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Der Coma Galaxienhaufen ist eine riesige Ansammlung von uber 1000 Galaxien die im Sternbild Haar der Berenike lat Coma Berenices einen Winkel von etwa 3 5 einnehmen Er hat durch seine relative Nahe fur die Erforschung der grossraumigen Verteilung der Galaxien eine grosse Rolle gespielt und tragt im Katalog des Astronomen George Ogden Abell die Bezeichnung Abell 1656 Der Coma Haufen aufgenommen im infraroten und sichtbaren Licht durch das Spitzer Space TelescopeZur Verfugung gestellt durch NASA JPL Caltech GSFC SDSSDer Zentralbereich ist 2 gross und unter Annahme einer Hubble Konstanten von H 70 k m s M p c displaystyle H 70 tfrac rm km rm s cdot Mpc knapp 100 Megaparsec rund 300 Millionen Lichtjahre von der Sonne entfernt Unsold 1 gibt allerdings 130 Mpc an Der Durchmesser des Coma Galaxienhaufens betragt etwa 20 Millionen Lichtjahre Am Himmel knapp sudlich liegt der wesentlich nahere Virgo Haufen dessen Entfernung 15 20 Mpc betragt Die Zuordnung einzelner Galaxien in seinem Hintergrund gelang aber erst vor einigen Jahrzehnten Der Coma Haufen ist Teil des Coma Superhaufens Inhaltsverzeichnis 1 Anordnung von Galaxien 2 Entdeckungsgeschichte 3 Struktur 3 1 Typisierung und Coma Superhaufen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAnordnung von Galaxien Bearbeiten nbsp Sternbilder Coma und Virgo mit den Konturen des Coma Haufens oben nach Max Wolf 1901 und den hellsten Galaxien des Virgohaufens Die Galaxien sind nicht gleichformig im Raum verteilt sondern gruppieren sich in ubergeordneten Haufen Die Kosmologen nehmen an dass sich diese Strukturen schon im fruhen Universum aus einer grossraumig schaumartigen Massenverteilung unter dem Einfluss der Schwerkraft gebildet haben Grosse Haufen weisen einige tausend Einzelgalaxien auf die auf unterschiedlichen Bahnen mit 500 bis 1000 km s den Schwerpunkt des Systems umlaufen Sie verteilen sich uber einen Raum mit einem Durchmesser von etwa 3 5 Mpc Die Gesamtmasse betragt zwischen 1014 und 1015 Sonnenmassen Im Zentrum findet sich meist eine besonders grosse elliptische Galaxie Demgegenuber sind Feldgalaxien siehe Galaxienhaufen von denen man im Sternbild Coma einige finden kann auf nur kleine Dichteschwankungen im Ur Universum zuruckzufuhren Das Sternbild Coma hat beide Erscheinungsformen zu bieten Durch seine Lage in der Nahe des galaktischen Nordpols ist diese Blickrichtung senkrecht zur Ebene der Milchstrasse von den Gas und Staubwolken der Ebene kaum beeintrachtigt Deshalb sind einige Vordergrund Galaxien in Entfernungen von 20 bis 40 Millionen Lichtjahren MLj gut zu beobachten hinter denen ein Auslaufer des Virgo Haufens 50 70 MLj steht sowie der eigentliche Coma Galaxienhaufen in 300 450 MLj Distanz Jenseits dieser Haufen konnen mit Grossinstrumenten oder dem Hubble Teleskop noch fernere Galaxienstrukturen ausgemacht werden Insgesamt zeigt der Palomar Sky Survey im betreffenden 3 Ausschnitt des Sternbildes Coma fast 7000 Galaxien siehe 4 Weblink bis etwa zur Grenzgrosse 21mag was weit uber den Comahaufen hinausreicht Neben den beiden erwahnten Galaxienhaufen hat man in den letzten Jahrzehnten zahlreiche kleinere Gruppierungen in anderen Himmelszonen untersucht unter anderem die M81 und die Sculptor Gruppe Die ferneren Strukturen und die sogenannten Superhaufen werden erst nach und nach mit modernen Gross und Weltraumteleskopen erforscht wie z B in Richtung der Sternbilder Centaur Grosser Bar Ursa major Herkules Perseus Pisces und Hydra siehe Weblinks Auf extrem lang belichteten Deep Sky Aufnahmen findet sich schliesslich eine Unzahl fernster Hintergrund Galaxien darunter auch solche die durch Wirkung von Gravitationslinsen zu Bogen verzerrt erscheinen Entdeckungsgeschichte Bearbeiten nbsp Coma Galaxienhaufen Galaxiendichte nach einer langbelichteten Himmelsfotografie von Max Wolf 1901 Vergleich des Zentralteils mit den visuellen Entdeckungen von William Herschel