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Das Bohrsche Atommodell wurde 1913 von Niels Bohr entwickelt Es war das erste Atommodell das Elemente der damals noch nicht entwickelten Quantenmechanik enthielt und war dadurch deutlich naher an der Realitat als vorangegangene Modelle Atome bestehen bei diesem Modell aus einem schweren positiv geladenen Atomkern und leichten negativ geladenen Elektronen die den Atomkern auf geschlossenen Bahnen umkreisen Durch drei Postulate setzte Bohr innerhalb des Modells die klassische Physik teilweise ausser Kraft Anders als altere Atommodelle zeigt das Bohrsche Atommodell viele der am Wasserstoffatom beobachteten Eigenschaften Andererseits werden viele Details sehr genauer spektroskopischer Messungen von ihm nicht erfasst Chemische Bindungen kann es nicht erklaren Das Konzept dass Elektronen sich auf bestimmten Bahnen bewegen steht im Widerspruch zur Unscharferelation Nach dem Bohrschen Atommodell bewegen sich Elektronen auf Kreisbahnen bestimmter Energie Hier wechselt ein einzelnes Elektron von der 3 auf die 2 Kreisbahn es wird ein Photon entsprechender Frequenz ausgesendet Das Bohrsche Atommodell ebnete den Weg zum Verstandnis des Aufbaus der Atomhulle Die anschauliche Vorstellung von Elektronen die den Atomkern umkreisen wie Planeten die Sonne pragt seither das populare Bild von Atomen Das Bild von Elektronenbahnen wird jedoch in allen quantenmechanischen Atommodellen seit etwa 1925 dadurch ersetzt dass den Elektronen nur bestimmte Aufenthaltswahrscheinlichkeiten zugesprochen werden siehe Atomorbital Inhaltsverzeichnis 1 Uberblick 1 1 Vorlaufer und Nachfolgemodelle 2 Das Modell 2 1 Bohrsche Postulate 3 Experimentelle Uberprufung 3 1 Grosse der Atome 3 2 Spektrale Ubergange 3 3 Zustande diskreter Energie 4 Schwachen und Widerspruche 5 Mathematische Formulierung 6 Ausblick 7 Kultur 8 Quellen 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseUberblick BearbeitenAls Ausgangspunkt fur sein neues Modell nahm Bohr das erst zwei Jahre vorher postulierte und damals noch wenig verbreitete Rutherfordsche Atommodell Darin besteht ein Atom aus einem positiv geladenem Kern und negativ geladenen Elektronen die sich in einer Hulle um den Kern herum befinden wobei uber die Bewegung der Elektronen in der Hulle noch nichts genaueres ausgesagt wird Mit der Annahme der Anwendbarkeit der klassischen Mechanik und dem coulombschen Gesetz liesse sich daraus folgern dass sich Elektronen um den Kern bewegen wie Planeten um die Sonne Dieses Modell ist aber inkonsistent denn nach der klassischen Elektrodynamik erzeugt eine kreisende Ladung elektromagnetische Wellen mit denen Energie abgestrahlt wird Folglich wurde jedes kreisende Elektron Energie verlieren und musste auf einer Spiralbahn in den Kern sturzen Stabile Atome konnte es somit nicht geben Da es aber Atome stabiler Grosse gibt ist das Modell in dieser Form widerlegt Um Atome beschreiben zu konnen die trotz kreisender Elektronen stabil sind loste sich Bohr 1913 teilweise von der Gultigkeit der klassischen Mechanik und der Elektrodynamik Er nahm an dass es fur Elektronen im Atom bestimmte Bahnen gibt auf denen sie in stabiler Form den Kern umkreisen ohne elektromagnetische Wellen zu erzeugen und dass alle anderen Bahnen die nach der klassischen Mechanik auch moglich waren in der Natur nicht vorkommen Strahlung gibt das Atom nur beim Ubergang eines Elektrons von einer der erlaubten Bahnen in eine andere ab wobei wieder im Widerspruch