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Die Geophysik ist die Lehre der Erforschung und Beschreibung der Erde und ihres Umfeldes mit den Methoden der Physik 1 Im Hinblick auf das Forschungsobjekt ist die Geophysik Teil der Geowissenschaften im Bezug auf die wissenschaftliche Methodik gehort sie zur Physik 2 3 Simulation des Erdmagnetfeldes Untersuchungsgegenstand der GeomagnetikKlassisch erforscht die Geophysik die physikalischen Eigenschaften und Prozesse der festen Erde also der Erdkruste und des Erdinnern inklusive der Form der Erde ihrer Gravitations und Magnetfelder ihrer inneren Struktur und Zusammensetzung ihrer Dynamik und deren Ausdruck an der Oberflache durch Plattentektonik Magmenbildung Vulkanismus und Gesteinsbildung 4 In dem Zusammenhang wird sie auch als Physik des Erdkorpers oder Geophysik im engeren Sinne bezeichnet 3 5 Die moderne Definition der Geophysik umfasst im weiteren Sinn jedoch auch die Physik der Hydrosphare Atmosphare und anderer Planeten 3 inklusive des Wasserkreislauf der Stromungsdynamik der Ozeane und Atmosphare Elektrizitat und Magnetismus der Ionosphare und Magnetosphare und der solar terrestrischen Physik sowie analogen Problemen im Zusammenhang mit dem Mond und anderen Planeten 4 6 7 8 In der deutschen Hochschulpolitik wurde die Geophysik bis 2020 der Gruppe der sogenannten kleinen Facher zugerechnet inzwischen zahlt sie zu den mittelgrossen Fachern 9 Inhaltsverzeichnis 1 Physikalische Phanomene 1 1 Schwerkraft 1 2 Warmefluss 1 3 Seismische Wellen 1 4 Elektrizitat 1 5 Elektromagnetische Wellen 1 6 Magnetismus 1 7 Radioaktivitat 1 8 Fluiddynamik 1 9 Materialphysik 2 Disziplinen 2 1 Unterteilung nach Spharen 2 2 Unterteilung nach Methodik und Anwendung 2 3 Unterteilung nach Verfahren 3 Geschichte 3 1 Antike und klassische Epochen 3 2 Moderne Wissenschaft 3 3 Als Disziplin 4 Institutionen 4 1 Universitaten 4 2 Forschungseinrichtungen 4 3 Fachverbande 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweisePhysikalische Phanomene BearbeitenDie Geophysik gilt als interdisziplinares Fach und findet in allen Bereichen der Geowissenschaften Anwendung Um eine klarere Vorstellung davon zu bekommen was Geophysik ist werden in diesem Abschnitt Phanomene beschrieben die in der Physik untersucht werden und wie sie mit der Erde und ihrer Umgebung zusammenhangen Schwerkraft Bearbeiten Hauptartikel Schwerefeld der Erde Siehe auch Gravitation und Gravimetrie Modell des Schwerefeldes Geoid gemessene Abweichungen vom Rotationsellipsoid Untersuchungsgegenstand der Gravimetrie Durch die Anziehungskraft von Mond und Sonne kommt es alle 24 Stunden und 50 Minuten zu Ebbe und Flut beide wechseln sich also in einem Rhythmus von 12 Stunden und 25 Minuten ab 10 Durch die Schwerkraft werden tieferliegende Schichten durch die aufliegende Gesteine kompaktiert und die Dichte steigt im Erdinneren mit der Tiefe an 11 Messungen der Erdbeschleunigung und des Gravitationsfeldes an der Erdoberflache konnen zur Suche nach Mineralvorkommen genutzt werden siehe Schwereanomalie und Gravimetrie 12 Das Schwerefeld der Oberflache liefert Informationen uber die Dynamik der tektonischen Platten Die Geopotentialflache auch Geoid genannt ist eine Modelllieurng des Erdschwerefelds Das Geoid ware der globale mittlere Meeresspiegel wenn die Ozeane im Gleichgewicht waren und sich durch die Kontinente erstrecken konnten z B durch sehr schmale Kanale 13 Warmefluss Bearbeiten Modellierung des Warmeflusses insbesondere der thermischen Konvektion im Erdmantel Die roten pilzformigen Aufstiegsstrukturen sind Mantelplumens Der aus der auskuhlenden Erde resultierende Warmefluss erzeugt sowohl das Erdmagnetfeld Geodynamo als auch die Plattentektonik Mantelkonvektion 14 Die wichtigsten Warmequellen sind die