et al 1785 bis etwa 1895Einige hellere Spiralgalaxien des Coma Galaxienhaufens sind bereits in grosseren Amateur Teleskopen auszumachen z B NGC 4889 mit 11 5m Dass er jedoch uber 1000 Galaxien besitzt wurde erst in den letzten Jahrzehnten klar Die hellsten 100 Nebelflecke des Himmels wurden etwa zwischen 1760 und 1780 katalogisiert vor allem vom Kometenforscher Charles Messier Darunter waren auch einige nahe Galaxien in den Sternbildern Coma und Virgo Jungfrau die aber weit vor dem Comahaufen liegen die Black Eye Galaxie Messier 64 in Coma sowie M49 und M87 in der benachbarten Jungfrau In diesem Sternbild fiel Messier 1781 eine Haufung von Galaxien auf und der Messierkatalog 1784 enthielt bereits 16 Objekte des Virgohaufens doch erkannte man seine wahre Natur erst viel spater Vom siebenmal weiter entfernten Coma Haufen war zunachst noch nichts auszumachen nur die erwahnten Galaxien in seinem Vordergrund William Herschel sichtete ab 1783 einige ferne Nebelflecke und hatte bis 1785 23 Galaxien des Comahaufens eingemessen Er vermerkte dass sie nicht zufallig verteilt sind sondern sich in einigen Richtungen haufen Sein Sohn John Herschel beobachtete das Gebiet 1827 1831 stellte aber keine besondere Haufung fest weil die meisten der Galaxien an der Grenze der Sichtbarkeit lagen Erst Heinrich Ludwig d Arrest erkannte in der Ansammlung dieser fernen Nebelflecke durch systematisch angelegte Beobachtungen in den Jahren 1861 1867 den Galaxienhaufen Sein Refraktor hatte zwar nur 11 Zoll Offnung aber ein gunstiges Gesichtsfeld Bald wurden weitere Nebel im Comahaufen entdeckt davon 12 durch Guillaume Bigourdan zwischen 1885 und 1895 sowie 22 von Hermann Kobold Falschlich wird oft Max Wolf 1864 1932 als Entdecker genannt von ihm stammt allerdings die erste gelungene Fotografie des Haufens Marz 1901 und eine darauf basierende Analyse siehe Abbildung unten Bereits 1933 hat Fritz Zwicky darauf hingewiesen dass der Coma Haufen einen wesentlichen Anteil an dunkler Materie enthalten muss 2 Struktur BearbeitenWahrend einige im Vordergrund befindliche Spiralnebel etwa die Helligkeit 10 mag besitzen und schon in kleineren Amateur Fernrohren zu sehen sind erfordern die hellsten Galaxien des eigentlichen Coma Haufens 13 14 mag bereits Teleskope von mindestens 20 cm Offnung Um die Haufung ferner Galaxien ohne eine genauere Analyse festzustellen braucht es daruber hinaus ein gutes Weitwinkelokular oder eine Fotoserie sehr gleichmassiger Qualitat Die ungeheure Reichhaltigkeit des Haufens wurde daher erst relativ spat erkannt Sein Zentrum wird etwa bei den folgenden Koordinaten angesetzt RA Dekl B1950 0 12h 57 4 28 15 2 RA Dekl J2000 0 12h 59 8 27 59 2 Die mittlere Rotverschiebung seiner Gruppenmitglieder betragt 0 0219 nach anderen Quellen 0 0232 was einer Radialgeschwindigkeit von 6600 bis 7000 km s entspricht Nahe dem raumlichen Zentrum befindet sich NGC 4889 eine riesige elliptische Galaxie und ungewohnlicherweise noch eine zweite namlich NGC 4874 Beide sind vom Typus der cD Galaxien und von uns uber 300 MLj entfernt gegenseitig aber nur 1 MLj Auch die meisten anderen Sternsysteme im Zentralbereich haben elliptische Form was auf ihr hohes Alter und die Verschmelzung zahlreicher Einzelgalaxien hindeutet In den massearmeren ausseren Bereichen herrschen hingegen Spiralgalaxien vor in deren Spiralarmen Gebiete anhaltender Sternentstehung anzutreffen sind Der Coma Haufen wird wie auch vergleichbare andere Systeme von einem dunnen intergalaktischen Gas durchdrungen das sich infolge der raschen Bewegung der zum Haufen gehorigen Galaxien um den Zentralbereich stark erhitzt Es erreicht auf diese Weise Temperaturen von vielen Millionen Grad und macht sich durch die 1971 erstmals nachgewiesene Emission intensiver Rontgenstrahlung bemerkbar 3 Eine besonders ausgedehnte Rontgenquelle des Haufens wird als Coma X 1 bezeichnet Daruber hinaus muss aber der grosste Teil der Masse sogenannte Dunkle Materie