargestellt deren Amplitude die Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Teilchens angibt siehe Quantenmechanische Sichtweise In der Festkorperphysik redet man sowohl bei den Gitteratomen von Teilchen als auch bei den Wellen mit denen sich deren Anregungen uber einem Grundzustand ausbreiten Dies fuhrt dazu dass dabei eine Vielzahl von Erscheinungen als Teilchen idealisiert werden deren Verhalten so anschaulicher beschrieben werden kann So werden in der quantenphysikalischen Beschreibung die Anregungen eines Kristallgitters als Teilchen aufgefasst beispielsweise als Polaronen Excitonen oder Phononen Locher in den ansonsten voll besetzten Energiebandern der Elektronen in einem Halbleiter weisen die Charakteristika von Teilchen auf und werden wie positiv geladene Teilchen behandelt 1 Verwandte Begriffe BearbeitenDer Begriff Partikel ist im Allgemeinen nicht fur Teilchen zu verwenden In bestimmten Bereichen werden diese beiden Begriffe andererseits vollkommen synonym gebraucht Verbunde von wenigen Tausenden Atomen oder Molekulen werden synonym als Nanoteilchen oder Nanopartikel bezeichnet Die Bezeichnungen Partikeltherapie und Teilchentherapie werden synonym verwendet obwohl die dabei eingesetzten Protonen und anderen Ionen in der Physik immer nur Teilchen genannt werden Die in der Medizin hier verwendete Bezeichnung Partikel geht auf das englische particle zuruck In der Hydrodynamik ist mit Teilchen manchmal ein Volumenelement des Fluids gemeint 2 Dieses Teilchen ist zwar klein aber makroskopisch d h es enthalt so viele Molekule dass ihm ausser den mechanischen Eigenschaften Ort und Impuls auch Eigenschaften der Thermodynamik wie Druck Temperatur und Entropie zugeschrieben werden konnen Die Bezeichnung Korpuskel fur Teilchen ist veraltet Sie tritt beispielsweise in der historischen Auseinandersetzung zwischen Korpuskeltheorie und Wellentheorie bei der Beschreibung des Lichts auf 3 Im µm Bereich bewegt sich die Ausdehnung von Staubpartikeln Historischer Abriss BearbeitenIm 5 Jahrhundert v Chr postulierte Demokrit dass die Materie aus kleinsten unteilbaren Einheiten zusammengesetzt ist 4 Diesem Gedanken folgend verwendete John Dalton 1803 fur die kleinsten seiner Meinung nach untrennbaren Teilchen die Bezeichnung Atom von altgriechisch ἄtomos atomos nicht zerschneidbar unteilbar Atome als untrennbare Teilchen zu betrachten ergibt in der Chemie durchaus Sinn Sie werden als Objekte verwendet von denen man als Eigenschaft zunachst nur die Massezahl betrachtet Ordnet man sie nach der Massezahl ohne dabei zu wissen dass diese Ordnungszahl dabei gleichzeitig die Kernladungszahl ist und betrachtet die chemischen Eigenschaften der so sortierten Elemente dann erhalt man das Periodensystem 5 Diese Einschrankung auf einzelne Eigenschaften ist durchaus wesentlich fur alle Verwendungen des Begriffs Teilchen in der Physik Es dauerte von Daltons Zeit ein weiteres Jahrhundert siehe den geschichtlichen Abriss unter Atom bis Zweifel an dieser Unteilbarkeit der Atome aufkamen Marie Curie erkannte dass ein radioaktives Element in ein anderes ubergehen kann Ernest Rutherford konnte in seinem Streuexperiment zeigen dass die mit Alphastrahlung beschossene Goldfolie weitgehend durchlassig ist In der Betrachtung des Rutherford Experiments werden sowohl die einfallenden Alpha Teilchen als auch die im Gitter festsitzenden positiv geladenen Atomkerne als Teilchen idealisiert es konnten genauso geladene Billardkugeln sein von denen man nur wenige Eigenschaften betrachtet die Masse die Ladung den Durchmesser und die Geschwindigkeit Es spielt bei diesem Experiment keine Rolle ob die Atomkerne irgendeine weitere Struktur besitzen oder ob sie aus weiteren kleineren Teilchen zusammengesetzt sind Diese wenigen Eigenschaften der