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Als Mantelkonvektion bezeichnet man langsam ablaufende Umwalzungen sogenannte Konvektionsstrome des festen Erdmantels 1 2 Mantelkonvektion ist eine spezielle Form der Konvektion Warmekonvektion des festen aber fliessfahigen Erdmantels Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Energiequellen 3 Mantelkonvektion Plattentektonik und Geodynamo 4 Das Prinzip 5 Geschichtete oder Ganzmantelkonvektion 6 Nachweis des Stromungsmusters der Mantelkonvektion 7 Einzelnachweise 8 Siehe auch 9 WeblinksGeschichte BearbeitenDas Konzept der Mantelkonvektion entwickelte sich seit Anfang des 20 Jahrhunderts aus Vorstellung von Magmastromen und magmatischen Masseverlagerungen unterhalb der festen Erdkruste zunachst zur Erklarung der Geologie von Faltengebirgen wie den Alpen dann auch weiterer geotektonischer Grossformen wie Tiefseerinnen und regionaler vulkanischer Spaltensysteme Energiequellen Bearbeiten nbsp Vermutlicher Temperaturverlauf zwischen Erdkruste links und Erdkern rechts Mantelkonvektion ist ein Warmetransport Mechanismus bei dem standig an der Erdoberflache abgekuhltes und damit dichteres Material durch Gravitation zum etwa 5400 C heissen Erdkern hin absinkt Subduktion Zum Ausgleich wird heisses und damit weniger dichtes Material von der Kern Mantel Grenze nach oben bis zur Erdkruste aufgetrieben Die Dauer eines Umlaufes betragt bei einer vermuteten Geschwindigkeit von 5 cm pro Jahr etwa 240 Millionen Jahre 3 Weil die Mantelkonvektion den Erdkern durch naturliche Konvektion kuhlt muss dieser Warmequellen besitzen die unterhalb des festen aber fliessfahigen Erdmantels also in der Umgebung oder innerhalb des Erdkerns liegen ein geringer Teil kann noch aus der Fruhzeit der Erdentstehung stammen was derzeit umstritten ist gravitative Kompression Aufprallenergie von Asteroiden und Meteoriten Freisetzung potenzieller Energie bei Bildung des Erdkerns und Zerfall kurzlebiger radioaktiver Elemente der grossere Teil vermutlich 80 4 entstand durch den Zerfall langlebiger radioaktiver Elemente 235U 238U 232Th und 40K im Erdmantel bzw entsteht wahrscheinlich heute noch durch den Zerfall von Kalium 40 im Erdkern 5 Vermutungen zufolge wird auch Kristallisationsenthalpie freigesetzt wenn flussiges Material an der Oberflache des festen inneren Erdkerns kristallisiert Da dies aber mit einer Schrumpfung des Erdkerns einhergeht tragt mindestens die gravitative Bindungsenergie zum konvektiven Energietransport Richtung Erdmantel und damit auch zum Antrieb des Geodynamos bei Hauptartikel ErdmagnetfeldMantelkonvektion ist somit eine thermische Konvektion bei der die Heizung von unten durch den Erdkern erfolgt der dadurch gekuhlt wird Eine Heizung durch mittransportiertes radioaktives Material ist insofern irrelevant als dieses keine Dichteunterschiede der auf und absteigenden Massenstrome erzeugen kann Andererseits hangt die Viskositat des Erdmantels bei gleicher Tiefe von der Temperatur ab denn je zahflussiger das Fluid desto mehr konkurriert die Konduktion zulasten des Warmestroms Insgesamt transportiert die Mantel Konvektion einen Warmestrom von 3 5 1013 W entsprechend 35 TW Mantelkonvektion Plattentektonik und Geodynamo BearbeitenDie Umwalzungen laufen sehr langsam mit vertikalen und horizontalen Stromungsgeschwindigkeiten von einigen Zentimetern pro Jahr ab wie man indirekt aus der Seismologie und Satellitengeodasie erschliessen kann Der konvektierende Erdmantel ist dabei trotz hoher