primordiale Warme und Radioaktivitat aber auch Phasenubergange tragen dazu bei Die Warmeubertragung erfolgt hauptsachlich durch thermische Konvektion obwohl sie uber zwei thermische Grenzschichten die Kern Mantel Grenze und die Lithosphare hinweg stattfindetn muss uber welche die Warme durch Warmeleitung transportiert wird 15 Eine wichtige Rolle spielen wahrend der Konvektion sogenannten Mantelplumes die einen Teil der Warme vom Boden des Mantels bis nach oben transportieren konnen Seismische Wellen Bearbeiten Hauptartikel Seismische Wellen Fortpflanzung seismischer Wellen im Erdinneren unterteilt wird in P und S Wellen von denen sich nur P Wellen durch den flussigen ausseren Erdkern ausbreiten konnen Seismische Wellen sind Schwingungen die sich durch die Erde Raumwellen und entlang ihrer Oberflache ausbreiten Oberflachenwellen Die Wellen werden mithilfe von Seismographen als Seismogramme aufgezeichnet Messungen seismischer Wellen konnen zum einen der Erforschung der Quelle z B Position und Herdmechanismus eines Erdbebens aber auch der Strukturerkundung also der Erforschung des Mediums basierend auf dem Ausbreitungsverhaltens der Wellen in diesem dienen Die gesamte Erde besitzt eine kontinuierliche Eigenschwingung und jede Messung zeigt kontinuierliches Hintergrundrauschen die als Mikroseimik bezeichnet wird Es wird in die Seismik und die Seismologie unterschieden die Seismologie befasst sich mit Erdbeben und anderen Phanomenen naturlicher seismischer Wellen wahrend sich die Seismik primar mit kunstlich angetretenen Wellen also Wellen die fur die Messung selbst erzeugt werden befasst Als direkte Konsequenz eines Erdbebens ist die Erforschung und Registrierung seismischer Wellen fundamentaler Bestandteil des Katastrophenschutzes Elektrizitat Bearbeiten Siehe auch Geoelektrik Im globalen Stromkreis abwarts von der Ionosphare in die Erde und durch Gewitter wieder aufwarts fliesst ein Strom von etwa 1800 Ampere Der Fluss manifestiert sich durch Blitze unter den Wolken und Sprites uber den Wolken In oberflachennahe besteht ein abwarts gerichtetes elektrisches Feld von durchschnittlich 120 Volt pro Meter Relativ zur festen Erde ist die Atmosphare durch kosmische Strahlung positiv geladen 16 In geophysikalischen Untersuchungen insbesondere in der Prospektion werden eine Vielzahl von elektrischen Methoden eingesetzt die als Geoelektrik bezeichnet werden Die Methoden beruhen entweder auf der Messung von Eigenpotentialen oder der Einspeisung von erzeugten Stromen in den Untergrund deren Spannungsabfall bei Ankunft an Messsonden verwendet wird um die Widerstandsverteilung im Boden zu rekonstruieren und so auf verschieden leithfahige Materialien ruckzuschliessen Elektromagnetische Wellen Bearbeiten Naturliche elektromagnetische Wellen treten insbesondere in der Ionosphare Magnetosphare und dem ausseren Erdkern auf In dem flussigen Eisen des ausseren Kerns werden Magnetfelder durch elektrische Strome mittels elektromagnetischer Induktion erzeugt Die Erzeugung von elektromagnetischen Wellen ist haufiger Gegenstand der geophysikalischen Prospektion so z B dem Bodenradar der Elektromagnetischen Induktionsmessung EMI der Transienten Elektromagnetik TEM oder der Magnetotellurik Magnetismus Bearbeiten Hauptartikel Erdmagnetfeld Siehe auch Geomagnetik und Magnetostratigraphie Schema der Magnetosphare Sonnenwinde stromen von links nach rechts Das Erdmagnetfeld schutzt die Erde vor kosmischer Strahlung insbesondere dem Sonnenwind und wird seit langem zur Navigation genutzt Es hat seinen Ursprung in den Flussigkeitsbewegungen des ausseren Erdkerns Der geo magnetische Pol und die zugehorige Achse rosa Linie sind zum geografischen Pol und der Rotationsachse blaue Linie verkippt Das Erdfeld entspricht in etwa einem gekippten