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Als Magnetosphare bezeichnet man das Raumgebiet um ein astronomisches Objekt in dem geladene Teilchen von dessen Magnetfeld beeinflusst werden 1 2 Die aussere Begrenzung wird Magnetopause genannt Die innere Begrenzung zur neutralen Atmosphare bildet die Ionosphare Die Magnetosphare schirmt die Erdoberflache gegen die geladenen Partikel des Sonnenwindes ab Ein Magnetfeld besitzen nur Sterne oder Planeten mit einem inneren Dynamo In der Umgebung des planetaren Korpers ahnelt das magnetische Feld einem magnetischen Dipol Weiter ausserhalb konnen die Feldlinien durch leitfahiges Plasma verzerrt werden das von der Sonne als Sonnenwind oder nahen Sternen stammt 3 4 Durch die aktive Magnetosphare der Erde werden die Effekte von Sonnenstrahlung und kosmischer Strahlung abgeschwacht die schadlich auf Lebewesen wirken konnen Plasmaphysik und Aeronomie beschaftigen sich mit diesem Themenfeld Neben der Magnetosphare der Erde wurden auch die Magnetospharen anderer Planeten durch Raumsonden untersucht Im Folgenden wird exemplarisch die Magnetosphare der Erde beschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Strome 2 1 Birkeland Strome 2 2 Pedersenstrome 2 3 Ringstrom 2 4 Polarer Elektrojet 3 Plasmoide 4 Umpolung 5 Sonstiges 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks und weitere Quellen 9 EinzelnachweiseAufbau Bearbeiten Simulation des Erdmagnetfeldes in Wechselwirkung mit dem IMF Die Sonne steht links Rekonnexionen im Schweifbereich rechts sind lediglich als Vorstufe angedeutet Eine planetare Magnetosphare wird vor allem durch das vom Sonnenwind getragene Magnetfeld geformt Der Sonnenwind erreicht in Erdnahe eine Geschwindigkeit von 300 bis 800 km s und weist eine Dichte von 3 bis 10 Teilchen pro Kubikzentimeter auf Das interplanetare Magnetfeld IMF von etwa 4 Nanotesla enthalt ein nahezu stossfreies Plasma niedriger Dichte Der Sonnenwind staucht die Magnetosphare auf der Sonnenseite auf etwa zehn Erdradien etwa 60 000 km zusammen und zieht sie auf der Nachtseite zu einem Magnetschweif auseinander der bis in eine Entfernung von etwa hundert Erdradien 600 000 km reichen kann Die Form der Magnetopause ist jedoch nicht statisch sondern andert sich zeitlich sehr stark wahrend der Schweif durch die wechselnde Magnetfeldrichtung des Sonnenwinds siehe Heliospharische Stromschicht regelrecht im Sonnenwind flattert ist die Ausdehnung auf der Tagseite vom Impuls des Sonnenwinds abhangig In der Simulation rechtes Bild treffen die Magnetfeldlinien von links auf das Erdmagnetfeld In der dargestellten Polaritat kommt es zu Rekonnexionen die die Erdmagnetfeldlinien von links in den Schweifbereich nach rechts abwandern lassen Messungen der Cluster Satelliten zeigen weiterhin Gasblasen mit Temperaturen von bis zu zehn Millionen Grad die sich standig von der Magnetosphare losen Bei einem starkeren magnetischen Sturm am 10 Januar 1997 wurde die Magnetosphare auf funf Erdradien etwa 30 000 km zusammengestaucht Satelliten in geostationarer Umlaufbahn befinden sich deshalb bei starken magnetischen Sturmen zeitweise ausserhalb der Magnetosphare und sind in diesem Zeitraum dem Sonnenwind direkt ausgesetzt Der Sonnenwind umstromt die Erde mit Uberschallgeschwindigkeit d h seine Stromungsgeschwindigkeit ist grosser als die Geschwindigkeit mit der sich Storungen der Dichte bzw des Druckes im Sonnenwind fortbewegen Schallgeschwindigkeit