www.wikidata.de-de.nina.az
Der Virialsatz lateinisch vis Kraft ist eine Beziehung zwischen den zeitlichen arithmetischen Mittelwerten der kinetischen Energie T displaystyle overline T und der potentiellen Energie U displaystyle overline U eines abgeschlossenen physikalischen Systems Der Virialsatz wurde 1870 von Rudolf Clausius aufgestellt in dem Aufsatz Uber einen auf die Warme anwendbaren mechanischen Satz Das Virial ist dabei nach Clausius der Ausdruck 1 2 3 1 2 i 1 N F i r i displaystyle frac 1 2 sum i 1 N overline vec F i cdot vec r i Hierbei bezeichnet F i displaystyle vec F i die auf das i displaystyle i te Teilchen wirkende Kraft r i displaystyle vec r i den Ortsvektor des i displaystyle i ten Teilchens der Querstrich einen unten naher erlauterten Mittelwert z B ein Zeit oder Scharmittel Der Virialsatz wurde von Clausius ursprunglich als Satz der klassischen Mechanik formuliert als Gleichheit von Virial und mittlerer kinetischer Energie Er ermoglicht allgemeine Abschatzungen der Anteile potentieller und kinetischer Energie auch in komplexen Systemen z B in Mehrkorperproblemen der Astrophysik Es gibt auch einen quantenmechanischen Virialsatz einen Virialsatz der statistischen Mechanik aus dem u a das ideale Gasgesetz und Korrekturen fur reale Gase abgeleitet wurden sowie einen relativistischen Virialsatz Der Virialsatz gilt nur unter gewissen Voraussetzungen etwa im Fall des Virialsatzes der Mechanik dass mit zeitlicher Mittelwertbildung Orte und Geschwindigkeiten der Teilchen beschrankt sind oder dass ein thermisches Gleichgewicht herrscht Inhaltsverzeichnis 1 Virialsatz der Mechanik 1 1 Teilchen in einem konservativen Kraftfeld 1 2 Untereinander wechselwirkende Teilchen 1 3 Folgerungen und Beispiele 1 4 Ableitung 2 Sonderfalle der Mittelwertbildung 2 1 Geschlossene Bahnen 2 2 Vielteilchensystem 2 2 1 Astrophysik 3 Anwendungsbeispiel Massenbestimmung astronomischer Haufen 4 Tensor Form 4 1 Varianten in der Astrophysik 5 Der Virialsatz der Quantenmechanik 6 Der Virialsatz der statistischen Mechanik 7 Der Virialsatz der Relativitatstheorie 8 Literatur 9 Weblinks 10 Einzelnachweise und AnmerkungenVirialsatz der Mechanik BearbeitenTeilchen in einem konservativen Kraftfeld Bearbeiten Einen einfachen Fall stellen N displaystyle N nbsp untereinander nicht wechselwirkende Teilchen in einem ausseren Kraftfeld F E displaystyle vec F E nbsp dar das konservativ also von einem Potential F r displaystyle Phi vec r nbsp abgeleitet ist die dazugehorende Ladung sei mit q displaystyle q nbsp bezeichnet sie ist fur den Fall der Gravitation gerade die Masse F E r q F r displaystyle vec F E vec r q nabla Phi vec r nbsp dd Darin ist F r displaystyle nabla Phi vec r nbsp der Gradient des Feldes bzw des Potentials Der Virialsatz gilt wie unten dargelegt wird falls die Bewegung im Endlichen bleibt also Ort und Impuls fur alle Zeiten beschrankt sind und lautet T 1 2 i 1 N F i r i q 2 i 1 N F r i r i displaystyle begin alignedat 2 overline T amp amp amp frac 1 2 sum i 1 N overline vec F i cdot vec r i amp amp amp frac q 2 sum i 1 N overline nabla Phi vec r i cdot vec r i end alignedat nbsp wobei T displaystyle T nbsp die kinetische Energie des Teilchens ist der Querstrich den zeitlichen Mittelwert fur Zeiten t displaystyle tau to infty nbsp bezeichnet Nimmt man zusatzlich ein in der Ortsvariablen homogenes Potential vom Grad k displaystyle k nbsp an d h es gilt F a r a k F r displaystyle Phi alpha vec r alpha k cdot Phi vec r nbsp fur a gt 0 displaystyle alpha gt 0 nbsp Werte fur k finden sich weiter unten in Folgerungen und Beispiele dann vereinfacht sich obige Gleichung mit der Eulerschen Gleichung fur homogene Funktionen 4 F r r k F r displaystyle nabla Phi vec r cdot vec r k Phi vec r nbsp dd zu T k 2 U displaystyle overline