Dipol andert sich jedoch im Laufe der Zeit ein Phanomen das als geomagnetische sakulare Variation bezeichnet wird Meistens bleibt der geomagnetische Pol in der Nahe des geografischen Pols aber in zufalligen Abstanden von durchschnittlich 440 000 bis zu einer Million Jahren kehrt sich die Polaritat des Erdfeldes um Diese Polsprunge umfassen 184 Polaritatsintervalle in den letzten 83 Millionen Jahren wobei sich die Haufigkeit im Laufe der Zeit andert wobei die jungste kurze vollstandige Umkehrung des Laschamp Ereignis vor 41 000 Jahren wahrend der letzte Eiszeit stattfand Im Rahmen der Magnetostratigraphie werden in die Magnetisierung von Gesteinen zur Datierung und Plattenrekonstruktion genutzt 17 Die in der geophysikalischen Untersuchung des Magnetfeldes wird als Geomagnetik bezeichnet und umfasst die Erforschung des Erdmagnetfeldes selbst und Methoden zur geophysikalischen Prospektion mithilfe der Detektion magnetischer Anomalien Radioaktivitat Bearbeiten Beispiel fur eine radioaktive Zerfallskette siehe Radiometrische Datierung Der radioaktive Zerfall ist fur etwa 80 der erdinneren Warme verantwortlich und treibt den Geodynamo und die Plattentektonik an 18 Die wichtigsten warmeproduzierenden Isotope sind Kalium 40 Uran 238 Uran 235 und Thorium 232 19 Radioaktive Elemente werden aufgrund ihrer Zerfallsraten fur die radiometrische Datierung verwendet und bilden daher die Grundlage fur die wichtigste Methode zur absoluten Datierung in der Geochronologie 20 Radiometrische Kartierungen mit boden und flugzeuggestutzter Gammaspektrometrie konnen verwendet werden um die Konzentration und Verteilung von Radioisotopen nahe der Erdoberflache aufzuzeichnen und daraus Lithologie und Alteration abzuleiten 21 Fluiddynamik Bearbeiten Fluidbewegungen treten in der Magnetosphare der Atmosphare den Ozeanen dem Mantel und dem Kern auf Selbst der Erdmantel fliesst trotz seiner enormen Viskositat uber lange Zeitraume wie eine Flussigkeit Dieses Fliessen spiegelt sich in Phanomenen wie Isostasie postglazialer Landhebung und Mantelplumes wider Die Mantelstromung treibt die Plattentektonik an und die Stromung im Erdkern treibt den Geodynamo an 22 Die geophysikalische Fluiddynamik ist ein wichtiges Werkzeug in der physikalische Ozeanographie und der Meteorologie Die Rotation der Erde hat tiefgreifende Auswirkungen auf die Fluiddynamik insbesondere aufgrund des Coriolis Effekts In der Atmosphare fuhrt sie zu grossraumigen Mustern wie den Rossby Wellen und bestimmt die grundlegenden Zirkulationsmuster von Sturmen Im Ozean treibt sie die grossraumige Zirkulationsmuster sowie Kelvin Wellen und Ekman Spiralen an der Meeresoberflache an 23 Im Erdkern verursacht sie die spiralenformige Zirkulation des geschmolzenen Eisens 22 Wellen und andere Phanomene in der Magnetosphare konnen mit der Magnetohydrodynamik modelliert werden Materialphysik Bearbeiten Die physikalischen Eigenschaften von Mineralen Mineralphysik und Gesteinen Petrophysik mussen verstanden werden um aus den physikalischen Messungen z B Ausbreitungsverhalten seismischer Wellen die Zusammensetzung der Erde ableiten zu konnen In der Mineral und Petrophysik werden vor allem elektrische magnetische elastische und thermische Eigenschaften erforscht sowie die Eigenschaften von Porenraum und Matrix Porositat Dichte Permeabilitat Kapillardruck Bruch und Deformationsvorgangen und von Radioaktivitat und Warmeproduktion Disziplinen BearbeitenDie Geophysik lasst sich nach unterschiedlichen Kriterien in weitere Teilgebiete untergliedern Je nach gewahltem Kriterium ergeben sich unterschiedliche Untergliederungen deren enthaltene Teilgebiete sich teils uberlappen konnen Unterteilung nach Spharen Bearbeiten Im allgemeinen Sinne ist die Geophysik die Wissenschaft von den physikalischen