betrachteten Teilchen reichen fur die Beschreibung des Experiments und die theoretische Herleitung des Streumusters aus 6 Bei der Betrachtung des Bohrschen Atommodells sind die betrachteten Teilchen ein Elektron und ein Atomrumpf bestehend aus dem Atomkern und moglicherweise weiteren Elektronen Wiederum werden die Teilchen auf ihre wesentlichen Eigenschaften Ladung und Masse reduziert Otto Hahn Lise Meitner und Fritz Strassmann gelang es nachzuweisen dass bei Beschuss von Uran Atomen mit Neutronen nicht nur durch Erhohung der Massezahl Transurane mit hoherer Kernladungszahl entstehen wie man bis dahin annahm siehe Enrico Fermi 1934 7 8 sondern manchmal eine Kernspaltung in mittelgrosse Atomkerne stattfindet Hier lasst sich der Kern nicht mehr als ein einzelnes Teilchen verstehen sondern nur als aus Nukleonen also Protonen und Neutronen zusammengesetzt Weitere wichtige Teilchen in der Kernphysik sind Alpha Teilchen Elektronen und Neutrinos Es stellt sich schnell die Frage was denn die Protonen und Neutronen im Kern zusammenhalt da ja die Protonen alle positiv geladen sind und sich abstossen mussten Diese starke Wechselwirkung wird dadurch erklart dass man in der Quantenchromodynamik die Nukleonen jeweils als aus drei Quarks zusammengesetzt sieht die von Gluonen von englisch to glue zusammenkleben zusammengehalten werden Die Restwechselwirkung dieser Kraft ausserhalb der Nukleonen halt diese ahnlich zusammen wie die Van der Waals Krafte z B Wassermolekule zusammenhalten 9 10 Subatomare Teilchen und Standardmodell Bearbeiten Hauptartikel Subatomares Teilchen und Standardmodell Die Teilchenphysik unterscheidet zwischen den Materieteilchen und den Wechselwirkungsteilchen Austauschteilchen sowie bei den Materieteilchen zwischen den Elementarteilchen und den zusammengesetzten Teilchen Die Elementarteilchen werden durch das Standardmodell der Elementarteilchenphysik beschrieben Da es sich bei diesem Modell um eine Quantenfeldtheorie handelt werden hier die Teilchen als Feldquanten d h als gequantelte Energiemengen von Feldern aufgefasst Die Frage ob die Teilchen oder die Felder letztlich das Fundamentalere in der Natur sind wird bis heute 2018 kontrovers diskutiert Die meisten Physiker sind allerdings der quantenfeldtheoretischen Ansicht dass es keine lokalisierten Teilchen gibt sondern nur Felder und deren Quanten die raumlich so ausgedehnt sind wie das Feld selbst 11 Die elementaren Felder bzw ihre Quanten gliedern sich im Standardmodell in drei Familien von Leptonen und drei Familien von Quarks Die Leptonen von griechisch leptos leptos leicht fein sind das Elektron und sein Neutrino das Myon und sein Neutrino sowie das Tau und sein Neutrino Die Familien der Quarks werden mit up und down charm und strange sowie top und bottom bezeichnet Quarks konnen in der Natur nicht einzeln auftreten was als Farb Confinement bezeichnet wird siehe hier Vielmehr bilden sie immer zusammengesetzte Teilchen die in Abgrenzung von den Leptonen als Hadronen von griechisch ἁdros hadros dick bezeichnet werden Hadronen werden dabei in Mesonen von griechisch mesos mesos Mittel und in Baryonen von griechisch barys barys schwer unterteilt Mesonen bestehen aus einem Quark und einem Antiquark Baryonen aus drei Quarks Die bekanntesten Baryonen sind das Proton und das Neutron Bei den Austauschteilchen betrachtet das Standardmodell das Photon als das Austauschteilchen der elektromagnetischen Wechselwirkung Es ist sehr eng mit den W Bosonen und dem Z Boson verwandt die gemeinsam mit dem Photon die Austauschteilchen fur die elektroschwache Wechselwirkung sind Die Austauschteilchen fur die starke Wechselwirkung sind die Gluonen 12 13 Von den vier Grundkraften der Physik fehlt dabei im Standardmodell die Gravitation und ihr Austauschteilchen das Graviton