T frac k 2 overline U nbsp wobei U q i F r i displaystyle textstyle U sum q i Phi vec r i nbsp die gesamte potentielle Energie der Teilchen ist Der Virialsatz ist daher eine Beziehung zwischen mittlerer kinetischer und mittlerer potentieller Energie Untereinander wechselwirkende Teilchen Bearbeiten Fur die Ableitung der Gasgesetze und die Anwendung in der Astrophysik ist der Fall eines abgeschlossenen Systems von N displaystyle N nbsp miteinander wechselwirkenden Teilchen von besonderem Interesse Wie oben ergibt sich unter der Voraussetzung einer im Endlichen ablaufenden Bewegung der Virialsatz T 1 2 i 1 N F i r i displaystyle overline T frac 1 2 sum i 1 N overline vec F i cdot vec r i nbsp Dabei ist F i displaystyle vec F i nbsp die Resultierende der auf das i displaystyle i nbsp te Teilchen einwirkenden Krafte die von anderen Teilchen des Systems ausgeubt werden Da ein abgeschlossenes System betrachtet wird existieren diesmal keine ausseren Krafte Wegen i F i 0 displaystyle textstyle sum i vec F i 0 nbsp gilt ist die Wahl des Ursprungs fur die Ortsvektoren r i displaystyle vec r i nbsp im Virial beliebig Auf den ersten Blick sieht der Ausdruck im Virial kompliziert aus lasst sich aber unter der Annahme dass die paarweise zwischen den Teilchen wirkenden Krafte jeweils von homogenen Potentialen vom Grad k displaystyle k nbsp abgeleitet werden konnen wie oben auf die Form T k 2 U displaystyle overline T frac k 2 overline U nbsp bringen Folgerungen und Beispiele Bearbeiten Mit der Gesamtenergie E T U E displaystyle overline E overline T overline U E nbsp folgt aus dem Virialsatz T k 2 U k k 2 E displaystyle overline T frac k 2 overline U frac k k 2 E nbsp U 2 k 2 E displaystyle overline U frac 2 k 2 E nbsp Fur den bekannten Fall k 1 displaystyle k 1 nbsp Gravitation Coulombsche Kraft ergibt sich z B T 1 2 U E displaystyle overline T frac 1 2 overline U E nbsp Insbesondere ergibt sich dass die Gesamtenergie fur die Anwendung des Virialtheorems im Fall k 1 displaystyle k 1 nbsp negativ sein muss da T displaystyle overline T nbsp positiv ist Fur harmonische Schwingungen k 2 displaystyle k 2 nbsp gilt T U 1 2 E displaystyle overline T overline U frac 1 2 E nbsp Ableitung Bearbeiten Hier wird der Darstellung im Lehrbuch von Landau und Lifschiz gefolgt wo der Virialsatz in Zusammenhang mit dem Skalierungsverhalten mechanischer Grossen mechanische Ahnlichkeit diskutiert wird Dabei wird nur ausgenutzt dass die kinetische Energie T displaystyle T nbsp quadratisch in den Geschwindigkeiten v i displaystyle vec v i nbsp ist und die Impulse werden formal uber p i T v i displaystyle vec p i frac partial T partial vec v i nbsp eingefuhrt Dann gilt nach dem Satz von Euler uber homogene Funktionen i T v i v i 2 T displaystyle sum i frac partial T partial vec v i cdot vec v i 2T nbsp woraus 2 T i p i v i d d t i p i r i i r i d d t p i d G d t i r i F i displaystyle 2T sum i vec p i cdot vec v i frac d dt sum i vec p i cdot vec r i sum i vec r i cdot frac d dt vec p i frac dG dt sum i vec r i vec F i nbsp folgt wobei G displaystyle G nbsp die Summe der Skalarprodukte aus den Impulsen p i displaystyle vec p i nbsp und den Orten r i displaystyle vec r i nbsp aller Teilchen ist G i 1 N p i r i displaystyle G sum i 1 N vec p i cdot vec r i nbsp Nun bildet man den asymptotischen Grenzwert des zeitlichen Mittelwerts f lim t 1 t 0 t f t d t displaystyle overline f lim tau to infty frac 1 tau int 0 tau f t dt nbsp Insbesondere gilt fur den zeitlichen Mittelwert der Zeitableitung von G displaystyle G nbsp d d t i p i v i d G d t lim t G t G 0 t displaystyle overline frac d dt sum i vec p i cdot vec v i overline left frac dG dt right lim tau to infty frac G tau G 0 tau nbsp Hat man es mit einem System zu tun in dem die Geschwindigkeiten