Erscheinungen des Planeten Erde der aus dem festen Erdkorper der Wasserhulle und der gasformigen Hulle besteht In dieser sehr weiten Definition umfasst die Geophysik folgende Teildisziplinen 3 Die Physik des Erdkorpers oft auch als Geophysik im engeren Sinne bezeichnet 3 5 Dieser Bereich gliedert sich wiederum in folgende Teildisziplinen Physikalische Geodasie und Gravimetrie Seismologie und die Struktur des Erdinneren Erdmagnetismus Geodynamik Geothermie Petrophysik Geoinformatik geophysikalische Prospektion Geoelektrik Seismik Geomagnetik Bodenradar Gravimitrie Bohrlochgeophysik Die Physik der Hydrosphare Ozeanographie Hydrologie Hydrogeophysik 24 Wasserbau und Wasserwirtschaft Die Physik der Atmosphare Meteorologie Die Physik der Hochatmosphare und der Magnetosphare Aeronomie Die Physik der Planeten als Verallgemeinerung der Geophysik auf andere Planeten 25 PlanetologieUnterteilung nach Methodik und Anwendung Bearbeiten Alternativ lasst sich die Geophysik auch nach den verwendeten Forschungsmethoden und deren Anwendungsbezug untergliedern Dabei wird analog zur Physik die theoretische und experimentelle Geophsyik unterschieden und nach Anwendung in die Angewandte und Allgemeine Geophysik unterteilt 3 Die theoretische Geophysik befasst sich mit den mathematischen Grundlagen der Geophysik und deren Anwendung zur Simulation geophysikalischer Vorgange Einige typische Themen der theoretischen Geophysik sind die Stromungsmechanik die Potentialtheorie die Wellengleichungen oder die Geodynamik Die experimentelle Geophysik befasst sich mit Laborversuchen Haufig geht es dabei um die Untersuchung von Materialeigenschaften unter Bedingungen wie sie im Erdinnern herrschen Handelt es sich bei den untersuchten Materialien um Gesteine so nennt man diesen Forschungszweig auch Petrophysik Ein typisches Beispiel ware die Bestimmung der Schall Leitfahigkeit verschiedener Gesteine unter hohem Druck in einer Materialpresse Letztlich wird manchmal auch die Numerische Simulation der experimentellen und nicht der theoretischen Geophysik zugeordnet 26 Die Angewandte Geophysik befasst sich mit der Erkundung des Untergrundes mit geophysikalischen Messmethoden fur praktische Anwendungen Am bedeutendsten ist die Exploration zur Suche von Rohstoffen wie zum Beispiel Erdol Wasser oder Erzen Auch die Auffindung geeigneter Endlagerstatten die Untersuchung von Deponien und anderen Altlasten die Baugrunduntersuchung und die Untersuchung des Untergrundes zu Zwecken der Landwirtschaft Agrogeophysik fallen in diesen Bereich Letztlich werden Methoden der angewandten Geophysik auch fur akademische Fragestellungen insbesondere in der Archaologie Archaometrie eingesetzt Werden geophysikalische Erkundungen nicht von der Erdoberflache sondern von einem Bohrloch aus durchgefuhrt so spricht man von der Bohrlochgeophysik einem weiteren Unterbereich der angewandten Geophysik Die Angewandte Geophysik bewegt sich dabei an der Schnittstelle zwischen Natur und Ingenieurwissenschaften Die Allgemeinen Geophysik Grundlagenforschung bezuglich der Prozesse und Felder des gesamten Erdkorpers Unterteilung nach Verfahren Bearbeiten Da sich die Geophysik vornehmlich mit jenen Gebieten der Erde befasst die fur direkte Messungen nicht zuganglich sind werden oft Verfahren der Fernerkundung eingesetzt Diese laufen meist darauf hinaus dass ein physikalisches Feld nahe der Erdoberflache ausgemessen wird um es dann mit mathematischen Methoden in die interessierenden Tiefen oder Hohenbereiche zu extrapolieren Die Details der angewandten Mess und Auswertungsverfahren variieren stark je nach der untersuchten Messgrosse Erdbeschleunigung elektrische oder magnetische Feldstarke etc dem beobachteten Frequenzbereich und der dabei auftretenden grundlegenden Feldcharakteristik