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Als Massenverteilung bezeichnen Geowissenschafter Astronomen Physiker und Techniker die raumliche Verteilung der Masse innerhalb eines Festkorpers oder eines gut definierbaren Fluids Durch die mathematische oder koordinative Beschreibung der Massen etwa als abgegrenzte Einheiten als Verteilung von Massenpunkten oder als radialsymmetrische Dichtefunktion lassen sich verschiedene Parameter des Korpers berechnen und physikalische Modelle seines Innenraums aufstellen Die Massenverteilung des Korpers bestimmt u a die Lage des Schwerpunkts das Tragheitsmoment und beeinflusst das dynamische Verhalten etwa die Eigenschwingungen Auch Funktionale des Schwerepotentials im Innen und Aussenraum werden von der Anordnung der Massen beeinflusst insbesondere wenn deren Verteilung asymmetrisch ist Daher kann man aus Bahnstorungen von Satelliten den inneren Aufbau von Planeten erschliessen In der Technik ist etwa bei Schiffen die Lage des im Rumpf enthaltenen Volumens im Verhaltnis zur Massenverteilung entscheidend fur das Auftriebsverhalten und damit die Stabilitat des Schiffes im Wasser Inhaltsverzeichnis 1 Dichteverteilung in Fluiden 2 Modellierung inhomogener rotierender Korper 3 Gleichgewichtsfiguren von Planeten 4 Massenverteilung bei Sternen und Galaxien 5 Sonstiges 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseDichteverteilung in Fluiden BearbeitenPrinzipiell ist die Massenverteilung auch fur flussige und gasformige Korper von Bedeutung Auf der Erde kann man zwar fur kleine Volumina bzw inkompressible Flussigkeiten von einer homogenen Verteilung der Molekule bzw Atome ausgehen Je weiter sich aber das betrachtete Volumen erstreckt insbesondere vertikal desto genauer ist der Zusammenhang zwischen Dichte und Druck zu modellieren siehe Gasgesetze und Kompressionsmodul In der Meteorologie und Ozeanografie ist zusatzlich die Wirkung von Stromungen zu berucksichtigen Die Astronomie untersucht die Massen und Dichteverteilung auch sehr ausgedehnter Fluide Als Beispiele seien genannt interstellares Gas Dunkelwolken Gasplaneten und das Innere von Sternen Inhomogene Massenverteilungen spielen eine wichtige Rolle u a bei der Entstehung und der Entwicklung von Sternen und beim inneren Aufbau von Planeten Modellierung inhomogener rotierender Korper BearbeitenFur die mathematische Modellierung von Himmelskorpern und ihres physikalischen Verhaltens kennen Astronomen und Geophysiker eine Reihe von Methoden bei denen das Korperinnere durch eine grosse Anzahl von Massenpunkten und ihre gegenseitige Gravitation simuliert wird Bei Korpern mit hoher Temperatur muss auch die Thermodynamik berucksichtigt werden wozu noch magnetische und andere Wechselwirkungen kommen sowie im Innern von Sternen energiereiche Strahlung und kernphysikalische Vorgange Schalenformig aufgebaute Korper niedriger Temperatur konnen hingegen mathematisch strenger durch Methoden der Potentialtheorie oder durch hydrostatische Gleichgewichtsfiguren beschrieben werden deren einzelne Schalen eine homogene Massenverteilung also konstante Dichte besitzen Bei rotierenden Korpern Rader Wellen Bauteile von Maschinen Erde andere Himmelskorper hat die Massenverteilung starke Ruckwirkungen auf die Verformung und Stabilitat siehe Unwucht eines Rades Abplattung und Polbewegung der Erde und kann bei extrem ungleicher Verteilung durch Risse und ungleichmassige Fliehkraft zum Bruch fuhren Gleichgewichtsfiguren von Planeten BearbeitenWenn von einem Planeten Volumen und Masse bekannt sind folgt daraus seine mittlere Dichte fur die Erde beispielsweise 5 52 g cm fur Jupiter 1 33 g cm Wegen des zum Zentrum steigenden Drucks muss allerdings auch die Dichte nach innen zunehmen Daraus ergibt sich bei bekannter Rotationsdauer und Abplattung eine Moglichkeit mit Hilfe von Gleichgewichtsfiguren den inneren Dichteverlauf zu bestimmen umso genauer je niedriger die Satellitenbahn verlauft Das einfachste Modell ist ein homogenes MacLaurin Ellipsoid fur das sich mit den Parametern der Erde Rotation 1 Sterntag Dichte 5 52 eine Abplattung von 1 231 ergibt Tatsachlich betragt die Erdabplattung jedoch 1 298 25 Aquatorradius 6378 13 km Polradius 6356 74 km weil der Erdkern wesentlich dichter ist und weniger zur Fliehkraft beitragt als der Erdmantel Mit einem zweischaligen Ellipsoid Wiechert Modell Dichte etwa 4 und 12 g cm kommt man daher den wahren Verhaltnissen naher mit weiteren Dichteparametern lasst sich auch das Tragheitsmoment der Erde genau darstellen 1 Fur Jupiter mittlere Dichte 1 3 g cm Rotationsdauer 9 9 Stunden ergibt sich ein noch starkerer Dichteanstieg ohne den seine grosse Abplattung von 1 16 nicht erklarbar ware Ebenso beim Saturn der bei ahnlicher Rotation aber noch geringerer Dichte sogar eine Abplattung von 1 10 aufweist Beim Mars funktioniert diese Methode weniger weil er klein ist geringe Fliehkraft und ausserdem unsymmetrisch Tieflander im Norden Krater und Hochlander im Suden Hier erlaubt aber die Prazessionsbewegung seiner Rotationsachse die Gesteinsdichte des Kerns abzuschatzen Massenverteilung bei Sternen und Galaxien BearbeitenVon einer ganz anderen Art der Massenverteilung spricht die Astronomie bei Sternpopulationen Hier geht es um die Haufigkeitsverteilung der Masse von Sternen die meist in Einheiten der Sonnenmasse angegeben werden 2 Auch bei der Erforschung von Galaxienhaufen ist es oft erforderlich die Massen der beteiligten Galaxien statistisch oder physisch in Klassen zu gliedern Uberdies kann man aus der zu raschen Bewegung innerhalb dieser Haufen auf die Existenz zusatzlicher dunkler Massen schliessen welche Dunkle Materie genannt wird Sonstiges BearbeitenIn der Medizin haben einige bildgebende Verfahren das Potential auch Massenverteilungen in Organismen zu untersuchen etwa die Rontgendiagnostik und die Computertomografie Siehe auch BearbeitenMassefunktion Massenlinie Verfahren Storpotential Geoid Mascons Isostasie Deviationsmoment Dynamische AbplattungLiteratur BearbeitenKarl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie Handbuch der Vermessungskunde Band V J B Metzler Stuttgart 1969 W Mundt Kapitel 6 Geophysikalische Potentialfelder und deren Anomalien In Robert Lauterbach Hrsg Physik der Erdkruste Ferdinand Emke Stuttgart Einzelnachweise Bearbeiten Karl Ledersteger Astronomische und Physikalische Geodasie Kapitel X Normalsparoid der Erde Joachim Krautter et al Meyers Handbuch Weltall Meyers Lexikonverlag 7 Auflage 1994 ISBN 3 411 07757 3 S 394 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Massenverteilung amp oldid 230211989