zur Elektrodynamik die Frequenz der erzeugten Welle direkt nichts mit den Frequenzen zu tun hat mit denen das Elektron sich vorher oder hinterher im Kreis bewegt Nur im Grenzfall sehr grosser Bahnen bei denen die Umlauffrequenzen sich nur sehr wenig unterscheiden hat die Strahlung naherungsweise dieselbe Frequenz siehe Korrespondenzprinzip Damit hatte Bohr auch erstmals in Betracht gezogen dass das Atom Energie aufnehmen und in einen angeregten Zustand ubergehen kann ohne gleich ionisiert zu werden Uber den genaueren Ablauf dieses Quantensprungs von einem gebundenen Zustand in einen anderen konnen aber keinerlei weitere Aussagen gemacht werden Bohr brach dabei auch mit dem bis dahin geltenden Lehrsatz natura non facit saltus die Natur macht keine Sprunge Bei der Aufstellung dieser Grundsatze mit denen Bohr eine brauchbare Erklarung der beobachteten Eigenschaften des Wasserstoffatoms erreichen wollte liess er sich insgesamt stark von seiner Intuition leiten Fur die Auswahl der stabilen Bahnen legte Bohr drei Postulate fest Sein Ziel war das Plancksche Wirkungsquantum als die fur mikroskopische Vorgange geeignete charakteristische Naturkonstante so in den Gleichungen zu berucksichtigen dass die Ergebnisse seines Modells moglichst gut zu den an Atomen beobachteten Tatsachen passen Sein Modell zeigte erfolgreich dass man einige Ausnahmen von der klassischen Physik mit einigen neuen aber einfach erscheinenden Bedingungen so kombinieren kann dass viele Eigenschaften der Atome daraus abgeleitet werden konnen Insbesondere gibt das Modell viele Eigenschaften des Wasserstoffatoms im Rahmen der damals moglichen Messgenauigkeit wieder seine Grosse die Tatsache dass das Atom nur Strahlung mit bestimmten Wellenlangen emittiert und die genaue Grosse dieser Wellenlangen Rydberg Formel sowie die Ionisierungsenergie Diese Ubereinstimmung mit experimentellen Ergebnissen legitimierte die z T revolutionaren Postulate Das Modell spielte daher eine uberragende Rolle in der weiteren Entwicklung der Atomphysik Wegen seiner Anschaulichkeit dient das Bohrsche Atommodell auch heute noch vielfach als Grundlage zur qualitativen Beschreibung atomarer Vorgange Gerade seine Anschaulichkeit konnte aber in den wesentlich besseren Modellen der Quantenmechanik ab 1925 nicht aufrechterhalten werden Vorlaufer und Nachfolgemodelle Bearbeiten Als ein Vorlaufer des Bohrschen Modells kann das Atommodell von Arthur Erich Haas 1910 bezeichnet werden Haas verfolgte den Gedanken das Plancksche Wirkungsquantum h displaystyle h nbsp von den Eigenschaften der Elektronen und der Atome her zu verstehen Dabei ging er von dem damals weithin akzeptierten Thomsonschen Atommodell aus und nahm fur das einfachste Atom an ein Elektron kreise innerhalb einer homogen positiv geladenen Kugel von der Grosse des Atoms Dann setzte er den Energieunterschied zwischen der Ruhelage des Elektrons im Mittelpunkt und seiner grosstmoglichen Kreisbahn willkurlich mit der Energie des Lichtquants gleich die nach der Gleichung E h f displaystyle E hf infty nbsp der Grenzfrequenz f displaystyle f infty nbsp der Spektrallinien der Balmer Serie entspricht Daraus erhielt er fur den Bahnradius eine Gleichung die mit dem bekannten Radius des H Atoms gut ubereinstimmt Umgekehrt gestattet diese Gleichung aus dem Radius die Grenzfrequenz der Spektrallinien und damit die Rydberg Konstante zu berechnen Dieselbe Gleichung leitete auch Bohr 1913 in seinem Modell her aber nun fur die