www.wikidata.de-de.nina.az
Als Erdmantel wird die mittlere Schale im chemischen Modell vom inneren Aufbau des Erdkorpers bezeichnet Sie liegt zwischen Erdkruste und Erdkern und ist bei einer durchschnittlichen Machtigkeit von 2 850 km Tiefe der Mantel Kern Grenze 2 898 km die voluminoseste und massereichste dieser drei Schalen Wahrend die Kruste zu grossen Teilen aus relativ aluminiumreichen Gesteinen granitischer kontinentale Oberkruste und basaltischer ozeanische Kruste sowie kontinentale Unterkruste Zusammensetzung besteht ist das Material des Erdmantels aluminiumarm und dafur relativ eisen und magnesiumreich Das entsprechende ultramafische Gestein des Oberen Mantels wird als Peridotit bezeichnet Der tiefere Mantel besteht aus Hochdruckaquivalenten des Peridotits Der Grossteil des Erdmantels ist abgesehen von kleineren Regionen in dem partielle Schmelzen vorkommen fest verhalt sich jedoch uber geologische Zeitraume hinweg betrachtet plastisch Schalenaufbau des Erdinneren weiss Erdkruste dunkelrot Erdmantel hellrot und gelb ausserer und innerer Erdkern Tiefenangaben Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Dimensionen und Temperaturen 3 Chemische Zusammensetzung 3 1 Gesamtzusammensetzung 3 2 Mantelreservoire 4 Aufbau des Mantels und Phasenubergange im Mantelgestein 5 Mantelkonvektion 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenEine Art Proto Erdmantel bildete sich vermutlich bereits schon um 4 45 Milliarden Jahre vor heute indem die leicht fluchtigen Bestandteile wie Wasserstoff Kohlenstoff in Form von Kohlendioxid und Methan Stickstoff einschliesslich Ammoniak und Stickoxiden und Edelgase grosstenteils in die Ur Atmosphare entgasten und die siderophilen Elemente grosstenteils zum damals noch vollstandig flussigen Erdkern absanken 1 Dimensionen und Temperaturen BearbeitenDie Masse des Erdmantels betragt ca 4 08 1024 kg und damit rund 68 der Gesamtmasse der Erde Es herrschen Temperaturen zwischen mindestens mehreren 100 C an der Mantelobergrenze und uber 3500 C an der Mantel Kern Grenze Obwohl diese Temperaturen insbesondere in tieferen Bereichen den Schmelzpunkt des Mantelmaterials bei atmospharischen Bedingungen bei weitem ubersteigen besteht der Erdmantel fast ausschliesslich aus festem Gestein Der enorme lithostatische Druck im Erdmantel verhindert die Bildung von Schmelzen Chemische Zusammensetzung BearbeitenGesamtzusammensetzung Bearbeiten Zusammensetzung des Erdmantels in Massenprozent Element Anteil Verbindung AnteilO 44 80 SiO2 46 00Si 21 50Mg 22 80 MgO 37 80Fe 5 80 FeO 7 50Al 2 20 Al2O3 4 20Ca 2 30 CaO 3 20Na 0 30 Na2O 0 40K 0 03 K2O 0 04Summe 99 70 Summe 99 10Das Gestein des Oberen Erdmantels besteht uberwiegend aus ultramafischen Gesteinen in erster Linie Peridotite und Pyroxenite In diesen sind vor allem Olivin bzw Hochdruckvarianten dieses Minerals verschiedene Pyroxene und andere mafische Minerale enthalten Im Tiefenbereich zwischen 660 und etwa 800 km werden Temperatur und Druckbedingungen erreicht bei denen diese Minerale nicht mehr stabil sind und daher durch Phasentransformationen zu anderen Mineralen umgewandelt werden siehe Abschnitt Aufbau des Mantels und Phasenubergange Mantelgestein zeigt generell einen hoheren Anteil an Eisen und Magnesium und einen geringeren Anteil an Silizium und Aluminium Die Unterscheidung zwischen Erdkruste SiAl und SiMa und Erdmantel SiFeMa 2 beruht im Wesentlichen auf dieser unterschiedlichen chemischen Zusammensetzung Als Ursache fur diesen Unterschied gelten magmatische Prozesse Mantelgestein schmilzt partiell auf wobei sich vor allem die silizium und aluminiumreichen Gesteinsbestandteile aufgrund ihres geringeren Schmelzpunktes verflussigen als Magma aufsteigen und an oder relativ nahe der Oberflache wieder erstarren Uber Jahrmilliarden hinweg haben sich so heutige Kruste und Mantel ausdifferenziert Mantelreservoire Bearbeiten Die chemische Zusammensetzung des Erdmantels ist dabei aber keineswegs homogen Wahrscheinlich entstanden bereits bei der Entstehung des Erdmantels Heterogenitaten sodass von geochemischen