Er wird an der Bugstosswelle auf Unterschall geschwindigkeit abgebremst den Bereich zwischen der Bugstosswelle und der Magnetopause nennt man auch Magnetosheath Ein Teil des Sonnenwinds wird an der Bugstosswelle auch reflektiert so dass sich ein Vorschock ausbildet Die Magnetfeldlinien sind auf der Tagseite geschlossen und in den ausseren Bereichen des Magnetschweifes den nordlichen und sudlichen Tail Lobes offen den Ubergangsbereich an den magnetischen Polen nennt man Cusp oder Cleft in diesen Bereichen konnen Teilchen des Sonnenwinds direkt in die inneren Schichten der Atmosphare eindringen Zwischen den Lobes befindet sich in Erdnahe die Plasmaschicht mit geschlossenen Feldlinien und die Neutralschicht in grosseren Entfernungen Strome Bearbeiten Schema der Birkeland englisch Field aligned Currents Pedersen und Hall StromeDie Wechselwirkung des Magnetfelds des vorbeistromenden Sonnenwinds mit dem irdischen Magnetfeld fuhrt zu einem Dynamoeffekt wobei die Erde den Stator und der Sonnenwind den Rotor bildet Diese Wechselwirkung fuhrt zu einer Energieubertragung an die Magnetosphare und zu einem komplexen System elektrischer Strome Magnetospharisches elektrisches Konvektionsfeld Die ausseren Schichten der Atmosphare enthalten stark verdunntes Plasma dessen geladene Teilchen sich entlang der Magnetfeldlinien auf Spiralbahnen bewegt Durch diese Bewegung wird in der Neutralschicht ein Neutralschichtstrom induziert In der Plasmaschicht wird zusammen mit dem Erdmagnetfeld der Ringstrom gebildet Birkeland Strome Bearbeiten Den Hauptanteil der induzierten Strome bilden die Birkeland Strome nach Kristian Birkeland 1867 1917 Sie bestehen aus Elektronen die sich aufgrund der Lorentzkraft in Spiralen um die vom Nord zum Sudpol verlaufenden Magnetfeldlinien bewegen Diese Teilchen bewegen sich praktisch stossfrei in den Strahlungsgurteln den so genannten Van Allen Gurteln der ausseren Atmosphare und werden aufgrund der Erhaltung des magnetischen Moments bei Annaherung an die magnetischen Pole reflektiert und bewegen sich wieder auf den anderen Pol zu Bei erhohter Sonnenaktivitat befinden sich mehr und energiereichere freie Elektronen in den oberen Atmospharenschichten so dass sie an die Atome der Atmosphare in etwa 100 bis 150 km Hohe stossen und diese anregen Das fuhrt zu den als Polarlicht bekannten Leuchterscheinungen Pedersenstrome Bearbeiten Die Birkeland Strome werden in etwa 100 bis 150 km Hohe durch die Pedersenstrome geschlossen Die Stromdichten liegen bei einigen Ampere pro Quadratkilometer oder Mikroampere pro Quadratmeter was zu einem Gesamtstrom von einigen 10 000 Ampere fuhrt ionospharische Dynamoschicht Ringstrom Bearbeiten Sonnenerzeugte elektrische Strome auf der Tagseite der IonosphareDer irdische Ringstrom 5 ist ein elektrischer Strom der die Erde entlang des Van Allen Gurtels in der Aquatorebene in Ost West Richtung umfliesst Er wird getragen von Ionen mit einer Energie von etwa 15 bis 200 keV die bei der Ionisation von Luftteilchen durch die kosmische Strahlung entstehen Diese Teilchen bewegen sich jedoch nicht nur in Spiralbahnen um die Feldlinien sondern fuhren auch eine Driftbewegung aus Die Elektronen bewegen sich dabei von West nach Ost die Protonen von Ost nach West Das fuhrt zu einem effektiven Strom in Ost West Richtung Die Ausdehnung dieses Ringstromes reicht von etwa zwei bis zu etwa neun Erdradien Obwohl die typischen Stromdichten nur wenige