kleinstmogliche Bahn des Elektrons wahrend zur Balmer Serie in seinem Modell eine 4 fach grossere Bahn gehort Immerhin zeigte das Atommodell von Haas dass das Plancksche Wirkungsquantum eine Naturkonstante ist die sich zur Berechnung atomarer Grossen eignen kann wenn man sie und sei es auf willkurlich erscheinende Weise in ein physikalisches Atommodell einfugt 1 In Bezug auf eine Begrundung der Quantelung war 1912 von John William Nicholson vorgeschlagen worden die Quantelung des Drehimpulses in Schritten ℏ h 2 p displaystyle hbar h 2 pi nbsp gegenuber der Quantelung der Energie in Schritten E h f displaystyle E hf nbsp vorzuziehen Zur Begrundung diente ihm dass der Drehimpuls von Kreisbahnen wie im Haas schen Modell einerseits gerade der Quotient von Energie und Kreisfrequenz ist und andererseits ein Vielfaches von ℏ h 2 p displaystyle hbar h 2 pi nbsp 1 Diese Bedeutung der Planckschen Konstante erwies sich in der Tat als grundlegend s Plancksches Wirkungsquantum Drehimpuls Jedoch wurden mangels weitergehenden Erklarungswerts weder die Vorstellungen von Haas noch die von Nicholson als brauchbare Atommodelle angenommen 2 Direkter Nachfolger des Bohrschen Modells wurde ab 1916 das Bohr Sommerfeldsche Atommodell Darin wurden nach dem Vorschlag von Arnold Sommerfeld elliptische Bahnen einbezogen um mehr und genauere Ergebnisse zu gewinnen nachdem verbesserte experimentelle Methoden zunehmend kleine Abweichungen von den Vorhersagen des Bohrschen Modells erbracht hatten Das Modell BearbeitenBohrsche Postulate Bearbeiten Nach dem Rutherfordschen Atommodell von 1911 besteht ein Atom aus einem positiv geladenen sehr kleinen und schweren Atomkern der von einer Anzahl Elektronen umgeben ist An diese Vorstellung knupfte Bohr an Er untersuchte die periodische Umlaufbewegung eines einzigen Elektrons wie sie sich aus den Formeln der klassischen Mechanik ergibt wenn die Kraft zwischen Kern und Elektronen von der elektrostatischen Anziehung herruhrt Um dieses Modell an die beobachteten Eigenschaften des Wasserstoffatoms anzupassen erweiterte er es um drei Postulate Dem Elektron stehen nicht alle klassisch moglichen Bahnen zur Verfugung sondern nur bestimmte ausgewahlte von ihnen Auf diesen Bahnen erzeugt es keine elektromagnetische Strahlung sondern behalt seine Energie Dies sind die stationaren Zustande des Atoms Das Elektron kann von einem stationaren Zustand in einen anderen springen Dieser als Quantensprung bezeichnete Vorgang liegt ausserhalb des Gultigkeitsbereichs der klassischen Mechanik und der Elektrodynamik Beim Quantensprung zwischen stationaren Zustanden mit verschiedener Energie den Energieniveaus wird elektromagnetische Strahlung emittiert oder absorbiert Dabei wird die Frequenz f displaystyle f nbsp der Strahlung nicht durch die Umlauffrequenz des Elektrons bestimmt sondern ausschliesslich durch die Energiedifferenz D E displaystyle Delta E nbsp der beiden Zustande nach der von Max Planck fur die Warmestrahlung entdeckten Formel f D E h displaystyle f Delta E h nbsp Die Frequenz der erzeugten oder absorbierten Strahlung nahert sich der Umlauffrequenz des Elektrons an wenn sich das Elektron im Anfangszustand nur langsam bewegt und in den energetisch nachstgelegenen Zustand springt In den ersten beiden Postulaten formuliert Bohr dass auf der Ebene der Atome die Gesetze der klassischen Mechanik und Elektrodynamik nur eingeschrankt gelten Anders als in der klassischen Mechanik wird zwischen zwei Zustanden kein