Potentialfeld Diffusionsfeld oder Wellenfeld abhangig von den zugrunde liegenden Differentialgleichungen Insbesondere die Feldcharakteristik hat grossen Einfluss auf die verwendbaren Auswertungsverfahren Daher seien hier einige typische Erkundungsverfahren der Geophysik nach der zutreffenden Feldcharakteristik aufgefuhrt Potentialverfahren Potentialfelder elliptische Differentialgleichungen Geoelektrik Geomagnetik Geothermik Gravimetrie Diffusionsverfahren Diffusionsfelder parabolische Differentialgleichungen Magnetotellurik MT auch Spezialformen wie AMT LMT RMT Geoelektromagnetik inklusive Transienter Elektromagnetik kurz TEM Very Low Frequency kurz VLF Verfahren Wellenverfahren Wellenfelder hyperbolische Differentialgleichungen Seismologie und Seismik Georadar Ground Penetrating Radar kurz GPR Sonderfall Strahlung RadiometrieGeschichte BearbeitenDie Geophysik hat sich erst im 19 Jahrhundert als eigenstandige Disziplin herausgebildet und zwar aus dem Schnittpunkt von physikalischer Geografie Geologie Astronomie Meteorologie 27 28 Viele geophysikalische Phanomene wie das Magnetfeld der Erde und Erdbeben werden jedoch schon seit der Antike untersucht Antike und klassische Epochen Bearbeiten Die Erforschung der Erde geht auf elementare Erkenntnisse in der Antike zuruck Der erste berichtete Magnetkompass geht auf das 4 Jahrhundert vor Christus in China zuruck dieser konnte jedoch seine Magnetisierung nicht lange genug aufrechterhalten um fur die Meeresnavigation nutzlich zu sein Die erste Erwahnung eines Kompasses in Europa stammt aus dem Jahr 1190 n Chr 29 Um 240 v Chr schlussfolgerte Eratosthenes von Kyrene dass die Erde rund ist und mass den Erdumfang mithilfe von der Geometrie des Sonneneinfalls mit grosser Genauigkeit 30 und entwickelte ein System der Breiten und Langengrade 31 Der vielleicht fruheste Beitrag zur Seismologie war die Erfindung eines Seismoskops durch Zhang Heng im Jahr 132 n Chr Dieses Instrument war so konzipiert dass es eine Bronzekugel aus dem Maul eines Drachens in das Maul einer Krote fallen liess Indem man nachsah welche von acht Kroten die Kugel hatte konnte man die Richtung des Erdbebens bestimmen 29 Einige Informationen uber Erdbeben finden sich in Aristoteles Meteorology in Naturalis Historia von Plinius dem Alteren und in Strabos Geographica Aristoteles und Strabo zeichneten Beobachtungen uber Gezeiten auf Der griechische Philosoph Empedokles ca 490 430 v Chr unternahm den ersten Versuch Vulkane auf naturliche wenn auch abwegige Weise zu erklaren Plinius der Altere stellte fest dass einem Ausbruch Erdbeben vorausgingen Moderne Wissenschaft Bearbeiten Eine der Veroffentlichungen die den Beginn der modernen Wissenschaft markierten war William Gilberts De Magnete 1600 ein Bericht uber eine Reihe sorgfaltiger Experimente zum Magnetismus Gilbert schlussfolgerte dass Kompasse nach Norden zeigen weil die Erde selbst magnetisch ist 32 1687 veroffentlichte Isaac Newton seine Principia die nicht nur die Grundlagen der klassischen Mechanik und der Gravitation bildeten sondern auch eine Reihe geophysikalischer Phanomene z B Gezeiten erklarten und durch verschiedene Autoren auf mehrere Bereiche erweitert wurden So auf Form Dichte und Schwerefeld der Erde Pierre Bouguer Alexis Clairaut und Henry Cavendish Magnetfeld der Erde Alexander von Humboldt Edmund Halley und Carl Friedrich Gauss Seismologie John Milne und Robert Mallet sowie Alter Warme und Radioaktivitat der Erde Arthur Holmes und William Thomson 1 Baron Kelvin Blaise Pascal entdeckte 1648 erneut dass der atmospharische Druck mit der Hohe abnimmt und folgerte daraus dass uber der Atmosphare ein Vakuum herrscht Das erste Seismometer ein Instrument zur kontinuierlichen Aufzeichnung der seismischen Aktivitat wurde 1844 von