und Orte der Teilchen beschrankt sind z B bei periodischen Bahnen 4 so folgt d G d t 0 displaystyle overline left frac dG dt right 0 nbsp und mit F i d d t p i U r i displaystyle vec F i frac d dt vec p i frac partial U partial vec r i nbsp weiter der Virialsatz 2 T i r i U r i k U displaystyle 2 overline T overline left sum i vec r i cdot frac partial U partial vec r i right k overline U nbsp wenn man annimmt dass das Potential U displaystyle U nbsp eine homogene Funktion der Ortskoordinaten vom Grad k displaystyle k nbsp ist In dieser Sicht druckt der Satz eine Gleichheit von Mittelwerten von kinetischer und potentieller Energie aus mit Vorfaktoren die sich aus dem Skalierungsverhalten ergeben 2 bei der kinetischen Energie da die Geschwindigkeiten oder Impulse quadratisch eingehen k displaystyle k nbsp beim Potential da die Ortsvariablen mit Potenz k displaystyle k nbsp eingehen Eine ahnliche Ableitung findet sich schon bei Clausius und in dem Lehrbuch der klassischen Mechanik von Herbert Goldstein 2 Goldstein weist auch darauf hin dass der Virialsatz mit Potentialterm auch dann gilt wenn zusatzlich zu den Potentialkraften Reibungskrafte vorhanden sind die proportional zur Geschwindigkeit sind da diese keinen Beitrag zum Virialsatz liefern Das gilt aber nur falls sich ein Fliessgleichgewicht einstellt also Energie zugefuhrt wird sodass die Bewegung nicht vollstandig zum Erliegen kommt denn dann wurden alle Zeitmittelwerte verschwinden Sonderfalle der Mittelwertbildung BearbeitenGewohnlich bezeichnet der Querstrich wie schon bei Clausius den zeitlichen Mittelwert fur Zeiten t displaystyle tau to infty nbsp In bestimmten Sonderfallen kann das aber auch vereinfacht werden Geschlossene Bahnen Bearbeiten Liegen geschlossene Bahnen vor so kann das Zeitmittel durch die Mittelung uber eine Periode ersetzt werden Der Virialsatz folgt hier unmittelbar aus der Periodizitat der Bewegung In zwei Sonderfallen homogener Potentiale namlich fur das Potential des harmonischen Oszillators k 2 displaystyle k 2 nbsp und fur das Coulombpotential k 1 displaystyle k 1 nbsp erhalt man fur finite d h nicht ins Unendliche gehende Bewegungen im Ein oder Zweikorperproblem immer geschlossene Bahnen 5 Vielteilchensystem Bearbeiten Befindet sich ein Vielteilchensystem im thermischen Gleichgewicht so kann das System als ergodisch betrachtet werden d h das Zeitmittel ist gleich dem Scharmittel fur alle Beobachtungsgrossen Da dies insbesondere fur die kinetische und die potentielle Energie gilt und das Scharmittel der Energien gebildet wird aus der Summe der Einzelenergien geteilt durch die Anzahl N displaystyle N nbsp der Objekte lasst sich das Scharmittel durch die Gesamtenergien ausdrucken Wir erhalten daher fur Gleichgewichtssysteme T k 2 U displaystyle T frac k 2 U nbsp ohne Mittelung uber die Zeit denn die Werte sind zeitlich konstant siehe auch unten die Behandlung des Virialsatzes im Rahmen der statistischen Mechanik Astrophysik Bearbeiten Fur das gravitative N displaystyle N nbsp Teilchensystem in der Astrophysik z B als Modell von Galaxien und Sternhaufen ist die o g Grundvoraussetzung in der Ableitung des Virialsatzes namlich dass das System raumlich beschrankt bleibt fur grosse Zeitraume nicht gegeben All diese Haufen losen sich irgendwann auf da immer wieder Teilchen durch die gegenseitige Wechselwirkung Storung mit den anderen genug Energie aufsammeln um zu entkommen Allerdings sind die Zeitraume in denen das geschieht sehr lang In der Astrophysik definiert die Relaxationszeit T relax displaystyle T text relax nbsp eines Sternhaufens oder einer Galaxie die Zeit in der sich eine Gleichgewichtsverteilung einstellt 6 Sie betragt bei der Milchstrasse T relax 7 10 13 displaystyle T text relax approx 7 cdot 10 13 nbsp Jahre bei einem