Milliampere pro Quadratmeter betragen resultieren aufgrund des enormen Volumens daraus Strome von mehreren Megaampere Der Ringstrom wird in ruhigen Phasen vorwiegend aus der Plasmaschicht gespeist die Energiedichte wird dabei zu mehr als 90 von Wasserstoffionen getragen Beim Auftreten von magnetischen Sturmen gewinnen demgegenuber Sauerstoffionen aus den oberen Schichten der Atmosphare an Bedeutung und konnen bei starken Sturmen den Hauptteil des Stroms tragen Polarer Elektrojet Bearbeiten Die Pedersenstrome fuhren zu einem Hallstrom in Ost West Richtung der als polarer Elektrojet bezeichnet wird Der Elektrojet kann bei magnetischen Sturmen Stromstarken von mehr als eine Million Ampere erreichen und kann sich auf Zeitskalen von Minuten sehr stark andern Zusammen mit den Pedersenstromen fuhrt dies zu einem stark fluktuierenden Feld auf der Erdoberflache das vor allem in langen Leitern wie Hochspannungsleitungen und Pipelines starke Strome induziert die zur Beschadigung oder Zerstorung elektrischer Bauteile beziehungsweise zu verstarkter Korrosion fuhren konnen Da die Atmosphare in etwa 100 km Hohe ein schlechter elektrischer Leiter ist fuhren die Pedersenstrome und die Elektrojets auch zu einer starken Aufheizung der Atmosphare die zu einer starken Ausdehnung fuhrt einige Sturme fuhrten im Bereich von Satelliten auf niedrigen Umlaufbahnen bis etwa 800 km zu einer Verdopplung der Luftdichte und einer entsprechend hoheren Abbremsung durch den hoheren Luftwiderstand ebenso fuhrt diese Ausdehnung zum verstarkten Eintrag von Sauerstoffionen in den Ringstrom Plasmoide BearbeitenDer Sonnenwind und die Strome in den Tail Lobes fuhren zu starken Verzerrungen der Feldlinien in der Plasmaschicht des Magnetschweifs Wenn diese Verzerrungen zu stark werden die Vorgange sind im Detail noch nicht verstanden kann es zu Abschnurungen durch magnetische Rekonnexionen kommen die erdnaheren Teile der Feldlinien schliessen sich zu dipolahnlicheren Feldlinien wahrend die erdferneren Teile ein Plasmoid bilden ein plasmagefulltes Raumgebiet mit in sich geschlossenen Feldlinien Durch die freiwerdende magnetische Energie wird zum einen das Plasmoid nach aussen beschleunigt zum anderen fuhrt es zu einer Aufheizung hoherer Atmospharenschichten und damit zu einer verstarkenden Ruckkopplung mit dem elektrischen Stromungssystem Der Vorgang der Plasmoid Ablosung wird als magnetischer Teilsturm substorm bezeichnet da man sie anfangs nur als Teilkomponente magnetischer Sturme betrachtete Heute weiss man allerdings dass der Teilsturm ein Phanomen ist das nicht nur in Sturmphasen sondern auch in ruhigen Phasen auftritt der Verlauf ist in beiden Fallen sehr ahnlich ein Teilsturm dauert etwa 45 Minuten und fuhrt zu einer Plasma Aufheizung von etwa 2 keV Wahrend einer Sturmphase ist jedoch das Plasma bereits zu Beginn heisser etwa 3 bis 4 keV in Ruhephasen und etwa 8 keV in Sturmphasen und der Anstieg verlauft steiler Umpolung BearbeitenSeit erkannt wurde dass es in der Erdgeschichte in unregelmassigen Zeitabstanden zu Einbruchen und Umpolungen des Erdmagnetfelds kommt versuchten Wissenschaftler diese Polsprunge mit Massenaussterben in Verbindung zu bringen Ein solcher Nachweis ist jedoch bislang nicht gelungen Eine mogliche Erklarung dafur ist dass bei einer schwachen oder ganz fehlenden Magnetosphare die Erdatmosphare als Schutzschild vor der gefahrlichen kosmischen Strahlung dienen wurde Modellberechnungen