Die Ergebnisse des Standardmodells stimmen sehr gut mit Ergebnissen von Beschleunigerexperimenten uberein Jedoch ist es bisher nicht gelungen denselben mathematischen Formalismus auch auf die Gravitation auszudehnen Dies ist eine der grossen offenen Fragen der Theoretischen Physik 14 Im Standardmodell erhalten die Teilchen durch Wechselwirkung mit dem Higgs Feld ihre Masse Quantenmechanische Sichtweise BearbeitenBeim Ubergang zur Quantenmechanik werden aus Teilchen Wellen die ihre Aufenthaltswahrscheinlichkeiten beschreiben Trifft z B Licht oder ein Elektronenstrahl auf einen Doppelspalt so bildet diese Welle hinter dem Spalt ein Beugungsmuster Auf einem Fotopapier oder Schirm wird das auftreffende Licht der Elektronenstrahl immer nur einzelne Punkte treffen Erst im stochastischen Mittel vieler auftreffender Photonen Elektronen wird wieder das Beugungsmuster sichtbar Diese gleichzeitige Interpretation als Welle und Teilchen wird als Welle Teilchen Dualismus bezeichnet Im Gegensatz zur Klassischen Mechanik in der der Zustand des Teilchens durch Ort und Impuls festgelegt ist konnen Ort und Impuls in der Quantenmechanik nie gleichzeitig genau gemessen werden siehe Heisenbergsche Unscharferelation In Mehrteilchensystemen werden die Teilchen durch die Anwendung eines Erzeugungsoperators aus einem Vakuumzustand erzeugt Solche Operatoren spielen insbesondere in der Quantenfeldtheorie eine Rolle Zwischen den Anfangs und Endzustanden physikalischer wechselwirkender Teilchen konnen dabei virtuelle Teilchen entstehen und wieder verschwinden die keiner Energie Impuls Beziehung genugen und deren Energie keine untere Schranke hat Der Teilchenbegriff in der Mathematischen Physik erstreckt sich von Zustanden in Hilbert Raumen auf denen man Algebren von Operatoren betrachtet bis hin zu Wellen bei denen beispielsweise ein bestimmtes Streuverhalten berechnet werden kann hierzu zahlen unter anderem Solitonen bei denen es sich um nicht auseinanderlaufende Wellen handelt 15 Einzelnachweise Bearbeiten Konrad Kopitzki Einfuhrung in die Festkorperphysik Teubner ISBN 3 519 13083 1 Michael Bestehorn Hydrodynamik und Strukturbildung Springer 2006 ISBN 3 540 33796 2 Fussnote auf Seite 13 Christian Gerthsen Hans O Kneser Helmut Vogel Physik Springer ISBN 3 540 16155 4 Kap 16 Quantenmechanik Sousanna Maria Nikolaou Die Atomlehre Demokrits und Platons Timaios Eine vergleichende Untersuchung Stuttgart 1998 ISBN 3 519 07661 6 Beitrage zur Altertumskunde Band 112 C Gerthsen H O Kneser H Vogel Physik Springer ISBN 3 540 16155 4 Kap 12 6 1 Das Periodensystem der Elemente C Gerthsen H O Kneser H Vogel Physik Springer ISBN 3 540 16155 4 Kap 13 1 2 Die Entdeckung des Atomkerns Enrico Fermi Possible production of element of atomic number higher than 92 In Nature Band 133 1934 S 898 899 C Gerthsen H O Kneser H Vogel Physik Springer ISBN 3 540 16155 4 Kap 13 1 6 Kernspaltung Klaus Grotz und Hans V Klapdor Die schwache Wechselwirkung in Kern Teilchen und Astrophysik Teubner Studienbucher ISBN 3 519 03035 7 Theo Mayer Kuckuk Kernphysik Teubner Verlag ISBN 3 519 13223 0 Art Hobson Es gibt keine Teilchen es gibt nur Felder In Am J Phys Band 81 Nr 3 S 211 223 doi 10 1119 1 4789885 moderne physik eu englisch There are no particles there are only fields 2013 Harald Fritzsch Elementarteilchen Bausteine der Materie C H Beck Verlag ISBN 978 3 406 50846 2 Bogdan Povh Klaus Rith C Scholz F Zetsche Teilchen und Kerne Springer Verlag ISBN 978 3 540 68075 8 Lee Smolin The Trouble with Physics The Rise of String Theory the Fall of a Science and What Comes Next ISBN 0 618 91868 X Philip G Drazin Robin S Johnson Solitons An Introduction Cambridge University Press ISBN 0 521 33389 X Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Teilchen amp oldid 236062590