kontinuierlicher Ubergang sondern ein Quantensprung angenommen In der detaillierten Berechnung setzt er das erste Postulat so um dass er fur bestimmte Kreisbahnen annimmt dass in direktem Widerspruch zur Theorie der Elektrodynamik die Elektronen beim Umlauf keine Energie in Form von elektromagnetischer Strahlung verlieren Auch das zweite Postulat steht im Widerspruch zur Elektrodynamik weil in seinem Modell die Frequenz der emittierten Strahlung nicht mit der Umlauffrequenz des die Welle erzeugenden Teilchens ubereinstimmen muss Dadurch und mit Hilfe einer weiteren aber abwegigen und falschen Zusatzannahme 3 gelingt es ihm ganz neue Formeln fur den Zusammenhang zwischen der Elektronenbewegung mit den Parametern Bahnradius Energie Umlauffrequenz und der emittierten Strahlung Parameter Frequenz abzuleiten die nun der Rydberg Formel ahnlich sehen Um aus diesen noch zu allgemeinen Formeln die richtige auszuwahlen benutzt er in seinem dritten Postulat zum ersten Mal das von ihm entdeckte aber erst spater so bezeichnete Korrespondenzprinzip zwischen klassischer und Quantenphysik Trotz der krassen Gegensatze wie sie in den ersten beiden Postulaten angesetzt werden muss es einen fliessenden Ubergang von der vertrauten und bewahrten klassischen Physik in die neue Quantenphysik geben Damit folgt nach einiger Rechnung aus dem dritten Postulat dass die stabilen Elektronenbahnen sich dadurch auszeichnen dass der Bahndrehimpuls L displaystyle L nbsp des Elektrons ein ganzzahliges Vielfaches des reduzierten Planckschen Wirkungsquantums ℏ h 2 p displaystyle hbar tfrac h 2 pi nbsp ist L n ℏ n 1 2 displaystyle L n hbar quad n 1 2 dotsc nbsp Auch dies wird zuweilen als drittes Bohrsches Postulat bezeichnet denn es ermoglicht eine strenge Herleitung der Formeln des Bohrschen Atommodells ohne dass das Korrespondenzprinzip oder die genannte falsche Zusatzannahme bemuht wird s u Mathematische Formulierung Bohr selbst bezeichnet spater nur noch die ersten beiden Annahmen als seine Postulate 4 Experimentelle Uberprufung BearbeitenDas Bohrsche Atommodell konnte eine Reihe von physikalischen Messergebnissen der im Entstehen begriffenen Atomphysik erklaren In nachfolgenden mit hoherer Genauigkeit durchgefuhrten Experimenten zeigten sich allerdings auch deutliche Abweichungen zwischen Modell und Wirklichkeit Grosse der Atome Bearbeiten Der mit den wenigen Grundannahmen des Modells berechnete Durchmesser von Atomen liegt fur viele Elemente in der richtigen Grossenordnung Insbesondere stimmten sie grob mit den zur gleichen Zeit von Max von Laue und William H Bragg erstmals durchgefuhrten Experimenten zur Rontgenbeugung uberein Die kleine aber endliche Grosse war eine der Schlussel Eigenschaften der Atome in den damals noch vagen Vorstellungen zum atomaren Aufbau der Materie Daher wurde die Fahigkeit des Bohr Modells die Grosse aus allgemeinen Annahmen abzuleiten als Erfolg angesehen Spektrale Ubergange Bearbeiten In der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts wurden Spektrallinien beim Wasserstoff Atom entdeckt Fur die Position der Linien innerhalb der jeweiligen Serie konnten Johann Jakob Balmer und Johannes Rydberg anhand von gemessenen Linienspektren bereits 1885 und 1888 numerische Formeln angeben Balmer Serie Rydberg Formeln Der physikalische Hintergrund dieser Formeln blieb jedoch fast dreissig Jahre lang ein Ratsel Die von Bohr eingefuhrten Quantensprunge der Elektronen von einer Bahn auf die andere erlaubten die Balmer und