nach entstunde dabei eine sekundare Strahlung von Beryllium 10 oder Chlor 36 Tatsachlich fand eine deutsche Studie im Jahr 2012 in Eisbohrkernen aus Gronland eine Spitze von Beryllium 10 vor 41 000 Jahren als bei einer kurzen Magnetfeldumkehr das Erdmagnetfeld auf geschatzte 5 seiner Starke einbrach 6 Eine andere mogliche Erklarung ist dass auch bei Umpolungen das Erdmagnetfeld niemals ganz verschwindet Einer Studie aus dem Jahr 1999 nach hat es wahrend der Brunhes Matuyama Umkehr vor rund 786 000 Jahren immer noch eine Magnetopause bei etwa drei Erdradien gegeben 7 Sonstiges BearbeitenAnderungen im Sonnenwind konnen magnetospharische Vorgange auslosen die die Funkkommunikation beeinflussen Schaden an Satelliten verursachen und elektrische Leitungen unterbrechen konnen Bei der Erde ist die Stossfront im Durchschnitt etwa zehn Erdradien entfernt Die grosste Magnetosphare im Sonnensystem besitzt allerdings der Jupiter Hier betragt der Abstand Planet Stossfront zeitweise bis zu hundert Jupiterradien Siehe auch Bearbeiten Wiktionary Magnetosphare Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Planetare Magnetospharen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Commons Magnetosphare der Erde Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenMartin F Heyn Solar wind magnetosphere interactions Verlag d Osterr Akad d Wiss Wien 1992 ISBN 3 7001 1961 5 Thomas E Cravens Planetary ionospheres and magnetospheres Pergamon Press Oxford 1997 ISBN 0 08 043297 2 Lev Dorman Cosmic rays in magnetospheres of the earth and other planets Springer Dordrecht 2009 ISBN 978 1 4020 9238 1 Kremser Gerhard Korth Axel 1985 Storprozesse in der Magnetosphare Das Projekt GEOS Geowissenschaften in unserer Zeit 3 3 87 92 doi 10 2312 geowissenschaften 1985 3 87 Weblinks und weitere Quellen BearbeitenCluster Mission zur dreidimensionalen Vermessung des Magnetfeldes der Erde englisch A Beginner s Guide to the Earth s Magnetosphere Memento vom 9 Mai 2007 im Internet Archive The Magnetopause Die Magnetosphare der Erde Memento vom 26 November 2013 im Internet Archive PDF 516 KB Max Planck Institut fur Sonnensystemforschung Mai 2005 im Internet Archiv gesichert am 26 November 2013 Einzelnachweise Bearbeiten Magnetospheres In NASA Science NASA abgerufen am 9 November 2022 John Ashworth Ratcliffe An Introduction to the Ionosphere and Magnetosphere CUP Archive 1972 ISBN 0 521 08341 9 archive org Encyclopaedia Britannica Inc Hrsg Ionosphere and magnetosphere 2012 britannica com James Alfred Van Allen Origins of Magnetospheric Physics University of Iowa Press Iowa City Iowa USA 2004 ISBN 0 87745 921 5 Vgl auch walter Kertz Ein neues Mass fur die Feldstarke des erdmagnetischen aquatorialen Ringstromes 1958 Ice age polarity reversal was global event Extremely brief reversal of geomagnetic field climate variability and super volcano In sciencedaily com Abgerufen am 27 Oktober 2015 Yohan Guyodo Jean Pierre Valet Global changes in intensity of the Earth s magnetic field during the past 800kyr In Nature Band 399 1 Mai 1999 ISSN 0028 0836 S 249 252 doi 10 1038 20420 bibcode 1999Natur 399 249G Die ErdatmosphareTroposphare Tropopause Stratosphare Stratopause Mesosphare Mesopause Thermosphare Thermopause Exosphare Exopause Neutrosphare Ionosphare MagnetosphareHomosphare Heterosphare Normdaten Sachbegriff GND 4132479 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magnetosphare amp oldid 232899801