Alter von 13 6 10 9 displaystyle 13 6 cdot 10 9 nbsp Jahren und fur typische Kugelsternhaufen 10 10 displaystyle 10 10 nbsp Jahre Innerhalb des Zeitraums T relax displaystyle T text relax nbsp erreichen 0 74 Prozent der Sterne nach der Maxwellschen Geschwindigkeitsverteilung die Fluchtgeschwindigkeit und entweichen Numerische Rechnungen zeigten dass der Anteil sogar noch etwas hoher liegt 7 und dass der Virialsatz in den Haufen aufgrund des sich einstellenden Gleichgewichts mit einer Anlaufzeit von zwei bis drei Relaxationszeiten gut erfullt ist Nach dem Ablauf von 42 T relax displaystyle 42 cdot T text relax nbsp sind 90 Prozent der Sterne abgewandert Anwendungsbeispiel Massenbestimmung astronomischer Haufen BearbeitenAnwendung findet der Virialsatz beispielsweise in der Astrophysik und der Himmelsmechanik Dort benutzt man das Newton sche Gravitationspotential das homogen vom Grad 1 ist Dann gilt 2 T U displaystyle 2T U nbsp Der Virialsatz erlaubt es recht gute Abschatzungen fur die Gesamtmassen dynamisch gebundener Systeme wie Sternhaufen Galaxien oder Galaxienhaufen zu finden Die Gesamtmasse eines solchen Haufens kann dann vollstandig durch Beobachtungsgrossen wie Radialgeschwindigkeiten Winkelabstande und scheinbare Helligkeiten der Einzelobjekte ausgedruckt werden Die einzige Voraussetzung fur die Anwendung des Virialsatzes ist die Kenntnis des Abstandes des Haufens Wir wollen das Vorgehen anhand der Massenbestimmung eines solchen Haufens hier skizzieren Die kinetische Gesamtenergie eines Stern oder Galaxienhaufens ist durch T 1 2 i m i v i 2 displaystyle T frac 1 2 sum i m i v i 2 nbsp gegeben Aber weder die Einzelmassen m i displaystyle m i nbsp noch die Geschwindigkeitsbetrage v i displaystyle v i nbsp sind Beobachtungsgrossen Um diese einzufuhren mussen die Beitrage der einzelnen Objekte durch die Gesamtmasse M m i displaystyle textstyle M sum m i nbsp und geeignete Mittelwerte ausgedruckt werden Zum Beispiel kann man annehmen dass die Einzelmassen m i displaystyle m i nbsp proportional zu den Einzelleuchtkraften l i displaystyle l i nbsp sind und ein leuchtkraftgewichtetes Mittel bilden durch den Index L displaystyle L nbsp angedeutet T M 2 i m i M v i 2 M 2 i l i L v i 2 M 2 v 2 L displaystyle T frac M 2 sum i left frac m i M cdot v i 2 right frac M 2 sum i left frac l i L cdot v i 2 right frac M 2 langle v 2 rangle L nbsp Nimmt man an dass das System spharisch symmetrisch ist und sich im Gleichgewicht befindet man sagt dann auch es ist virialisiert dann sind die Geschwindigkeiten uber die Raumrichtungen gleichverteilt und es gilt v 2 3 v R 2 displaystyle langle v 2 rangle 3 langle v R 2 rangle nbsp wobei v 2 displaystyle textstyle sqrt langle v 2 rangle nbsp bzw v R 2 displaystyle textstyle sqrt langle v R 2 rangle nbsp die Streuungen Abweichungen vom Mittelwert der Geschwindigkeiten sind das heisst die raumlichen bzw Radialgeschwindigkeiten relativ zum Schwerpunkt des Haufens 6 Beispielsweise haben die Galaxien des Coma Haufens eine Gaussverteilung der Geschwindigkeiten mit einer Streuung v displaystyle v nbsp von 1000 km s Damit erhalt man T 3 M 2 v R 2 displaystyle T frac 3M 2 langle v R 2 rangle nbsp Andererseits gilt fur die potentielle Gesamtenergie unter der Bedingung spharischer Symmetrie U a G M 2 R displaystyle U frac alpha GM 2 R nbsp mit der Gravitationskonstanten G displaystyle G nbsp dem Gesamtradius R displaystyle R nbsp des Systems und einem Faktor a displaystyle alpha nbsp der von der Grossenordnung 1 ist und von der radialen Verteilungsfunktion also der Geometrie des Haufens abhangt Fur eine allerdings unrealistische Gleichverteilung innerhalb des Radius R displaystyle R nbsp ist beispielsweise a 3 5 displaystyle alpha 3 5 nbsp Im Allgemeinen ist der Faktor aus den beobachteten