sein Sie kann nicht direkt beobachtet sondern nur durch die Wirkung ihrer Gravitation festgestellt werden Auch zahlreiche Radioquellen wurden hier in einem Feld von 2x2 geortet fasst man 13 Detailanalysen der Frequenzbereiche 150 kHz bis 4 8 GHz zusammen sind es 298 Radioquellen von denen die Halfte mit einer Strahlung uber 10 m Jansky auch spektral untersucht wurde Zu den in einem 50 cm Teleskop sichtbaren Objekten zahlen unter anderem NGC 4860 4864 4867 4869 4871 4873 4874 4875 4876 4883 4886 4889 4894 4898 4906 4908 4927 4929 4931 und 4934 IC 3946 3947 3949 3957 3959 3960 3963 3973 3998 4011 4021 4026 4041 4042 4051 und PGC 44652 Typisierung und Coma Superhaufen Bearbeiten In der modernen Typisierung von Galaxienhaufen nach Rood und Sastry C mit Kern B binar F flach L linear I irregular zahlt der Coma Haufen zu den B Haufen er wird von einem Paar von cD Galaxien dominiert wie der Astronom George Abell von der bekannten Sternwarte Mount Palomar in den 1950ern herausfand In seinem grundlegenden Katalog tragt er die Bezeichnung Abell 1656 Der gesamte Haufen ist annahernd kugelformig hat aber kleinere Ausleger in einigen Grad Winkelabstand Die zahlreichen Elliptischen alteren Galaxien sind zur Mitte hin konzentriert wo die zwei o e cD Galaxien liegen siehe BILD oben und Palomar Feldaufnahme im 1 Weblink Der mittlere Abstand zweier Galaxien ist dort nur ein Drittel der Entfernung zwischen der Milchstrasse und dem Andromedanebel Der Coma Haufen ist ein Beispiel fur einen sehr reichen Galaxienhaufen Die Galaxien stehen seit vielen Milliarden von Jahren miteinander in gravitativer Wechselwirkung und haben auf diese Weise ihre Bewegungsenergien einander angeglichen In etwas geringerer Entfernung und in anderer Richtung als der Coma Haufen wurde eine ahnliche Ansammlung entdeckt der sogenannte Leo Galaxienhaufen Abell 1367 Er zahlt zum Typ F flach das heisst mit starker Abplattung ist rund 290 MLj entfernt und bildet zusammen mit Abell 1656 einen Bestandteil des Coma Superhaufens Die beiden Cluster Coma und Leo sind durch eine Brucke von Galaxien miteinander verbunden und moglicherweise auch in Richtung der Milchstrasse Der am Himmel benachbarte noch grossere Virgo Galaxienhaufen ist hingegen sechsmal naher und hat eine eher irregulare Form Er wird mit einigen weiteren Strukturen zum Virgo Superhaufen zusammengefasst dem auch die Milchstrasse und die Lokale Gruppe angehort Viele Galaxienforscher deuten diese zwei Grossstrukturen als zusammenhangend und sprechen vom Coma Virgo Superhaufen bzw von einem langen Filament The Virgo spiral filament is probably part of a very long filament that runs from Virgo way back to the Great Wall at the distance of the Coma cluster Hoffman et al 1995 and it might even be connected on the near side with the Coma Sculptor cloud that runs through i e includes the Local Group If so we should not be surprised to observe a finger of God because we live in a finger of God 4 Literatur BearbeitenKonig Michael amp Binnewies Stefan 2019 Bildatlas der Galaxien Die Astrophysik hinter den Astrofotografien Stuttgart Kosmos S 375Weblinks BearbeitenSpitzer Weltraumteleskop Der Coma Haufen mit Bild vom Palomar Sky Survey Univ Munchen Coma Cluster Galaxy Catalog 19940313 6724 Feldgalaxien engl Beschreibung Memento vom 12 August 2007 im Internet Archive Daten und Literatur zum Coma Cluster Spektrum de Amateuraufnahmen 1 Hubble close up on the Coma Cluster engl Einzelnachweise Bearbeiten A Unsold B Baschek Der neue Kosmos 12 4 7 Auflage Springer Verlag 2005 F Zwicky Die Rotverschiebung von extragalaktischen Nebeln In Helvetica Physica Acta Band 6 Nr 2 Februar 1933 S 110 127 doi 10 5169 seals 110267 bibcode 1933AcHph 6 110Z Coma Haufen In Lexikon der Astronomie Herder Verlag Freiburg im Breisgau 1989 Band 1 ISBN 3 451 21491 1 S 157 Website der CalTech Universitat USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Coma Galaxienhaufen amp oldid 235065208