Temperaturen wegen des hohen Drucks nicht flussig sondern fest und verhalt sich zahplastisch oder viskos Viskositat 1021 bis 1023 Pa s Die Mantelkonvektion paust sich bis zur Erdoberflache durch da die driftenden aus Festgestein bestehenden Lithospharenplatten mit ihren Kontinenten und Ozeanboden ein Teil des konvektierenden Systems sind Die deutlichsten oberflachigen Auswirkungen sind gewisse Variationen der Erdwarme die mit Untersuchungen der Geothermie erforscht werden und das wohlbekannte Muster der Kontinentalverschiebung und Plattenbewegungen Letzteres entsteht durch die sich langsam bewegenden Lithospharenplatten die sogenannte Plattentektonik Die kontinentalen Krustenmassen sind eingebettet in die Lithospharenplatten und bewegen sich mit diesen mit Geschwindigkeiten von einigen Zentimetern pro Jahr Man kann nicht sagen dass Mantelkonvektion die driftenden Platten antreibt oder dass umgekehrt die bewegten Platten den oberen Erdmantel umruhren denn die Plattentektonik ist ein integraler Bestandteil der Mantelkonvektion Ahnlich verhalt es sich mit dem ausseren Erdkern in dem ebenfalls Konvektionen ablaufen die sich am Erdmantel zu orientieren scheinen Somit sind Plattentektonik Konvektionen im Erdmantel und der Geodynamo welcher letztlich aus den Umwalzungen im ausseren Erdkern resultiert miteinander verzahnt 6 Das Prinzip Bearbeiten nbsp Beispiel eines Modells zur Mantelkonvektion rot dargestellt sind aufwarts stromende Bereiche mit hohen Temperaturen blau dagegen absinkende Bereiche mit niedrigen Temperaturen Die Mantelkonvektion beruht auf thermischer Konvektion In einer viskosen Flussigkeit die von unten und von innen geheizt und von oben abgekuhlt wird fuhren Temperaturunterschiede zu thermischer Ausdehnung beziehungsweise Kontraktion Wie in der unterschiedlich temperierten Flussigkeit einer Hausheizung rufen die resultierenden Unterschiede der Dichte auch in diesem zahflussigen Material Auftriebskrafte hervor Diese Auftriebskrafte fuhren zu Stromungen denen viskose Krafte entgegenwirken Ausserdem wirkt Warmeleitung der Konvektion entgegen da sie die Temperatur zwischen heissem Aufstrom und kaltem Abstrom auszugleichen versucht Die physikalischen Grossen Auftrieb Viskositat und Warmeleitung werden in der so genannten Rayleigh Zahl Ra zusammengefasst die somit ein Mass fur die Starke der Konvektion ist Dabei sind ungeheure Massen in Bewegung denn der Erdmantel macht uber zwei Drittel der gesamten Erdmasse aus Ahnlich ist es ubrigens mit dem Magnetfeld die Materie stromungen beim Erdkern sind zwar langsam aber die grossen Massen bewirken dennoch elektrische Strome von vielen Millionen Ampere In der Theorie kann man jede thermische Konvektion untersuchen indem man Annahmen uber die Massen und Temperaturverteilung trifft und die zugehorigen mathematischen Gleichungen auf dem Computer lost Als Beispiel zeigt die Abbildung eine konvektierende Schicht mit Ra 106 konstanter Viskositat von unten geheizt Man sieht dass die Unterseite der viskosen Schicht eine heisse thermische Grenzschicht hat rot von der aus sogenannte heisse Plumes Mantle plume aufsteigen Von der kalten thermischen Grenzschicht an der Oberseite dunkelblau sinken kalte Tropfen oder Plumes nach unten Geschichtete oder Ganzmantelkonvektion BearbeitenIn 660 Kilometer Tiefe befindet sich eine Phasengrenze 660 km Diskontinuitat die den oberen Mantel 30 410 km Tiefe und die so genannte Mantelubergangszone 410 660 km Tiefe vom unteren Mantel 660 2900 km Tiefe trennt 