Winkelabstanden der Einzelsysteme zum Haufenzentrum zu bestimmen Durch Anwendung des Virialsatzes fur die Gravitation erhalten wir die Gesamtmasse des Haufens zu 8 6 M 3 R a G v R 2 displaystyle M frac 3R alpha G langle v R 2 rangle nbsp Die sich aus der Beobachtung ergebende Masse heisst Virialmasse Da a displaystyle alpha nbsp von der Grossenordnung 1 ist sieht man ausserdem dass die mittlere Geschwindigkeit v displaystyle langle v rangle nbsp etwa der Fluchtgeschwindigkeit entspricht mit genauer Ubereinstimmung fur a 2 displaystyle alpha 2 nbsp Obwohl diese Methode der Massenbestimmung mit Unsicherheiten behaftet ist merkte mit ihr bei der Messung von stark abweichenden Fluchtgeschwindigkeiten von Galaxienhaufen und der Deutung der Rotverschiebung Fritz Zwicky schon 1933 an dass ein Grossteil der Masse sehr dicht in Form Dunkler Materie vorliegen konne Die Summe der Massen der sichtbaren Galaxien des Haufens lag eine Grossenordnung niedriger 9 Denn zur Erklarung der Rotverschiebung sei eine 400 mal grossere Massendichte erforderlich als die aus den Massen der leuchtenden Materie abgeleitete Dichte Falls sich dies bewahrheiten sollte wurde sich also das uberraschende Resultat ergeben dass dunkle Materie in sehr viel grosserer Dichte vorhanden ist als leuchtende Materie 10 Auch bei elliptischen Galaxien ergab sich dass die Virialmasse um Faktoren 10 bis 100 grosser als die leuchtende Masse ist Im Gegensatz zu Spiralgalaxien wo man die Masse aus der Rotationskurve bestimmen kann ist die Virialmethode bei elliptischen Galaxien haufig die einzige Methode der Massenbestimmung Eine weitere astrophysikalische Anwendung ist die Abschatzung der Jeans Masse und der Satz findet auch Anwendung in Untersuchungen zur Stabilitat von Gaskugelmodellen fur Sterne 11 Fur ein durch Gravitation zusammengehaltenes ideales Gas als Sternmodell lasst sich mit dem Virialsatz zeigen dass der Stern in der Endphase wenn alle Fusionsprozesse zum Erliegen gekommen sind nicht abkuhlen kann Erhoht sich der Betrag der gravitativen Bindungsenergie U displaystyle U nbsp durch die Kontraktion des Sterns geht die Halfte des Zuwachses in die kinetische Energie der als ideales Gas aufgefassten Sternmaterie und erhoht somit die Temperatur der Rest wird abgestrahlt 12 Wird der Druck im Innern zu hoch bricht die Beschreibung als klassisches ideales Gas allerdings zusammen da sich ein entartetes Fermigas bildet Weisser Zwerg Tensor Form BearbeitenIm Rahmen der Kontinuumsmechanik wird der tensorielle Virialsatz aus der stossfreien Boltzmann Gleichung bewiesen und in der Astrophysik verwendet Wenn als Wechselwirkung wiederum die Gravitation angenommen wird hat der Satz die Form 1 2 d 2 d t 2 I i j 2 T i j P i j U i j displaystyle frac 1 2 frac d 2 dt 2 I ij 2T ij Pi ij U ij nbsp mit dem Tragheitstensor I i j displaystyle I ij nbsp dem Tensor T i j displaystyle T ij nbsp der kinetischen Energie dem Spannungstensor P i j displaystyle Pi ij nbsp und dem Tensor U i j displaystyle U ij nbsp der potentiellen Energie Im statischen Fall fallt die Zeitableitung auf der linken Seite der Gleichung weg und da der Spannungstensor spurfrei ist ergibt die Spur der Gleichung wieder den skalaren Virialsatz Das Auftreten der zweiten Zeitableitung des Tragheitstensors kann aus folgender Umformulierung von G displaystyle G nbsp im skalaren Fall motiviert werden G k 1 N p k x k k 1 N m k d x k d t x k 1 2 d d t k 1 N m k x k x k 1 2 d I d t displaystyle G sum k 1 N vec p k cdot vec x k sum k 1 N m k frac d vec x k dt cdot vec x k frac 1 2 frac d dt sum k 1 N m k vec x k cdot vec x k frac 1 2 frac dI dt nbsp mit dem skalaren Tragheitsmoment I k 1 N m k x k 2 displaystyle I sum k 1 N m k vec x k 2 nbsp Varianten in der Astrophysik Bearbeiten Fur Anwendungen in der Astrophysik