Rydberg Formel aus allgemeinen Prinzipien abzuleiten Auch gaben sie ein intuitiv einleuchtendes Bild der Vorgange im Atom Eine Spektralserie entspricht dabei den Ubergangen von Elektronen aus verschiedenen hoherer Niveaus auf das immer gleiche Grundniveau Je hoher die Energie des Anfangsniveaus desto grosser die Energiedifferenz beim Quantensprung also die Energie der erzeugten Photonen und damit deren Frequenz Zustande diskreter Energie Bearbeiten Die Existenz der angeregten stationaren Zustande des Bohrschen Atommodells wurde mit dem Franck Hertz Versuch von 1913 1914 nachgewiesen nachdem die alternative Deutung mithilfe der Ionisation 1917 ausgeschlossen werden konnte In dem Experiment konnte an Quecksilberatomen im Grundzustand gezeigt werden dass beim Stoss durch ein freies Elektron ein bestimmter Energiebetrag ubertragen werden muss der nicht zur Ionisation ausreicht um den ersten angeregten Zustand zu erreichen wie durch Beobachtung des emittierten Lichtquants nachgewiesen werden konnte Damit war das erste Postulat des Bohrschen Atommodells auf unabhangige Weise bestatigt 5 Schwachen und Widerspruche BearbeitenEinige Schwachen und Widerspruche des Modells waren bereits bei der Veroffentlichung 1913 klar Andere wurden spater mit verbesserten Experimenten und weiter ausgearbeiteter Theorie der Quantenmechanik offensichtlich Die Postulate werden durch kein grundlegendes Prinzip sondern allein durch ihren Erfolg gerechtfertigt Sie widersprechen der klassischen Elektrodynamik Bohrs Modell beschreibt das Verhalten von Wasserstoffatomen und von Ionen mit nur einem Elektron Mehrelektronensysteme werden nicht erfasst Die Relativitatstheorie bleibt unberucksichtigt obwohl dem Elektron im Wasserstoff Grundzustand schon fast 1 der Lichtgeschwindigkeit zugeschrieben wird Das Wasserstoffatom in Bohrs Modell musste eine flache Scheibe sein Chemische Bindungen konnen mit Bohrs Modell nicht verstanden werden In allen stationaren Zustanden kommt der Bahn Drehimpuls des Elektrons um 1 ℏ displaystyle 1 hbar nbsp zu gross heraus Insbesondere sollte er im Grundzustand nach Bohr 1 ℏ displaystyle 1 hbar nbsp sein tatsachlich ist er aber 0 Die geradzahlige Aufspaltung vieler Spektrallinien unter dem Einfluss von Magnetfeldern anomaler Zeeman Effekt kann nicht erklart werden Bestimmte Spektrallinien des Wasserstoffs erweisen sich bei genaueren Messungen als Doppellinien Diese nach ihrem Entdecker Lamb Shift genannte Trennung kann das Bohr Modell nicht erklaren Die in der Radioastronomie wichtige 21 cm Linie des Wasserstoffs kann nicht aus dem Bohr Modell abgeleitet werden Die Vorstellung einer definierten Bahn des Elektrons um den Atomkern verletzt die 1927 von Werner Heisenberg entdeckte Unscharferelation Die Quantenmechanik deren Aussagen bis heute in allen Details mit den experimentellen Befunden ubereinstimmen zeichnet mit dem Orbitalmodell ein etwas anderes Bild vom Atom Anders als es das Bohr Modell annimmt haben die Elektronen im Atom in ausgedehnten Bereichen endliche Aufenthaltswahrscheinlichkeit teilweise bis in den Kern hinein Sie bewegen sich nicht auf Bahnen Angemessener ist die Vorstellung einer Wolke Drei Grundaussagen des Bohrschen Modells wurden aber bis heute in alle Atommodelle ubernommen Elektronen halten sich im Atom nur in definierten Bereichen auf Bohrs Bahnen haben sich dabei zu den heutigen Orbitalen weiterentwickelt Elektronen konnen im Atom nur bestimmte Energiewerte annehmen zu den Aufenthaltsbereichen