Erdmantelreservoirs gesprochen wird wobei durch unterschiedliche plattentektonische Prozesse unterschiedliche Reservoirs angezapft werden Die Definition und Interpretation dieser Reservoire ist teilweise stark umstritten DM oder DMM Depleted Mantle uberwiegend Quellreservoir fur Mittelozeanischer Rucken Basalte MORB an inkompatiblen Elementen verarmter Mantel 3 EM1 Enriched Mantle 1 vermutlich durch subduzierte ozeanische Kruste und pelagische Sedimente wieder angereicherter Mantel EM2 Enriched Mantle 2 vermutlich durch subduzierte obere kontinentale Kruste wieder angereicherter Mantel HIMU high µ gemeint ist ein hohes 238U 204Pb Verhaltnis vermutlich durch subduzierte ozeanische Kruste und metasomatische Prozesse veranderter Mantel eventuell spielt auch das Alter der subduzierten Kruste eine Rolle unterschiedliche Definitionen vorhanden FOZO focal zone unterschiedliche Definitionen vorhanden PREMA prevalent mantle reservoir das vorherrschende Mantelreservoir 4 5 6 Olivin Spinell Kristallisationstemperaturen von 1600 C die fur Proben von kreidezeitlichen nunmehr an den pazifischen Kontinentalrand Zentralamerikas akkretierten Basalten des Galapagos Hotspots ermittelt wurden legen nahe dass einzelne sehr heisse archaische Mantelreservoirs bis mindestens ins spate Mesozoikum uberdauert haben und mit Plumes in den oberen Erdmantel gelangt sind 7 Siehe auch DUPAL AnomalienAufbau des Mantels und Phasenubergange im Mantelgestein BearbeitenDer Erdmantel wird in mehrere Schichten untergliedert die sich weniger in ihrer chemischen Zusammensetzung als vielmehr in den mechanischen Eigenschaften und in der Kristallstruktur und Dichte der Minerale des Mantelgesteins unterscheiden Hierbei wird grob in Oberen und Unteren Mantel unterschieden Die hochste Schicht des Oberen Mantels ist der lithospharische Mantel Er bildet zusammen mit der Erdkruste die Lithosphare die mechanisch vom ubrigen Mantel entkoppelt ist Das rheologische Verhalten des Lithospharenmantels kann im Vergleich zum ubrigen Mantel als starr bezeichnet werden Zwar findet plastische Verformung statt diese ist jedoch im Gegensatz zum ubrigen Mantel der als Ganzes fliesst auf diskrete Bereiche Scherzonen beschrankt Die Grenzflache zwischen der unteren Erdkruste und dem lithospharischen Mantel wird als Mohorovicic Diskontinuitat bezeichnet Der Lithospharenmantel selbst reicht in weniger als 100 bis uber 300 km Tiefe Bereits in den obersten 100 km des Mantels das heisst noch innerhalb der Lithosphare finden infolge des zunehmenden lithostatischen Drucks Phasenubergange der aluminiumhaltigen Minerale statt durch die insbesondere der bei niedrigen Drucken bis knapp 1 GPa stabile Plagioklas zu Spinell wird der bei 2 5 bis 3 GPa in Granat ubergeht Hiermit gehen kleinere Anderungen in den Mineralproportionen des Mantelgesteins einher siehe dazu die Tabellen im Artikel uber Peridotit Die mittlere Dichte des Gesteins des Lithospharenmantels betragt 3 3 g cm An den Lithospharenmantel schliesst sich nach unten die relativ geringviskose und in geringen Teilen partiell aufgeschmolzene ca 100 bis 200 km machtige Asthenosphare an Sie wird weil sie sich durch auffallig geringe Geschwindigkeiten seismischer Wellen auszeichnet auch Low Velocity Zone LVZ genannt Die mittlere Dichte des Asthenospharengesteins betragt 3 3 g cm Die unterste Schicht des Oberen Mantels ist die sogenannte Mantelubergangszone Sie ist in seismischen Profilen gegen die Asthenosphare durch die sogenannte 410 km Diskontinuitat begrenzt die die Phasentransformation des Olivins von der a Phase in die dichtere b Phase Wadsleyit markiert In etwa 520 km Tiefe wandelt sich Wadsleyit in die wiederum dichtere g Phase des Olivins Ringwoodit um 520 km Diskontinuitat Etwa in diesem Tiefenbereich bildet sich auch aus den anderen kalziumhaltigen Mineralen Ca Perowskit der einige Volumenprozent ausmacht und als separate Phase auch im Unteren Mantel existiert Bereits ab etwa 300 km Tiefe bilden Pyroxene und Granat nach und nach einen aluminiumarmen Mischkristall mit Granatstruktur Majorit der im grossten