wurde folgende Form des Virialsatzes 1 2 d 2 I d t 2 2 T W displaystyle frac 1 2 frac d 2 I dt 2 2T Omega nbsp zuerst von Henri Poincare 13 und Arthur Eddington 14 abgeleitet 11 Fur stationare Systeme verschwindet die linke Seite und in der betrachteten Anwendung war W displaystyle Omega nbsp die potentielle gravitative Energie der Teilchen einer Gaswolke oder der Sterne in Galaxien W i j G m i m j r i j displaystyle Omega sum i neq j frac Gm i m j r ij nbsp dd In der Himmelsmechanik war diese Form des Virialsatzes schon Joseph Louis Lagrange bekannt 1772 in einer Abhandlung zum Dreikorperproblem und von Carl Gustav Jacobi verallgemeinert worden Vorlesungen uber Dynamik 15 Eine Aufteilung der kinetischen Energie T displaystyle T nbsp in einen Anteil E k i n displaystyle E mathrm kin nbsp der hydrodynamischen Flusse und einen Anteil E W displaystyle E W nbsp der zufalligen Warmebewegungsowie bei der potentiellen Energie eine zusatzliche Betrachtung eines Anteil E M displaystyle E M nbsp von Magnetfeldernliefert den Virialsatz in folgender skalarer Form 16 1 2 d 2 I d t 2 2 E k i n 2 E W W E M displaystyle frac 1 2 frac d 2 I dt 2 2E mathrm kin 2E W Omega E M nbsp Eine Tensorform dieses Virialsatzes fur astrophysikalische Anwendungen in Anwesenheit magnetischer Felder wurde 1954 von Eugene N Parker gegeben 17 sowie 1953 von Subramanyan Chandrasekhar und Enrico Fermi 18 Chandrasekhar entwickelte auch spezialisierte Virialsatze fur seine Diskussion der Gleichgewichtsfiguren rotierender Flussigkeiten 19 In der Plasmaphysik lasst sich als Anwendung des Virialsatzes zeigen dass es keine stationaren endlichen durch die eigenen Magnetfelder eingeschlossenen Plasmakonfigurationen Plasmoide gibt 20 Stattdessen sind fur den Einschluss des Plasmas z B aussere Wande oder aussere Magnetfelder erforderlich Der Virialsatz der Quantenmechanik BearbeitenFur die Quantenmechanik behalt der Virialsatz seine Gultigkeit wie von Fock gezeigt wurde 21 Der Hamiltonoperator des Systems aus Punktteilchen sei H V X i n P n 2 2 m displaystyle H V X i sum n P n 2 2m nbsp Man bilde den Kommutator von H displaystyle H nbsp mit X n P n displaystyle X n P n nbsp gebildet aus dem Ortsoperator X n displaystyle X n nbsp und dem Impulsoperator P n i ℏ d d X n displaystyle P n i hbar d dX n nbsp des n displaystyle n nbsp ten Teilchens H X n P n X n H P n H X n P n i ℏ X n d V d X n i ℏ P n 2 m displaystyle H X n P n X n H P n H X n P n i hbar X n frac dV dX n i hbar frac P n 2 m nbsp Bildet man durch Summierung uber die Teilchen Q n X n P n displaystyle textstyle Q sum n X n P n nbsp so folgt i ℏ H Q 2 T n X n d V d X n displaystyle frac i hbar H Q 2T sum n X n frac dV dX n nbsp mit der kinetischen Energie T n P n 2 2 m displaystyle textstyle T sum n P n 2 2m nbsp Nach den Heisenbergschen Bewegungsgleichungen ist die linke Seite gleich d Q d t displaystyle dQ dt nbsp Der Erwartungswert d Q d t displaystyle langle dQ dt rangle nbsp verschwindet in einem stationaren Zustand sodass mit 2 T n X n d V d X n displaystyle 2 langle T rangle sum n langle X n dV dX n rangle nbsp die Quantenversion des Virialsatzes folgt wobei die spitzen Klammern fur quantenmechanische Erwartungswerte der jeweiligen Operatoren fur einen stationaren Zustand stehen Der Virialsatz der statistischen Mechanik BearbeitenWie der Gleichverteilungssatz gehort auch eine Version des Virialsatzes zu den allgemeinen Aussagen der klassischen statistischen Mechanik Als Mittelbildung mit Hilfe des kanonischen Ensembles erhalt man vgl den Gleichverteilungssatz x i H x i k B T displaystyle left langle x i frac partial H partial x i right rangle k mathrm B T nbsp p i H p i k B T displaystyle left langle p i frac partial H partial p i right rangle k mathrm B T nbsp mit H H k i n U x displaystyle