gehoren diskrete Energieniveaus Energieaustausch mit einem Elektron eines Atoms ist nur moglich indem dieses Elektron sein Energieniveau andert und die entsprechende Energiedifferenz aufnimmt oder abgibt Mathematische Formulierung BearbeitenSo sehr das Bohrsche Atommodell auch an der Wirklichkeit vorbeigeht ist es doch den vorhergehenden Atommodellen deutlich uberlegen Es erlaubt den Vergleich einer Reihe numerischer Resultate mit experimentellen Ergebnissen allen voran die Wellenlangen der Linien des Wasserstoffspektrums Anders als bei moderneren Atommodellen kommt die dafur notige Mathematik mit dem Einsetzen in Formeln und einfachen Umformungen von Gleichungen aus Das Bohrsche Atommodell betrachtet das Elektron als punktformiges Teilchen der Masse m displaystyle m nbsp und Ladung e displaystyle e nbsp das durch die entgegengesetzte elektrische Ladung e displaystyle e nbsp des Kerns angezogen wird Mit dieser Coulomb Kraft als Zentripetalkraft e 2 4 p e 0 1 r 2 m v 2 r displaystyle frac e 2 4 pi varepsilon 0 frac 1 r 2 frac mv 2 r nbsp kann sich das Elektron auf einer Kreisbahn mit passenden Kombinationen von Radius r displaystyle r nbsp und Geschwindigkeit v displaystyle v nbsp bewegen Wird vorstehende Gleichung mit r displaystyle r nbsp multipliziert so steht dort der Virialsatz E p o t 2 E k i n displaystyle E mathrm pot 2E mathrm kin nbsp vgl Coulomb Potential und Kinetische Energie Wird statt mit r displaystyle r nbsp einmal mit m r 3 displaystyle mr 3 nbsp multipliziert so lasst sich die zusatzlich postulierte Drehimpulsquantelung L m v r n ℏ displaystyle L mvr n hbar nbsp verwenden um v displaystyle v nbsp zu eliminieren e 2 4 p e 0 m r n 2 ℏ 2 displaystyle frac e 2 4 pi varepsilon 0 mr n 2 hbar 2 nbsp Daraus ergibt sich der Bahnradius im Zustand mit der Hauptquantenzahl n displaystyle n nbsp zu r n n 2 4 p e 0 ℏ 2 m e 2 displaystyle r n n 2 frac 4 pi varepsilon 0 hbar 2 me 2 nbsp Der kleinste Radius r 1 displaystyle r 1 nbsp betragt etwa 52 9 Pikometer und wird als klassischer oder Bohrscher Atomradius bezeichnet Fur die Gesamtenergie gilt E n E p o t E k i n 1 2 E p o t 1 2 e 2 4 p e 0 1 r e 2 4 p e 0 2 m 2 ℏ 2 1 n 2 1 n 2 E R displaystyle E n E mathrm pot E mathrm kin frac 1 2 E mathrm pot frac 1 2 frac e 2 4 pi varepsilon 0 frac 1 r left frac e 2 4 pi varepsilon 0 right 2 frac m 2 hbar 2 frac 1 n 2 frac 1 n 2 E mathrm R nbsp mit der Rydberg Energie E R e 2 4 p e 0 2 m 2 ℏ 2 13 6 eV displaystyle E mathrm R left frac e 2 4 pi varepsilon 0 right 2 frac m 2 hbar 2 approx 13 6 text eV nbsp Fur Energiedifferenzen zwischen Zustanden n 1 displaystyle n 1 nbsp und n 2 displaystyle n 2 nbsp erhalt man D E E n 2 E n 1 1 n 1 2 1 n 2 2 E R displaystyle Delta E E n 2 E n 1 left frac 1 n 1 2 frac 1 n 2 2 right E mathrm R nbsp Das ist bis auf eine Korrektur von 0 05 displaystyle 0 05 nbsp fur die Mitbewegung des Kerns gerade die Rydberg Formel fur das Wasserstoffspektrum die Johannes Rydberg bereits 1888 aus den beobachteten Linienspektren abgelesen hatte ohne Kenntnis eines Atommodells und ohne die Deutung der Rydberg Energie E R displaystyle E mathrm R nbsp als Kombination von Naturkonstanten Lasst man in der Rydberg Formel n 2 displaystyle n 2 nbsp gegen Unendlich gehen erhalt man die Ionisationsenergie fur Ionisierung aus dem Zustand n 1 displaystyle n 1 nbsp Ausblick BearbeitenDas Bohrsche Atommodell von 1913 fand im Bohr Sommerfeldschen Atommodell von 1916 verschiedene Erweiterungen So wurden unter