7 Diese Grenze ist ein Hindernis fur Mantelkonvektion Man nimmt an dass in der fruhen Erdgeschichte die Mantelkonvektion heftiger als heute war und moglicherweise getrennt im oberen und unteren Mantel ablief wahrend wir uns heute in einer Art Ubergangsphase zur Ganzmantelkonvektion befinden Aufsteigende und absinkende Strome werden durch die Phasengrenze abgebremst und stauen sich dort teilweise auf durchdringen sie aber dann meist doch Hierfur sprechen Funde von Xenokristallen welche aus mindestens 660 km Tiefe stammen 8 nbsp Mantelkonvektion berechnet aus seismischer Tomographie Warme Gebiete sind rot kuhle Gebiete blau dargestellt Pfeile zeigen die daraus berechneten Konvektionsstromungs Geschwindigkeiten an Nachweis des Stromungsmusters der Mantelkonvektion BearbeitenNeben der direkten Beobachtung der oberflachigen Auswirkungen Plattentektonik erlaubt die Seismologie indirekt heisse aufstromende und kuhle absinkende Konvektionsaste zu identifizieren Heisse Gebiete sind durch leicht herabgesetzte seismische Geschwindigkeiten gekennzeichnet kuhle Gebiete durch etwas hohere seismische Geschwindigkeiten Durch die sogenannte seismische Tomographie kann man solche Zonen im Erdmantel identifizieren z B sieht man unter Island eine heisse also aufsteigende Region unter Japan eine kalte also absinkende Region Die aus solchen Tomographiemodellen gewonnenen Dichteverteilungen konnen dann in fluiddynamische Gleichungen eingesetzt werden und daraus dann die Stromungsfelder direkt berechnet werden Die Abbildung zeigt ein solches Beispiel Eine weitere Moglichkeit Mantelkonvektion indirekt zu beobachten liegt im Schwerefeld oder im Geoid Die oben beschriebenen Dichtevariationen fuhren zu sehr kleinen aber messbaren Anderungen im Erdschwerefeld So beobachtet man beispielsweise im Westlichen Pazifik grossraumig ein leicht starkeres Gravitationsfeld das durch die hohere Dichte im kalten konvektiven Abstrom Subduktionszone interpretiert wird Einzelnachweise Bearbeiten Ricard Y 2009 2 Physics of Mantle Convection In David Bercovici and Gerald Schubert ed Treatise on Geophysics Mantle Dynamics 7 Elsevier Science ISBN 9780444535801 Gerald Schubert Donald Lawson Turcotte Peter Olson 2001 Mantle convection in the earth and planets Cambridge University Press pp 16 ff ISBN 978 0 521 79836 5 Thermal convection with a freely moving top boundary PDF 717 kB Henry N Pollack Suzanne J Hurter Jeffrey R Johnson Heat flow from the Earth s interior Analysis of the global data set In Reviews of Geophysics 31 1993 S 267 doi 10 1029 93RG01249 John S Lewis Consequences of the presence of sulfur in the core of the earth Earth and Planetary Science Letters Volume 11 Issues 1 5 May August 1971 Pages 130 134 ISSN 0012 821X doi 10 1016 0012 821X 71 90154 3 http www sciencedirect com science article pii 0012821X71901543 http www scinexx de wissen aktuell 13445 2011 05 19 html Torsvik Trond H Smethurst Mark A Burke Kevin Steinberger Bernhard 2006 Large igneous provinces generated from the margins of the large low velocity provinces in the deep mantle Geophysical Journal International 167 3 1447 1460 bibcode 2006GeoJI 167 1447T http eprints gla ac uk 125 1 Harris J 1997pdf pdfSiehe auch BearbeitenUnterstromungstheorie Edge Driven ConvectionWeblinks BearbeitenMantelkonvektion Animationen von Konvektionsstromungen Website der Universitat Frankfurt Normdaten Sachbegriff GND 4354719 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mantelkonvektion amp oldid 231105469