Teil der Ubergangszone zwischen 410 und 660 km und dem obersten Teil des Unteren Erdmantels stabil ist Die mittlere Dichte des Mantelgesteins der Ubergangszone betragt 4 2 g cm An der 660 km Diskontinuitat zerfallt Olivin bzw Ringwoodit schliesslich in Perowskit und Ferroperiklas Magnesiowustit diese prominente seismische Diskontinuitat markiert die Grenze zwischen Oberem und Unterem Mantel Der uberwiegende Teil des Unteren Mantels wird auch Mesosphare genannt nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Schicht der Erdatmosphare Dort scheinen die Minerale des Mantelgesteins bei einer mittleren Dichte von 5 0 g cm keine Phasentransformationen mehr zu durchlaufen die zu globalen Diskontinuitaten fuhren Eine mogliche Ausnahme ist die Transformation von Perowskit zu Post Perowskit die bei Drucken uber 120 GPa stattfindet und eventuell die Ursache der sogenannten D Schicht an der Grenze zwischen Erdmantel und ausserem Erdkern ist Mantelkonvektion Bearbeiten Hauptartikel Mantelkonvektion Bedingt durch einen Dichteunterschied welcher vermutlich aus einem Temperaturunterschied resultiert zwischen der Erdkruste und dem ausseren Erdkern findet im Erdmantel eine konvektive Stoffzirkulation statt die nicht zuletzt durch die Fliessfahigkeit des festen duktilen Mantelmaterials uber Jahrmillionen hinweg ermoglicht wird Dabei steigt heisses Material aus der Nahe der Kern Mantel Grenze als Diapir in hohere Bereiche des Erdmantels auf wahrend kuhleres und dichteres Material nach unten sinkt Wahrend des Aufstieges kuhlt das Mantelmaterial adiabatisch ab In der Nahe der Lithosphare kann die Druckentlastung dazu fuhren dass Material des Manteldiapirs partiell aufschmilzt und dadurch Vulkanismus und Plutonismus verursacht Die Mantelkonvektion ist ein im Sinne der Stromungsmechanik chaotischer Prozess und ein Antrieb der Plattentektonik wobei sowohl langzeitstabile als auch instabile Konvektionsmodelle diskutiert werden Dafur ist auch das Absinken der alten kalten und schweren ozeanischen Kruste an den Subduktionszonen bedeutsam Die Bewegungen der Lithospharenplatten des Erdmantels sind dabei partiell entkoppelt da aufgrund der Rigiditat der Lithosphare sich eine solche Platte die meisten umfassen sowohl kontinentale als auch ozeanische Kruste nur als Ganzes bewegen kann Die Lageanderungen der Kontinente liefern daher nur ein unscharfes Abbild der Bewegungen an der Obergrenze des Erdmantels Die Konvektion des Erdmantels ist noch nicht im Einzelnen geklart Es gibt verschiedene Theorien nach denen der Erdmantel in verschiedene Stockwerke separater Konvektion unterteilt ist Literatur BearbeitenHofmann Albrecht Werner Chauvel Catherine Arndt Nicholas T Geochemie des Erdmantels Die Geowissenschaften 8 3 72 79 1990 doi 10 2312 geowissenschaften 1990 8 72Weblinks Bearbeiten Wiktionary Erdmantel Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Literatur von und uber Erdmantel im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Claude Allegre Gerard Manhes Christa Gopel The age of the Earth Geochimica et Cosmochimica Acta Bd 59 Nr 8 1995 S 1445 1456 doi 10 1016 0016 7037 95 00054 4 alternativer Volltextzugriff CiteSeerX S 1454 SiFeMa auf duden de abgerufen am 21 Februar 2023 https agupubs onlinelibrary wiley com doi pdf 10 1029 2003GC000597 Gregor Markl Minerale und Gesteine Mineralogie Petrologie Geochemie 2 Auflage Spektrum Akademischer Verlag 2008 S 573 f Stuart Ross Taylor Scott M McLennan Planetary Crusts Their Composition Origin and Evolution Cambridge University Press 2010 S 216 f Andreas Stracke Albrecht W Hofmann Stan R Hart FOZO HIMU and the rest of the mantle zoo In Geochemistry Geophysics Geosystems Band 6 Nr 5 2005 doi 10 1029 2004GC000824 Jarek Trela Esteban Gazel Alexander V Sobolev Lowell Moore Michael Bizimis The hottest lavas of the Phanerozoic and the survival of deep Archaean reservoirs In Nature Geoscience Advance online publication 22 Mai 2017 doi 10 1038 ngeo2954 Normdaten Sachbegriff GND 4138985 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdmantel amp oldid 235059781