James Forbes gebaut 33 Als Disziplin Bearbeiten Die erste bekannte Verwendung des Wortes Geophysik stammt aus dem Deutschen von Julius Frobel im Jahr 1834 34 In den folgenden Jahrzehnten wurde der Begriff gelegentlich verwendet setzte sich aber erst durch als ab 1887 mit Beitrage zur Geophysik erste Zeitschriften zu diesem Thema erschienen Das spatere Journal of Geophysical Research wurde 1896 unter dem Titel Terrestrial Magnetism gegrundet 1898 wurde an der Universitat Gottingen ein Geophysikalisches Institut gegrundet und Emil Wiechert erhielt den weltweit ersten Lehrstuhl fur Geophysik 35 Einen internationalen Rahmen fur die Geophysik bildete die Grundung der International Union of Geodesy and Geophysics im Jahr 1919 36 Institutionen BearbeitenUniversitaten Bearbeiten Geophysikalische Studiengange werden nicht an allen Universitaten angeboten Die Schwerpunktsetzung unterscheidet sich zwischen den einzelnen Hochschulen hinsichtlich geophysikalischer Fachbereiche Manche Hochschulen bieten Geophysik als eigenstandiges Fach an und andere Geophysik als Studienrichtung bzw Schwerpunkt in den Studienfachern Geowissenschaften oder Physik siehe Karte Die Anteile an geophysikalischen Inhalten konnen sich dabei unterscheiden und sind an der jeweiligen Hochschule herauszufinden Zu beachten ist dass ein Master Geophysik nicht zwangslaufig mehr geophysikalische Lehrveranstaltungen beinhaltet als z B ein Master Geowissenschaften mit Studienrichtung Geophysik Folgende Hochschulen in Deutschland bieten geophysikalische Studiengange an 37 Geophysik Deutschland Bonn Freiberg Hamburg Jena Karlsruhe Kiel Koln Munchen Munster Aachen Berlin Bremen Bochum Frankfurt Leipzig Potsdam Greifswald Braunschweig GottingenUberblickskarte der Studienorte an denen geophysikalische Studiengange angeboten werden Studienorte an denen Geophysik als eigenstandiges Fach angeboten wird Studienorte an denen Geophysik als Vertiefungsrichtung im Rahmen eines geowissenschaftlichen Studiums angeboten wird oder geophysikalische Module in einem geowissenschaftlichen Studium angeboten werden Studienorte an denen Geophysik als Vertiefungsrichtung im Rahmen eines physikalischen Studiums angeboten wirdRWTH Aachen B Sc Angewandte Geowissenschaften geophysikalische Module B Sc Georessourcenmanagement geophysikalische Module M Sc Applied Geophysics M Sc Angewandte Geowissenschaften geophysikalische Wahlmodule M Sc Georessourcenmanagement geophysikalische Wahlmodule Freie Universitat Berlin B Sc in Geologischen Wissenschaften geophysikalische Module M Sc der Geologischen Wissenschaften Schwerpunkt GeophysikTechnische Universitat Berlin B Sc Geotechnologie Wahlbereich Angewandte Geophysik M Sc Geotechnologie Schwerpunkt Angewandte Geophysik 38 Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn B Sc Geowissenschaften M Sc Physik der Erde und Atmosphare in Kooperation mit der Universitat zu Koln Technische Universitat Braunschweig B Sc Physik mit Vertiefungsrichtung Geo und Astrophysik M Sc Physik mit Vertiefungsrichtung Geo und AstrophysikUniversitat Bremen B Sc Geowissenschaften geophysikalische Module M Sc Geowissenschaften geophysikalische Module M Sc Marine GeosciencesRuhr Universitat Bochum B Sc Geowissenschaften geophysikalische Module M Sc Geowissenschaften 39 Universitat Greifswald B Sc Geologie geophysikalisches Wahlmodul 40 Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main B Sc Geowissenschaften M Sc Geowissenschaften Schwerpunkt GeophysikTechnische Universitat Bergakademie Freiberg B Sc Geophysik und Geoinformatik M Sc GeophysikGeorg August Universitat Gottingen B Sc Physik mit Schwerpunkt Astro und Geophysik M Sc Physik Forschungsschwerpunkt Astro und GeophysikUniversitat Hamburg B Sc Geophysik Ozeanographie M Sc GeophysikFriedrich