anderem eine zweite und dritte Quantenzahl eingefugt um Intensitaten und Feinstruktur Aufspaltungen der Spektrallinien zu erklaren Der Stern Gerlach Versuch von 1922 erweiterte das Modell abermals um den Spin Mit der Quantenmechanik von 1925 26 wurden beide Modelle abgelost zugleich aber auch die Bohrschen Postulate vollstandig begrundet Es wurde erkennbar warum das Bohrsche Modell und seine Erweiterungen in vielen Bereichen Erfolge hatten das heisst zu richtigen Voraussagen fuhrten Kultur Bearbeiten nbsp Logo der IAEASiehe auch Atomsymbol Das Bohrsche Atommodell findet sich als ikonische Darstellung des Atoms in Logos 6 in Wappen siehe Atomsymbol in der Heraldik in Karikaturen 7 und in popularwissenschaftlichen Illustrationen 8 Eine solche Darstellung ist in Unicode als Schriftzeichen U 269B atom symbol und als Emoji standardisiert Quellen BearbeitenNiels Bohr On the Constitution of Atoms and Molecules Part I In Philosophical Magazine 26 Jahrgang 1913 S 1 25 ihep su PDF Niels Bohr On the Constitution of Atoms and Molecules Part II Systems Containing Only a Single Nucleus In Philosophical Magazine 26 Jahrgang 1913 S 476 502 ihep su PDF Niels Bohr On the Constitution of Atoms and Molecules Part III Systems containing several nuclei In Philosophical Magazine 26 Jahrgang 1913 S 857 875 Niels Bohr The spectra of helium and hydrogen In Nature 92 Jahrgang 1914 S 231 232 doi 10 1038 092231d0 Niels Bohr Atomic Structure In Nature 107 Jahrgang 1921 S 104 107 doi 10 1038 107104a0 Michael Eckert Die Geburt der Modernen Atomtheorie In Physik in unserer Zeit 44 4 Jahrgang 2013 S 168 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bohrsches Atommodell Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vorstellung des Bohrschen Atommodells im Video alteso de erklart das Bohrsche Atommodell Bohrsches Atommodell eine Einfuhrung fur die Schule Universitat Ulm Memento vom 10 Februar 2010 imInternet Archive scinexx de 100 Jahre Bohrsches Atommodell 21 Juni 2013Einzelnachweise Bearbeiten a b Jagdisch Mehra Helmut Rechenberg The Historical Development of Quantum Theory Vol 1 Kap II 2 Springer Verlag 1987 Abraham Pais Inward Bound Of Matter and Forces in the Physical World Clarendon Press Oxford 1986 N Bohr On the Constitution of Atoms and Molecules In Philosophical Magazine Band 26 1913 S 4 Bohr nimmt willkurlich an dass beim Einfang eines freien Elektrons in eine Bahn mit Umlauffrequenz f displaystyle f nbsp die Bindungsenergie in Gestalt von n displaystyle n nbsp Lichtquanten der Energie 1 2 h f displaystyle tfrac 1 2 hf nbsp abgegeben wird Diese Zahl n displaystyle n nbsp die sich spater als die Haupt Quantenzahl herausstellt ist also ursprunglich hier wirklich eine Anzahl von Quanten N Bohr Uber die Anwendung der Quantentheorie auf den Atombau In Zeitschr f Physik Band 13 1923 S 117 165 Jorn Bleck Neuhaus Der Franck Hertz Versuch In Peter Heering Hrsg Kanonische Experimente der Physik Fachliche Grundlagen und historischer Kontext Springer Spektrum Springer Berlin 2022 ISBN 978 3 662 64645 8 S 211 243 Beispiel Logo der IAEO Beispiel Iran Winter Games htm Memento vom 10 Oktober 2012 im Internet Archive eine Karikatur von 2010 zur Atompolitik des Iran Beispiel Erste direkte Beobachtung von Atomen im Gas scinexx de 19 September 2016 abgerufen am 19 September 2016 Die Titelillustration wurde vom MIT der Presse zur Verfugung gestellt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bohrsches Atommodell amp oldid 237726502