H H mathrm kin U x nbsp Die untere Gleichung liefert 1 2 p i H p i p i 2 2 m 1 2 k B T displaystyle frac 1 2 left langle p i frac partial H partial p i right rangle left langle frac p i 2 2m right rangle frac 1 2 k mathrm B T nbsp also einen Beitrag 1 2 k B T displaystyle frac 1 2 k mathrm B T nbsp pro Freiheitsgrad fur die mittlere kinetische Energie Gleichverteilungssatz Die untere und obere Gleichung zusammen liefern den Virialsatz der statistischen Mechanik H k i n i p i 2 2 m 1 2 i x i U x i displaystyle left langle H mathrm kin right rangle left langle sum i frac p i 2 2m right rangle frac 1 2 sum i left langle vec x i frac partial U partial vec x i right rangle nbsp der auch in der Quantenstatistik gilt Es ist nach Clausius ublich den Beitrag des Potentials aufzuteilen in das innere Virial d h den Beitrag V i n t x i displaystyle V mathrm int vec x i nbsp des Potentials der inneren Krafte Wechselwirkung der Teilchen untereinander und das aussere Virial d h den Beitrag W i W x i displaystyle textstyle W sum i W vec x i nbsp des Wandpotentials bzw der Krafte auf die Wand Das aussere Virial liefert i x i W x i p d f x p d V div x 3 p V displaystyle sum i left langle vec x i frac partial W partial vec x i right rangle p int d vec f cdot vec x p int dV operatorname div vec x 3pV nbsp mit dem Druck p displaystyle p nbsp und dem Volumen V displaystyle V nbsp Dabei wurde uber die Oberflache Wand integriert und der Gausssche Integralsatz angewandt Damit erhalt man die Virialform der thermischen Zustandsgleichung 3 p V 2 H k i n i x i V i n t x i displaystyle 3pV 2 left langle H mathrm kin right rangle sum i left langle vec x i frac partial V int partial vec x i right rangle nbsp also fur N displaystyle N nbsp Teilchen mit dem Gleichverteilungssatz p V N k B T 1 3 i x i V i n t x i displaystyle pV Nk mathrm B T frac 1 3 sum i left langle vec x i frac partial V int partial vec x i right rangle nbsp Das ist die ideale Gasgleichung mit dem Virial der inneren Krafte als Zusatzterm Das Virial kann nach Potenzen der Teilchendichte N V displaystyle N V nbsp entwickelt werden siehe Virialentwicklung fur die Entwicklung von Zustandsgleichungen fur reale Gase Die Ableitung der Gasgleichung war das Hauptziel der ursprunglichen Arbeit von Clausius wobei er den Virialsatz der Mechanik als Grundlage benutzte Der Virialsatz der Relativitatstheorie BearbeitenEs gibt auch einen relativistischen Virialsatz Fur Teilchen in Wechselwirkung mit elektromagnetischen Feldern findet er sich im Lehrbuch der theoretischen Physik von Landau und Lifschitz 22 er lasst sich aber auch fur andere Wechselwirkungen formulieren 23 Da die Spur des Energie Impuls Tensors des elektromagnetischen Feldes verschwindet kann man unter Verwendung des vierdimensionalen Energieerhaltungssatzes fur Systeme mit beschrankter Bewegung Impulse Koordinaten u a variieren zwischen endlichen Schranken die elektromagnetischen Felder verschwinden im Unendlichen ahnlich wie beim klassischen Virialsatz durch Mittelung uber die Zeit zeigen E i m i c 2 1 v i c 2 displaystyle E sum i m i c 2 overline sqrt 1 left frac v i c right 2 nbsp mit der Gesamtenergie E T 0 0 d V T a a d V displaystyle textstyle E int overline T 0 0 mathrm d V int overline T alpha alpha mathrm d V nbsp des Systems dem Energie Impuls Tensor T a b displaystyle T alpha beta nbsp des Gesamtsystems aus Teilchen und Feldern dem vierdimensionalen Index a 0 1 2 3 displaystyle alpha 0 1 2 3 nbsp der Spur T a a displaystyle T alpha alpha nbsp wobei die Einsteinsche Summationskonvention verwendet wird Fur kleine Geschwindigkeiten v c displaystyle v ll c nbsp ergibt sich die klassische Form des Virialsatzes fur das Coulombpotential E i m i c 2 E k i n displaystyle E sum i m i c 2 overline E mathrm kin nbsp wobei