Schiller Universitat Jena B Sc Geowissenschaften 41 geophysikalische Pflicht und Wahlpflichtmodule M Sc Geophysik 42 Karlsruher Institut fur Technologie B Sc Geophysik M Sc GeophysikChristian Albrechts Universitat zu Kiel B Sc Physik des Erdsystems Meteorologie Ozeanographie Geophysik M Sc Geophysik M Sc Marine Geosciences M Sc Climate Physics Meteorology and Physical OceanographyUniversitat zu Koln B Sc Geophysik und Meteorologie M Sc Physik der Erde und Atmosphare in Kooperation mit der Universitat Bonn Universitat Leipzig M Sc Earth System Data Science amp Remote SensingLudwig Maximilians Universitat Munchen B Sc Geowissenschaften Vertiefungsrichtung Geophysik M Sc GeophysicsWestfalische Wilhelms Universitat Munster B Sc Geophysik M Sc GeophysikUniversitat Potsdam B Sc Geowissenschaften Schwerpunktsetzung Geophysik moglich M Sc Geowissenschaften Vertiefungsrichtung GeophysikForschungseinrichtungen Bearbeiten Zu den international tatigen ausseruniversitaren Forschungseinrichtungen Deutschlands mit Schwerpunkten in Geophysik zahlen Alfred Wegener Institut fur Polar und Meeresforschung AWI Bremen Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ Potsdam Deutsches Zentrum fur Luft und Raumfahrt DLR Koln Geozentrum Hannover Leibniz Institut fur Angewandte Geophysik LIAG Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe BGR Helmholtz Zentrum fur Ozeanforschung GEOMAR KielFachverbande Bearbeiten Die globalen Forschungsagenden der Geophysik werden im Rahmen der IUGG Internationale Union fur Geodasie und Geophysik und ihren 7 Assoziationen koordiniert Die weltweit grosste Geophysikalische Gesellschaft mit Schwerpunkt im akademischen Bereich ist die American Geophysical Union AGU mit uber 58 000 Mitgliedern Der grosste Dachverband angewandter Geophysik speziell der Rohstoffsuche ist die Society of Exploration Geophysicists SEG mit ca 28 000 Mitgliedern Die Deutsche Geophysikalische Gesellschaft DGG ist mit ungefahr 1 000 Mitgliedern der grosste deutsche geophysikalische Fachverband Literatur BearbeitenHans Berckhemer Grundlagen der Geophysik Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1990 ISBN 3 534 03974 2 William Lowrie Fundamentals of Geophysics Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 67596 3 englisch Christoph Clauser Einfuhrung in die Geophysik Springer Spektrum Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 46883 8 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Geophysik Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Geophysik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Homepage der deutschen Geophysikstudenten Deutsche Geophysikalische Gesellschaft DGG AGU American Geophysical Union SEG The Society of Exploration Geophysicists Geosciences Forum Geophysik Informationen der DGG zu Geophysik Bachelor Studiengangen PDF 101 kB Informationen der DGG zu Geophysik Master Studiengangen PDF 120 kB Einzelnachweise Bearbeiten Was ist Geophysik Universitat Hamburg 17 Mai 2021 abgerufen am 17 Januar 2023 Christoph Clauser Einfuhrung in die Geophysik 2 aktualisierte u korr Aufl 2016 Springer Berlin Heidelberg 2016 ISBN 978 3 662 46884 5 S 2 a b c d e f Geophysik In Lexikon der Geowissenschaften Spektrum abgerufen am 17 Januar 2023 a b Robert E Sheriff Encyclopedic dictionary of exploration geophysics 3rd ed Auflage Society of Exploration Geophysicists Tulsa OK 1991 ISBN 1 56080 018 6 a b Physik des Erdkorpers In Lexikon der Geowissenschaften Spektrum abgerufen am 17 Januar 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Masterstudiengang Geophysik Memento vom 24 Marz 2016 im Internet Archive Normdaten Sachbegriff GND 4020252 5 lobid OGND AKS LCCN sh85054185 NDL 00573041 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geophysik amp oldid 234812971