die Ruheenergien der Teilchen von der Gesamtenergie abgezogen werden Relativistische Versionen des Virialsatzes wurden schon von Chandrasekhar angewandt auf Weisse Zwerge Er untersuchte auch Versionen in der allgemeinen Relativitatstheorie im Rahmen der Post Newton Naherung 24 25 Literatur BearbeitenL D Landau E M Lifschitz Lehrbuch der theoretischen Physik Bd 1 Mechanik Deutsch Frankfurt M 2004 ISBN 3 8171 1326 9 Gibt eine einfache Herleitung des skalaren Virialsatzes James Binney Scott Tremaine Galactic Dynamics Princeton Series in Astrophysics Princeton University Press Princeton N J 1988 ISBN 0 691 08445 9 Hier findet man die tensorielle Verallgemeinerung und Anwendungen Wilhelm Brenig Statistische Theorie der Warme 3 Auflage Springer 1992 S 144 f Virialsatz in statistischer Mechanik George W Collins The Virial Theorem in Stellar Astrophysics Pachart Press 1978 Online R Becker Theorie der Warme 1961 S 85 zum ausseren Virial Albrecht Unsold Der neue Kosmos Springer 2 Aufl 1974 S 283 Ableitung und Bedeutung fur die Berechnung des Aufbaus von Sternen Nicht im 1966er B I Taschenbuch Weblinks BearbeitenJohn Baez The Virial Theorem Made Easy Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten R Clausius Uber einen auf die Warme anwendbaren mechanischen Satz Annalen der Physik Band 217 1870 S 124 130 a b H Goldstein Klassische Mechanik Akademische Verlagsgesellschaft 1978 S 76 f Die Definitionen des Virials variieren etwas z B lassen sowohl Wolfgang Pauli in seinen Vorlesungen uber Thermodynamik ETH Zurich 1958 als auch das unten zitierte Buch von Honerkamp den Vorfaktor 1 2 in der Definition des Virials weg und Pauli lasst auch die Mittelbildung weg a b J Honerkamp H Romer Klassische Theoretische Physik Springer 2012 ISBN 978 3 642 23262 6 Kapitel 2 12 Der Virialsatz in der Google Buchsuche J Wess Theoretische Mechanik Springer Verlag 2008 ISBN 978 3 540 74869 4 Kapitel 13 Homogene Potenziale in der Google Buchsuche a b c H Voigt Abriss der Astronomie BI Verlag 1980 S 367 ff S 487 Sebastian von Hoerner Zeitschrift fur Astrophysik Band 50 1960 184 Danach etwa funfmal hoher Roger Tayler Galaxien Aufbau und Entwicklung Vieweg 1986 S 120 A Unsold B Baschek Der neue Kosmos Springer 1988 S 346 F Zwicky Die Rotverschiebung von extragalaktischen Nebeln Helvetica Physica Acta Band 6 1933 S 125 Online a b S Chandrasekhar An introduction to the study of stellar structure Chicago 1939 S 51 ff Wolfgang Hillebrandt Ewald Muller Einfuhrung in die Theoretische Astrophysik Skript der TU Munchen 2008 Kapitel 2 PDF H Poincare Lecons sur les hypotheses cosmogoniques Paris 1911 A Eddington Monthly Notices Roy Astron Soc 76 1916 528 S Chandrasekhar Hydrodynamic and hydromagnetic stability Oxford University Press 1961 S 596 Henrik Beuther Sternentstehung Skript 2009 PDF 2 8 MB E Parker Tensor Virial Equations Physical Review 96 1954 1686 1689 S Chandrasekhar E Fermi Problems of Gravitational Stability in the Presence of a Magnetic Field Astrophysical Journal 118 1953 116 S Chandrasekhar Ellipsoidal figures of equilibrium Yale University Press 2009 George Schmidt Physics of High Temperature Plasmas Academic Press 1979 S 72 W A Fock Bemerkung zum Virialsatz In Zeitschrift fur Physik 63 Jahrgang Nr 11 1930 S 855 858 doi 10 1007 BF01339281 Landau Lifschitz Klassische Feldtheorie Band 2 Akademie Verlag 1977 S 99 f 34 J Gaite The relativistic virial theorem and scale invariance Physics Uspekhi Band 56 2013 S 919 S Chandrasekhar The Post Newtonian Equations of Hydrodynamics in General Relativity Astrophysical Journal Band 142 1965 S 1488 1512 bibcode 1965ApJ 142 1488C George W Collins The Virial Theorem in Stellar Astrophysics Pachart Press 1978 Kapitel 2 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Virialsatz amp oldid 238377084